- Deutscher Titel: Harry Pottwal und der Trichter der Breiten
- Original-Titel: Harry Pottwal und der Trichter der Breiten
- Regie: Hannes Graubohm
- Land: Deutschland
- Jahr: 2005
- Darsteller:
Harry Pottwal (Maximilian Huber)
Ron Presley (Hannes Graubohm)
Hermine Ranger (Franziska Kempen)
Hagrid (Matthias Gerth)
Direktor Dumpfbart (René Busch)
Waldemar (Nils-Henrik Stöver)
Tante Betty (Dagmar Huber)
Onkel Horst (Bernd Meyer)
Harrys Mutter (Anne-Kathrin Rohmeyer)
Harrys Vater (Nicolas Sauer)
Vorwort
Abt. Make fun of the hype
Ich gebe es an dieser Stelle offen zu (ich hab´s bestimmt schon an anderer Stelle offen zugegeben, aber wer hat behauptet, ich würde mich nie wiederholen?) – ich bin Harry-Potter-Ignorant. Ich habe weder eins der Bücher gelesen (okay, ein Kapitel mal, und nein, ich werde das nicht ändern, auch wenn everyone and his brother mir erzählt, was mir da alles entgeht) noch einen der Filme gesehen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Jeanne K. Rowling ihren plötzlichen Erfolg und konsequent eingetretenen Giga-Reichtum nicht gönne (obwohl ich ihn MIR natürlich viel mehr gönnen würde), sondern ein wenig mit ihrer Attitüde, dass es vor, während und nach ihr ihrer Ansicht nach offensichtlich keinerlei Fantasy gegeben hat, gibt bzw. geben wird, und viel damit, dass mich der ganze Schmonzes eigentlich nicht sonderlich interessiert (im Gegensatz zur „Artemis Fowl“-Reihe, was wiederum manchen zu der Hypothese veranlassen könnte, dass mein ganzes Gewäsch mal wieder recht rückgratlos und inkonsequent ist. So what?).
Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht in groben Zügen weiß, worum´s im Harry-Potter-Universum geht und demzufolge fühle ich mich durchaus qualifiziert, meinen Senf zu einer Harry-Potter-Parodie zu geben. Womit wir beim Thema wären.
Wieder einmal geben wir bei badmovies.de gern dem Nachwuchs eine Chance und waren demzufolge gerne bereit, eine angebotene Rezensions-DVD des stolzen Werks Harry Pottwal und der Trichter der Breiten einer genaueren Inspektion zu überziehen. Angekündigt wurde der Streifen von seinen Machern als „Sauf- und Partyfilm“, womit schon vorab gesagt wäre, in welcher Stimmung man sich das Lichtspiel bevorzug zu Gemüte führen sollte. Dem Doc steht eine solche Herangehensweise leider nur selten offen, weil – ist er breit wie die berühmte Strandhaubitze, ist´s mit dem Verfassen leserlicher Notizen noch schwerer als eh schon; ich betrachtete den Film also nüchtern und sozusagen nur im „virtuellen Rausch“. Gut, manches ist im Suff sicher lustiger als bei Null Promille, aber man sollte ja trotzdem erkennen können, ob der Pottwal seinem, ähm, Anspruch gerecht werden kann. Vorhang auf.
Anmerkung: leider liegt mir der Streifen auf einer DVD-R zwecks Rezension vor, und wie üblich mag mein PC-DVD-Laufwerk den Rohling nicht abspielen, weswegen ich leider auf Screenshots verzichten muss.
Inhalt
Wir steigen ein bei Nacht & Nebel, zumindest aber auf einem nächtlichen Feldweg, über den ein Auto zockelt; aber schnell geht´s auf asphaltiertem Geläuf weiter, bis die Automobilisten bei einer vermummten geheimnisvollen Gestalt (deren „geheimnisvolle“ und vermummte Aura * etwas * durch die knallgelbe Strickmütze untergraben wird; allerdings entpuppt sich die „Vermummung“ als angetackerte Gesichtsmatratze) am Wegesrand anhalten. Dem Vermummten wird ein Körbchen in die Hand gedrückt – Inhalt desselben: ein krakeelendes „Baby“ (selten überzeugendere Baby-Laute gehört). Anderswo sitzt ein typischer Proll in seiner Bude, kippt sich bierischen Bölkstoff hinter die Binde und lauscht netter Reggae-Mucke. Wie verbinden sich die beiden Szenen? Easy. Der vermummte Mystery Man trägt das Baby-Paket durch die Stadt, stellt es vor der Bude des Prolls ab, drückt schelmisch auf die Klingel und zieht mit selbstzufriedenem Grinsen ab (hm, ein Kollege des Klapperstorchs?). Proll reagiert auf die akustische Lärmbelästigung durch Türklingel mit einem irritierten „What the fuck?“ (scheint nicht oft Besuch zu kriegen, der Kerl) und quittiert das auf seiner Türschwelle liegende Überraschungspräsent mit überschaubarer Begeisterung. Anders ausgedrückt – auf Vaterfreuden hat er keinen Bock, klemmt sich Kind und Korb unter den Arm, schleicht zum nächstverfügbaren Nachbarhaus, wiederholt dort den Klingelstreich des Mystery Mans und verdrückt sich, ohne auf Antwort zu warten, mit dem patentierten Otto-Walk in die finstere Nacht. Bei den neuen Adoptiveltern findet das Balg (gemimt übrigens von seinem „regulären“ Darsteller in „Babyklamotten“ freundliche Aufnahme…
Es folgen die Titeleinblendung und ein bedeutungsschwangeres „18 Jahre später“ insert.
Tante Betty und Onkel Horst, unschwer zu erraten die barmherzigen Samariter, ärgern sich über ihren missratenen Zögling Harry (und wer der ist, muss ich sicher nicht erklären). „Der liegt bestimmt wieder besoffen im Wandschrank“, spekuliert Horst zutreffend – unser Hero Harry hat ein gravierendes Alkoholproblem (d.h. vermutlich hat er größere Probleme ohne Alkohol) und verwechselt im abgefüllten Zustand gern mal sein Zimmer mit dem Schrank. Dort fläzt er also schnarchend (in seinem Pentagramm-666-mächtig-evil-T-Shirt) und bekommt so leider nicht mit, dass sein weißbierpichelnder Onkel den folgenschweren Vorschlag unterbreitet, den Junioralkoholiker zwecks allgemeiner Besserung auf ein Internat für schwer erziehbare Jungs zu schicken. Tante Betty tut´s zwar irgendwie in der Seele weh, aber auch sie hält´s für das beste, was Harry (und vermutlich vor allem Onkel und Tantchen) passieren könnte. Schon wenig späteri st der große Tag gekommen. „Ich bin froh, dass wir ihn los werden“, freut sich Horst ein Loch ins Knie. „Endlich“ kommt der Mitarbeiter des mittlerweile zum „Institut“ mutierten Internats, ein gewisser Hagrid, seines Zeichens kenntlich gemacht durch den Life-of-Brian-autorisierten falschen Bart (der selbstredend „echt“ ist, gelle und deutlich macht, dass es sich bei Hagrid um den Mystery Guy aus dem Prolog handelt) und macht einen generell vertrauenserweckenden Eindruck. Betty hätte einen Sonderwunsch – der zarten Kinderseele Harrys möchte sie nicht zumuten, die Wahrheit über das Internat zu erfahren. Ob man dem kleinen Jungen nicht vorschwindeln könnte, das Internat wäre eine „Zauberschule“ (denn darauf steht Harry, ersichtlich Harry-Potter-Fan und für 18 Jahre sichtlich zerebral unterversorgt)? „Dat geht“, bescheidet Hagrid. Harry wird herbeigerufen – seinen spitzen Zauberhut (vermutlich Modell „Rincewind“) hat er schon auf. „Das ist der Herr von der Behinderten-,“ redet sich Horst beinahe um Kopf und Kragen, „äh, Zauberschule!“ Harry springt vor Begeisterung fast das ein oder andere Ei aus der Hose: „Ich geh auf die Zauberschule, yippie!“
Zum ersten Mal, instruiert uns der omnipräsente Erzähler, ist Harry also von zuhause weg, als er mit Hagrid durch die Stadt spaziert (ein Opfer des homeschooling?). Unser Zauberlehrling besteht darauf, vor Dienstantritt im Internat ordnungsgemäß mit Zauberutensilien versorgt zu werden, Zauberstab usw. „So´n Idiot“, denkt sich der genervte Hagrid, hat aber glücklicherweise die Adresse eine Spielzeugladens am Start, den er dem geistig doch beeinträchtigten Harry als „Zauberladen“ verkaufen kann. Eine Investition von schätzungsweise 99 Cent in einen Billigfaschingskostümzauberstab später ist Harry auf Wolke Sieben und Hagrid skeptisch, was den mentalen Gesundheitszustand seines neuen Schützlings angeht: „Wie blöd IST der Junge?“. Der Schulbeauftragte sieht´s philosophisch: „Das Gesaufe während der Schwangerschaft muss doch riengehauen haben!“ (Dieser Film ist ein verdienstvolles Aufklärungswerk, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert werden sollte).
Jedenfalls verfügt Hagrid noch über genügend Selbsterhaltungstrieb, um den langen Trip zum Internat nicht mit Harry gemeinsam vollführen zu wollen, was man irgendwo verstehen kann. Statt dessen schleppt er ihn nur zum nächsten Bahnhof (naja, ist mehr ´ne Regionalbimmelbahnhaltestelle mit Wartehäuschen und einem Ticketautomaten) und zieht Harry ein Billett (natürlich mit dem Code „666“). „Du nimmst den nächsten Zug und fährst einfach weg“, befiehlt Hagrid und es scheint mir eine unausgesprochene Hinzufügung zu sein, dass es Hagrid prinzipiell reichlich wurscht ist, WO genau Harry gegebenenfalls ankommen wird. Damit verabschiedet sich der Schulbeauftragte und lässt einen verwirrten Harry zurück, denn auf dem Ticket steht, dass sein Zug auf Gleis 9 ¾ (a-haa) abfährt. Guter Rat ist teuer, doch zum Glück gibt´s einen vertrauenserweckenden Jugendlichen (tief in seinen Anorak eingemümmelt), den man fragen könnte. Harry fragt und der Anorakträger begreift schnell, dass für den Fragesteller selbst ein geistiger Tiefflug unerreichbare Höhen darstellt, er also prima zu verarschen wäre. Deshalb bindet er Harry den Bären auf, Gleis 9 ¾ wäre ein „magisches Gleis“ zwischen den Gleisen 9 und 10 (mal ganz davon abgesehen, dass diese Haltestelle gerade mal über zwei Gleise verfügt), das man nur erreiche, wenn man sich mit Schmackes gegen einen bestimmten Punkt der Wand des Wartehäuschens dengelt. Harry kann man bekanntlich jeden Schmu für bare Münze verkaufen, wenn man ihn denn mit „Magie“ tarnt und schon rast unser Freund also mit Anlauf gegen die Wartehäuschenwand. „Scheiße, bist du blöd“, fällt dem Verarscher da auch nur noch ein, unterbreitet aber, da das Unternehmen begreiflicherweise nicht gerade großen Erfolg erringt, den Voschlag, gefälligst ein wenig schneller gegen die Wand zu rennen. Harry tut´s, d.h. wir bekommen eine ganze Reihe Crashtest-Studien mit lebendem Dummy zu sehen, bis es dem Anorakman zu doof wird und er sich trollt. Harry lässt sich dadurch allerdings nicht aufhalten und vernichtet weiter wertvolle Gehirnzellen (okay, das dürfte keinen großen Schaden anrichten) durch Frontalaufprälle, bis ein neuer Passant des Weges kommt und sich und Harry fragt, was den hier wieder für´n Schwachsinn stattfindet. Harry berichtet treudoof über seine Versuche, auf´s magische Gleis vorzudringen, worauf der Neue Harrys Fahrschein einer kritischen Überprüfung unterzieht und die „9 3/4“ eher unromantisch als simplen Druckfehler ausmacht. Zufälligerweise will er ebenfalls mit dem nächsten Zug fahren und schlägt daher, er weiß ganz offenkundig nicht, mit wem er es zu tun hat, gemeinsame Reise vor. „Oh, cool,“ freut sich Harry, den man auch wirklich mit allem begiestern kann.
Im Zug stellt sich der Reisegefährte als Ron Presley vor und kunftet aus, dass seine Eltern wollen, dass so richtig was aus ihm wird und ihn deshalb auf dem selben Internat, zu dem auch Harry unterwegs ist, zum „Profi-Kampftrinker“ ausbilden lassen. Das ist mal wenigstens noch eine Karriere mit Zukunft. Harry kuckt dämlich… nix Zauberschule? Ron scheint sein Gegenüber aufgrund dessen an den Tag gelegter Blödheit korrekt identifizieren zu können: „Du bist doch Harry Pottwal!“ (Sein Ruf eilt ihm voraus).
Im Gegensatz zu Harry ist Ron über die damit einhergehende Pottwal-Familienlegende bestens informiert und darüber hinaus mitteilsam veranlagt – in Form eines Flashbacks wird uns und Harry die tragische Vergangenheit des Pottwal-Clans versinnbildlicht. Harrys leibhaftige Eltern waren vorbildliche Säufer vor dem Herrn, und ebenfalls Absolventen der bewussten Trinker-Akademie, begingen aber den strategischen Fehler, sich auf ein Wettsaufen mit dem fiesen Waldemar einzulassen. Trotz heftiger Gegenwehr hätten die beiden den Kürzeren (bzw. etliche Kurze) gezogen und seien an den Nachwirkungen dieses Komapichelns verschieden. Harrys ehrenvolle Aufgabe sei es nun, den durch diese Niederlage erlittenen Imageschaden der Schule zu korrigieren, denn nur, wenn ein Absolvent der Schule Waldemar in einem fairen Trinkwettbewerb besiegen kann, ist die Schmach getilgt… und die Legende sagt, dass eben nur ein Pottwal überhaupt dahingehende Chancen besitze. Harry versteht erwartungsgemäß nicht mal Bahnhof: „Wie jetzt?“ Ron versucht gar nicht erst, seinem beschränkten Freund die Sache auszubuchstabieren, sondern zaubert eine Ladung Kurze aus der Tasche und ruft ein allgemeines Jubelsaufen aus, dem sich Harry nicht verschliesst. Ron entsorgt die geleerten Fläschchen durch ungezielten Wurf über den Rücken zur nächsten Bank und trifft damit ein attraktives Mädel, die sich ungeniert ebenfalls als zukünftige Mitschülerin vorstellt, Ron und Harry tiefsten Respekt dadurch abnötigt, zwei Kurze parallel zu inhalieren und sich überdies als Hermine Ranger vorstellt. Etliche Schnäpse später erreicht die gut aufgelegte Dreierbande den Zielbahnhof, wo Hagrid sie bereits erwartet (der Schelm ist vermutlich mit´m Auto gefahren. Hoffentlich nüchtern) und ankündigt, sie nun zur Harald-Juhnke-Schule (sic) führen zu wollen. „Jou, wir komm´ dann mal mit“, hält Ron das für eine spektakuläre Idee.
Nach 20 Minuten Fußmarsch (zum Glück nicht in Echtzeit) präsentiert Hagrid die Schule – ein eindrucksvolles Schloss (von dem sich unsere Filmemacher allerdings nur eine einsekündige Einstellung aus weiter Ferne leisten können :-)), das sich in seinem Inneren als ziemlich handelsübliche 08/15-Schularchitektur entpuppt. Während des kurzen Rundgangs werden Ron und Harry leider insoweit enttäuscht, als in dieser Bildungseinrichtung strikte Geschlechtertrennung herrscht und Hermine damit weder Stuben- noch Klassenkameradin sein wird. Harry rennt sich in der Dachetage an jedem schrägen Dachbalken (und die gibt´s im Zwei-Meter-Abstand) Zauberhut und Birne ein, bis er schließlich vorübergehend k.o. geht. Hagrid zieht sich einmal mehr zurück und überlässt die Einweisung in die Schlafgemächer dem Oberboss der Schule, Direktor Dumpfbart, der, mit angeklebtem Nikolaus-Rauschebart, sich nicht lumpen lässt und den beiden männlichen Neuschülern ihre Dachkemenate (vorausschauend mit „I want to believe“-UFO-Poster und deutscher Flagge dekoriert) zuweist. Obwohl vermutlich auch Zwergpygmäen in dem Raum klaustrophobische Anfälle kriegen sollten, sind Ron und Harry begeistert, nach all den Anstrengungen des Tages aber auch dafür, eine Runde gepflegten Matratzenhorchdienst einzuschieben.
Der Hahnenschrei weckt am nächsten Morgen und unsere Helden, für ambitionierte Junioren-Säufer wenig vorausschauend handelnd, werden von heftigen Brummschädeln geplagt (deswegen weiß der Profi ja auch, dass er sich mit zwei Aspirin o.ä. ins Bett legen sollte). Frühstück wäre jetzt angesagt und Ron plädiert für Cornflakes. Immerhin – in der angeschlossenen Kochnische sind tatsächlich Knusperflocken vorhanden, nicht allerdings die gemein für Cerealienvertilger in solchen Fällen als unabdingbar gehandelte Mili. Aber schließlich ist ein Katerfrühstück keins, wenn man nicht schon bei seinem Anblick ins Würgen kommt, ergo wird der Kellogs-Kram roh und unbemilcht verspeist. Wir wünschen guten Appetit. Nicht so aber Direktor Dumpfbart, dem beim Anblick der Flakes mümmelnden Aushilfsalkis beinahe der Bart vom Kinn sprigt. „Meine Fresse, DAS soll Frühstück sein?“ Glücklicherweise ist der Institutsleiter auf alle Eventualitäten vorbereitet, zaubert zwei Büchsenbier aus seinem Kaftan und schleudert sie seinen Zöglingen mit einem mahnenden „DAS ist Frühstück“ in die Pfoten. Schließlich ist Nüchternheit am Morgen ein herber Verstoß gegen die Schuletikette. Ron und Harry tragen´s mit Fassung, schütten den Gerstensaft kurzentschlossen über ihre Flocken und mampfen weiter. Leckerlecker.
Der Unterricht wird ebenfalls in gehobener Stimmung absolviert. Dumpfbart begrüsst seine Schüler mit einem fröhlichen „Guten Morgen, ihr Spacken!“ und gibt die offiziellen Schulregeln, ohne die´s auch auf einem Trinkercollege nicht geht, bekannt: Die Schüler können überall rumlaufen, wo´s ihnen beliebt, nur der Korridor im 3. Stock ist ein böses Tabu, und wer es wagen sollte, unter 1,5 Promille angetroffen zu werden, kann sich auf gewichtigen Ärger einstellen. Nun gibt´s nur noch die Einteilung in „Häuser“ zu veranstalten, die, wie nicht anders zu erwarten, durch Schnellvernichtung von Alkohol geregelt wird. Die Aufgabe besteht darin, zwei Becher auf ex zu kippen. Für die Quartalssäufer Ron und Harry ist das selbstredend keine Herausforderung, so dass sie (und off-screen auch Hermine) leistungsgerecht dem gleichen Haus zugeteilt werden. Was die erfreuliche Folge hat, dass privaten nachschulischen Saufgelagen in Dreierbesetzung auf dem Zimmer unserer Helden ersichtlich nichts im Wege steht.
Während Hermine mal kurz durch´s Areal streift, unterhalten sich Ron und Harry tiefgründig-psychologisch über ihre Beziehung zum Girl. „Ich mag Mädchen mit Charakter“, stellt Ron fest und Harry hat den Durchblick: „Und die HAT solchen Charakter!“ (die dazugehörenden Handbewegungen machen deutlich, welche Art Charakter uns Harryferkel meint… Körbchengröße C, wie Charakter halt…).
Herminchen kann sich indes nicht beherrschen und strolcht auf den verbotenen Korridor. Der beinhaltet hauptsächlich eine ver-, aber nicht abgeschlossene Tür (soviel zu den Sicherheitsmaßnahmen… SOOO geheim kann das böse Tabu dann also auch nicht sein) und unser Alkimädel riskiert einen Blick, den sie allerdings nicht mit uns teilt. Wir müssen uns auf die Akustik verlassen – es growlt schauerlich hinter der Tür, Hermine flüchtet „geschockt“ (zumindest steht das vermutlich im Drehbuch) und entschliesst sich dazu, ihr ungesehenes Erlebnis für sich zu behalten.
Im Unterricht erfahren unsere Helden wenig später wertvolle Informationen über die Eigendestillation von Spiritousen in Notfallsituationen (kann ja mal passieren, dass die Tanke schon zu hat). Ron und Harry fallen aber durch Undiszipliniertheiten auf (kaum zu glauben, aber selbst im Trinkerkolleg legen die Lehrkräfte bescheidenen Wert darauf, dass die Schüler ihren Ausführungen geistig folgen) und werden zur Ordnung gerufen, was aber nichts bringt, da Rons Herumspielereien mit einem Bleistift zu einer spontanen Augenextraktion beim Banknachbarn führt (und Ron das entfernte Auge als leckeren Snack für zwischendurch ansieht; und nein, das ist gewiß kein Splatter).
Trotz seines zweifelhaften kulinarischen Geschmacks ist Ron, wie wir bereits ahnen, seinem Stubenkameraden intellektuell um mehrere Lichtjahre überlegen. Dies zeigt sich z.B. beim Schachspiel. Okay, unsere suspension of disbelief schiebt schon beim bloßen Gedanken daran, Harry könnte auch nur die Spielregeln von „Spitz paß auf“ begreifen, Überstunden… nichtsdestotrotz wird ernsthaft geschacht, auch wenn die Spielfiguren, der Bildungsanstalt angemessen, durch gefüllt Schnapsgläser ersetzt wurden. Harry ist ein dankbares Opfer – zwischen seinen Zügen knackt die olle Suffgurgel nämlich immer wieder gepflegt weg, was der clevere Ron zur unauffälligen Manipulation des Spielstandes zu seinen Gunsten zu nutzen weiß. In seinen Wachphasen, also, immer, wenn er am Zug ist, versteigt sich Harry angesichts der veränderten Situation auf dem Spielfeld zu der Hypothese, hier wären okkulte Kräfte am Werk. Von einem hergelaufenen magischen Schachspiel mag sich unser Freund nach eigener Aussage nicht verarschen lassen und schreitet daher zum ultimativen Mittel – er pichtelt die Schnäpse weg und erklärt sich somit zum moralischen Sieger.
Und so gehen Tage und Wochen ins Land, und von einer, ähm, Story im Wortsinne wäre noch nicht wirklich was erkennbar, aber so ist das halt bei Parodien. Irgendwann mal hat Harry Geburtstag und annonciert diesen Fakt – leider erst am Tag Ultimo selbst, was Ron und Hermine in die peinliche Lage bringt, kein Geschenk am Start zu haben. Das fieberhaft arbeitende Hirn Rons improvisiert einen Plan, der zu ungefähr 99,7 % auf der zutreffenden Annahme beruht, dass Harry schlechterdings verblödet ist. Und so greift sich Ron das nächstbeste herumliegende Stück Textil (was ist das? Ein Hemd, ein Schal? Ich erkenn´s nicht) und erklärt selbiges zum sorgfältig ausgesuchten und von Herzen kommenden Geschenk von ihm und Hermine. Der Plan geht auf – Harry freut sich über das ihn an den Kopf geworfene Kleidungsstück noch ein paar Gehirnzellen ab und meint sich im Text verhaspelnderweise, dass es sich bei diesem Dingens ja mit Sicherheit um „so ein Ding, mit dem man sich unsichtbar machen kann“ handeln müsse. Ron und Hermine bleibt an dieser Stelle nur noch der gute alte Doc-approved Kopfpatsch. Harry will seine neue Geheimwaffe sofort ausprobieren, um damit in die Bibliothek zu schleichen und in den verbotenen Büchern nach Hinweisen über Waldemar suchen. Seine Freunde quittieren dieses Vorhaben mit einem weiteren Kopfpatsch…
In der Bibliothek, für die der Librarian der Unsichtbaren Universität wohl ein Nest nicht verlassen würde (da es sich um eine handelsübliche Schulbibliothek handelt), macht Harry sich buchprüfenderweis ans Werk. „Unzählige Bücher später“ (dieweil Harry im Bild genau EIN Regal weiter gekommen ist) wird er fündig. Währenddessen unterhalten sich Ron und Hermine über Waldemar, bzw. darüber, was sie alles nicht über den geheimnisvollen Supersäufer wissen. „Er ist nicht zu besiegen, also nahezu unbesiegbar“, erläutert Ron fachmännisch, doch da platzt Harry mit dem eroberten Infoschmöker herein und kunftet frisch belesen aus, dass man mit Hilfe des mysteriösen „Trichter der Breiten“ Waldemar „eventuell“ unter den Tisch saufen könnte. Der ominöse Trichter, der laut dem Sufflexikon erlesenste Vollräusche verspricht, werde irgendwo auf dem Schulgelände verborgen. Wo könnte das wohl sein? Da ihre männlichen Mitschüler die offensichtlich Verbindung nicht herstellen, muss sich Hermine an den verbotenen Korridor und ihre unheimliche Begegnung der growlenden Art erinnern und berichtet über ihr dortiges Erlebnis. Der Trichter muss in dem verschlossenen Raum sein und wird, wie uns nun nahegelegt wird, von einem Hund bewacht. Dennoch fühlt sie sich mental (und promilletechnisch, nehme ich an) stark genug, dem Vieh den Trichter zu entreißen, während Ronversucht, Direktor Dumpfbart für das Windeseile entworfene Vorhaben, Waldemar mit dem Trichter herauszufordern und so die angekratzte Schulehre wiederherzustellen, zu begeistern. Harry wird der seinen Fähigkeiten angemessene wichtigste Part im Prozedere zugeteilt – er trinkt ein Bier.
Teil 1 dieses Plans funktioniert – Hermine sucht das geheime Zimmer auf, verprügelt (off-screen) den (nie gezeigten) Köter und apportiert den Trichter (Ballermann-tauglich mit 1-m-Schlauch), dafür allerdings scheitert Rons Ansinnen, Dumpfbart für die Waldemarbekämpfung einzuspannen, am empfindlichen Widerstand des Direx, der ihn uuncharmant vor die Tür befördert. „Dieser Homo“, schimpft Harry, aber ist ja auch egal, dann wird Waldemar eben ohne Segen von oben herausgefordert. Hermine präsentiert den Trichter (wenngleich ihre beschränkten Freunde auf die Frage „ratet mal, was ich hier habe“ mit einem debilen „ja, was denn?“ reagieren und Harry bei der Wahl zwischen linker und rechter Hand hinter Hermines Rücken mit eindeutiger Handbewegung für „Mitte, hähä“ plädiert). „Jetzt wissen wir ja, wo Waldemar wohnt“, überrascht uns Ron, d.h. es kann zum Showdown geschritten werden. Harry verstaut den Trichter eher unappetitlicherweise an seinem verlängerten Rückgrat in der Hose und nimmt sich noch´n Bier auf den Weg mit. Hätte er sich aber sparen können…
… denn in Waldemars nich-so-geheimen Hideout hat der Erzschuft bereits eine böse Falle für die Helden präpariert. Der Boden ist übersät mit Billigbier aus der Blechhülse („Grafenwalder“, für Fans) – noch während unser Kampftrupp sich über das Dosenmeer wundert, wird er von Waldemar eingeschlossen. „Ihr kommt hier erst raus, wenn ihr alle Dosen ausgetrunken habt“, muwahaat Waldemar from outside, was für Harry ersichtlich keine spezielle Herausforderung darstellt (obwohl Bösmann Waldi die Dosen bereits geöffnet hat und wenig schmeckt scheusslicher als abgestandenes Billigdosenbier). Auf zum Gefecht – die Dreierbande hält sich wacker, doch irgendwann knickt bei Ron das Fahrgestell ein: „Harry, du musst alleine weitermachen“, röchelt Ron noch, ehe er sich ins Koma verabschiedet, und auch bei Hermine gehen wenig später die Lichter aus. Harry aber sieht sich der letzten Dose gegenüber und verhaftet auch diese – Triumphfanfare! „Jetzt werde ich den Mörder meiner Eltern treffen“, freut er sich und in der Tat – da ist er auch schon! Waldemar (in seinem schicken Hansa-Pils-T-Shirt) zeigt sich von den säuferischen Leistungen seines Rivalen durchaus angetan, aber jetzt geht´s ans Eingemachte, drinking contest one-on-one (ist schon ein wenig unfair, weil Harry ja schon mindestens 4 Promille intus haben dürfte). „Ich werde dich unter den Tisch saufen“, droht Harry, wofür Waldemar aber nur einen maniacal laughter übrig hat.
Begonnen wird mit Bier, wenigstens jetzt aus der Flasche („Gilde Ratskeller“) und Waldi zeigt seinem Herausforderer gleich mal, wo der Hammer hängt – uns Bösmann kaut nämlich Kronkorken zum Frühstück. Die ersten Biere werden noch fröhlich von einem Rülpswettbewerb, den Waldi mit einem fundamenterschütternden Röhrer für sich entscheidet, begleitet, aber dann wird´s ernst – Harry pichelt zwei Biere gleichzeitig weg, wird aber nach Punkten von Waldis extrem lässigen „vier -Flaschen-in-einer-Handbewegung-öffnen“ geschlagen. Dennoch hält sich der Pottwal wacker, meint zumindest Waldemar. „Du bist auch nicht schlecht“, lallt der Komplimentierte zurück.
„Viel später“ hat Waldemar die Faxen dicke – mit den Kindereien ist jetzt Schulz, jetzt kommt der harte Alk. „Gerne“, brabbelt unser Held und hält auch in der Disziplin „Wodka aus der Pulle“ ordentlich mit. „Noch später“ ist der Fight immer noch nicht entschieden. „Pottwal, du Schwachmat“, grunzt Waldemar, aber jetzt ist Harry bereit, seinem angeschlagenen Gegner den Todesstoß zu versetzen, er packt den Trichter aus und verpasst sich selbst eine Druckbetankung de luxe. Waldemar muss wohl oder übel kontern, versagt aber völlig, rutscht idyllisch vom Stuhl und muss die magischen Worte sprechen: „Du hast gewonnen!“ „Die Ehre ist wiederhergestellt“, rülpst Harry und erlaubt sich nun, ebenfalls bewusstlos den Fußboden zu küssen.
In seinem Bett kommt Harry wieder zu sich, und das nicht allein, denn erstens steht ihm die weißbärtige Visage Dumpfbarts gegenüber, zum anderen versteckt sich unter dem Bettdeckchen Hermine… Dumpfbart beglückwünscht Harry zu seinem Sieg, der „durch das, was in dir steckt“, möglich wurde. „Mein Herz?“, fragt Harry gerührt. „Deine Leber, du Flachzange“, korrigiert Dumpfbart salopp. Und wenig später ist dann auch das Schuljahr vorbei – die spannungsgeladene Frage, welches Haus denn nun den internen Wettbewerb gefunden hat, ist noch zu klären. Die schulischen Leistungen des Heldentrios waren leider eher mau – offiziell ist Harrys Haus ehrenvoller Letzter, doch Dumpfbart sieht sich gezwungen, aufgrund des ehrenvollen Einsatzes für Schule & Vaterland ein paar Bonuspunkte zu verteilen und damit Harry, Ron und Hermine zu Siegern zu erklären. Als Belohnung gibt´s Freibier für alle!
Zu guter Letzt verabschiedet Hagrid die drei Freunde am Bahnhof in die Ferien, und dann ist der Spaß auch vorbei.
Tja, wie soll ich einem Film wie Harry Pottwal und der Trichter der Breiten schon beikommen? Ist ja nicht so, als hätten die Jungs und Mädels von Chillmeister ernstlich das Bestreben gehabt, einen künstlerisch wertvollen Streifen zu drehen…
Ich kann mich daher schätzungsweise in der Nachbetrachtung kurz fassen, schließlich sind beabsichtigte Komödien für mich sehr schwer zu rezensieren. Zunächst mal freut´s mich, dass Harry Potter sein parodistisches Fett endlich abkriegt – der medienomnipräsente Zauberbalg war nu´ aber auch mal fällig. Zunächst mal zum Titel – der belegt nach dem legendären Indianer, Jones und der Bembel des Todes (aus der seligen ARD-Kiddie-Show Spaß am Dienstag) den ehrenvollen zweiten Platz lustig-bescheuerter Verarschungstitel und sorgt für ein erstes debiles Grinsen beim Rezensenten (Kritiker könnten nun wieder behaupten, der Doc grinst ständig debil, aber mein Gott, x Jahre schlechte Filme kucken fordern nun mal ihren Tribut).
Inwieweit sich die Story an der Vorlage orientiert, vermag ich mangels tieferer Sachkenntnis nicht zu beurteilen. Gut, selbst als Potter-Ignorant erkenne natürlich die Hauptfiguren wieder, aber ob das ganze Spiel Ähnlichkeit mit der Handlung eines Potter-Romans hat, dafür bin ich nicht der Experte. Ist ja aber auch egal, denn eine echte „Geschichte“ im Sinne dessen, was man auf der Drehbuchautorenschule lernt (oder auch nicht, sofern man eine im asiatischen Raum besucht hat), will Harry Pottwal ja nicht bieten – was auch an den problematische Produktionsbedingungen liegt, die die Drehzeit auf weit über ein Jahr ausdehnten, aus dem geplanten 60-Minüter die nun vorliegende 40-Minuten-Fassung werden liess und für einige noch zu würdigende wüste Continuity-Lapsi (Lapsen? Lapsusse?) sorgt. U.a. stehen so, nach objektiv meßbaren Kriterien, set-up und pay-off in keiner passenden Relation; fünfundzwanzig Minuten verbringen wir damit, die Charaktere vorzustellen und die „Rahmenbedingungen“ zu schaffen, die eigentliche „Story“ wird dann in fünfzehn Minuten und quasi direkt auf den Showdown reduziert dargeboten. Wie gesagt, so sieht´s „objektiv“ aus, doch wie soll man „objektiv“ bleiben, wenn der Film das überhaupt nicht verlangt? Schließlich will Harry Pottwal nichts anderes, als den Zuschauer party- und biertauglich zu unterhalten, und das is demzufolge auch die Meßlatte, die ein Rezensent wie meinereiner anlegen muss.
Ob das erwähnte Ziel erreicht wird, hängt selbstredend wesentlich davon ab, ob man sich dem Humorverständnis des Films anschließen mag oder nicht. Letztlich ist Harry Pottwal nix anderes als das filmische Äquivalent einer frühen Dimple Minds-Platte und damit, böse gesprochen, eine einzige Suffverherrlichung (aber schon allein daran, dass ich Dimple Minds-technisch Komplettist bin und zu meinen bevorzugten Sweatshirts ein offizielles DM-„Die Besten trinken aus“-Tourshirt gehört, merkt man, dass ich damit nicht wirklich ein moralisches Problem habe. An dieser Stelle aber die offzielle Message an die Kids: Saufen ist nicht cool. Und vor allem die Kater am nächsten Morgen sind böse…) – dementsprechend spielt sich das Niveau der Gags auf einem betont prolligen Level ab. Stellt man sich darauf ein, funktionieren viele der Blödeleien erstaunlich gut, wenngleich die Angelegenheit schon, darüber muss man sich klar sein, eine „one-joke“-Geschichte ist, deren Originalität sich darin erschöpft, dass „Zauberschule“ durch „Saufschule“ ersetzt ist. Für Liebhaber der fein pointierten Klinge ist das natürlich nichts, und auch wer nicht selbst grad mindestens ein Sixpack Hopfenkaltschale am Start hat, wird irgendwann merken, dass der Humor eher repetetiver Sorte ist – aber glücklicherweise ist der Film nicht lang genug, um Gefahr zu laufen, dahingehend zu nerven. 40 Minuten ist die richtige Dosis an fortgeschrittener Prollitis, das lässt sich noch goutieren, besonders, ja, ich weiß, ich wiederhole mich, wenn man den eigenen Promillespiegel dem der Filmprotagonisten angleicht.
Filmisch ist die Sache ordentlich ausgefallen – klar, große Weitwürfe sind nicht zu erwarten, ein Budget im Wortsinne dürfte nicht zur Verfügung gestanden haben und zumindest, wenn ich die Qualität der mir vorliegenden Rezensions-DVD ins Kalkül ziehe, wohl auch nicht das allererlesenste Equipment, aber ich hab im Amateur-/Indiebereich schon jede Menge auch technisch schwächeres gesehen. Die Kameraführung ist amateurtypisch recht statisch, aber der Schnitt ist relativ flott und gleicht dieses Manko ganz passabel wieder aus (natürlich ist das oft nach dem konventionellen Schuss-Gegenschuss-Prinzip gelöst, aber das ist immerhin schon dynamischer als ständig ´ne Totale oder Halbtotale vor der Optik zu haben). Aus der Not der Billigkeit machen die Filmemacher eine Tugend – Mut bzw. Willen zum puren Trash beweisen die angehängten Bärte der Zauberlehrer oder die Tatsache, dass man gar nicht erst versucht hat, das Interieur der Schule den kurzen „Außenaufnahmen“ anzugleichen.
Die schon geschilderten Produktionsschwierigkeiten (die Dreharbeiten waren knapp ein Jahr unterbrochen, dann schrieb Hannes Graubohm das Buch um und drehte die noch fehlenden Szenen zum neuen Script nach) führen zu den schon angesprochen lustigen Continuity-Goofs, denn die Darsteller hatten sich in der Zwischenzeit optisch durchaus verändert, so kann z.B. Harry-Darsteller Maximilian Huber, zu Beginn noch mit zotteliger, aber kurzer Mähne, in den nachgedrehten Szenen seine mittlerweile nachgewachsene Langhaarmatte nur noch mühselig unter´m Zauberhut verbergen; und da sich „alte“ und „neue“ Szenen in der internen Chronologie munter abwechseln, hat dies recht kuriose Folgen, was aber zum trashigen Charme des Films irgendwie passt.
Spezialeffekte sind nicht vorhanden, insbesondere keine Splattersudeleien (selbst die „Augenszene“, die nur auf den Gag und nicht auf Blood´n´Gore konzipiert ist), es sei denn, man zählt ein paar Fischaugeeffekte als Deliriumssimulatoren als Effekt. Recht pfiffig ist der Musikeinsatz.
Die Darsteller sind allesamt mit sichtlichem Spaß und dem Willen, sich schonungslos zum Deppen zu machen, dabei, wobei Maximilian Huber als kreuzdämlicher Harry den Vogel natürlich abschießt. Ein paar Holperer im Text machen dabei gar nix aus, das unterstreicht nur den Eindruck, dass wir es bei Harry wirklich mit einem extrem unterbelichteten Exemplar der Spezies Homo Sapiens zu tun haben. Regisseur Hannes Graubohm selbst als Ron steuert seinen Teil zum Gelingen des Unternehmens bei, die hübsche Franziska Kempen als Hermine hat leider nicht ganz so viel zu tun. Nils-Henrik Stöver (Waldemar) macht seine Sache auch gut. Ganz groß ist natürlich ebenfalls René Busch als Dumpfbart und mit erkennbarem Fez an der Sache sind auch Bernd Meyer und Dagmar Huber als Harrys Pflegeeltern dabei.
Der Film wird von den Machern über Chillmeister Productions auf DVD vertrieben. Der Kunde bekommt für faire 8 Euro einen Silberling, der den Film in Letterbox-Format in für Amateur-Verhältnisse akzeptabler Bildqualität auf den Fernseher wirft. Das Bild ist zwar recht grieselig und gelegentlich stellt sich deutliches Blockrauschen ein, aber bei einem home-made-Produkt sollte man nicht päpstlicher als der Papst sein – alles, was man sehen soll, kann man auch sehen. Ist natürlich keine Criterion-Collection, aber so manche Best-DVD sieht schlimmer aus. Der Ton ist, ebenfalls im Kontext gesehen, brauchbar. Eine Nachvertonung hat hörbar nicht stattgefunden, d.h. ab und an knabbert der Dialogton an der Unverständlichkeits-Grenze, ohne sie aber komplett zu überspringen. Außerdem gibt´s ein ganzes Rudel an Extras – lustige Interviews mit den wesentlichen Beteiligten sind Programmpunkt Nummer 1, es folgen einige recht spaßige Outtakes, der beinahe improvisiert wirkende Ultrakurzfilm „Der Super Daddy“ (natürlich eine Verarschung auf die „Super Nanny“, der erste „Harry Pottwal“-Kurzfilm (zwei Minuten, daraus entwickelte sich später die Bahnhofsszene im „richtigen Film“) und der Harry-Pottwal-Trailer. Ein rundes Paket.
Jou, wir können´s heute wirklich recht kurz und schmerzlos machen – der Film entzieht sich erkennbar durch seinen Willen, nicht mehr als purer Party-Trash zu sein, einer tiefschürfenden Analyse. Was zweifellos feststellbar ist – die Macher hatten Spaß an der Sache. Ob man als Zuschauer davon angesteckt wird, hängt halt hauptsächlich davon ab, ob man dieser Sorte Humor etwas abgewinnen kann und sich damit zufrieden gibt, dass der Streifen nicht mehr sein kann und mag als ein prolliger Sauffilm. Zweifelsohne entfaltet Harry Pottwal sein Potential am stärksten, wenn der geneigte Konsument sich schon vor Filmstart ordentlich was auf die Lampe gegossen hat und mit komplexen Details wie Dramaturgie, Story und großer Schauspielkunst nicht mehr behelligt werden will. Dann aber macht Harry Pottwal durchaus Laune und entwickelt sich zum perfekten Prollpartyfilm für trinkfeste Harry-Potter-Hasser. Das mag zwar eine eingeschränkte Zielgruppe sein, ist aber auf jeden Fall eine, der sich der Doc eher zurechnet als der Potter-Liebhaber-Fraktion…
(c) 2005 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 6
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 01.12.2005