Hard To Die

 
  • Deutscher Titel: Hard To Die
  • Original-Titel: Zhong an zou
  • Alternative Titel: Crime Story | Police Story IV | Police Dragon | Serious Crimes Squad |
  • Regie: Kirk Wong, Jackie Chan
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Jackie Chan (Jackie Chan)
    Detective Hung (Kent Chang)
    Wong (Lau Hang Kang)
    Mrs . Wong (Au Yeung Phui Shan)
    Lara (Christine Ng)
    Captain Ko (Sau Leung „Blacky“Ko)
    Polizeipsychologin (Leng-Leng Phua)
    Simon Ting (Fat Wan)


Vorwort

Ich bin Jackie-Chan-Fan. Ich schicke dies voran, um mir die Legionen anderer Jackie-Chan-Fans vom Hals zu halten, die schon mit einem bösen Blick und einer Tüte Kies bewaffnet bereit sind, „STEINIGT IHN!“ zu rufen, weil ich es wage, auch unser aller liebsten Handkantenschwinger auf diesen meinen Seiten potentiell zu diskreditieren. Und lasst Euch sagen, es besteht eine ganz gute Möglichkeit, dass ich vor Euch Jackie-Chan-Fan wurde, denn bei mir datiert diese innige Verbindung bis in die goldenen 80er Jahre zurück – ja, ich bin einer von der Sorte, die Hämmer wie Project A, Armor of God oder Operation Condor (letztgenannten sogar im Kino!) sozusagen noch „live“ miterlebten. Über die Jahre hab ich so ziemlich alle seiner Filme gesehen (Ausnahmen: Shang-High Noon und Rush Hour 2, aber quasi umgekehrt proportional zu Jackies Popularität hier und in den USA kühlte meine Leidenschaft ein wenig ab – Streifen wie Rumble in the Bronx, First Strike, Who Am I oder zuletzt The Accidental Spy waren zwar allesamt ganz nett, konnten aber oben erwähnten Klassikern (zu denen natürlich auch noch Sachen wie Dragons Forever oder Wheels on Meals zu zählen wären, ohne damit einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben) nicht das Wasser reichen. Von Jackies Post-Hollywood-Durchbruch-Erzeugnissen gefielen mir da schon die in Hongkong produzierten Mr. Nice Guy und Thunderbolt noch am besten.

Gut, ich weiss so gut wie jeder andere, dass auch ein Jackie Chan nicht jünger wird und ich gönne dem Maestro jeden Dollar seiner Gagenchecks, aber für eine nette Chan´sche Prügelorgie gebe ich mir halt lieber eines seiner 80er-Jahre-Werke (hab ich doch glatt vergessen, Police Story samt Sequels anzuführen) als einen seiner aktuellen Filme.

Was mich natürlich nie daran hinderte, meiner Sammlung auch den ein oder anderen „neueren“ Film einzuverleiben, womit wir dann endlich beim Thema wären (und ich hatte mir sooo fest vorgenommen, keine ewig lange Einleitung zu schreiben). Crime Story, hierzulande als Hard to Die veröffentlicht, ist zwar nunmehr auch schon fast eine flotte Dekade alt, aber dennoch im Ouevre des Meisters eher zu den „Neuen“ zu zählen – nicht nur, weil der Film (entgegen seiner manchmaligen Betitelung als Police Story 4) keine typische Jackie-Komödie ist, sondern einer der äusserst seltenen Anlässe, bei denen sich die Wege von Jackie Chan und des gemeinhin so genannten „new wave“-Hongkong-Kinos kreuzten.


Inhalt

Wir beginnen gleich mal mit einer kurzen Verfolgungsjagd – ein fetter Knabe in seinem Auto wird von zwei anderen Wagen in die Zange genommen, das ganze entwickelt sich zu einer versuchten Entführung, die daran scheitert, dass das Opfer sich mit Händen und Füssen wehrt und sämtliche beteiligten Fahrzeuge in einen Crash zwingt. Danach ist das vermeintliche „Opfer“ auch noch stinkig auf die „Entführer“ – es war eine Übung und der Dicke, Chef der Operation, macht seine Leute ordentlich wegen der schlampigen Ausführung zur Minna.

Cut to our Hero, Jackie Chan – wie in 99,7 % seiner Post-Police Story-Filme trägt Jackie Chan seinen Namen auch als Charakter-Namen im Film (zumindest im englischen Dubbing, im Original heisst der Charakter wohl Eddie). Jackie ist ein Cop und sucht als solcher die Polizeipsychologin auf, da er nach einem Shootout (den wir dankenswerterweise, denn es ist ein echt gelungenes action set piece), bei dem er mehrere Gesetzesbrecher plättete, dem üblichen posttraumatischen Stress unterliegt, zumindest doziert das die attraktive Seelenklempnerin, der das Script nicht mal einen Namen gönnt, allerdings will Jackie davon und auch von dem therapeutisch verordneten Erholungsurlaub nichts wissen und verlässt wutentbrannt das Büro der Doktorin.

Dann sehen wir unser Dickerchen wieder (immer wieder hab ich Bilder von Sammo Hung im Kopf, und dann heisst der Kerl im Film auch noch Hung), der sich in einer trauten Runde wenig vertrauenserweckender Existenzen als Detective der Hongkong-Police outet und mit den anwesenden Genossen im Zug eines vermutlich buddhistischen Rituals Blutsbruderschaft schliesst, mit dem offenkundigen Zweck, einen gewissen Wong aus dem Verkehr zu ziehen.

Selbiger, nämlich Wong, hat dunkle Vorahnungen und bittet die Polizei um Schutz vor einer Entführung, was ihm schliesslich schon mal passiert sei. Der Polizeichef ordnet sofortige Ermittlungen an, die Jackie leitet.

Hung besucht seine Liebesgespielin und ich pondere kurz die Ungerechtigkeiten der Welt, denn dieser 150-Kilo-Wabbel hat ein echtes Sahneschnittchen als Schnucki und in einem Glas-Aufzug geht´s dann auch sofort zur Sache (und wieder singen wir alle mit „Love in an elevatoooor“). Nach Verrichtung beabsichtigt sich Hung zu verpissen, was der soeben Besprungenen nicht recht in den Kram passt. Derlei Aufsässigkeiten werden durch eine ordentliche Watsch´n im Keim erstickt.

Wong inspiziert derweil eine Grossbaustelle, eines einer Projekte. Damit wir auch mitkriegen, dass Wong möglicherweise potentielles Entführungsopfer, aber ganz bestimmt ein mieser Typ ist, werden wir Zeuge, wie Wong die Bauspezifikationen profitträchtig umändert (es werden Wohnungen gebaut und Wong, Evil Capitalist, der er ist, ordnet an, dass die Wohnungen verkleinert werden müssen, auch wenn sich dadurch zwei Wohnungen ein Bad teilen müssen, und das Bauamt muss darüber im Zweifelsfalle ja erst nach Schaffung vollendeter Tatsachen unterrichtet werden). Einige Demonstranten tauchen auf, schwenken „Betrüger“-Transparente und sind drauf und dran, sich mit der Bauarbeiterbelegschaft, die allerdings zu gut 75 % aus Polente besteht, eine Keilerei zu liefern – offenbar hat Wong in guter Tradition von Generalübernehmern die Rechnungen seiner Subunternehmer nicht bezahlt und die proben nun den Aufstand. Jackie gelingt es, ernstliche Handgreiflichkeiten durch eine Rede zu verhindern (für Jackie-Chan-Filme eine eher ungewöhnliche Ansatzweise) – Jackie vermittelt den Demonstranten, dass er ja mit ihnen sympathisiere, aber eben auch auf Einhaltung von Recht und Ordnung zu achten habe. Das zieht, auch wenn Jackie einen Eimer Farbe abbekommt (das ist auch unserem Aussenminister schon passiert…) Wong ist ein wenig angepisst, weil Jackie die Bande, alles sicherlich potentielle Auftragskiller, nicht komplett verhaftet hat, aber Jackie lässt kurz durchblicken, dass er gerne auch die Bauaufsicht rufen könne, da ist der Grosskotz dann auch ruhig.

Ohne Polizeischutz fährt Wong mit seinem herzkranken Eheweib nach Hause und fühlt sich verfolgt. Per Handy klingelt er Jackie an, und keine Sekunde zu früh, eher zu spät, denn schon schleudern die Verfolger Enterhaken gen Wong-Mercedes und, eh, entern selbigen. Nicht im Plan der Kidnapper stand allerdings, dass auch Mrs. Wong in der Karre sitzt, und so müssen die Jungs erst mal ihren Cheffe anrufen, und der ist bekanntlich Hung. Der ist nicht begeistert, kennt er doch ihre Krankengeschichte, aber wenn sie schon mal da ist, muss man sie eben mitnehmen. Jackie kann nur noch die Verfolgung aufnehmen – seine Versuche, Verstärkung über die dafür vorgesehene Spezialtelefonleitung herbeizurufen, scheitern an angewandter Bürokratie, da die entsprechende Telefonisten partout Jackies sechsstellige Codenummer wissen will, die der aber wohl grad vergessen hat. Im Zug der Verfolgungsjagd überschlägt sich Jackie samt seinem Fahrzeug, richtet es per Muskelkraft wieder auf und hastet weiter. Nach weiterer erfolgloser Verstärkungs-Bitte richtet Jackie seinen Notruf einfach an die Nummer, die auch Otto Normalverbraucher wählen würde, nämlich eben den Notruf, wo man seinem Anliegen schon aufgeschlossener gegenüber steht und ein paar Motorradcops abkommandiert. Für die Bikerbullen gestaltet sich das allerdings als fliegendes Suizidkommando. Bikercop Nr. 1 wird schlichtweg volle Lotte über´n Haufen gefahren und auch Bikercop Nr. 2 steht auf der Abschussliste – nicht mal Jackies heldenhafter Versuch, die Crash-Linie zu blockieren, hat Erfolg. Die Übeltuer schieben Bike samt Fahrer sowie Jackies Karre durch die Gegend und trotz Helm bekommt dem Motorradpolizisten die Leitplanke, unter der er durchgeschoben wird, kopfmässig nicht wirklich gut – der Schädel blutet wie Sau und Jackie lässt Kidnapper Kidnapper sein, sondern bringt erst mal den verwundeten Kollegen ins Hospital, eskortiert von einer ganzen Flotte Motocops.

Im Krankenhaus verweigert Jackie jegliche Hilfeleistung ihm gegenüber, solange nicht der Schwerverletzte versorgt ist, klappt aber zusammen, kaum das dieser im OP ist. Alas, Jackies Eisenschädel braucht nur ein paar Stiche. Die zufällig anwesende Psychologin versucht Jackie auszureden, dass die Bescherung seine Schuld ist (der andere überfahrene Cop wird indessen reichlich tot eingeliefert), aber Jackie ertrinkt in Verantwortungsbewusstsein. „Erzählen sie das den Familien“, greint er und wie aufs Stichwort trudeln eben die nächsten Angehörigen der verunfallten Cops ein.

Hung und seine Kidnapperbande haben andere Sorgen, auch wenn dem verbrecherischen Cop gar nicht recht ist, dass die simple Entführung sich zu einer Mordsgeschichte ausgeweitet hat. Und der Bodycount könnte steigen, denn die alte Pumpe der Mrs. Wong macht schlapp. Hung hat offensichtlich die Jetzt-helfe-ich-mir-selbst-Ausgabe für Herzchirurgen gelesen und wiederbelebt die Dame mit Hilfe von (festhalten) Überbrückungskabel und Autobatterie. Mann, diese komischen Defilibrationsgeräte, oder wie diese schicken medizinischen Elektroschocker auch immer heissen (konnte ich mir noch nie merken) werden eindeutig überschätzt, denn diese hausbackenere Methode funktioniert ebenfalls prächtig.

Die Hongkong-Polizei bündelt ihre sämtlichen Kräfte zur Aufklärung der Entführung, denn die Kidnapper fordern schlappe 60 Mio. Dollar (US) Lösegeld für Mr. Wong (Madame Wong wurde indes zuhause abgeliefert). Jackie ist in charge der Operation, die als primäre Elemente „Telefonüberachung“, „allgemeine Razzien“, „Ausquetschen aller Informanten“ und „generellen Druck auf alle kriminellen Subjekte“ auf dem Programm stehen hat. Als besonderen Gag und Verstärkung präsentiert der Polizeichef noch Det. Hung als Partner für Jackie, denn Hung hat seinerzeit die erste Wong-Entführung aufgeklärt. Bevor Hung tiefer in die Materie einsteigen kann, bimmelt sein Handy. Das Fischerboot, auf dem Hungs Bande ihr Opfer deponiert hat, wird von rotchinesischen Grenzpatrouillien aufs Korn genommen. Hung gibt seinen Leuten den Tip, Wong „ausserhalb“ des Bootes zu verstecken, und das wird wörtlich genommen. Hung geht mit einem Aufpasser an seiner Seite über die Reling und darf schwimmen, während die Chinesen das Boot inspizieren.

Endlich erhält Mrs. Wong von den Entführern die Anweisungen für die Lösegeldübergabe. Sie soll sich bei einer bestimmten Bank einfinden, und Jackies Leute organisieren sofortige Totalüberwachung der betreffenden Filiale. Auf dem Weg dorthin dirigieren die Entführer Mrs. Wong aber zu einer völlig anderen Filiale um und stellen die Cops vor organisatorische Probleme. Mrs. Wong hebt 60 Millionen Dollar ab und wird zu Fuss (ein Film, der ohne Handys nicht möglich wäre) zu einer anderen Bank beordert. „Wir folgen ihr zu eng,“ stellt Jackie fest und ordnet die Undercover-Cops an, sich etwas zurückzuziehen – mit der Folge, dass sämtliche 179 Passanten die sprichwörtlichen drei Schritte zurück machen, an Personal scheints den Hongkongbullen jedenfalls nicht zu fehlen.

Die Telefontechniker konnten zwei verschiedene Anrufquellen lokalisieren – einer der Bösen ruft aus einem Hongkonger Stadtteil an. Die Information über den zweiten Anrufer erhält Hung – der Anrufer sitzt in Taiwan. Hung weiss dies selbstredend und gibt die Information, da er ja nicht ganz blöde ist, natürlich lieber nicht weiter. Währenddessen erhält Mrs. Wong eine Kontenliste, auf die sie die 60 Mio. verteilen soll, einige der Konten sind taiwanesisch, so dass der Polizeichef umgehend um Amtshilfe beim taiwanesischen Kollegen nachsucht, vermutet er doch, dass die „Rote-Armee-Brigaden“ und damit Terroristen hinter der Entführung stehen.

Die Taiwanesen sind immerhin soweit hilfreich, dass sie eine Liste der Konteninhaber rüberfaxen. Das reicht den HK-Bullen, Jackie soll die Überweisungen stoppen. Mrs. Wong will allerdings nicht, sie fürchtet um ihren Göttergatten. Jackie hat für solche Fälle immer eine ganze Akte mit Entführungsopfern, die nach Zahlung des Lösegelds noch getötet wurden, parat und das überzeugt die Madame. Allerdings sind 30 Mio. schon weg…

Tja, die Jungs aus Hongkong wissen zwar, wer in Taiwan auf der Kohle sitzt, nur leider gibt es kein Auslieferungsabkommen. Also müsste ein HK-Bulle „inoffiziell“ nach Taiwan reisen und dort das notwendige veranlassen. Nicht unüberraschend meldet sich Hung freiwillig („ich kenn dort Leute“, das mein´ ich aber auch…), was genehmigt wird, solange Jackie mitfliegt.

Der Flieger bietet kurze Komedy-Gelegenheit für Fatty Hung in Turbulenzen, bevor ihm Jackie das Bild eines der Verdächtigen vor die Nase hält – ein gewisser Simon Ting hortet die Millionen. Hung sieht alles reichlich locker. „Für sie ist alles nur ein Spiel“, findet Jackie diese Einstellung nicht lustig.

Unsere Hongkonger werden vom nationalchinesischen Polizeichef Ko empfangen, der ihnen klar macht, dass er „offiziell“ nicht helfen kann. Unser dynamisches Duo hört mit, dass Ting lokalisiert wurde und eine Razzia geplant ist, aber Ko verbittet sich jegliche Mitwirkung der HK-Abteilung und kutschiert die beiden in ihr Hotel, was sich Jackie nicht bieten lässt, Hung mitschleift und sich ein Taxi greift.

Die taiwanesische Polizei kennt jedenfalls keine halben Sachen und lässt mindestens eine Hundertschaft bis an die Zähne bewaffnete SWAT-Leute auffahren, die Tings Hideout förmlich aufsprengen und ein Gemetzel veranstalten. Ting gelingt mit einigen Getreuen die Flucht auf ein Hausdach, verfolgt vom mittlerweile eingetroffenen Jackie. Die Ganoven schleudern Granaten und richten eine nahezu godzillamässige Verwüstung an (hier übrigens Sonderlob an das Production Design, die Dächer sind ersichtlich Studio-Sets, gehören aber zu den besten, die ich je gesehen habe). Irgendwie verlagert sich das Geschehen in eine Art Nachtclub mit Zeltdach (oder sowas ähnliches), wo wir nach gut 52 Minuten zum ersten Mal in diesem Film in den Genuss von patentierten Jackie-Chan-Martial-Arts-Moves kommen. Der zwischenzeitlich hinzugeeilte Hung gibt sich alle Mühe, Jackie so unauffällig wie möglich zu sabotieren, kann aber fast nicht verhindern, dass Jackie Ting schliesslich am Wickel hat. Schlussendlich kann er Ting doch zur Flucht verhelfen, doch die Fluchtwege sind von der taiwanesischen Polizei umstellt. Ting beansprucht Hungs Hilfe, doch der drischt ihm eine Lampe über den Kopf, Ting purzelt ein paar Stockwerke gen Erde und ist hin. Jackie hat das am Rande mitbekommen und ist sich über das Gesehene nicht ganz einig.

Zunächst mal jedoch haben die Taiwanesen ein paar Fragen, nämlich, was Jackie und Hung trotz Verbot bei der Razzia zu suchen hatten und warum Ting jetzt hinüber ist. Hung ist nur zu kooperativ und schiebt alles auf Jackie, den auch bewährte Verhörmethoden nicht zum Reden bringen können. Also setzen die Taiwenesen die beiden in den nächsten Flieger gen Hongkong und bitten den dortigen Polizeichef, Strafmassnahmen zu ergreifen, was jener auch versichert, aber natürlich nicht tut.

Jackie und Hung giften sich auf dem Heimflug nach Kräften an, kaum zuhause angekommen, besucht Jackie erst mal den überlebenden Motorradpolypen, der in einem Ganzkörpergips vor sich hin vegitiert – dramatic stuff. Unser Hero hat sich mittlerweile endgültig zusammengereimt, dass mit Hung was nicht stimmt und liest dessen Akte, looking for clues. Tatsächlich stösst Jackie auf ein suspektes Bankkonto und verschafft sich einen Durchsuchungsbefehl. Der Bankdirektor kontaktiert Hung und kann die Kontodaten löschen, nicht bevor sich Jackie per Gedächtnisleistung ein paar Namen und eine mysteriöse Nummer „369“ merken kann.

Hungs Genossen würden Jackie am liebsten einfach um die Ecke bringen, aber Hung kann seine Mitkriminellen erst mal an der Kandare halten – solange sie noch Wong haben, kann ihnen nichts passieren (wieder mal ein Fall von „gewagte Hypothese“). Die Polizei leistet ein wenig echte Ermittlungsarbeit und findet heraus, dass Simon Ting ein abgetakelter Frachter gehörte und vermutet Wong eben dort.

Jackie sucht währenddessen Hungs Liebesdrohne Lara auf. Die ist auf ihren Hung ziemlich sauer und daher erst mal bereit, Jackie alles mögliche zu erzählen. Hung gelingt es, die beiden zu trennen und seiner Lara das Blaue vom Himmel zu versprechen (untermauert durch einen Kaufvertrag für ein Häuschen für Lara). Das Mädel lässt sich belabern und unterhält Jackie dann durch so erschreckende Enthüllungen wie „Hung macht die Klotür nicht zu und trägt dreckige Unterwäsche“. Nasty stuff, sicherlich, doch schwerlich strafbar.

Spasseshalber foltern indes die Entführer den armen Wong. Ein Informant gibt Jackie den Tip, dass einer aus der Entführerbande sich absetzen will. Der Suspekte wird mitsamt einem Komplizen am Bahnhof verhaftet (und schreit dabei „Polizeibrutalität!“ und hofft vergeblich auf den Rodney-King-Effekt). Im Police HQ fordert der Verhaftete einen fairen Zweikampf mano-a-mano gegen Jackie, der sich nicht lumpen lässt und im besten Martial-Arts-Setpiece des Films ein paar Kostproben seines einzigartigen „Furniture Fightings“ liefert (Ihr wisst, was ich meine – niemand ausser Jackie bezieht Möbelstücke etc. so in seine Fights ein).

Hung beschwert sich, dass man mit dem soeben vermöbelten Knaben einen seiner Informanten verhaftet habe und auf die „Enthüllung“, es hier mit einem der Entführer zu tun zu haben, drischt er ihm eine Flasche über den Schädel und beansprucht anschliessend, dass man den so Misshandelten in ein Hospital schaffen solle. Jackie verbietet das entschieden und die beiden Protagonisten können sich erneut böse Blicke zuwerfen.

Nun hat man glücklicherweise, bevor Jackie und Hung sich noch im Polizeihauptquartier verdreschen, Tings Frachter gefunden und ordnet Durchsuchung an. Hung spielt wieder den unauffälligen Saboteur und verteilt die Bullen auf unverdächtige Schiffsteile. Jackie sieht sich in einem Laderaum um und ritzt, aus Spass anner Freud, „Detective Hung ist der Entführer“ in diverse Schiffsbestandteile. Hung konfrontiert den Kollegen und bittet, sich erklären zu dürfen. Jackie ist eingeschnappt: „Du warst ein Held für mich! Und jetzt bist du ein schmutziger Bulle!“ Hung redet sich mit der üblichen Speech heraus: als Polizist verdient man kein Geld, wird von der Öffentlichkeit gehasst etc. Er bietet Jackie auch einen Anteil am Lösegeld an, beisst aber beim ehrenhaften Tugendwächter auf Granit. Also greift Hung zu anderen Mitteln, inszeniert ein Ablenkungsmanöver und drischt Jackie in eine Röhre. Jackie kann sich zunächst festklammern, aber das unfaire Hinterherwerfen eines schweren Gegenstandes zwingt Jackie unfreiwillig dazu, eine spektakuläre Reise in die tieferen Eingeweide des Schiffes anzutreten, wo er zunächst mal bewusstlos liegen bleibt.

Hung greift sich Jackies verlorengegangene Kanone und schiesst sich ins Bein, um gleich zu Protokoll zu geben, dass Jackie durchgeknallt sei und vermutlich einer der Entführer sei.

Unser Held himself findet sich derweil in einer Kammer unterhalb der Wasserlinie wieder, bricht eine Luke auf und taucht ausserhalb des Schiffes, zur Überraschung seiner Kollegen, wieder auf. Hung überbringt dieweil (offensichtlich von seiner Schussverletzung blitzgeheilt) Mrs. Wong eine Botschaft der Entführer und gibt ihr den Tip, doch den Rest des Lösegelds zu überweisen.

Jackie berichtet seinem Chef, was er herausgefunden hat und als man feststellt, dass Hung sich bereits abgesetzt hat, ruft er Mrs. Wong an und erfährt so, dass die Lösegeldzahlung auf Hungs Empfehlung abgeschlossen wurde. Eine Durchforstung von diversen auf dem Frachter erbeuteten Abfällen (Fast-Food-Reste, Verpackungen etc.) fördert eine Vielzahl von 7-11-Kassenzetteln zutage (ich dachte schon, ich hätte das 369-Rätsel gelöst, denn 7+11 ist ebenso 18 wie 3+6+9, aber das war wohl zu billig) und schon legt sich Jackie vor dem entsprechenden Supermarkt auf die Lauer. Er muss eine ganze Nacht lang bis zum nächsten Morgen warten, ehe er zufällig beim Fast-Food-Frühstück („steamed rice“, myam) eine Grossbestellung zu einer Adresse „Nr. 369“ mitbekommt. Tja, das ist das Schurken-HQ, und die Fieslinge holen ihr Happa auch noch selbst ab… das bedeutet natürlich ACTION-TIME. Jackie bekommt erst mal ein paar heftige Schläge mit einem Spaten ab, ehe er sich darauf besinnt, dass er eine Kanone hat und eine Schar Finsterlinge umnietet. Hung und seine engsten Vertrauten ballern um sich und erwischen dabei eine Gasleitung, was eine EXPLOSION zur Folge hat (wieso grossgeschrieben? You´ll see). Jackie löst den Feueralarm aus und der Block wird diszipliniert (oder so ähnlich) von seinen Bewohnern verlassen, nur ein Kleinkind hockt alleingelassen in einer Wohnung (ohje). Die Beschädigung der Gasleitung löst eine Kettenreaktion aus, denn es folgt eine GROSSE EXPLOSION, unmittelbar wiederum gefolgt von einer VERDAMMT GROSSEN EXPLOSION, sprich Hung und seinen letzten Gefolgsleuten sowie Jackie fliegt fast der ganze Häuserblock um die Ohren. Im Keller mit der Gasleitung selbst ist einer der Bösen blöd genug, auf Jackie zu schiessen, was eine weitere kleinere Explosion auslöst und den Schützen in Flammen aufgehen lässt (so dass sich Jackie genötigt sieht, ihm den Gnadenschuss zu verpassen! Harter Stoff!) Jackie knöpft sich nun Hung vor und beansprucht die Herausgabe von Wongs Versteck. Hung bleibt in der Hinsicht schweigsam, gibt aber mehr von seiner Motivation zum besten: „Ich habe 30 Jahre nach den Regeln gespielt, und was habe ich davon? Und Abschaum wie Wong verdient Millionen!“ Das ist Jackie völlig schnurz, verpasst dem vom rechten Weg abgekommenen Polizisten ein paar Handschellen und stellt dann fest, dass im brennenden Gebäude noch das kleine Kind rumsitzt. Umgehende Rettungsaktion ist also von Nöten, ergo wird Hung an das nächstbeste Rohr gefesselt. Jackie hätte sich ein stabileres aussuchen sollen, denn Fatso Hung kann das Rohr mühelos rausreissen und sich befreien und dabei auch noch Jackie und dem mittlerweile geschultertem Toddler den Fluchtweg absperren. Solch Übeltun wird sofort bestraft – Hung bricht durch den Boden (Gervais Obstgarten wär´ wohl als Diät angebracht gewesen…) und von Schuttmassen (najaaa…) begraben. Jackie stellt das Kind ab und eilt Hung zur Hilfe. Der hat sich jedoch einige Knochen gebrochen und ist nicht transportfähig. „Rette das Kind,“ fordert Hung und, angesichts der nahenden Sterbestunde geläutert, verrät auch noch, wo sich Wong aufhält. Jackie schnappt sich das Balg und hechtet aus dem Gebäude, kurz bevor eine IRRSINNIGE BIG ASS EXPLOSION vermutlich ein ganzes Stadtviertel dem Erdboden gleich macht.

Jackie gibt die Information weiter und schon macht sich ein rotchinesisches Kanonenboot auf, einen gewissen Fischtrawler aufzubringen. Da von Boss Hung (aus verständlichen Gründen) keine gegenteiligen Anweisungen kommen, geben die restlichen Entführer auf und so kann der befreite Mr. Wong an der Hongkong-/China-Grenze den HK-Autoritäten und der erleichterten Mrs. Wong übergeben werden. Mr. Wong beschliesst gezeichnet, Hongkong zu verlassen und Jackie bleibt der Papierkram…

Tja, wie schon angedeutet, der typische Jackie-Chan-Streifen ist das sicherlich nicht. Nun fiedelt Jackie ja immer wieder mal gern einen ernsthaften Film in sein Resume´ ein (vgl. Thunderbolt oder Heart of Dragon), aber Crime Story nimmt selbst unter den ernsten Jackie-Chan-Filmen einen Sonderplatz ein.

Wer nur in Kenntnis seiner populären lustigen Filme auf slapstickhaften Humor, hochkomödiantische und dabei dennoch ausgezeichnet choreographierte und inszenierte Kung-fu-Kämpfe und spektakuläre Stunts hofft, ist bei Crime Story sicherlich grösstenteils auf dem Holzweg. Humor ist, bis auf zwei-drei ironische Szenen, vollständig abwesend, Kung-fu ist bis auf ein absolutes Mindestmass zurückgefahren (es gibt nur einen „richtigen“ und zwei „halbe“ Kämpfe), lediglich das Stuntwork ist zugegeben ausgesprochen beeindruckend.

Das soll nicht heissen, dass Crime Story nicht lohnenswert wäre, ganz im Gegenteil – es ist mal eine ziemlich drastische Abwechslung von Jackies üblichen Leinwandauftritten, dieser Film steht ganz in der Tradition neuerer HK-Genre-Konventionen wie „True Crime“ (gerüchtehalber soll der Film tatsächlich auf einer wahren Begebenheit basieren, aber verifizieren konnte ich das nicht) und „Heroic Bloodshed“. Tatsächlich steht im Mittelpunkt einmal mehr das im letztgenannten Subgenre so oft und gern zitierte Hauptmotiv der Loyalität. Jackie spielt keinen strahlenden Helden, sondern einen Cop, der nicht nur nur schwer mit der Verantwortung für das Leben von Kollegen umgehen kann, sondern sich auch darüber im klaren ist, dass er in seiner Rolle als Cop auch Leute beschützen muss, die es eigentlich nicht verdient haben – Hung, überraschend nuanciert dargestellt von Kent Chang, ist die desillusionierte dreissig Jahre ältere Variante eines ähnlichen Charakters (wie Hung es selbst ausdrückt: „In dreissig Jahren bist du so wie ich“).

Es nimmt daher nicht wundern, wenn sich auch die Inszenierung eher an Filmen wie Hardboiled orientiert als an Police Story. Die grossen Action-Szenen werden hauptsächlich durch exzessive Shoot-outs gestaltet und der Look des Streifens ist angemessen düster, wenngleich der Film kein durchgängig flottes Tempo anschlägt, sondern sich zwischen den drei grossen zentralen Actionszenen (vier, wenn man den „Prolog“ mitzählt) schon seine Auszeiten nimmt. Nicht alles, was in diesem Passagen dann passiert, ist wirklich notwendig fürs Character Development, manchmal nimmt sich der Streifen zu viel Zeit für Polizeiroutinen (endlose Einsatzbesprechungen und -vorbereitungen), aber bevor Gefahr besteht, dass es tatsächlich langweilig werden könnte, besinnen sich Regisseur Kirk Wong und sein (uncreditierter) Co-Director Jackie Chan eines besseren und bauen eine interessante oder zumindest die Handlung vorantreibene Szene ein.

Action ist sicher einer der Eckpfeiler dieses Films, aber die Action findet nicht selbstzweckhaft statt, sondern die nicht weniger als fünf Drehbuchautoren bemühen sich um eine plausible Story. Nicht alles macht jedoch Sinn – so scheint die Verschwörung samt Blutsbruderschaft irgendwie unter den Tisch zu fallen… so, wie sich die Szene abspielt, könnte man meinen, es gäbe einen triftigeren Grund, Wong zu kidnappen und/oder zu beseitigen als die schlichte Lösegeldforderung – irgendwie wartete ich über die komplette Laufzeit auf den ein oder anderen diesbezüglichen Hinweis, aber vergeblich. So scheint Hung schlussendlich die zentrale Figur dieses Komplotts zu sein, wo es doch am Anfang eher so aussieht, als wäre Hung nur ein Mitverschwörer unter vielen und keineswegs in einer hervorgehobenen Position. Da haben die fünf Scripter möglicherweise ein wenig den Faden verloren. Dämlichkeitspreise verdient darüber hinaus die „Wiederbelebung“ der Mrs. Wong per Autobatterie – Stuff, der mehr in eine Action-Komödie passen würde als in ein ernsthaftes Thriller-Drama. Eine weitere ungeklärte Frage stellt sich mir bezüglich des durchsuchten Frachters: wieso bemüht sich Hung, die Durchsuchung des Potts zu behindern, wo er doch weiss, dass Wong nicht an Bord ist (wenngleich ein paar Szenen vorher dies zu implizieren scheinen – vielleicht wurde Wong von dem Fischerboot zum Frachter gebracht und dann, als die Durchsuchung anstand, wieder abgeholt – würde Hungs Nervosität aber auch nicht erklären). Das sind aber wirklich eher minor nitpicks, denn im grossen und ganzen rollt die Geschichte recht nachvollziehbar voran und bietet Jackie Chan breiten Raum, sein dramatisches schauspielerisches Talent offenzulegen. Offen gesagt, Jackie ist sicher ein besserer Komödiant als Dramatiker, aber er zieht sich durchaus passabel aus der Affäre – ihm fehlt sicher auch ein wenig die Routine in dramatischen Rollen. Witzig ist in diesem Zusammenhang nur, dass Jackie Chan sich in der englischen Synchronfassung selbst spricht und daher als einziger Akteur ziemlich heftig akzentuierend radebrecht, während die ihn umgebenden Charaktere sich feinster Native-English-Speaker-Aussprache befleissigen.

Wie schon erwähnt sticht aus dem restlichen Ensemble Kent Chang heraus, der seinen Fiesling durchaus nachvollziehbar und glaubhaft anlegt. Die weiteren Castmitglieder haben kaum erwähnenswerte Szenen und bieten, soweit zu beurteilen, guten Genre-Durchschnitt.

Kommen wir noch mal kurz auf die Action-Szenen zu sprechen – diese sind, nicht nur in ihren Shoot-outs, recht explizit geraten (wenn man nicht gerade die deutsche FSK-16-Fassung vor den Glotzbuchten hat), sondern auch ansprechend inszeniert – herausragend die Flashback-Action-Szene, die Jackie sein kleines Trauma verpasst und selbstredend der Showdown, bei dem Hongkong´s Pyrotechniker ein wahres Höllenspektakel veranstalten, dass auch Hollywood nie besser hingekriegt hätte.

Crime Story ist summa summarum sicher nicht Hardboiled, aber ein mehr als solider Genrebeitrag und mit Thunderbolt zusammen vermutlich Jackies bester ernsthafter Film – wie gesagt, wer eine typische Kung-fu-Klamotte erwartet, wird vermutlich stark überrascht sein, dass der Film sich mehr wie ein John-Woo-Bloodshed-Drama abspielt und kaum das featured, was gemeinhin als Jackie Chans grosse Stärke angesehen wird – sein meisterhaft-akrobatischer Kung-fu-Stil und sein slapstickhafter, an Buster Keaton orientierter Humor. Statt dessen bekommen wir einen blutigen, düsteren, recht realistisch gehaltenen Blick auf die dunkle Seite und das ist sicher nicht das schlechteste (Tip am Rande: Jackie hat beide Elemente, also seine humorige Seite und das heftige Blutvergiessen a la John Woo auch gelungen kombiniert, in Wong Jing´s exzellentem, wenn gleich manchmal albernen City Hunter).

Zur Beurteilung hatte meinereiner im übrigen die Laserdisc von Dimension zur Verfügung, die inhaltlich wohl mit der neuen DVD-Veröffentlichung aus selbem Hause identisch sein dürfte. Die Disc bietet einen ansehnlichen 1.85:1-Widescreen-Transfer und einen ordentlich wummenden Ton (diese DVD könnt Ihr über unten stehenden Link bei amazon.com ordern – es gibt allerdings noch eine DVD von Media Star, die nicht nur die Uncut-Fassung liefert – in der regulären US-Fassung fehlt eine explizte Sexszene, aber die Action ist intakt -, sondern auch die kantonesische Sprachfassung mit Untertiteln).

Fazit: wer von Jackie Chan nicht nur die lustigen Sachen gut findet, sondern es auch verkraftet, dass everybody´s darling und Hollywoodstar auch in richtiggehend finsteren Thrillern ziemlich gewalttätig agiert (wo sonst verpasst Jackie Chan schon einem Verwundeten den Gnadenschuss und entzieht sich einem zünftigen Kung-fu-Fight durch ein paar ordentlich verteilte Kugeln), ist mit Crime Story bestens bedient, und auch diejenigen Hongkong-Fans, die Jackie Chan im allgemeinen zu albern finden, sollten an diesem Film ihre helle Freude haben, denn es ist ohne Zweifel der düsterste und heftigste Film, den Jackie Chan in den letzten 20 Jahren abgeliefert hat.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


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