- Deutscher Titel: Hard Target 2
- Original-Titel: Hard Target 2
- Regie: Roel Reine
- Land: USA
- Jahr: 2016
- Darsteller:
Scott Adkins (Wes Baylor), Amarin Cholvibul (Win), Robert Knepper (Aldrich), Geoffrey Giuliano (Vermeulen), Rhona Mitra (Sofia), Temuera Morrison (Madden), Adam Saunders (Esparto), Troy Honeysett (Jonny Sutherland), Peter Hardy (Jacob Zimling), Sean Keenan (Tobias Zimling), Ann Troung (Tha)
Vorwort
MMA-Fighter Wes Baylor steht in einem Titel-Ausscheidungskampf seinem besten Freund Johnny gegenüber. Nach zwei Runden liegt er nach Punkten klar zurück – er braucht einen K.O. Mit einem mächtigen roundhouse-Kick fällt er Johnny, doch die Siegesfreude ist nur kurz. Johnny hat fatal in den Ringstaub gebissen…
Sechs Monate später versucht Wes in Bangkong nach Kräften, sich durch eine explosive Mischung aus Schnaps, Painkillern und Underground-Kämpfen für eine Handvoll Dollar umzubringen. Nach einem dieser Fights wird er von einem Fight-Promoter namens Aldrich angesprochen. Eine halbe Million Dollar für einen letzten Profi-Kampf in Myanmar lautet das Angebot. Wes lehnt zuerst ab, aber da er mit der Kohle Johnnys Herzenswunsch, ein Strandhaus für seine Familie zu kaufen, erfüllen könnte, lässt er sich für eine Million breitschlagen.
In Myanmar erwartet Wes aber eine böse Überraschung. Statt eines Rings und einem kampflustigen Gegner erwartet ihn eine fröhliche Rasselbande aus reichen Arschlöchern – und die wollen ihn jagen! Schnell wird Wes klar, dass er keine andere Wahl hat, als auf das böse Spiel einzusteigen. Um seine Million zu verdienen, muss er lebendig die thailändische Grenze, nur schlappe 100 Meilen weit weg, erreichen. Wes stürzt sich in den Dschungel, die Jäger hinterher.
Nachdem es Wes gelingt, einen der Jäger terminal auszuschalten, stößt er auf das Mädchen Tha. Sie ist auf der Suche nach ihrem Bruder Win, der von Aldrich ebenfalls für sein kleines Spiel zwangsverpflichtet wurde. Tha ist glücklicherweise eine Frau, die sich ihrer Haut zu wehren weiß und so haben des die Jäger jetzt mit zwei gefährlichen Gegnern zu tun. Zwietracht könnte allerdings die Siegprämie zwischen den Gejagten säen – die Million Dollar in Rubinen könnten Tha und Win, der sich zwischenzeitlich auch angefunden hat, gut brauchen, um einen korrupten General zu bestechen, der mit Aldrich gemeinsame Sache hat und das Jagdgebiet von seinen ursprünglichen Bewohnern, zu denen Tha und Win gehören, gesäubert hat…
Inhalt
Ich weiß nicht, wer 23 Jahre nach „Hard Target“, John Woos Hollywood-Debüt, händeringend auf ein Sequel gewartet hat, zumal’s eh nur eins „in name only“ ist, das keinen echten inhaltlichen Bezug zum Original hat. Aber wir leben bekanntlich in einer Zeit, in der Studios auch ein Remake des „Försters vom Silberwald“ als „Hulk 2“ vermarkten würden, wenn’s ein paar Euro mehr in die Kassen spült.
Universal macht zumindest zwei Sachen schon mal grundsätzlich richtig – die Hauptrolle ging an Scott Adkins, den vermutlich momentan besten B-Asskicker im Gewerbe, auch wenn der in einer gerechten Welt nicht seine Knochen nicht für verspätete DTV-Sequels hinhalten müsste, sondern für richtige Star-Vehikel, und die Regie übernahm Roel Reine, der mutmaßlich derzeit beste Mann, wenn’s darum geht, einen preiswerten, aber deutlich teurer aussehenden und rasanten B-Fetzer zu inszenieren.
Mit diesen zwei zugegeben gewichtigen Personalentscheidungen erschöpfte sich dann aber auch schon das Kreativpotential, der Rest ist dann doch vergleichsweise „by the numbers“, ohne dass das eine besondere Überraschung und/oder Enttäuschung wäre. In dem Genre ist man heutzutage froh, wenn jemand annähernd das Adrenalin-Level der guten alten 80er und frühen 90er erreicht, Innovation wäre sicher schick, kann aber nicht vorausgesetzt werden.
Das Drehbuch fügt dem altbekannten „Most Dangerous Game“-Prozedere keine wesentlichen neuen Aspekte hinzu. Gut, die Bösewichter bedienen sich GPS, Drohnen und High-Tech-Waffen, aber das ist der normale Lauf technischer Entwicklung und kann daher dem Film an sich nicht positiv angerechnet werden. Auf der Charakter-Seite schwächelt das Script deutlich – die Jäger haben kaum die Chance, irgendwelche individuellen Eigenschaften herauszuarbeiten, die über groben Holzschnitt (der Spanier ist Stierkämpfer und zückt daher gerne mal seinen High-Tech-Degen, einer der Jäger ist ein Mark-Zuckerberg-Verschnitt-Game Designer, der eigentlich nur Inspiration für seinen neuesten Ego-Shooter sucht, das Weibsstück Sofia verarbeitet einen Vaterkomplex) hinausgeht, und auf Heldenseite sieht das nicht wesentlich besser aus. Wes muss seinen Schuldkomplex überwinden und etwas finden, „wofür es sich zu kämpfen lohnt“ (wieso denke ich da jetzt an Miguel Ferrer in „Hot Shots 2“?), Win und Tah sind generische supporting characters ohne große eigene Note (Tah darf zumindest etwas buddhistischen mumbo-jumbo absondern).
Den Mangel an echter Story oder Charakter-Entwicklung gleicht Reine mit dem aus, was er am besten kann – beinahe Nonstop-Action. Und die, egal ob eher mal geballert wird oder sich beinhart in den hand-to-hand-combat geschmissen wird, inszeniert eben heute kaum jemand so gut wie Reine (weswegen ich auch sehr froh bin, dass er mit dem anstehenden „Inhumans“-Pilotfilm endlich auch mal an größere Projekte als DTV-Sequels herangelassen wird). Gelegentlich neigt Reine ein wenig zum Firstenbergen, d.h. übertriebenen Zeitlupeneinsatz, aber er hat das noch einigermaßen im Griff. Die Action ist angenehm handgemacht und bei aller Härte nicht übermäßig blutig (die 18er-Freigabe halte ich mal wieder für übertrieben. 16 hätt’s auch getan). Auch Pyrotechnik kommt gekonnt zum Einsatz.
Adkins zeigt sich, auch wenn die Rolle ihm wenig Gelegenheit zum „Schauspielern“ bietet, fighttechnisch von seiner besten Seite. Seine prominentesten Widersacher sind Robert Knepper als Aldrich (in einer Rolle, in der ich mir Michael Eklund sehr gut hätte vorstellen können), der wie üblich unterbeschäftigte Temuera Morrison („Once Were Warriors“) als sein Chief Henchman und Rhona Mitra („Party of Five“) als heiße ledertragende Killerbraut (mit – leider – aufgespritzten Botox-Lippen. Liebe Hollywood-Ladies – es hat sich, so leid’s mir tut, noch keine mit Botox verschönert oder verjüngt, jedoch um so häufiger das Gegenteil erreicht).
„Hard Target 2“ erfindet das Actiongenre nicht neu und kann nicht mal im Feld der „Most Dangerous Game“-Menschenjagd-Filme neue Akzente setzen, aber dank Reines fetziger Regieleistung und Adkins‘ zuverlässiger Arschtreter-Performance ist für gute, kurzweilige, rasante Action-Unterhaltung allemal gesorgt. Probably the best „Hard Target 2“ we could expect.
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 15.04.2017