Happy Hell Night

 
  • Deutscher Titel: Happy Hell Night
  • Original-Titel: Happy Hell Night
  • Alternative Titel: Frat Night |
  • Regie: Brian Owens
  • Land: Kanada/Juigoslawien
  • Jahr: 1992
  • Darsteller:

    Laura Carney (Liz), Frank John Hughes (Sonny, als Franke Hughes), Nick Gregory (Eric), Jeffrey Miller (Ralph), Ted Clark (Ned Bara), Charles Cragin (Malius), Darren McGavin (Henry Collins), Sam Rockwell (junger Henry Collins), Janez Vrhovec (Father Kane), Jorja Fox (Kappa-Sig-Girl)


Vorwort

Vor 25 Jahren kam es auf dem Friedhof des kleinen College-Städtchens Winfield zu einem grausamen Massenmord – sieben College-Studenten und ein Mädchen aus der Stadt wurden förmlich zerteilt… Der Mörder wurde zum Verrotten in ein Irrenhaus gesperrt, doch obwohl er nicht spricht, sich nicht bewegt und offensichtlich nicht mal irgendetwas isst oder trinkt, erfreut er sich in seiner Zelle im hinterletzten Winkel der Anstalt noch relativ guter Gesundheit…

Halloween steht an und für die Studentenverbindungen des College ist das ein wichtiger Termin, denn zum einen stehen die üblichen Initationsriten für Neumitglieder auf dem Programm, und zum anderen besteht hinsicht Spektakularität und Außenwirkung dieser Initationen ein mit harten Bandagen geführter Wettbewerb zwischen den Verbindungen, und die Kappa-Sig-Verbindung, der Eric Collins als derzeitiger Obermotz vorsteht, liegt nach den knallharten Recherchen von Campus-Möchtegern-TV-Moderator Ned Bara gegenüber den Hauptrivalen nach Punkten zurück. Für die heutige Nacht muss also ein ganz besonders aufsehenerregender Scherz her. Kandidaten gibt’s zwei – Ralph, sorta Dorftrottel des Campus, den Eric nur aufnehmen würde, weil es der Verbindung generell etwas an Nachwuchs mangelt, und Sonny, Erics Bruder, auf dessen Aufnahme in die Verbindung ihr Vater Henry recht ultimativ besteht, obwohl Eric den Jüngeren erstens für eine Pfeife und zweitens (zurecht) für den Ausspanner seiner Freundin Liz hält,. Liz hat zwar gerade auch Sonny den Laufpass gegeben, aber wen interessieren in Herzens- und Schwanzesfragen schon Details?

Ned Bara hat die scheinbar zündende Idee – er hat herausgefunden, dass der Täter des Winfield-Massakers immer noch einsitzt (während die ganze Chose ansonsten eher totgeschwiegen wird). Er hat von einem Informanten auch Pläne des Gebäudes erhalten und schlägt daher vor, dass Sonny und Ralph in die Anstalt einbrechen und ein Foto des Killers schießen. In Verbindungskreisen wird die Idee zwar für reichlich meh gehalten (auch und gerade wegen des Risikos, dabei verhaftet zu werden), schlussendlich fällt aber niemandem etwas besseres ein.

Die Operation verläuft ungefähr so gut, wie wir (und Henry Collins, der ob einer kurzen Anmerkung Erics sofort ahnt, was los ist und aus dem entfernten Ausland nach Winfield aufbricht) uns das vorstellen. Ralph und Sonny finden die Zelle, und Ralph dort dann auch gleich sein Ende. Sonny gelingt die Flucht, aber auch der Killer ist frei…

Auch Liz hat zwischenzeitlich herausgefunden, was Sache ist und sucht den einzigen anerkannten Experten auf – Pater Kane, der seinerzeit (TM) den ganzen Schlamassel entdeckt und dafür gesorgt hat, dass der Killer weggesperrt wurde. Kane instruiert Liz, dass alles passierte, weil ein junger Student ein okkultes Ritual vornahm und damit den satanischen Killer-Priester Zachary Malius zum Leben erweckte. Und wenn der nun wieder frei ist, will er sich ein paar leckere Studentenseelen zum Nachtisch holen.

Zachary ist auch schon unterwegs ins Hauptquartier der Kappa-Sigs, um dort ein zünftiges Gemetzel anzurichten. Als Liz und Sonny die Hütte erreichen, leben nur noch wenige, u.a. aber Eric, der die Blutorgie verpennt hat. Geleitet von Ned, der sie dank Kameraüberwachung und Walkie-Talkies durch das stromlose Gebäude führt, versuchen sie dem Wahnsinn zu entkommen, aber so leicht wird Zachary Malius ihnen das nicht machen.


Inhalt

Endlich mal wieder Släscher-Zeit. Immer, wenn ich ein paar müde Mäuse übrig habe, versuche ich mir, wieder ein-zwei Exemplare aus der „Slasher Classic Collection“-Reihe der verdienstvollen Briten von 88 Films zuzulegen (auch, weil man die öfter mal zu Sonderpreisen bei Zavvi oder direkt im Shop von 88 abgreifen kann). „Happy Hell Night“ stand, zugegeben, nicht auf meiner Einkaufsliste, ich wollte eigentlich „Hide and Go Shriek“ haben, aber wenn man schon eine Fehllieferung bekommt, dann hoffentlich, wie im vorliegenden Fall, eine solche, mit der man leben kann, weil man den fälschlich gelieferten Titel auch noch nicht besitzt und noch nicht gesehen hat. No harm done, also.

„Happy Hell Night“, auch bekannt unter dem Titel „Frat Night“, ist der kuriose Fall einer kanadisch-jugoslawischen Ko-Produktion. Wie sich Nebendarstellerin Jorja Fox in der Begleitdoku erinnertt, hatten einige der Produzenten jugoslawische Wurzeln und kamen auf die Idee, die Film-Förderprogramme ihrer Heimat anzuzapfen (das war noch bevor die diversen Teile des Vielvölkerstaates beschlossen, dass es sinnhafter sei, sich gegenseitig umzubringen) und den Film in Jugoslawien, mit jugoslawischer Crew und einem Rudel einheimischer Akteure, die die nordamerikanischen Schauspieler ergänzen sollten, zu drehen. Das Unterfangen scheint ohne größere Probleme über die Bühne gegangen zu sein (abgesehen davon, dass die Versorgung für vegetarische Crewmitglieder in Belgrad eher schwierig war und Jorja Fox sich z.B. über den kompletten Dreh von Spaghetti mit Tomatensauce ernährte), Post-Production und die Sicherung eines Vertriebs zogen sich aber hin, so dass es satte drei Jahre dauerte, bis „Happy Hell Night“ 1992 tatsächlich endlich veröffentlicht werden konnte.

Womit die Produktion selbstredend die große Zeit des Slasher-Horrors, vulgo die 80er, verpasst und kaum mehr die Chance hatte, sich einen eigenständigen Ruf zu erarbeiten. Für die (mehr oder weniger) kreativen Köpfe hinter der Kamera sollte sich auch keine wirklich bemerkenswerte Karriere mehr anschließen. Weder Brian Owens, Michael Fitzpatrick noch Ron Petersen, die zu dritt das Drehbuch schrieben und sich die Regie teilten (wobei Owens den Löwenanteil, nämlich die in Jugoslawien gedrehten Szenen, übernahm), konnten sich großartig in der Branche etablieren. Petersen hatte zuvor als Production Designer bei Jackie Kongs unterhaltsamen „Blood Diner“ gearbeitet, Owens steuerte immerhin noch die ursprüngliche Story von „Brainscan“ bei (die aber vom späteren A-Lister Andrew Kevin Walker noch überarbeitet wurde).

Es ist ja nun auch keine wirklich originelle Plotte, aber wann hat man die im Slasher schon mal? Die Regeln waren ja spätestens 1978 mit „Halloween“ aufgestellt, und alles, was danach kam, variierte bekannte Topoi ja nur noch ein wenig. Immerhin macht „Happy Hell Night“ aus seinen okkulten Bezügen keinen Hehl und bekennt freimütig, dass sein Killerpriester Malius ein waschechter Dämon ist, den es zurück in seine Höllendimension zu schicken gilt. Auch nicht gerade ein ganz innovativer Einfall, aber zumindest der Versuch, sich von den Jasons und Michael Myers der Welt ein wenig abzusetzen. Leider konnten die Macher nicht darauf verzichten, wie es spätestens seit Freddy Kruegers zweitem Streich nötig war, dem an sich durchaus beeindruckenden Monster, das zwar bewusst schlicht gestaltet ist, doch gerade dadurch eine „Creepyness“ erreicht, von der so manch überkandidelter Slasherkiller nur träumen kann, zu seinen Kills one-liner in den Mund zu legen, die allerdings nun wirklich weder witzig sind (zumal sie alle auf dem gleichen Grund-Gag aufbauen… „no xy“, wobei „xy“ = Tätigkeit, die das Opfer gerade vollzog) noch zur Atmosphäre beitragen.

Charaktertechnisch bekommen wir den 80er-Jahre-Baukasten für College-Kids einmal mehr vorgeführt – Sonny ist der lederjackentragende, motorradfahrende rebellische „bad guy“ mit dem Herzen aus Gold, Eric ein arroganter Sports-Jock, Ned der pornokuckende Nerd aus dem Keller, Ralph der tumbe Idiot, und die Mädels sind mit Ausnahme des final girls Liz (huch, das war doch sicher kein Spoiler, oder?) sexgeile Schlampen, die sich also gar nicht wundern müssen, wenn sie mit des Mördermanns Pickel abgeschlachtet werden. Das sind natürlich Klischeefiguren, aber sie funktionieren im beschränkten Anspruch einer solchen Plotte und die Idee des Dreiecksverhältnisses mit den zwei Brüdern könnte theoretisch für die ein oder andere interessante gruppendynamische Entwicklung sorgen, wäre das dem Autorentrio nach Etablierung des Fakts noch irgendwie wichtig gewesen. Die Verstrickung der aktuellen Vorgänge mit dem Massaker aus der Vergangenheit bietet dann noch die Gelegenheit, den obligatorischen Alt-Mimen für einen Gastauftritt einbauen zu können, auch wenn Old Kolchak himself, Darren McGavin, natürlich mit 66 Lenzen zum Dreh deutlich zu alt dafür ist, einen bestenfalls Anfangs-Fünfziger zu spielen (wenn die Chronologie des Streifens hinhauen soll). Ohne Aushilfs-Donald-Pleasence geht’s halt nicht…

Dramaturgisch entwickelt sich alles in etwa so, wie der geneigte Genreallesseher es erwartet, der Auftakt nach der stimmungsvollen Prologsequenz ist etwas zäh, bis wir dahin kommen, dass Sonny und Ralph versehentlich Malius befreien und der seine Killing Spree beginnt, dann wird’s aber ziemlich flott und unterhaltsam. Dass bis dahin einigermaßen vernünftig handelnde Figuren im dritten Akt spontaner Verblödung unterfallen, weil wir sonst keinen Showdown hinkriegen, ist ja auch üblicher Genrestandard.

Der Schnitt ist nicht immer ganz geglückt – manchmal sind die Anschlüsse doch ziemlich überraschend und auch die zeitlichen Abläufe scheinen nicht immer Sinn zu ergeben, aber auch da sind wir bei Slashern ja im Allgemeinen eher „forgiving“. Nicht vergeben kann ich allerdings die alberne Szene, in der Sonny mit seinem Motorrad in das Mausoleum, in dem der Showdown stattfindet, brettert und Owens oder wer auch immer in der Post dafür verantwortlich war, es für nötig hielt, das zur besseren dramatischen Wirkung hochzuspeeden. Und Ihr wisst ja, das ist mein „pet peeve“, ich finde, das beschleunigt abgespielte Szenen IMMER albern wirken.

Ansonsten gelingt es Owens aber ganz gut, den Film eben nicht nach dem typischen 80er-Jahre-Muster aussehen zu lassen; vielleicht waren dafür wirklich die jugoslawischen Locations gut. Mit knapp 88 Minuten (inklusive üblichem Kicker-Ende) überzieht Owens auch vom Umfang her nicht. Sol Negrin („Einsatz in Manhattan“, „RoboCop“, „Superman“) versucht einige interessante Sachen mit der Kamera anzustellen und für eine mit einfachen Mitteln gestaltete, aber überraschend effektive „Vision“ von Pater Kane des sich windenden Jesus am Kreuz gibt’s ein echtes Fleißkärtchen.

Der Splatterfreund kommt durchaus auf seine Kosten mit anständigen Effekten von Joel Harlow, der sich von Troma („Toxic Avenger 2/3“) mittlerweile in die A-Liste der Make-up-FX-Hexer hochgearbeitet hat (und z.B. Johnny Depps persönlicher go-to-SFX-Maskenbildner ist), u.a. für „Star Trek Beyond“, „Logan“, „Black Panther“ oder die „Fluch der Karibik“-Reihe). Sag keiner, man kann es nicht zu was bringen… Auch wenn Malius sich auf den Pickel als Mordwaffe der Wahl beschränkt, kann Harlow mit Kehlenschnitten, abgetrennten Gliedmaßen und durchbohrten Köpfen zeigen, was er kann (der ein oder andere Schnitt scheint aber nahezulegen, dass der ein oder andere Kill für die MPAA wohl doch zu heftig war, auch wenn wir es nominell mit einer Uncut-Fassung zu tun haben).

Der Score des kroatischen Komponisten Nenad Bach (der auch mit einem Interview gewürdigt wird) ist okay, ein paar nette Pop-Punk-Songs (inklusive einem „richtigen“ Filmsong, der im Abspann die Handlung nacherzählt) lockern die Tonspur auf.

Die Darsteller sind in Ordnung, niemand reißt Bäume aus, aber durch den Rost fällt auch kaum einer so richtig. Frank John Hughes (Sonny) kommt in seiner nice-bad-guy-Rolle durchaus sympathisch rüber und hat auch eine gewisse Ausstrahlung. Er konnte eine zumindest brauchbare TV-Karriere anschließen, mit bemerkenswerten Rollen in höherklassigen Serien wie „Band of Brothers“ ,„Die Sopranos“ und „24“. Nick Gregory ist als sein älterer Bruder Eric auch passabel, wenn gleich die beiden nicht wirklich eine „brüderliche“ Chemie aufweisen. Gregory ist gelegentlich in Serien wie „Royal Pains“, „Criminal Intent“ oder „Alpha House“ als Gast zu sehen. „Liz“ Laura Carney sieht schnucklig aus (wäre damals genau mein Typ gewesen) und hält sich für Genre-Standard auch wacker, hat’s dann aber mit der Schauspielerei bleiben lassen – die IMDb verzeichnet nur noch eine kleine Rolle im Bürgerkriegsdrama „Land in Flammen“ sowie einen Bit Part in „Pleasantville“ für sie. Charles Cragin ist als mörderischer Satanspriester durchaus eindrucksvoll (one-liner notwithstanding) und hätte sicher zu gern ein geregeltes Auskommen als Böswatz in einem Slasher-Franchise genommen. So aber reichte es nur noch für einen kleinen Part als Terrorist in „True Lies“ und ein Röllchen in Woody Allens „Bullets over Broadway“.

Darren McGavin hat, wie nicht anders zu erwarten, nicht viel zu tun (zwei Tage Drehzeit, schätze ich), spielt die Expositions-Maschine und lässt sich dann killen. Das macht er mit der gebotenen Souverenität eines verdienten Schauspielers, der sich schon über 20 Jahre mit untotem Gezücht herumschlägt. In einer kleineren Rolle als junger Henry Collins in Flashback-Sequenzen ist Sam Rockwell („Iron Man 2“, „Charlie’s Angels“, „Moon“) zu sehen.

Viele kleinere Rollen sind, wie erwähnt, mit jugoslawischen Eingeborenen besetzt, was in der englischen Originalfassung den reizenden Effekt hat, dass viele Leute, die’s eigentlich als „echte Amerikaner“ nicht tun sollten, mit entzückendem Bela-Lugosi-Dialekt sprechen (was mich besonders bei Pater Kane sehr amüsiert).

Die Blu-Ray von 88 Films zaubert den Streifen in weitgehend brillantem 1.85:1-Widescreen auf die heimische Mattscheibe – sieht aus, wie frisch aus dem Kopierwerk. Der unkomprimierte LPCM-Ton ist ebenfalls klaglos zu goutieren. Als Extras gibt’s einen Audiokommentar, Interviews mit Jorja Fox, die für ihre nicht unsubstantielle Rolle nicht mal kreditiert wurde (es wurde trotzdem was aus ihr, siehe „ER“ und „CSI: Vegas“) und Nenad Bach sowie den Originaltrailer und ein Booklet. Rundes Paket.

„Happy Hell Night“ ist sicher kein revolutionärer Markstein des Slasher-Kinos, aber ein durchaus unterhaltsamer Film mit einprägsamen Momenten, einer Fuhre gut-blutiger FX, einem Eimer attraktiver Girls und der ein oder anderen guten Idee. Im Genre kann man sich erheblich schlechter amüsieren!

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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