Halloween Party

 
  • Deutscher Titel: Halloween Party
  • Original-Titel: The Wickeds
  •  
  • Regie: John Poague
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Ron Jeremy (Gus), Justin Alvarez (Jake), Anna Bridgforth (Julie), Kelly Sue Roth (Alyssa), Bradford Sikes (Bailey), Bryan Donoghue (Billy), J. Matthew Miller (Dylan), Michael T. Schneider (Teufel), Danny Darder (Richard), Gabrielle Dennis (Kate), Chris Darder, James Boring, Gregg Peacher, Kimberly Johnson, Martha McBride, Ryan Foster, Emily Stillions, Elizabeth Riggs, Taylor Fulton (featured Zombies)


Vorwort

Tolle Idee – eine Handvoll notgeiler und auch sonst nicht sonderlich intellektuell geprägter Jugendlicher fährt in die Prärie, um in einem alten Spukhaus, in dem gerade ein „cheap direct to video horror film“ gedreht wird, Party zu machen (es ist, so hoffen die Kids zumindest, wochenendbedingte Drehpause. Man hat ja noch nie davon gehört, dass Filme, gerade billige Horrorfilme, auch an Wochenenden gedreht werden). Die diversen Filmrequisiten sorgen für angemessene creepy Stimmung, zumindest beim zart besaiteten Weibsvolk (mit Ausnahme von Alyssa, die keine zwei Sekunden nach Ankunft mit Bailey in die Kiste hüpft). Natürlich ahnt die Spackenbrigade nicht, dass zwei Steinwürfe weiter die Grabräuber Gus und Billy durch die unrechtmäßige Entwendung eines magischen Amuletts (das dem eingesargten Okkultisten Teufel – ja, ein Deutscher – gehört) eine Zombie-Plage vom Zaun brechen. Billy wird angebissen, aber die Totenruhestörer können sich ins Spukhaus retten, wo sofort die obligatorische Belagerung beginnt. Nach dem üblichen hysterischen Gekreische, planlosen Herumgerenne und gelegentlich-von-Zombies-angeknabbert-Werden sind dann irgendwann die meisten tot. Ende.


Inhalt

Kennt Ihr das? Ihr schiebt einen Film in den Player, drückt auf START und seid Euch spätestens fünfzehn Sekunden, nachdem der Vorspann vorbeigedudelt ist, felsenfest sicher, dass der Film beschissen sein wird und Ihr ihn hassen werdet? „The Wickeds“, den ich in seiner hiesigen Inkarnation als „Halloween Party“ (so kreativ, so kreativ) als Grabbeltisch-Blinkdauf für dreiörefuffzich habe mitgehen lassen, ist so ein Fall. Ich habe offiziell die Schnauze voll von Amateuerfilmen, die sich als „richtige“ Filme tarnen und irgendwie einen internationalen Vertrieb an Land gezogen haben.

Das stolze Werk von Regisseur John Poague und Drehbuchautor David Zagorski, entstanden für ein Budget von satten 50.000 Dollar (was für Ultra-Indie-Verhältnisse nu‘ auch nicht gerade Kleingeld ist), ist die umpfzigste kreative Bankrotterklärung von selbsternannten Genre-Hopefuls, deren kollektives Brainstorming wieder mal nichts anderes ergab als „lass uns mal ‚Night of the Living Dead‘ machen, wa?“. Zum zehnzillionsten Mal also verschlägt’s eine Bande unsympathischer Hohlbratzen, denen man von Anfang an nichts anderes wünscht als blutige Zerhäckselung, in ein abgeschiedenes Landhaus, wo sie von Zombies belagert werden. Hi-freakin‘-ho, das ist ja mal ein VÖLLIG NEUES Konzept. Nun könnte man sich natürlich auf den Standpunkt stellen, das wäre nicht nur ein althergebrachtes, sondern auch ein bewährtes und kaum kaputtzukriegendes Konzept, aber dann sollte man sein belagertes Landhaus nicht mit einem Rudel nerviger Vollhirnis bevölkern, die mit maximal zwei Worten vollumfänglich beschrieben sind („hysterische Zicke“, „übersinnlich Empfängliche“, „final girl“, „sexbesessener Spack“ etc.), und eben nicht als sympathischten, nachvollziehbarsten und überhaupt die-Rübe-einigermaßen-angeschraubt-habendster (äh) Charakter einen der nominellen Schurken (einen der Grabräuber, und den, der letztlich an der ganzen Bredouille schuld ist) aufbauen. Wenn’s einen (huch, wird das ein SPOILER? Ich glaube nicht…) um Gus, den fiesen Totenbeklauer, am ehesten leid tut, wenn’s ihn denn erwischt, macht das Script wohl doch einiges falsch…

Die Versuche, das klassische Romero-Szenario aufzupeppen, sind unbeholfen bis idiotisch – aus einigen der Zombies zusätzlich noch Vampire zu machen (mittels einer völlig hanebüchenen Hintergrund-Mythologie um den bösen Teufel, die uns Gus als Expositions-Block serviert) tut nicht wirklich was zur Sache; ob man nun durch Zombie-Biss zum Untoten wird oder weil einem einer der Vampire die Zähne in den Hals geschlagen hat, ist ja nun auch eher wurscht. Den „modus operandi“ ändert es nicht (auch Vampirzombies sind genauso einfach zu plätten wie herkömmliche Wiedergänger, wobei alles, was auch einen „normalen“ Menschen umbringt, im Filmsinne auch einen Zombie killt. Kopf ab ist aber natürlich die sicherste Methode). Zu den Dingen, die in der Script-Phase als „coole Idee“ durchgingen, dem Film selbst aber nicht entscheidend weiterhelfen, zählen auch Gimmicks wie „sich selbst Kruzifixe auf die Wangen schmieren“ (mit Blut!ELF), um die Vampire abzuwehren (nützt genau NIX), und eine ebenfalls per Expositions-Block eingeführte Hintergrundgeschichte zum Haus selbst, wonach’s da seit einer gar grauenvollen Bluttat spukt – tatsächlich taucht auch ein (effekttechnisch erstaunlich gut gelöster) weiblicher Geist auf, schwurbelt mal kurz durch’s Treppenhaus (und durch eine Darstellerin) und verabschiedet sich danach auf Nimmerwiedersehen. Wer, wie ich, darauf spekuliert hatte, dass die Geisterschmeistergeschichte für die Auflösung der Geschichte noch mal wichtig werden könnte, traut den Filmemachern erheblich mehr Grips zu als tatsächlich vorhanden.

Aber es nicht alles schlecht – zwei-drei Einfälle könnten in einem besseren Restfilm mehr Eindruck schinden als hier (der Versuch, den Durchbruch über den von Zombies bevölkerten Friedhof als „Footballspiel“ zu betrachten und auszuführen, auch wenn’s letztlich nicht klappt, die erfolgreiche Tarnung eines Charakters als Zombie durch geistesgegenwärtiges Überstülpen einer herumliegenden Filmrequisiten-Monstermaske, und, was man auch nicht so oft sieht, tatsächlicher „physical combat“ zwischen Mensch und Zombie). Leider konnten sich die Macher gar lustigen selbstreferentiellen Humor nicht verkneifen („das sieht aus wie im Texas Chainsaw Massacre“, „I see LOTS of dead people“, „What would Bruce Campbell do?“) und müssen natürlich die offensichtlich gesetzlich vorgeschriebene „das-ist-wie-in-einem-billigen-Horrorfilm“-Line bringen (ich beantrage hiermit, dass jeder Autor, der diese oder eine vergleichbare Zeile in sein Script einbaut, öffentlich von tollwütigen Frettchen zu Tode gekitzelt wird).

Filmisch regiert billigster Video-Look, der sich, weil man offensichtlich nicht ausreichend identischen Videomaterials habhaft werden konnte, auch noch qualitativ von Szene zu Szene stark unterscheidet, sowohl, was Bild- als auch (in der Originalfassung) Tonqualität angeht. Okay, gutes Material wäre vermutlich eh verschwendet gewesen… Die Kameraführung ist statisch und experimentiert nur äußerst selten mal mit leicht gekippten Winkeln, aber das ist auch gut so, denn der Billig-Camcorder, mit dem gedreht wurde, macht bei Schwenks und schnellen Bewegungen eh die Biege. Wer eine Aversion gegen formatfüllende close-ups hat, sollte den Film übrigens meiden. Wie nicht anders zu erwarten, kommt aufgrund blöder (und sich blöd verhaltender) Figuren und nach der 08/15-Strichliste abzuarbeitender Situationen keinerlei Spannung auf (nach Filmhalbzeit gibt’s eh keine Plotentwicklung mehr, da nur noch gekreischt, geschrieen und gerannt wird), der Abspann (mit Hilfe dessen epischer Sechs-Minuten-Länge der Streifen sich mühselig noch über die 80-Minuten-Marke wuchtet) wird vom Zuschauer sehnsuchtsvoll erwartet.

Auf der Positiv-Seite versucht der Streifen einige akzeptable Zombie-Masken (dafür aber auch einen Schwung lächerliche, inklusive eines Vampirs mit Irokesenschnitt und einem Oberbaddy, Teufel, der nicht mal in einer drittklassigen Geisterbahn Anstellung finden würde, dafür aber wenigstens mit einem dezent aus „Nosferatu“ geklauten „Trick“ aus seinem Grab auffährt) und den, wie schon erwähnt, überraschend kompetenten Geister-Effekt (die einzigen zehn-fünfzehn Sekunden, in denen „The Wickeds“ teurer aussieht als seine 50.000 Dollar). Die Gore-Effekte (natürlich wird jemand ausgeweidet, und aufgrund seiner Plauze bietet sich Ron Jeremy dafür ja an) sind auf üblichem Amateur-Niveau. Das Staging der Gore- und Splattereffekte ist stellenweise abstrus – da ist oft genug klar und deutlich zu sehen, dass der Zombie/Vampir/Whatever noch mindestens zehn Zentimeter vom Hals seines Opfers entfernt ist… aber vielleicht haben die Kerle ja auch nur so tödlichen Mundgeruch, dass schon auf diese Distanz die Haut des Opfers platzt und sploddert… In der Eröffnungs-Zombie-Attacke auf dem Friedhof dürfen wir einige gar nicht mal so einfallslose Kostüme bewundern (und ein nacktes Zombie-Girl. Möchte nicht spekulieren, welcher Religion die angehört, dass man sie ohne Klamotten verbuddelt hat).

Der Soundtrack beinhaltet einige ganz nette Pseudo-Metalcore-Stücke einer Combo namens Stuck in Kaos, ansonsten ist er natürlich vergessenswert.

Auf Schauspielerseite ist zu vermelden, dass Porno-Wampe Ron Jeremy nicht, wie üblich, nur einen Cameo-Auftritt absolviert, sondern tatsächlich eine tragende Hauptrolle spielt. Und das macht er gar nicht mal sooo schlecht – d.h. im direkten Vergleich mit seinen „Co-Stars“ ist er mit Abstand der beste Akteur, der seine teilweise höchst schmerzhaften Lines gelegentlich unerwartet trocken-komisch bringt und sich offensichtlich darüber im Klaren ist, in was für einer Sorte Film er hier mitmischt und sich entschieden hat, wenigstens selbst ein wenig Spaß dabei zu haben. Der Rest des Ensembles überbietet sich in grausamen Leistungen, wobei Anna Bridgforth (sollte man als final girl nicht optimalerweise ein bissl hübsch anzuschauen sein? Ja, ich bin eine miese Chauvi-Ratte) als Julie den Vogel in negativer Hinsicht abschießt. Kelly Sue Roth begeht die unverzeihliche Sünde, in der Sexszene zwar den BH auszuziehen, sich aber dann konsequent die Hände vor die Brüste zu halten, befleißigt sich ansonsten keinerlei schauspielerischer Anwandlungen, ist aber ganz nett anzusehen. Dem Rest der Belegschaft empfehle ich eine weitere Karriere im Bereich der Hamburger-Braterei oder des Kaffee-Ausschanks.

Bildqualität: Mir liegt die Auflage von Carol Media vor (es gibt wohl mindestens noch einen weiteren deutschen Release). Der 1.85:1-Widescreen-Transfer (anamorph) macht die Videoherkunft des Films schmerzhaft deutlich und lässt auch die qualitativen Schwankungen des Quellmaterials deutlich hervortreten – manchmal ist das von Schärfe und Kontrast her einigermaßen erträglich, eher öfter aber dafür niederschmetternd weich und out-of-focus. Die Nachzieher, Schmierer und Wischer dürften kaum der Kompression geschuldet sein, sondern vielmehr dem miserablen Ausgangsmaterial.

Tonqualität: Deutsche Synchro in Dolby 5.1 und englischer O-Ton in Dolby 2.0 werden geboten. Beide Tonspuren sind im Musikmix ziemlich scheppernd, die O-Ton-Spur leidet unter mangelnder Nachvertonung und daher stark schwankender Qualität. Die deutsche Synchronfassung habe ich nicht angetestet.

Extras: Nichts, auch nicht die auf dem Cover beworbene Slide- bzw. Trailershow. Als Ausgleich dafür startet der Film nicht über das Hauptmenü („Film starten“ startet lediglich die DVD neu von Beginn), auch nicht über den „Film fortsetzen“-Menüpunkt im Tonauswahl-Menü, sondern ausschließlich über die Kapitelauswahl. Tja, WinOnDVD ist schon schwer zu beherrschen…

Fazit: Ich wiederhole mich – ich mag nicht mehr, ich hab ehrlich keine Lust mehr, meine Lebenszeit mit doofen Amateurfilmen, die sich durch Bestechung, unzüchtige Fotos von Label-Bossen oder ähnliche höchstwahrscheinlich illegale Tricks internationale Vermarktung sichern. „The Wickeds“ ist wieder mal nur ein Beispiel dafür, dass der amerikanische „Independentfilm“ oft genug auch nicht besser ist als der deutsche, und die hiesigen Knallköppe verbraten wenigstens nicht so viel Kohle (außer, sie heißen Ittenbach, aber der hat ja noch mehr Talent im kleinen Zeh als die hiesigen Macher zusammengerechnet). Ein lächerliches Schundprodukt, allenfalls interessant für diejenigen, die jeden Non-Porno-Auftritt von Ron Jeremy sammeln, abgesehen davon aber: fuck ‚em all. Manchmal hasse ich mein Hobby…

1/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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