Halloween Horror House

 
  • Deutscher Titel: Halloween Horror House
  • Original-Titel: Killer Eye: Halloween Haunt
  •  
  • Regie: Charles Band
  • Land: USA
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Erica Rhodes (Jenna), Olivia Alexander (Giselle), Ariana Madix (Katalina), Chelsea Edmundson (Rocky), Lauren Furs (Kianna)


Vorwort

Die hübsche junge Blondine Jenna ist mit einer etwas seltsamen Mutter geplagt – die glaubt nämlich fest an die Magie, ans Kartenlegen und ans beherzte Kucken in ’ne amtliche Kristallkugel. Schön ist’s in solchen Fällen, wenn man das Hobby sozusagen zum Beruf machen kann. Ihr Geld verdient die werte Mama mit einer „Haunted House“-Attraktion, will sagen, mit dem Betrieb eines echt authentischen Spukhauses mit allem Drum und Dran, und für die zu Halloween anlaufende neue Saison soll Jenna doch, bitte sehr, die Hütte mit den neuesten Gruselartikeln dekoriere, auf dass die zahlende Kundschaft so richtig das Fürchten lernen kann. Mama selbst ist sicherheitshalber verreist, und Jenna ist nicht unbedingt gewillt, sich die ganze Arbeit allein aufzuhalsen. Also lädt sie ihre drei besten Freundinnen ein – Rocky, Kianna und Katalina. Den Girls hat sie was von einer Party erzählt und nicht so direkt, dass sie als kostenlose Arbeitskräfte missbraucht werden sollen, aber wo sie nun schon mal da sind, kann man der Freundin ja auch wieder nichts abschlagen, und zudem besteht ja immer noch die Möglichkeit, aus der Deko-Aktion an und für sich eine Party zu machen. Dies natürlich alles gegen den ausdrücklichen Befehl von Frau Mama, keine Jungs und erst recht keine Mädels einzuladen, und überhaupt und sowieso die Finger von der Kristallkugel zu lassen, auch wenn die sich ganz hervorragend als Blickfang machen würde.

Nun, mütterlicher Wunsch ist Jenna Befehl, und es gibt ja genug anderweitigen Krempel, den man aufstellen kann. So z.B. eine Original-Full-Moon-Replik des „Killer Eye“, Hauptdarsteller eines selbst für Studioverhältnisse recht unterbelichteten Grützefilms, in dem ein mannshoher Augapfel mit Tentakeln u.a. Jacqueline Lovell auf den Pelz fühlte (und das ist ausnahmsweise mal wirklich wörtlich gemeint). Mit in der Schachtel – eine DVD des Films, und weil die Girls glauben, erst mal genug gearbeitet zu haben, wird eine spontane Filmbetrachtung eingeschoben, ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei Horrorfilmen ja eher nicht um „chick flicks“ handele. Aber Katalina ist lesbisch und wird daher zumindest von der Aussicht auf boobies gereizt, während Rocky und Jenna den Film sowieso schon vorab für toll halten und Kianna zumindest keine gravierenden Gegenargumente gegen das Screening vorbringen kann. Und die Killer-Eye-Figur wird so drapiert, dass sie auch mitkucken kann.

Nachdem die Grazien uns ein Weilchen mit MST3K-mäßigem Kommentar ausgewählter „Killer Eye“-Szenen beglücken, gibt’s eine kleine Auseinandersetzung über den künstlerischen Wert des Filmes zwischen Jenna und Katalina, die damit endet, dass Jenna Katalina mit alkoholischem Getränk bespritzt, was natürlich eine umgehende Dusche erforderlich macht. Während Jenna für Kat trockene Klamotten organisiert, verziehen sich Rocky und Kianna zwecks Nachschuborganisation an Hochprozentigem in die Küche. Jetzt passiert zweierlei – zum einen schleicht sich Giselle ins Haus, eine weitere Freundin Jennas, die unter der Maßgabe, noch nie in ihrem Leben einen Finger für ehrliche Arbeit krumm gemacht zu haben, nicht eingeladen wurde und nun selbstverständlich meint, ihr würde die Party des Jahrhunderts entgehen. Zum anderen, plotrelevanztechnisch deutlich wichtiger, sorgt die magische Kraft der Kristallkugel, die sich mit der übernatürlichen Ausstrahlung des Films verbindet, dafür, die Killer-Eye-Replik zum Leben zu erwecken! Fortan kraucht also eine 40-cm-Ausgabe des mörderischen Eyestalks durch’s Haus, um die Mädels mehr oder weniger boshaft zu foppen.

Das Auge ist dabei primär kein Kostverächter und nutzt seine Hypnopowers, um anregende Einblicke in die weibliche Anatomie zu gewinnen. Kianna erweist sich als widerborstig und wird gekillt. Mehr Erfolg hat das Auge bei Katalina und Jenna. Kat wäre nämlich durchaus scharf drauf, Jenna zu vernaschen, die aber ist nicht mal „bi-curious“, zumindest, bis sie vom Auge gehypnosaftet wird. Eine heiße Nummer wird geschoben, bis Giselle ins Schlafzimmer platzt. Jenna muss sich nun wohl wieder um ihre Party kümmern, aber das Auge hat noch nicht alle Mädels nackig gesehen und lässt darob nicht locker…


Inhalt

„Killer Eye“ entstand 1999 in einer der tristesten Phasen der Full-Moon-Historie, als der Laden kein Geld, keinen vernünftigen Vertriebsdeal und schon gar nicht Mittel und Interesse hatte, um vernünftige Filme zu drehen – die Microbudget-Phase des Studios wird in „It Came From The Video Aisle“, dem neuen Standardwerk zum Thema Full Moon, ausführlich beleuchtet. Kurz gesagt – Fan- und Kritikermund sind sich weitgehend einig, dass „Killer Eye“ selbst in dieser Ära eine ausgesprochen stupide Idee war und in einer gerechten Welt der Vergessenheit anheim fallen würde.

Wieso Charlie Band also satte zwölf Jahre später – und das eigentlich in einer Zeit, in der Full Moon zumindest versuchte, im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten wieder ordentliche Arbeit abzuliefern – auf die Idee kam, ausgerechnet *diesen* Einfall wiederzubeleben und mit einem Sequel zu würdigen, dürfte eines seiner zahlreichen Geheimnisse bleiben, das er dereinst mit ins Grab nehmen wird. Das Script verfasste Full Moons damaliger Haus- und Hofautor Domonic Muir („Critters – Sie beißen!“) unter seinem August-White-Pseudonym, nach Muirs frühem Tod schaute Kent Roudebush („The Dead Want Women!“, „Zombies vs. Strippers“) noch mal drüber. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster legen, aber ich schätze, Roudebush brachte den Stoff letztlich in die Form, die man uns nun in knapp 69 Minuten (inklusive dem üblichen ewig langen Nachspann) vorsetzt. Und das ist die von Full Moon neuerdings öfter gepflegte Attitüde des selbstreferentiellen Comedy-Horrors, der weniger Wert darauf legt, die blutgierigen Gorehounds zu befriedigen als die Full-Moon-Stammklientel zum gutmütigen Lachen zu bringen und dabei noch einen Eimer nackte Tatsachen zu präsentieren. Da passt „Killer Eye: Halloween Haunt“ zumindest von der Grundanlage her in eine Reihe mit „Gingerdead Man 2“ oder den „Killjoy“-Fortsetzungen ab Teil 3 aufwärts (Roudebush ist auch der Autor des „Evil Bong“-Franchises, das auf niedrigerem Niveau auch in dieser Schiene fährt).

Insofern macht es dann doch fast wieder Sinn, dass diese Fortsetzung nicht wenig Zeit darauf verwendet, sich über den lang zurückliegenden ersten Teil lustig zu machen. Spätestens, wenn die Girls die DVD einlegen und anfangen, „Killer Eye“ zu riffen, Regisseur Richard Chasen für „schwul“ halten (ist Chasen doch eins der zahlreichen Pseudonyme des openly gay directors David DeCoteau), offensichtliche Idiotien und schauspielerische Fehlleistungen anzuprangern und sich über DeCoteaus knackige-Burschen-in-Unterhosen-Fimmel mokieren, ist klar, dass Charlie hier keine Sekunde lang vor hatte, einen „ernsthaften“ Horrorfilm zu inszenieren, sondern wieder nach Lust und Laune Querverweise auf Full Moons Ouevre anzubringen (neben der „Killer Eye“-Replika-Schachtel mit dem gut sichtbaren Full-Moon-Logo wird „Evil Bong“ im Dialog referenziert und werden „Killjoy“-, „GIngerdead Man“- und „Head of the Family“-Masken spazierengetragen) und ansonsten jede Möglichkeit zu nutzen, die fünf Mädels in diesem reinen Frauenfilm (der jeden Bechdel-Test besteht, alldieweil es nicht mal die Andeutung einer Männerrolle gibt) aus ihren Gewändern zu schälen. Der Nachteil an dieser (bewusst ökonomischen) Herangehensweise ist nicht nur, dass der Film wie later-Full-Moon-üblich recht klaustrophobisch ist (bis auf ein-zwei establishing shots spielt sich die komplette Handlung in abgezählten fünf Räumen ab), sondern sie Band auch Gelegenheit gibt, den Zuschauer mit gut zehn Minuten stock footage aus „Killer Eye“ zu quälen – und, weil das innerhalb der Filmlogik hier auch nur ein Film ist, in abgefilmter-Fernsehschirm-Qualität. Da lacht das Herz des HD-Fernsehers…

Leider erreicht der Streifen nicht den Grad totaler Insanity wie „Gingerdead Man 2“ oder „Killjoy’s Psycho Circus“, sondern beschränkt sich neben den in-jokes primär auf die nackten Tatsachen – kaum anders zu erwarten in einem Film, den Kianna sprichwörtlich damit beginnt, ihr Top auszuziehen und den Rest des Films über im BH (und manchmal ohne) rumzulaufen. Dafür aber hat sie das Gimmick, ständig an einem Lutscher zu lecken („zu Übungszwecken“, wie sie hilfreich erläutert). Wir sind also ziemlich low-brow orientiert, der echte Horror-Gehalt hält sich in Grenzen. Es gibt einen (1) blutigeren Kill und zumindest noch ein paar Blut-Effekte, aber keinen wirklichen Splatter, dafür jede Menge Silikon (wobei ich nicht meckern möchte, die Mädels sind allesamt lecker genug, dass man[n] durchaus gern hinschaut, wenn sie sich entblättern). Das Killerauge sieht zwar tatsächlich besser aus als das im ersten Film (wobei es sicher hilft, dass es eben nicht zwei Meter hoch ist, sondern nur im Replika-Format amtiert), wird aber praktisch nicht animiert (das dürfte alles über rod puppetry der simpelsten Sorte bewerkstelligtw orden sein) und mit ein paar visuellen Effekten aus der Mottenkiste aufgepeppt.

Der Vorteil der kurzen Laufzeit liegt natürlich auf der Hand, so richtig langweilen kann der Streifen nicht. Entweder gibt’s nen debilen Gag, oder eins der Girls zieht sich aus oder wir können uns an der Schundigkeit der Effekte (wahlweise aus Teil 1 oder 2) ergötzen. Auf der Habenseite kann man konstatieren, dass die Sets durchaus stimmungsvoll sind und mit schräg-grusligen Props nur so vollgestopft sind. Da ist zumindest mit gewisser Liebe gearbeitet worden.

Die Schauspiekünste der Darstellerinnen muss man sicher nicht lieben – da ist weniger nach Talent als nach Willigkeit, sich vor der Kamera ausziehen, gecastet worden. An Jacqueline Lovell, Star des ersten „Killer Eye“ und wohl meist-unterschätzte scream queen der späten 90er, kommt natürlich keines der Mädchen heran, aber echte Totalausfälle sind zumindest auch nicht dabei. Erica Rhodes, die zumindest den patentierten girl-next-door-Charme mitbringt, hat’s mittlerweile immerhin zu Gastauftritten in „Modern Family“ oder „Veep“ geschafft. Olivia Alexander (so ein bisschen ne Sparausgabe von Charisma Carpenter) kann man in „Attack of the 50 Foot Cheerleader“, „30 Nights of Paranormal Activity with the Devil Inside the Girl with the Dragon Tattoo“ und „Bikini Model Academy“ sehen. Ariana Madix (Katalina, hat zumindest Spaß an ihrer dauergeilen Lesbenrolle) gehörte zur Stammbesetzung der „College Humor“-Sketche, spielte auch in „The Dead Want Women“ und wird demnächst in dem Vegas-Streifen „Dirty Dealing 3D“ neben Michael Madsen zu sehen sein. Chelsea Edmundson (wirklich süß als Rocky) reüssierte jüngst in „Daylight’s End“ und dem Lundgren-Klopper „Altitude“, Lauren Furs (Kianna, nun wirklich nicht viel mehr als ein sprechender Satz Möpse) ließ noch einen kleinen Auftritt in der Indie-Romcom „Jet Set“ folgen.

Zu sehen ist der ganze Spaß im Full-Moon-Channel von amazon prime, in ordentlicher Bildqualität (was dort nicht immer gewährleistet ist) und sogar mit englischem O-Ton.

„Kunst“ ist das jetzt alles sicher nicht, und selbst „Film“ streckt die Bedeutung des Wortes schon einigermaßen, aber ich muss zugeben, dass ich mich zumindest ein bisschen amüsiert habe. Wenn Charlie sich selbst veralbert, ist das zwar schon irgendwie ein bisschen Tommy-Wiseau-mäßig, der hinsichtlich „The Room“ ja heutzutage auch den Joke begeistert mitlebt, obwohl er’s mutmaßlich seinerzeit ernst gemeint hat, wenn aber wenigstens ein bisschen Spaß für den loyalen Full-Moon-Fan ‚bei rumkommt, kann und will ich’s ihm nicht verübeln. Full-Moon-Loyalist zu sein schadet bei „Killer Eye: Halloween Haunt“ sicherlich nicht, denn abgesehen von der selbstreferentiellen Attitüde hat der Streifen seine einzigen Werte als kleine Tittenschau. Aber auch dass muss ja nicht grundsätzlich verkehrt sein…

(c) 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments