- Deutscher Titel: Hai Attack
- Original-Titel: Swamp Shark
- Alternative Titel: Swamp Shark - Der Killerhai (TV) |
- Regie: Griff Furst
- Land: USA
- Jahr: 2011
- Darsteller:
Kristy Swanson (Rachel Broussard), D.B. Sweeney (Tommy Bryce), Robert Davi (Sheriff Watson), Jeff Chase (Jason „Swamp Thing“ Broussard), Jason Rogel (Martin), Richard Tanne (Tyler), Sophie Sinise (Krystal Broussard), Wade Boggs (Stanley)
Vorwort
In den tiefsten Sümpfen Louisanas betreiben die Broussard-Geschwister (note: die IMDb nennt die Familie Bouchard, aber wenn ich keinen totalen Hörfehler haben, heißen die in der engl. Fassung eben „Broussard“. Meint zumindest mein Horchlöffel) eine Touristenfalle – ein Restaurant mit angeschlossener Alligatorfarm. Nein, die Touristen werden nicht an die Gators verfüttert…
Chefin Rachel, ihr Bruder Jason (ehemaliger NFL-Football-Profi) und Teenage-Schwester Krystal werden verstärkt durch Rachels Boy Toy Tyler und den Busboy/Computernerd/unglücklich-in-Krystal-verschossenen Martin. Einziger Dorn in Rachels Seite ist Sheriff Watson, der sich durch die lächerlichen 300 Jahre Altersunterschied (und de Vorhandensein Tylers) nicht von dem Gedanken abbringen lässt, Rachel demnächst zu ehelichen. Wenn er aber nicht gerade viel zu junge Frauen anbaggert oder Wirtshausprügeleien auflöst, widmet sich der Sternträger dem lukrativen Business des Schmuggels exotischer Tiere. Die neueste Lieferung, die in einem Tankwagen angeliefert wird, verselbständigt sich auf energische Weise und versinkt im nahen Sumpf.
Wenig später greift etwas die Broussardsche Alligatorfarm an, just als Watsons Crony, der Süffel Jackson, dort eine persönlich motivierte Vergiftungsaktion startet. Ende vom Lied: von Jackson und den Alligatoren findet sich genau: Jacksons abgetrennter Arm. Da Jackson zuvor Streit mit Jason hatte, verdächtigt Watson den ihm eh unsympathsichen Footballer. Unsere Broussards wissen es natürlich besser – im Sumpf ist *irgendwas* und das werden sie jagen und töten, denn so macht man das in Amerika. Unerwartete Unterstützung kommt von Tommy, einem Geheimnisvollen Unbekannten (TM), der aber bestens ausgerüstet ist. Martins Internet-Recherchen fördern zutage, dass vor kurzem in der Karibik ein bislang unbekannter Tiefsee-Hai entdeckt wurde, das Tauchteam, das ihn aufgespürt hat, kam aber auf ungeklärte Weise um. Martin kombiniert, dass ein Tiefsee-Hai angesichts der Druckverhältnisse in x-tausend Meter Tiefe praktisch unkaputtbar sein müsste. Das stellen unsere Helden auch rasch fest.
Dieweil bereitet sich das Kaff auf das alljährliche „Gatorfest“ zu, und da wollen auch ein paar Teenager auf dem gemieteten Hausboot Party machen. Scott, der Wortführer der Gruppe, lädt Krystal ein, sich anzuschließen. Da sie auf die Jagd nach dem Hai nicht mit darf, besucht sie Scott & Co. tatsächlich, doch ihre Warnungen, sich vom Wasser fernzuhalten, verhallen ungehört. Per Boot geht’s zum Gatorfest, doch wohin ist, wie von Martin wissenschaftlich ermittelt, der Hai unterwegs? Na, dreimal dürft ihr raten…
Inhalt
Es ist schon komisch. Die letzten drei Hai-Filme, die ich gesehen habe, beschäftigen sich mit gefräßigen Killerhaien, die Binnengewässer heimsuchen – Shark – Das Grauen aus der Tiefe lässt sein Untier im Fluss paddeln und Shark Night 3D spielt im gleichen sumpfigen See-Setting wie „Swamp Shark“, dem Sunfilm für die Videoauswertung den wohl schönsten aller dusslig-doofen Denglisch-Titel, „Hai Attack“, verpasst hat.
Im Gegensatz zu „Shark Night“ haben wir’s hier aber nicht mit einer 25 Mio. Dollar schweren 3D-Produktion, richtig für Kinos und Zeuch, zu tun, sondern (seufz) mit einem weiteren TV-Filmchen für unser aller Lieblingskabelsender Syfy, inszeniert und dirigiert von Griff Furst, dem wir diverse Asylum-Kracher („Universal Soldiers“, „I Am Omega“, 100 Million BC) verdanken, gemeinsam mit Leigh Scott aber vor ein paar Jahren den Mockbuster-Produzenten im Streit verließ. Wenn man sich „Swamp Shark“ so ansieht, muss man zugeben, ja, offensichtlich hat Mr. Furst sich verbessert.
Nicht, dass „Swamp Shark“ ein sonderlich bemerkenswertes Stück Hai-Horror wäre, aber Production Values, Cast, Effekte, das alles ist schon eine Nummer besser/aufwendiger/teurer als der typische Asylum-Klopper vom Fließband. Aber ich greife vor, wir haben hier ja eine festgelegte Arbeitsreihenfolge und die sagt, zuerst mal wird das Script filettiert.
Das Autorentrio Charles Bolon („Monsterwolf“), Jennifer Iwen (erstes Drehbuch) und Eric Miller („Ice Spiders“, „Night Skies“) scheint zunächst stark an der bewährten Spielberg-Formel zu kleben – eine problembeladene Familie und die obligatorische Veranstaltung, die dem Monstertier finale Freißgelegenheit bieten soll, das hört sich doch sehr nach „Jaws“ an. Aber, kudos, wo’s angebracht ist, die Autoren benutzen dieses set-up wirklich nur als grobes Leitmotiv. Der Familiensubplot ist geradezu ekelhaft harmoniesüchtig (alle haben sich lieb, und Krystal entschuldigt sich am Ende vielfältig dafür, sich in Gefahr gebracht zu haben, obwohl NICHTS DAVON ihr Fehler war), und das „Gatorfest“ ist nicht der „unmöglich-zu-schließende-Strand“ aus dem „Weißen Hai“, sondern mehr oder minder „nur“ der Ort, an dem die Plotte abgeschlossen wird (aufgrund des Plotkniffs, dass Sheriff Watson, singuläre Autorität am Platze, ja ziemlich genau WEISS, was da in seinem Sumpfsee vor sich hin sumpfseet, hat er das ganze Festivalgelände mit bewaffneten Deputies, die auf alles ballern sollen, was irgendwie ungewöhnlich wirkt, gespickt).
Vielmehr haben wir’s mit einem geradlinigen Monsterfilm zu tun, dem Charakterisierungen nur insoweit wichtig sind, als damit zum geeigneten Zeitpunkt Schindluder getrieben werden kann (Tyler z.B. wechselt zwischen supportivem Freund und eifersüchtigem Jerk hin und her, wie’s dem Script grad in den Kram passt; auf des Sherrifs Crush auf Rachel wird, nachdem er etabliert wurde, eigentlich nie wieder wirklich eingegangen); der „B-Plot“ um Krystal und die Touristen-Kids krankt an ganz besonders debilen cannon-fodder-Figuren und die Tatsache, dass Tommy sich als Federal Agent entpuppt, der schon länger auf Watsons Spur ist, tut letztendlich für den Fortlauf der Handlung an und für sich wenig zur Sache.
Dafür aber hat „Swamp Shark“ das, was ich bei „Shark Night 3D“ schmerzlich vermisste – die richtige Attitüde. „Swamp Shark“ *weiß*, dass er ein billiger Monsterreißer ist, der sich an größere, bekanntere Vorbilder anhängt, und hat mit dieser Tatsache Spaß. Da kann Tommy schon mal die berühmte „Predator“-Line „if it bleeds, we can kill it“ zitieren oder Rachel angesichts einer Verletzung ein launiges „I’m gonna need a bigger… band-aid“ scherzen, hell, wenn ich mir’s überlege, kann man sogar den (gescheiterten) Versuch im Finale, den Hai zu sprengen, als „Hommage“ an „Der weiße Hai 4 – Die Abrechnung“ sehen. Es ist nicht „all-out camp“, aber das Bewusstsein, dass man hier einen Film fabriziert, der maximal dazu gedacht ist, Begleitprogramm zu ’nem Sixpack Hopfenkaltschale und ’nem Eimer Mikrowellenpopcorn zu spielen und das entsprechende mindset zu bedienen, ist spürbar.
Auf der handwerklichen Seite punktet auch „Swamp Shark“ durch sein cooles Bayou-Setting (der Film kann ja jetzt nicht speziell was dafür, dass ich ihn direkt nach dem ebenfalls dort angesidelten „Shark Night“ gesehen habe) – sicherlich zieht der Streifen nicht so viel Nutzen daraus wie der wesentlich teurere 3D-Schlocker, der Vorteil, eine nicht bis zum Erbrechen abgefilmte Kulisse zu haben, bleibt aber auch hier durchaus intakt.
Fursts Regie ist flott – nicht turboschnell, aber eben rasant genug für einen TV-Film (und auch wenn wir uns hier die BluRay zu Gemüte führen, ist’s nunmal ein für die Fischkiste entstandenes Produkt). Der Regisseur bemüht sich in gewisser Weise in Ridley-Scott-Manier um suspense – den „richtigen“ Blick auf das ganze Monster ganz gönnt er uns erst im Finale, bis dahin müssen wir uns mit Teilansichten des Biests begnügen – ist auch ganz gut so, denn die CGI ist vielleicht einen Tick besser als beim vergleichbaren Asylum-Produkt, aber alles andere als gut (zumal unser Hai hier ja kein gewöhnlicher, sondern ein Tiefsee-Panzerhai ist. Hm, „Panzerhai“ oder „Panzershark“ – wäre ein netter Name für ’ne Metalcombo) – vor allem die Größe des Viechs scheint die Digitalhexer vor Probleme zu stellen, so richtig einig, welche Dimension der Oschi hat, sind sie sich jedenfalls nicht (das, was im Finale dann nämlich zu Haifischhaschee verarbeitet wird, wirkt ein wenig mickrig gegen das, was die FX-Shots vorher so angedeutet haben).
Ähnlich wie „Shark Night“ gibt sich „Swamp Shark“ recht zurückhaltend, was Splatter und Nudity angeht – ein paar vereinzelte Prosthetics (ansonsten futtert der Superhai gerne Mensch-am-Stück-samt-Klamotten), Blutsprudeleien bzw. Bikini-Babes sind einmal mehr das Höchste der Gefühle, was bei einem TV-Film allerdings nicht so überraschend ist (die Zeiten, dass für die internationale Auswertung eine etwas offenherzigere Version mitgedreht wurde, sind wohl auch wieder vorbei).
Musikalisch freut mich, dass man sich an die Location angepasst hat und einige cajun-Bluegrass (das ist doch ’ne Art Bluegrass, die man da spielt, oder?)-Stücke, teilweise on screen performed, in den Soundtrack gepackt hat. Eine nette Abwechslung zu den generischen Alternative-Rock- und/oder Hip-Hop-Songs, mit denen man normalerweise in einem Film dieser Kragenweite beschallt wird. Der Score von Andrew Morgan Smith („Miami Magma“, „Alien Tornado“) ist akzeptabel.
Wie ich oben schon andeutete, einer der Unterschiede zwischen einem typischen Asylum-Syfy-Movie und „Swamp Shark“ ist der erstaunlich namhafte Cast – klar, die „name actors“ im Ensemble haben schon bessere Zeiten gesehen, aber dennoch, Respekt. Kristy Swanson, die originale Kino-„Buffy“, und die ich speziell in der unterschätzten Charlie-Sheen-Action-Komödie „Highway Heat“ (aka „The Chase“) ausgesprochen gern sah, ist natürlich ein paar Tage älter geworden, hat ein wenig breitere Hüften und das ein oder andere kleine Fältchen im Gesicht, ist aber durchaus ansehnlich-MILFtauglich, ähempt. Es gibt auch durchaus schwächere Schauspielerinnen – sicherlich wird sie hier nicht vor Oscar-clip-taugliche Aufgaben gestellt, aber sie zieht den Job mit likability und Routine durch.
Dass D.B. Sweeney noch lebt… okay, das ist unfair, ich muss allerdings zugeben, dass ich den Burschen nach „Memphis Belle“, „Fire in the Sky“ oder „Spawn“ total aus den Augen verloren habe – ist nicht so, als wäre Sweeney arbeitslos geworden, aber gestrandete Serien, TV-Gastauftritte und voice acting sind halt auch nicht die Einsätze, mit denen man sich international im Gespräch hält. Sweeney wuchert ebenfalls mit likeability und bildet ein gutes Team mit Swanson (jedenfalls ein besseres als Eli-Roth-Kumpel Richard Tanne als ihr offizieller Loverboy. Die Gute hat’s aber auch mit extremen Altersunterschieden. Tanne ist fünfzehn Jahre jünger, der auf sie scharfe Davi achtzehn Jahre älter…). Wo wir Davi grad angesprochen haben, der auch schon für Asylum („Ballistica“) tätig gewordene Ex-Bond-Schurke („Licence to Kill“), ansonsten auch aus „Der City-Hai“, „Showgirls“, „Traxx“´, „Maniac Cop 2/3“ oder „Profiler“ bekannte, zumeist auf Schurkendarstellungen gebuchte Routinier befleißigt sich ordnungsgemäßen scenery chewings – schön wär’s, wenn das Script ihm ein paar Boshaftigkeiten mehr mit auf den Weg gegeben haben, aber eine ordentliche B-Monsterfilm-Bösmannsdarstellung ist’s allemal.
Für’n bissl stunt casting hat’s auch gereicht – die junge Broussard-Schwester Krystal wird von Sophie Sinise gemimt, ihres Zeichens Tochter von „Lt. Dan“ Gary Sinise und ein weiteres lebendes Beispiel für meine These „schauspielerisches Können vererbt sich nicht“. Nette Bikini-Figur, aber keinerlei Ausstrahlung – und es macht den Eindruck, als wäre ihr das vor-der-Kamera-rumhampeln eher unbehaglich.
Als Deputy Stanley ist mit Wade Boggs ein Baseball-Star aktiv. In 18 Jahren MLB-Karriere spielte er für die San Diego Padres, die New York Yankees und die Tampa Bay Devil Rays, spielte zwölfmal hintereinander im Allstar-Game und wurde mit den Yankees einmal World Series-Champion. Die Baseball Hall of Fame nahm ihn im ersten Jahr seiner Wählbarkeit auf. Als Davis comic-relief-Sidekick macht sich Boggs ganz patent.
Bildqualität: Die Sunfilm-BluRay bringt den Film in für das Medium durchschnittlichem 1.78:1-Format: Farben und Kontrast sind in Ordnung, die Schärfewerte könnten etwas besser sein, größere einfarbige Flächen neigen zu leichtem Grieseln.
Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in DTS-HD 7.1. Die englische Sprachfassung ist solide, deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar.
Extras: Making-of mit Cast- und Crew-Interviews. Blooper Reel, Trailer.
Fazit: Anspruchsloser, unterhaltsamer, leichtgewichtiger B-Monster-Romp, dem ein solider B-Cast, okaye Inszenierung und das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen über Unglaubwürdigkeiten, Plotholes und Logikschlamassel hinweg hilft. Sympathisch-kurzweilig, ein bisschen mehr Mut zu Blut & Haut hätte trotzdem nicht geschadet. Der Freund spaßigen Tierhorrors macht hier nicht viel verkehrt (Außerdem muss man doch freakiges Denglish supporten…).
3/5