Hämoglobin

 
  • Deutscher Titel: Hämoglobin
  • Original-Titel: Hemoglobin
  • Alternative Titel: Bleeders | The Descendant |
  • Regie: Peter Svatek
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Dr. Marlowe (Rutger Hauer)
    John Strauss (Roy Dupuis)
    Kathleen Strauss (Kristin Lehman)
    Bryde Gordon (Joanna Noyes)
    Alice Gordon (Janine Theriault)
    Lexie Crungle (Jackie Burroughs)
    Hank Gordon (John Dunn-Hill)
    Yolanda (Felicia Schulman)
    Baby Laura (Leni Parker)
    Toot (Lisa Bronwyn)


Vorwort

Vor etlichen Jahren (also so zwischen 1995 und 2000), als es noch keine DVDs gab und ich mir auch nicht allzu viele Video-Kaufkassetten habe leisten können, war das Fernsehen mein Hauptlieferant in Sachen Film und ich habe hingebungsvoll konsumiert, was da gerade so lief. Ich erinnere mich daran, wie ich teils irgendwelche obskure, mir völlig unbekannte Filme auf Kassette aufnahm, die spät in der Nacht liefen, nur weil sie einen interessanten Titel oder eine viel versprechende Inhaltsangabe hatten. So lernte ich unsterbliche Klassiker wie WISHMASTER, CONTAMINATOR (den möchte ich wirklich mal wieder sehen), HORROR AM MILL CREEK (den auch) oder eben den heute zu besprechenden Streifen, HEMOGLOBIN, kennen. Ich las da im Programm irgendwas von Inzucht und Monstern und war sofort hin und weg. Und, was soll ich sagen, ich war begeistert! Eklige Monster, ein bisschen Gewalt und ein paar eigentlich harmlose Splatter-Effekte (aber damals war ich noch ein bisschen jünger und leichter zu beeindrucken), dazu eine Geschichte um Inzest und Kannibalismus und außerdem ein paar nackte Brüste. Perfektes Filmfutter für einen leicht zu beeinflussenden Teenager. Nun, inzwischen ist der Fetzen auf DVD erschienen und nichts auf der Welt hätte mich davon abgehalten, mir die Silberscheibe zu besorgen (halt eben ein beim Essensgeld sparen). Es ist natürlich besonders interessant, sich einen Film wieder zu Gemüte zu führen, den man schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen hat (obwohl er immer wieder mal auf Pro Sieben lief) und zu erleben, wie sich die Sicht darauf verändert hat.

Ein paar Hintergrundinfos seien vorausgeschickt: Es handelt sich um eine kleine Kanadische/Amerikanische Co-Produktion mit ein paar semibekannten Stars (beispielsweise Roy SCREAMERS Dupuis in der Hauptrolle) und einem ganz grossen: Rutger Hauer nämlich. (Wobei der zum Drehzeitpunkt die besten Jahre mehr oder weniger hinter sich hatte und sich vor allem in B-Filmen minderen Zuschnitts verdingte.)

Das Cover der DVD gibt übrigens fett mit „von den Machern von ALIEN und TOTAL RECALL“ an. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass damit Dan O´Bannon und Ronald Shusett gemeint sind, die Drehbuchautoren der genannten Meisterwerke. Mal schauen, was für eine Plotte die beiden hier so auf die Beine gestellt haben, wobei zu berücksichtigen ist, dass mit Charles Adair ein dritter Autor (der damit seine erste Arbeit ablieferte) mitgeschrieben hat. Wie auch immer, werfen wir den DVD-Player an und schauen wir mal, was Peter Svatek uns da so vorsetzt.


Inhalt

In einem mittelalterlichem Wohnzimmer verewigt ein Maler (Vermeer, den Credits nach) ein hübsches Frauenzimmer auf der Leinwand. Dazu setzt der Erzähler ein, welcher uns mit nötiger Exposition versorgt: „Im Jahre 1652 untersagte der König von Holland die Heirat innerhalb aristokratischer Familien. Seine Ärzte hatten entdeckt, dass das Blut seines adligen Standes durch die Vererbung von Anämie, der Bluterkrankheit und anderen genetischen Schwächen verunreinigt wurde. Doch Eva Van Daam war eine Narzisstin, eine der wirklich grossen.“ Eva Van Daam teilt nun ihr Bett mit irgendeinem Typen, was uns einen Blick auf ihre Brüste ermöglicht (sabber). Der Erzähler führt weiter aus: „Unfähig, sich selbst einen Nachkommen zu schenken, gab sie sich dem Menschen hin, der ihr am nächsten war, ihrem eigenen Zwillingsbruder.“ Inzest ahoi! Der Zwillingsbruder wird in der Nahaufnahme übrigens von derselben Schauspielerin gespielt, der man einfach Bart und Schnauzer aufgeklebt hat (sieht ungefähr so echt aus wie in CANNIBAL! THE MUSICAL). Klar, dass unsere Eva vom Befehl des Königs nicht sehr begeistert ist: „Als sie vom Erlass des Königs hörte, versammelte Eva Van Daam ihre ganze Familie, ihren Bruder, ihre Cousins, ihre Nichten und Neffen und zog mit ihnen in die neue Welt. Dort liess sie ein stattliches Herrschaftshaus erbauen. Im Laufe der Jahre schlossen sich die Tore des Anwesens für Aussenstehende und letztlich war die Erinnerung an die Familie Van Daam aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden.“

Der Vorspann schliesst sich an, der uns ein hübsches, melancholisches Stück Musik näher bringt, und dann begeben wir uns in die relative Gegenwart: Wir befinden uns in der neuen Welt und zwar auf einer Insel vor der Küste von Maine, inklusive Fischerdorf und Leuchtturm (dennoch keine weitere Stephen-King-Verfilmung). Eine Stimme aus dem Radio teilt mit, dass Hurrikan Ellen die Küstenregion streifen wird und am nächsten Tag mit stürmischem Wetter zu rechnen ist. Im Moment aber sind noch Schiffe unterwegs: Auf einer Fähre stützt sich John Strauss, ein grosser, bleicher Typ mit schwarzem Haar und Sonnebrille, auf seinen Gehstock. Begleitet wird er von seiner scharfen, blonden Ehefrau Kathleen, die am Ufer der Insel den Friedhof der Insel erblickt. Dort ist´s nicht weit her mit der Totenruhe, mit Bagger und Kran werden die Gräber ausgehoben und die Särge auf Autos verladen. Einer der Matrosen erklärt ihr, der Gemeinderat habe herausgefunden, dass die Bestatterin Byrde Gordon (bekannt dafür, ein ziemliches Schlitzohr zu sein) für die Särge minderwertiges Holz verwendet hatte. Die Folge: Die Särge werden allesamt ausgegraben und die Leichen auf dem Festland neu beerdigt (ob das Holz nun minderwertig ist oder nicht: Was für einen Unterschied macht das schon? Früher oder später zergehen Leichen und Särge sowieso, ärgerlich ist das Ganze nur für die abgezockten Hinterbliebenen). Weitere Erklärungen müssen aber warten, den Bleichei John hat plötzlich einen extremen Fall von Nasenbluten und bricht zuckend zusammen (während er munter von Skeletten und irgendwelchen dunklen Orten flashbackt). Kathleen springt ihm zur Seite und befiehlt den Matrosen, ihn festzuhalten, während sie eine Spritze aufzuziehen. Leider stellt sie das Fläschchen mit dem Medikament an den Rand des Decks, John bringt es in seinem Anfall fertig, dieses ins Wasser zu treten.

Am Dock werden inzwischen die Särge verladen. Byrde Gordon kommt mit einem blauen Pickup gefahren und scheisst einen der Arbeiter zusammen („Ihr kleinen dreckigen Diebe! Die Särge sind absolut einwandfrei. Und den Toten ist das sowieso egal!“), während ihre Mitfahrerin, ein Rotfuchs mit Namen Yolanda, zu dem Landungssteg spaziert, wo gerade die Fähre anlegt. Kathleen bittet um einen Arzt. Rotschopf erklärt zwar: „Wir haben hier so was wie einen Doktor“ (sehr vertrauenerweckend), aber der sei auf der anderen Seite des Eilands ansässig. Da es eilt, ruft sie Alice herbei, die Tochter von Byrde, die gerade mit dem Gordon’schen Familienboot zugange ist. Deren Mutter zeigt sich zwar nicht begeistert („Beweg deinen Hintern hier rüber, wir haben viel zu tun!“), aber man lässt sich nicht davon abhalten, John auf das Boot zu verladen und loszubrausen (während John „ich habe Hunger“ stöhnt. Prioritäten hat der Mann…). Byrde sieht es von der positiven Seite: „Na also, sieht aus als bekäm´ ich ein paar Gäste für mein Hotel. Wenn ich Glück hab´, ist auch´ne Beerdigung drin.“

Während ich mich frage, wie sinnvoll es ist, die einzige Arztpraxis auf der Insel nicht ins Dorf, sondern ans entgegengesetzte Ende der Insel zu setzen, wo nicht einmal eine Strasse hinführt, so dass man mit dem Boot um das ganze Eiland herumfahren muss, legt das Boot mit unseren Protagonisten bereits bei irgendwelchen Klippen an. Kathleen und Alice helfen John aus dem Boot (es sieht übrigens verdammt gefährlich aus, wie das Ehepaar Strauss über die Felsen klettert; ein falscher Schritt und fertig lustig. Man sollte da vielleicht irgendwann mal einen Landungssteg hinstellen).

Im Dorf fährt inzwischen Byrde im Pickup zu ihrem Hotel und schleift irgendwelche Koffer (es werden wohl die von den Strausses sein) rein, während sie fluchend über Alice herzieht. Das Hotel ist zugleich ein Leichenschauhaus mit Autopsie-/Einbalsamierungsraum im Keller. Dort haben sich ein paar Kinder (drei Jungen, ein Mädchen) eingeschlichen und spielen Autopsie. Als Leiche muss der Köter hinhalten („Leg dich hin, Davy, spiel tot“). Ein fetter Junge namens Ben will Einbalsamierungsflüssigkeit über das Tier schütten, erwischt aber die kleine Ramona. Kreisch! Byrde wird auf die Bande Dreikäsehochs aufmerksam: „Was treibt ihr Gören da unten?“. Die Jungen nehmen sofort die Füße in die Hand und hauen ab, Ramona aber bleibt noch etwas im Keller, denn sie fühlt sich beobachtet. Hinter einem Lüftungsschachtgitter bewegt sich irgendwas, erschreckt Ramona und lässt sie die Flucht ergreifen. Doch die Kellertüre geht nicht auf und das Mädchen wird ordentlich panisch, bis die heimgekehrte Alice endlich die Türe von der anderen Seite her öffnet. Ramona ist immer noch ganz aufgeregt: „Jemand war hinter mir her. Jemand hat versucht mich zu fangen.“ Alice glaubt dem Gör natürlich nicht.

Auf der anderen Seite der Insel führt Kathleen ihrem Ehemann zur Praxis (ein Haus, das in der Nähe des Leuchtturms steht). Dieser erweist sich als Rutger Hauser, sitzt in seinem Wohnzimmer und hört klassische Musik. Kathleen klopft an und ruft nach Dr. Marlowe (woher weiss sie eigentlich seinen Namen?). Da keiner öffnet, aber die Türe nicht abgeschlossen ist, hilft Kathleen John einfach so ins Haus, schleift ihn dort ins Untersuchungszimmer (kennt sich dafür, dass sie noch nie dort war, gut aus) und legt ihn auf den Untersuchungstisch. Dr. Marlowe kommt endlich aus dem Wohnzimmer getorkelt und verneint zunächst, der Arzt zu sein, ändert wenig später aber seine Meinung, als er John ansichtig wird: „Was fehlt ihm?“. Kath: „Er hat eine Blutvergiftung.“ Er brauche dringend Irgendwas-Propanol. Marlowe schaut im Giftschrank nach, ohne sich drängen zu lassen („Er braucht eine Spritze, sonst stirbt er!“ „Nur mit der Ruhe“), findet schliesslich ein Fläschchen des benötigten Medikaments (gut eingerichtet ist er ja) und zieht eine Spritze auf. Er erkundigt wegen potentiell tödlicher Allergien auf das Zeug, doch Kath beruhigt ihn: Sie ist Krankenschwester und weiss schon, was sie tut. Sie reisst dem Arzt die Spritze aus der Hand und setzt sie John, während Marlowe einige Narben auf dem Brustkorb des Mannes entdeckt. John spricht auf das Medikament an. „Er schläft gleich ein“, klärt uns Kath auf. „Ich hoffe, nicht für immer“, gibt Marlowe zu bedenken.

Später sitzen Marlowe und Kathleen im Wohnzimmer. Der Doktor füllt den Krankenzettel aus und stellt ein paar Fragen: „Was ist das für eine Krankheit, unter der er leidet?“ „Es ist eine Art degenerative Blutkrankheit.“ Aber mehr wisse sie auch nicht. Weiterhin erklärt sie, dass John in Paris grossgezogen worden sei, finanziell versorgt durch einen anonymen Treuhandfond, der auf der Bank von Bangor deponiert ist. Auf seiner Geburtsurkunde steht, dass er auf dieser Insel geboren wurde, und da man auf überlebende Verwandte hofft, die vielleicht mehr über die Krankheit wissen, ist man angereist. Der Name Strauss sagt Dr. Marlowe zwar überhaupt nichts, aber er wünscht ihnen trotzdem alles Gute. Kathleen findet ihn für einen Arzt nicht besonders hilfreich. Das hat aber seinen Grund: „Ich bin kein guter Arzt.“ Hilfe erwarten kann Kath auch nicht von dem Doktor, der die Geburtsurkunde unterzeichnet hat: Dr. Peterson ist drei Monate zuvor ertrunken. Marlowe ist bloss die Aushilfe und da wir gerade nichts Besseres zu tun haben, erzählt er nun seine Lebensgeschichte: Früher hatte er eine kleine, aber feine Klinik in Johannisburg, Südafrika („Ich hatte sogar ein Flugzeug!“). Eines Tages haben aber einflussreiche, ihm nicht besonders wohl gesonnene Leute dafür gesorgt, dass er wegen angeblicher Alkoholprobleme seine Zulassung verloren hat („Damals hab ich noch nicht getrunken“). Sehr tragisch, das.

Auf dem Friedhof sind die Ausgrabungsarbeiten in vollem Gang. Man macht eine ungewöhnliche Entdeckung: Bei den meisten Särgen ist der Boden aufgebrochen, die Leichen sind verschwunden. Gruselig! Eine der Frauen schaut sich einen Sarg an, dessen Deckel sich plötzlich wie von selbt lupft! Sie erschrickt darob so sehr, dass sie ohnmächtig zusammenbricht. Rotschopf Yolanda befiehlt, sofort Dr. Marlowe zu holen. Inzwischen renkt sich der Deckel wieder ordentlich auf dem Sarg ein, unbemerkt von den Anwesenden (obwohl die direkt daneben stehen).

Wieder in der Praxis weckt ein kleines Erdbeben John. Marlowe erklärt, das gäbe es häufiger auf der Insel, begrüsst John und untersucht dessen Augen: Sie sind verschiedenfarbig. Kathleens Bezahlungsangebot schlägt er aus, fährt die beiden stattdessen ins Dorf. Unterwegs fragt er John ein bisschen aus, der kann allerdings nicht mehr erzählen, als dass er keinerlei Erinnerungen an seine Zeit vor Paris habe, ist er doch schon als Kleinkind nach Europa verfrachtet worden. Dennoch: „Die Gegend kommt mir so vertraut vor!“

Auf der Insel gibt es nur ein einziges Hotel, eben jenes von Byrde (das zugleich ein Bestattungshaus ist). Das Ehepaar checkt ein, John schaut sich inzwischen ein wenig um und entdeckt den Aufbahrungsraum. Da fragt er Alice, die in ihrer Schürze aus dem Keller kommt: „Was riecht hier so merkwürdig?“ Das sei die Einbalsamierungsflüssigkeit, erklärt sie, es wird nämlich die Beerdigung der Witwe von Reverend Shea vorbereitet. John richtet sein Beileid aus: „Wir haben von dem Unglück gehört.“ (Gemeint ist mit dem Unglück der seltsame Tod der Frau von vorhin auf dem Friedhof. Ich möchte mal wissen, wann John davon erfahren hat). Themenwechsel: „He, wissen sie das mit den Särgen auch schon? Jemand hat sie aufgebrochen!“ Kathleen interessiert sich aber mehr dafür, weshalb es keine Männer auf der Insel habe. (Die schaut sich wohl schon mal nach Ersatz für John um…) Alice erklärt, das komme daher, dass die alle mit ihren Fischerbooten draussen auf dem Meer sind, nur Dr. Marlowe und Vater Gordon, der seiner Ehefrau zur Hand gehen muss, befinden sich noch auf dem Eiland. Wie auch immer, Alice händigt den beiden den Schlüssel für die Hochzeitssuite aus; die ist nicht besonders beeindruckend, aber hübsch. John ist etwas unruhig („Es ist ein komisches Gefühl, hier zu sein“) und sucht nach einem Telefonbuch, um nach dem Namen Strauss zu suchen, doch Kathleen weiss: Es gibt keine Telefone auf der Insel. (Erstens: Woher weiss sie das? Zweitens: Sooo abgelegen wirkt das Eiland nun auch wieder nicht.) Aber aufs Telefonieren hat John auch schon keine Lust mehr: „Ich habe Hunger.“ Also gibt Kathleen ihrem Mann ein Sandwich, das sich dieser in einem Stück ins Maul stopft und gleich wieder auskotzt. Was für Tischmanieren…

Das Ehepaar Strauss unternimmt trotz Nieselregen einen Spaziergang. Im Dorf gehen die Frauen der Arbeit nach, nur eine hockt herum und lässt sich vollaufen. Eine im gelben Regenmantel (die wir irgendwann in ferner Zukunft als Toot kennen lernen werden) hat die Strausses ebenfalls ins Auge gefasst, das heisst, vor allem John, und warnt die Alk-Tante: „Du brauchst den gar nicht so anzustarren, Baby Lora, ich habe ihn nämlich zuerst gesehen.“ Sie geht dem Ehepaar entgegen. Kathleen fragt sie, ob sie jemanden mit Namen Strauss kenne, Toot verneint und flirtet John an: „Sie tragen so tolle Klamotten. Sind die aus Italien?“ (Eher aus einem Geschäft für Clownutensilien, wenn ihr mich fragt.) Kathleen will auch Baby Lora aushorchen, aber die sei schon seit ihrem sechsten Lebensjahr stumm. Tja. Unsere Strausse gehen wieder nach Hause (die geben aber schnell auf).

Vom Fenster aus beobachtet Alice, wie John Kathleen eine Blume pflückt, und ist ganz entzückt von den Turteltäubchen: „Sie sind wundervoll.“ Byrde weckt Alice aus ihren Träumen, sie solle sich endlich wieder in den Keller begeben: „Die Witwe kriegt allmählich faule Stellen.“ Alice tut, wie ihr geheissen, behandelt die Leiche und spricht ein wenig mit ihr („Ehrlich gesagt, sie sahen immer toll aus, Mrs. Shea, ihr Haar war immer so schön ordentlich.“ Spätestens an dieser Stelle fällt mir auf, dass Alice wie eine Mischung aus Gwen Stefani und Charlotte Lewis aussieht). Da kommt Kathleen nach unten und möchte Alice als Bootsführerin anheuern, aber da diese erst ihre Arbeit an der Witwe beenden muss, leiht sie das Boot einfach an aus. Frau Strauss kann glücklicherweise mit Booten umgehen: „Da wo ich herkomme muss man das können.“ (Und wo ist das?) Alice warnt sie noch vor einem aufkommenden Sturm und vor Byrde, dann ist Kathleen auch schon unterwegs.

Die gute Alice lipenstiftet Mrs. Shea und spricht wieder mit ihr, was Byrde hört: „Hör auf mit den Leichen zu quatschen, oder bist du etwa verrückt?“ (Hm, der Gedanke drängt sich mir durchaus auf, wobei Byrde auch nicht alle Sammelteller auf der Kommode hat.) Hank Gordon entert ebenfalls den Keller und bringt eine Halskette: Das teure Erbstück soll der Toten um den Hals gelegt werden. Byrde ist damit nicht so recht einverstanden: „Ein Vermögen, das zwei Meter tief in der Erde landet ist für immer verloren.“ (Naja…) Dabei hat sie ihre Prinzipien: „Byrde Gordon duldet keine Verschwendung!“. Die Beerdigung soll übrigens auf dem Van-Daam-Friedhof stattfinden (der Dorffriedhof wird ja zurzeit ausgehoben); der ist zwar Privatbesitz, wie Alice richtig feststellt, aber da alle Van Daams schon seit Jahrzehnten tot sind, wird die das nicht stören. Byrde geht und lässt Vater und Tochter alleine. Alice ist sich sicher, dass ihre Mutter die Kette stehlen will, Vater Gordon kann sich das nicht vorstellen. Wie auch immer, Alice erklärt ihm, dass sie die Insel demnächst für immer verlassen will. Vater zeigt sich davon nicht begeistert, aber sie bietet ihm an, mitzukommen, soll er die alte Schreckschraube doch einfach alleine lassen. Die beiden werden bei ihrem Gespräch durch ein Gitter im Boden beobachtet.

Kathleen legt auf der anderen Seite der Insel an und besucht Dr. Marlowe; sie will mit ihm über den Zustand ihres Mannes reden. Sein Blut degeneriere von Tag zu Tag mehr und selbst die besten Ärzte in Europa hätten nicht helfen können. Sie fragt Marlowe, ob er genetische Ursachen für möglich halte (und ich frage mich, wieso ein alkoholkranker Provinzarzt es besser wissen sollte als die europäischen Fachärzte). Plötzlich fängt der Doktor von den Van Daams zu labern an. Die waren eine reiche, holländische Familie, die vor dreihundert Jahren auf die Insel kam (wissen wir schon), und Dr. Peterson hat einige Daten über sie zusammengetragen, da er nicht nur Arzt, sondern auch ein fachkundiger Genealoge war (jeder braucht ein Hobby). Peterson ist anscheinend zu dem Ergebnis gekommen, dass die Familie Van Daam munter Inzucht betrieben hat; Folgen waren Mutationen und genetische Veränderungen (was ein und dasselbe ist, wenn ich mich nicht irre). Ein Symptom seien verschiedenfarbige Augen. „Sie sehen das bei ihrem Mann und sie sehen es hier.“ Er reicht ihr einen Fötus, eingemacht im Marmeladenglas, mitsamt „Van Daam“-Etikette. Kathleen erkennt, worauf der Doktor hinaus will: „Ist John vielleicht ein Van Daam?“ Schön möglich, antwortet Marlowe, allerdings starb der Letzte von ihnen vor 75 Jahren. Jedoch hatte Dr. Peterson eine Assistentin Namens Lexie Crungle, vielleicht weiss die etwas. Kathleen dankt artig und verabschiedet sich, teilt dem Doktor aber noch mit, dass sie schwanger ist. Ihr Mann wisse noch nichts davon (aha, aber irgendeinem fremden Typen, den du nicht mal einen Tag kennst, vertraust du das einfach an).

Inzwischen wird auf dem Van-Daam-Friedhof Mrs. Shea beerdigt. Inklusive Byrdie, Alice und Priester sind fünf Leute anwesend (irgendwie hat man das Gefühl, bei der Beerdigung der Witwe des ehemaligen Reverends müssten mehr Leute anwesend sein).

Es ist bereits Abend, als Kathleen ins Hotel zurückkehrt und Alice erschreckt, was aber auf Gegenseitigkeit beruht. Wenigstens kann sie bei der Gelegenheit gleich die Bootsschlüssel zurückgeben. Gute Nacht! John sitzt auf dem Bett in der Hochzeitssuite, schminkt sich (!) und flashbackt ein bisschen. Kathleen kommt ins Zimmer und erzählt ihr von Lexie Crungle, der alten Assistentin von Dr. Peterson. Ihr Mann ist mit den Gedanken woanders: „Ich habe Hunger“ „Auf was?“ Statt ihr eine Antwort zu geben, steckt er ihr zuerst seine Finger in den Mund (hä?) und stürzt sich dann in Begattungsabsicht auf sie. Leider ist sie ein wenig unwillig („John, nein, nicht, lass das!“) und nachdem er ihr die Bluse aufgerissen hat (aber der BH bleibt an – buh!), schüttelt sie ihn ziemlich grob ab. „Was ist denn nur los mit dir?“ Er bittet sie um Verzeihung: „Kathleen, ich habe Hunger! Ich sterbe.“ (Verdammter Emo…)

Es ist tiefdunkle Nacht. Ein blauer Pickup fährt auf den Van-Daam-Friedhof, doch es steigt nicht, wie erwartet, Byrde in Klauabsicht aus, sondern ihre Tochter Alice. Die steigt mittels Leiter in das frisch ausgehobene Grab der Shea-Witwe hinab, öffnet den Sarg (hm, nagelt man Särge in der Regel nicht zu? Und wieso ist das Grab noch nicht zugeschaufelt?) und erschrickt ob der Ratte, die sich in diesen geschlichen hat (wie ist das Viech dorthin gekommen?). Dennoch lässt sie sich nicht davon abhalten, die Kette an sich zu nehmen. Sie will der Toten gerade erklären, dass sie halt das Geld braucht, um von der Insel zu kommen, da brechen Hände durch den Boden des Sarges und ziehen die Leiche in den Untergrund. Alice will flüchtet, doch zwei selbstgebastelte Picken bohren sich in ihre Waden und irgendeine komische, zwergenhafte Kreatur zerrt sie in einen unterirdischen Tunnel. Schockomat!

Am nächsten Tag treffen sich einige Frauen im (eher heruntergekommenen) Waschsalon. Das Radio teilt mit, dass der Sturm in wenigen Stunden zu erwarten sei. Rotschopf Yolanda zeigt sich besorgt, hilft aber später am Dock Hanks Vater dabei, das Schiff zum Auslaufen bereitzumachen. Ein Geräusch aus dem nahen Lagerhaus weckt ihre Aufmerksamkeit, doch dort ist niemand zu sehen. Sie kontrolliert die Kisten mit den Angelwürmern, da kommt ihr just aus einer davon eine Kreatur entgegen gesprungen, die sie zur Seite stösst, sich in ein Leintuch verheddert, nach draussen zum Anlegesteg rennt und ins Wasser fällt. Da gerät sie in den Aussenbordmotor von Gordons Schiff. Schmodder!

Im Hotel ist sucht Byrde nach Alice, doch auch das Ehepaar Strauss weiss nicht, wo die abgängige Tochter ist. Dabei hätten sie das Mädchen gerne als Bootsführerin für den Weg zu Lexie Crungle anheuern wollen. Stattdessen bietet sich Byrde an, die eh was in der Nähe zu tun hat. Billig wird das allerdings nicht, sie verlangt ganze 25 Dollar! Wucherpreis, kräht Kathleen, aber John zeigt sich einverstanden (bisher sind sie ja schliesslich auch stets gratis gefahren, die Scharotzer).

Wenig später legt das Boot an irgendwelchen Klippen an, während John wieder mal ein paar Flashbacks durchlebt. Byrde zeigt den beiden ein Schloss auf den Klippen; das sei das Anwesen der Van Daams, einer angeblichen Schmugglerbande, die ihre Beute in irgendwelchen Höhlen versteckt haben soll, der Letzte von ihnen sei vor 75 Jahren bei einem Feuer umgekommen. (Kommt uns bekannt vor.) Heute lebt nur noch Lexie Crungle dort, ein uraltes Weib, das früher Krankenschwester war: „Sie ist ein merkwürdiger Vogel.“ Byrde zeigt den beiden, wie man die Klippen hinaufkommt.

Währenddessen sitzt Marlowe in seiner Praxis und untersucht eine Blutprobe von John per Mikroskop. Dessen rote Blutkörperchen sehen nicht unbedingt gesund aus und weisen die gleichen Symptome wie diese im Blut des eingemachten Embryos auf. Möglicherweise ist der Schaden also vererbt. Bevor der Arzt sich näher damit befassen kann, klopft es draussen an der Türe, Hank Gordon tritt ein und bringt die zerstückelte Leiche des Dinges mit, das in seine Schiffsschraube geraten ist.

In der Zwischenzeit haben die Straussens das Anwesen betreten. John kommt alles sehr bekannt vor: „Dieser Geruch erinnert mich an irgend etwas.“

Byrde hat indessen den Van-Daam-Friedhof geentert und zu ihrer Empörung festgestellt, dass jemand den Sarg bereits ausgeräumt hat. Da sie den blauen Pickup findet, verdächtigt sie Alice. Beim lautstarken Fluchen wird sie von irgendwas unterbrochen, das sie vom Grund des Grabes anstarrt und ihr einen Ausdruck von tiefstem Entsetzen auf das Gesicht zaubert.

Inzwischen autopsiert Dr. Marlowe die Reste der Kreatur (Schmodder!). Es scheint ein Mensch zu sein, wenn auch durch die Verstümmelungen schwer als solcher zu erkennen und zudem ziemlich deformiert. Eklig: Das Ding hat sowohl einen Penis als auch eine kleine Vagina, beides voll funktionsfähig. (Dr. Marlowe beweist uns, dass er sich nicht nur mit alkoholischen, sondern auch mit Körpersäften auskennt und stellt anhand des Geruchs das Vorhandensein von Samenflüssigkeit fest – naja, wenigstens kontrolliert er es nicht am Geschmack.) Er erkennt: „Es handelt sich um eine Hermaphroditen!“ Und stellt die eher abenteuerliche Behauptung auf: „Ein Wesen, das in der Lage ist, sich selbst zu befruchten.“ (Hermaphroditen weisen zwar die Geschlechtsmerkmale beider Geschlechter auf, können sich aber nicht selbst befruchten, siehe Würmer oder Schnecken. Beim Menschen ist es erst recht anders. Pathologisches Zwittertum nennt man übrigens Gynandromorphismus; wieder was gelernt). Marlowe braucht erst einmal einen Whisky, Hank bestellt einen Doppelten.

Unterdessen lässt sich das Ehepaar Strauss von Lexie Crungle überraschen, die ein Gewehr auf die beiden richtet und sofortige Verdünnisierung fordert. Doch dann erkennt sie John („Oh, ich habe auf dich gewartet, mein Junge!“) und freut sich darüber, dass aus ihm so ein „prächtige Bürschchen“ geworden ist (Geschmackssache). Lexie erklärt, mit der Waffe wolle sie nur Schnüffler und Randalen von dem Grundstück fernzuhalten, die sich seit dem Brandanschlag dort herumtreiben würden. Sie sieht sich John aus der Nähe an, nimmt ihm die Sonnenbrille ab und lässt ihn das Hemd aufknöpfen, um sich die (make-up-technisch verbesserungswürdigen )Narben anzusehen. Nun kann Exposition folgen: Das Haus wurde von Inselbewohnern angesteckt, welche die ganze Familie Van Daam ausrotten wollten. Einzig John überlebte und wurde von Dr. Peterson sowie Lexie gerettet. Aufgrund der feindschaftlichen Einstellung der Insulaner mussten sie ihn aber wegschicken. Mit dem Geld, das nicht verbrannt, haben sie den Treuhandfond eingerichtet. Strauss ist also nicht sein richtiger Name, den hat er von Lexie bekommen, weil Johann Strauss ihr Lieblingskomponist gewesen sei. Dann drückt sie ihm ein Amulett in die Hand, das aus kleinen, zusammengebundenen Knochen besteht. Das sei ihm damals an die Hand gebunden gewesen, damit hat er sich auch die Wunden auf der Brust selbst zugefügt. „Wundere dich nicht, die Van Daams haben viele seltsame Dinge getan.“ Eine Frage liegt ihr auf dem Herzen: „Du spürst kein ungewöhnliches Verlangen nach etwas, richtig?“ Da muss er natürlich widersprechen, tatsächlich hat er ständig Hunger nach irgendwas, ohne zu wissen, wonach genau. Daraufhin schlägt Mrs. Crungle´s Gemütslage plötzlich um, sie bedroht die beiden Besucher wieder mit dem Gewehr und will sie vom Grundstück haben.

Dr. Marlowe setzt die Autopsie fort, während Hank saufend zusieht. Nach der Punktion des Magens verbreitet sich ein beissender Gestank, den Hank als den von Einbalsamierungsflüssigkeit identifiziert. Marlowe findet übrigens gleich drei Mägen, zudem schwimmt in einem davon ein lebender Aal herum. Uargh!

Auf dem Dorffriedhof spielen zwischenzeitlich Kinder Verstecken (wir kennen die Gören von vorhin, als sie im Keller der Gordons mit dem Formalin herumsauten). Ramona ist mit Auszählen dran, beweist jedoch wenig Durchhaltevermögen, als sie schon nach wenigen Augenblicken des Suchens die anderen dazu auffordert, sofort aus ihren Verstecken zu kommen. Plötzlich tut sich der Boden unter ihr auf, etwas irgendwas greift nach ihr. Die anderen Kinder kommen ihr zu Hilfe, können aber nicht verhindern, dass sie schliesslich unter der Erde verschwindet. Schreck!

Das Ehepaar Strauss hat das Anwesen noch kaum verlassen, da dreht sich John um: „Ihre Geschichte kann nicht stimmen!“ (Wer aufmerksam gelesen hat, kann mir jetzt sicher sagen, welcher Punkt an Lexies Geschichte sein Misstrauen erweckt hat). Crungle erwartet ihn mit dem Gewehr, doch er lässt sich nicht beeindrucken und stellt sich direkt vor den Lauf: „Es ist mein Haus!“ Vielleicht kann er da drin die Antworten auf seine Fragen finden und sie soll ihm gefälligst helfen, denn er ist sich sicher, dass sie mehr weiss, als sie zugibt. Da schlägt er ihr mit dem Stock das Gewehr aus den Händen und stellt fest (Achtung, jetzt kommt’s): „Das Unglück hat sich vor 75 Jahren ereignet. Aber ich bin noch nicht 75. Sie haben mich nicht aus dem Feuer gerettet, wieso lügen sie?“ Folglich: „Ich wurde nach dem Brand geboren, als können nicht alle Van Daams bei dem Feuer gestorben sein.“ Sie lenkt endlich ein: „Na schön, ich zeig´s dir!“

Auf dem Dorffriedhof ist die Hölle los, nachdem die Kinder Hilfe geholt haben. Rotschopf Yolanda und die anderen Frauen glauben den Bälgern zwar nicht so recht, aber machen sich dennoch ans Graben.

Lexie Crungle hat die Strausses ins Haus geführt und erklärt: „Dieses Haus ist gegen Feuer gefeit, es wird niemals abbrennen, John, denn es wurde aus Schiffsplanken gebaut, musst du wissen.“ (Hm, es gab also gar kein Brand vor 75 Jahren? Und die Inselbewohner haben die Lüge einfach geglaubt?) Als die Van Daam noch dort gewohnt haben, war Lexie ein kleines Mädchen und setzte sich aus Neugier über das Betretungsverbot hinweg. Dann schlich sie sich in das Zimmer und erblickte die Van-Daam-Familie die sich gerade ernährten von… Nun, wovon denn? Die Alte will nicht damit rausrücken. Stattdessen erzählt sie, dass einige von den Van Daams das Feuer überlebt hätten (jetzt also doch wieder ein echter Brand?) und in die Tunnel unter der Insel geflüchtet waren, wo sie noch immer leben.

Im Dorf stellt sich inzwischen heraus, dass sowohl Telefon (ich dachte, das gäb’s dort gar nicht?) als auch Funk ausser Betrieb sind und dass der Sturm schwer im Kommen ist. Mit Hilfe vom Festland ist also Essig.

John will wissen, wovor Dr. Peterson und Lexie ihn denn gerettet haben, wenn es nicht der Brand war. „Vor den Van Daams“, erklärt sie. „Denn du warst anders als sie, du warst normal (nunja, mehr oder weniger). Sie haben sich ein wenig vor dir gefürchtet.“ John entdeckt das Bild von Eva Van Daam, das wir noch aus dem Prolog kennen. Auch sie hatte zwei verschiedenfarbige Augen, wie wir feststellen. John stellt nun die wichtige Frage: „Sie wissen, wonach ich verlange! Sagen sie es mir!“ Doch sie kann nicht: „Es ist ihr Geheimnis, ein grosses Geheimnis!“ Bevor John nachhacken kann, bekommen die drei Besuch, und zwar von einem Van Daam! Schreck! Endlich dürfen wir einen vollständigen Blick auf eins dieser Produkte jahrhundertelanger Inzucht werfen: Der Zwerg sieht aus wie das (äusserst hässliche) Kind von E.T. und Drew Barrymore! Es ist ziemlich klein, hat einen grossen deformierten Kopf, graue Haut und hoppelt auf Stummelbeinchen durch die Gegend. Würg! Das Ding stellt Lexie nach, die schreit, man solle sofort das Fenster öffnen, sofort. Kathleen übernimmt dies (statt die Kreatur anzugreifen, die nun wirklich nicht so ein schwerer Gegner sein kann), während die alte Frau mitsamt ihrem Rollstuhl umfällt, aber das Fenster ist mit Brettern zugenagelt. Die Kreatur macht sich über Lexie her und ersticht sie mit einer lustigen kleinen Picke; Kathleen wirft einen Stuhl gegen das Fenster – die Bretter gehen kaputt und Sonnenlicht flutet das Zimmer (obwohl der Himmel zuvor noch bedeckt war, wegen dem Sturm und so). Dem Van Daam schmeckt das Licht nicht besonders, er flüchtet. Doch leider, Lexie ist bereits tot. John tut während alledem munter von seiner Familie und den Tunneln flashbacken, statt irgendwie helfen einzugreifen.

Dr. Marlowe hat herausgefunden, dass das Blut der verstümmelten Kreatur die gleichen Merkmale aufweist wie das von John und dem eingemachten Embryo. Da wird er von Rotschopf Yolanda und Toot, der Frau im gelben Regenmantel, gestört: Sie erzählen ihn von Ramona, die auf dem Friedhof in einem komischen Tunnel verschwunden sei; seine Hilfe ist gefragt. Hank wird auch gleich mitgeschleppt. (Typisch Frau im Film, kriegt kein Problem ohne männliche Hilfe auf die Reihe.)

John und Kathleen verlassen endlich das Anwesen, stolpern über den Van-Daam-Friedhof und laufen an dem offenen Grab vorbei. Kathleen findet den blauen Pickup, während John einen Anfall hat. Sie hilft ihm in den Wagen, um ihn zu Marlowe zu bringen. (Hat sie denn das Fläschchen mit der Medizin nicht mitgenommen?)

Dieser befindet sich inzwischen auf dem Friedhof, während der Sturm mehr und mehr zunimmt. Man hat an der Stelle, an der Ramona verschwunden ist, gegraben und ist auf den Eingang zu einem Tunnel gestossen. Bei Dr. Marlowe klicken die Helden-Gene ein: „Ich werde da runter gehen!“ Yolanda gibt ihm eine Pistole mit, zudem hat er seine Taschenlampe dabei. Die Rufe nach Ramona bleiben unbeantwortet, dafür findet er Knochen und Skelette von Menschen, schliesslich sogar einen Raum, wo mehrere Leichen kopfüber von der Decke hängen. Er sieht zwei der Van Daams: Während der eine vor der Taschenlampe flüchtet, versucht der/die/das andere, ein kleines Baby, dass er/sie/es an der Brust säugt, vor dem Lichtstrahl zu schützen. Marlowe bemerkt vor lauter Faszination oder Ekel den Van Daam nicht, der sich hinterrücks nähert und ihm nun eine Picke in den Oberarm jagt, was eine blutende Wunde verursacht (es ist übrigens der gleiche Van Daam, der Lexie erstochen hat). Der Doktor verscheucht ihn mit der Taschenlampe und schiesst der Kreatur, welche einen Tunnel entlang flüchtet, mit der Pistole hinterher. Er folgt ihr in einen Raum, wo er Byrde und Alice (zweitere mit einer entblössten Brust) kopfüber und tot von der Decke hängend vorfindet. Die Hände der Frauen sind bereits aufgeschlitzt und angenagt. Marlowe geht weiter und findet auch Ramona; für das Mädchen kommt ebenfalls jede Hilfe zu spät, ein Van Daam tut sich bereits an ihr gütlich. Schmatz! Marlowe hat genug gesehen und flüchtet nach oben, wo er von den Inselbewohnern erwartet wird. Er genehmigt sich erst einmal einen Schluck Whisky und wendet sich dann an Mr. Gordon: „Hank, ich habe schreckliche Nachrichten für sie…“

Die Ehepartner Strauss sind immer noch mit dem Pickup unterwegs, John fühlt sich alles andere als gut: „Ich werde dich sehr bald verlassen.“ Kathleen fährt in eine Sackgasse; sie sieht zwar das Haus vom Doktor, aber eine Schlucht liegt im Weg. (Wie ich schon sagte: sollte der einzige Arzt auf der Insel nicht etwas leichter erreichbar sein?) Hilft nichs, sie dreht auf der Suche nach einem anderen Weg um.

Im Dorf versucht Yolanda, Kontakt mit dem Festland herzustellen, doch der Funk funzt nicht. Marlowe die neusten Infos zum Besten: Die Insel sei vollkommen untertunnelt, wobei alle Tunnel zum Friedhof führen. Denn dort unten leben Kreaturen, die sich von Leichen ernähren! Es sind die Nachkommen der Van Daams, die das Feuer überlebt haben. „Und sie essen Menschenfleisch“, merkt Yolanda an. „Einbalsamiertes Fleisch“, berichtigt sie Marlowe. Dadurch, dass der Friedhof ausgehoben worden ist, hat man sie ihrer Nahrungsquelle beraubt, stattdessen machen sie jetzt aus Hunger, Verzweiflung und Wut Jagd auf die Inselbewohner. Zum Glück reagieren sie empfindlich auf Licht. Marlowe schlägt vor, dass die Dorfbevölkerung sich mit allen zur Verfügung stehenden Lampen, Laternen, etc. in den Leuchtturm zurückzieht und dort verbarrikadiert.

Während die Leute mit Kind und Kegel loshetzen, erreichen John und Kathleen endlich Marlowes Haus; der Männe flashbackt wieder mal, was das Zeug hält. Nach einiger Zeit trifft auch Marlowe ein, während draussen die Leute zum Leuchtturm rennen: „Ich weiß, was ihnen fehlt, ich weiss, wie sie überleben können!“ John wird hellhörig: „Wie denn?“ Marlowe: „Wie sehr hängen sie an ihrem Leben?“

Wenig später sitzt John an Marlowes Küchentisch, vor ihm Messer und Gabel. Kathleen stellt ihm den Fötus im Glas hin. Sie erklärt: „Er liegt in Formalin. Das ist es, was sie am Leben hält.“ (Wenn man´s recht bedenkt, ist das ziemlich doof. Verdammt doof sogar.) John verspeist den Fötus bis aufs letzte Stückchen. (Hm, wenn es das Formalin ist, das seine Familie am Leben hält, wieso säuft er nicht einfach ein Glas der Chemikalie?) Kathleen sitzt nebenan, rennt dann plötzlich auf die Toilette, wahrscheinlich, um sich mal so richtig auszukotzen. Nach Beendigung seines Mahls stellt sich John nackt vor den Spiegel (Achtung, Hintern!) und betrachtet sich selbstverliebt, küsst sein Spiegelbild und macht an sich rum. Da tritt Kathleen ins Zimmer. Er drückt ihr einen Kuss auf, sie erwidert ihn (ähm, tschuldigung, dass ich extra darauf hinweise, aber DER TYP HAT GERADE EINEN FÖTUS IN FORMALIN GEFRESSEN!). Eine Softsexszene schliesst sich an, bei der wir Kathleens Talente ausgiebig betrachten dürfen. Anschliessend ist John zu Tränen gerührt. Hmpf.

Im Leuchtturm schaltet man inzwischen den Strom ein und macht mit den unzähligen Lampen Licht; auf dem Dach werden Scheinwerfer installiert. Schützen gehen mit Gewehren auf Position.

Kathleen und John haben sich wieder in Kleidung geworfen und machen sich ebenfalls zum Leuchtturm auf, wo unter anderem Toot auf Patrouille ist. Der ehemals kränkliche John fühlt sich pudelwohl („es ist, als ob ich ganz neue Sinne hätte“). Im Leuchtturm suchen sie sich eine ruhige Ecke, der Gemahl will reden: „Ich habe es gegessen“. Kathleen verbittet sich das Gespräch.

Draussen nähert sich Toot dem Rand der Klippe, das Gewehr im Anschlag. Dumm, dass sie nun dem Abgrund den Rücken zukehrt und somit den Angehörigen des Van-Daam-Clans, welche die Klippen hinaufgeklettert kommen, die Gelegenheit gibt, sie hinterrücks mit ihren Picken niederzureissen. Die Frauen auf dem Dach des Leuchtturms feuern mit ihren Gewehren, was das Zeug hält, und erwischen den einen oder anderen Inzuchtzwerg. Baby Laura (ihr erinnert euch, die Stumme mit dem Alkoholproblem), die den Tod ihrer Freundin mitansehen musste, wird von Yolanda getröstet, die ihr zudem ein Jagdmesser zu Verteidigungszwecken schenkt. Inzwischen werden die anrückenden Van Daams nach und nach umgebracht oder per Lichtstrahl verscheucht. Dennoch, es sind einfach zu viele von ihnen, weder die Scheinwerfer noch Waffen werden reichen. Da schlägt ein Blitz in den Turm ein und verschlimmert die Lage zusehends, verursacht er doch einen Stromausfall. Ohne Schweinwerfer ist nicht gut zielen und Dr. Marlowe treibt die Frauen nach drinnen. Die Inzucht-Brigade klopft an die Türe, aber auch vom Holzfußboden her ertönt plötzlich Gepolter. Und es kommt, wie es kommen muss: Der Boden bricht ein und zwei kleine Jungen (Spielkameraden von Ramona, der fette Ben und ein gewiser Squeackie) landen in der Höhle darunter. Die Van Daams stürzen sich sofort auf das Frischfleisch und ziehen es in die Tunnel, Marlowe und Kathleen springen hinterher (während die übrigen Anwesenden nur dumm glotzen und der Einfachheit halber mal gar nichts unternehmen). Kathleen blendet einen der Inzüchtler mit der Taschenlampe, so das Ben ihm entrissen werden und nach oben klettern kann, die anderen helfen ihm hoch. Bleibt noch Squeackie. Aber vorerst muss sich Kathleen gegen die Van-Daam-Brut wehren, die sich wütend über sie hermacht. John entdeckt seine Helden-Ader und springt mit einer Laterne nach unten, um ihr zu Hilfe zu kommen. Einer der Zwerge verletzt sie am Arm, ein anderer will sie mit einem Seil fesseln, da kommt Baby Laura gesprungen, findet ihre Stimme wieder („Du Drecksstück, du wirst sie nicht anfassen!“) und schmeisst das Messer. Ding Dong, der Van Daam ist tot! Ein weiterer Inzestzwerg findet das gar nicht lustig und schlitzt ihr mit einer Picke den Hals auf. Abgang Baby Laura. Kathleen wird inzwischen durch einen Tunnel hinfort geschleift, Marlowe und John rennen hinterher. Der Van Daam schleicht sich mit seiner Beute in einen abgelegenen Raum und setzt sich auf sie drauf, um sie zu erwürgen. Marlowe schiesst sinnlos umher, findet dann die beiden und stürzt sich auf den Zwerg. Er wälzt sich mit dem Vieh im Dreck, kann ihn dann abschütteln, seine Waffe auf ihn richten und will feuern. Da ruft jemand „Nein!“ – es ist John. Dieser trägt, inmitten von einigen Mitgliedern der Van-Daam-Familie, den bewusstlosen Squeackie auf dem Arm. Er kniet sich zu der degenerierten Brut hin, legt den Jungen auf den Boden. Er dreht sich zu Marlowe und Kathleen um: „Geht!“. Dann schlitzt er mit dem Amulett, das Lexie Crungle ihm gegeben hat, Squeackie den Arm auf und genehmigt sich einen Schluck Blut. Kathleen fleht ihn verzweifelt an: „Komm jetzt, wir wollen nach Hause fahren!“ „Ich bin hier Zuhause!“. Marlowe schleppt Kathleen mit sich nach fort, als der Tunnel einzustürzen beginnt, John lassen sie zurück (Marlow: „Wir können nichts für ihn tun“).

Der nächste Morgen. Die Leute steigen am Hafen in Schiffe ein, um die verfluchte Insel zu verlassen. Kathleen und Dr. Marlowe verabschieden sich voneinander. Just als er sie umarmt, bewegt sich das Baby in ihrem Bauch.

John indes ist beim Einsturz nicht umgekommen, sondern befindet sich jetzt bei seinen Lieben: „Und so geschah es, dass John wieder mit der Familie Van Daam vereint wurde. Er stellte fest, das auch er einen Zwilling hatte und obwohl seine Schwester in der Lage war, sich selbst zu lieben, hiess sie ihren Bruder willkommen und liebte auch ihn…“ (Seine Zwillingsschwester sieht aus, als ob sich in ihrer Ahnenreihe auch der eine oder andere Wal befunden hätte; John wird sich irgendwann nochmal fragen, weshalb er dafür Kathleen verlassen hat.)

Also, eins vorweg, so unkritisch begeistert wie mit 14 Jahren bin ich von dem Film heute nicht mehr, hat er doch durchaus einige schwerwiegende Probleme. Fangen wir mit dem Drehbuch an, dass offensichtlich auf einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft basiert, nämlich THE LURKING FEAR (DIE LAUERNDE FURCHT, 1928), auch wenn diese in den Credits nicht aufgelistet wird. Die Parallelen in der Handlung sind eindeutig: Hier wie dort geht es um die durch Inzucht degenerierten Nachkommen einer alten, reichen und in die neue Welt ausgewanderten holländischen Familie (bei Lovecraft sind’s die Martenses), welche die normalen Menschen aus unterirdischen Tunnels (die vom verfallenen Anwesen der Familie aus gehen) terrorisieren und als Grundnahrungsmittel missbrauchen. Die Figur des John Strauss, dem Wanderer zwischen den Welten, fusst mehr oder weniger auf Jan Martense aus der Vorlage, der dort aber nur ganz nebenbei erwähnt wird. Mit ihm erleben wir den Film sowohl aus der Sicht der Menschen, die sich dem Monster-Terror ausgesetzt sehen, als auch aus der Sicht der Monster selber, die schlussendlich nichts anderes als die Opfer tragischer Umstände sind (man kann sich die eigenen Eltern schliesslich nicht aussuchen). Gegen Schluss wird klar, dass sie unter dem grotesken Äußeren doch auch nur Menschen sind, resp. sein sollen – so richtig sympathisch werden einem die Viecher trotz allem nicht.

HEMOGLOBIN will also, so scheint’s, nicht einfach nur hirnlose Monster-Action, sondern ein ambivaletes, intelligentes Rührstück sein, was aber trotz aller Bemühungen nicht wirklich funktioniert. Ich weiss nicht, wie gross die Beteiligung von Dan O´Bannon (DARK STAR, ALIEN, DEAD & BURIED, TOTAL RECALL, SCREAMERS) und Ronald Shusett (ALIEN, DEAD & BURIED, TOTAL RECALL) nun wirklich war, allzuviel geholfen hat sie jedenfalls nicht. Die Charaktere gehen bei aller oberflächlicher Charakterisierung nicht besonders tief, die Geschichte an sich ist zwar sehr interessant und wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf, laboriert dafür aber an der Logik. Das fängt schon bei der Ernährungsweise der Van Daams an: Es stellt sich die Frage, ob bei einer Inselbevölkerung dieser Grösse genügend Todesfälle zusammenkommen, um die Van Daams zu ernähren. Alternativen in der Ernährung gibt’s ja nicht, weil nur menschliche Leichen den notwendigen Tagesvorrat an Formalin enthalten. Wobei schon diese Anpassung an die Chemikalie für sich genommen ziemlich doof erscheint. (Und wie gesagt: Weshalb isst John den eingemachten Fötus, wenn es eigentlich nur auf das Formalin ankommt? Und vor allem: Wieso lässt Kath sich danach von ihm küssen?) Dann der Zustand des Van-Daam-Anwesens. Da wird lang und breit darüber gequatscht, dass die Hütte vor 75 Jahren abgebrannt ist, ansehen tut man das dem Kasten überhaupt nicht (es gibt keine Brandschäden und nix). Lexie Crungle erzählt zwar, das Haus könne gar nicht abbrennen, weil mit Schiffsplanken erbaut, was aber wiederum ein schlechtes Licht auf die Vorfahren der Inselbewohner wirft, die so dämlich waren, nicht zu merken, dass die Hütte gar nicht abbrennt. Unlogisch auch der Showdown: Auf der einen Seite hat man einen Haufen genetisch degenerierte Zwerge, die sich kaum richtig fortbewegen können und als einzige Waffe selbstgebastelte kleine Picken zur Verfügung haben, auf der anderen Seite ein Haufen gesunder, mit Gewehren bewaffneter Menschen. Im echten Leben hätte die Krüppelbande keine grosse Chance. Seltsam auch, dass wir die Männer der Insel kaum zu Gesicht kriegen, denn scheinbar kommen die auch gegen Abend nicht zurück, sondern bleiben permanent auf See. Hmpf. Überhaupt ist dieser Punkt für den Orkus, schlussendlich braucht es nämlich doch wieder einen Mann, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Es gibt weitere Unsinnigkeiten in der Story, die meisten sind in der Inhaltsangabe vermerkt.

Das Tempo des Filmes ist über einen Grossteil der Laufzeit ein eher gemächliches welches; viel Zeit wird auf die Einführung der Charakter verwendet, teilweise auf etwas plumpe Art und Weise (siehe beispielswesie Dr. Marlowe, der Kathleen eben mal seine Lebensgeschichte auf die Nase bindet). Grosses Charakterkino kommt dabei nicht rum, aber immerhin wachsen einem die Protagonisten mehr ans Herz als die üblichen Pappnasen in Horrorfilmen. Wirklich Action haben wir eigentlich erst im Showdown, die dann vom eher antiklimatischen Ende ziemlich bald wieder abgewürgt wird. Zuvor gibt es ab und zu den einen oder anderen mehr oder weniger unspektakulären Monster-Angriff. Peter Svateks (WITCHBOARD 3, SCIE-FIGHTERS) Inszenierung bringt da wenig Dynamik oder Spannung rein, sowohl die Angriffe als auch die Monster an sich kommen selten wirklich bedrohlich rüber. Am effektivsten sind noch Johns Flashbacks; die kurzen Einstellungen von Monstern aus der Nahaufnahme lassen die Viecher tatsächlich ganz gruselig erscheinen. Insgesamt bewegt sich hier aber alles in routiniertem, solidem Rahmen, ohne je richtig aufregend zu werden. Etwas ernüchternd übrigens, wenn Einstellungen recycelt werden(wenn z.b. Marlowe durch Tunnels läuft); unsinnig, dass John nicht wenige Szenen flashbackt, die erst im weiteren Verlauf der Handlung noch vorkommen.

Wer Splatter und Gore im Übermass erwartet, kann gleich wieder einpacken. Viel mehr als ein paar harmlos anzuschauende, blutige Wunden, verursacht durch die Picken der Van Daams, sind nicht drin. Im Gedächtnis bleiben die (allerdings nicht wahnsinnig explizite) Zerstückelung des Van Daams per Schiffsschraube und die Autopsie desselben (die aber hübsch eklig ist). Technisch ist dies einwandfrei umgesetzt. Das Beste ist die Darstellung der Mitglieder der Van-Daam-Familie; die kleinen Monster wirken tatsächlich sehr echt und glaubwürdig.

Schön, dass es auch ein bisschen Sex gibt, also zwei harmlose Softcoreszenen mitsamt nackten Brüsten, für die Nekrophilen unter uns gibt es gar die tote Alice barbusig zu begaffen. Anzumerken ist noch, dass die jeweiligen Schauspielerinnen hübsch anzusehen sind.

Die Schauspieler schlagen sich einigermassen gut: Roy Dupuis gibt den John Strauss schwächlich, blass, von seinen Anfällen und der Ungewissheit seiner Herkunft gequält. Schön, wie er schlussendlich dem Heldenklischee zuwiderhandelt und sich auf die Seite der Bösen (die ja nicht wirklich böse sind) schlägt, einschliesslich aktivem Kannibalismus. Diese Kehrtwende kommt allerdings auch ziemlich plötzlich, die hätte man ein wenig sorgfältiger vorbereiten können; so kommt es auch nicht so besonders einleuchtend rüber, dass er seine Schwester Kathleen vorzieht (aber naja, Blut ist halt dicker als Wasser). Dupuis ist Kanadier und hat in einigen dortigen Produktionen mitgespielt (HEMOGLOBIN ist ja auch eine Kanadisch/Amerikanische Co-Produktion), seine grössten Rollen hatte er wohl in SCREAMERS und in der Fernsehserie NIKITA. Letztens war er in LES INVASIONS BARBARES zu sehen. Seine Frau wird von Kristin Lehmann gespielt, die viel im Fernsehen unterwegs ist, bekannt könnte sie einem aus POLTERGEIST: THE LEGACY vorkommen, wo sie Kristin Adams spielte (daneben hatte sie viele Gastauftritte, z.B. wiederkehrend in JUDGING AMY als Dr. Lily Reddicker oder in THE OUTER LIMITS, FELICITY, PSI FACTOR, ANDROMEDA, etc.). Im Kino war sie letztens in THE CHRONICLES OF RIDDICK als Shirah zu sehen. Beim hiesigen Film hilft es natürlich, dass sie gut gebaut ist und sich nicht scheut, Einblicke zu gewähren. Der große Star des Filmes ist natürlich Rutger Hauer als Dr. Marlowe (BLADE RUNNER, HITCHER), dessen große Filmkarriere zwar schon länger vorbei ist, der uns aber immer wieder mit seiner Teilnahme an verschiedenen minderbemittelten B- und C-Filmen oder der einen oder anderen Nebenrolle in großen Produktionen erfreut (letztens wieder in BATMAN BEGINS oder SIN CITY). Viel mehr als Routine gibt er nicht zum Besten, wirkt aber als versoffener Alkoholiker, der seine besten Tage hinter sich hat, ziemlich authentisch (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Joanna Noyes gibt die Byrde Gordon als fieses Miststück (übrigens mit einer urhässlichen Perücke auf dem Kopf) und overacted, dass sich die Balken biegen. Sie dient mehr oder weniger als Comic Relief und übertreibt teils etwas sehr stark, so dass sie einem schnell auf die Nerven geht (zum Glück tritt sie zur Halbzeit ab). Janine Theriault (war mal als Mörderin in einer Folge von MONK zu sehen) ist da als Gordons Tochter Alice viel angenehmer, und vor allem hübscher anzusehen. Ihr Rollencharakter scheint einen leichten Knacks zu haben, aber sie kommt durchaus sympathisch rüber. Leider nimmt sie ihren Abschied aus der Handlung sogar noch vor ihrer „Mutter“, von ihr hätte ich gern mehr gesehen. Eine kleine Rolle spielt noch das Duo Leni Parker als Baby Laura und Lisa Bronwyn als Toot, die im Showdown für einen weiteren dramatischen Moment sorgen, der mehr oder weniger aus dem Nichts kommt, da die beiden zuvor kaum Screentime haben. Abgesehen davon, dass sie zum Film nichts Sinnvolles beitragen, sind sie auch nicht gerade die besten Schauspielerinnen. Und besonders bei Baby Laura hätte man erwartet, dass ihr Charakter etwas mehr beleuchtet wird (weshalb zum Beispiel ist sie stumm? Hängt das mit der Van-Daam-Familie zusammen?). Aber man brauchte wohl einen Ersatz, nachdem man die Gordon-Frauen vorzeitig aus dem Spiel genommen hatte. Hmpf. Nicht zu vergessen Jackie Burrough, die als alte, verkalkte Tattergreisin mit Gewehr zu unterhalten vermag. Sie spielt trotz ihres Alters bis heute in Filmen mit, ihren grössten Auftritt hatte sie wohl in DEAD ZONE als Vera Smith, Christopher Walkens Mutter.

Erwähnen möchte ich noch die Filmmusik von Alan Reeves, die zwar nicht verleugnen kann, aus dem Synthesizer zu stammen, aber erstaunlich gut funktioniert und viel zu der teils sehr melancholischen Atmosphäre beiträgt.
Alternativversion „Bleeders“

Zur Anschauung lag mir die DVD vom Schweizer Label Atlantis vor, die angeblich auf 2000 Stück limitiert ist. Bei einem Film dieser Art kann man wohl keine Super-Duper-Special-Edition erwarten: Der Film ist in Vollbild, das Bild hat ungefähr VHS-Qualität und ist ordentlich verrauscht, geht aber in Ordnung. Tonspuren werden zwei mitgeliefert: Zum einen gibt’s Deutsch 5.1, davon ist aber entschieden abzuraten: Die Synchro ist zwar klar verständlich, aber lieblos, dafür kommen sämtliche Hintergrundgeräusche extrem gedämpft und kaum hörbar daher, teilweise scheinen sie bei der Übersetzung einfach ganz ausgeblendet worden zu sein. Sehr viel besser ist die englische 2.0-Tonspur, die lebendigere Dialoge und dynamische, sehr klare Hintergrundgeräusche aufweisen kann. Als Extra gibt es den Original-Trailer sowie eine Trailershow mit anderen Atlantis-Veröffentlichungen (WARLOCK – DAS GEISTERSCHLOSS, DEAD HEAT, I SHOT ANDY WORHOL, etc.). Kommt eine mit Musik unterlegte Slideshow dazu, die aber nur einige Standbilder aus dem Film bietet, sowie Kurzbio- und Filmographien zu den Hauptdarstellern, dem Regisseur und den beiden prominenten Drehbuchautoren. Dagegen hat die amerikanische DVD von Platinum einzig den Original-Trailer sowie ein blödsinniges Trivia Quiz mit drei Fragen über den Film zu bieten. Ansonsten ist die Qualität die gleiche, natürlich davon abgesehen, dass keine deutsche Tonspur vorhanden ist. HEMOGLOBIN ist auch unter dem Namen BLEEDERS erschienen und lief im US-Fernsehen unter THE DESCENDANT. Diese beiden Fassungen sind in den Sexszenen ein wenig um Nudity gekürzt (ca. 1 Minute).

Kommen wir nun langsam aber sicher zum Fazit: HEMOGLOBIN ist sicher nicht viel mehr als ein ziemlich durchschnittlicher B-Film, der zwar versucht, mehr Wert auf die Story und die Charakter zu legen als auf Schockeffekte und Monster, was aber nicht besonders befriedigend umgesetzt wird, bedingt durch die Probleme des Drehbuchs, der Schauspieler und der uninspirierte Regie. So kommt der Film recht behäbig daher und kommt selten auf Touren. Dennoch, eine leicht morbide Atmosphäre kann man dem Film nicht absprechen, bedingt durch die Geschichte von Inzest und Kannibalismus sowie dadurch, dass er sich nicht scheut, auch Kinder umzubringen. In Prolog und Epilog kommt er beinahe ein wenig märchenhaft daher, was durch die gelungene Musik unterstützt wird. Wer jede Menge Splatter und Action erwartet, wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Ein Film, der sein vorhandenes Potential nicht auszuschöpfen vermag, aber dennoch recht unterhaltsam ist, wenn man ein wenig Geduld mitbringt. Auf jeden Fall ist er aber eine bessere Verfilmung der Kurzgeschichte von Lovecraft als C. Courtney Joyners offizielle Adaption LURKING FEAR!

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 5


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