Guns

 
  • Deutscher Titel: Guns
  • Original-Titel: Guns
  • Alternative Titel: Sex Frauen räumen ab | Heiße Girls - Lizenz zum Killen | Powerfrauen räumen ab |
  • Regie: Andy Sidaris
  • Land: USA
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Erik Estrada (Juan Degas/Jack of Diamonds), Donna Speir (Donna Hamilton), Roberta Vasquez (Nicole Justin), Bruce Penhall (Bruce Christian), Cynthia Brimhall (Edy Stark), William Bumiller (Lucas), Devin DeVasquez (Cash), Michael J. Shane (Shane Abilene), Phyllis Davis (Kathryn Hamilton), Chuck McCann (Abe), Danny Trejo (Tong)


Vorwort

Juan Degas, seines Zeichens internationaler Waffenschieber, beabsichtigt in Südamerika mithilfe frisch importierter chinesischer Superwummen einige Umgestaltungen der politischen Landschaft vorzunehmen. Damit der Waffentransport aber unbehelligt über einen kleinen Flughafen auf Hawaii laufen kann, müssen seiner Ansicht nach die dort nervenderweis herumlugernden US-Bundesagenten (und offensichtlich gibt es auf ganz Hawaii nur zwei, was sich immerhin reimt und daher gut ist) entfernt werden. Nach Degas‘ bescheidener Ansicht ist der beste Plan hierfür, Agentin Nicole umbringen zu lassen, ein paar ausgesprochen dekorative Beweise liegen zu lassen und ihre Kollegin und Partnerin Donna mit deren Hilfe nach Las Vegas zu hetzen.
Seine gedungenen Auftragskiller-in-drag legen zwar versehentlich und hauptsächlich aufgrund mangelhafter intel die falsche Wuchtbrumme um, ansonsten funktioniert der Plan aber prächtig. Donna, Nicole und deren respektiven männlichen Tittenhalter düsen umgehend nach Vegas, wo sie allerdings ziemlich aufgeschmissen wären, hätte nicht jeder herumlungernde Gauner spätestens über zwei Ecken Verbindungen zu Degas und würde der nicht weiterhin versuchen, Donna und ihre Kollegen auf möglichst spektakuläre Weise (per Leichtflugzeug oder durch Ninjas. NINJAS! Give this man a medal!) um die Ecke zu bringen. Richtig ins Rollen kommt die Sache aber erst, als Degas‘ heiße Freundin Cash sich einschaltet und Bühnenzauberer Abe (der ist auch Bundesagent) nebst Assistentin umbringt. Vegas-Showsängerin Edy (auch Bundesagentin) schreitet zur Blutrache und Degas lässt daraufhin Donnas Mutter, die amtierende Generalstaatsanwältin, staatsanwaltnappen. Womit der Boden für den Showdown bereitet wäre…


Inhalt

Es ist komisch und für einen badmovie-Rezensenten eigentlich eine Todsünde, aber in fast elf Jahren Reviewertätigkeit hab ich keinen einzigen Andy-Sidaris-Streifen besprochen, geschweige denn gesehen. Dabei ist Sidaris, mittlerweile zum gemütlichen Opa gereift (gut, zum DVD-Veröffentlichungs-Zeitpunkt. Jetzt ist er leider schon gen Walhalla aufgefahren), eigentlich einer von denen, die speziell für Schundfilmseiten produzieren – sein Erfolgsrezept (oder zumindest das Rezept, das ihn seit Mitte der 80er einigermaßen im Geschäft hält) lautet schlicht und ergreifend „Möpse + Knarren + Explosionen = WIN!“ und wenn das kein Konzept ist, auf das wir chauvinistischen Filmproleten uns einigen könnten, sofern wir männlich und heterosexuell sind, will ich Veronica Ferres heißen.

Warum brauchte es also ein amazon-wir-verramschen-Schotter-für-3-Euro-pro-Disc-Angebot, bis ich tatsächlich mal in einen Sidaris-Film investierte? Es mag daran liegen, dass der Maestro nach allem, was ich so über sein Schaffen las, mit seiner Geheimformel das komplette Gebiet des Filmemachens an und für sich abgedeckt sieht und mir das vielleicht doch ein wenig ZU billig ist, noch eher aber daran, dass sein Frauengeschmack und meiner weitgehend inkompatibel sind – Sidaris ist eindeutig ein Anhänger der „mehr-ist-mehr“-These und bevölkert seine Filme daher mit Vorliebe mit silikonaufgepumpten Playmates, während ich Frauen, bei denen unter’m BH Basketbälle stecken, für überschaubar sexy halte (case in point: Sidaris in jeder Hinsicht „größte“ Entdeckung ist Julie Strain, und die mag Möpse von den Ausmaßen mittelgroßer Planetoiden haben, nur macht sie das in meinen Augen noch lange nicht attraktiv).

Aber irgendwann muss es halt sein und siehe da, ich werde nicht sofort und auf der Stelle in den Andy-Sidaris-Fanclub eintreten, amüsieren kann man sich mit seinen Filmen augenscheinlich trotzdem… dass man sie nicht der ausgefuchsten Drehbücher wegen kuckt, dürfte ja klar sein. „Guns“ hat, wie die meisten Sidaris-Filme (und das würde der Meister sicher auch ungezwungen zugeben), keinen Plot. Sicher, der Streifen verfolgt eine rudimentäre Geschichte im Sinne von „stuff happens“, folgt dabei aber keinerlei interner Logik, die stringent von Ereignis A über Plotpunkt B zu Situation C führen würde; oder anders ausgedrückt – am DVD-Player die „Shuffle“-Taste drücken und sich den Film in einer beliebig durchgemixten Reihenfolge zu Gemüte zu führen, würde meines Erachtens nur ein unwesentlich konfuseres Seherlebnis bieten. Letztlich spielt sich „Guns“ als Abfolge immer gleicher Szenen: einem der beteiligten Schnuckis fällt zufällig eine Melone aus dem Körbchen, ein Shoot-out minderer Güte entbrennt, optional wird sich kurz vehikulär verfolgt und dann wird was in die Luft gejagt – zwischendurch ist vielleicht mal Zeit für eine etwas ausgiebigere Softsex-Szene und wenn es sich wirklich GAR NICHT vermeiden lässt, wird elegant ein Block expository dialogue vom Feinsten eingefiedelt, der nichts erklärt (irgendwie haben Degas in seiner früheren Inkarnation als „juan de Diamondos“ und der Hamilton-Clan vor einer Dekade ein Sträußchen ausgefochten), aber wenigstens den Film aufhält. Aber in der Hauptsache: HOORAY FOR BOOBIES und BANG-BANG-BOOM-BANG! (Endlich mal wieder ein intellektuell befriedigendes Review hier, ich machte mir schon Sorgen).

Die Dialoge sind teilweise erschütternd, sämtliche Charaktere (die überwiegend mit ihren Darstellern die Vornamen teilen… ist wohl besser so, sonst wüssten die ja nie, wann sie angesprochen sind) bewegen sich auf dem Intelligenzniveau von mit Toastbrot gekreuzten Hausstaubmilben, aber immer, wenn man glaubt, der Film würde sich endgültig der Formelhaftigkeit ergeben, gibt’s eine juxige Idee wie die Transvestiten-Killer, Donna, die mit einem Raketenwerfer um sich ballert (was einen der besseren Gags des Films bringt – SPOILER: Gerade hat Donna den Bösmann aus zwei Meter Entfernung per Raktenwerfer in Haschee verwandelt, da ist ihre Mutter ganz bass erstaunt: „Wo hast du SO schießen gelernt?“ SPOILERENDE) oder aus dem Nichts Ninjas auftauchen, die einen echten Mister Universum verprügeln, bevor sie von einer halbnackten Donna gekillt werden, die den Trashfan bei Laune hält.

Handwerklich ist das nicht der Rede Wert – Sidaris ist technisch solide genug, um den Streifen immerhin so ungefähr auf einem Niveau mit zeitgleichen PM-Produktionen zu halten (ohne die spektakulären Stunts, bei Sidaris muss Pyrotechnik reichen), hat aber immer wieder ein Herz für einen sinnlosen Zwischenschnitt oder eine kleine musikalische Einlage (wir haben eine Nachtclubsängerin als Charakter, die wird ja dann wohl zwei-dreimal singen dürfen, oder? Die Songs sind immerhin besser als bei PM, was allerdings nicht viel heißt, da ein Konzert „Symphonie für Nägel und Schiefertafel in C-moll“ besser ist als der typische PM-Filmsong). Die Kameraführung ist okay für die Sorte C-Movies, mit der wir hier zu tun haben, die Production Values sind immerhin achtbar; auch wenn keins der renommierten Vegas-Casinos die Produktoin in ihre heiligen Hallen ließ, das „Rio“ ist zumindest tatsächlich IN Vegas und nicht in einer der ebenfalls dem Glücksspiel ergebenen anderen Kleinstädte Nevadas ansässig und das berühmt-berüchtigte „Dunes“ ließ Sidaris wenigstens seine Werbetafeln abfilmen (wofür sich im Nachspann artig bedankt wird). Allerdings möchte ich bezweifeln, dass die Shows im „Rio“ (in deren Rahmen Edy und Abe auftreten) tatsächlich in einem „Saal“, in den abgezählte fünf Tische und zwanzig Leute reinpassen, abhält… kostendeckend wär dat dann wohl nich, newa. Eins muss man Sidaris aber lassen – er hält das Tempo konstant hoch, es gibt immer was zu kucken, seien es nackte Tatsachen, Action-Szenen oder generelle Abseitigkeiten, Langeweile on screen sieht definitiv anders aus.

Das schlappe halbe Dutzend Playboy-Playmates, das sich hier verdingt, darf natürlich überwiegend auch aus den Gewändern fahren, wobei „Guns“ für einen typischen Sidaris-Film noch verhältnismäßig anständig bleibt (d.h. es gibt sogar Frauen, die ihre Bluse zugeknöpft lassen können) und die Softsexszenen sind sozialverträglich, auch wenn man Silikonhupen nicht zu seinen persönlichen turn-ons zählt. Aus Ausgleich dafür sind in der deutschen Videofassung praktisch sämtliche Gewalteinlagen geschnitten (so z.B. auch die SPOILER finale Körperexplosion SPOILERENDE). Eine ungeschnittene deutschsprachige Veröffentlichung gibt es bislang nicht (auch nicht in der nicht jugendfreigegebenen Sidaris-Box von Laser Paradise, die auch nur die hiesige 16er-Fassung enthält).
Zur Schauspielerei – neben den diversen Bunnys, auf die ich noch eingehen werde, tummeln sich in der Tat sogar ein paar echte Schauspieler im Cast. Erik Estrada durfte nach seinem langjährigen Engagement in der Doofi-Serie „CHiPs“ endlich mal einen Bösen spielen und gibt den schmierig-schleimig, als hätte er sein Lebtag nix anderes gespielt. Als sein Chef-Henchman und -Sidekick fungiert niemand geringeres als Danny Trejo am Anfang seiner Filmkarriere (er kam tatsächlich grad frisch aus dem Knast) – Danny hat nicht viel zu tun, deutet aber immerhin schon sein Charisma an (und beeindruckte Sidaris, und ich will mal behaupten, Kerle beeindrucken den sonst recht selten, soweit, dass er ihm glatt ein Drehbuch auf den Leib schreiben wollte: „Das sollte ich in 20-30 Minuten haben“).
Weiterer Gaststar ist Phyllis Davis („Vegas“, „Fantasy Island“, Sweet Sugar, „Männer wie die Tiger“) als Staatsanwältin Hamilton, die sogar eine kleine Bondage-Szene (aber voll bekleidet, boo-hiss – es gibt Fünfzigjährige, die erheblich weniger knackig aussehen…) bestreiten darf. In weiteren Nebenrollen finden sich Muckibursche und zumindest von Sidaris behaupteter Mister Universum John Brown („Das Tier II“), der renommierte Disney-voice-actor Chuck McCann („Duck Tales“, „Käpt’n Balu“, „Powerpuff Girls“, sichtbar u.a. in „Boston Legal“) und der immer wieder gern für kleine Asiaten-Rollen eingesetzte George Cheung („Rambo II“, „RoboCop 2“, „Shootfighter“).
In den Hauptrollen findet sich weniger Professionalität – Bruce Penhall (immerhin 18 Episonden „CHiPs“ und womöglich Kontakthersteller zu Estrada) und Michael Shane (ansonsten eigentlich nur in diversen Sidaris-Kloppern aufgefallen, zumeist mit dem gleichen Charakter, denn ab „Hard Ticket to Hawaii“ teilen sich die Streifen die Continuity) sind geborene Anti-Schauspieler (Penhall noch mehr als Shane), und die Playmates… die Playmates… jech…. Donna Speir mag Sidaris‘ Leib- und Magen-Starlet gewesen sein, ist aber die vermutlich schlechteste Schauspielerin, die ich je gesehen habe (weswegen ihre „größten Rollen“ außerhalb des Sidaris-Universums Bit-Parts in „Schlappe Bullen beißen nicht“ und „Bei uns liegen sie richtig“ sind), zudem ist sie ein weiteres Puzzlestück für meine Theorie „Frauen mit großen Hupen haben nicht notwendigerweise hübsche Gesichter“. Das mag jetzt mal wieder der Chauvi in mir sein, aber der will auch sein Recht.
Roberta Vasquez gefällt mir zumindest rein optisch etwas besser (und hat mit einer Liebesszene auf einem Motorrad – zumindest einem geparkten – eine der einprägsameren Szenen), hat aber auch keinen Funken schauspielerischen Talents (immerhin ist Sidaris ehrlich genug, das auch zuzugeben). Cynthia Brimhall (die ihre Songs auch selbst performed)und Devin DeVasquez (die man auch in „House II“ und „Society“ bewundern kann) fahren etwas besser (und kommen auch optisch meinen Idealvorstellungen etwas näher). Kym Malin tauchte immerhn in Statistenrollen in „Road House“, „Stirb langsam“ und „L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn“ anderweitig auf.

Bildqualität: Die Laser-Paradise-DVD bringt den Film in bestenfalls durchschnittlichem 1.85:1-Widescreen (anamorph) – der Print wirkt etwas verwaschen und nicht mehr sonderlich „farbecht“, ist für den Hausgebrauch scharf und zumindest verschmutzungsfrei.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in jeweils Dolby 2.0. Die englische Sprachfassung ist ziemlich leise ausgefallen, der deutsche Ton, ordentlich synchronisiert, dafür etwas dumpf und matschig.

Extras: Hollaho. Jede Menge. Was daher kommt, dass das Quellmaterial aus einer von Sidaris persönlich zusammengestellten Collector’s Edition stammt. Unter „Behind the Scenes“ verbirgt sich daher kein Promo-Making-of, sondern ein ganzes Rudel Featuretten. Zum einen quasselt Sidaris ungezwungen mit seinen Starlets wie Strain oder DeVasquez, dann gibt’s zwei Videos von Devin DeVasquez, Interviews aus Joe Bob Briggs‘ Drive-in-Theater (in denen Sidaris viel Charme und Selbstironie beweist. Auf die Frage Joe Bobs, wie er auf den Titel „Guns“ gekommen wäre, entgegnet Sidaris: „Ich bin Visionär, das hilft. Außerdem kann ich es buchstabieren, wenn man mir das G und das S vorsagt.“) und insgesamt 30 Minuten aus Andy Sidaris‘ „Filmschule“, in denen er aus seiner Sicht beleuchtet, wie man Action- und Sexszenen inszeniert. Dazu gibt’s Trailer auf alle 12 Sidaris-Filme aus seiner „Sammlerreihe“.

Fazit: Ich war skeptisch, aber Sidaris hat mich beinahe bekehrt – er ist einer von denen, die wissen, dass das, was sie tun, keine Filmkunst ist, sondern nur Spaß machen soll, der zugibt, dass er seine „Stars“ nicht einsetzt, weil sie große Mimen sind, sondern große Silikoneuter haben, dass seine Filme keine Plots haben, die über „get naked and then let’s blow some shit up“ hinausgehen – aber dabei ist er Handwerker genug, um die Filme halbwegs ordentlich aussehen zu lassen und ausgesprochen flott abzuspulen. Es ist zweifellos „Lowest Common Denominator“-Entertainment, aber, und das hatte ich gar nicht mal so erwartet, es IST Entertainment, es macht Laune, auf eine anspruchslose, ausgesprochen maskulin-orientierte, bierselige Art. Dafür eine sanfte Empfehlung…

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


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