Guinea Pig 6 – Mermaid in a Manhole

 
  • Deutscher Titel: Guinea Pig 6 - Mermaid in a Manhole
  • Original-Titel: Za ginipiggu 4: Manhoru no naka no ningyo
  • Alternative Titel: Mermaid in a Sewer |
  • Regie: Hideshi Hino
  • Land: Japan
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Hayashi, der Maler (Shigeru Saiki)
    Die Meerjungfrau (Mari Somei)
    N.A. Masami Hisamoto
    N.A. Tsuyoshi Toshishige


Vorwort

Dieses Review ist nicht geeignet für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Wer jünger ist (ja, damit bist du gemeint, Hosenscheisser!), geht jetzt lieber Sandmännchen gucken oder Kampfhunde streicheln.

Ja, liebe Freunde aus der Splädda-geil!-Fraktion, jubelt ruhig, denn der badmovies-gore-Express schlägt wieder zu! Diesmal gibt’s aber weder was von italienischen Schmodderanten noch von deutschen Splädda-Prolls, nö, ich besprech heut was Japanisches, nämlich einen Film aus der ZA-GINIPIGGU-Reihe (international unter dem Markennamen GUINEA PIG geläufig), die (ähnlich wie die MEN-BEHIND-THE-SUN- oder FACES-OF-DEATH-Reihe) weniger wegen toller Storys oder genialen Schauspielern, sondern eher der selbstzweckhaften Splodderorgien wegen berühmt ist.

Am Anfang der Misere steht ein Typ namens Satoru Ogura, Produzent und Drehbuchschreiberling, der einen Film für das fortgeschrittene Gorehound-Publikum drehen wollte (eine einträgliche Zielgruppe, die ja jeden Mist kauft, solange darin genügend Blut fliesst). Dazu nahm er Kontakt auf mit Manga-Künstler Hideshi Hino (u.a. COLD SWEAT, PANORAMA IN HELL [wo ein Maler sein eigenes Blut als Farbe benutzt], HELL BABY). Zusammen arbeiteten sie an THE DEVIL’S EXPERIMENT und FLOWER OF FLESH AND BLOOD. Die beiden Filme wurden back to back gedreht, 1986 veröffentlicht und sofort zu einem grossen Video-Hit in Japan (wie gesagt: Jeden Mist, etc.). Da übernahm Japan Home Video die Rechte an der Reihe von Orange Video House und man verstieg sich von nun an auf, ähem, Plots (die ersten beiden „handelten“ eigentlich bloss davon, wie eine Frau – im ersten Teil von irgendeiner Bande, im zweiten von einem Wahnsinnigen im Samurai-Kostüm – zerstückelt wird; sie waren also nicht mehr reine SFX-Spielereien), der Gore-Faktor wurde etwas zurückgeschraubt. Dem eher lustigen HE NEVER DIES (handelt von einem Typen, der einfach nicht stirbt, obwohl er sich selbst verstümmelt) folgte eben der eher ernste und hier zu besprechende MERMAID IN A MANHOLE, Hideshi Hinos Rückkehr zu GUINEA PIG. Auch dieses Werk war erfolgreich genug, um zwei weitere Teile (ANDROID OF NOTRE DAME sowie DEVIL WOMAN DOCTOR) und diverse Zusammenschnitte mit den besten Szenen (u.a. das SLAUGHTER SPECIAL) zu inspirieren.

Funny bit am Rande: In den USA wurde 1991 Charlie Sheen einst bei einer Geburtstagsparty FLOWER OF FLESH AND BLOOD ansichtig, hielt das Ding für einen echten Snuff-Film (war ursprünglich ja mal beabsichtigt – trotzdem, Intelligenzpunkte hat sich Sheen damit nicht verdient) und kontaktierte die MPAA (Motion Picture Association of America), die den Film wiederum ans FBI weiterreichte, welches diesen aber als Fälschung identifizierten.

Aber nun wollen wir uns MERMAID IN A MANHOLE ansehen, der, wie der Titel mehr oder weniger verrät, von einer Meerjungfrau handelt. Nun gehören diese nicht gerade zu den typischen Archetypen des Horrorfilms – bei dem Thema kommen einem eher Werke in den Sinn wie Disney’s ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU (war übrigens mein allererster Kinofilm) oder SPLASH mit Tom Hanks und Daryl Hannah. Obwohl: zumindest in DAGON – hier besprochen von Kollege Ridcully – kommt auch eine vor. Und der neue Film von M. Night „THE SIXTH SENSE“ Shyamalan, LADY IN THE WATER, soll ja auch von einer Nixe handeln – wobei wohl weniger Splatter und mehr Grusel zu erwarten ist (und hoffentlich wieder mal ein Twistende, das nicht saugt). Was Hino nun dazu bewog, solch ein Wesen zur Hauptattraktion eines Goreschmodderfilms zu machen, mag der Teufel, oder an was für Dämonen die dort drüben auch immer glauben, wissen. Schauen wir mal, wie das aussieht, wenn ARIELLE auf FACES OF DEATH trifft…


Inhalt

Offensichtlich spülen die Japaner nicht nur gewisse Körperausscheidungen und Küchenabfälle die Kanalisation runter, sondern auch ihren Sperrmüll; zumindest findet sich in dem unterirdischen Kanal, wo der Film startet (und die Credits abspult werden), jede Menge Gerümpel wie alte Kaminuhren, Turnschuhe, Möbel, etc. im schmutzig-braunen Wasser. Hier fühlt sich natürlich Gewürm jeglicher Art heimisch und kraucht fröhlich herum, es schwimmt auch ein Fötus vorbei (besser gesagt: eine Gummipuppe, die wohl einen Fötus darstellen soll). Wir sehen noch, wie um die Ecke etwas Grosses im Wasser herumplantscht, dann wechseln wir auch schon den Standort.

Ein Maler von eher zweifelhaftem Talent (dass er Hayashi heisst, werden wir so ungefähr fünf Minuten vor Schluss erfahren) sitzt in seinem mässig ordentlichen Atelier an der Staffelei und malt den Fötus von vorhin (Stillleben oder Portraits sind in Japan wohl aus der Mode). Er hat aber ersichtlich Probleme mit der Inspiration und verlässt die Wohnung, um sich welche zu holen. Auf dem Weg nach draussen grüsst das nachbarlichen Ehepaar (Hayashis Atelier befindet sich übrigens direkt oberhalb von deren Küche; wird noch wichtig werden). Der weibliche, also auch geschwätzige Part (einen Namen kriegt sie nicht, also nenn ich sie fürderhin „Nachbarin“) wundert sich insgeheim darüber, dass der Maler so mir nichts dir nichts mit seinem Notizbuch unterwegs ist, obwohl ihm doch seine Frau erst vor einem Monat weggelaufen ist (wer will auch mit einem darbenden Künstler verheiratet sein – dass Hayashi mit seinen Bildern Kohle macht, will ich mal bezweifeln). Seltsam auch, dass er mitten am Tag mit einer Taschenlampe unterwegs ist. Ihrem Mann Hiroshi ist das herzlich egal.

Hayashi macht sich einen Spass daraus, mit einer Brechstange (die er vorsorglich bei einem Zaun versteckt hat) einen Gullydeckel aufzuhebeln und in die Kanalisation hinab zu steigen. „Das ist mein geheimer Platz“, erzählt er per Off-Kommentar; das sei der Ort, wo sich alles befinde, was er je verloren habe (wenn er weiss, wo das Zeug ist, hat er es technisch gesehen ja gar nicht verloren – oder ist das im übertragenen Sinne gemeint?). Er lurkt mit der Taschenlampe durch die dunklen Gänge, zündet dann aber eine Kerze an, die er offensichtlich schon früher mal da unten installiert hat. Offkommentarlich erzählt er uns, dass sich früher an der Stelle ein Fluss befand, wo er mit Freunden zu spielen, Frösche zu fangen, etc. pflegte (insert einige gemalte Flashbacks). Dann findet er den pelzigen, wurmzerfressenen Kadaver eines unidentifizierbaren Viechs (eine Katze? Ein Meerschweinchen? William Shatners Toupet?). „Chibi, bist das du?“ Er holt das tote Vieh aus dem Wasser, herzt es und drückt es sich ans Gesicht (würd der Kadaver echter aussehen, tät das eklig sein). Plötzlich lässt er das Ding fallen: „Ich bin ein Maler. Ich muss Chibi malen!“ (wenn du das sagst), sprichts, nimmt sein Notizheft und zeichnet los.

Da wird er mitten in der Arbeit von einem deutlich vernehmlichen Plantschen gestört, also legt er das Heft weg und schaut um die nächste Ecke. In jedem anderen Horrorfilm würde ihm jetzt wohl ein Monster mit dem Arsch ins Gesicht springen, doch hier findet er…eine Meerjungfrau! Und zwar eine ziemlich süsse, mit langen Haaren, Fischschwanz, aber ohne Muschel-BH (dafür halt oben ohne). Er ist äusserst erstaunt: „Du?“ Er kennt sie von früher, als der Abwasserkanal noch ein Fluss war. Sie bestätigt telepathisch (!!! er: „Ich höre deine Stimme in meinem Geist“). „Als der Fluss ausgetrocknet ist, bin ich hier gestrandet“, erklärt sie (wobei dies auf bauerische Tätigkeiten der Menschen zurückging. Weshalb übrigens der Maler sie auf seinen bisherigen, zahlreichen Exkursionen in die Japanische Unterwelt nie entdeckt hat, bleibt unausgesprochen). Er beginnt begeistert, sie zu malen. „Alles, was ich jemals verloren habe, kann ich in dir wieder finden“, erzählt er ihr.

Unser Held malt also fröhlich vor sich hin und unterhält sich (im Beisein eines Grottenolms) angeregt mit der Meerschnepfe, während uns der Regisseur per Nahaufnahme davon unterrichtet, dass ihr Schuppen ausfallen und sie eitrigen Schleim absondert (uh-oh). Da hat sie einen Anfall akuter Übelkeit, was den Maler aufs Äusserste besorgt, erst recht, als er eine eiternde, schwulstige Wunde an ihrem Bauch entdeckt. Klare Sache: Die Meerjungfrau hat sich hier unten (bei all den Fäkalien, Bakterien und sonstigem Krauchzeug nicht verwunderlich) eine Infektion geholt. Er will sie zu sich nach Hause nehmen und behandeln.

Wie genau er die Fischfrau in seine Wohnung schafft, zumal ohne Aufsehen zu erregen (und z.B. die Neugier seiner Nachbarin zu wecken), hat uns arme Zuschauer offensichtlich nicht weiter zu interessieren. Wie auch immer. Auf jeden Fall kriegt Hayashi eine Badewanne geliefert, die Nachbarin beäugt den Vorgang kritisch (hat die sonst nichts zu tun? Die Wanne stellt der Maler sich ins Atelier, pflanzt die Meerjungfrau hinein und giesst ein wenig Wasser drüber. Er hat sich zudem irgendwo in der Apotheke seines Vertrauens diverse Wunderheilmittel beschafft („Diese Medizin heilt alle Arten von Krankheiten“) und beginnt gleich mit der Behandlung, in dem er irgendwelches (wahrscheinlich Desinfektions-) Pulver über sie streut. Doch die Nixe verbietet sich das: „Du musst mich malen. Das ist deine Mission“. Er pflichtet ihr bei und verspricht ihr, sie für immer zu malen.

Bei Nachbars. Hiroshi wäscht sein Motorrad vor dem Haus, während sein vorwitziges Eheweib die Eingangstreppe wischt und sich über den Maler wundert. Früher sei der jeden Tag mit seinem Notizbuch unterwegs gewesen, jetzt hockt er nur noch Zuhause rum; ganz zu schweigen von der Badewanne, die er sich letzte Woche hat liefern lassen (ja, ja, ganz schlimm). Hiroshi gehen die Beschäftigungen von Hayashi gepflegt am Hinterteil entlang, wundert sich aber über die Neugierde seiner Angetrauten: „Weshalb interessierst du dich so für den Kerl?“ Sie streitet irgendwelche höheren Interessen ab.

Tja, was treibt denn der Maler nun? Der malt immer noch die Nymphe, die für ihn in der Wanne posiert. Ihre Infektion hat sich schon über den ganzen Bauch ausgebreitet. Da kriegt sie erneut einen akuten Anfall und windet sich vor Schmerzen wie ein Aal, die Infektion schlägt Leck, reichlich Blut kommt rausgesuppt. Der Maler kriegt ’nen Schock (oy, welch hübsches Overacting), holt Tücher herbei, mit welchen er die Blutung zu stoppen versucht, was sich aber als gar nicht so leicht darstellt, die verdammte Wunde will einfach nicht aufhören zu bluten („Scheisse, was mach ich nur?“).

Schliesslich stoppt sie Blutung doch noch; die Nixe ist ziemlich weggetreten, bedankt sich aber für die Hilfe. Der Maler ärgert sich über die nutzlosen Medikamente („Diese Medizin wirkt überhaupt nicht. Verflucht!“), fragt sie dann, ob er ihr was zu Essen machen soll. „Ich hatte schon lange keinen Fisch mehr“, meint sie (Kannibalin!).

Da unserm Maler bekanntlich die Frau weggelaufen ist, muss er den Müll selber nach draussen bringen (hm, in Japan scheinen Mülltonnen unbekannt zu sein; er legt die Abfallsäcke einfach so vors Haus), wobei er der wissensdurstigen Nachbarin begegnet. Sobald er wieder im Haus ist, hat sie natürlich nichts Besseres zu tun, als seinen Müll unter Augenschein zu nehmen, erst recht, als aus einem der Müllsäcke Blut tropft. Sie ekelt sich wohlschaffen (herrliches overacting auch hier), was sie aber nicht davon abhält, in den Müllsack zu gucken. Unerwünschte Überraschung: Ein riesiger Fischkopf fällt ihr entgegen. Sie bekommt einen herzhaften Schreck und flüchtet subito.

Natürlich muss sie das irgendwem erzählen und natürlich ist wieder ihr Mann das Opfer (sag’s doch mit Rod: „Das sind Dinge, von denen ich gar nichts wissen will…“ *sing*). Die beiden sitzen in der Küche, sie pantscht irgendein Gesundheitsgetränk oder so was im Mixer zusammen, erzählt ihrem Eheopfer von ihrem Schock und dass sie in letzter Zeit jeden Tag einen halbgegessenen Fisch im Abfall findet. „Du kannst das Leben von Leuten beurteilen anhand ihres Abfalls“, binsenweisheitet sie. „Vielleicht hat er sich ein Kuschelmonster zugelegt“, mutmasst Hiroshi.

In des Malers Wohnung. Die infektiösen Pusteln haben sich inzwischen weiter über den Körper der Meerjungfrau ausgebreitet (die neckischen Nippel bleiben aber unbedeckt). Sie hat den Maler dazu angeleitet, ein Rasiermesser in die Hand zu nehmen. „In diesen Tumoren gibt es Eiter von sieben verschiedenen Farben. Mit diesen sieben Farben wirst du mich malen“ (Meerjungfrau-Anatomie muss ein interessantes Studiengebiet sein). Er schneidet eine der Pusteln auf, was schmerzhaft für die Meerjungfrau, aber erfolgreich ist in Sachen Farbgewinnung (hier übrigens Einsatz von Zeitlupe, Windmaschine und Schweinwerferbeleuchtung von hinten – sehr stimmungsvoll…ist das nicht): ein dickflüssiger, orangener Saft läuft aus. Der Maler greift sich ein Glas und stellt es neben die Badewanne, um die Farbe aufzufangen. Die Nixe fordert ihn auf, eine weitere Pustel aufzuschneiden, er gehorcht ihr, trotz seines Entsetzens (ein erneuter Fall für die Overacting-Polizei), diesmal läuft lila Saft. So geht das eine Weile, schliesslich hat der Maler sieben Gläser mit sieben Farben und beginnt mit einem neuen Gemälde, malt die Meerjungfrau mitsamt der Infektion (besser malen kann er trotz der neuen Farben nicht), während der Regisseur uns immer wieder mal Nahaufnahmen der Pusteln gewährt.

Irgendwann später mal (zeitliche Abstände sind in dem Film hier schwer zu schätzen). Draussen regnet es, die Meerjungfrau liegt erschöpft und schwer atmend in der vollgebluteten Badewanne; die Infektion hat sich weiter ausgebreitet, bis auf ihre Arme. Hayashi ist immer noch am Werke, allerdings ebenfalls am Ende seiner Kräfte: „Ich brauche eine Pause. Ich geh mal schnell etwas Fisch holen“. Kaum verlässt er das Atelier, beginnt die Nixe rumzuzucken, der Maler kommt besorgt zurück gerannt, die Meerjungfrau kriegt einen Anfall, schreit rum, einige der Pusteln platzen, es fliessen Eiter…und Würmer! Ja, ganz recht, Würmer kriechen aus den aufgeplatzten Pestbeulen. Uärg!!! Hayashi holt ein Becken und sammelt die Würmer darin, teilweise zieht er die Viecher der Nixe aus den Pusteln. Doch es sind so viele, dass sie schliesslich sogar über den Badewannenrand schwappen. Die Meerjungfrau verfällt in Schreikrämpfe, schliesslich bahnt sich so’n komischer Monsterwurm seinen Weg aus ihrem Körper (und immer schon draufhalten, newa, was der Fulci kann, können wir schon lange); und der rote Lebenssaft suppt natürlich auch ordentlich. Als Finale kriecht ihr ein Wurm aus dem Mund. Hayashi: „Meine geliebte Meerjungfrau ist tot!“

Die Ereignisse waren wohl doch zu schwerwiegend: Der Maler hat sich ins Trullala-Land verabschiedet (unter anderem verdeutlicht dadurch, dass er sich offensichtlich das Gesicht nicht mehr wäscht). Er ist also durchgeknallt, lallt ständig „Sie ist tot“ und „Meine geliebte Meerjungfrau ist tot“ vor sich hin. Aber, ha ha, die Meerjungfrau lebt durchaus noch, auch wenn sich die Infektion inzwischen zu ihrem Gesicht vorgearbeitet hat (irgendwie sieht sie jetzt aus wie die kleine Schwester vom Toxic Avenger). Sie weint eine blutige Träne, kotzt dann Würmer und Blut (ich kotz jetzt dann auch gleich. Mein Respekt an die Schauspielerin, die sich für den Film tatsächlich Würmer ins Maul gestopft hat). Hayashi hält sie fest. Nachdem sie sich ausgekotzt hat (naja, besser eine Nixe, die auf den Boden kotzt, als eine Katze, die auf’s Sofa scheisst), treibt sie ihn weiter an: „Schnell, du musst mich malen. Du musst das Bild beenden, bevor ich sterbe“ (das wird wohl ’n Schnellportrait). Er macht also weiter mit einem neuen Bild, ihrer veränderten äusseren Erscheinung angepasst, hat ein paar Visionen von ihr, als sie noch gesund war, während die jetzige Version sich ein Büschel Haare aus dem blutigen Skalp reisst. Ihr fällt das verfaulte Auge aus, Pusteln platzen, Eiter spritzt. Sehr eklig, das.

Schliesslich geht der Maler zur schwer angeschlagenen Nixe, hebt sie aus der Wanne und auf den Boden, nimmt sie in den Arm. Sie: „Das Bild?“ Er: „Es ist fertig.“ Jetzt will er sich endlich um sie kümmern, aber: „Nein, es ist zu spät. Du musst mich jetzt töten“. Er greift sich ein kleines Hackmesser, holt aus und haut auf sie ein. Während er sie in ihre Einzelteile zerteilt (die Hackgeräusche tönen nicht gerade natürlich) und sich dabei heftig einschmoddert (seeehr hygienisch), erlebt er weitere Rückblenden in Form von selbst gemalten Bildern (ja, ja, whatever). Schliesslich greift er in das Gekröse, das von seiner geliebten Meerjungfrau übrig geblieben ist (mhm, Sushi!), und holt einen anscheinend normalen (mit zwei Beinen und so), aber natürlich toten Fötus heraus.

In der Wohnung der Nachbarn. Die beiden hocken am Küchentisch und wundern sich, dass man Hayashi schon lange nicht mehr gesehen hat. „Ich rieche ständig verfaulten Fisch“, behauptet Hiroshi. Da tropft plötzlich Blut auf den Küchentisch. Es rinnt durch die Decke, stammt offensichtlich aus der Wohnung von überhalb. Die beiden werden etwas hysterisch, gehen dann beim Maler klopfen. Keiner tut öffnen und eine Antwort erhält man auch nicht, aber da die Türe offen steht, betreten sie einfach mal die fremde Wohnung, gehen die Treppe hoch und werfen einen Blick in das Atelier. Was sie da erblicken, zaubert erst pures Entsetzen auf ihre Gesichter, lässt sie dann kreischend wegrennen. Mr. Hayashi hackt immer noch auf die Nixen-Stückchen ein und lallt immerzu „Meine Meerjungfrau ist tot“.

Später hat die Polizei das Haus des Malers gesichert, Gaffer belagern die Szene, ein Polizist befragt die Nachbarn. Hiroshi: „Die Leiche muss von seiner Frau stammen“. Die Nachbarin: „Sie war grauenhaft verstümmelt. Ich hab da drin ein totes Baby gesehen“. Bei der Erinnerung kommt ihr gleich wieder ein bisschen Kotze hoch (ich hoffe mal, die beiden geraten an einen guten Psychologen). Inzwischen wird Hayashi abgeführt, das Bild endet in einem rot eingefärbten freeze frame seiner Visage.

Die Kamera schwenkt über den blutigen Boden des Ateliers, während Offkommentare der Gaffer ertönen. „Seine Frau war sehr lange Zeit bettlägerig“, „Er war ein Kunstlehrer“ (das erklärt einiges), etc.

Maler Hayashi sitzt in einer Zelle, flüstert „wundervoll“ und macht Malbewegungen in die Luft.

Auf einem Tisch liegen verschiedene Beweisstücke vom Tatort. Das Hackmesser, die Taschenlampe, das Brecheisen, dazwischen eine einzelne grosse Fischschuppe. Offkommentarlich wird uns mitgeteilt: „Gemäss dem Autopsiebericht war die zerlegte Leiche die Frau des Malers. Sie war im achten Monat schwanger und im Endstadium ihres Magenkrebses mit Tumoren überall auf ihrem Körper. Der Fötus in ihr war bereits tot. Allerdings besteht der Maler darauf, dass er eine Meerjungfrau getötet hat. Gemäss der psychologischen Untersuchung ist er schizophren, daher wurde er eingewiesen. Das ist das Resultat der Untersuchung. Eine Fischschuppe wurde in der Badewanne gefunden, aber die japanischen Fischerei-Labors konnten nicht herausfinden, was für eine Art Fisch es war.“ Abspann. Ganz am Schluss nochmals die Einstellung vom Anfang in der Kanalisation, um die Ecke planscht etwas im Wasser. Dann endlich Ruhe im Karton.

Ach du Schande. Mein erstes Review zu einem japanischen Film und dann so was: Japanischer Gore-Filmer macht auf Arthouse. Okay, die Grundidee ist gar nicht mal so ohne Reiz und irgendwie könnte man beinahe vermuten, dass Regisseur und Drehbuchautor Hideshi Hino (der ausser FLOWERS OF FLESH AND BLOOD und eben MERMAID nichts gedreht hat) sich tatsächlich um eine richtige Story mit Aussage und so bemüht hat. Das sieht dann ungefähr so aus: Die Nixe steht also für all die Dinge, welche der Maler in seinem Leben verloren hat, sei es der idyllische Fluss seiner Kindheit, sein Haustier oder sein Eheweib (ob das tatsächlich eine Meerjungfrau ist, oder in Wirklichkeit seine Frau, die seinen Hirngespinsten zum Opfer gefallen ist, lässt der Film offen). Wie auch immer, durch die Infektion droht er auch die Nixe zu verlieren, bewahrt aber, indem er sie malt, ihr Andenken und behält so etwas von ihr zurück, auch wenn schliesslich alles den Bach runter geht und zu Scheisse wird (wie ’s halt so läuft im Leben). Irgendwo in all dem mag auch eine Lovestory zwischen dem Maler und der Nixe (die vielleicht das aufopferungsvolle Frauenbild repräsentiert, dem Hayashis Weib nicht entsprochen hat) stecken. Das Ganze bleibt aber, sofern es denn tatsächlich so gedacht war (sicher, sicher), sehr oberflächlich. Nicht zuletzt deswegen, weil bald mal alle tiefgründigen Überlegungen über Bord geworfen werden und die Macher sich lieber in Abscheulichkeiten und Suddeleien suhlen.

Diese haben es aber in sich: Die sich ausbreitende Infektion (welche die Brüste geheimnisvollerweise weitgehend auslässt) an sich ist schon nicht besonders appetitlich anzusehen, wenn dann aber Pusteln platzen, Eiter fliesst und gar Würmer aus den Wunden gekrochen kommen, trippelt der Film schnell mal an der Grenze zur Erträglichkeit entlang. Mensch, ist das EKLIG! Der Film dreht dir den Magen um, dass muss man ihm lassen, da erreicht er sein Ziel zweifellos und äusserst erfolgreich. Buärg! Naja, wer auf reine Ekeleffekte steht…Die Qualität der Effekte an sich ist überzeugend, auch im Finale, wenn es dann splatterig und gorig wird und Hayashi aus der Meerjungfrau Sushi macht. Wer abgehackte Körperteile mag (und genügend Geduld beweisen hat), sieht sich im Finale (aber eben erst dann) befriedigt (wundersam, dass der Film in Deutschland bisher bloss indiziert worden ist).

Weniger überzeugend die Inszenierung. Denn mindestens ein grosses Problem hat MERMAID IN A MANHOLE schon mal: Der Film ist langweilig. Zur Verdeutlichung: Mit 57 Minuten hat der Film nicht gerade eine monumentale Laufzeit, scheint er ewig zu dauern. Hino bemüht sich eh um einen ruhigen und sachlichen Ton, d.h. die Regie ist weder besonders sensationsheischend noch exploitativ –vom Finale abgesehen gibt es keine Kills, es gibt keinen Sex, es gibt nicht einmal irgendwelche Bösewichter, gar nichts. Es passiert also, wie auch aus obiger Inhaltsangabe zu erschliessen ist, verteufelt wenig: Typ findet eine Meerjungfrau, die Würmer kotzt. Viel Stoff ist das nicht. Mit anderen Worten: Die Story reicht vielleicht, um einen halbstündigen Kurzfilm zu füllen, mit der doppelten Laufzeit zieht sich der Mist viel zu zäh dahin.

Blöd ausserdem, dass Hino in Sachen Regie auch sonst nicht viel einfällt. Die Kamera steht statisch in der Gegend rum, ab und zu gibt’s zwar Zooms, Handkamera oder kleine Schwenks, einfallsreiche Einstellungen oder Kamerafahrten sind jedoch nirgends zu finden, höchstens mal ein bisschen bunte Beleuchtung, manchmal wird die Windmaschine angeworfen. Auch die Ausstattung bietet nix fürs Auge: Da der Film fast ausschliesslich in der nicht gerade spektakulären Wohnung des Malers stattfindet (wirkt schon fast wie in einem Kammerspiel), wird’s schnell mal langweilig. Der Video-Look ist billig und hässlich, auch wenn er nicht im „Niveau“ deutscher Amateursplatter-Camcorderexzesse versinkt. Die musikalische Untermalung besteht aus unauffälligem Synthi-Geduddel und ein paar Takten Klavier; zumindest nervt sie nicht, bei Filmen dieser Art durchaus schon mal ein Pluspunkt.

Die schauspielerischen Leistungen. Ach, wo soll ich da anfangen. Die japanischen Billigfilm-Knallchargen können ’s halt auch nicht besser. Am besten weg kommt noch Mari Somei (die grad mal einen Credit für einen einzigen weiteren Film aufweisen kann) als Meerjungfrau. Die ist nicht nur ziemlich süss (zumindest, solange sie noch nicht so aussieht wie ‘n misslungenes Genexperiment) und macht sich obenrum frei, sondern kann auch die Leiden ihres Charakters überzeugend rüberbringen. Und, wie gesagt, sie verdient Respekt fürs Würmerschlucken (obwohl, die da drüben sind ja auch an Sushi gewöhnt). Shigeru Saiki (der hier sein Debüt gibt und es in der Folge zumindest zu einem kleinen Part in Takashi Miikes AUDITION als „Toastmaster“ gebracht hat) sorgt in seiner Rolle als der Maler Hayashi für jede Menge Overacting, wenn er z.B. mit weit aufgerissenen Augen Entsetzen spielt. Wirkt ansonsten recht sympathisch, wenn auch etwas farblos, d.h. gross mitleiden mit ihm tut der Zuschauer eher nicht. Das neugierige Ehepaar wird gespielt von Masami Hisamoto und Tsuyoshi Toshishige (wer aber die Ehefrau und wer den Ehemann darstellt, vermag ich beim besten Willen nicht zu sagen) (tsss… Masami ist die Frau und Tsuyoshi der Kerl – sowas weiß man als Japanophiler *grins*, der Doc). Die beiden sind vor allem dazu da, den Zuschauer mit nötigen Hintergrundinfos (z.B. dass der Maler von seiner Frau verlassen worden ist, wie lange er sich schon nicht mehr hat sehen lassen, etc.) zu versorgen und am Schluss die Sauerei in Hayashis Haus entdecken. Overacting auch hier.
Artwork der Unearthed-DVD

Die DVD, derer ich ansichtig wurde, stammt von einem Label namens Unearthed Films. Mit ca. 57 Minuten ist der Film uncut. Die Bildqualität ist so la la, was aber vor allem mit dem Ursprungsmaterial zu tun hat, der Ton kommt ganz anständig daher (nur auf Japanisch, dafür mit anwählbaren englischen Untertiteln). Als Bonus gibt’s eine Gallery mit Szenenfotos, behind-the-camera-Fotos und Artwork sowohl von MERMAID IN A MANHOLE sowie ein paar „bonus photos“ von DEVIL’S EXPERIMENT. Da wir hier eine double-feature-DVD haben, findet sich auf der Scheibe auch HE NEVER DIES (zu dem gibt’s ebenfalls eine Photogalerie, mit „bonus photos“ von ANDROID OF NOTRE DAME). Es gibt auch „gemeinsames Bonusmaterial“: „History“ erzählt auf Texttafeln die Hintergründe zur Serie, unter „Trailers“ findet man die Vorschauen zu DEVIL’S EXPERIMENT, ANDROID OF NOTRE DAME, eben MERMAID IN A MANHOLE, FLOWER OF FLESH & BLOOD sowie zu MAKING OF GUINEA PIG (merke: der Trailer zum Making of und nicht das Making of selber, soweit ich das diesem streng in Japansich gehaltenem Stück Film entnehmen kann. Zumindest bietet das Teil einen weitern Blick hinter die Kamera von GUINEA PIG und vor allem auf die Machart der SFX). Allesamt ohne Untertitel. Die Trailer machen nicht gerade Lust auf die anderen Teile der Serie.

Es gibt übrigens auch eine deutsche Veröffentlichung von Devil Pictures, die den Film sowohl auf Kassette als auch auf DVD rausgebracht haben. Zur Qualität dieser Produkte kann ich natürlichermassen nicht viel erzählen.

Schlussworte(hm, ging doch recht schnell): Es verstecken sich gute Ideen in MERMAID IN A MANHOLE, wie man sie vielleicht auch bei Cronenberg oder Buttgereit findet, aber die zähe, uninteressante und inkompetente Inszenierung, der schäbige Look und die mässigen Schauspieler trüben den Eindruck doch beträchtlich. Und übermässig verstörend ist der Film ebenfalls nicht, wenn auch eklig wie Sau. Wenn man wieder mal herzlich kotzen möchte…Zwei Bier, denn unterhalten kann man sich mit dem Film nicht, acht Bomben, weil er technisch so unbefriedigend ausgefallen ist.

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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