Guerilla Force

 
  • Deutscher Titel: Guerilla Force
  • Original-Titel: Rage To Kill
  •  
  • Regie: David Winters
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    James Ryan (Blain Striker), Oliver Reed (Major General Turner), Cameron Mitchell (Sgt. Miller), Maxine John (Trishia Baker), Henry Cele (Wally Arn), Ian Yule (Slade), Sydney Chama (Webster), Liam Cundill (Glen Striker)


Vorwort

Auf der kleinen Karibikinsel St. Heron steht dem Kommisskopp Oberst Turner der Sinn nach einem Regierungswechsel, z.B. zu einer mit ihm selbst an der Spitze. Mit unnötigem Firlefanz, der nur Geld kostet, wie etwa demokratischen Wahlen, will er sich nicht aufhalten. Geht ja auch einfacher, indem man z.B. mit einer loyalen Militäreinheit den Präsidentenpalast überfällt und den aktuellen Amtsinhaber samt Familie, Gästen, Personal und Leibgarde umnietet. Dass einer seiner Männer auch den kleinen Sohn des Präsis abmurkst, geht aber auch Turner zu weit. Der betreffende Soldat wird per Helikopter-Heckrotor an Ort und Stelle exekutiert.

Die amerikanische Regierung beobachtet den Regimewechsel mit Sorge, da, wie wir alle wissen, die Yankee-Bande nur dann für solche Staatsstreiche ist, wenn sie sie selbst organisiert. Ganz besonders heikel ist, dass Turner eine internationale Uni, die auch von amerikanischem Studentengesindel bevölkert wird, abgeschirmt und die Studis dort eingesperrt hat.

Das wiederum ruft den amerikanischen Dragster-Piloten Blaine Striker auf den Plan, bzw. erst mal dessen liebe Mami, weil Blaines kleiner Bruder Glen zu den internierten Studenten gehört und Mutti sich schon die Lockenwickler abängstigt. Blaine schmuggelt sich kurzerhand in einer Frachtkiste nach St. Heron, wird aber noch am Flugplatz entdeckt (da hat wieder einer bei „gewaltsamer Putsch für Anfänger“ nicht aufgepasst – dass da die größte Wahrscheinlichkeit für akute Militärpräsenz besteht, dürfte ja einigermaßen naheliegen). Die Ein-Mann-Invasion wird also im Keim erstickt und Blaine erst mal von Turners rechte-Hand-Mann Slade ordentlich gefoltert, ehe er zum Studentenpack gesteckt wird. Da trifft Blaine also nicht nur seinen lieben Bruder, sondern auch die Journalistin Trishia, die sich beim neuen Capo von St. Heron etwas zu vehement über die Einschränkungen der Pressefreiheit beklagt hat (nennt Turner Erdogan…).

Wiedersehensfreude ist eins, guter Rat aber was anderes, zumal Slade immer noch gern wissen möchte, wer, was und warum Blaine eigentlich ist. Weil Blaine bei einem Verhör reichlich Kloppe verteilt, möchte man ihn unbürokratisch erschießen. Das verhindert aber Sergeant Miller, der Blain ersatzweise heftig vermöbelt. Dies war aber in der Tat Werk eines barmherzigen Samariters, denn Miller ist CIA-Agent und hat sich nur zum Schein Turners Sache angeschlossen, um die Lage zu peilen.

Miller ist in Wirklichkeit ganz dicke mit Wally Arn, dem Führer der sich planmäßig einstellenden konterrevolutionären Opposition und in einem waghalsigen Manöver gelingt es, einen Angriff von Arns Truppen zu nutzen, um die Studenten, die – soweit, so glaubhaft – als Amis im Umgang mit schweren Feuerwaffen bestens vertraut sind, zu befreien und in Arns Heimatdorf zu schaffen.

Nun hat einer der Studenten bei einem vorherigen Fluchtversuch entdeckt, dass Turner in einem stillgelegten Kraftwerk eine Raketenbasis aufbaut. Da Turner nicht zu den eingetragenen Ehrenmitgliedern des USA!-USA!-Fanclubs gehört, wird dies von Miller und auch Blaine, der sich ohne Weiteres als wilde Kampfsau entpuppt hat, argwöhnisch beäugt. Die unterrichtete US-Regierung zögert eine offizielle Reaktion hinaus – wird wohl an Miller, Blaine und Wallys Rebellen hängen bleiben…


Inhalt

Ein Film von David Winters! Da jubiliert mein kleines finsteres Herz, ist doch „Space Mutiny“, der ewige MST3K-Klassiker, einer meiner absoluten Lieblings-„so bad it’s good“-Filme (ungeachtet der Tatsache, dass Winters mit „Love to Kill“ auch mal einen richtig *guten* Film hinbekommen hat, aber einen Psychopathen-Film mit Joe Spinell zu verhauen, braucht halt auch besonderes Anti-Talent).

„Rage to Kill“ aka „Guerilla Force“ war sogar das direkte Anschlussprojekt von Winters, und mit James Ryan und Cameron Mitchell durften auch gleich zwei Stars der Weltraumoper mitmachen. Dazu noch Oliver Reed als Oberbösewicht – das kann ja eigentlich nur ein Mörderspaß werden…

Wird’s dann auch… gleich mit der Eröffnungssequenz, dem großen Massaker am/im Präsidentenpalast, gibt’s mit der groben Kelle. Darsteller, die mit ihren Wummen unkoordiniert in der Gegend rumwedeln, abgeschlachtete Bikini-Miezen, einen Präsidentenpalast, der über dem Eingangstor einen riesigen Flugzeugpropeller hängen hat, und Oliver Reed, der in einem Jeep fährt, auf den ein sternförmiges MG montiert wurde. Da verliert man gleich sein Herz an den Film – zumal die ganze Szene irgendwie so montiert ist, dass das Niedermetzeln als Riesenspaß rüberkommt (solang man auf der Metzler-Seite ist, versteht sich).

Dann dürfen wir kurz auf eine Dragster-Strecke und zwei Rennwagen mit Düsenantrieb bewundern – hat mit dem Restfilm praktisch nichts zu tun, außer dass Blaine einer der Fahrer sein soll. Wer glaubt, das hätte irgendeine Art Relevanz für den Plot (z.B. dass Blaine sich in kritischer Stunde seiner Rennfahrereigenschaft erinnert), ist schiefer gewickelt als eine gefälschte ägyptische Mumie…

Den Perma-Wahnsinn a la „Space Mutiny“ kann „Rage to Kill“ natürlich nicht durchhalten, dafür ist seine Story letztlich schon ein bisschen zu konventionell (erdacht wurde sie übrigens von Winters und Nebendarsteller Ian Yule). Props dafür, dass Blaines Solo-Invasion zunächst mal im Ansatz scheitert und wir für einen halben Akt sowas wie ein vorweggenommenes „Toy Soldiers“-Rip-off bekommen, aber dann wird’s halt ein zwar sehr unterhaltsamer, aber schon recht generischer Billig-Actionklopper – der, wie könnte es anders sein, in einer Maschinenhalle mit haufenweise Catwalks, von denen sich Stuntmen runterstürzen können (das dürfte überhaupt Winters‘ persönlicher Fetisch sein – Stuntmen, die irgendwo runterfallen. Kann man ein drinking game draus machen), endet.

Der betriebene Aufwand ist ansehnlich – Pyrotechnik gab’s offenbar im Sonderangebot, alles, was irgendwie explodieren kann (und einiges, was nicht) explodiert, als würde es morgen verboten und wären wir in einem Mattei-Dschungelkämpfer-Film. Für die großen shoot-outs fährt Winters auch genügend Statisten auf und in ein paar ausgesuchten Sequenzen darf’s dann auch mal etwas blutig werden (wobei in den „Massenszenen“ natürlich die gute alte „Hände-hoch-reißen-und-nach-vorn-fallen“-Taktik okay rult – und Handgranten auf 50 Meter alles töten, was auch nur in die Richtung kuckt…).

Amüsant ist es zudem freilich, einen Paradebösburschen wie James Ryan („Niemand weint für immer“) mal in der Heldenrolle zu sehen. Ryan ist ja legiter Kampfsportler und hält seinen drahtigen Body auch, wie der Film unter Beweis stellt, ordentlich in Form. Seine Martial-Arts-Fähigkeiten darf er nur andeuten, „Rage to Kill“ ist in erster Linie ein Ballerfilm. Cameron Mitchell anno ’88 als action hero zu sehen, ist ebenso witzig (die gemütliche Weihnachtsmann-als-Space-Captain-Rolle in „Space Mutiny“ war da schon angemessener) – man wundert sich, wie Turners Truppen an dem Kerl überhaupt vorbeischießen können; er ist breit und bewegt sich im Tempo eines ruhigen Gletschers). Oliver Reed muss sich keiner schauspielerischen Leistung befleißigen, überzeugt aber durch schiere Präsenz und hat vermutlich auch einen Batzen Spaß beim Herumbalgen mit nackten Mädels in Bett und Whirlpool (und an der Hotelbar, vermute ich) gehabt…

Maxine John wird mit einem introducing-credit eingeführt, hatte aber schon den lahmen Slasher „The Stay Awake“ und „Howling IV“ abgedreht. John ist ein nett anzukuckender Body, aber sicher keine große Leuchte der Thespis-Kunst, sie ließ es dann auch schnell wieder bleiben. Der Südafrikaner Henry Cele (Wally Arn) arbeitete sich von Actionramsch wie diesem zur Titelrolle in der vielfältig gelobten Minserie „Shaka Zulu“ (und einem TV-Movie-Sequel) hoch und war auch in „Der Geist und die Dunkelheit“ dabei. „Slade“ Ian Yule (der Co-Writer, wir erinnern uns), begann sein Lebenswerk als Soldat und kam über ein paar Stunt-Einsätze in Kriegsfilmen wie „Der längste Tag“ zum Film, wo er eine lange Karriere als zuverlässiger character player in Filmen wie „River of Death“, „Cyborg Cop III“ oder „Die Wildgänse kommen“ anschloss. Sogar in einer Folge der deutschen Trucker-Serie „Auf Achse“ war er zu sehen.

Die DVD von XCess bringt den Film in schier elefantöser Bildqualität – bei solchen Perlen erwarte ich normalerweise VHS-Rips, aber das ist ein wirklich bildhübsches Master (1.33:1). Die Tonqualität ist in Ordnung, der Film ist nicht voll durchsynchronisiert, einige bislang in der DF geschnittene Szenen werden untertitelt. Als Extras gibt’s Trailer, Slideshow und die alte deutsche Titelsequenz.

Es freut mich – ich hatte durchaus hohe Erwartungen an den Unterhaltungswert dieses Streifens, und er erfüllte sie absolut. Klar, ein Ultra-Trashfeuerwerk wie „Space Mutiny“ ist praktisch unübertrefflich, aber „Rage To Kill“/“Guerilla Force“ macht dem Fan billiger 80er-Actiongülle schon richtig richtig viel Laune!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 8


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