Gruft der toten Frauen

 
  • Deutscher Titel: Gruft der toten Frauen
  • Original-Titel: Devils of Darkness
  • Alternative Titel: Das Teufelsritual |
  • Regie: Lance Comfort
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1965
  • Darsteller:

    William Sylvester (Paul Baxter), Hubert Noel (Count Sinistre), Carole Gray (Tania), Tracy Reed (Karen), Diana Decker (Madeleine), Rona Anderson (Anne), Peter Illing (Inspector Malin), Gerard Heinz (Bouvier)


Vorwort

Ein paar britische Touristen besuchen französische Provinz. Beim Höhlenforschen (d.h. wirklich beim Herumkrauchen in einer Höhle, Ihr Ferkel!) stoßen Keith und David auf zwei Särge – und mindestens eine Bewohnerin eines solchen…
Schriftsteller Paul Baxter und Davids Schwester Anne wollen zur gleichen Zeit ein religiöses Ritual der Dorfbewohner besuchen, werden aber von einer alten Zigeunerin mit kryptischen Warnungen belegt, die sich durch das Auffinden von Davids Leiche schnell bestätigt sehen. Keith bleibt aufgrund eines Einsturzes gleich für immer in der Höhle…
Paul bemerkt Ungereimtheiten – Polizeinspektor Maline sieht nicht danach aus, als würde er dem Fall große Aufmerksamkeit widmen, und nur Paul scheint die rätselhaften Bißmale an Davids Hals für irgendwie wichtig zu halten. Anne verschwindet wenig später spurlos. Paul entdeckt ein seltsames Amulett mit Fledermaus- und Schlangenemblemen und steckt es sicherheitshalber ein. Als Anne ersoffen in einem See aufgefunden wird, ist für Maline die Sache klar: Selbstmord aus Trauer. Paul kauft diese Theorie keinen Meter weit, und natürlich hat er völlig Recht, denn hinter den Todesfällen stecken Count Sinistre, ein Vampir aus dem 16. Jahrhundert, seine Teufelsbraut Tanja, und sein ganzer Zirkel rotbekutteter Satansanbeter, die mehr oder minder das ganze Dorf unter ihrer Fuchtel haben.

Paul kehrt nach England zurück, fest entschlossen, die Leichen einer richtigen Autopsie zu untersuchen. Das scheitert am Verschwinden der Särge, so dass Paul nicht mehr hat als Anhaltspunkt hat als das Amulett. Ein befreundeter Wissenschaftler leitet Paul behutsam in Richtung schwarzer Magie, hat aber auch nicht viel davon, weil er von seinen eigenen Labortieren attackiert wird. Bei einer Party lernt Paul das Model Karen kennen und wirft ein bis zwei Augen auf sie. Da ist er aber auch mal wieder nicht der einzige, denn Count Sinstre ist mit seinem gesamten Kultgefolge in England eingetroffen – offiziell, um den von Paul requirierten Talisman zurückzuholen und inoffiziell, um Tanja durch Karen zu ersetzen, was nun wiederum Tanja nicht außerordentlich amüsant findet und, als Sinistre Karen auf seinen neuen Landsitz entführt, einen Hinweis für Paul hinterlässt, wo er suchen muss…


Inhalt

Man reduziert den britischen Horrorfilm der 60ern gern auf Hammer, selbst wer an Amicus und Tigon denkt, gehört dann schon eher zu den fortgeschrittenen Filmfreunden. Aber neben diesen Studios versuchten auch andere, kleinere Filmschmieden, vom vermeintlich kassenträchtigen Horrorkuchen ein oder zwei Scheiben abzubekommen. So auch Planet Productions, deren bekanntestes Werk vermutlich das lesser Cushing-Vehikel „Island of Terror“ sein dürfte. Mit „Devils of Darkness“ versuchte Planet, ohne einen von Hammers großen Stars das Kunststück zu vollbringen, den klassischen Vampirhorror aus seinem angestammten gotischen Setting in moderne Zeiten zu überführen, ein Unterfangen, für das auch Hammer selbst einige Jahre später einen Fehlschuss („Dracula 1972 A.D.“) und einen guten, aber missverstandenen Versuch („The Satanic Rites of Dracula“) brauchte.

„Devils of Darkness“ beginnt recht energetisch mit einer feurigen Zigeunerhochzeit, die jäh dadurch unterbrochen wird, dass der Vampir die Braut (Tanja) umbringt. Es folgt ein Zeitsprung in die relative Gegenwart und dann… tja, dann beginnt quasi der Niedergang des Films, den von nun an wird’s hauptsächlich „talky“ und „stagy“. Getreu dem alten Motto, dass eine Dialogszene immer einfacher und billiger zu filmen ist als Action, quasseln unsere Figuren um ihr Leben, und wann immer eine Szene droht, vielleicht explizit, graphisch oder wenigstens spannend zu werden, blendet Regisseur Lance Comfort (der hier seinen Schwanengesang vorlegt, er verstarb 1966) verschämt weg. Wichtige Szenen wie die Kills an David oder Anna müssen wir uns denken, von ihnen wird uns nur berichtet.

In seiner zweiten, in England spielenden Hälfte, wird der Streifen etwas lebhafter, was aber auch nur seinem kuriosen Verständnis von den wilden Partys, die in Chelsea gefeiert werden, zu verdanken ist – laut Comfort und Drehbuchautor Fairhurst ist jede Party eine unweigerliche Lasterhöhle aus Drogen, Alkohol, Sex und Verruchtheit – eine Attitüde, die Hammer z.B. in „Dracula 1972 A.D.“ der Beat- und Mod-Kultur zuordnete, hier aber offensichtlich für Partygänger jedes Alters und Herkunft gilt. Dass solche abscheulichen Absonderlichkeiten selbstverständlich direkt den Weg zu Satanismus und schwarzer Magie pflastern, liegt auf der Hand.

Wie auch Hammer später, fällt aber auch Comfort und Fairhurst nichts ein, wie man den Vampirmythos entscheidend modernisieren könnte – das überhastete Finale spielt dann doch wieder in den finsteren Kellergewöben eines Schlosses und offenbart, dass Sinistre, der uns schon während des ganzen Films nicht sonderlich bedrohlich vorkam, der wohl dümmste Vampir des Universums ist, flüchtet er doch zielstrebig an den wohl einzigen Ort diesseits einer Kirche, an dem mit verstärktem Auftreten von Kruzifixen zu rechnen ist – einem Friedhof.

Nun, schon bis dahin ergab so manche Aktion des Vampirfürsts wenig Sinn, womit er Paul Baxter aber immerhin eins voraus hat. Was Sinistre tut, treibt wenigstens die Story voran, während Paul mal wieder einer von der Sorte Protagonisten ist, deren komplette Abwesenheit den Ablauf der Geschichte kaum beeinträchtigen würde (letztlich ist das einzige von echter Plotrelevanz, was Paul tut, die Ankündigung, David und Anne obduzieren zu lassen und damit Sinistre in Zugzwang zu bringen – alles andere, inklusive des vielbesungenen Talisman-Amuletts, spielt letzten Endes keine Rolle für die Auflösung des Knotens).

Comfort legt ein sehr gemächliches Tempo vor (das war wieder mal ein Film, bei dem ich zwischendurch auf die Uhr sah und überrascht feststellte, dass erst 30 Minuten um sind, obwohl sich der Film schon nach 60 Minuten anfühlt…) und hat auch nicht wirklich Ideen, den Film originell zu gestalten. Die relativ hohen production values (immerhin drehte man tatsächlich on location in Frankreich) täuschen über ein wenig Leerlauf hinweg, und in den Dialogen verbergen sich da und dort ein paar nette Anspielungen auf das alte Thema „was wir heute Wissenschaft nennen, hätte man im 16. Jahrhundert für Hexerei gehalten“.

An der Schauspielfront schlägt sich William Sylvester („2001: Odyssee im Weltraum“, „Gorgo“) wacker und mit stoischer Ruhe, Hubert Noel („Ritter der Nacht“) fehlt es für den Vampirfürsten an der gewissen larger-than-life-Ausstrahlung – etwas, was Lugosi und Lee sich mühelos aus dem Ärmel schütteln konnten. Carole Gray („Curse of the Fly“, „Die 13 Sklavinnen des Fu-Man Chu“) hat als Tanja nicht fürchterlich viel zu tun, Tracy Reed („Ein Schuss im Dunkeln“, „Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“) ist allerdings ein exzellenter rothaariger Hingucker – da wünscht man sich, der britische Horrorfilm wäre 1965 schon etwas, eh, unzüchtiger gewesen.

Expliziter Horror ist, wie gesagt, die Sache von „Devils of Darkness“ nicht. Die dezenten Make-up-Effekte für Halswunden oder die Kreuz-Narbe, die Karen sich versehentlich selbst verpasst, sind okay.

Abschließend kann ich eigentlich nur einem IMDb-Reviewer zustimmen, der empfahl, sich diesem Film erst zu widmen, wenn man Hammer, Amicus und Tigon komplett durchgeackert hat und dann immer noch Bedarf nach Britengrusel hat.

2/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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