Greta – Haus ohne Männer

 
  • Deutscher Titel: Greta - Haus ohne Männer
  • Original-Titel: Greta - Haus ohne Männer
  • Alternative Titel: Ilsa - The Wicked Warden | Wanda - The Wicked Warden | Greta, the Torturer | Greta, the Mad Butcher | Greta, the Sadist | Ilsa: Absolute Power |
  • Regie: Jess Franco
  • Land: Schweiz/BR Deutschland/USA
  • Jahr: 1977
  • Darsteller:

    Dyanne Thorne (Greta Delpino)
    Tania Busselier (Abbie Phillips)
    Eric Falk (Dr. Rego)
    Lina Romay (Juana)
    Jesus Franco als Jess Franco (Dr. Milton Arcos)
    Howard Maurer (Director of FederalPrisons and Institutions)
    Esther Moser
    Sandra L. Brennan
    Peggy Markoff
    Angela Ritschard
    Esther Studer


Vorwort

DISCLAIMER: DAS IST WIEDER MAL EIN REVIEW, DASS SICH AN ERWACHSENE RICHTET: MIT DEM WEITERLESEN BESTÄTIGT DER USER, 18 JAHRE ODERÄLTER ZU SEIN.

Badmovieland im Januar 2001… wir machen uns wirklich an die Klassiker, erst ein Werk von Ed Wood, und jetzt Jess Franco. Der Iberer behelligt Kinoleinwände nun seit Mitte der 60er Jahre mit seiner Exploitation-Ware und ist nicht totzukriegen (wer tatsächlich glauben sollte, Franco wäre spätestens seit Mitte der 80er Jahre und unsäglichem Schotter wie „Die Säge des Todes“ mit Olivia Pascal (!) dauerarbeitslos, checke mal bei der IMDB seine Filmographie… man sehe und staune). Was irgendwie billig, abgefeimt und halbwegs im Trend war, da konnte man sicher sein, Franco war irgendwie beteiligt. Nichts liess er an sich vorbeigehen… Nouvelle-Vague-Horror a la Jean Rollin, Hexenexploiter („Der Hexentöter von Blackmoor“), Dracula („Nachts, wenn Dracula erwacht“), De Sade („Justine“, mit Klaus Kinski), Jack the Ripper (ebenso mit Kinski), und, immer wieder gerne, Frauengefängnisfilme („Frauengefängnis“ ist zusammen mit Jonathan Demmes „Caged Heat“ einer der Klassiker des Genres).

Mitte der 70er Jahre machten die in Kanada für wenig Geld entstandenen Ilsa-Filme Furore. 1974 kurbelte Don Edwards in den Kulissen der TV-Serie „Hogan´s Heroes“ ILSA – SHE WOLF OF THE SS herunter, mit dem damals zweiundvierzigjährigen Busenwunder Dyanne Thorne in der Titelrolle einer sadistischen KZ-Kommandantin. Der extrem geschmacklose und gewalttätige Streifen wurde prompt ein Kulthit, zog 1976 und 1977 die Sequels ILSA – HAREM KEEPER OF THE OIL SHEIKS und ILSA THE TIGRESS nach sich. Jess Franco holte Dyanne Thorne ebenfalls 1977 nach Europa, um seinen eigenen Beitrag zu diesem Thema zu leisten. Zwar hatte man nicht im Sinn, einen „offiziellen“ Beitrag zur Serie zu leisten, im Original heisst der Film „Greta – Haus ohne Männer“, aber die Parallelen waren so offenkundig, dass den internationalen Verleihern fast gar nichts anderes übrig blieb, als den Streifen als vierten Teil der Serie zu vermarkten.


Inhalt

Wir befinden uns in einem nicht näher bezeichneten südamerikanischen Staat. Zu den Opening Credits über romantischer Dschungelkulisse, die ungefähr so authentisch wirkt wie ein botanischer Garten (und vermutlich ebendort gedreht wurde) unterhalten uns Frauenschreie, was uns schon mal ordentlich einstimmt. Wir schalten um zur Shower-Cam, denn wo niedere Regisseure sich die grosse Duschszene als ersten Höhepunkt aufsparen, lässt sich Franco nicht lumpen und beginnt damit. Unsere diversen Cuties sind also am duschen, parallel dazu geht Dyanne Thorne, eh, Greta, eh, Ilsa, in ihrer Wanne baden (ich bleib jetzt mal dabei, sie Ilsa zu nennen, schreibt sich schneller). In der Dusche kriegt ein Mädel einen Schreikrampf und wird von den Wärterinnen (allen beiden, die es in dieser Institution zu geben scheint) abgeschleppt. Aber das war nur ein ausgekochtes Ablenkungsmanöver, um einem anderen Girlie die Flucht zu ermöglichen. Unsere Nackedei streift sich ein Hemdchen über und geht stiften, verfolgt von den beiden Wärterinnen, die allerdings nach etwas Dschungel-Jagd eine spontane Geschlechtsumwandlung durchgehen und sich in zwei Kerle verwandeln. Unser Flüchtling ist nicht dumm, lauert den Häschern auf, ringt einen nieder und schneidet ihm mit einem scharfen Kieselstein die Kehle durch. Der Kollege sieht nur noch die Rücklichter der Mademoiselle, kann ihr aber wenigstens noch zwei Kugeln verpassen.

Das Mädel schleppt sich noch vor die Villa von Dr. Milton Arcos, der die Wunden ärztlich versorgt. Die Kleine deliriert vor sich hin und spricht von Schockbehandlung etc., die ihr in der Klinik Las Palomas angedeiht wurde. Dr. Arcos will die Polizei verständigen, aber bevor er dazu kommt, steht schon Ilsa mit zwei Schergen in der Tür und holt die Flüchtige trotz der Proteste von Arcos ab.

Wir schneiden zu einer Pressekonferenz, die Arcos mit Vertretern der Rosenthal-Foundation abhält. Arcos hat zwischenzeitlich erfahren, dass sein temporärer Schützling zwei Wochen nach dem Vorfall verstorben sein soll. Eine Obduktion war nicht möglich, da die Klinikleitung den Körper sofort hat einäschern lassen. Arcos hegt üble Verdächte gegen die Klinik, die offiziell zur Behandlung von sexuellen Abartigkeiten tätig ist, und die Rosenthal-Foundation pflichtet ihm bei. Allerdings, so ist man sich einig, sind die bisherigen Anschuldigungen nicht hieb- und stichfest genug, um eine offizielle Untersuchung zu rechtfertigen, man bräuchte einen verlässlichen Zeugen. Die Ausführungen werden von einer jungen Frau per Diktiergerät mitgeschnitten.

Selbige Lady versteckt sich in des Doktors Auto und hält diesem, als er einsteigt, die Pistole an den Kopf. Der Doc soll ihr gefälligst eine Eintrittskarte für die Las Palomas-Klinik zu verschaffen, weil sie jemanden sucht, und zwar nicht irgendjemanden, sondern ihre Schwester, die vor über einem Jahr in der Klinik verschwunden ist. Der Doktor willigt nach kurzer Überredung ein, sie dort einweisen zu lassen und sie nach einem Monat unter dem Vorwand einer Fehldiagnose wieder herauszuholen. In der Zeit will Abby Phillips nach dem Verbleib ihrer Schwester Rosa forschen und nebenbei ihre Beobachtungen als die angesprochene verlässliche Zeugin für Arcos nutzbar machen. Gesagt, bzw. von der Cue Card abgelesen, getan, Abby wird unter falschem Namen in die Klinik eingeschleust. Dort erfährt Abby gleich, wo´s langgeht, und zwar sofort nach dem Einchecken. Sie wird von den Wärterinnen ausgezogen und der guten alten Gartenschlauch-Dusche unterzogen, danach erhält sie als einziges Kleidungsstück ein Hemd mit der Nummer 41, von nun an ihr Name. Sollte sie ihre Nummer vergessen oder ihren richtigen Namen nennen, wird man ihr die Nummer in die Brust brennen. Hübsche Klinik, nicht wahr?

Abby lernt ihre diversen Zimmergenossinnen kennen, die rothaarige Nummer 14, die ihren verzweifelten Kampf mit der Stricknadel kämpft, die ständig „Frere´ Jacque“ vor sich hinsingende 13, Nummer 10, namens Juana, ihres Zeichens die Queen des Ladens, und Nummer 24, die ihr auch gleich stolz ihr Branding vorführt.

Juana alias Nummer 10 ist aber nicht nur der grosse Käse der Abteilung, sondern auch das Spielzeug von Ilsa. Und damit gehen diverse Pflichten einher, und die erschöpfen sich beileibe nicht in der Nacktmassage, während der Juana und Ilsa sich über die Neue unterhalten, auf die Juana ein Auge geworfen hat, was Ilsa nicht entgangen ist. Wir schreiten fort zu einer der beiden Szenen, für die der Film berühmt bzw. eher berüchtigt ist, der legendären Pincushion-Szene. Die funktioniert folgendermassen: Ilsa spickt die nackte Juana mit diversen Nadeln in Brust und Bauch, selbige darf dabei keinen Mucks von sich geben, sonst wandert Abby ins Loch. Nachdem Juana die Prozedur (die mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln realisiert wurde, näheres verrät der launige DVD-Kommentar mit den Stars Dyanne Thorne und Howard Maurer) überstanden hat, wirft sich Ilsa mit vollem Einsatz auf Juana (benadelt) drauf. „Now you can scream!“

Okay, Ilsa ist nicht nur durchgeknallt, sondern auch eine Psychopathin, wir haben verstanden. Abby muss man dieses des Nächtens erst noch verklickern, und das übernimmt Nr. 14, die Rothaarige, die ebenfalls das ein oder andere Auge auf auf Abby geworfen hat. 14 erzählt ihre Lebengeschichte, früher war sie ein schwuler Mann, hatte dann eine Geschlechtsumwandlung, hat geheiratet, nur um herauszufinden, dass ihr Göttergatte selbst schwul ist, worauf sie ihn ermordete und in die Klinik eingewiesen wurde, wo sie nun herausfand, das sie nunmehr lesbisch ist. Komplex, eh?

Am nächsten Tag… Abby sitzt Ilsa und ihrem Assistenten Dr. Rego gegenüber und rezitiert ihre Coverstory. Demnach ist sie eine Schullehrerin, die wegen sexuellem Missbrauch ihrer Schutzbefohlenen eingewiesen wurde (dzdz… Sex mit Zehnjährigen… ich bins schockiert). Ilsa ist überzeugt, dass man diese Delle heilen kann, keine Frage.

Zurück im Schlafsaal bemerkt Abby, wie zwei Mädchen im Rollstuhl durch den Hof geschoben werden, beide offenbar vollkommen gaga. Im Gespräch mit 24 erfährt Abby, dass niemand weiss, wer sie sind, aber desöfteren mal Mädel auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Abby lenkt das Gespräch auf Rosa, doch 24 ist zu neu in dem Laden, um von ihr gehört zu haben, aber Juana sollte sie eigentlich kennen.

Die nächste Duschszene, denn wir wollen ja unsere Women-in-Prison-Klischees brav erfüllen, und was fehlt an dieser Stelle? Wenn ihr jetzt „obligatorischer Duschen-Catfight“ gesagt habt, verleiht euch selbst 10 Gummipunkte. Juana wünscht, von Abby eingeseift zu werden, doch als es um die zwischenbeinigen Regionen geht, streikt Abby zu Juanas Missvergnügen und nun wird fröhlich gerungen, bis es den Wärterinnen langt.

Abby kommt im Behandlungsraum zu sich, wo sie an einen gynäkologischen Stuhl oder zumindest ein verwandtes Modell gefesselt ist. Ilsa ist not amused und entschlossen, dem ungezügelten sexuellen Hunger Abbys, den sie für den Kampf verantwortlich macht, den Garaus zu machen. Das soll eine ätzende Säure erledigen, die schmerzhafterweise direkt in die dafür verantwortlichen Geschlechtsorgane gespritzt wird. Das Zeug ist so effektiv, dass wir in den vermutlich in der Filmgeschichte einzigartigen Genuss einer rauchenden Pussy kommen – und bei der ganzen Prozedur läuft eine von Rego bediente versteckte Kamera mit. Und weil wir gerade so schön in Stimmung sind, darf ein wenig Elektroschock-Therapie nicht fehlen, bis Abby sich mit Schaum vorm Mund vorübergehend von dieser Welt zurückzieht. So bekommt sie wenigstens nicht mit, dass sie in Einzelhaft wandert, wo sie sich nackt mit über den Kopf gefesselten Händen wiederfindet. Aus der Nachbarzelle dringen Geräusche. Die dort inhaftierte nackte Schwarze kommuniziert über die Rohrleitungen und teilt Abby mit, dass es sich bei Las Palomas mitneffen, bzw. mitnichten, um eine Klinik für Sexualstörungen, sondern vielmehr ein verdecktes Gefängnis für politische Gefangene handelt, denn wie jeder südamerikanische Staat, der was auf sich hält, hat auch dieser ein Problem mit linksgerichteten Rebellen aka Terroristen. Leider verlässt Abby wieder mal das Bewusstsein, bevor die Mitgefangene bei der Aufzählung hier inhaftierter Revolutionärinnen den Namen Rosa Philipps erwähnt…

Meanwhile Dr. Rego is going to town. Wir entern einen Subplot. In einer Kneipe trifft Rego einen Mittelsmann, dem er diverse Filmrollen unterschiebt. Für den Fall, dass jemand nicht von selber drauf kommt. Rego verdient sich mit Snuff-Filmen direkt aus der Las-Palomas-Folterkammer ein nettes Zubrot. Sein Abnehmer ist zwar recht erbaut über die neuen Streifen, jedoch auch etwas gelangweilt. Seiner Kundschaft fehlt die Abwechslung in den Filmen, eine gewisse „bisexuelle“ Komponente würde sich rechnen. Rego sieht da kein Problem.

Abby wird indes zurück in den Schlafsaal verbracht, wo sich 14 ihrer annimmt. Auch Juana, so 14, wurde gefoltert, aber da sie Masochistin ist, macht ihr das nicht so viel aus und als Ilsas Spielzeug blieb ihr auch die Einzelhaft erspart. 14 legt sich zu Abby ins Bett, es kommt zu Vertraulichkeiten. Abby schüttet ihr Herz aus und bittet 14, Juana nach Rosa zu befragen. 14 verspricht es und dann wird geküsst und vermutlich noch so manch anderes…

Wenig später meldet sich Juana wie befohlen bei Ilsa und bringt den neuesten Klatsch aus dem Gefangenenlager, nicht ohne sich aber bei Ilsa über die Abby zugekommene Behandlung zu beschweren. Dann kommt sie zur Sache. 14 hat wie versprochen bei Juana über Rosa Erkundigungen eingezogen, jedoch ohne Erfolg. Ilsa klärt Juana auf, dass Rosa tatsächlich nicht nur in der Klinik war, sondern sich immer noch befindet, und beauftragt Juana, Abby entsprechend zu informieren, im Gegenzug dafür herausfinden, wer Abby wirklich ist und warum sie Rosa sucht. Juana bedingt sich aber das Privileg aus, Abby auch ein wenig zum eigenen Vergnügen ärgern zu dürfen.

Ilsa erinnert sich, dass wir es hier, wenn auch um einen unoffiziellen, Ilsa-Film handelt, was bedeutet, dass wir nach knapp 60 Minuten Laufzeit mal wieder etwas Exploitation und weniger Exposition brauchen. Also macht sie einen Abstecher zu den Einzelhaft-Zellen. Zunächst wird eine nackte Einäugige ausgepeitscht, dann unsere farbige Freundin, die eh schon heftigste Folterspuren (wie eine verdächtig durchgeschnitten aussehende Kehle z.B.) aufweist. Und zu guter Letzt, als Höhepunkt, Rosa Philipps. Selbige ist an ein Bettgestell gefesselt und mit Elektroden an den Brüsten versehen (vergass ich zu erwähnen, dass sie nackt ist? Leute, das ist ein Jess-Franco-Film! Bekleidung weiblicher Cast-Mitglieder ist optional!) Ilsa dürstet zunächst nach Informationen über Abby. Ein paar Elektroschocks später stammelt Rosa die Wahrheit heraus, dass Abby ihre kleine Schwester ist. Ilsa ist begeistert, denn jetzt hat sie ein neues Druckmittel. Verrät Rosa jetzt nicht sofort, wer der Chef der Terroristen, sprich, Revolutionäre, ist, wird Abby die gleiche Behandlung zuteil wie sie Rosa widerfahren ist und zwar vor deren Augen. Zwei Elektroschocks und Rosa knickt ein. Der Obermotz der Revolution ist… ta-da-da-taaa… niemand anderes als Dr. Milton Arcos!!!

Arcos beauftragt gerade seine Tochter, einen Brief zur Post zu bringen, wir vermuten, es ist der geplante Persilschein für Abby. Kaum ist die Tochter weg, klopft es an der Tür. Der Arm des Gesetzes, behaupten die Eindringlinge, machen nicht viel Federlesen und erschiessen den guten Doktor. Rego gibt Auftrag, die Leiche umgehend zu beseitigen.

Auf der Toilette findet das Treffen zwischen Juana, 14 und Abby statt. Juana will die Informationen über Rosa erwartungsgemäss nicht ganz umsonst loswerden. Erst mal darf Abby ein wenig Stiefel lecken (die Position als Plaything der Anstaltsleiterin umfasst ganz offensichtlich auch das Privileg, anstelle der Stofftreter der anderen Gefangenen Wildlederstiefel zu tragen) und dann soll Abby das in der Dusche unterbliebene Reinigen der Intimregionen nachholen, und zwar mit der Zunge. Offenbar hat Juana dafür gesorgt, dass es da auch was zu reinigen gibt, jedenfalls übergibt sich Abby nach Verrichtung umgehend in die nächstbeste Kloschüssel. Dafür rückt Juana tatsächlich damit raus, dass Rosa noch lebt und sie ein Treffen arrangieren könnte. Na, und ob sie das soll!

Ilsa währenddessen hat andere Vergnügungen. Sie bedient den Direktor der Gefängnisse und sonstigen Institutionen des Landes, der ihr vollkommen verfallen ist. Beim trauten Liebesspiel vertraut Ilsa ihm an, dass sie so ganz nebenher herausgefunden hat, wer die Revolutionäre anführt und das sie ihn bereits hat beseitigen lassen. Der Directore ist begeistert, aber auch ein wenig abgelenkt. Franco beweist uns bei dieser Szene im übrigen, welch grandioser Regisseur er ist. Die meisten Szenen der nackten Thorne sind unschärfer als wenn meine alte Oma ne Videokamera bedienen würde und den Grossteil der Action zwischen Thorne und ihrem Lover dürfen wir durch ein Glas bewundern. Naja, ist ja auch irgendwo egal.

Zurück in Las Palomas ist Rego dabei, die Wünsche seiner Filmabnehmer zu befriedigen. Eine Orgie soll her. Ilsa hat fünf der abgefeimtesten Kriminellen einfliegen lassen, die seit Jahren keine Frau mehr gesehen haben. Demzufolge macht es denen auch nicht so viel aus, dass die auserwählten Mädel mehr oder weniger einem Gruselkabinett entsprungen sein könnten, neben unserer Zyklopenfreundin aus der Einzelhaft und diversen anderen Folteropfern ist eine schier unbeschreibliche Mamsell dabei, deren Gesicht… nee, ich kann´s nicht, das muss man gesehen haben. Egal, denn jetzt gibt es in einer ziemlich unangenehmen Szene, die endlos anzdauern scheint, Vergewaltigung im Überschwang, unappetitlich serviert.

Dieweil, anderswo. Juana führt Abby in den Einzelhaft-Bereich, für dessen gesamte Zellen sie Schlüssel hat. „Ich hätte uns längst alle befreien können, aber ich bleibe lieber hier,“ eröffnet sie der verblüfften Abby. Tatsächlich bringt Juana Abby zu Rosa, die ziemlich weggetreten immer noch in ihrem Folterbett an die Elektro-Anlage angeschlossen liegt. Die herzzerreissende Familienzusammenführung wird recht unsanft durch Ilsa und Rego gestört. Juana ist geschockt und nahe daran, Ilsa Widerworte zukommen zu lassen, nach einer harschen Zurechtweisung verlässt sie den Ort des Geschehens. Rosa und Abby finden sich im Behandlungsraum wieder, Rosa im Behandlungsstuhl. Abby lässt ihre Deckung fallen und begehrt auf, dass Dr. Arcos sie umgehend befreien würde. Ilsa eröffnet ihr, dass das ein ziemliches Problem für den Doktor ist, alldieweil er verschieden ist. Dann kommt sie zur Sache: die Namen sämtlicher Revolutionäre und Rosa und Abby wären frei. Den Bekundungen Abbys, mit der Revolution nichts am Hut zu haben, weil sie nur wegen ihrer Schwester hier sei, misst die gute Ilsa relativ wenig Bedeutung bei. Also muss es Rosa ausbaden. Die ist gaga, kriegt gar nichts mehr mit, nur dass die Luft zum Atmen plötzlich knapp wird, weil Ilsa ihr eine Plastiktüte über den Kopf stülpt. Abgang Rosa und Abby fällt einmal mehr in Ohnmacht.

Rego überbringt die neuesten filmischen Ergüsse seinem Kunden. Der hat schon wieder einen Sonderwunsch. Ein echter, gewalttätiger, erotischer Mord an einer wunderschönen Frau soll es diesmal sein. Tausendsassa Rego hat sofort eine Idee…

In Las Palomas kündigt sich Staatsbesuch an. Der Direktor der Gefängnisse etc. rückt mit den Leuten der Rosenthal-Stiftung an, zwecks Inspektion. Rosenthal selbst hat den letzten Brief von Dr. Arcos dabei, mit dem die Stiftung über Abby informiert wurde. Da auch Amnesty International eingeschaltet wurde, bleibt der Regierung nichts, als die sofortige Freilassung von Abby anzuordnen. Ilsa ist zuvorkommend wie eh und je, wenn es der Wunsch ist, soll es auch so sein. Die Inspektion verläuft zur allgemeinen Zufriedenheit, und bevor Rosenthal und der Direktor wieder abziehen, wird auch noch Abby präsentiert, die leider, leider diverse Gehirnschläge erlitten hat und unheilbar gaga ist. Rosenthal packt das weggetretene Mädchen ein und verschwindet. Juana hat die Übergabe vom Fenster aus beobachtet und dreht durch…

Ilsa gibt sich in ihren Kemenaten Allmachtsphantasien hin, als Juana eintritt, in drohender Pose und mit bösem Blick. Den Kusch-dich-Aufforderungen Ilsas gehorcht sie nicht, statt dessen erhält sie Unterstützung. 14, unsere schwarze Freundin und diverse andere Einzelhaft-Insassinnen nehmen die Schlafstatt der bösen Ilsa in Beschlag. Ilsa schwant übles und wird so klein mit Hut. Schliesslich gibt Juana das Kommando: „Let´s massacre that bitch!“ Und dann geht´s los… Kannibalismus! Mit Zähnen und Klauen fallen die Frauen über Ilsa her und zerfleischen sie, zwecks allgemeiner Symbolik von Franco mit Szenen eines fressenden Tigers untermalt. Eine weitere unangenehme Szene, die ewig zu dauern scheint, bis endlich die Schwarzblende kommt.

Uff. Selbst für einen Frauenknastfilm ist dies ein schwer verdaulicher. Ich hab mittlerweile einige WIP-Streifen (Women In Prison, für Uneingeweihte) gesehen, da es ein ziemlich interessantes Subgenre ist, das zwar generell einigen grundsätzlichen Regeln folgt, in unterschiedlichen Kulturkreisen aber sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Der amerikanische WIP-Film ist grösstenteils von einer etwas leichteren Note, gelegentlich auch von etwas Humor unterwandert (Beispiele sind z.B. BIG DOLL HOUSE, PRIDEMOORE oder John McNoughtons Fernsehfilm GIRLS IN PRISON), der südamerikanische WIP ist generell der sleazigste, z.B. der berühmte BARE BEHIND BARS, der gelegentlich sogar die Grenzen zur Pornographie überschreitet, der europäische Film dagegen ist der meist eher ernsthaftere, gelegentlich sogar, äh, künstlerisch ambitionierte Film (z.B. Pete Walkers zwar tödlich statischer, aber als Justiz- und Moralallegorie höchst interessante HOUSE OF WHIPCORD, oder die italienischen Vertreter, die sich gerne als explizit politisch links verstehen). Franco selbst hat dieses Terrain diverse Male abgegrast, hier erreicht er aber einen zweifelhaften Höhepunkt. ILSA – THE WICKED WARDEN, mit dem Rest der Ilsa-Reihe, den ich nicht unbedingt ins WIP-Genre einreihen würde, wirklich nur durch Dyanne Thorne entfernt verschwägert, ist ein Schlag ins Gesicht, trotz der zumeist hellen Farben von unerreichter Düsternis und Hoffnunglosigkeit, hier wird niemand in ein Happy End entlassen, nicht mal die Schurken, also ein echter Downer.

Theoretisch also der Stoff für einen echten Klassiker des Subgenres, aber auf dem Regiestuhl sass nun mal Jess Franco und das bürgt eben nicht für Qualität. Franco hat hier zwar eine im Rahmen des Genres originelle Storyline (die Idee mit den Snuff Movies ist ihrer Zeit weit voraus, siehe 8 MM, obwohl sie zur Handlung nicht viel beiträgt), aber ein begnadeter Regisseur ist er eben nicht. Zwar ist der Film handwerklich einer seiner besseren, die Production Values sind für eine Low-Budget-Produktion ordentlich, aber ein Franco ist ein Franco ist ein Franco. Gelegentliche künstlerische Ambitionen wie die Liebesszene zwischen Thorne und Maurer sind totale Schüsse in den Ofen, aufgrund erwiesener Unfähigkeit, künstlerische Ambitionen filmisch umzusetzen, die out-of-focus-Shots in der selben Szene kann mir niemand als künstlerische Ambition verkaufen (Weichzeichner sieht … anders aus, frag nach bei David Hamilton). Die Dialoge sind nichtssagend (was bei Franco aber schon wieder fast ein Kompliment ist). Das alles könnte man zwar noch irgendwie verkraften, aber …
Filmplakat a la Italia
Wer auch nur im Ansatz schauspielerische Qualitäten sucht, wird schier verzweifeln. Niemand erwartet bei einem WIP-Film Leistungen, die sich in Academy Awards niederschlagen würden, aber selbst die nach unten offene Ed-Wood-Gedächtnisskala schlechter Schauspielerei versagt bei dem Dargebotenen ihren Dienst. Die einzige Beteiligte, die wirklich spielt, ist Dyanne Thorne – sie überagiert wie William Shatner in seinen besten Zeiten, aber immerhin, sie spielt, man schraubt seine Ansprüche ja zurück. Der Rest… Lina Romay, Ehefrau des Meisters und seine Stock-Leading-Lady gibt sich Mühe, aber ist so wenig fähig, ihrem Charakter so etwas wie emotionale Tiefe zu geben, dass der schlussendliche Wutausbruch aufgesetzt wirkt. Tania Busselier kann förmlich beim Ablesen ihrer Texttafeln beobachten, und die mit Abstand erbärmlichste darstellerische Leistung, was angesichts der Konkurrenz schon wieder eine wahre Errungenschaft ist, bietet Meister Jess Franco selbst als Dr. Arcos. Gegen Francos Schauspielkünste wirkt ein Türrahmen wie Sir Lawrence Olivier persönlich, im Klartext: Franco agiert so hölzern, dass man ganze Blockhütten daraus zimmern könnte.

Die englische Synchronisation tut ihr übriges, wie üblich und erwartet werden Akzente serviert, dass sich die Fussnägel kräuseln, Dyanne Thornes teutonisch-hispanisches Englisch, das gegen Ende auch mal in pures Deutsch übergleitet („Achtung!“, „Kommen Sie“) muss man irgendwie gehört haben.

Was Sex und Gewalt angeht, wird natürlich einiges geboten. Nudity gibt´s zuhauf, die Hauptcharaktere sind auch ganz ansehnlich (wenn man berücksichtigt, dass Dyanne Thorne zur Drehzeit stolze 45 Lenze auf dem Buckel hat, ist das Ergebnis so übel nicht), und in regelmässigen Abständen zeigt uns Franco auch seine Trademark-Folterszenen, wobei diese von der graphischen Ausgestaltung relativ zahm bleiben, also beileibe kein Gorefest, wie es die ersten beiden offiziellen Ilsa-Filme waren.

Im Gedächtnis bleiben dem Zuschauer letztendlich drei Szenen, aber die brennen sich ein. Die Nadelkissen-Szene mit Thorne und Romay, die für Francos Verhältnisse auch inszenatorisch überzeugen kann, sie ist aufwühlend, ohne exploitativ zu sein, denn Franco zeigt hier so wenig wie möglich, dafür aber so wirkungsvoll wie möglich. Es ist die am besten funktionierende Szene des Films. Die Massenvergewaltigung ist schlicht unangenehm. Zwar ist auch sie relativ zurückhaltend inszeniert, aber allein die widerlichen Gestalten können einem das Abendessen noch mal durch den Kopf gehen lassen. Und die schlussendliche Todesszene Ilsas ist, kurz gesagt, ekelhaft und selbst für hartgesottene Splatterfans schwer verdaulich, nicht dass sie ausnehmend realistisch wäre, sie ist einfach widerwärtig.

Was bleibt, ist ein zwiespältiges Fazit. Einerseits haben wir es natürlich mit einem Jess-Franco-Produkt (wenn auch technisch mit einem seiner annehmbareren) zu tun, mit all den Problemen, die sich naturgemäss aus dieser Tatsache ergeben, miserabel gespielt und von teilweise unakzeptabler Ekelhaftigkeit. Auf der anderen Seite ragt der Streifen durch seine Story und die entsprechende Umsetzung derselben aus der Masse der WIP-Quickies heraus, wie erwähnt, eine derart düstere, negative, hoffnungslose und bedrückende Atmosphäre erlebt man selten, auf keinen Fall wird einen der Film kalt lassen. Es fällt mir letztendlich schwer, eine Empfehlung auszusprechen. ILSA – THE WICKED WARDEN ist für mich persönlich ein Film, den ich mit gewissem Stolz in meiner Sammlung habe, dem ich einen gewissen Wert nicht abspreche, den ich aber nicht unbedingt alle vierzehn Tage sehen muss (oder kann). Wer sich den Film ansehen will, sollte sich klarmachen, was er hier vor sich hat. Keinen beschwingten action-orientierten Pam-Grier-WIP, keine Sleaze-Studie, sondern einen (schlecht gespielten) Nackenschlag, der sich keinesfalls für eine bierselige Party eignet, die Bier-Wertung hat hier also weniger mit Entertainment Value zu tun als bei anderen Reviews.

Anchor Bay hat die Ilsa-Filme (mit Ausnahme von ILSA THE TIGRESS) 2001 auf DVD aufgelegt. Die mir vorliegende Disc von THE WICKED WARDEN besticht mit ausgezeichnetem Bildtransfer, angemessenem Ton und dem erwähnten gutgelaunten Audiokommentar von Dyanne Thorne und Howard Maurer, die etliche Anekdoten zu den Dreharbeiten und der Arbeit mit Franco im Allgemeinen liefern. Schwachpunkt des Kommentars ist „Moderator“ Martin Lewis, ein „Humorist“, der hauptsächlich damit auffällt, keine Ahnung zu haben, wovon er redet, so hat er z.B. über Jess Franco in der IMDB recherchiert, vorher kannte er den Namen nicht mal. Dazu gibt´s eine hübsch gestylte Inlay-Card mit einem alternativen, wohl italienischen, Filmposter und den Trailer, kurz, eine DVD, wie sie einfach immer sein müsste. Zumindest hier gibt´s nix auszusetzen.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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