- Deutscher Titel: Hooligans 3: Never Back Down
- Original-Titel: Green Street Hooligans: Underground
- Alternative Titel: |
- Regie: James Nunn
- Land: Großbritannien
- Jahr: 2013
- Darsteller:
Scott Adkins (Danny), Kacey Clarke (Molly, als Kacey Barnfield), Joey Ansah (DCI Victor Jones), Jack Doolan (Gilly), Josh Myers (Big John), Mark Wingett (Pistol Pete), Roberta Taylor (Lizzie), Spencer Wilding (Mason)
Vorwort
Einst war Danny das unangefochtene Oberhaupt der „Green Street Elite“, der Hooligan-„Firma“ von West Ham United. Vor einigen Jahren wurde ihm der Boden allerdings zu heiß und er entschied sich, in Glasgow ein neues Leben anzufangen und ein MMA-Gym zu betreiben. Nun erhält Danny unerfreuliche Nachrichten – sein kleiner Bruder Joey, entgegen Dannys Rat führendes Mitglied der GSE geblieben, wurde totgeprügelt. Gram kehrt Danny nach London zurück, um an der Bestattung teilzunehmen. Sein alter Kumpel Victor, mittlerweile Cop, leitet die Ermittlungen in dem Fall, aber es ist, wie’s ist – die Hooligan-Szene mag sich untereinander mit Freuden auf die Fresse geben, dem gemeinsamen Feind, der Polizei, „Old Bill“ genannt, wird aber nicht geholfen. Victor ermittelt also ziemlich auf dem Holzweg und sein Vorgesetzter drängt darauf, den Fall baldmöglichst, wenn’s sein muß auch ohne greifbares Ergebnis, abzuschließen. Danny, dem klar ist, dass der Mord mit der Szene zu tun hat, beschließt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, doch dafür muss er wieder wieder zum Hool werden.
Nach anfänglicher Skepsis wird Danny auch wohlwollend aufgenommen – Gilly und Big John, die temporär die Führung der Firma übernommen haben, wissen nur zu gut, dass die GSE schon bessere Zeiten erlebt hat und einen vernünftigen Anführer braucht. Allerdings muss sich Danny auf die neuen Zeiten einstellen – man kann nicht mehr einfach im Stadion dem ersten Gästefan, der einen krumm anschaut, ’ne eingeschmuggelte Bierflasche über den Schädel ziehen (und nein, vorher was cooles sagen hilft auch nicht). Nicht mal die Polizei nimmt den Comeback-Hool wirklich ernst. Danny wird zwar festgenommen, aber nur ein paar Blöcke vom Stadion entfernt wieder aus der grünen Minna geworfen. Tottenhams Firma revanchiert sich mit einem kleinen Überfall auf den GSE-Stammpub, den die Hammers aber unter Dannys Führung zurückschlagen.
Gilly hält es nun für angebracht, Danny über die neuen Entwicklungen in der Szene zu unterrichten. Die Zeiten, in der man sich im oder vor’m Stadion auf die Glocke gehauen hat, sind vorbei – die Szene hat sich, illegal und im Untergrund, aber nichts desto weniger professionell organisiert. Anstatt spontaner Straßenprügeleien gibt es nun eine Firmen-Liga mit festem Spielplan, Punktetabelle und Regeln. Dementsprechend haben sich auch die Firmen verändert, wie Danny beim Besuch seines ersten Kampf-Meetings feststellen muss. Hier kloppen sich nun trainierte, beinahe professionelle Fighter, da haben ein paar besoffene Kneipenschläger, wie sie die GSE ausmachen, keinen Stich und sind demzufolge abgeschlagene Tabellenletzte. Chefs im Ring sind die Hools von Millwall unter Führung des hochgradig durchgeknallten Mason.
Danny beschließt, da er vermutet, nur über die Untergrund-Liga an Joeys Mörder heranzukommen, aus der GSE wieder einen konkurrenzfähigen Schlägertrupp zu machen und verdonnert seine Leute zu einem knallharten Trainingsregiment, hat aber nebenher noch die Zeit, um mit Pub-Wirtin Molly eine heiße Affäre zu führen. Das radikale Aufbauprogramm zeigt Wirkung – aus den alkoholgetränkten Waschlappen wird eine erfolgreiche Einheit, die Kampf auf Kampf gewinnt und in der Tabelle stetig nach oben klettert. Die GSE qualifiziert sich für das große „winner takes all“-Finale gegen Millwall. Doch vor dem großen Fight kommt Unruhe auf – Victors Chef suspendiert ihn vom Dienst, weil er die Finger nicht vom Mordfall Joey lassen will und Mason lässt Danny gegenüber durchblicken, dass er Joeys Mörder kennt und Danny mal in den eigenen Reihen nach dem Killer fahnden soll. Doch ist Mason zu trauen, wo er doch im echten Leben ein Copper ist?
Inhalt
„Green Street Hooligans“ war vor mittlerweile auch schon wieder zwölf Jahren ein cleveres Actiondrama von Regisseurin Lexi Alexander, das trefflich beobachtet die Mechanismen und die Faszination der Fußball-Hooligan-Szene greifbar machte (und Elijah Wood eine seiner besten Post-„Herr der Ringe“-Rollen bescherte). Das Sequel ließ jeden aufklärerischen Anspruch getrost fahren und entschied sich für die Route eines durchaus kompetenten, aber wenig originellen Gangster- und Gefängnisfilms (immerhin durfte Matze Hues ein Tor schießen, womit der Film bei mir schon mal einen Stein im Brett hat). Nötig war die Fortsetzung sicherlich nicht, und daraus ergibt sich zwanglos, dass auch ein dritter Teil jetzt nicht unbedingt etwas war, wonach Millionen hungriger Actionfans gegeifert haben.
„Green Street 3“ hat wenig Anknüpfungspunkte an die Vorgänger (die immerhin über einige Charaktere verbunden waren), und ich gehe stark davon aus, dass ein ursprünglich eigenständiger Hool-Film zwecks besserer Vermarktung hastig „franchisetauglich“ umgeschrieben wurde (jedenfalls macht „Green Street 3“ als Fortsetzung unter Berücksichtigung der Timeline keinen Sinn). Dem kurzen Making-of auf der Blu-Ray entnehme ich immerhin, dass das Projekt eine Herzensangelegenheit von James Nunn war und er unbedingt Scott Adkins dafür gewinnen wollte und den versierten Martial Artists schon belaberte, als es noch nicht mal ein Drehbuch gab. Adkins allerdings war hinreichend beeindruckt von Gunns Debütspiefilm „Tower Block“ (der auf dem gleichen Festival US-Premiere feierte wie Adkins‘ „Universal Soldier: Day of Reckoning“, und daher Gunn Gelegenheit gab, Adkins zuzutexten), um quasi blanko zuzusagen – außerdem wollte er endlich mal einen Film in seiner britischen Heimat drehen („Green Street 2“ war, trotz seines britischen Settings, eine komplett in den USA gedrehte amerikanische Produktion).
Nun, man kann dem Franchise sicher nicht vorwerfen, dass es nicht versuchen würde, in jedem Teil einen anderen Aspekt des Hooliganism herauszustellen und dementsprechend seinen filmischen Fokus anzupassen. Teil 3 kombiniert den klassischen Hool-Film mit modernen MMA-Anleihen („Teamfights“, wie sie im Blickpunkt des Films stehen, sind in der russischen Kampfsportszene nichts ungehörtes), und auch wenn die ganze Darstellung des modernen „Hools“ sicher nicht den Anspruch des totalen Realismus hat, wie sie den ersten Film auszeichnete, steckt insofern genug Wahrheit drin, als dass der typische Klischee-Hooliganismus gerade in der britischen Szene im Nachgang der Stadionkatastrophen der 80er und 90er ziemlich erfolgreich aus den Stadien (und dem Blick der Öffentlichkeit) gedrängt wurde (und mancher ehemaliger Hool sich heute damit zufrieden gibt, sich vor und nach dem Spiel zu besaufen und ansonsten einfach ins Stadion zu gehen, um das Spiel anzuschauen) – aber nur, weil man eine Szene nicht mehr sieht, ist sie ja noch lang nicht weg, und so weiß man, dass sich Hool-Trupps heutzutage fernab der Fußballarenen auf Parkplätzen oder Waldlichtungen verabreden, um sich die Schnauzen zu polieren. Wenn etwas dann schon mal ins Konspirative abtaucht, also gewisse Organisation nötig ist, liegt es ja durchaus nahe, sich auch ein wenig zu „professionalisieren“, da macht der Sprung zu einer eigenen Liga mit eigens für diesen Zweck trainierten Kämpfern durchaus gewissen Sinn.
Innerhalb des so abgesteckten Feldes entwickelt sich „Green Street 3“ recht geradlinig, vielleicht sogar etwas zu geradlinig – Konflikte innerhalb der GSE oder zwischen Danny und Molly werden zügig aufgelöst, um der abschließenden Konfrontation zwischen Danny und Mason nicht im Wege zu stehen. Ähnlich wie Lexi Alexander ist auch James Nunn bemüht, Sympathien für die Green-Street-Hools aufzubauen, es fehlt aber die Doppelbödigkeit des Urfilms, bei dem man sich irgendwann darüber klar wird, dass man genau den Verlockungen von Kameradschaft und Loyalität auf den Leim gegangen ist, mit der auch die echten Hooligan-Gruppen (oder auch Neonazis) neue Mitglieder rekrutieren. Bei „Green Street 3“ vergisst man zu leicht, dass die Protagonisten ja wie ihre Gegenspieler *auch* asoziale Schläger sind – Nunn stilisiert sie zu sehr zu lovable-loser-underdogs und verlässt sich etwas zu sehr auf die Tropes des Sportfilms, in dem das hoffnungslos unterlegene Team am Ende den großen Triumph feiert. Dramaturgisch macht die Inklusion des Mord-Plots wenig Unterschied zu einem reinrassigen Sportfilm, es erhöht nicht die stakes, es steigert nicht den dramatischen Impact auf die Charaktere.
Wie ich es von James Nunn, der mittlerweile in den Diensten der WWE Studios steht und „Eliminators“ (mit Adkins) und „The Marine 5“ auf dem Kerbholz hat, durchaus gewöhnt bin, ist „Green Street 3“ aber flott inszeniert, mit ordentlichem Zug und – natürlich – einem Schwergewicht auf zahlreiche raue, nicht spektaluär „flashy“ choreographierte, sondern auf brutalen Impact hin inszenierte Actionszenen. Auch Adkins hat seinem ansonsten ja durchaus sehr eleganten jump- und kick-geprägten Stil ein gritty-realism-Update verpasst, das beiden Facetten seines Charakters – dem Profi-MMA-Fighter als auch dem dreckig kämpfenden Straßenschläger – entgegenkommt. Nunn erlaubt sich auch einige visuelle Splitscreen-Momente und hat ansonsten ein Händchen dafür, establishing shots des modernen Wolkenkratzer-Londons mit den finsteren Ecken der abgewrackten Vorstände zu kombinieren. Was mich in Punkto visuelle Gestaltung des Films stört, ist der extrem flache Telenovela-Look, der trotz des üppigen 2.35:1-Widescreen-Formats nie „KINO“ schreit, sondern eben nur low-budget-Digi-Video. Es hätte dem Look des Films und auch seinem Inhalt nicht geschadet, hätte man hier noch den ein oder anderen Filter draufgelegt, der die Optik sowohl „filmischer“ als auch ein wenig räudiger, grindhousiger machen würde.
Auf der Plusseite verbucht der Film einen schicken 80er-Eurosynth-lastigen Score einer Gruppierung namens Bob and Barn, die irgendwo zwischen Daft Punk, Vangelis zu „Blade Runner“-Zeiten und der emotionalen Stimmung von Bill Contis „Rocky“-Score pendelt und insgesamt für durchaus Frohsinn sorgt.
Bei den Darstellern findet Scott Adkins eine Rolle, die wirklich für ihn geschaffen ist – seine Kampffähigkeiten werden primär gefragt, aber er darf auch in ein paar Charakterszenen der echten Schauspielerei frönen und macht das nicht schlecht. Kacey Clarke hat als Adkins‘ love interest nicht viel mehr zu tun als gut auszusehen (auch wenn’s für eine „echte“ Nacktszene nicht gereicht hat, side boob muss uns Voyeuren reichen). Genrefreunde kennen sie aus „Resident Evil: Afterlife“, „I Spit on Your Grave 2“ oder „Lake Placid 3“. Joey Ansah („Street Fighter: Legacy“, „Attack the Block“, „Snow White and the Huntsman“) spielt nicht nur – relativ eindruckslos – Detective Victor, sondern war auch für die Kampfchoreographie zuständig. Jack Doolan („Cockneys vs. Zombies“), bekannter für seine komödiantischen Auftritte, macht sich als Gilly recht gut, auch Josh Myers („White Collar Hooligan 3“, „The Fall of the Krays“) als Big John ist adäquat. Als Boxtrainer Pistol Pete gibt sich Mark Wingett („Quadrophonia“) die späte Ehre, und als Mason brilliert Ex-Kickboxer und -Boxer Spencer Wilding, der sich bislang seinen Namen als „creature actor“ u.a. in „Game of Thrones“, „Doctor Who“, „Green Lantern“ und „Guardians of the Galaxy“ machte (zuletzt war er in „Rouge One“ als Darth Vader unterwegs) und hier mal ohne Make-up einen nicht minder imposanten und brutalen Charakter spielen darf.
Mir liegt die britische Blu-Ray von Lionsgate vor. Die Bildqualität ist ausgezeichnet, ebenfalls der ausschließlich vorliegende englische Ton. Als Extra gibt’s die erwähnte Making-of-Featurette von ca. 13 Minuten Länge.
„Green Street 3“ kann, summa summarum, von Anspruch und Impact her sicher nicht mit dem Alexander-Original mithalten, kommt dem „spirit“ des ersten Films aber doch näher als der zweite Teil. Das liegt natürlich zum Einen am um Klassen besseren Cast, aber auch einer insgesamt besseren, nicht originellen, aber zumindest zweckmäßigen Geschichte und einer flotten Inszenierung von James Nunn, der durchaus weiß, wie man mit wenig Geld durchaus überzeugende Action auf die Leinwand bzw. den TV-Bildschirm bannt. Das ergibt keinen Film, über den man noch in Jahren reden wird (wie es der erste „Green Street Hooligans“ zweifellos ist), aber zumindest kurzweilige Unterhaltung für Freunde des gepflegten Klopperkintopps.
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 14.10.2017
gibt´s ne schicke Trainings-Montage mit 80er-Musik? :org_awe: