Graveyard Monster

 
  • Deutscher Titel: Graveyard Monster
  • Original-Titel: Cemetary Gates
  •  
  • Regie: Roy Knyrim
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Reggie Bannister (Belmont), Peter Stickles (Hunter Belmont), Aime Wolf (Dr. Christine Kollar), Nicole DuPort (Kym), Kristin Novak (August), Ky Evans (Tony), John Thomas (Enrique), Chris Finch (Matt), Karol Garrison (Earl Martin), Bill Lloyd (John Martin), Greg McDonald (Ben)


Vorwort

Zwei depperte Tierschutzaktivisten brechen in das Labor von Dr. Kevin Belmont ein und stehlen eine grosse Kiste, um die darin gefangene Kreatur freizulassen. Zum Pech der beiden Gehirnakrobaten handelt es sich dabei um einen genetisch veränderten Tasmanischen Teufel, der nicht nur verdammt gross, sondern auch verdammt schlecht aufgelegt ist und die zwei bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu Hackfleisch verarbeitet. Daraufhin richtet sich das Vieh in einem ehemaligen Bergwerks-Stollen unter einem Friedhof häuslich ein.

Eben diese Grabstätte (wo sich neben dem Monster auch John Martin, der Friedhofsverwalter, nebst seinen bescheuerten Söhnen herumtreibt) hat sich Hunter, der Sohn von Dr. Belmont, ausgesucht, um zusammen mit ein paar Kumpels einen Zombiefilm zu drehen (das ist ja sooo originell, *gähn*). Bei dem Buffet greift das Ungeheuer selbstverfreilich dankbar zu. Werden Dr. Belmont und seine Kollegin Dr. Kollar rechtzeitig kommen, um das Schlimmste zu verhindern? Wird Hunter sein Kindheitstraume loswerden? Wird uns das Schicksal irgendeiner dieser Pappnasen auch nur im Entferntesten interessieren?


Inhalt

Natürlich ist das nicht der erste Film, dessen „Story“ sich darauf beschränkt, dass eine Bande nerviger Teenager von irgendeinem Irren/Monster/whatever dezimiert (und dabei das eine oder andere Paar Titten freigelegt) wird und selbstverständlich erwarte ich auch nicht, dass ein Streifen dieser Konfektionsgrösse diesem abgedroschenen Schema irgendwelche neuen Seiten abgewinnt. Hauptsache, man wird einigermassen gut unterhalten. Bei GRAVEYARD MONSTER kann man da allerdings lange warten.

Liegt vor allem daran, dass die Filmemacher sich nicht auf einen einfachen Horrorfilm beschränken konnten, sondern unbedingt eine Horrorkomödie draus machen mussten (bzw. versuchten zu machen), dabei mit ihrem unerträglichen Pansenhumor aber heftig baden gehen. Etwas derart penetrant und schmerzhaft Unlustiges ist mir seit Jochen Tauberts MANIAC KILLER 2 oder Robert Blocks SUKKUBUS nicht mehr unter die Augen gekommen; es gehört schon einiges an komödiantischer Unfähigkeit dazu, eine Bande derart lästiger Comic-Relief-„Charakter“ zu versammeln, alle Achtung.

Der Gipfel des Antiwitzes dürfte Kristin Novak (DEATH TUNNEL) als Dummtusse August sein: Die ist als Blondinenwitz auf zwei Beinen einer der schlimmsten Nervtöter aller Zeiten, ob sie jetzt ständig ihre Brüste unmotiviert in die Kamera hält (normalerweise sehr unterstützenswert, hier aber nur noch lächerlich) oder unbewusst suggestiv auf einem Lolli herumlutscht (Comedy Gold!). Zurück ins Bimboland mit der…
Beinahe ebenso schlimm sind Hunters drei nervige und dauergeile Kifferkumpels (Kiffen ist nicht automatisch lustig und war’s auch noch nie), das gleiche gilt für die beiden geistig zurückgebliebenen Söhne des Friedhofsverwalters (die vor allem blöde Fratzen schneiden, Stinktiere beerdigen oder Passantinnen aus Versehen an die Brüste fassen; ich lach mich tot) sowie für diesen selber.
Zumindest milde gelächelt habe ich bei diesem humoristischen Desaster schlussendlich nur einer einzigen Szene wegen, in welcher irgendein weiterer Kiffer eine quietschbunte Drogenfantasie hat, in welcher ihm das Monster als freundliche Zeichentrickgestalt begegnet. (Screenshot anbei, damit ihr euch den Film nicht bloss deswegen kaufen müsst.)

Besagter Kiffer wird übrigens gespielt von Gregory Nicotero, der hier einen (vergessenswerten) Kurzauftritt in Begleitung von Howard Berger absolviert. Die zwei haben damals zusammen mit einem gewissen Robert Kurtzmann die KNB Efx Group gegründet und werkelten die Effekte für Filme wie EVIL DEAD 2, BRIDE OF RE-ANIMATOR, FROM DUSK TILL DAWN, VAMPIRES, SIN CITY, LAND OF THE DEAD, HOSTEL, etc. Die sind wohl Regisseur Roy Knyrim zuliebe dabei; der ist nämlich vorderhand Effekt-Künstler für Filme wie TOXIC AVENGER 2 und 3, THE PROPHECY 2 und 3 oder 2001 MANIACS und damit ein Kollege der beiden.

In der Hauptrolle des Hunter haben wir 08/15-Jugenddarsteller Peter Stickles (SHORTBUS), der eine ausnehmend farblose Leistung abliefert und auch nicht durch sein willkürlich eingepfrimeltes Trauma (das Monster war einst sein Haustier, bis es seine Mutter getötet hat, sehr tragisch), welches für die Handlung keinerlei gesteigerte Bedeutung hat, die Sympathien des Zuschauers gewinnt.
Sein Vater Dr. Belmont wird gespielt von Reggie Bannister, Genre-Veteran aus den PHANTASM-Filmen (ferner zu sehen in WISHMASTER oder DEAD THINGS), der hier allerdings allenfalls auf Sparflamme läuft. Dr. Kollar, seine Kollegin (die sich nicht entblödet, mit Hosenanzug und Stückelschuhen auf Monsterjagd zu gehen, und sich am Schluss völlig sinnlos opfert), wird gegeben von der wenig beeindruckenden Aime Wolf (ARCHANGEL).
Wenigstens so etwas Ähnliches wie schauspielerisches Können aufweisen kann eigentlich nur Nicole DuPort (SONATA) als Hunters Love Interest Kym (insofern, als dass ihre Leistung immerhin als akzeptabel zu bezeichnen ist). Mal abgesehen von einem selten unmotivierten und blödsinnigen Wutanfall…

Die Schauspieler taugen also wenig, werden zudem von den laschen Dialogen im Stich gelassen (besonders bemerkenswert ist das belämmerte Gefasel der anwesenden Wissenschaftler – spätestens bei den Ausführungen um die „De-Evolution“ zieht es einem die Schuhe aus) und haben damit zu kämpfen, sich völlig verblödet anstellen zu müssen (so fährt man an einem mit Blut verschmierten Truck vorbei, ohne sich dabei gross was zu überlegen, oder überhört prinzipiell alles, was sich hinter dem eigenen Rücken abspielt).
Dafür ist die Inszenierung uninspiriert und einfallslos: Der potentiell stimmige Drehort auf dem Friedhof wird verschenkt, da der grösste Teil des Filmes bei Tage spielt (Mondschein und etwas Nebel, das wäre doch was) und auch die Bergwerksstollen unter dem Gottesacker sind nicht besonders eindrücklich (überhaupt: Stollen unter einem Friedhof? Hä?), geschweige denn das „Labor“ (diese Gerümpelkammer mit Chemiebaukasten ist nicht einmal eines Ed Wood würdig). Die statische Kameraführung passt zum billigen Look und alles in allem macht der Streifen den Eindruck einer lieblos heruntergekurbelten Fernsehsendung fürs Nachmittagsprogramm.

Mit beinahe anderthalb Stunden dauert GRAVEYARD MONSTER länger, als es bei der dünnen Story eigentlich zu verantworten wäre, also wird kompromisslos Zeit geschunden. Zu dem Zweck werden beispielsweise immer wieder mal ein paar Charaktere eingeführt, die mit dem Restfilm nichts, aber auch gart nichts zu tun haben, ausser dass sie dem Monster als Zwischenmahlzeit dienen (kommt nicht gerade dem filmischen Fluss zugute), oder werden wir mit massig False Scares genervt.
Keinen besonders guten Eindruck machen ferner ein paar handwerkliche Schwachheiten wie ein völlig willkürlich eingefügter Freeze Frame während eines Ungeheuerangriffes oder der ständige Seitenwechsel, den die missgebildete Gesichtshälfte des Viechs durchmacht. Der billige Synthie-Score verbreitet den fragwürdigen Charme eines C-Films aus den 80ern (kommt aber auch eher selten zum Einsatz).

Die einzige, aber auch wirklich einzige Disziplin, in welcher der Streifen punkten kann, ist die der Splattereffekte: Da werden Gliedmassen abgerissen und durch die Gegend geschmissen, Menschen zweigeteilt, Köpfe durch Gitter gepresst und Hektoliter von Kunstblut herumgespritzt, fährt man mit Autos über aufplatzende Köpfe, etc. Die Illusion ist nicht immer perfekt, aber es macht Laune und lässt einen wünschen, irgendwer hätte um diese Effekte herum einen besseren Film gestrickt. Angesichts dessen lässt mich die FSK16-Freigabe übrigens wirklich am Geisteszustand der Damen und Herren von der FSK zweifeln.

Ein Wort noch zum Monsterkostüm: Dieses Zottelvieh ist ausnehmend lächerlich und kackt noch stärker ab als der Bärenmutant aus DIE PROPHEZEIUNG (der im Gegensatz dazu aber immerhin ganz kultig ist) oder der Weltraumyeti aus SPACE WOLF. Gross gekümmert zu haben scheint das hier aber niemanden, wird das Ding doch schon beinahe von Anfang an stets ausgiebig und kaum verborgen abgelichtet, so dass der Zuschauer es in seiner ganzen nichtvorhandenen Pracht „bewundern“ kann.

Das Fazit: GRAVEYARD MONSTER hat ein paar unterhaltsame Splattereffekte, ansonsten aber nichts, was eine positive Erwähnung verdient hätte, geht einem dafür mit selten verabscheuungswürdigen Comic-Reliefs und einer Menge Zeitschinderei unheimlich auf die Nerven. Wer nichts dagegen hat, die Vorspultaste in Dauerbetrieb zu halten und auf die Art den überflüssigen Mist zwischen den Sploddereien zu überbrücken, kann dem Film vielleicht etwas abgewinnen, allen anderen empfehle ich, lieber nochmals, ähm, halt irgendwas anderes zu gucken.

(c) 2008 Gregor Schenker


mm
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