Golden Ninja Warrior

 
  • Deutscher Titel: Golden Ninja Warrior
  • Original-Titel: Golden Ninja Warrior
  •  
  • Regie: Joseph Lai
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Donald Owen (Michael), Queenie Yang (Sherri), Mike Tien, Morna Lee (Sakura), Richard Harrison, Dick Wu, Pansy Pak


Vorwort

In Asien hauen sich die rivalisierenden Fraktionen der Goldenen (aber trotzdem in schwarzen Strampelanzügen rumlaufenden) und Roten Ninjas gegenseitig auf die maskierten Rüben, hauptsächlich deswegen, um der extrem hässlichen Gnom-Statue, die aus unerfindlichen Gründen „Golden Ninja Warrior“ heißt, einem Ninja aber ungefähr so ähnlich sieht wie Helmut Kohl einem Supermodel, habhaft werden zu können, weil der Clan, der diesen Eumel hat, ist Chef im Ring und oberster Superduperninjaverein (oder so). Völlig unabhängig davon bringen die Hongkonger Kriminologen Eagle und Eric ihren Geschäftspartner Simon um die Ecke (vermutlich, weil man durch zwei leichter teilen kann als durch drei), was summa summarum kein großes Problem darstellen würde, wäre nicht Simons Tochter Sherri zufälligerweie eine Angehörige der Goldenen Ninja. Was ihr begreiflicherweise einige Möglichkeiten der Racheausübung gibt, über die Normalsterbliche gemeinhin nicht verfolgen. Zunächst mal befreit sie einige Mädchen aus dem Hotel, das Eagle als Front für seinen schwunghaften Mädchenhandel benutzt und geht dem Mörder ihres Vaters damit empfindlich auf den Senkel. Als Eagle auch noch ein lukrativer Drogendeal platzt, platzt auch ihm etwas, nämlich der Kragen. Glücklicherweise (für ihn) ist Sakura, das angetraute Eheweib seines Partners Eric, eingetragenes Mitglied der Roten Ninja (Zufälle, wohin man nur sieht) und daher kampfkunsttechnisch durchaus in der Lage, Sherri das Wasser zu reichen. Und tatsächlich gelingt es Sakura und Eagle, obwohl Sherri nicht nur vom schwer in sie verknallten Trottelcop Dick, sondern auch dem Goldenen-Ninja-Kollegen Mike, seines Zeichens Hüter des „Golden Ninja Warrior“, beschützt wird, Sherri zu entführen und ein bissl durchzufoltern. Dick gelingt es, Sherri zu befreien, womit der Boden für den Showdown jeder gegen jeden erfolgreich bereitet wäre…


Inhalt

Weia, selbst für die zweifelhafte Filmschmiede „IFD Films & Arts Ltd.“, das Unternehmen von Hongkongs, ähm, umstrittenen Filmtycoon Joseph Lai, ist „Golden Ninja Warrior“ ein seltsames Stück Film. Nicht nur, dass nicht, wie üblich bei den dreitausendachthundertsiebenundfünfzig Ninja-Filmen aus dieser Werkstatt Godfrey Ho als hauptamtlicher Regisseur amtierte (der Buschfunk trommelt, dass er aber unkreditiert mitgeholfen hat), sondern Maestro Lai persönlich, es handelt sich auch nicht um einen der gefürchteten Patchwork-Jobs (die übliche IFD-Vorgehensweise: man greife einen arglosen Film, der sich nix böses denkt, schneide ihn um, drehe 10 Minuten zusammenhanglosen Ninjakrams drum und schmeiße das dem gutgläubigen Konsumenten als tollen neuen Film auf den Grabbeltisch), sondern um einen tutti kompletti totalemente für IFD neu entstandenen ganzen Film ganz (zunächst dachte ich nur, Lai hätte keine Kosten und Mühen gescheut und einige der Darsteller eines etwaigen „Ursprungsfilms“ für die Ninja-Nachdrehs noch mal verpflichtet, aber nö, es interagiert jeder mit jedem, die Locations stimmen usw., das ist also ein „echter“ Film). Nun, auch mit solchen Werken haben wir ja schon Bekanntschaft geschlossen („Das Todesschwert der Ninja“, der legendäre Klopper, in dem die chinesischen Ninja-Gegner die Kampfkunst des „Hocus Pocus“ beherrschten).

Storytechnisch gibt sich „Golden Ninja Warrior“ als so etwas ähnliches wie ein Sequel zu „Ninja Terminator“ aus (ungeachtet der Tatsache, dass es in „Ninja Terminator“ wesentlich stärker um den Golden Ninja Warrior ging als in „Golden Ninja Warrior“, wo die hässliche Statue bis auf den Prolog, und dazu komme ich noch, sowie ein-zwei Dialogzeilen nun schon mal GAR NICHT vorkommt). Es spricht allerdings Bände, dass Lai und seinen Konsorten für einen Film, den sie von Grund auf basteln und um das Ninja-Thema stricken konnten, auch nichts anderes einfiel als die selbe Formel, die sie in den Patchwork-Filmchen a la „Ninja Squad“ bis zum Erbrechen durchexerzierten – man nehme eine völlig handelsübliche HK-Billigklopfer-Plotte, die mit Ninjas überhaupt nichts am Hut hat, und baut, um das Publikum, das (möglicherweise) bezahlt hat, um schwarzbekuttete Superkiller durch die Gegend springen zu sehen, hin und wieder einen Ninja-Kampf ein – wobei sich Lai schon Mühe gibt, diese Kämpfe, öh, sorgfältiger einzubauen als in den genannten anderen Filmen, auch wenn’s sehr kurios aussieht, wenn innerhalb einer Kampfszene die Kämpen sich mal eben aus ihren Zivilklamotten in die Ninjadresse beamen, sich ein paar Minuten die Schwerter um die Ohren hauen, und dann wieder zurück in die normalen Kleider transformieren, um den Kampf zu Ende zu bringen (und ab und zu sieht das schon so aus, als wären die Gegner der Ninjas innerhalb der gleichen Kampfszene mal völlig andere Typen, je nachdem, ob der betreffende Ninja nun grad in Zivil oder in Uniform fightet).

Ninja-mäßig wird, obwohl die Superassassinen nicht gerade überwältigende Screentime haben, einiges geboten (das ist ein Vorteil des „ganzer Film“-Prinzips. Da die Charaktere auch in Zivil über ihre Fähigkeiten verfügen, können sie diese auch öfter mal „einfach so“ anwenden). Es wird mit Rauchbomben teleportiert (manchmal aber auch ohne), Wände hochgelaufen und physikalisch unmögliche Sprünge vollzogen, shuriken und Messer geworfen (und durch „Geisteskraft“ kontrolliert… in einer besonders schönen Szene wird Sherri von einem Messer „verfolgt“. Die POV-Perspektive des Messers wird dadurch erreicht, dass man einfach ein Gummimesser o.ä. auf das Objektiv einer Kamera geklebt hat und damit hinter der Sherri-Darstellerin herrennt. Goldig).

Die Story selbst ist natürlich völlig verblödet und macht einige Klimmzüge, um die Ninjas (und den „Golden Ninja Warrior“) ins Spiel zu bringen (oder auch nicht, was die eigentliche Titelfigur angeht) und bedient sich der in HK gern gesehenen Mischung aus, hüstel, ernsthafter Martial-Arts-Action, Copthriller und Holzhammercomedy (auch durch einige lustig-doofe Sprüche in der deutschen Synchro).

Als Regisseur, das kann man selbst anhand eines FIlms wie „Golden Ninja Warrior“ und den vergleichbaren Produkten aus dem gleichen Hause feststellen, taugt Joseph Lai erheblich weniger als Godfrey Ho. Der ist zwar auch kein großer Künstler vor dem Herrn, kann aber zumindest Action tauglich inszenieren (das merkt man z.B. auch in unabhängig von IFD entstandenen Reißern wie „Deadly China Dolls“). Lai operiert zwar mit allen erdenklichen unpassenden Stilmitteln wie sinnlosen Zooms, um für visuelle Abwechslung zu sorgen, stinkt aber als Regisseur von Action-Szenen schon fast erbärmlich ab, was einen simplen Grund hat: Upspeed. Ich mag es schon bei besseren Regisseuren als Joseph Lai (Sammo Hung z.B.) nicht, wenn sie meinen, ihre Kampfszenen rasanter zu gestalten, indem sie die Szenen beschleunigt ablaufen lassen. Aber Lai übertreibt’s nun wirklich. Jede Ninja-Kampfszene ist auf mindestens doppeltes Tempo beschleunigt – d.h. die Bewegungen wirken nicht mehr „rasant“ oder „dynamisch“, sondern nur noch „lächerlich“ und „bescheuert“, als würde man sich einen handelsüblichen Martial-Arts-Film im schnellen Vorlauf ansehen oder, um böse zu werden, einen Ninja-Film im Stil von Benny Hill. Andererseits – vielleicht hat das gar nicht so viel verschlimmert wie befürchtet, denn die in Zivil und Normaltempo ausgetragenen restlichen Kampfszenen leiden darunter, dass es die wohl jämmerlichsten sind, die mir seit geraumer Zeit in einem asiatischen Kampfkunstfilm untergekommen sind. Speziell die Hauptdarstellerin Queenie Yang ist eine dermaßen untalentierte Kämpferin, die kaum einen Kick oder Punch richtig ansetzt oder durchzieht, dass die Illusion, diese Kung-fu-Niete könnte eine echte Ninjette sein, nahezu, ähm, perfekt ist. Aber auch allgemein sind die Kampfszenen eher langweilig choreographiert und inszeniert, der Schnitt ist teilweise lächerlich konfus und wird gelegentlich für Rätselraten im Publikum sorgen. Ergänzt wird das durch einen wie immer solide zusammengeklauten Score, von dem z.B. Tangerine Dream sicher nicht wissen, dass sie dazu beigetragen haben.

„Golden Ninja Warrior“ nimmt auch aus einem anderen Grund eine Sonderstellung im IFD-Kanon ein – es handelt sich um einen der „sleazigsten“ Ninja-Filme aus dieser Werkstatt. Es wird nicht mit nackten Tatsachen gegeizt und Frauenfeindlichkeit schimmert, zumindest in der uncut-Fassung, die diverse Folter- und Vergewaltigungsszenen aufweist, mehr als nur durch. Konsequenterweise fehlen eben diese Szenen in der von Best Entertainment vorgelegten nicht jugendfreigegebenen Fassung (das dürften ungefähr fünf Minuten sein).

Darstellerisch werden sehr dünne Bretter gebohrt. Donald Owen ist nun wirklich einer der eindruckslosesten Euroninjas (und hat auch maximal fünf Minuten Screentime), Queenie Yang ist zwar sehr schnuckelig anzusehen (vor allem in ihrem „Wonder Woman“-mäßigen Ein-Träger-und-Hot-Pants-Outfit), aber wie erwähnt eine Kampfniete und mit überschaubaren Darstellkünsten gesegnet. Von beiden Akteuren sind keine weiteren Filmauftritte überliefert, was aber nichts heißen muss, da IFD-„Stars“ gerne mal unter Pseudonymen arbeiteten. Eine selbst für IFD-Verhältnisse recht bodenlose Frechheit ist die „special appearance“ von Euroninja extraordinaire Richard Harrison – dieser „Auftritt“ besteht nämlich ausschließlich aus Archivmaterial aus „Ninja Terminator“ (namentlich der dortige Showdown) und wird ausschließlich für den Vorspann und die dort (völlig anders als in „Ninja Terminator“) erzählte Backstory benötigt.

Bildqualität: Best weiß, was IFD-Fans wünschen und klatschen einen bestenfalls unterdurchschnittlichen VHS-Transfer auf Silberscheibe. Präsentiert in Vollbild (wie sonst), grobkörnig, unscharf, mit Defekten und Verschmutzungen übersät, aber zumindst ohne ganz grobe Mastering-Fehler, wie sie Best sonst gerne mal bei einem Lai-Heuler einbaut (siehe „Crackdown Mission“) und mit plausibler, größtenteils nachzieherfreier Kompression. Objektiv natürlich Katastrophe, aber, ich sag’s immer wieder, subjektiv auch wieder genau so, wie so ein Film aussehen muss. Und es hat schon wesentlich schlimmeres gegeben…

Tonqualität: Mehr als ’ne deutsche Tonspur in Dolby 2.0 hat sich nicht auf die Scheibe verirrt. Ähm, was man so Dolby nennt. Natürlich ist die Tonspur gleichzeitig dumpf (in den Dialogen) und scheppernd (was die Musik angeht) und mit einem Grundrauschen gesegnet, das ungefähr einem stürmischen Tag am Pazifikstrand entspricht.

Extras: Best geht in die Vollen und legt ganze zwei Trailer ins Paket, den zu „Robin Cook’s Invasion“ (den wir ja auch schon hinlänglich kennen) und einen zu „Survival on the Mountain“ (den kannte ich immerhin noch nicht).

Fazit: Was soll man zu IFD-Ninja-Filmen schon groß abschließend sagen? Man liebt sie oder man hasst sie – ich für meinen Teil gehöre eindeutig der ersten Fraktion an und finde, dass gar nicht genug dieser großen Klassiker hierzulande veröffentlicht werden können. Auch wenn „uncut“ mir aus Prinzip lieber gewesen wäre (aber Frauenfolter und Vergewaltigung geht halt doch sehr selten durch die FSK und das Best sich ’ne JK-Prüfung für Titel wie diese schenkt, kann man auch verstehen; immerhin geht diese Version acht Minuten länger als das alte 16er-Tape, das hier noch – ungesehen – rumliegt), ich freu mich trotzdem über den „Golden Ninja Warrior“. Er ist nicht so herrlich abartig debil wie Megatrashgranaten wie der „Ninja Terminator“ oder „High Sky Mission“, aber ein solide Spaßbringer für Freunde der gepflegt-trashigen Unterhaltung. Und das sind wir doch irgendwo alle, oder?

3,5/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments