Girls in Prison

 
  • Deutscher Titel: Girls in Prison
  • Original-Titel: Girls in Prison
  • Alternative Titel: Kampf der Hyänen |
  • Regie: John McNaughton
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Aggie O´Hanlon (Missy Crider)
    Jennifer (Anne Heche)
    Carol Madison (Ione Skye)
    Suzy (Nicolette Scorcese)
    Melba (Bahni Turpin)
    Boss Johnson (Jon Polito)
    Borcelino (Nestor Serrano)
    Lucky (Miguel Sandoval)
    Det. Dan Campion (Richmond Arquette)
    Mickey Maven (Raymond O´Connor)
    Norman Stoneface (Tom Towles)
    Dr ( Shainmark (William Boyett)


Vorwort

In den 1950ern machten die im Wochentakt heruntergekurbelten Quickies aus dem Hause AIP unter der Ägide des legendären Samuel Z. Arkoff und seines Partners James H. Nicholson ordentlich Kasse und füllten die drive-ins. Nachdem der Zeitablauf die damals ohne jegliche künstlerische Ambitionen entstandenen Filmchen, mit denen sich u.a. Roger Corman seine ersten Meriten verdiente, in den Rang von kleinen Klassikern, zumindest aber Kultfilmen erhoben, kam schlappe vierzig Jahre nach deren Produktion der amerikanische Kabelsender Showtime, immer auf der Suche nach sendefähigem Material, auf die glorreiche Idee, einige dieser AIP-Reisser von halbwegs renommierten Regisseuren neu zu bearbeiten, neben McNaughton wurde u.a. John Milius angeheuert. Einige dieser Filme klebten an den klassischen Vorlagen, so z.B. ein dem Vernehmen nach kompetentes Remake des Corman-Frühwerks A Bucket of Blood, andere möbelten die alten Stories zeitgemäss auf (wie Milius´ Beitrag Motorcycle Gang, andere wiederum übernahmen lediglich die vermeintlich zugkräftigen Titel und strickten völlig neue Geschichten zum Thema. In die letztgenannte Kategorie gehört Girls in Prison, in seiner Ur-Version von 1956 einer der ersten Streifen, die das Sujet Frauenknast in einem exploitativen Zusammenhang thematisierten, und der sich in der McNaughton-Fassung (wenig überraschend, wenn man den Namen des Drehbuchautoren liest) enorm weit von der Vorlage entfernt. Muss ja nichts schlechtes bedeuten, zumam McNaughton ja auch nicht gerade ein Niemand ist… Erstaunlicherweise hat den Streifen bis heute niemand in Germanien auf DVD aufgelegt, so dass ich, als Nichtempfänger von Tele 5, wo der Film wohl heftig rotiert, im Gebrauchtregal meiner Videothek zugriff und stolze 1,25 Euro (ja, der Film gehört immer noch zu meinem legendären „Kauf-12-für-15-Tacken“-Einkauf) in den Erwerb des alten VCL-Videotheken-Tapes investierte. Was tut man nicht alles für seine Klientel 🙂


Inhalt

evor wir ein zünftiges (wenngleich jugendfreies) Frauenknastspektakel eröffnen können, ist es unabdingbar, erst mal ein paar junge Dinger hinter die bewussten schwedischen Gardinen zu verfrachten. Das erledigt unser Film gleich dreimal in der ersten Viertelstunde. Zunächst hätten wir die junge Schwarze Melba, die, in den tiefesten 50er Jahren, an ihrem Arbeitsplatz im Fernsehen die Leiche ihres im Korea-Krieg gefallenen Bruders Tommy vor die Pupillen bekommt (Fernsehen am Arbeitsplatz? Wenn das bei meinem Chef passiert wäre… aber ich hatte auch keine TV-Karte im PC). Dazu schwadroniert der erzkonservative McCarthy-huldigende TV-Kommentator Jeffrey, das für die Verluste der GIs natürlich niemand anderes als die gar fiesen Pazifisten (wie wir spätestens seit The_Atomic_Submarine wissen, mit Kommunisten mindestens gleichzusetzen) verantwortlich seien, und diese Pest müsse man ausmerzen und McCarthy verrichte in der Hinsicht einen guten Job. Daraufhin schnappt sich Melba ein Fleurop-Sträusschen und marschiert damit zum Studio, um es dem Kommentator für seine wahren Worte zu überreichen. Von solchem proamerikanischem Enthusiasmus entzückt erlauben es die TV-Fritzen Melba, den Blumengruss live on air zu überreichen. Nicht die allerbeste Idee und vermutlich zu einer künftigen Gehaltskürzung führend, denn kaum im Studio packt Melba den in der Flora verborgenen Hammer aus und selbigem Jeffrey mehrfach und fatal über die Rübe. Ihre Flucht ist kurz, sie wird verhaftet und wenig überraschenderweise wegen Mordes zu lebenslangem Dauerurlaub auf Staatskosten verknackt.

Anderswo probt die junge Drehbuchautorin Carol Madison mit ihrem Vater, dem bekannten Filmstar Gordon Madison, ihr neueste Stück, ein ziemlich deutliches Anti-McCarthy-Vehikel, das eines seiner gefürchteten Hearings nachstellt. Papa Gordon spielt, ungeachtet der drohenden Auswirkungen auf seine schwunghafte Filmkarriere, die Hauptrolle des kommunistischer Umtriebe angeklagten Filmschaffenden, da es ihm eine wahre Herzensangelegenheit ist. In einem kleinen Theater feiert „The Witch Hunt“ vor ungefähr siebzehn Zuschauern seine fulminante Premiere. Der McCarthy-Darsteller begehrt textkonform nachdrücklich die Antwort auf die Frage „Sind sie Kommunist?“, worauf Gordon ebenfalls ganz nach Textbook seine flammende Verteidigungsrede hält. Kommt nur beim Publikum nicht so an, das beginnt erst zu buhen und schliesst sich schliesslich vehement der Kommunistenfrage an. Schlussendlich stürmt das Publikum die Bühne (was mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass Theater- und Kinopublikum sorgfältiger selektiert werden sollte… der rasende Mob hier macht einem Aufmarsch durchschnittlicher Fussball-Hools alle Ehre) und beginnt auf Gordon einzuprügeln und zu -treten (mit Orchestergraben wär das nicht passiert). Als Carol, der McCarthy-Schauspieler und ein paar Theaterschergen die Angreifer chirurgisch von ihrem Opfer trennen, ist der schon schwer angeschlagen und ein Fall für die Klapsmühle. Das einzige, was er noch von sich gibt, ist die Frage „Sind sie Kommunist?“. Schweren Herzens muss Carol dem Familienseelenklempner Dr. Shainmark zugestehen, ihren Paps in die nächstgreifbare Gummizelle zu transferieren. Wenig später sitzt sie in einer Bar und muss sich von der Glotze mit einem McCarthy-Hearing beriesen lassen, der Kommunistenfresser bearbeitet gerade eine Schauspielerin. Das ganze gipfelt in der von McCarthy energisch gestellten Frage „Sind sie Kommunistin?“ und ein vollgesoffener Prolet auf dem Nachbar-Hocker schlägt begeistert vor, die Schauspielerin und ihre ganze rote Brut zu verbrennen. Carol kann nicht an sich halten und zieht ihrem Nachbarn mit einer schnell gegriffenen Flasche ´nen Scheitel. Blöderweise hat der Knabe nicht nur ein Glaskinn, sondern ersichtlich einen kompletten Glasschädel und quittiert die Aktion mit sofortigem Dahinscheiden. Womit auch Carol wegen Mordes lebenslang eingekastelt wäre (das wird uns übrigens wie so manche Handlungsentwicklung in typischer 50er-Jahre-Manier per ins Bild gewirbelter Zeitungsschlagzeilen nahegebracht.

Fehlt noch Schnucki Nummer 3, die de fakto zu unserem Haupt-New-Fish werden wird. Aggie O´Hanlon ist Waise, noch nicht mal 18 Jahre alt und Möchtegern-Country-Songwriterin. Leider sucht sie sich für die Übergabe ihres Demotapes an Plattenboss Boss Johnson einen eher unpassenden Zeitpunkt aus, denn der ist gerade in schwerer Cholerik und macht seine Assistentinnen Jennifer und Miranda nach Strich, Faden und allen sonstigen Regeln der Kunst zur Schnecke. Die nämlich würden ihm dauernd Demos von Amateuren anschleppen, und die seien nunmal grosse Scheisse… als Aggie schüchtern in Johnsons Büro vordringt, setzt er seine Tirade gleich fort und klebt ihr auch gleich eine. Aggie bewaffnet sich prophylaktisch mit einem Aschenbecher (noch dazu mit dem, den Elvis himself unserem Boss geschenkt hat, keinen Respekt, diese Teenager). Mit Müh & Not gelingt es allen Beteiligten, gröbere Unflätigkeiten zu verhindern, Aggie sieht sich unsanft hinauskomplimentiert, aber ihr Demotape liegt erst mal auf des Bosses Schreibtisch (naja, und nicht mehr war ja Sinn der Übung, könnte mir zwar einfachere Methoden vorstellen…). Aggie hockt am Abend in ihrem Zimmer und ist frustriert, aber da klingtelt das Phon und Johnson ist dran – er hat sich das Demo doch noch angehört, entschuldigt sich für seine Ausfälligkeiten und bittet zum sofortigen Termin, wo er Aggie ihre tragische Familiengeschichte aus dem Kreuz leiert (ihren bei einem Unfall geplätteten Eltern hat sie ihren Song „Endless Sleep“ gewidmet), darauf verweist, dass Jennifer ihn überredet habe, sich das Tape, auf dem glücklicherweise Aggies Telefonnummer vermerkt war, doch noch anzuhören und für den nächsten Vormittag die Unterzeichnung eines Plattenvertrags vorschlägt. All is happy, all is well, aber nicht lang. Wenig später pennt Johnson im Büro den Schlaf der Ungerechten, als eine Gestalt eindringt und den Plattenmagnaten mit ein paar gezielten Messerstichen, 16, insgesamt, in die für Manager der Musikindustrie eingerichtete Vorhölle schickt und noch dazu da Tape klaut. Der eintreffenden Polizei in Form von Detective Campion kann Jennifer berichten, dass der Herr Ermordete mit einer gewissen Aggie O´Hanlon einen heftigen Streit hatte… Campion wird schnell bei Aggie vorstellig und schenkt deren Story von dem spätabendlichen Vertragsvorgespräch im friedlich-schiedlichen Rahmen erwartungsgemäss (und weil wir ansonsten ja keinen Film hätten) wenig Glauben, zumal auch das streitgegenständliche Tape nirgendwo zu finden ist. Und weil Aggie auch vom Gericht für nich´ bekloppt befunden wird, darf auch sie lebenslänglich einfahren. Womit wir zwei zumindest gesetzesmässig schuldige Mädels hätten plus ein wahres Unschuldslämmlein.

Im Knast wird Aggie mit anderen Neuankömmlingen von Chefwärter Norman Stoneface (!) begrüsst, der offensichtlich, wie wir einer throwaway-line, auf die wir im weiteren Filmverlauf nicht mehr eingehen werden, auch für den knastinternen Drogenhandel zuständig ist. Naja, jeder muss sich sein Zubrot verdienen. Aggie muss sich der üblichen medizinischen Eingangsuntersuchung unterziehen (natürlich unbekleidet, aber remember, TV, Jugendfrei und darum gibt´s anstelle einer gynäkologischen eine dentale Inspektion. Dann geht´s ab unter die Dusche (und wieder bleibt das ganze weitgehend jugendfrei, bäh), aber immerhin kann Aggie mit einer gesunden Mischung aus Neugierde und Entsetzen beobachten, wie Carol und Melba sich küssen und aneinander rumspielen (immerhin lesbische AKtivitäten bei FSK 16, respektabel). Wie´s der Deibel (oder wie ich immer zu sagen pflege, der Drehbuchautor) so will, landet Aggie in der Zelle von Melba, man freundet sich schnell an bzw. das erste, was Aggie fragt, ist ob´s mit Frauen denn vergleichbar wäre… ist das nicht eine *etwas* indiskrete Frage für das allererste Wort, das man an seine zukünftige WG-Partnerin richtet? Melba fühlt sich davon allerdings nicht auf den Schlips getreten und wortet mit der Politiker-Weasel-Antwort „Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht.“ Wir danken für das Gespräch. Auf jeden Fall ist Melba auskunftsfreudig genug, um einzuräumen, dass sie selbst durchaus auf Jungs stehe, an denen nun mal in einem Frauenknast von Amts wegen Mangel bestehe, Carol aber ´ne echte Lesbe mit Gütesiegel auf´m Hintern sei (erneut ziemlich indiskret… ist ja nun nicht so, als ob das Aggie was angehen würde, oder?

Auch Carol bekommt eine Zellengenossin, die leicht durchgeknallte (naja, eher schwer durchgeknallte) Suzie, die sich gleich mal als Gordon-Madison-Fan outet und die diversen Poster und Autogrammkarten mit der Visage von Carols Dad, die selbige an ihre Zellenwand gepichelt hat, ansabbert und herzlichst um Übermittlung eines gewidmeten Autogramms bettelt, Carol verspricht, sich darum zu kümmern (auch wenn das ein wenig schwierig sein könnte).

Beim Ballspielen beim Gassigehen, eh, Hofgang, werden Aggie und Suzie von den jeweiligen anderen Zelleninsassinen freundlich aufgenommen, aber da bricht plötzlich for no particular reason ein Fight zwischen einer Puerto-Ricanerin und einer Asiatin aus, der von Norman temporär unterbrochen, aber nicht endgültig gestoppt wird, was Norman auch relativ wurscht ist: „Sollen sie sich doch umbringen, erspart mir Arbeit.“ Berufsauffassung ist das, also wirklich. Die Handgreiflichkeit artet in eine Massenkeilerei aus, so dass sich das Aufsichtspersonal schliesslich doch genötigt sieht, die obligatorischen Gartenschläuche auszupacken und den sich kloppenden Mädels eine kalte Dusche zu verpassen. Das durch die Nassspritzerei ausgelöste Tohuwabohu nutzt eine Gefangene namens Rita, um Aggie mit einem Messer anzuritzen. Carol blökt das Codewort „Killerin“ und die Girls greifen basissolidarisch Knast-Justiz – Rita wird totgetreten (ohne dass sich das Wachpersonal dadurch in irgendeiner Weise zum Eingriff gedrängt sieht).

Aggie kommt mit einer zu vernachlässigenden Anpieksung davon und Melba sieht klar, Rita ist nicht aus Jux, Dollerei & akuter Langeweile auf Aggie losgegangen, sondern war eine Auftragskillerin, wie es sie in jedem Knast gäbe und für das übliche Geschmeiss wie korrupten Cops, Anwälten oder Politikern Morde auf Bestellung vornehme. Nach gemeinsamen Brainstorming kommen Aggie und Melba zum Ergebnis, dass der wahre Mörder Johnsons der Auftraggeber sein muss und auch das Motiv ist klar – Aggies verschwundener Song, klarer Fall, wer den Song rausbringt, muss was mit dem Mord zu tun haben (auch wenn das für Aggie nur bedingt hilfreich ist, da sie das Lied in ihrer Teenager-Naivität nicht urheberrechtlich hat schützen lassen… so´n GEMA-Beitritt kann wahre Wunder wirken, hehe).

Jennifer geht´s dieweil gut, sie verlustiert sich mit ihrem zwielichtigen Loverboy Benito Borcelino, mit dem sie zusammen nun Johnsons Plattenfirma oberhauptet. Borcelino, der die Geschäfte führt, empfiehlt dem Radio-DJ Mickey den neuesten Olympia-Records-Hit „Endless Sleep“ – kleine Motivationshilfe für heavy rotation sind nicht nur ein paar grüne Scheine, sondern auch eine Dose Amphetamine und von denen tut sich auch Jennifer gern mal ein Drops in den Martini (ob das bei VIVA auch so läuft? Schätze ja, anders ist die Gülle ja nicht zu erklären, die da vom Sender läuft – nicht, dass MTV besser wäre).

Melba, Carol und Suzie formieren sich indes zur offiziellen Schutzgruppe für Aggie und werden sogar proaktiv. Carol ist sich sicher, dass alle Auftragskillerinnen im Knast einen entsprechenden Vermerk in ihrer Akte haben (!???! Könnte man dann von seiten der Gefängnisleitung die Schicksen nicht in Einzelhaft halten oder zumindest ein waches Auge auf sie werfen? Ich mein, wenn dat schon allgemein bekannt ist, wer für Kohle oder Drogen mal ´ne Mitgefangene mördert?) und an diese Akten könnte man auch mit dem Umweg über Knastologin Greta rankommen. Die Operation gelingt und Greta schmuggelt die entsprechende Liste aus dem Büro der Direktorin (nicht, dass wir auf diese Liste irgendwann noch mal zu sprechen kämen – ein völlig im luftleeren Raum hängengelassener Subplot), erwartet dafür aber ´ne Gegenleistung, nicht mal Sex oder Drogen, sondern nur Fluchthilfe. Da alle Mädel in der Wäscherei schaffen, gestaltet sich das nicht allzuschwierig. Ein Girl veranstaltet mit Hilfe eines gefaketen hysterischen Anfalls ein ordentliche Ablenkungsmanöver, Carol und Melba packen Greta in einen Wäschekorb und das ist schon die ganze Kunst (wenn das so einfach ist, fragt man sich, warum nicht eine unserer Heldinnen das nicht schon mal selbst probiert hat – ist ja nicht so, dass man bei „lebenslänglich“, was zu Zeiten wie der hier geschilderten ja noch durchaus das meinte, was es heisst, so arg viel zu verlieren hätte).

In der Zelle verrät Suzie Carol ihre Lebengeschichte… ihr erster Sexpartner war schlappe 14 Jahre alt, was vielleicht noch als akzeptabel durchgehen würde, wäre sie damals nicht gerade mal elf gewesen (frühreifes Gör), daraus sei dann die übliche Karriere Erziehungsheim, Strich und Pornofilme entstanden, ehe sie mit Benito Borcelino (den Namen haben wir doch schon mal gehört???) den Macker ihres Lebens gefunden habe und für den sei sie auch im Knast. Weil nämlich ein unverschämter Bulle Borcelino arrestieren wollte, hat sie dem Cop schlichterwegs die Eier abgeschossen (aua). Aber wenn man truly madly deeply in love ist, muss man das schon mal machen und auch in Kauf nehmen, dass man lebenslänglich einfährt (fragt sich nur, was man von der ganzen Liebelei dann hat). Wir Zuschauer ahnen jedenfalls übles.

Melba und Aggie pondern wieder einmal Aggies speziellen Fall und überlegen, was man tun könnte. Melba unterbreitet den Vorschlag, einen ihr über ihren Ex-Chef bekannten Privatdetektiv namens Lucky einzuschalten, der sich auf die Suche nach dem gestohlenen Song machen soll, über den müsste sich der wahre Killer ausfindig machen lassen.

Dann ist´s Besuchszeit…

Carol wird vom Familienshrink beehrt, der ihr mitteilt, dass Daddy Madison die „Sind sie Kommunist“-Routine zugunsten eines beherzten Schweigens aufgegeben habe, nur einmal habe er noch klare artikulierte Laute von sich gegeben, nämlich als der Psychodoc ihm mitgeteilt habe, was mit Carol passiert sei. Der Herr Vater hat Carols Mordaktion gebilligt und sich dann in sein Privatuniversum zurückgezogen. Carol ist recht geknickt.

Melba wird von ihrem früheren Chef besucht, der ihr mitteilt, dass Jeffreys Nachfolger als TV-Kommentator den von Melba zu Tode Gehämmerten posthum als Neonazi entlarvt und versprochen hat, sich für Melbas Entlassung einzusetzen.

Aggies Besucher ist Privatschnüffler Lucky, der obwohl er weniger vertrauenserweckender wirkt als eine Wachstumsprognose des Bundeswirtschaftsministerums, vom Fleck weg engagiert wird, um die Bezahlung müsse sich Aggie keine Gedanken machen, die werde Melbas Boss zunächst übernehmen.

Tja, und auch Suzie hat Besuch und zwar von Benito Borcelino (wen wundert´s?). Und der unterbreitet Suzie eine Bitte, die diese ganz offensichlich gerne ablehnen würde. Ohne dass die Worte ausgesprochen werden, ist´s doch ziemlich klar, dass Benito unbürokratisch seine heiss verliebte Flamme bittet, Aggie bei nächster Gelegenheit zu entleiben. Suzie weist darauf hin, dass sie schliesslich Aggies Schutzgruppe angehöre, aber das hält Benito verständlicherweise für die absolut perfekte Tarnung. Als Suzie trotzdem nicht mitziehen will, zieht Benito die latin-lover-auf-Heulsusen-Trip-Masche ab, heult sich die Äuglein aus dem Leib inkl. „Du liebst mich nicht mehr“, eine schauspielerische Glanzleistung (selbst Slapstick-Komiker in der Stummfilmära agieren subtiler). Suzie ist natürlich blond genug, auf den Schwurbel reinzufallen und ihrem Pseudo-Enrique-Iglesias seinen Wunsch erfüllen zu wollen.

Indes entwickelt sich „Endless Sleep“ zu einem Hit und Lucky nimmt seine Ermittlungen nach dem vermeintlichen Song-Urheber recht handgreiflich an, indem er einen Barkeeper, in dessen Kneipe eine Musikbox den Song trällert, den Schädel auf die Theke donnert und Informationen begehrt (kann es sein, dass Lucky nicht sehr helle ist? Ich besitze einige Singles aus den 50er Jahren, und auf JEDER steht der Komponist, der Verlag und zumindest die Plattenfirma… wer lesen kann, ist also klar im Vorteil). Aber auch die umständliche Methode scheint zum Ziel zu führen, jedenfalls figured Lucky die Jennifer-Benito-Connection tatsächlich aus.

Im Frauenknast ist währenddessen ein Unterhaltungsabend angesetzt und zu meiner grossformatigen Verblüffung sind eingeknastelte Frauenzimmer auf nix schärfer als auf ein paar Stripperinnen (! Man sollte doch eigentlich meinen, die Mädels wären mehr an ein paar knackigen Kerlen a la California Dream Man interessiert, aber vielleicht wird frau ja auch nach drei Tagen im Knast automatisch lesbisch. Who knows…). Wie nicht anders zu erwarten (denn ersichtlich haben die Knastverantwortlichen noch nie einen Gefängnisfilm, völlig geschlechtsunabhängig, gesehen) entwickelt sich das gesellige Beisammensein schnell in ein mittleres Ringelpiez-mit-Anfassen-Chaos für alle, bei dem vor allem Norman heftig Prügel einstecken muss. Suzie nimmt ihr gesammeltes Mütchen zusammen und zückt einen Schraubenzieher, um damit auf Aggie einzustecken. Melba kommt ihr auf die Schliche und treibt sie in die Enge und da Suzie offensichtlich aufgepasst hat, was die Knastschicksen mit Mörderinnen so gemeinhin treiben, rammt sie sich den Schraubenzieher lieber selbst in den Bauch und stirbt.

Jennifer ist ein wenig beunruhigt, nachdem nun schon das zweite Mordkomplott fehlgeschlagen ist, aber Benito, der den Abgang seiner glühenden Verehrerin mit eher überschaubarer Trauerarbeit quittiert (was ich ihm angesichts seiner nunmehrigen weiblichen Begleitung nicht wirklich verübeln kann), wiegelt ab. Hätte er vielleicht nicht tun sollen, denn umgehend sucht ihn Lucky in unleidlicher Stimmung auf und begehrt Informationen. „Kauf dir ne Enzyklopädie,“ empfiehlt Benito dem Bildungswilligen, der aber damit kontert, zu wissen, dass Benito den Song gestohlen hat. Dummerweise fehlt es am Beweis, und das wiederum weiss Benito ziemlich gut. Sicherheitshalber will er Lucky trotzdem abknallen, aber der P.I. ist trotz seiner Erscheinung auf zack, entwaffnet Benito und verprügelt ihn so lange, bis der damit rausrückt, dass Jennifer die Killerin ist. Daraufhin verprügelt Lucky ihn spasseshalber noch ein Weilchen weiter.

Jennifer weiss, wohin der Hase läuft, schneidet sich die Haare kurz, greift zum Blondierungsmittel (oder kurz gesagt, ab jetzt sieht sie aus, wie wir uns gemeinhin Anne Heche vorstellen) und taucht ab, während Lucky seine neuesten Ergebnisse an Aggie rapportiert. Jennifer ist also als Killerin identifiziert, aber unauffindbar und Aggie ist ihr letztes Sicherheitsrisiko, denn mittlerweile ist auch Miranda, die ebenfalls in das Komplott eingeweiht war, tot aufgefunden worden. Und Benito kann seine Aussage unglücklicherweise nicht gerichtsfest polizeilich wiederholen, da Lucky ihn dummerweise in ein Koma geprügelt hat (da würde ich dann doch einen Abschlag bei seinem Honorar vornehmen). Aggie schwarzmalt – was ist, wenn Jennifer bekloppt genug ist, sich im Falle des Falles selbst zu töten oder wenn Lucky gezwungen wäre, Jennifer umzubringen? Dann sässe Aggie jedenfalls hübsch in der Kacke (aber zumindest wär sie selber von der Abschussliste runter, was ja auch schon mal nicht ganz schlecht wäre). Lucky gelobt, Jennifer zu finden, und nötigenfalls festzuhalten, zu fesseln und zu foltern, bis sie mit der Wahrheit rausrückt, aber sie nicht umzubringen (ein sonniges Gemüt hat der Knabe).
Girls in Prison, UK-Cover
Jennifers neuer Plan ist aber noch perfider als Aggie oder Lucky sich vorzustellen wagen – in ihrem neuen wasserstoffblonden Selbst lässt sie sich nämlich unter falschem Namen wegen Schmuckdiebstahls verhaften (wobei ich es allerdings relativ unwahrscheinlich finde, dass ausgerechnet Det. Campion dafür zuständig ist, weil Diebstahl und Mordkommission normalerweise nicht eins ist). Jennifer fährt also als „Gildä in den Bau, muss die übliche Prozedur über sich ergehen lassen und absolviert ihre Duschszene (und im Gegensatz zu den anderen Mädels ist sich Ms. Heche nicht zu schade, das zu zeigen, was der liebe Gott ihr so an weiblichen Attributen mitgegeben hat, oder um´s auf gut Deutsch auszudrücken, wenn ihr schon immer Anne´s Titten sehen wolltet – das ist der Film für Euch!). Die Duscherei nutzt sie auch zu dezenter Kontaktaufnahme mit Aggie (die natürlich nix rafft) mit dem altbekannten Mittel des „huch, meine Seife ist mir runtergefallen“-Tricks. Was aber im Herrenknast die direkte Vorstufe zum Analverkehr ist, ist hir eben nur der erste Schritt zur Etablierung einer pseudofreundschaftlichen Beziehung. Da in Carols Zelle ein Bettchen frei ist, bezieht dieses Jennifer (verzeiht meine Unbelecktheit in tatsächlichen Knastangelegenheiten, aber teilen Mörderinnen und gemeines Diebsgesindel auch im real life Zellen? Ist doch eigentlich ne andere Liga…). Obwohl Jennifer nicht gerade durch übertriebenes Taktgefühl hinsichtlich Carols Papa-Reliquien-Wand und des Schicksals ihrer Vorgängerin auszeichnet, wird sie eingeladen, dem kleinen Club unserer Heroinen beizutreten, was sie natürlich nur zu gerne tut. Zumal dieser Club auch rasch dezimiert wird, denn eines weniger schönen Tages erfährt Carol von der Direktorin, dass ihr Herr Papa endlich den Löffel zum Schmeissen gefunden hat. Nach einem angemessenen hysterischen Anfall (der Jennifer zu einem maniacal laugh hinreisst, der den in der Nebenzelle staunenden Melba und Aggie eigentlich zu denken geben sollte) besinnt sich Carol auf Familientradition, zieht sich ins La-La-Land zurück und findet sich im schicken Zwangsjäckchen wieder.

Lucky ist es zwischenzeitlich zwar nicht gelungen, Jennifer aufzuspüren, aber immerhin konnte er die Anstaltsleitung anspitzen, vier Undercover-Buletten in den Knast einzuschleusen, die ein wachsames Auge auf Aggie wecken sollen. Und die Direktorin hat einen noch tolleren Plan – um die Killerin aus der Reserve zu locken, wird ein für die Insassinen zwangsfreiwilliges Sportereignis organisiert und zwar, anschnallen oder zumindest festhalten, ein Sackhüpf-Wettbewerb. Aggie findet die Idee auch so toll, dass sie vorschlägt, sich lieber gleich umbringen zu lassen.

Während Scharfschützen rund um den Gefängnishof Stellung beziehen, will es eine günstige Fügung des Schicksals (bzw. lazy scriptwriting), dass Melba, Aggie und Jennifer unter den ausgesuchten Teilnehmerinnen des Wettbewerbs sind. Der Sackhüpf-Wettlauf entwickelt sich zu einer Schlacht von wahrhaft epischen Ben Hur-Ausmassen (naja, die Mädels schubsen sich ein wenig herum). Aggie übernimmt die Führung, wird aber zu Fall gebracht. Jennifer, die schon in der Auftaktphase des Rennens Melba von der Strecke gestossen hat, zieht ihr Messer und geht auf Aggie los, bei der nun endlich der Nickel fällt, wer denn da versucht, sie zu entleiben. Melba eilt zur Hilfe und packt Jennifer in einen Schwitzkasten – ein Geständnis soll her und Jennifer ist willig, über ein schnell organisierte Megaphon vor versammelter Knastmannschaft ein solches abzugeben. Benito war nur ihr Strohmann, sie war die eigentliche Organisatorin des Mordes, weil sie die Plattenfirma eh übernehmen wollte und Johnsons Streit mit Aggie der ideale Aufhänger war, um letzterer den Kill in die Schuhe schieben zu können, und ach ja, Aggies Song sei eben einfach grossartig gewesen. Befriedigt überlassen Melba und Aggie Jennifer dem Schicksal enttarnter Killerinnen. Ich glaub, ´nen neuen Prozess kann sich die US-Justiz sparen, es sei denn, die verknacken auch postmortal (gut, dass Jennifer die Knast-Routine nicht kennt, wäre sie nämlich clever, tät sie einfach die Klappe halten und würde ´ne Weile länger leben, schliesslich können Melba und Aggie in dem Fall nicht zulassen, dass ihre Co-Gefangenen Jennifer plätten)… Aggie wird zu allgemeiner Begeisterung freigelassen, kehrt aber schnell in den Knast zurück, um wie weiland Johnny Cash in San Quentin für ihre alten Freundinnen ihren Megahit zu performen. Selbst Carol wird dafür in einen Rollstuhl gepflanzt, zeitigt aber einen eher abwesenden Gesichtsausdruck, während der Rest an Gefangenen und Wärtern zu Aggies Sangeskünsten heftig abrockt (aber gar putzig, wie der „Drummer“ der Band seinen Einsatz verpasst). Eingeschränktes Happy End, denn ob Melba nun auch noch freikommt, erfahren wir nicht.
Bewertung

Eins ist angesichts der Herkunft von Girls in Prison als Fernsehfilm, noch dazu in Deutschland ungeschnitten FSK 16-freigegeben, auch für die schlichtesten Gemüter klar – mit Sleaze im Sinne des herkömmlichen WIP-Films Marke Jack Hill (von den Italo-Konsorten wollen wir gar nicht reden) hat der Streifen selbstredend nichts zu tun. Vielmehr scheinen sich die Geister bis heute nicht einig zu sein, ob Girls in Prison nun ein, hmpt-hmpt, „ernstzunehmendes“ Drama sein will oder vielleicht doch eine beabsichtigte Parodie des Genres. Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen. Ein reinrassiger Spoof ist Girls in Prison trotz einiger selbstironischer Elemente nicht, denn dafür ist der Film zu „plot-driven“. Was ausnahmsweise mal, ich widerspreche mir ja gern selbst und sonst sage ich immer, nichts ist für einen WIP-Film unnötiger, als eine plausible Geschichte zu erzählen, dem Film nicht zum Nachteil gereicht – schliesslich kann der Streifen als TV-Produktion schlecht die Exploitation-Keule auspacken, obwohl zumindest die gängisten Klischees angedeutet werden – die obligatorische Duschszene darf ebensowenig fehlen wie angedeuteter Lesbensex und Catfights, allerdings alles in einer fernsehtauglichen „light“-Ausgabe. Exzesse von Ilsa-Niveau sind natürlich nicht drin.

Also schauen wir uns das Script doch mal an. Überraschend ist sicherlich die politische Schärfe, mit der das gesellschaftliche Klima der McCarthy-Ära attackiert wird – naja, überraschend auf den ersten Blick im Kontext eines Frauenknast-Reissers, aber weniger verblüffend, hält man sich vor Augen, dass das Script aus der Co-Feder des altgedienten Hollywood-Enfant-Terrible Samuel Fuller stammt, und der war ja nicht nur zuständig für den umstrittensten Tatort aller Zeiten (seitdem nahm man bei der ARD auch davon Abstand, international renommierte Regisseure einzuladen, 1973 war das), sondern erregte auch nach einem Karriereauftakt mit gefälligen Western Aufsehen mit dem Episodenhorror Shock Corridor und natürlich dem legendären The Big Red One. Es ist ein wenig schade, dass Fuller seine anfängliche Frontalattacke auf die Bigoterrie und den Commie-Wahn der 50er Jahre nach etwa fünfzehn Minuten zugunsten einer herkömmlicheren dramatischen Krimihandlung über Bord wirft, andererseits wäre der Frauenknastfilm für eine politische Allegorie womöglich nicht das geeignetste Transportmittel (obwohl… reizlos wäre das nicht). Diese eigentliche Krimihandlung ist Fuller nicht ganz so gut gelungen, während die In-Knast-Elemente halbwegs plausibel erscheinen (bis auf die schon oben angemerkten Kleinigkeiten), ist der Rest der Story ziemlich unglaubwürdig geraten – da bemüht das Script doch oft Zufälligkeiten oder geht sehr seltsame Wege, um zum gewünschten Handlungsresultat zu kommen. Andererseits mag ich dem Film seine Story auch nicht heftiger vorwerfen als seinen Genregenossen – im Vergleich zu den Frauengefängnisplotten made in Italy ist die Geschichte von Girls on Prison von geradezu literarischer Qualität, auch wenn die Dialoge hin und wieder nicht voll überzeugen und etwas gestelzt wirken (was einerseits an der von mir zugegebenermassen nicht selbst zu beurteilenden Epoche der 50er liegen kann, andererseits auch an der wahrhaftig nicht gelungenen deutschen Synchronisation). Für Sam Fuller markiert Girls in Prison übrigens seine letzte Arbeit, drei Jahre später verstarb er im biblischen Alter von 86 Jahren.

Auf der Mangelseite ist zu bemerken, dass John McNaughton kaum seinen individuellen Regiestil einbringen kann – von der Düsternis und Atmosphäre, die seinen sagenumwobenen Henry: Portrait of a Serial Killer und z.B. auch den unterschätzten rabiaten Alien-Horror The Borrower auszeichnen, ist hier nicht viel zu spüren. Da mögen natürlich die Beschränkungen von Budget (Showtime spendierte seinen Kabelproduktionen selten einen nennenswerten Batzen Geld) und Medium Fernsehen eine Rolle, aber ein wenig mehr McNaughton-Style wäre willkommen gewesen – zumal der Maestro mit dem entzückende Thriller Wild Things (ja, ich weiss, dass den viele für überschätzt halten, ich finde den Streifen famos) wenig später durchaus seine Qualitäten nochmal bewies. Wenn man allerdings ansieht, womit sich McNaughton seither über Wasser halten muss, steht zu befürchten, dass richtig grosse Dinge wohl nicht mehr von ihm zu erwarten sind, schade, denn Talent hat McNaughton zuhauf, auch wenn er es in einer kleinen Fernsehproduktion wie Girls in Prison nur andeuten kann – zumindest entwickelt der Streifen ein gefälliges Tempo (bei TV-Filmen ja oft ein Manko) und kann zumindest, was Sets und betriebenen Aufwand angeht, sein mageres Budget oft übertünchen. Dass McNaughton sleazige Zutaten nicht in dem Masse einbauen kann, wie es der härtere Kost gewöhnte WIP-Fan erhoffen mag, liegt in der Sache „TV“ begründet, aber wie gesagt, Anne Heche gibt´s topless, Ione Skye und Bahni Turpin dürfen sich küssen und befummeln (und das noch interracial! Gasp!), die Catfights und Stabbings sind von der unspektakulären Sorte.

Die Besetzung ist nicht uninteressant – für Anne Heche markierte die Rolle einen der letzten kleineren Auftritte vor dem Durchbruch zum A-Listen-Star in Streifen wie Psycho oder Six Days, Seven Nights und auch wenn die ehemalige Real-Life-Lesbe und Ex-Lebensgefährtin von Ellen Degeneres einen Gutteil ihrer Screentime nahezu unerkennbar unter einer langen Schwarzhaar-Perücke verbringt, bringt sie doch einen gewissen Verve in ihre Performance ein (allerdings wird sie in der vor allem für sie eher gruseligen deutschen Synchro ziemlich im Stich gelassen).

Ione Skye, auf die ich vor Jahren nach erstmaligem Genuss des Films einen kleineren Crush entwickelte, halte ich nach wie vor für einen ziemlichen Foxx. Sie hat vielleicht die darstellerisch anspruchsvollste Aufgabe und löst diese souverän. Trotz nahezu ständiger Beschäftigung hat´s zum grossen Durchbruch bislang nicht gereicht, erwähnenswert dürfte vor allem ihr Auftritt in einer – leider Gottes der schwächsten – Episode des ruhmvoll gescheiterten ambitionierten Four Rooms-Projekt sein.

Auch für Missy Crider, die ihre Rolle als anfänglich naives „Bauernmädchen“ recht charmant und stilvoll absolviert, hapert es bislang mit der grossen Karriere, zwar stehen in ihrer Vita auf den ersten Blick recht eindrucksvolle Titel wie Powder und Mulholland Drive, da aber eher Minirollen, jedoch auch wenig vielversprechend klingendes wie Alien Cargo oder The Sex Monster (und, gulp, im Affleck/J.Lo-Desaster Gigli. Allerdings ist sie auch im jetzt auch hier erschienenen Horrorstreifen Frailty zu sehen.

Die letzte Hauptrolle geht an Bahni Turpin, die die überschaubarste Karriere unserer hauptamtlichen Schnuckis zu verzeichnen hat – kleinere Rollen in dem bemerkenswerten ernsthaften Fake Documentary Rain Without Thunder, Brokedown Palace (übrigens spielt sie in beiden Filmen Gefängnisinsassinen… scheint ein Faible zu sein) und im Britney-Spears-Fiasko Crossroads stehen zu Buche. Turpin agiert in Girls in Prison durchaus gefällig.

Erwähnenswerter Nebendarsteller ist sicher auch noch Richmond Arquette aus dem sichtlich unerschöpflichen Reservoir des Arquette-Clans. Das talentierteste Familienmitglied ist er auf keinen Fall, wie sich auch in unserem heutigen Film zeigt und weswegen er trotz aller Familienconnections (und wohl auch einem guten Draht zu David Fincher, der in immerhin in Se7en und Fight Club für Minirollen besetzte) kaum über Rollen mit so importanten Bezeichnungen wie „Coroner #2“ oder „Police Officer #4“ hinausgekommen. Hat wohl auch seine Gründe…

Nicolette Scorcese (Suzie) erfreut sich dagegen nicht der verwandschaftlichen Bindung mit dem berühmten Namensvetter Martin. Ihr Spiel ist aufreizend exaltiert, aber das wird halt auch von der Rolle verlangt, dennoch kann es mit fortschreitender Zeit ein wenig auf den Senkel gehen. Aber damit muss der geneigte Fan halt leben, die meisten WIPs haben einen vergleichbar nervigen Charakter am Start.

Erstaunlicherweise (ich sag das deswegen, weil heutzutage sprichwörtlich jeder Mistfilm auf DVD veröffentlicht wird) gibt´s bislang keinen deutschen DVD-Release, von dem ich wüsste (eigentlich komisch, denn das Genre Frauenknast ist doch ein recht zugkräftiges und das wär mal ein Titel, den sich auch ein MediaMarkt bedenkenlos ins Regal klatschen könnte), so dass der geneigte Fan entweder zu einem UK- oder US-Import greifen muss, braucht er den Film unbedingt auf kleiner Silberscheibe. Gelegentlich tauchen aber bei Gebrauchtverkäufen oder auf eBay noch Exemplare des früheren VCL-Verleihtapes auf, das qualitativ video-typisch keine Bäume ausreisst, aber von Bild und Ton her geniessbar bleibt und wie viele VCL-Veröffentlichungen von Mitte der 90er Jahre im hübschen Relief-Cover kommt (und überhaupt mit gut gestaltetem Cover-Motiv, auch wenn der Blurb „VON DEN PRODUZENTEN VON DIE KLAPPERSCHLANGE, ROCKY, HALLOWEEN UND ALIENS“ ein wenig sehr schreimeierisch daherkommt – schliesslich ist bezieht sich das nur auf Debra Hill und sonderlichen Einfluss auf die Produktion nahm Mrs. Hill sicher nicht).

Fazitöses Fazit (ist auch wieder reichlich spät geworden): Girls in Prison ist absolut keine Exploitation-Sleaze-Granate, aber auch kein plumper Tränendrücker auf TV-Roman-Niveau, sondern ein Streifen, der es auf ziemlich charmante Art schafft, trotz kleinerer Schwächen im Drehbuch geschickt auf dem Grat zu wandeln, einerseits die Klischees des Genres sanft zu parodieren und andererseits ein ernsthaftes Drama darzustellen – ein Film, der sich nicht scheut, für eine Szene etwas mehr auf den camp value zu setzen, gleichzeitig aber auch eine klare politische (und eindeutig anti-ultrakonservative) Meinung vertritt. Kommt selten genug vor, dass eine solche etwas kuriose Melange einen ansehnlichen Film ergibt, aber vielleicht ist das gerade der zurückhaltenden Regie McNaughtons zu verdanekn, womit wir abschliessend feststellen können: es gibt sicherlich exaltiertere Frauenknastfilme, die mehr auf Sex und Gewalt setzen, aber nur wenig bessere – Girls in Prison ist ein professionell produziertes, halbwegs plausibel geschriebenes und für Genreverhältnisse überragend gespieltes kleines Knastdrama von hohem Unterhaltungswert – selbst Genrekenner, die normalerweise mehr Sleaze-Ingredenzien erwarten, dürften mit Girls in Prison ihren Spass haben. Daumen hoch!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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