Girls Fight Tonite

 
  • Deutscher Titel: Girls Fight Tonite
  • Original-Titel: Girls Fight Tonite
  • Alternative Titel: Chick Street Fighter |
  • Regie: Ana Clavell
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Maisi Mayo (Maxine), C.C. Costigan (Lily, als C.C. Heidik), Ryan Barreras (Ringo), Tiffany Mayes (Jackie/Gold), Tracie Hendricks (Jett), Rachelle Lanning (Roxy), Russell Friedenberg (Benny), Bobby Fine (Doug), Jeff Davis (MC)


Vorwort

Die junge Maxine verliert ihren Job als Barfrau, weil sie ein paar nervende Gäste verprügelt. Auf dem Heimweg stolpert sie in eine Hinterhof-Illegale-Streetfights-Veranstaltung und meldet sich freiwillig als Kämpferin. Ihre Gegnerin wird von ihr schnell in den Staub geschickt – Lily, die Organisatorin der Show, wittert Gewinn und lädt Maxine in ihr Gym ein. Mit einem prügelnden Freund zu Hause, der selbst kein Geld verdient, anstehener Mietzahlung und Aussicht auf 2 satte Riesen pro Fight geht Maxine Lily und ihrem Geschäftspartner Doug auf den Leim.

Die Regeln sind einfach – zwei Niederlagen darf man bzw. frau sich leisten, bei der Dritten ist die Karriere vorbei. Für ihren Debütfight darf Maxine gleich gegen die ebenso ungeschlagene wie arrogante Jett antreten – ein Lucky Punch schickt Jett zu Boden, ehe die sich überhaupt versehen hat, was los ist. Doug ist erfreut – darauf lässt sich aufbauen, und einen neuen Star kann er dringend brauchen, weil sein Zugpferd, Champion Ringo, seinen Rückzug angekündigt hat, und die Herausforderer, die Dougs britische Rivalen regelmäßig aus irgendeiner Gosse zaubern, sind nicht dazu angetan, Ringo in einer „star-making performance“ zu schlagen.

Aber auch Maxine ist nicht hunderprozentig bei der Sache – ihre konfuse Beziehung mit Benny schlägt ihr nicht nur auf’s Auge, sondern auch auf’s Gemüt. Ihren zweiten Kampf gegen Coco, die Fighterin eines rivalisierenden chinesischen Promoters, verliert Max sang- und klanglos. Lily schlägt Doug vor, Max zur Motivierung „Dog Girl“ zum Fraß vorzuwerfen, einer Art mystisch überhöhten Superfighterin…


Inhalt

Vor ein paar Monaten besprach ich, wenn Ihr Euch erinnern wollt, wenig wohlwollend den Mädchenprügelfilm Fight Night – „belanglos“ und „beliebig“ nannte ich das Low-Budget-Werk. Gegen „Girls Fight Tonite“ allerdings sieht „Fight Night“ aus wie „Karate Kid“, „Rocky I-VI“ und „Million Dollar Baby“ zusammengenommen.

Welch Unheil sich vor meinem entzündeten Auge zusammenbraut, wurde mir allerdings schon – völlig vorurteilsfrei, wie ich bin – während des Vorspanns klar. Ana Clavell dirigiert? James Dudelson produziert? Das undynamische Duo hinter so beliebten und erfolgreichen Gassenhauern wie „Horror 101“, „Day of the Dead: Contagium“, Museum of the Dead oder „Creepshow III“? Allmächtiger Xenu, steh mir bei.

Nun könnte man ja der dezenten Hoffnung anhängen, ein Film, der in der Welt der illegalen Untergrundkämpfe stattfindet, würde, weil er keine Expertise in Sachen Special FX braucht, sondern mit ein paar solide choreographierten Kämpfen schon die halbe Miete einfahren könnte, das Clavell/Dudelson-Pärchen nicht gar so überfordern wie die Herstellung eines auch nur als drittklassiges Direct-to-DVD-Filmchen brauchbaren Horrorheulers, aber heissa, hosianna und halleluja, die beiden verkacken auch ein eigentlich nicht total kaputtbares Konzept (einigermaßen hübsche Mädels hauen sich gegenseitig in die Fresse – das ist für Männer nur ganz knapp weniger unterhaltsam als Lesbenporn, schätze ich) nach Strich & Faden.

„Girls Fight Tonite“ (nachdem, was der Buschfunk trommelt, auch mehrfach umgeschnitten und -getitelt, wobei ich mich nur für den ursprünglichen Originaltitel „Chick Street Fighter“, der aber immerhin schon klar macht, mit welcher, hust-hust, Ernsthaftigkeit die Macher an die Sache rangehen, verbürgen kann) ist schwachmatiges Amateurlaienspiel auf allen Ebenen.
Das Script von Jason Rainwater (der sich vermutlich auf die Tatsache, in ein paar Mel-Gibson-Hits Statistenparts abbekommen zu haben, täglich einen hobelt; okay, immerhin hat er mit dem hiesigen Co-Star Russell Friedenberg „Sawtooth“ geschrieben, einen Thriller, in dem Udo Kier mitspielt. Andererseits – wo spielt Udo Kier NICHT mit? Ein Qualitätsindiz für den Film ist das nun nicht wirklich) versucht verzweifelt, irgendein dramatisches Gerüst zu finden, an dem es sich zwecks Verbindung der diversen Kloppe entlanghangeln kann und scheitert schmählich sowohl an den „kleinen“ Dingen (Maxine wird gefeuert und stolpert keine zwei Minuten später in einen der ach-so-geheimen Untergrundkämpfe und kommt SOFORT auf die Idee, da mitzumischen?) als auch an den „großen“ (der große übergreifende character arc, dass sie durch den Respekt, den sie sich bei ihren Mitstreiterinnen erwirbt, die Kraft gewinnt, sich von ihrem abusiven Boyfriend – offensichtlich dem Hut nach ein Hipster. Dz. – zu trennen, ist sowas von… lahm, uninteressant, und inkonsequent, dass sich jeder Daily-Soap-Autor dafür in Grund und Boden schämen würde, gewinnt aber noch klar gegen den Subplot für Ringo, alldiweil er wenigstens einen (lausigen) pay-off hat.
Ringo kündigt anfangs an, dass er aussteigen will und nur noch drei Kämpfe bestreitet. Scriptwriting 101 verlangt nun ohne weiteres, dass ihm im Verlauf dieser Kämpfe IRGENDWAS fuckin‘ dramatisches zustößt (wenn er schon nicht im letzten Kampf totgeprügelt wird, dann muss er wenigstens im Krankenhaus landen oder so). Aber nö… Ringo gewinnt seine Kämpfe ohne größere Probleme, Ende. Äh, bitte?? Ähnlich gigantisch aufgebaut ist auch Maxines Ringkarriere – nach ihrer Niederlage gegen Coco droht der Kampf gegen die große, unbesiegbare Dog Girl (die sich, SPOILER, als Maxines aufdringlich-unsportlich wirkende Gym-Kumpeline Roxy entpuppt), aber es gibt keinen Aha-Moment, in dem Maxine einen metaphorischen Schalter umlegt und „ernsthaft“ für den Fight trainiert. Das hat alles überhaupt keine Dramaturgie (auch z.B. eine kurze Sequenz, in der Doug versucht, Maxine an die Wäsche zu gehen. Sie wehrt ab und nie mehr ist davon die Rede), keine innere „Notwendigkeit“, keinen zwingenden Flow von einer Sequenz zur nächsten (und wenn, würde er durch die scheußlich gefarbfilterten „Traumsequenzen“, deren Sinn oder Unsinn mir soweiso nicht klar ist, eh sabotiert).

Ebenso amateurhaft wie die Schreibe ist die handwerkliche Umsetzung. Okay, ich seh ein, das Ding hatte sicher kein üppiges Budget, wenn das im deutlich fünfstelligen Dollarbereich war, ist das vermutlich optimistisch geschätzt, aber trotzdem – ich hab Filme gesehen, die praktisch Null Budget hatten und dagegen wirkten wie „Herr der Ringe“ Teil 1 bis 3 zusammengerechnet. Alles ist gnadenlos billig – von den Locations, in denen man sich einmieten konnte (die Bar, in der Maxine arbeitet, sieht aus wie ein Partykeller), zu den „Sets“ (der „Ring“ ist ein Raum, in den man eine handbemalte Matte gelegt hat und die einzig „offene“ Seite mit einem billigen Drahtzaunverhau „verschlossen“ hat. Ein UFC-Octagon ist das nicht… die Kämpfe, bei denen zigtausende Dollar umgesetzt werden, werden von maximal einem Dutzend Zuschauer besucht, die alle nicht so aussehen, als ob sie zu den oberen Zehntausend (sprich den Geldigen) gehören würden (eher zu „den letzten drei Nullen“, wie John-Cameron-Romane sich ausdrücken würden), irgend’ne Deko oder ein set design sucht man sowieso vergeben (gleiches gilt für’s Gym, das ein sprichwörtlich leerer Raum ist, in den man einen Drahtkäfig und einen Sandsack gestellt hat), die Kostüme sind teilweise grausam (der Kämpfer, den Ringo in seinem ersten Fight vermöbelt, trägt als Judoka einen gi. Einen allerdings, bei dem man die Ärmel dem Anschein nach mit einer Heckenschere abgeschnippelt hat, will sagen – das Ding ist Eigenbau).
Die Kameraführung ist abartig schlecht (der Straßenkampf auf dem Parkplatz sieht in den close-ups aus wie mit ’ner schlechten Handykamera gefilmt), in den Kampfszenen fern jeder Dynamik, sondern oft viel zu dicht dran (was aber nötig ist, denn wenn’s in die Halbtotale geht, wird die Unfähigkeit der „Kämpfer“ viel zu deutlich), und aus welchen Gesichtspunkten Clavell sich entscheidet, gewisse Kampfaktionen in Zeitlupe zu zeigen, kann sie mir sicher nicht erklären (ein einfaches Wegschubsen ist nicht gerade ein Jackie-Chan-ich-spring-von-einem-zehnstöckigen-Haus-Stunt), der Schnitt ist grauenvoll, die musikalische Untermalung erschreckend.

Die Mixed Martial Arts-Kämpfe (hihi, „Martial Arts“, pfffrhchhhz) sind größtenteils so kompetent choreographiert und brutal wie meine Schulhofbalgereien in der dritten Klasse (letztere waren härter, möchte ich schätzen) – wenn ich drüber nachdenke, könnte ich mich nicht erinnern, dass ein Kämpfer in diesem Film ’ne Schramme, ’nen blauen Fleck oder ’ne blutende Wunde erleidet (kein Wunder, dafür müsste man sich ja erstens hauen und zweitens treffen, hier aber werden primär Luftlöcher geschlagen und vorsichtig geschubst – und selten dauert ein Fight länger als eine Minute. Als zahlendes Publikum würde mich das anpissen. Omas am Wühltisch von Woolworth sind gefährlicher UND ausdauernder).
Kampfchoreograph und Co-Star Ryan Barreras erweckt zumindest gelegentlich den Eindruck, als wüsste er ungefähr, was er tut, führt mich aber direkt zum nächsten Problem. Niemand in diesem Film *sieht aus* wie ein glaubwürdiger MMA-Fighter. Die Leute müssen keine Steroidmonster mit aufgeblähten Muskeln sein, aber… sie sollten zumindest danach aussehen, als würden sie ab und zu mal ein Fitness-Studio von innen sehen. Wenn ich die nächsten zehn Passanten von der Straße abgreife, spricht die Statistik dafür, dass mindestens die Hälfte davon als professionelle Arschtreter glaubwürdiger wirken als die hiesigen Spacken.

Die, aber das überrascht natürlich keinen Leser, denke ich, natürlich auch nicht im geringsten Maße schauspielerisch begabt sind. Man kann höchstens diskutieren, wer aus diesem Cast talentloser Vollpfosten die schlechteste Leistung vollbringt. Ich würde für diese zweifelhafte Ehre Tracie Hendricks (Jett) nominieren (ihre weiteren Leinwandauftritte: Tänzerinnen-Jobs in „Boys and Girls“ und „The Flintstones in Viva Rock Vegas“).
Maisi Mayo (Maxine) muss vermutlich einen MP3-Player mit dem einzigen Track „einatmen-ausatmen“ tragen, so air-headed entseelt zu amtieren, ist schon wieder ein Kunststück.
C.C. Costigan, die tatsächlich so etwas ähnliches wie eine schauspielerische Karriere betreibt (zu sehen in „Beach Babes from Beyond“, „Vegas Vacation“, „Lethal Target“ und „Wildflower“), zeigt als Lily aber nicht gerade, dass diese Berufswahl sich wirklich aufdrängte (dass sie ab und zu ein paar Rollen abgreift, mag auch daran liegen, dass ihr Ehemann als „Survivor“-Kandidat Mainstream-Popularität gewann).
Bobby Fine als Doug und Kampfchoreograph Ryan Barreras mühen sich, aber wie E.G. Marshall in „Schöne Bescherung“ sagte: Das tun Waschmaschinen auch. Über die Fähigkeiten der diversen weiteren als Kämpferinnen und Kämpfer gecasteten Knallchargen breitet der Schreiber dieser Zeilen den bekannten Mantel der Barmherzigkeit.

Die Mädels sehen, Chauvinismus voraus, zum Teil ganz lecker aus, aber weil der Streifen sich nicht traut, dann wenigstens die Sleaze-Karte zu spielen und als kleine Fleischbeschau zu funktionieren, hat man(n) davon auch relativ wenig.

Bildqualität: Zunächst mal – wieso kommt so’n Scheiß bei e-m-s raus? Das ist/war doch zumindest mal ein halbwegs seriöses Label? Best Entertainment, das ist die Adresse für solcherlei Ramsch… Okay, ernstlich: der 4:3-Vollbildtransfer ist natürlich genau schlecht wie der Restfilm. Vermutlich schon auf miesem Material mit miesem Equipment gedreht und daher wohl kaum dem Publisher anzulasten, aber halt trotzdem körnig, unscharf und kontrastarm. (Und es wundert mich an der Stelle nicht, dass mein treuer Notebook sich mal wieder weigert, so’ne Graupe als DVD anzuerkennen und abzuspielen). Die Kollegen von Wicked Vision haben offenbar einen toleranteren DVD-Player und daher auch ein paar repräsentative Screenshots: Wicked Vision-Review.

Tonqualität: Die deutsche Synchro (Dolby 2.0) ist nicht ganz so schlimm wie zu befürchten war und immerhin halbwegs professionell eingequasselt. Den englischen O-Ton hab ich heute mal ausgelassen (ebenfalls Dolby 2.0)…

Extras: Trailershow.

Fazit: Wie beim völlig talentbefreiten Duo Clavell/Dudelson nicht anders zu erwarten, ist „Girls Fight Tonite“ ein Totalversager ersten Ranges. Leider kein so episches Trainwreck, dass man sich im Kreise einiger ausgesuchter Spirituosen drüber tierisch beömmeln könnte, sondern einfach nur ärgerliche Rohstoff- und Zeitverschwendung – desaströses Drehbuch, hanebüchenes Handwerk, sinn- und seelenlose Schauspielerei ergeben ein Dilettantenprodukt, das in keinem noch so abwegigen Kontext auch nur als entfernt „unterhaltsam“ klassifiziert werden kann. Oder, um das Review mal wieder radikal auf seine Essenz zu kürzen: totale Scheiße.

1/5
(c) 2012 Dr. Acula


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