Ginger Snaps – Die Bestie in dir

 
  • Deutscher Titel: Ginger Snaps - Die Bestie in dir
  • Original-Titel: Ginger Snaps
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  • Regie: John Fawcett
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Brigitte Fitzgerald (Emily Perkins)
    Ginger Fitzgerald (Katherine Isabelle)
    Sam (Kris Lemche)
    Pamela Fitzgerald (Mimi Rogers)
    Jason McCardy (Jesse Moss)
    Trina Sinclair (Danielle Hampton)
    Henry Fitzgerald (John Bourgeois)
    Mr. Wayne (Peter Keleghan)
    Ben (Christopher Redman)
    Tim (Jimmy McInnis)


Vorwort

Ja, wieder mal bin ich ganz spät dran mit einem Review… Ginger Snaps ist mittlerweile ja schon wieder so kalter Kaffee, dass Pro7 den ganz ohne Gedöns vor ein paar Wochen in seinem Nachtprogramm versendet hat und die fortsetzungswütigen Produzenten auch schon Sequel (Ginger Snaps II: Unleashed) und Prequel (Ginger Snaps Back) am Start haben (irgendwann kommt wirklich noch einer auf die Idee und dreht Gandhi II).

Tja, gelesen hatte ich über den Streifen eine ganze Menge und die meisten Kritiken, die mir bislang unterkamen, waren doch durchweg positiv – warum hat´s dann wieder bis zur frei Haus gelieferten Gratis-Disc gebraucht, bis ich zu persönlicher Begutachtung ansetzen konnte? Weiß ich doch auch nicht (und bemerkt irgendjemand, daß mir eigentlich nur keine vernünftige Einleitung einfällt, und ich deswegen Dummfug daherschwalle?). Egal, kommen wir also lieber zur Sache. Ginger Snaps ist, und das weiß so ziemlich jeder (denke ich) ein Werwolffilm und das ist ein Subgenre, das seine besten Zeiten auch schon eine Weile hinter sich hat – Howling und American Werewolf stehen ja nicht mehr wirklich im Neuerscheinungsregal und alles, was danach kam (und das waren hauptsächlich die sich gegenseitig an neuen Tiefstleistungen überbietenden Howling-Sequels, auch wenn ich Howling 2 immer noch für ausnehmend witzig, aber nicht gut halte) war kaum dazu angetan, bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Eine Blutauffrischung (harhar) täte also den freundlichen Lykanthropen von nebenan also mal wieder gut und dem Vernehmen könnte dies dieser kanadischen Produktion (prophylaktisches „uh-oh“) gelungen sein. Kucken wir halt mal…


Inhalt

Bailey Dawns ist ein typisches amerikanisches Mittelwesten-Nest mit der üblichen Konsequenz, dass dort im allgemeinen der Hund begraben liegt – ha, und wenn das nicht wieder eine gar treffliche Überleitung meinerseits ist, weiß ich auch nicht weiter, denn so ziemlich das erste, was wir von unserem Film vorgeführt bekommen, ist eine reichlich ausgeweidete Hundeleiche… die Ex-Hundebesitzerin und ihr Filius sind verständlicherweise ob des Anblicks fröhlich den Vorgarten zierender Hundeeingeweide nicht gerade in Champagnerlaune, aber den Nachbarn geht das gewalttätige Ableben des Wuffis nicht besonders nahe – war auch nicht der erste Köter, der so uncharmant in den großen Hundezwinger im Himmel aufgefahren ist. Auch Brigitte Fitzgerald und ihre Schwester Ginger haben andere Sorgen als das gerüchtehalber umherstreifende wauwaumordende „Biest“, die beiden Semi-Goth-Chicks im Alter von 15 bzw. 16 Jahren (semi-Goth deswegen, weil jeder ernsthafte Großstadt-Goth presumably angesichts der beiden Mädels einen vollkommen out-of-character-mäßigen Lachkrampf kriegen würde), grübeln lieber Möglichkeiten des gemeinsamen Selbstmords aus („out with sixteen or dead in the scene“, ist ihr Pakt-Motto, also grob übersetzt lieber mit 16 selber den Abgang machen als den Rest des Lebens in tödlicher Langeweile verbringen). Ginger nimmt die Angelegenheit mit dem Selbstmordpakt (sozusagen the virgin suicides, hehe) allerdings etwas ernster als Brigitte, sie trainiert nämlich schon mal den Pulsaderschnitt, aber: „Pulsadern sind für Mädchen, ich schneid mir lieber die Kehle durch“ (tja, Ginger bildet sich ein, an ihr wäre ein Kerl verlorengegangen. Aber für sowas gibt´s heutzutage doch Lösungen…).

Unsere beiden Teenies haben ein morbides Hobby, das Arrangieren von blutigen Todesszenen, die sie fotografisch festhalten (und einige der recht einfallsreichen Methoden werden uns unter den Titeln serviert) – nun gut, jeder hat sein Hobby, aber daß die beiden ihr gesammelten Werke als Schulprojekt „Das Leben in Bailey Dawns“ einreichen, mag zugegeben ein gesellschaftspolitisches Statement sein und ihre Klassenkameraden durchaus begeistern, findet aber nicht das Wohlgefallen von Lehrer Mr. Wayne, der sich „angeekelt“ fühlt (kein Kunstverständnis, der Herr). Zu den weiteren Hobbies der (selbstverständlich) offiziellen Schul-Outsider und „Freaks“ gehört das Improvisieren von Nachrufen auf ihre sozial erfolgreicheren Schulkameradinnen, wie z.B. Trina Sinclair. Die Abneigung beruht durchaus auf Gegenseitigkeit, wie sich im schulsportlichen Feldhockey-Match (bei dem die Fitzgerald-Sisters ebenfalls in getreuer Tradition als letzte ins Team gewählt werden) zeigt, in dem Trina an Brigitte einen mustergültigen Crosscheck verübt – wenig appetitlicherweise landet Brigitte aber face first in den Innereien eines (mitten auf dem Spielfeld? Und das merkt keiner?) geparkten toten Köters. Ginger wäre durchaus willens, blutige Rache zu üben: „Wenn du willst, töte ich sie für dich!“ „Auch mit Folter?“ erkundigt sich Brigitte.

Aber auch für Trina läuft nicht alles wie geschmiert, sie hätte nämlich durchaus gern ein Äffärchen oder zwei mit Sam, dem örtlichen Drogendealer (Hasch aus Eigenanbau – hat seine Vorteile, wenn man als Gärtner in´nem Treibhaus arbeitet), nur ist Sam nicht interessiert. Und erstaunlicherweise (denn dank dem eher abseitigen Klamottengeschmack der Fitz-Sisters kann man bestenfalls ahnen, ob sich hinter der weithin sichtbaren „Ihr-könnt-mich-alle-mal“-Fassade ein attraktives Mädel versteckt) hat auch Ginger einen Verehrer, einen gewissen Jason.

Fehlt zum Glück nur noch das zerrüttete Elternhaus. Check. Mama Pam, eh leicht durchgeknallt, und Paps Henry verbindet außer dem Trauschein nichts mehr. Ginger leidet unter Rückenschmerzen und mehr oder weniger geschicktes Ausfragen seitens ihrer Mutter führt zur Hypothese, daß endlich (mit satter dreijähriger Verspätung) die Natur ihren Lauf nimmt und die Menstruation einsetzt (ein angewiderter Paps: „Ich ESSE gerade!“). Ginger, die sich wie die ebenfalls bislang noch diesbezüglich noch unbehelligte Brigitte bereits auf ein zufriedenes Leben der Geschlechtslosigkeit eingestellt hat, mag davon nix wissen. Vielmehr macht man sich daran, einen Rache-an-Trina-Plan in die Tat umzusetzen: der Plan ist, Trinas kleinen Kuschelköter zu entführen und mit den noch von den Todes-Projekten übriggebliebenen falschen Gedärmen and stuff eine neue Biest-Attacke zu simulieren. Ein auf dem Weg (genauer: auf einem Spielplatz, wie eklig) gefundener weiterer Hundekadaver soll zunächst wg. größerem Realismus mitgenommen werden, erweist sich aber als nicht transportabel, da in Einzelteilen. Was unsere beiden Hundenapperinnen-in-spe allerdings nicht kombinieren ist, daß der Hundekiller vielleicht noch im Gebüsch lauern könnte. Und genau das tut er auch und, wer hätte es gedacht, wenn kein Köter greifbar ist, tut´s auch ein Teenage-Mädchen oder zwei als Beute. Böse growlend attackiert das Wasauchimmer Ginger und zerrt sie in die Büsche und macht sich mit Zähnen und Klauen an ihr zu schaffen. Brigitte kloppt auf die Kreatur ein und den beiden Girls gelingt mit Müh und Not die Flucht auf die nächste Straße, wo das verfolgende Etwas (ach, wir sind ja unter uns, ich kann´s Euch sagen, der Werwolf) von Sams Kleinbus wenig waidgerecht, aber dafür effektiv, zerfetzt wird. Die Fitz-Schwestern retten sich nach Hause, wo die überraschende Feststellung getroffen wird, daß Gingers zahlreiche und tiefe blutende Wunden bereits am Heilen sind… und Brigitte hat sogar ein verwackeltes und unscharfes Polaroid des Untiers geschossen.

Am nächsten Tag sieht sich Ginger zu ihrem bitter disgust gezwungen, Tampons zu kaufen und wird weiterhin von Krämpfen geplagt („erwähne nie die Worte ´nur´ und ´Krämpfe´ in einem Satz!“; meine Ex war allerdings immer der Ansicht, 99 % ihrer Geschlechtsgenossinnen wären hinsichtlich PMS Weicheier). „Du benimmst dich wie ein Mädchen,“ beleidigt Brigitte ihre leidende Schwester. Jason, der eine günstige Gelegenheit für einen Annäherungsversuch wittert, empfiehlt als bestes Mittel gegen Regelschmerzen (Experte auf dem Gebiet aus eigener Erfahrung, wa?) einen gepflegten Joint und, zu Brigittes absoluter Überraschung, Ginger läßt sich darauf ein und schmaucht in Sams Van (genau DEM, jawoll) eine ordentliche Tüte durch („Tut´s noch weh?“ „Ja, aber jetzt ist es mir egal!“ Tja, so wirken Drogen!). Brigitte fragt Sam aus, was er denn glaubt, überfahren zu haben. „Einen Lykanthropen“, grinst er, in typisch (und meist berechtigter, hehe) männlicher Arroganz, aber Brigitte kennt ihre Fachbegriffe: „Siehst du öfter Werwölfe hier?“ Sam entzieht sich einer Antwort, denn er muß erst Jason und die anderen Kiffer aus seinem Van schmeißen. Trina findet sich für ein paar bös gemeinte Beleidigung samt ihrem Wuff ein – der Köter bellt Ginger an und kassiert dafür eins auf die Schnauze.

Brigitte gefallen die sich andeutenden Verhaltensänderungen ihrer Schwester gar nicht und als eine Inspektion von Gingerse Wunden ergibt, daß diese a) bereits vernarbt und b) eher unnatürlichen Haarwuchs zeigen, spekuliert Brigitte schon mal in die Richtung „du wurdest bei Vollmond gebissen“ – Ginger hält das erstens für Blödsinn und zweitens für ein momentan sekundäres Problem, weil ihre erste Regelblutung einsetzt (zwar in der Schule, aber wenigstens nicht in der Dusche… da weiß man ja aus Carrie, daß das nicht gut ist). Die Schulschwester beruhigt aber – alles ganz normal, auch wenn´s zähflüssig und sirupartig ist (bääh, eklig) und daß einem da ein paar Haare wachsen (vermutlich aber nicht an den Stellen, um die es Ginger und Brigitte geht) ist auch absolut im grünen Bereich…

Jedenfalls möchte Ginger die Misere innerfamiliär geheimhalten – ihre vollgebluteten Unterhöschen dann allerdings kommentarlos in den Wäschekorb zu packen, ist in Sachen Geheimhaltung aber wohl nicht die allercleverste Idee. Mama findet die Bescherung und ist – was ich nun und ganz speziell im heutigen Nordamerika für ziemlich, eh, ungewöhnlich halte – vollkommen aus dem Häuschen, und zwar vor Begeisterung… flugs ist ein Kuchen gebacken und der peinlich berührten Ginger wird am Familientisch zur Frauwerdung gratuliert (also, ohne jetzt speziell jemals Mädchen gewesen zu sein, ich glaub, das wär mir auch ein wenig peinlich). Ginger verdächtigt die in dieser Hinsicht (und noch in jeder anderen auch, hehe) unschuldige Brigitte des bösen Verrats. Brigitte kontert: „Du nimmst Drogen mit JUNGS (angesichts ihrer hier nachvollzogenen Betonung verstehen wir, was nach Brigittes Ansicht das schlimmere davon ist). Mit dir stimmt was nicht!“ Ja, die einst fast symbiontisch verbundenen Schwestern entfremden sich zunehmenderweise.

Nun, zunächst einmal scheint bei Ginger der Sexualtrieb gesteigert bzw. erwacht zu sein, denn auf einmal schwingt sie sich in (vergleichsweise) aufreizende Klamotten und legt Jason mitten auf´m Hockeyfeld zu einer kleinen Kußeinlage aufs Kreuz. Sam hingegen kontaktiert Brigitte, denn er hat das von ihr leichtsinnigerweise verlorene Polaroid-Bild des Monsters gefunden und stellt durchaus die richtigen Zusammenhänge her. Brigitte allerdings blockt den Hobbydealer allerdings ab und kalkuliert lieber auf dem Kalender die Tage bis zu Gingers nächster Periode – und ganz vorwitzig lüpft sie eines Nachts das Höschen der schlafenden Schwester und entdeckt — Ginger wächst ein Schwanz! (Und, eh, um jegliche Mißverständnisse auszuräumen… Schwanz im Sinne von „am Tier hinten dran“ und nicht, öh, anders)

Da Sam offensichtlich Fachmann in Sachen Werwölfe ist, vertraut Brigitte sich ihm an, mit dem kleinen, aber feinen Schlenker von der Wahrheit, sie selbst sei von dem fiesen Lon-Chaney-Imitator angeknabbert worden. Etwas peinlich wäre mir als Möchtegern-Goth aber schon, wenn ich mir von Sam erzählen lassen müßte, daß Silber gegen Werwölfe helfen soll (ok, ok, Goths sind ja wohl mehr Vampir-Spezialisten, aber das gehört doch schon zur Allgemeinbildung, odda?) – hilfsbereit schenkt er ihr einen silbernen Ohrring („soll das Blut reinigen“ – sowas gehört als Werbung auf die Rückseite eines Lore-Romans, gleich neben Bauchweg-Trainern, Schwedensexheftchen und Kupferarmbändern).

Ginger will von ihrer Schwester nix mehr wissen und geht lieber mit Jason aus – Mama findet das ganz normal (also, die Mutti ist echt liberal eingestellt) und strahlt Brigitte an: „Deine Zeit wird auch noch kommen“ (die meisten Mütter, die ich kenne, würden ihren Töchtern im Alter von 15 am liebsten unaufmachbare Keuschheitsgürtel umbinden…). Jason erlebt dieweil sein blaues Wunder, denn anstelle die Tussi gemütlich flachzulegen, artet die Rücksitzknutscherei in eine Vergewaltigung mit vertauschten Rollen aus. Als Ginger später blutüberströmt und etwas zerknirscht nach Hause kommt und von der „Lust zu Zerfetzen“ faselt, befürchtet Brigitte (wie auch der Zuschauer) das schlimmste für Jason, aber Ginger kann zumindest halbwegs beruhigen – der ist noch ganz, dafür mußte Nachbarsköter Norman dran glauben… und das ganze mit dem Sex fand sie eher enttäuschend: „Er ist irgendwann mal fertig und du denkst ´oh´“ – Enthusiasmus pur… Immerhin ist sich nun auch Ginger klar, daß ihre neuen Verhaltensmuster nicht nur ein Ausdruck von PMS sind, sondern an der Werwolfgeschichte doch was dran sein könnte und so läßt sie sich auf ein improvisiertes (und sicher unter besten hygienischen Verhältnissen von einer gelernten Fachkraft wie Brigitte ausgeführtes) Silber-Piercing ein (aber kein Intim-, sondern nur Nabel-Piercing) – ouch!

Nun, Lebbe gehd weida, auch wenn man tricksen muß – wie z.B. den schicken Schwanz mit Gummiband am Bein festbinden, damit er beim Sport nicht auffällt… Jason trägt seine Kratz- und Beißspuren stolz wie Oskar bei seinen Kumpels als Trophäen spazieren und Ginger ist immer noch aggressiv bis in die Haarspitzen. Als Trina auf dem Hockeyfeld Brigitte anmacht, weil Sam sie angesprochen hat (eifersüchte Husche, diese Trine, wa), stürzt sich Ginger mit gespreizten Krallen auf sie, was ihr einen strengen Verweis einbringt. Jason stellt fest, warum gar kein Sex manchmal der bessere safer sex ist und pinkelt Blut ins Urinal – da er offenbar aber nicht gut zielt und auch seine Hose bekleckert, kann Brigitte sich zusammenreimen, daß Ginger ihn angesteckt hat, und zwar nicht nur mit´m Tripper vonne Stange, sondern dem Werwolf-Virus – Kommentar Ginger: „Ups!“

Da die Silbernabelkur sichtlich nicht anschlägt (vielleicht solltet ihr auch länger warten als ein paar Stunden…), wird Sam erneut konsultiert. Auch wenn Ginger mitgeht, bleibt die Tarnung vorläufig aufrecht erhalten. Sam hat sich in die Materie eingelesen (scheint nix besseres zu tun zu haben, der Kerl) und durch einen Abgleich von Werwolfsmythen, Volksglauben und homöopathischen Lehrbüchern herausgefunden, daß die Pflanze Eisenhut ein wirksames Mittel sein soll. Ginger hält Sams Hilfsbereitschaft für einen unzureichend getarnten Anbaggerversuch: „Der will dich doch nur flachlegen.“

Ginger ruiniert im heimischen Bad einen Ladyshave nach dem anderen und bemerkt, daß ihr eine Art Kralle aus dem Fuß wächst – das darf Mamachen natürlich nicht sehen, als die ohne anzuklopfen (dz-dz) das Bad stürmt… „An dir ist nichs, was ich nicht schon gesehen hätte,“ lächelt Muttchen, aber da ist sich Ginger nicht ganz so sicher… Brigitte hat dieweil Ärger – Trina keift sie an, nicht nur, daß sie ihr Sam ausspanne, nein, Ginger habe auch noch ihren Köter entführt und möge selbigen doch bitte umgehend wieder rausrücken. Kommt gar nicht in Frage – statt dessen springt Ginger Trina an und packt sie am Kragen, Mord im Sinn. Brigitte versucht die Lage zu beruhigen, aber Trina braucht keine fremde Hilfe, um sich umbringen zu lassen, rutscht auf verschütteter Milch aus und knackt sich beim Hinfallen den Schädel am stabilen Tisch. Dumm gelaufen – Brigitte und Ginger haben eine Leiche am Hals und die Eltern fast schon wieder im Haus. Den einfallsreichen Schwestern gelingt es gerade eben noch so, die Leiche in die Tiefkühltruhe zu packen und das angerichtete blutige Chaos als eine ihrer Todestrockenübungen zu verkaufen – und den gezielten mütterlichen Blick in den Deep Freezer verhindert Brigitte durch beherztes Bitten um eine Aufklärungslektion: „Was wollen Jungs eigentlich?“ Mama, being a bit weird in that matter, wie wir wissen, ist gerade zu entzückt, diesbezüglich Butter bei de Fische zu geben. In der Nacht verbuddeln die Schwestern die tiefgefrorene Trina unter dem Gartenschuppen, vergessen aber ein paar ungeschickterweise abgebrochene Finger. Zumindest Brigitte ist schlau genug, festzustellen, daß Ginger nach Möglichkeit nicht mehr unter die Leute sollte – „wir finden heraus, was mit dir los ist und hauen ab!“ (toller Plan).

Während Trina offiziell als vermißt gilt und Ginger die Schule schwänzt, wird Brigitte eben da von einem nicht wirklich gut aussehenden Jason angegangen – der findet das nämlich nicht wirklich lustig, daß auch ihm ein Schwanz wächst (zwei Schwänze – ist doch der Traum jedes Kerls…) und er aus purer Blutlust seinen eigenen Hund zerfleischt hat (zum Glück scheint´s in der Stadt genügend Kläffer zu geben) – er hat sich ausgerechnet, daß das irgendwas mit Ginger zu tun haben muß und verlangt Antworten. Der Hausmeister rettet Brigitte aus dieser Bredouille. Mama hat die Schulschwänzerei herausgefunden und stellt Ginger zur Rede, natürlich ohne brauchbare Resultate zu erzielen. Brigitte rät sie, doch endlich etwas eigenständiger zu werden und nicht nur ständig mit der Schwester rumzuhängen. Ginger flüchtet sich ins Badezimmer und versucht in ihrer Verzweiflung, sich den Schwanz abzuschneiden (aua) – außerdem entwickelt sie langsam, aber sicher Reißzähne.

Halloween… (warum ist´s in Horrorfilmen eigentlich immer Halloween? Kann´s nicht mal Labour Day oder Martin-Luther-King-Day sein?) Brigitte sperrt ihre Schwester ins Bad ein und eilt mit auf dem heimatlichen Eßtisch gefundenem Eisenhut zu Sam, der, being Gras-Anbauer and stuff folgerichtigerweise 1-A-Biologe und -Chemiker, daraus in Windeseile eine Anti-Werwolf-Lotion mixt und auf eine Spritze abfüllt – er weist auf die Risiken und Nebenwirkungen hin (dabei ist er weder Arzt oder Apotheker… tsk) und hat sich auch zusammengereimt, daß der ganze Krempel für Ginger gedacht ist: „Du mußt dazu bereit sein, sie notfalls zu töten!“ – indes demoliert Ginger unter vollstem (und blutigem) Körpereinsatz das Badezimmer und büxt aus, um in die Schule zu gehen und Jason zu suchen – allerdings wird sie umgehend zu Mr. Wayne ins Büro zitiert. Jason findet allerdings Brigitte auf dem Heimweg, wie er sich mangels zerfleischbarer Hunde über ein als Plüschtier verkleidetes Kind hermacht – Brigitte ist ihm als Opfer allerdings lieber und so kommt es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf sie sich genötigt sieht, ihm die Spritze in den Hals zu rammen, mit bewundernswert raschem Effekt. Etwas verwirrt, aber ansonsten eindeutig unwerwölfig, macht sich Jason keine fünf Sekunden nach der Injektion (aber immer noch mit der Spritze im Hals steckend) friedlich auf den Heimweg (uff, wenn das keine Blitzheilung ist!).

Brigitte kommt in der Schule an und wird ebenfalls sofort aufgefordert, sich in Waynes Büro einzufinden – dort aber erwartet sie Ginger – Wayne ist zwar auch anwesend, aber nur noch im postmortal-ausgeblutetem Zustand, ziemliche Schweinerei. Während Mama und Papa im Garten ein paar Finger finden, sie aber für Überbleibsel der Todesspiele halten und eher respektlos in Tupperware und den Kühlschrank packen, versuchen die Schwestern, die üble Lage auszusitzen, zumindest, bis niemand mehr sich im Schulgebäude aufhält, um dann unauffällig die Sauerei aufzuwischen. Brigitte macht sich auf die Suche nach Putzmittel und Scheuerlappen, während Ginger im blutbesudelten Office warten soll. Der alte Hausmeister begeht Selbstmord, indem er ebenjenes zu putzen beabsichtigt – als Brigitte dies mitbekommt, ist sie auf ihr mordlüsternes Schwesterchen, das offensichtlich Gefallen am blutigen Handwerk findet, stinkig: „Fahr zur Hölle!“ Gingers Ausrede, daß das Töten für sie eine Art orgiastische Erfahrung ist, zieht bei Brigitte nicht und anstecken lassen („dann ist wieder alles so wie früher“) mag sie sich auch nicht. „Ich wäre für dich gestorben,“ gibt sich Ginger beleidigt, aber die kleene Schwester hat die große mittlerweile durchschaut: „Nein, du wärst mit mir gestorben, weil du nichts besseres zu tun hattest!“ Tja, das Tischtuch scheint zerschnitten und so gibt Ginger Brigitte nur noch ein herzliches „Fuck you“ und den Hinweis, daß sie jetzt zur Halloween-Fete in Sams Gewächshaus gehen und ihm einen schönen Gruß bestellen werde. Im Gartenhäuschen findet Mama Trinas Leiche (so tief verbuddelt war sie auch grade nicht), schwingt sich ins Auto und pickt prompt Brigitte auf.

Ginger, deren Verwandlung in eine hundeähnliche Kreatur munter vonstatten geht (zur Zeit sieht sie ein bissl so aus wie ein Sleepwalker), pflügt sich durchs Partyvolk und pickt sich Sam aus, um ihm unbürokratisch an die Wäsche zu gehen; indessen überrascht uns Psycho Mom once more – okay, ihre Juniorinnen haben jemanden umgebracht, das ist zwar schrecklich, aber „ihr seid meine kleinen Babies“ (argh), und „niemand wird euch mir wegnehmen“. Demzufolge will Mama gleich am nächsten Morgen die Hütte anzünden und mit den Töchtern irgendwo (und, als netter Begleiteffekt, ohne Männe) ein neues Leben anfangen. Dafür muß jedoch erst Ginger gefunden werden. Sam bringt zwischenzeitlich all seine Willenskraft auf und schubst Ginger von sich runter (mein Held!) – Brigitte platzt rein und überrascht Freund und Feind mit der Vorgehensweise, Ginger die Hand aufzuschnippeln und sich mit ihrem Blut selbst zu infizieren: „Jetzt bin ich wie du!“ Sam versteht Bahnhof, als die Schwestern Hand in Hand das Weite suchen (während Mama, des Wartens müde, nun selbst die Party inspiziert und sich fürderhin aus der Handlung verabschiedet). Daher lauert er den Mädels mit einem Spaten auf und drischt selbigen gegen Gingers Rübe, die zwar dran bleibt, aber die Werwölfin einstweilen auf Eis legt. Brigitte klärt ein Mistverständnis auf – der riskante Weg der Selbstinfektion sei der einzige Weg gewesen, Ginger vorübergehend zu beruhigen und nach Hause zu lotsen, wo noch mehr Eisenhut vorhanden sei. Naja, geht ja auch so – Ginger wird in den Van gepackt und zum Fitzgerald-Heim gekarrt – unterwegs nimmt die Metamorphose allerdings ihren Lauf, Ginger entgleisen nicht nur die Gesichtszüge, sie wird im Wortsinne zum Tier und bricht, kaum in der heimatlichen Garage angekommen, aus und versteckt sich irgendwo im Haus. Unsere beiden Heroen Brigitte und Sam müssen, der Gefahr des Werewolf-on-the-loose zum Trotz, unter unvorteilhaften hygienischen Bedingungen (und natürlich der ständigen Possibility, daß Ginger ihnen ins Genick oder sonstwohin beißt) die Werwolfheilformel zusammenbrauen. Sam unterbreitet den irgendwie durchaus verständlichen Vorschlag, Ginger Ginger sein zu lassen, das Werwolf-Ex nur Brigitte zu injizieren und dann schleunigst die Flucht anzutreten, aber Brigitte weist dies Ansinnen energisch zurück. Immerhin kann er ihr das Zugeständnis abringen, bei der Ginger-Kurierung mithelfen zu dürfen, indem er sie zu Brigitte mit der Spritze lockt. Gelingt besser, als es Sam lieb wäre, denn Ginger packt ihn sich und schleift ihn, unter Hinterlassung einer unübersehbaren Blutspur, in den Keller.

Brigitte, selbst schon dabei, gewisse körperliche Änderungen zu erfahren, folgt, hat auf der Treppe einen kleinen Zusammenbruch und verliert die Spritze. Bemühungen, diese sich wieder anzueignen, werden (dooferweise) zurückgestellt, als sie den nicht toten, aber auch nicht mehr so wirklich lebendigen Sam blutüberströmt an einer Wand lehnen sieht, dahinter lauert die Kreatur, in die Ginger sich mittlerweile verwandelt hat. Im Versuch, den Werwolf zu beruhigen, hockt sich Brigitte neben Sam und trinkt dessen Blut (nach dem Motto „wir sind im gleichen Team“), aber es schmeckt nicht – KOTZ! Ginger mag diese Kritik an ihrem Speiseplan nicht akzeptieren, bringt Sam ganz um und stürzt sich auf ihre Schwester. Brigitte entwindet sich den Zudringlichkeiten, erobert die Spritze zurück und flüchtet durch eine Papp-Trennwand ins Schwestern-Schlafzimmer, wo sie sich mit einem Messer bewaffnet und zu verbarrikadieren sucht, aber sichtlich einen Zugang übersieht, jedenfalls steht Werginger in Lebensgröße vor ihr und stürzt sich auf sie. Gemeinsam stürzen die beiden auf eins der Betten, aber Brigitte hat dem Monster das Messer in die Wampe gerammt…

Nachdem ihr Blick über die an die Wand gepinnten Fotos glücklicher gemeinsamer Todesfantasien-Zeiten streift, legt sich Brigitte zum seinen letzten Odem röchelnden Werwolf und weint…

Ja, doch, das war nett… ich würde jetzt nicht soweit gehen und behaupten, daß man Ginger Snaps umgehend neben den anderen großen Klassikern modernen Horrors wie Texas Chainsaw Massacre oder Dawn of the Dead umgehend im Museum of Modern Arts einlagern müßte, aber im Vergleich zu dem, was man üblicherweise heutzutage an Low-Budget-Horrorgrütze (und auch Ginger Snaps kommt mit einem vergleichsweise sparsamen 5-Mio-Dollar-Budget aus) vorgesetzt bekommt, ist der Film doch der bewußte „breath of fresh air“, um nicht zu sagen, der erste vernünftige Werwolffilm seit den beiden oben genannten modernen Semi-Klassikern.

Das schöne an Ginger Snaps ist, daß er, wie die meisten wirklich intelligenten Filme, so oder so interpretierbar ist – gut, daß der Streifen eine schon fast unzureichend getarnte Allegorie auf das Thema erwachende weibliche Sexualität ist (siehe Carrie), das durchschaut der sprichwörtliche Blinde mit´m Krückstock (ein paar kleine Seitenhiebe in Richtung AIDS bzw. Safer Sex/Verhütung eingeschlossen), aber man kann den Film entweder als einen solche mit einem starken feministischen Standpunkt sehen oder als das krasse Gegenteil, ganz nach Gusto des Betrachters (denn sind wir mal ehrlich, mal abgesehen von den Klienten der 0190-RUF-MICH-AN-Lines, haben wir Kerle doch vor einem wirklich Schiss: Mädels, die uns beim Sex sagen, wo´s lang geht…). Während der Filmverlauf selbst eher zu suggerieren scheint, daß man vor sexuell aktiven Frauen durchaus Angst haben sollte und dies eher negativ belegt wird, so kann das Ende als Beleg für die pro-feministische Auslegung, äh, ausgelegt werden (ist Brigittes Trauer über Gingers vermeintlichen Tod auch Ausdruck der Trauer über die verlorene sexuelle Freiheit? Mei, ich psychologisiere schon wieder munter ins Blaue hinein und ich wollte das doch eigentlich nach Crash nie wieder tun…). Wie gesagt – ist schon mal positiv, wenn man nach einem Horrorfilm auch mal wieder ans Nachdenken kommt (und, um dem Genre nicht zu viel Schande zu bereiten – es ist erfreulich, daß in letzter Zeit wieder mehr intelligente fantastische Filme erscheinen… May und Donnie_Darko sind hier natürlich an allererster Stelle zu nennen). Gerade mit dem soeben zitierten May hat Ginger Snaps doch einige Übereinstimmungen – in beiden Filmen sind die Protagonistinnen gesellschaftliche Außenseiterinnen, die bis zum Einsetzen der Handlung in mehr oder minder selbstauferlegter sexueller Enthaltsamkeit gelebt haben und die durch äußere Einflüsse die Kontrolle über ihren Geschlechtstrieb verlieren – es dürfte ja ziemlich klar sein, daß Gingers mörderische Aktivitäten Sexersatz darstellen.

Okay, verdammt, ich will nicht wieder in eine philosophisch-psychologische Fallstudie abgleiten – sufficient to say, Ginger Snaps funktioniert auf dieser Ebene recht gut – die Symbolik ist zwar relativ leicht durchschaubar, aber effektiv. Was nicht heißt, daß der Film nicht auch seine Schwächen hätte, auch im Drehbuch. Während die Story zwar einigermaßen in sich logisch voranrollt, kann ich dem Script ein paar Macken nicht verzeihen: die größte Macke der Story ist zweifellos Sam – nicht nur, daß seine Attraktion zu Brigitte (die ersichtlich nicht nur allein auf der Werwolf-Geschichte basiert) relativ motivationslos ist (ein halbseiden von einer erregten Trina ausgespuckter Satz, wonach Sam ständig scharf auf Jungfrauen sei, wird von mir diesbezüglich nicht weiter ernstgenommen) und er der Welt leichtsinnigster Hanf-Anbauer ist (seine Pflanzen stehen im Gewächshaus, in dem er arbeitet, hinter einem Vorhang versteckt… das ist Security vom Feinsten), daß der Typ so kritiklos die ganze Werwolf-Plotte schluckt und sich darüber hinaus als größerer Experte in Sachen Werwolf-Kurierung entpuppt, seit Lon Chaney erstmals im Fellkostüm eine Mauer hochgekraxelt ist, kommt ein wenig unglaubwürdig daher (wenn man dem Kerl wenigstens ein wenig Background auf den Weg gegeben hätte, daß er sich als Horrorfan oder sonst irgendwas für den Krempel interessiert… aber der Gärtner als Fachmann für Werwölfe? That, pardon the pun, bites). Daß die Wunderkur innerhalb von fünf Sekunden anschlägt, stößt mir auch ein wenig bitter auf – so´n homöopathisches Mittelchen hätte ich bitte gegen die gewöhnliche Erkältung (so schnell kann sich der Krempel ja nicht mal mit Lichtgeschwindigkeit im Blutkreislauf verbreiten… ein bissl mehr medizinische Genauigkeit wäre mir da, wenn man den Werwolf-Mythos schon auf ein Krankheitsbild, eine Virusinfektion reduziert, lieb gewesen). Schlampig geht das Script auch mit den Eltern der Schwestern um – den Paps hätte man sowieso problemlos aus dem Film schneiden können, da er zur Sache nichts beiträgt und die Mutter (über die ich mich allerdings köstlich amüsieren könnte, ihre helle Begeisterung über das sexuelle Erwachen ihrer Töchter ist einfach herzig) läßt man rechtzeitig vor dem Showdown einfach so auf der Party stehen (grad wollte sie noch ihr Haus anzünden, um ihre Kinder zu schützen, und dann ist sie schon aus der Handlung verschwunden? There better is a deleted scene on the canadian DVD, or else…).

Das mag sich jetzt ein wenig verbittert angehört haben, aber es sind eigentlich kleinere Beckmessereien – größtenteils überzeugt vermag die Story überzeugen, der Spannungsaufbau und die Atmosphäre des Streifens (auch wenn manchmal ein wenig zu stark an Carrie erinnernd) sind gelungen. Regisseur John Fawcett bedient sich eines durchaus modernen Inszenierungsstils, d.h. in den actionhaltigeren Passagen wird mit kurzen, hektischen Schnitten gearbeitet und generell wirkt die sehr angenehme Kameraarbeit ein wenig weichgezeichnet – das paßt einfach zur fast traumwandlerischen Atmosphäre des Streifens; aber, und das ist bei einem Horrorfilm ja immer noch das wichtigste und wird, den Post-Scream-Trends sei „dank“ heute oft vernachlässigt, Fawcett vergißt nicht, die Essenz eines HORROR- (im Vergleich zu Grusel-) Films einzusetzen: Eimerweise Blut!

Yeah, that´s right, kinnings, in diesem Film fließt Blut in Strömen, die ich in diesen Ausmaßen in einem vergleichsweise mainstream-orientierten Horrorfilm schon lang nicht mehr gesehen habe. Auch wenn der Streifen sich bemüht, realtiv wenig tatsächliche Gewalt zu zeigen, ist er doch alles andere als zimperlich – es gibt einiges an Gore (auch wenn´s meistens Hunde-Gore ist), die erwähnnten Badewannen Kunstbluts, aufgerissene Wunden, und das alles in technisch tadelloser Ausführung – eine der blutigeren Angelegenheiten… die Creature FX können damit nicht ganz mithalten: während die erste Werwolfs-Kreatur (die, die Ginger anfällt) noch vergleichsweise dezent eingesetzt wird, ist die verwolfte Ginger ausgesprochen ausführlich in Szene gesetzt und – mir gefällt sie nicht; weder das Creature Design selbst noch die Animation desselben (CGI ist´s wohl nicht, sondern m.E. Animatronic; lasse mich aber gern korrigieren) – das Viech wirkt einerseits nicht bedrohlich genug (mehr wie ein simpler tollwütiger Hund), andererseits nicht „echt“ genug (vor allem die Schnauze). Das trübt den sonst so positiven Eindruck schon ein wenig – es hätte sich hier meiner Meinung nach angeboten, die Kreatur etwas weniger im Bild zu zeigen, etwas mehr auf Suspense zu setzen oder schlicht durch kreatives Editing dieses Manko auszugleichen.

Zu erwähnen wäre noch der Soundtrack – während ich an den Score schon jetzt keine besondere Erinnerung habe, so wird man doch auch mit einigem an Metallischem beglückt – den Soundtrack zieren Songs von Machine Head, Fear Factory und Soulfly, so daß es nicht verwunderlich ist, daß das offizielle Soundtrackalbum ausgerechnet bei den guten alten Metalheadz von Roadrunner Records erschienen ist…

Wollen wir noch zu den Darstellern kommen: Emily Perkins ist ausgezeichnet als Brigitte – eine angenehme Darstellung, glaubhaft, in den passenden Momenten zurückhaltend oder energiegeladen. Eigentlich erstaunlich, daß Perkins, die schon 1990 positiv in der monumentalen Stephen-King-Verfilmung It als kleine „Bev“ auffiel, bislang keine größere Karriere gemacht hat – es laufen erheblich untalentiertere Nasen herum und machen Major-Filme und ihre einzige Rolle in einem GROSSEN Film war die eines „Girl at Funeral“ bei Insomnia. Das Leben ist nicht immer fair – ich hoffe, sie wird nach der Mitwirkung in den erwähnten Fortsetzungen von Ginger Snaps nicht auf solche Rollen festgelegt, die Frau hat mehr drauf…

Katherine Isabelle (Ginger) ist Horror-Spezialistin (und lustigerweise fünf Jahre jünger als Perkins, deren große Schwester sie hier spielt) und war u.a. in Disturbing Behaviour, Bones, Carrie (an der Seite von „May“ Angela Bettis) und Freddy vs. Jason zu sehen (und in Titanic!). Isabelle wirkt für mich als „Schlampe“ etwas überzeugender als anfänglich als Pseudo-Goth-Girl, macht ihre Sache aber alles in allem auch sehr gut.

Kris Lemche (Sam) hat das Problem, mit der unausgereiftesten Rollengestalt zurecht kommen zu müssen – sein Sam hat keinen Background, keine rechte Motivation und will sich daher nicht so recht in den Film einfügen; das wirkt manchmal so, als habe man seitens der Autoren eher krampfhaft versucht, noch einen männlichen Protagonisten einzufügen, ohne ihn richtig ins Script einzupassen. Lemche, dessen größte cineastische Ruhmestat bislang eine Nebenrolle in eXistenZ darstellen dürfte, müht sich redlich, findet aber m.E. nie so richtig in den Film.

Hach, Mimi Rogers. Herrlich, was sie hier bietet – mit dem wunderbar schrägen Charakter und einem Hauch Selbstironie schafft der Star früherer Jahre (Gung Ho, Wedlock, Lost in Space) eine der amüsantesten Nebenrollen-Darstellungen der letzten Zeit – schade, daß das Script ihr keinen wirklichen Rollenabschluß ermöglicht – hätte gern mehr von ihr gesehen. Jesse Moss (Jason, Soul Survivor, Sprecher in Mummies Alive) und Danielle Hampton (Trina) erledigen ihre Aufgaben recht souverän, besonders Hampton.

Die Concorde-DVD aus Allemania bietet Licht und Schatten – das Licht ist zweifellos die ausgezeichnete Bildqualität des anamorphen 1.78:1-Transfers, der in so ziemlich jeder Hinsicht überzeugt (Kantenschärfe, Auflösung, Farben, Kontraste) sowie der hervorragende englische 5.1-Dolby-Track (da hab ich mir jegliche andere Sprachfassung erspart), leider mit Zwangsuntertiteln. Der Schatten besteht in der fehlenden Dreingabe von Bonusmaterial, das über den US-Kinotrailer hinausgeht – dabei hat die kanadische DVD davon einen ganzen Haufen zu bieten, zwei Audiokommentare, Making-of und deleted scenes. Braucht man dem dummen deutschen DVD-Konsumenten ja nicht mitzuliefern, schade, Concorde. Allerdings schlägt diese RC2 die US-DVD um Längen, denn die hat nicht nur keine Extras, sondern ist darüber hinaus auch nur in Pan&Scan-Vollbild… wer also nicht gleich in Kanada shoppen will, sollte sich mit der deutschen Fassung zufriedengeben.

Fazit: Ginger Snaps ist nicht nur ein erfrischender Werwolf-Film, wie ihn das Subgenre lange mal nötig hatte, sondern auch ein überraschend harter Horrorreißer, der auch bei Splatterfreunden kaum Wünsche offen lassen dürfte – hier wird ausnahmsweise mal wirklich alles geboten: eine über weite Strecken intelligente Story, ausgezeichnetes Schauspiel und viele blutige Effekte – als einziger Schwachpunkt bleiben da einige kleine Quibbles im Script und die nicht so überzeugende Werwolfs-Kreatur – soll mich an dieser Stelle aber nicht davon abhalten, Ginger Snaps dem aufgeschlossenen Horror-Publikum zu empfehlen… (aber dennoch sollte man dem Sequel-Wahn mal Einhalt gebieten).

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


mm
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