Giallo

 
  • Deutscher Titel: Giallo
  • Original-Titel: Giallo
  •  
  • Regie: Dario Argento
  • Land: USA/Italien
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Adrien Brody (Enzo Avolfi), Emmanuelle Seigner (Linda), Elsa Pataky (Celine), Robert Miano (Inspektor Mori), Silvia Spross (russisches Opfer), Byron Deidra (Flavio Volpe/“Yellow“), Daniela Fazzolari (Sophia), Luis Molteni (Sal), Valentina Izumi (Keiko), Nicolo Morselli (Enzo als Junge), Liam Riccardo („Yellow“ als Junge), Giuseppe Lo Console (Metzger)


Vorwort

Turin (das in dem Paralleluniversum dieses Films mal Mailand als italienische Mode-Metropole abgelöst haben muss) – ein Serienkiller treibt sein Unwesen (ach?), abgesehen hat er’s auf junge, hübsche Ausländerinnen und schlimme Dinge treibt er mit ihnen: bevor er sie tötet, verstümmelt und verunstaltet er die Schönheiten auf’s Gröbste. Als Model Celine nach einer Modenschau nicht, wie vorgesehen, in ihrer schicken Wohnung auftaucht, um ihre gerade angekommene Schwester Linda zu bekochen, vermutet Linda – in Unkenntnis der Mordserie, die die Polizei noch unter Verschluss hält – foul play. Da Celine nicht lang genug verschwunden ist, um polizeiliche Ermittlungen zu rechtfertigen, verweist man Linda auf dem kurzen Dienstweg an den eigenbrötlerisch im Keller des Polizeipräsidiums hausenden Inspektor Avolfi, seines Zeichens zuständiger Beamter für die jüngsten Mordtaten. Avolfi versucht Linda zunächst abzuwimmeln, doch bald schon ist er davon überzeugt, dass Celine tatsächlich dem Killer in die Hände gefallen ist. Ist sie auch – Celine darf in des Killers Folterkeller zunächst dabei zukucken, wie er sein vorheriges Opfer, die reizende Japanerin Keiko, langsam und schmerzhaft in die nächste Welt befördert, ehe sie selbst auf des Maestros OP-Tisch Platz nehmen darf. Keiko wird auf dem Hof eines Klosters entsorgt, doch kann sie Avolfi noch eine letzte Botschaft ins Ohr hauchen (die der geistesgegenwärtig auf Diktiergerät mitschneidet). Nach Konsultation eines der japanischen Sprache Mächtigen sind die rätselhaften Worte dechiffriert: „Er ist gelb!“ Das führt Avolfi (der zu Frauenmördern ein besonders gespanntes Verhältnis pflegt, seit er als Knabe miterleben musste, wie ein solcher seine Mutter tranchierte) und Linda, die ungezwungen inzwischen zu seinem offiziellen Sidekick geworden ist (nicht überraschend, da die italienische Polizei abseits Avolfis wie üblich ausschließlich aus Nieten und sonstigen Dilettanten besteht), nach einigen Geistesblitzen tatsächlich auf die Spur des Mörders. Aber werden sie noch rechtzeitig kommen, um Celine zu retten?


Inhalt

Ein neuer FFF-Jahrgang, eine neue Gelegenheit für den Großmeister des italienischen Horror-Kintopps, Signore Dario Argento, im fortgeschrittenen Alter seine Legende weiter zu schänden. Nachdem im Vorjahr „The Third Mother“ schon so toll war, dass selbst die FFF-Veranstalter es vorzogen, den langantizipierten Schlussakt seiner „Mütter“-Trilogie lieber als Trash-Klopper anzukündigen, kehrt Argento nun zu seinen Wurzeln zurück und versucht sich mal wieder an dem Genre, dem er – wenn er sich nicht gerade irgendwelchen schick fotografierten okkulten Schwurbeleien widmete – bevorzugt seinen Stempel aufdrückte – dem Giallo.

„Giallo“ ist ein perfektes Beispiel für das Geisteskind eines Writer/Directors (auch wenn Argento an der Story nur mitgeschrieben hat, als hauptamtlicher Schreiberling fungierte Jim Agnew, bislang nur als Co-Produzent des Schmarrns Soulkeeper aufgefallen, der allerdings die Geschichte speziell für Argento verfasste), der sich in vier Dekaden künstlerischer Tätigkeit kein Jota weiterentwickelt hat. „Giallo“ funktioniert (oder auch nicht) nach den exakt gleichen Schemata, mit denen Argento seit seinen Anfängen („Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ etc.) arbeitet – brutale Frauenmorde in einer italienischen Großstadt, der oder die Ermittler sind Ausländer oder zumindest langjährig im Ausland tätig gewesene Einheimische, d.h. sie gehen gut genug als „Außenseiter“ durch, hanebüchene Motivation des Mörders, und der vollkommene Verzicht auf logische Zusammenhänge. Zu seiner „goldenen Zeit“ konnte Argento die Inhaltsleere (oder, sind wir böswilliger, schlichte Doofheit) seiner Plotten dadurch tarnen, ausgezeichnete Kameraleute, die sein Gespür für visuelle Grandezza teilten, und Komponisten, die dazu in der Lage waren, das Geschehen stimmungsvoll zu unterstüzten, zur Verfügung zu haben. Was dabei rauskommt, wenn man Argento diese Hilfsmittel wegnimmt, sieht man bei „Giallo“.

So ziemlich alles, was „Giallo“ an „Plot“ auffährt, ist dämlich. Ich beschränke mich stichpunktartig auf einige Aspekte, über die man lieber nicht nachdenken sollte (das beinhaltet leider SPOILER, aber, verdammt, erwartet irgendjemand von einem späten Argento noch ernstlich „Überraschungen“?)

– Die Motivation des Killers ist, alles „hübsche“ zu verunstalten, weil er selbst hässlich ist. Sollte es, wenn man dieser „Psychologie“ folgen will, nicht „sinnvoller“ sein, wenn er seine entstellten Opfer lebend „entlässt“, auf dass sie fürderhin wie er selbst unter der Hässlichkeit leiden? Und wieso foltert und tötet er nur Ausländerinnen (klar, nach Drehbuchlogik kann er so seine Mordserie länger geheimhalten, weil es angeblich nicht so auffällt, wenn Touristen und „Gastarbeiter“ reihenweise tot rumliegen… das traut dem Knaller aber erstaunliche „Intelligenz“ zu). – Enzo hat in seinem Büro eine FBI-New-York-Jacke rumhängen, war also wohl mal für diese Organisation tätig. In seinem späteren erklärenden Flashback erläutert er allerdings, dass er nach dem Mord an seiner Mutter nach Amerika ging, dort nicht zurecht kam, noch als Jugendlicher zurückkam, dann zufällig den Mörder seiner Mutter entdeckte, ihn brutal abschlachtete, und dann von Inspektor Mori unter seine Fittiche genommen wurde. Glauben wir erst mal unbesehen, dass ein Polizist wie Mori eine – zwar verständliche – Tat komplett vertuscht (anstatt dem Knaben psychologische Hilfe angedeihen zu lassen) und ihn in den Polizeidienst lotst (!!), so postuliert es, dass Enzo seine Karriere durch die Bank unter Mori verbracht hat. Wann also war er beim FBI? – Wieso arbeitet Enzo als – ofensichtlich eher unbeliebter – Einzelgänger in einem Kellerbüro als EINZIGER VERDAMMTER COP an einer galoppierenden Mordserie? Stellt man da im Allgemeinen nicht Sonderkommissionen zusammen? Es ist – drehbuchgemäß – nicht so, dass Enzo die Arbeit mit einem Partner aus moralischen/melodramatischen Gründen ablehnen würde, es will offenbar nur keiner mit ihm… Aber warum? – Mit welcher Rechtfertigung (außer natürlich der, Schwester des Opfers zu sein) kann Linda sich in die Ermittlungen einschalten, an Enzo anhängen und wird an Tatorte, in Leichenhallen, Archive etc. gelassen, ohne dass irgendjemand auch nur ein sanftes Widerwort einlegt? – Wie zum Geier kommt Linda – nach längeren Überlegungen – darauf, dass Keikos „er ist gelb“-Botschaft sich auf eine Hautverfärbung aufgrund Leberschadens bezieht? Bei „er ist gelb“ würde ich erst mal alle Chinesen der Stadt vorläufig exekutieren… jedenfalls wäre kaputte Leber nicht meine erste Assoziation. – Wenn du ein gemeingefährlicher psychopathischer Killer bist, richte dich in einem verlassenen Gaswerk etc. deiner Stadt ein. Dort kuckt die Polizei nie nach. Nie. NIE! – Der Killer hasst alles „Schöne“. Weswegen hat er dann Tittenhefte und Sex-Mangas in seiner Bude rumliegen? Müssten ihn die nicht anekeln? Schießlich holt er sich zu seinen selbstgemachten Folterfotos einen runter. – Wie kommt Celine (um ihr armseliges Leben zu retten) plötzlich auf die Idee, Linda könnte dem Killer „helfen“ (nachdem dem sein Medikamentennachschub abgeschnitten wurde)? Man muss sich selbst zusammenreimen, dass Linda – offenbar – Stewardess ist und „Yellow“ an Bord eines Fliegers außer Landes schmuggeln soll. Und das hilft ihm inwieweit? Einfacher wäre es, wenn Linda eine Apotheke ausrauben und die Medis klauen würde… – Nachdem Enzo die Wohnung des Killers entdeckt und jede Menge Beweismittel gefunden hat (der Gelbe selbst ist, weil gerade mit Frauenfoltern beschäftigt, aushäusig), alarmiert Linda die Presse. Warum? Wieso? Weshalb? Ich versteh’s nicht.) – Selbstverständlich ist der Killer nicht nur „gelb“, sondern auch ansonsten körperlich entstellt (nicht, dass es vom Drehbuch gedeckt wäre. In einem Flashback in seine schlimme Kindheit sieht er noch ganz ordentlich aus), der „Untermensch“ lässt schön grüßen.

Anhand dieser exemplarischen Auflistung sehen wir uns bestätigt – „Giallo“ ist genauso doof wie die früheren Argento-Giallos (mit dem kleinen Unterschied, dass der Killer-Figur mehr Screentime, mehr Hintergrund eingeräumt wird als im üblichen Giallo. Hier nehmen sich Agnew und Argento ausnahmsweise Anleihen beim typischen Slasher), die Dialoge sind schauderhaft (und dass bis auf Brody und Pataky keine native english-speaker am Werk waren, hilft nicht wirklich weiter), die Story mäandert (ha, endlich bring ich das Wort mal wieder an) vor sich hin, ohne Drive zu entwickeln, weil sich die Foltereinlagen des Killers und die nirgendwohin führenden Ermittlungen (da sich ja nichts entscheidendes tun kann, bis Linda ihren oben erwähnten Geistesblitz hat) sich stupide abwechseln, dann und wann wird, wenn Argento nichts anderes einfällt, ein Flashback in die Vergangenheit Enzos oder des Killers eingefiedelt, die blutigsten Splattereffekte bringt Argento einfallsloserweise in einer Montage (in die Enzo per voice-over Linda über die bereits geschehenen Morde unterrichtet). Inhaltlich bringt „Giallo“ keine einzige neue Idee, nicht mal wirklich originelle Abwandlungen althergebrachter Motive und den einzigen wirklich sitzenden Schock, tja, den versaut Argento nach allen Regeln der Kunst.

(EXTREMSPOILER: Es handelt sich um das Finale. Enzo schubst den Killer mit fatalen Folgen vom Dach, als der gerade Linda Celines Versteck verraten wollte, weil Enzo zu wissen glaubt, wo die Gute verborgen ist. Leider ein Trugschluss. Linda macht Enzo schwere Vorwürfe, er sei selbstsüchtig und auch nicht besser als der Killer – was auch nur ein valider Punkt wäre, gäbe der Film uns ernstlich Hinweise darauf, dass Enzo wirklich verhaltensgestört wäre; selbst sein aufgedröseltes Jugendtrauma berücksichtigt, macht er nicht wirklich den Eindruck eines Soziopathen -, und Enzo stapft leeren Blickes hinfort. Wäre ein echt gutes Ende für einen naja, nicht mal mittelmäßigen Film, aber Argento muss natürlich – vielleicht auf Geheiß der Produzenten, wer weiß das schon – eine Szene drantackern, in der Celine von einem x-beliebigen anderen Streifenpolizisten in einem Parkhaus gefunden wird. So friggin‘ WHAT? SPOILERENDE).

Wie wir schon sagten – wir haben uns auch die alten Argentos nicht aufgrund der raffiniert-logisch hinkonstruierten Mysterys wegen geliebt, sondern, weil sie ein Augenschmaus waren. Frederic Fasano, seit „Do You Like Hitchcock?“ offensichtlich Argentos neuer D.O.P. des geringsten Mißtrauens, ist halt kein Kameramann vom Schlage derer, die Argento bei „Opera“, „Tenebare“ oder „Profundo Rosso“ zur Verfügung hatte. Fasano fotografiert den Streifen nicht schlecht und auf dem optischen Niveau eines soliden Durchschnittsthrillers, aber das ist halt nicht der Maßstab, an dem er sich zu messen hat. Ein-zweimal schimmert ansatzweise durch, dass Argento und Fasano sich Gedanken um wirkungsvolle Bildkomposition gemacht haben, aber oft genug sieht ein beliebiger Sonntagabend-„Tatort“ auch nicht weniger memorabel aus. Ich weiß nicht, ob Argento im Alter einfach das Gefühl verloren hat, einen denkwürdigen Shot zu konzipieren, ob es ihm mittlerweile einfach wurscht ist, solange er noch ein paar knackige junge Dinger abfilmen kann, ob die schwierige Produktionsgeschichte „Giallos“ derart massiven Einfluss auf das Endprodukt genommen hat, dass es einfach beliebig und banal aussieht. Gäbe es nicht die vom Meister gewohnten inhaltlichen Dussligkeiten, käme man nicht unbedingt auf den Gedanken, hier einen neuen Argento zu sehen, der Regisseur könnte genauso gut Emil Haubentaucher heißen – eine visuelle Handschrift Argentos ist nicht zu erkennen. Es ist eben nun mal die Krux, tut mir leid, wenn ich auf dem Punkt inflationär herumreite, aber wenn ein Argento-Film nun mal nicht aussieht wie ein Argento-Film, sondern wie ein völlig normaler mittelbudgetierter Killerthriller, merkt man erst, um wie viel blöder ein Argento-Film gemeinhin ist als ein normaler mittelbudgetierter Killerthriller (ähnliches gilt für die Musik, der spanische Komponist Marco Werba, der auch für – schluck – Timo Rose zweimal tätig war – ist nunmal kein Goblin). Argento schafft es nicht, aus der Story heraus Spannung aufzubauen, selbst nicht im Schlussakt und mit so todsicherern Mitteln wie dem Opfer, das auf der Flucht vor dem Killer endlose labyrinthartige Korridore durchhastet (knapp bekleidet, versteht sich); „Giallo“ spielt sich nicht direkt langweilig, aber Argento zitiert sich nurmehr selbst, baut hier ein Versatzstück ein, kommt dort mal mit einer Szene, die wir so oder ähnlich schon viel zu oft gesehen haben und untergräbt damit jedwedes vielleicht mal vorhandenes Spannungspotential seiner Geschichte.

Seltsam uneinheitlich ist auch Argentos Umgang mit den Brutalitäten – wenn „Yellow“ an seine Opfer Hand anlegt, blendet Argento – der sicherlich genau weiß, was seine Zielgruppe sehen will – meist vom eigentlichen Opfer weg auf einen reaction shot, überlässt die Tat unserer Fantasie (und enttäuscht uns dann, wenn er die vergleichsweise zurückhaltenden Resultate zeigt), aber in der bereits erwähnten Montage, da schwelgt er wie in alten Zeiten in der Ekligkeit, wenn wir detailfreudig per close-up mitansehen dürfen, wie „Yellow“ seinem ersten Opfer mit einem Hammer die Visage einschlägt (es scheint eine Art „Konzept“ zu sein, dass die blutigsten Szenen in den Flashbacks stattfinden, denn auch der Mord an Enzos Mutter und sein nachfolgender Racheakt sind deutlich expliziter als das, was „Yellow“ „live“ mit seinen Opfern anstellt). Die Qualität der Gore-Einlagen ist mittelprächtig.

Bevor ich auf die Schauspieler eingehe, noch ein-zwei Worte zu den angedeuteten Produktionsschwierigkeiten des Drehs. Den Enzo sollte ursprünglich Ray Liotta spielen, der aber absprang und durch Adrien Brody ersetzt wurde (der steckte dann auch noch ein paar eigene Dollar in den Film und darf sich jetzt auch Produzent nennen) – Liotta wäre wohl die bessere Besetzung gewesen. Für die Rolle des Killers wurde eigentlich Vincent Gallo verpflichtet, der aber ausstieg, weil Asia Argento die weibliche Hauptrolle spielen sollte und Gallo es für wenig lustig hielt, mit seiner Ex-Verlobten in einem Film zu agieren. Lustigerweise wurde Asia dann schwanger und musste ihrerseits durch Emmanuelle Seigner ersetzt werden. Gallo hingegen wurde gar nicht ersetzt, man verfiel vielmehr auf den idiotischen Kunstgriff, Adrien Brody in Doppelrolle sowohl Ermittler als auch Mörder spielen zu lassen (Brody ist im Killer-Make-up sowas von nicht zu erkennen und seine echte Stimme darf er auch nicht einsetzen – wieso also der Käse? Vermutlich hoffte Argento so den vermeintlichen Punkt um die psychologische Ähnlichkeit der beiden Figuren besser machen zu können, aber da wäre ein besseres Drehbuch ein patenteres Hilfsmittel gewesen; der kreditierte Darsteller Byron Deidra ist ein Anagramm Brodys).

Brody selbst, vor kurzem noch Oscar-Preisträger für die Hauptrolle in Polanskis „Der Pianist“ wirkt als Enzo konsequent fehlbesetzt. Statt seiner Figur emotionale Tiefe zu geben, holzt er sich mit einem weitgehend entleerten Gesichtsausdruck durch’s Mörderspiel, vermittelt den Eindruck, desinteressiert zu sein (was mich angesichts des Scripts nicht überraschen würde). Als Killer ist unter dem Make-up eh kaum echte Mimik zu erkennen. Emmanuelle Seigner, die in den zwanzig Jahren, seit Polanksi (er schon wieder) sie mit Harrison Ford in „Frantic“ über die Dächer von Paris hetzte, erstaunlicherweise noch attraktiver geworden zu sein scheint und ein leuchtendes Beispiel für alle Frauen Mitte 40 sein sollte, dass Botox und Lifting nicht das Rezept für ewige Schönheit sind, bringt außer ihrem französischen Akzent auch keine besonderen Aspekte in ihr Spiel ein, sie agiert routiniert und deutlich lebhafter als Brody (aber weniger lebhaft als Brody und man ist tot), aber denkwürdig ist’s nicht. Elsa Pataky (Brodys aktuelle Freundin und in Snakes on a Plane, Beyond Re-Animator und „Romasanta“ zu sehen) muss nicht mehr als leiden und kreischen. Robert Miano („Safehouse“, „Fashion Victim“, Submarines, „Donnie Brasco“) hat vielleicht zweieinhalb Szenen und absolviert sie, ohne Eindruck schinden zu können.

Fazit: „Giallo“ ist vielleicht nicht ganz so himmelschreiend blöd wie The Card Player, aber er ist dämlich genug. Von Argentos Trademarks ist anno 2009 eben nur noch die Unfähigkeit, eine logische und spannende Geschichte zu erzählen, übriggeblieben, alle anderen einstmals vorhandenen Talente hat Dario inzwischen wohl bei der italienischen Rentenstelle abgegeben. Warum macht Argento noch Filme? Ihm müsste doch klar sein, dass ein „Giallo“ nicht mit „Tenebrae“ mithalten kann, ein „Terza Madre“ nicht mit „Suspiria“, dass er nur noch seine eigene Legende beschädigt. Sieht er die Schwächen seiner neuen Filme selbst nicht? Hat er keinen Produzenten oder sonstigen Vertrauten, der es wagt, ihm mal ins Gewissen zu reden? Hat er sein Vermögen versoffen, verspielt oder anderweitig verprasst und braucht die Kohle? Das weiß nur Dario selbst. „Giallo“ wäre kein guter Film, wenn er von einem x-beliebigen Thrillerhansel verbrochen worden wäre, aber dann könnte man ihn sehen, abhaken und vergessen – es ist aber ein Argento und steht damit in einer illustren Ahnenreihe, und in diesem Kontext ist er eine Katastrophe. Wenn der einzige Grund, einen neuen Film von Dario Argento anzusehen, wirklich nur noch die persönliche Überzeugung der Selbstdemontage einer Genre-Ikone ist, spricht viel dafür, dass der Maestro sein Handwerkszeug endgültig an den Nagel hängen sollte – wie soll man denn, bitteschön, jemandem, der mit „Giallo“ ins Argento-Ouevre einsteigt, begreiflich machen, dass der Mann mal was konnte? Da wird man doch eher mit seinen eigenen „Opera“- und „Tenebrae“-DVDs erschlagen, als dass das „Opfer“ die freiwillig mitansieht…

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


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