Ghosts of Mars

 
  • Deutscher Titel: Ghosts of Mars
  • Original-Titel: John Carpenter's Ghosts of Mars
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  • Regie: John Carpenter
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Melanie Ballard (Natasha Henstridge)
    James „Desolation“ Williams (Ice Cube)
    Jericho Butler (Jason Statham)
    Bashira Kincaid (Clea DuVall)
    Helena Braddock (Pam Grier)
    Big Daddy Mars (Richard Cetrone)
    Inquisitor (Rosemary Forsyth)
    Michael Descanso (Liam White)
    Uno (Duane Davis)
    Dos (Lobo Sebastian)


Vorwort

Ha, ist das schön. Heute kann ich meine Hände mal ausnahmsweise in Unschuld waschen (sie baden grade ihre Hände drin), an diesem Review bin ich definitiv * nicht * schuld. Nein, in meinem jugendlichen Leichtsinn überliess ich der Forumsbelegschaft die Wahl des Jubliäumsreviews Nummer 400 (und nachdem wir 401 und 402 schon durchgezogen haben, können wir die runde Nummer ja eigentlich endlich nachschieben) und da setzte sich eben mit breiter Mehrheit John Carpenters schaurige Sci-Fi-Mär Ghosts of Mars durch. Kann ich nicht ändern… ob der Film´s überhaupt verdient hat, hier aufzutauchen, ist ´ne ganz andere Frage, ich kannte den Streifen bis dato nicht, legte ihn mir vor ein paar Wochen, weil billig, prophylaktisch zu und setzte ihn eben auf die Auswahlliste.

Will sagen – ob dieses Review dem gebotenen Anlaß, nämlich das offiziell vierhundertste auf diesen heiligen Seiten zu verkörpern, überhaupt würdig ist, ist eine Frage, die ich nicht abschließend beantworten kann. Das ergibt sich frühestens etliche Bildschirmseiten weiter unten, falls ich tatsächlich zu einem Ende kommen sollte.

Zum Film – vor ein paar Jahren herrschte in Hollywood eine temporäre Mars-Manie – ob´s daran lag, dass die NASA ernstlich über bemannte Flüge zum roten Planeten spekulierte oder sämtliche Hollywood-Produzenten gleichzeitig den gleichen miesen Shit rauchten, darüber mögen die Philosophen befinden, jedenfalls bahnten sich in relativ kurzer Abfolge gleich drei Großproduktionen den Weg in die Lichtspieltheater dieser Welt. Brian de Palmas halbwegs erträglicher Mission to Mars, der Val-Kilmer-Giganto-Flop Red Planet und eben John Carpenters Beitrag zur kurzen vogue. Wie die meisten jüngeren Werke des Meisters floppte die mit 28 Millionen Dollar Budget sowieso für Major-Projekte nicht gerade schwergewichtige Produktion mit einem Einspielergebnis in den USA von ein bissl über 8 Mio. Dollar bodenlos – insofern fast nicht verwunderlich, dass Carpenter seither keinen weiteren Film mehr auf die Beine stellen konnte (Stand Oktober 2004).

Gut, das muss nicht viel bedeuten, was die Qualität des Films angeht, denn auch Meilensteine des modernen Horrorkinos wie der vielfach unterschätzte Prince of Darkness oder In the Mouth of Madness waren alles andere als kommerzielle Gassenhauer. Sind wir also mal optimistisch, dass der Track Record von John Carpenter weiter deutlich im grünen Bereich bleibt (schließlich fielen mir an ernsthaften Totalausfällen aus dem Hause Carpenter eigentlich nur Village of the Damned, Memories of an Invisible Man und, mit Abstrichen, Starman und Christine ein)….


Inhalt

Der Mars, anno 2176 – das Terraforming ist zu 84 % abgeschlossen (hm, wie misst man sowas eigentlich?), es herrscht eine matriarchalische Gesellschaftsform (warum? Wie kam´s dazu? Hat das irgendwelche Bedeutung für den Plot?), aber es gelten die Gesetze der Erde (sehr sinnig, eigene Gesellschaftsform erfinden, aber die Gesetze abkupfern), die von der Polizei überwacht werden ([Loriot]Ach?[/Loriot]). Irgendein Gremium, das seinerseits einem anderen Gremium, nämlich dem „Kartell“ (riechen wir subtile Kapitalismuskritik? Aber doch ganz bestimmt nicht bei John They Live Carpenter!) berichtspflichtig ist, macht sich Sorgen über unspezifizierte Gerüchte, ganz besonders, als ein Zug in der Hauptstadt (?) Chryse eintrifft.

Gut, das soll vermutlich ab und an mal vorkommen, auch wenn der Zug verdächtig so aussieht, als hätte man ihn 1:1 aus Total Recall übernommen, aber normalerweise sollten die Züge wohl nicht auf „Autopilot“ cruisen und ansonsten recht leer sein (wuhaaa, gleich kommen die untoten Tempelritter aus den Reitenden Leichen-Filmen) – was die Ordnungsmacht allerdings auch erst herausfindet, nachdem sie das Zugangsschott zum Zug hat aufschweißen lassen (!). Doch da findet sich doch noch eine Person an Bord – die Polizistin Melanie Ballard, mit Handschellen an eine Koje gefesselt. Mit ihren Kollegen sollte sie einen Gefangenentransport managen (Con Train?) – scheint wohl schief gegangen zu sein, jedenfalls ist Melanie verletzt und steht unter Drogen.

Trotzdem wollen die powers that be natürlich wissen, was zum Geier passiert ist und lässt sich die rudimentär erholte und in eine schicke Lederuniform umgepackte Melanie vorführen. Die befürchtet, unter Anklage zu stehen, wird aber beruhigt – sie steht unter dem Schutz der „Matronage“ (jep, das IST eine Frauengesellschaft. Nur Hardcore-Emanzen erfinden neue Wörter, um männlich geprägten Sprachschatz zu tilgen) und möge doch nur bitte ihren Bericht abliefern.

Oookay, damit wäre zumindest eines geklärt – der ganze Film wird ein einziger Flashback sein und regelmäßige Mitleser wissen, dass ich dieses Stilmittel ungefähr so liebe wie Darmverschlingung oder einen weiteren Meistertitel des FC Bayern München (zumal Future Doc mal anmerken möchte, dass es eine Notwendigkeit dafür, den Film als Rückblende ablaufen zu lassen, nicht wirklich gibt. Aber die gibt´s bei den wenigsten Streifen, die´s mit diesem Stilmittel probieren).

Na gut, also blenden wir zurück auf letzten Freitag, 17.50 Uhr (danke für diese Angabe, nicht, dass wir die in irgendeiner Form, außer um zu etablieren, dass sich die Filmhandlung more or less innerhalb von vier Stunden abspielt), als der Frachtzug, den das Polizei-Gefangenen-Transferkommando requiriert hat (keine eigenen means of transportation? Ich glaube, es saugt, auf dem Mars Cop zu sein), in einen Sandsturm geriet. Was das Team nicht gesteigert beunruhigt – es besteht neben Melanie aus der Kommandantin Helena, dem Sergeant Jericho sowie Descencos und Bahira, zwei „Rookies“ (einer männlich, einer weiblich). Jericho ist damit beschäftigt, Descencos per Kartenspiel den Sold aus der Tasche zu leiern (warum man allerdings ein obskures Blatt verwendet, dass z.B. den Wert „Five of Bats“ kennt, ist mal wieder so eine Frage… warum sollten sich Mars-Siedler ein eigenes Spielkarten-Blatt erfinden? Könnte meinen, die hätten andere Sorgen). Melanie greift zu ihrem Medallion, das als Pillendose fungiert, und schmeißt sich eine Pille ein – jeppa, als aufrechte Polizistin von Welt pflegt uns Melanie eine dezente kleine Sucht (hat schon Harvey Keitel in Bad Lieutenant nicht wirklich geschadet, oder?) und zieht sich in einen Trip zurück (frau träumt vom Ozean und turmhohen Wellen. Tja, die gibt´s auf´m Mars wohl eher selten… mit Surfen ist da nix).

Helena findet die Drogeneinpfeiferei nicht wirklich grandios, da eine gefährliche Aufgabe vor unseren Polypen liegt – James „Desolation“ Williams soll transferiert werden, der ist vornehmlich ein Mörder, hat schon ein paar Leute unter die Erde bzw. den Mars gebracht, sich bislang aber immer auf Notwehr rausreden können, jetzt aber soll er ein halbes Dutzend Eisenbahnarbeiter umgebracht und verstümmelt haben und zu seiner Verteidigung nur eine „bizarre-ass story“ vorbringen können. Des weiteren beklagt sich die Kommandeuse über die Zuteilung von Jericho („eine solide Frau wäre mir lieber gewesen“. Hm. Wäre Hella von Sinnen solide genug?) und macht einen äußerst lahmen Versuch, auf lesbische Weise bei Melanie zu landen. „I need you straight“, meint Helena in Anspielung auf Mels kleines High. „I´m as straight as they come“, entgegnet Melanie. „Such a shame“, kalauert Helena daraufhin. Mr. Carpenter, you DID write better dialogue.

Auch Jericho würde gern bei Melanie einfädeln und bescheinigt Helena einen guten Geschmack, was Frauen angeht. Melanie geht davon aus, dass ihre Chefin darauf spekuliert, dass Melanie sich gern die nächste Beförderung erschlafen würde, stellt aber klar, dass ihr „ein zusätzlicher Streifen“ am Ärmel nicht tierisch viel bedeutet (und bekommt, naiv wie Blondchen nun mal sind, dass Jericho sich eigentlich weniger über Helenas Gelüste mit ihr unterhalten wollte als über seine eigenen).

Der Zug erreicht Shining Canyon, eine Bergbausiedlung, in der Williams eingeknastelt ist. „Vergeßt eure Atemgeräte nicht, Erdluft bekommen wir erst in 10 Jahren“, erinnert Helena ihr Team (sehr schön, sehr subtil eingebaut mal wieder für die ganz Doofen im Publikum. Als ausgebildeter Bulle müsste ich ja wohl nicht erst von meiner Chefin daran erinnert werden, ein Atemgerät mitzunehmen. Im übrigen sehen diese „Breathers“ verdächtig aus wie Schutzbrillen für Schützen. Inwiefern man mit den Dingern besser atmet, möge mir einer der Autoren bei Gelegenheit im Kreise einiger Spirituosen auseinandersetzen). Kaum aus dem Zug ausgestiegen, staunt unser Team nicht schlecht, dass anstelle des erwarteten wilden Nachtlebens einer Minensiedlung („there are whores to fuck and drugs to take“, wie Expertin Melanie sich auszudrücken beliebt. Schön, dass es in einer matriarchalischen Gesellschaft immer noch Nutten gibt. Man unterrichte Alice Schwarzer, es war DOCH alles umsonst…) die berühmt-berüchtigte „hier-möcht-ich-nicht-tot-über´m-Gartenzaun-hänen“-Stimmung vorherrscht. Sprich: hochgeklappte Bürgersteige, niemand auf der Straße, alles ausgestorben, ghost town pur.

Helena kommt das nicht verdächtig genug vor, um nicht eine kleine Aufteilung der Gruppe vorzuschlagen. Jericho und Melanie sollen den Knast aufsuchen und Williams holen (schlechterdings also die Arbeit machen), sie selbst will mit den Rookies die „rec-fac“ („recreation facility“, also die Dorfschänke, nehm ich mal an) aufsuchen (die Vorteile des Kommandos, I guess). Jericho geht Melanie weiter mit seinen Besamungsgelüsten auf den bei ihr anatomisch bedingt nicht vorhandenen Sack, schließlich sei er einer der letzten „breeders“ (ein Plotpoint für´s Nirvana). Im Knast ist außer den ordungsgemäß im Zellentrakt verstauten Gefangenen inkl. Williams keine Seele zu sehen. Jericho stellt kurz fürs Protokoll fest, dass er ein Technik-Whizz ist, dem keine Maschine (und vor allem kein Schloß) widerstehen kann (werden wir das evtl. noch mal brauchen können?), bevor er weiter an Melanie baggert. Die allerdings erteilt ihm eine ziemlich eindeutige Abfuhr: „Ich würde vielleicht mit dir schlafen, wenn du der letzte Mann auf der Erde wärst. Wir sind aber nicht auf der Erde!“ Guuut, auf der Skala der ultracoolen Körbe rangiert der Spruch vermutlich erst auf Platz 9.835, aber der Versuch ist anerkennenswert. Die beiden marschieren zum Kommandobunker, wo sich ihnen aber erst ein Bild der Verwüstung und dann eins des Grauens bietet – hier hat jemand ordentlich abgehaust, reichlich Blut verschüttet und einen abgetrennten Arm liegen lassen (tsk…). Das wird Melanie nun doch ´ne Nummer zu groß, das soll die Chefin richten. Blöd nur, dass deren Gruppe auch auf ein „Schlachthaus“ gestoßen ist.

Wir blenden überflüssigerweise zurück zur Anhörung, wo die Verhörobertante Einzelheiten bezüglich des Terminus „Schlachthaus“ wünscht. Die kann Melanie mangels eigener Anschauung nicht liefern, sondern nur Berichte aus zweiter Hand wiedergeben. Also zurück in den Flashback, wo wir bis zur Aufspaltung der Gruppe zurückspulen und dann der anderen Gruppe, also der um Helena folgen (diese Art des Narrative beginnt mich bereits JETZT zu nerven). Zumal wirklich keinerlei dramaturgischer Grund dafür spricht, das so zu lösen. Jedenfalls begleiten wir jetzt also Helenas Team, betreten mit ihnen die „rec-fac“ und entdecken dort etliche Leichen, die kopfüber und gleichzeitig -los von der Decke baumeln. Hübscher Anblick, und vermutlich nicht nur die Deko der örtlichen Halloween-Fete. Bashiro, die blonde Rookie-Tussi, verabschiedet sich gleich mal in einen Schockzustand (soviel dazu, dass Frauen in irgendeiner Form in dieser Gesellschaft „tougher“ wären. Konsequent im Sinne einer durchstrukturierten matriarchalischen Gesellschaft und damit einer leidlich amüsanten Umdeutung der Geschlechterklischees hätte Descencos flippen müssen. Verschenkte Chance). Dummerweise ist auch noch der Funkkontakt zum Zug, der nicht etwa auf unsere Bullen wartet, sondern erst noch irgendwo eine Erzladung abliefert und die Ordnungshüter um 22.00 Uhr wieder aufpicken will, abgebrochen.

Helena wundert sich ob des Massakers, denn das sieht genauso aus wie das, dessen man Williams beschuldigt und der sitzt, wie Melanie bestätigt, sicher hinter Schloß und Riegel. Man sucht also das „Day Log“ der Siedlung und stößt auf keine besonderen Eintragungen, außer einer undefinierten „work stoppage“ in der Mine, d.h. dort hat man vorzeitig zum Feierabend geblasen.

Jericho gelingt es, das Schloß zum Zellenblock zu knacken (haben die lokalen Behörden da nicht irgendwo einen Zweitschlüssel rumliegen?), so dass wir außer zu Williams (unserem topgebillten Hauptdarsteller Ice Cube) auch zu einem Satz cannon-fodder-Charaktere vordringen können, nämlich den weiteren Gefangenen, eine (etwas ältliche) Nutte namens Akooshay und zwei ältere Herren namens Benchley und Zimmerman (und besonders bei letzterem frage ich mich ob seiner geschätzte 75 Lenze, was der Kerl erstens in einer Minenstadt und zweitens in ´ner Knastzelle treibt. Benchley trau ich ja irgendein Trunkenheitsdelikt zu, aber Zimmerman, dem würde ich bedenkenlos meinen Wohnungsschlüssel in die Hand drücken). Die Herrschaften sind etwas ungehalten, weil man sie seit 6 Stunden allein gelassen hat (und eher unwahrscheinlicherweise haben die Knäste der Zukunft erstens scheinbar keine getrennten Zellen für Männlein und Weiblein – wenn DAS das Matriarchat ist, dann her damit, hähä – und zweitens keine Klos. Pretty inconvenient. Und blöd). Außerdem gibt´s da noch eine weitere Frau, die aber den Schlaf der Ungerechten pennt und sich laut Akooshay selbst eingeliefert hat. Die geheimnisvolle Unbekannte wird wachgerüttelt, brummt ihren Namen (Whitlock) und gibt als Begründung nur an, dass der Knast der einzige sichere Platz sei (aha, das weiß jemand was. Ist auch gut so, denn langsam sollte der Plot in die Strümpfe kommen).

Unsere Aufklärer möchten gerne wissen, wo Whitlock herkommt, was natürlich nur durch einen Flashback im Flashback geklärt werden kann. Whitlock outet sich als „Wissenschaftsoffizier“ (Mrs. Spock?) und war in der Minensiedlung Drucker´s Ridge tätig, wo es zu einem „Riot“ kam, dem sie sich durch Flucht mit einem modifizierten Wetterballon entzogen habe (!), aber über Shining Canyon bruchgelandet sei (der Absturz der „Hindenburg“ isses grade nicht). Das erklärt natürlich genau gar nichts, ist aber für den Moment alles, was der Film gewillt ist, uns zu sagen (dieser Film beginnt mich nunmehr gesteigert zu nerven). .

Melanie und Jericho kucken mal nach Williams, der aber auch nicht bereit ist, den Cops bzw. dem Zuschauer, der langsam, aber doch sicher wissen möchte, was hier eigentlich vor sich geht, irgendwelche sachdienlichen Hinweise zu geben, er spielt verschwiegenes Grab. Jericho ist ein wenig enttäuscht, dass DER Kerl sechs Leute gekillt haben soll. Melanie führt dies auf die typisch männliche Eigenschaft des Übertreibens zurück (Daumen und Zeigefinger einen Zentimeter auseinanderhalten und „Und das sind 8 Zoll“ grinsen. Ha, die ist wirklich lustig, die Frau). Und kommt´s eigentlich nur mir so vor, als würde Carpenter auf bestem Weg dazu sein, Assault on Precint 13 im SciFi-Umfeld zu remaken (und damit das Remake eines Remakes bewerkstelligen)?

In einem Kabuff wird überraschenderweise eine Polizistin gefunden – die Maid macht allerdings einen mitttelprächtig verwirrten Eindruck (und das mit ihr was nicht stimmt, versichert uns eindruckslos die farbgefilterte und verschwommene POV aus ihrer Perspektive. Distort-O-Vision, wie ich immer sage). Da mit dem Teil („sie wirkt fast wie besessen“, boah, jetzt tun wir langsam mal so, als hätten wir einen Plot, gelle?) nicht viel anzufangen ist, wird sie für´s erste irgendwo abgestellt und ignoriert.

Nach einem weiteren überflüssigen Sprung zu Melanies Anhörung (ich bin langsam gewillt, mir meinen eigenen Cut des Films OHNE diesen Schmu zusammenzustellen. Bei der Gelegenheit könnte ich den Film gleich in chronologische Reihenfolge bringen. Aber warum soll ich mir die Arbeit machen, die sich der Regisseur hätte machen sollen?) blenden wir zurück in den Flashback. Helena und Melanie streifen durch die Stadt auf der Suche nach einem Plot (viel Glück). Statt dessen finden sie erst mal einen Truck. In selbigem sitzt ein Kerl, der einen leicht derangierten Eindruck macht, per Distort-O-Vision um sich kuckt, aber immerhin unseren beiden Superfrauen ein paar recht deutliche Warnungen zuraunen kann – Tenor: bleibt weg, haut ab und macht auf keinen Fall den Truck auf. Einmal darf geraten werden, was Helena umgehend anordnet (erst recht, nachdem der Kerl im Truck sich umbringt, nachdem er noch erläutert hat, dass etwas „in ihm“ ist. Jericho, der personifizierte Türöffner, wird dazugerufen, braucht aber einen Schneidbrenner und hat einen lichten Moment, weil er sich erkundigt, warum man nicht einfach den Rat des Dahingeschiedenen beherzigt und die Klappe zu und denn Affen tot lässt. Da Helena inzwischen off-gewandert ist und sich auf Zuruf nicht meldet, wird die Trucköffnung von Melanie tatsächlich abgeblasen. Jericho will sich auf die Suche nach der abgängigen Kommandeuse machen, Melanie soll zu den anderen zurück in den Knast.

Wo die Situation sich inzwischen grundlegend geändert hat – Rookie Girl Bashira war nämlich tatsächlich blöde genug, Williams aus seiner Zelle zu lassen (wg. angeblichem Hunger) und auch noch seine Fesseln zu lösen. Wie nicht anders zu erwarten, hat der clevere Kriminelle mit den beiden Anfängern relativ simples Spiel und vor allem Bashira als Geisel am Kragen. Melanie peilt sofort die Lage, bietet sich als Austauschgeisel an, worauf Williams eingeht. Aber Melanie (sichtlich zuversichtlich, als Frau Angehörige des stärkeren Geschlechts zu sein) versucht, ihn kämpfenderweis zu überwältigen. Williams findet die Attitüde sympathisch, haut ihr aber trotzdem so auf die Nase, dass bei ihr die Lichter ausgehen.

Als sie wieder zu sich kommt, ist Williams weg, aber nicht weit – Descencos hat beobachtet, dass Williams sich in die Klinik zurückgezogen hat. Klare Sache, der Kerl muss wieder eingefangen werden. Melanie will ihn rauslocken und geschossen wird, um zu töten (tsk-tsk). In der Klinik hocken einige ausgemergelte Gestalten – die wirken mittelschwer behämmert bis besessen und einer greift Melanie prompt an. Sie verprügelt den Angreifer und bekommt unerwartete Unterstützung von Williams. Ein weiterer der mysteriösen „Besessenen“ greift an und wird von Melanie unbürokratisch erschossen. Damit hätten Mel und Williams sich mal kurz gegenseitig das Leben gerettet, dennoch will Melanie den Mordverdächtigen wieder in Gewahrsam nehmen, auch wenn der beteuert, niemanden umgelegt zu haben. Melanie setzt sich dank der stärkeren Bewaffnung durch, während ein rotwabernder POV-Shot andeutet, dass * irgendwas * da rumfleucht und vermutlich von der weniger angenehmen Sorte ist. Melanie glaubt Williams die Mär vom Unschuldslämmchen nicht. „Ich hab nicht behauptet, dass ich unschuldig bin, nur, dass ich niemanden umgebracht habe“, stellt der klar (ehrlich ist er zumindest) und verdeutlicht uns sofort per Flashback-im-Flashback (argh), was in der Minenstation K305 passiert ist.

Da kam uns Williams nämlich hin, fand sie verwaist vor, aber auch einen Batzen Geld, und weil er selbigem gern eine neue Heimat spendieren wollte, nahm er den Zaster an sich. „Du hättest das selbe getan“, spekuliert er in Melanies Richtung, aber Melanie spielt die „Ich-bin-ein-Cop-und-kein-kriminelles-Subjekt“-Karte, was allerdings bei Williams glatt abprallt, weil er durchaus geschnallt hat, dass die attraktive Bulette gerne mal bewußtseinserweiternde Substanzen zu sich nimmt: „Du bist ja JETZT high!“ Jedenfalls bekundet er, dass er sich unter keinen Umständen in die Obhut des Rechtsstaates begeben will.

Auch unseren Verhörerinnen in der relativen Gegenwart fällt auf, dass das ganze mit der Story nicht wirklich viel zu tun hat (nehm ich zumindest mal an) und erkundigen sich nach dem Verbleib von Helena, was die sofortige Zurückspulung an den Punkt der Handlung erforderlich macht, an dem Jericho sich zur Suche der Kommandantin aufmacht (Melanie vermittelt uns hier wieder den Eindrücke aus zweiter Hand). Jericho streift durch die Stadt, erklimmt einen Hügel, auf dessen Gipfelkamm sich eine der barbarischen Gestalten mit einem Messer unter Johlen & Kreischen selbst verstümmelt, und das ganze vor einer hübschen Galerie aufgespießter Köpfe. Und unter diesen findet sich auch die abgetrennte Rübe von Helena. Gasp! Shudder! (Etwas kläglich, wie John Carpenter hier einen potentiellen Schockeffekt gnadenlos versemmelt. Erschrecken jedenfalls tut die Szene nicht). Jericho kraucht über den Kamm und entdeckt eine wüste Pagan-Party von Dragnet-Ausmaßen. Will sagen, ein paar hundert Figuren in wüsten Outfits schwingen primitive Waffen, gronfen und knurren, hüpfen debil durch die Gegend und scheinen irgendwie unter der Fuchtel eines irgendwie-nicht-von-hier-aussehenden Oberhonchos zu stehen, der sich eloquent ausdrückt: „Da-da-daa-DAAA!“ Ja, der Mann ist gebildet, der weiß, worauf´s ankommt, war sicher Champion des Debattier-Teams seiner Uni. Und weil er offenbar ein echter Spaßvogel und Partyentertainer ist, killte aus Spaß anner Freud wahllos ein paar Gefangene (?), was sein johlendes Gefolge mit begeistertem Gegröhle quittiert (warum ist auf meinen Partys nie so´ne Stimmung?). Entsetzt meldet Jericho sich per Funk bei Melanie.

Die verlangt nun handgreiflich ein paar befriedigendere Antworten von Whitlock (I smell a flashback, but I get disappointed. Wenn man sich nicht mal mehr darauf verlassen kann?). Whitlock gibt eine langatmige Analogie terranischer Biologie über dormante Spezies zum besten und kommt zum Punkt, dass die Menschen eine einstmals auf dem Mars ansässige Lebensform aus einem „Schlaf“ geweckt habe, und die übernehme menschliche Wirtskörper.

Jericho meldet sich erneut per Funk und überrascht mit der Mitteilung, mit drei Überlebenden auf dem Rückweg zu sein. Die von Script, Zuschauern und handelnden Figuren weitgehend vergessene besessene Tussi aus dem Kabuff hält die Zeit für gekommen, sich in Erinnerung zu bringen und greift blutdurstig an, wird aber von Melanie ohne großes Federlesen abgeknallt. „Es ist jetzt aus ihrem Körper heraus“, doziert Whitlock (das hätte sie eventuell VORHER sagen können, oder?). In der Tat schwebt irgendetwas substanzloses durch die Luft und kuckt sich einen neuen Wirtskörper aus (die rotgetintete Waber-POV erfreut uns wieder).

Wir müssen an dieser Stelle aber mal festhalten, dass ein paar Jahrtausende im „dormant mode“ den durchschnittlichen Marsbewohner ersichtlich verblöden lassen. Statt nämlich einen der schwer bewaffneten Cops als neuen Wirt zu mißbrauchen, sucht sich der doofe Marsgeist tatsächlich einen der eingekerkerten Gefangenen aus, und zwar den (vermutlichen) Säufer Benchley (martians, you can´t win, you´re too damn dumb). Erstaunlicherweise bekommen unsere Helden das sogar tatsächlich mit (womit sich Meister Carpenter sogar noch des letzten Fitzels Suspense beraubt, das der Film noch aufbauen könnte).

Dieweil trifft Jericho mit den drei Überlebenden ein – begreiflicherweise möchte Melanie wissen, wo er die Typen (zwei ziemliche Kleiderschränke von Afroamerikanern und einen vergleichsweise hänflichen Latino) aufgegabelt hat. Dies erfordert natürlich einen umgehenden Flashback (ich KANN´s nicht mehr sehen. Ehrlich!).

Jericho verbirgt sich auf der Flucht von der Pagan-Fete in einem Schuppen, wo er von sich dort ebenfalls verbergenden drei Kerlen erst mal mit vorgehaltener Waffe begrüßt wird. Jericho kann begreiflich machen, dass er freundlich gesinnt ist und lässt sich von den drei Kerlen erzählen, was hier vorgefallen ist (Flashback-im-Flashback-im-Flashback. Jetzt tilte ich endgültig. Wenn das nicht saumäßiges Scriptwriting ist, will ich Joe D´Amato heißen). „Die ganze Stadt ist durchgedreht und fing an, Köpfe abzuschlagen“, erläutert einer der Kerle, und zwar genau nach der ominösen „work stoppage“, von der das Logbuch der Stadt berichet hat. Nach dieser angeordneten Arbeitsniederlegung, die unsere drei Fragezeichen beobachteten, weil sie sich einzuschleichen beabsichtigten, kam ein rötlicher wabernder Sandsturm auf. Als der sich verzogen hatte, begann ein Großteil der Minenarbeiter, sich seltsam zombifiziert zu verhalten und sich „zu dekorieren“ (ein Begleiteffekt der marsianischen Besessenheit ist nämlich, dass man diverse Verschlimmbesserungen am eigenen Körper durch Selbstverstümmelung und Spontanpiercings etc. vornimmt, oder, kurz gesagt, man wird zum Goth). Ein brutales Gemetzel entbrannte, wobei die Besessenen die Nicht-Besessenen, die´s anfänglich gegeben hat, hinschlachteten und teilweise die Gesichter der Toten abzogen, um sie als Masken zu tragen (Horrorfilme sind DOCH ein schlechter Einfluss. Schon gut, dass TCM ein 131er ist, gelle). Nachdem das gelärt ist, fällt Jerichos gieriges Auge auf einen Haufen Sprengzünder – mit Dynamit würden die Teile zwar besseren Budenzauber veranstalten, aber für´n Hausgebrauch wird´s auch so reichen, also werden die Zünder eingesackt.

Melanie würde gern auf die planmäßige Rückkehr des Zugs warten und sich dann mit selbigem aus dem Staub machen. Da haben die drei Kerle allerdings was dagegen, die haben nämlich schwere Bewaffnung unter ihren Kaftanen verborgen und übernehmen mal eben die Kontrolle. Sie würden nämlich gerne ihren alten Kumpel Williams befreien. Da hat Melanie aber was dagegen, es würde also zu einem Standoff kommen, wenn Jericho nicht voice-of-reason spielen würde (of all people, andererseits – ist ja kein richtig vernünftiger Charakter verfügbar, also kann man auch den nehmen) und dezent darauf hinweist, dass man doch eigentlich andere, gewichtigere Probleme, z.B. 200 bewaffnete Goth-Psychopathen, habe. Wo er Recht hat… Tatsächlich führt Melanie also die drei von der Tankstelle zu Williams, der sich auch gleich ein Bein abfreut. Leider übertreibens die Herren etwas mit der enthusiastischen Wiedersehensfreude, Melanie gelingt es, die ganze Bande in eine Zelle zu sperren, ohne dass die Typen es mitkriegen (die haben´s auch nicht besser verdient). Unter diesen Umständen wäre Williams jetzt doch verhandlungsbereit, denn dass man vom durchaus möglichen sich-gegenseitig-totschießen nicht wirklich viel hat, ist sogar dem kriminellen Gesindel mehr oder weniger klar. Melanie verlangt auch nicht mehr als Willams Wort, dass er und seine Gesellen sich ihren Befehlen beugen. „Ich gebe nie mein Wort“, grumpft Williams. „Das passt, ich verhandele nämlich nie mit Kriminellen“, kontert Melanie. Man versteht sich also, der Deal ist perfekt. Williams stellt seine Kumpel vor, die hören auf die Namen (festhalten) Uno, Dos und Tres (als Carpenter DEN Gag ins Drehbuch schrieb, muss er wirklich zugedröhnt und stockbesoffen gewesen sein. Dafür würden andere Autoren – mit Recht – standrechtlich erschossen). Uno mag sich mit der neuen Gesamtlage nicht so recht anfreunden und ist doof genug, Melanie etwas zu provozieren (er droht an, ihr die „Titten abzuschneiden“. Ist auch nicht wirklich eine gesunde Basis für eine tiefergehende Freundschaft). Selbstredend zeigt Melanie dem ca. 3 x größeren Uno, wo Barteline den Most herholt, indem sie ihm den Arm schmerzhaft auf den Rücken dreht. Was´ne Flasche.

Um den Formalien genüge zu tun, ernennt Melanie, wo sie schon mal dabei ist, Akoonyah und Zimmerman zu Hilfssheriffs (der wilde Westen lebt), dieweil Benchley schon in bester Besessenen-Manier damit beschäftigt ist, sich die Haut vom Gesicht abzuziehen. Wenn´s schee macht… In einem unerwarteten Anfall von Ratio wird unbürokratisch beschlossen, den guten Benchley einfach zurückzulassen. Der Rest der Belegschaft stürmt die Waffenkammer und deckt sich mit allerhand Schießprügeln ein (ehrlich gesagt halte ich es ja nicht für die allerbeste Idee, die Übernommenen totzuschießen, da man damit ja nur die Wirtskörper, aber nicht die Parasiten umbringt. Aber mein Gott, wir können ja nicht gleich „die Marsianer gewinnen – ENDE“ auf den Bildschirm patschen, auch wenn´s mir mittlerweile fast lieber wäre). Dos identifiziert unter den Vorräten der Polizeistation ein paar Drogen und schmeißt sich was ein, was ihn so auf Wolke 7 bringt, dass er sich beim improvisierten Basteln von Handgranaten (man leert Konservendosen, um darin die Sprengzünder zu deponieren. Wozu der Aufwand, frag ich mich allerdings) versehentlich einen Finger abhackt (ist das, äh, jetzt in irgendeiner Form lustig oder scary oder was?).

Der Plan sieht folgendermaßen aus: geordneter Marsch zum Bahnhof und dort in den Zug einsteigen. Prinzipiell gute Idee, wenn der Zug denn da wäre. Isser aber nicht. Statt dessen fliegen nacheinander diverse Gebäude der Stadt in die Luft und die übernommenen Menschen (ich nenn sie jetzt mal einfach Zombies. Stimmt zwar nicht, schreibt sich aber schneller) greifen an. „Soviel zu Plan A“, grunzt Williams, und erkundigt sich nach einem eventuellen Plan B. Melanie hat aber leider keinen solchen auf der Pfanne, so dass Williams seine tolle Idee umsetzt, nämlich, die Angreifer zu Klump zu schießen. Aus oben angedeuteten Gründen bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Idee ausgesprochen kontraproduktiv ist (man müsste die „Zombies“ kampfunfähig schießen, aber nicht umbringen, damit die Parasiten in den Körpern bleiben), dennoch machen alle fröhlich mit und ballern wie die Weltmeister (bzw. Olympiasieger, um mal einen aktuellen Bezug zu liefern, hehe). Allgemeines Gekämpfe entbrennt und, wie nicht anders zu erwarten, das Ableben diverser „Zombies“ setzt den ein oder anderen Marsgeist frei. Ein solcher fährt in Uno (der auch noch Williams´ Bruder ist. Williams-Birne wäre mir allerdings lieber). Persönliches Pech. Tres wird aufgespießt und Descencos wird effektiv geköpft (als Wurfwaffe setzen die Übernommenen, angefeuert von ihrem Oberhoncho [der ersichtlich KEIN Mensch ist] sowas ähnliches wie die fliegenden CDs aus Dark Angel/I Come in Peace ein). Mit Müh und Not rettet sich der Rest unserer Helden zurück in die Polizeistation, damit endlich das klassische Belagerungsszenario durchgezogen werden kann, das uns´ Carpenter ja heiß und innig liebt (es ist ja schön, wenn Regisseure/Autoren gewisse Themen haben, die sie immer wieder einsetzen, aber manchmal wär´s schon, wenn sie deswegen nicht dauernd das GLEICHE machen würden) – Mars-Oberhoncho und seine Armee von Dschingis-Khan-Fans (die gröhlen nämlich dauernd „Huh-hah!“) richten sich auf einen längeren Abend ein.

Whitlock, being scientist and stuff und deshalb in guter Tradition des 50er-SF-Gruselfilms zu nichts zu gebrauchen, bewundert die „Perfektion“ der Marskreaturen und vermutet, dass die „Geister“ sich mit dem Marswind von Ort zu Ort und Wirt zu Wirt treiben lassen. Melanie ahnt, dass Whitlock mehr weiß, als sie zugibt (wer hätte das gedacht?) und treibt die Wissenschaftlerin in einen eiteren Flashback (mir wird die Flashback-Orgie Battle Royale langsam wieder sympathischer). Whitlock war natürlich nicht rein zufällig in Drucker´s Ridge, sondern war wegen einer potentiell bedeutsamen wissenschaftlichen Entdeckung dorthin beordert worden – man hatte im Zuge von Sprengarbeiten nämlich einen Tunnel in den Fels gefunden (der Tunneleingang sieht irgendwie aus wie ein Bilderrahmen). Wie WissenschaftlerInnen nunmal sind, stolpert Whitlock treudoof in den Tunnel, tatscht gegen das nächstbeste antike Siegel und aktiviert damit irgendeine Anlage – rote Wolken stieben auf und durch den Tunnel nach draußen. Intelligenzbestie Whitlock herself hat die Alienplage freigesetzt. Das wäre mir auch etwas peinlich…

Bashira gelingt es, mit dem Zug Funkverbindung aufzunehmen – der Zugführer rapportiert, dass die Gleise blockiert seien. Benchley greift probehalber mal Bashira an, aber ohne Erfolg. Jericho hat im Hinterhof des Polizeigebäudes einen Truck gefunden, mit dem man rum- und vor allem wegfahren könnte. Aus unerfindlichen Gründen (it´s in the script) will Melanie aber lieber auf den Zug warten und bei dessen Eintreffen wieder rüber zum Bahnhof latschen (ungeachtet der hundertumpfzig mordgierigen Zombies, die draußen vor der Türe stehen. Da wäre ein Ausfall mit dem Mars-Rover für mich sinniger). Obwohl alles auf ihr Kommando hört, bekommt Melanie endlich mal eine kleine Krise (ist halt doch nur´ne Frau, die Gut´ste). Williams richtet sich moralisch ein wenig auf, indem er ihr versichert, dass sie sich in der Schlacht recht gut gehalten habe. Melanie stört sich an seiner nihilistischen Einstellung: „Glaubst du an gar nichts?“ „Ich glaube ans am Leben bleiben“, setzt ihr Williams seine Philosophie erschöpfend auseinander. Jericho nimmt Melanie beiseite – er hat einen Lagerraum gefunden (der ist so ziemlich für alles zuständig, was sich „finden“ lässt). Melanie geht nicht ganz auf, inwieweit der Zimmerfund weiterhilft, aber Jericho hat schon einen Verwendungszweck gefunden: Der Raum gäbe doch eine ganz prima Fummelecke ab. Schließlich könnte es sein, dass es die letzte Chance wäre, zu… tanzen (nein, ehrlich, er sagt „tanzen“. Feigling, elender). Zu meiner (und vermutlich auch Jerichos) gesteigerter Überraschung ist Melanies Protest vernachlässigenswert, vielmehr drückt sie ihm umgehend ihre Lippen auf. Kußszene. Prinzipiell hätte ich nichts dagegen, wenn Mademoiselle Henstridge aus ihren Gewändern fährt, trotzdem – ´ne Sexszene muss jetzt eigentlich nicht sein, und glücklicherweise passiert draußen bei den anderen was. Bashira hat nämlich Benchley abgeknallt (for no particular reason), was zur Folge hat, dass der Marsgeist ein neues Opfer sucht. Er fährt – in Melanie!

Erneut zeigen die Helden für einen Horrorfilm vollkommen untypisch gesunden Menschenverstand – sie beschließen, Mel nämlich einfach vor der Tür draußen abzulegen, damit sie mit ihren neuen Freunden spielen kann. Desolation Williams ist so gerührt, dass er ihr sogar das geklaute Medaillon zurückgibt. Und auch Jericho mag ihr noch einen letzten Dienst erweisen (nein, nicht was IHR schon wieder denkt), da er weiß, dass Melanie in dem Medaillon ihren Stoff aufbewahrt, schiebt er ihr noch einen letzten Trip auf die Zunge.

In der Tat spielt sich jetzt eine der besten Ideen (oder anders ausgedrückt – eine der wenigen guten) des Films ab. Melanies Trip ist nämlich erst mal schwer Marsianer-beeinflußt, sie erlebt einen kurzen Ausflug in die kriegerische Vergangenheit der Marsianer (wie ich Carpenter, den alten Quatermass-Fan kenne, ist das eine Hommage an Quatermass and the Pit), ehe ihr eigenes Bewußtsein die Oberhand gewinnt, die Traumvorstellung vom weiten Ozean projiziert und damit den offensichtlich psycho-wasserscheuen Mars-Parasiten aus ihrem Körper vertreibt (oder vielleicht verträgt der Marsianer auch nur kein Ecstasy).

Überflüssigerweise erklärt sie in der relativen Gegenwart ihren Befragern das, was wir gerade gesehen haben, noch mal (naja, es soll ja dumme Leute geben, die Filme sehen und solche Vor- bzw. Nachbeterei brauchen). Wieder zurück im Flashback hat Melanie allerdings ein Problem – sie ist allein unter Zombies, und das auch noch unbewaffnet. Kann einem schon mal den besten Tag verderben, sowas. Zum Glück ist Melanie aber ´ne harte Braut und kann den ersten Strolch, der sie zu meucheln beabsichtigt, mühelos plätten und sich dessen exotischem Buttermesser aneignen (ich frage mich, wann die Zombifizierten eigentlich die Zeit gefunden haben, sich dieses ganze anachronistische Waffenarsenal zu basteln. Immerhin ist die ganze Plage ja gerade erst ein paar Stunden alt). Melanie, eine weitere entfernte Verwandte von McGyver, ist so schlau, das so erbeutete Schwert als Enterhaken zu mißbrauchen, um damit die Mauer zum Hinterhof des Polizeigebäudes zu erklimmen und dort um Wiedereinlaß zu bitten. Jericho und Williams sind zwar skeptisch, da sich Melanie im Gegensatz zu den üblichen Übernommenen einer akkuraten und klar artikulierten englischen Aussprache befleißigt, wird sie aber eingelassen. Immerhin hat Melanie aus ihrer vorübergehenden Besessenheit die Erkenntis zurückbehalten, dass die Marsianer sich – irgendwie verständlich – sich für die legitimen Marsbewohner halten und die aufdringlichen Erdenmenschen als Invasoren, die es zu vernichten gilt, betrachten (gut, man könnte darüber reden, ob man Eigentumsrechte aufgegeben hat, wenn man die letzten paar Jahrmillionen im Winterschlaf verbracht hat).

Die Mars-Zombies haben zwischenzeitlich einen Rammbock konstruiert (findige Kerlchen, ich sag´s ja) und klopfen damit nachhaltig an. Melanie organisiert die Verteidigung – sie und Williams sollen die erste Line of Defense bilden, Bahira und Jericho die zweite (ich will nicht meckern, aber wäre es nicht sinnvoll, die wirklich guten Leute auf beide Reihen zu verteilen? Nicht, dass ich Jericho zu nahe treten möchte, aber die Ass-Kicker vom Dienst sind nun mal Williams und Melanie). Ich frage mich allerdings, warum niemand – inklusive Melanie als unmittelbar Betroffener – auf den Trichter kommt, dass die Marsianer irdische Drogen nicht vertragen und man sich die Marspest auf diese Weise vom Hals halten könnte. Seufz, wenn die Drehbücher schon ihre eigenen Ideen nicht weiterverfolgen…

Die Zombies dringen in die Polizeistation ein und drängen unsere Helden in verlustreicher Schlacht (verlustreich zumindest für die Mars-Armee) bis zurück in den vorhin von Jericho als Kuschelecke ausgekuckten Lagerraum (der aber wenigstens einen Zugang zum Hinterhof und damit zum Fluchtgefährt hat). Der Oberhoncho (gar lustigerweise als „Big Daddy Mars“ kreditiert, was ich für einen weiteren der schlechteren Gags der Carpenter´schen Karriere halte) kämpft an vordester Front mit, was ihm nicht gut bekommt, als die Helden eine Gasflasche in Brand schießen und den Mars-Häuptling etwas ankokeln. Das bringt ihn zwar nicht um, macht ihn aber sauer, dieweil unsere Helden den Ausfall versuchen und mangels Munition mittlerweile zum Kampf mano-a-mano übergehen müssen. In der Tat gelingt der Durchbruch zum Rover und erfreulicherweise ist sogar der train on time. Die Helden-Posse veranstaltet mit Hilfe der Sprengzünder ein wenig Feuerwerk (wieso man sich vorhin die Arbeit gemacht hat, die Dinger in Dosen zu stecken, wenn man sie jetzt mit mindestens gleichem Effekt „pur“ durch die Gegend schleudert, erschließt sich mir nach wie vor nicht), der Zug wird erreicht und sich in selbigen geschwungen, Abfahrt, danke, das könnt´s sein.

Tja, könnte, wenn Melanie nicht auf einmal ihren moralisch-pflichtbewußten hätte und räsonniert, dass man die Zombie-Plage jetzt und hier noch eindämmen könnte – schließlich ist es nicht mehr „ihr Planet“ (das könnten die Mars-Natives ein wenig anders sehen, aber die Eingeborenen wurden und werden ja selten gefragt). Der Zugführer, der dem Ansinnen anfänglich stark ablehnend gegenübersteht, wird durch schlichte Autorität überzeugt und auch die anderen sind zwar nicht Feuer und Flamme für Melanies Idee, lassen sich aber breitschlagen, sogar Williams, der nun eigentlich gar keinen gesteigerten Grund haben sollte, sich einer solchen Aktion anzuschließen. Aber scheinbar geht Williams aus Prinzip keinem guten Kampf aus dem Weg. Schnell ist die Rückkehr in die Stadt beschlossen und verkündet. Melanie hat auch schon einen Plan ausgearbeitet – sie will den Atomreaktor, der die Stadt mit Energie versorgt, hochjagen. Könnte klappen, meint Universalwissenschaftlerin Whitlock (ist ja schön, dass Carpenter sich auch an dem klassischen Bild der 50er-Jahre-Scientists orientiert, die von Biologie bis Kernphysik auch stets alle Fachgebiete aus dem FF beherrschten), wenn man die Brennelemente freilegt, könnte das ein kleines Atombömbchen mit ein bis zwei Meilen Vernichtungsradius simulieren. Zwar weiß keiner so genau, ob eine Atomexplosion die nicht wirklich stofflichen Marsgeister tatsächlich umbringt (streng genommen könnte das also eine extrem dusslige Idee werden, wenn die Explosion zwar alle Wirte umbringt, dafür aber eben alle Parasiten freisetzt. Solange die Marsianer in menschlichen Körpern stecken, wäre die Seuche hübsch „contained“), aber da keinem, inklusive den Autoren, was besseres einfällt, soll es so geschehen.

Jericho, Whitlock und Melanie wollen den Reaktor hochjagen, der Rest der Brigade soll ein Ablenkungsmanöver inszenieren. „Es war ein einfacher Plan“, gibt Melanie vor dem Untersuchungsausschuß zu, „aber er funktionierte nicht so, wie er sollte“. Haben die meisten Pläne so an sich, außer die von Hannibal Smith. Und wer ist schuld? Melanie selbst. Die turnt nämlich so auffällig vor dem Reaktor rum, vorgeblich um zu kucken, was das prinzipiell erfolgreiche Ablenkungsmanöver so treibt, dass es dem angesengten Big Daddy tatsächlich auffällt und er seine Kräfte umdirigiert. Whitlock wird von den Marsianern übernommen, Jericho von den Zombies verhackstückt, Bahira per fliegender CD geköpft und auch das Zugpersonal beißt ins Gras. Nur Williams und Melanie können sich in den Zug retten. Einige vorwitzige Zombies und der Obermotz himself springen auf den Zug auf. Gut für Williams, der kann jetzt nämlich den coolen Helden raushängen lassen und mit einem pseudowitzigen Spruch auf den Lippen dazu schreiten, den hinteren, von den Marszombies besetzten Wagen abzuhängen und in die Luft zu jagen. Zwar muss er sich mit dem Oberkäse kloppen (und Melanie sich im vorderen Wagen auch mit einem Zombie rumschlagen, was eine gar dolle Doppelkampfsequenz möglich macht. Gähn), kann den aber relativ mühelos in seine Schranken verweisen und mitsamt dem hinteren Wagen in den Orkus blasen.

Die Explosion des Atomkraftwerks sehen wir aus schicker Weltraumperspektive (und Perspektive trifft´s irgendwie ganz gut, denn aus ebenjener sieht der Blast nicht nach ein bis zwei, sondern eher hundert bis zweihundert Meilen Radius aus. Das kommt davon, wenn man unbedingt einen coolen Effekt haben will, der vom Script leider nicht gedeckt wird – denn dass man eine Zwei-Meilen-Atom-Explosion aus ein paar hundert Kilometer Höhe so deutlich sehen kann, wage ich mal zu bezweifeln. Pfusch am Bau).

Wir könnten also wieder halbwegs happy enden, aber wir haben da noch einen Plotpunkt aufzulösen – wird Melanie Williams der Gerichtsbarkeit überstellen, wo er ihr doch zigfach das Leben gerettet hat? Sie würde schon, wenn auch unter dem Versprechen, für ihn auszusagen. Darauf mag sich Williams allerdings nicht verlassen (aber er ist nett genug, ihre Verletzungen, sie hat sich nämlich im Showdown einen Streifschuß eingefangen, zu nähen). Daher fesselt er Melanie, die nix böses ahnt, mit Handschellen an ihre Koje. Zwar hebt Melanie noch mal kurz mit der freien Flosse ihre Kanone, aber natürlich bringt sie´s nicht über´s Herz, ihn umzuballern. Williams kann unbehelligt aussteigen…

Das allerdings erzählt sie nicht ganz im Hearing – ihre offizielle Version ist, dass Williams sie im Schlaf gefesselt habe und stiften gegangen sei. Das Gremium ist einigermaßen befriedigt und entlässt Melanie zwecks Erholung, nur um, kaum ist sie draußen, zu beschließen, die Sache unter den sprichwörtlichen Teppich zu kehren, schließlich könne man dem Kartell (was immer das auch sein mag) nicht mit einer Gespenstergeschichte kommen.

Hach, und das Ding hört immer noch nicht auf. Rote Wolken ziehen rund um die Stadt Chryse auf und Großalarm wird ausgerufen. Der weckt auch Melanie (in Unterwäsche, und mehr bzw. weniger gibt´s nicht zu sehen von der Henstridge), die sich dienstbewußt in ihre Uniform wirft. Da stürmt jemand in ihr Domizil – es ist, ta-daa, Williams, der ihr eine Waffe in die Hand drückt. „Du würdest eine prima Kriminelle abgeben“, lobt er. „Und du einen prima Polizisten“, kontert Melanie. „Naaah“, machen sie simultan – aber ass kicken, das tun sie gern, denn das tun sie am besten… und dazu wird sich Gelegenheit bieten. Roll credits…

Jeez… nach dem zweifelhaften Genuss von Ghosts of Mars hab ich irgendwie den Verdacht, John Carpenter wollte mit dem Film sein Publikum mal gehörig auf den Arm nehmen, oder, was vielleicht noch wahrscheinlicher ist (besonders, wenn man sich den Meister im Bonusmaterial der DVD mal so ansieht), er war wirklich völlig zu, als er das Script geschrieben und den Film inszeniert hat – denn dass er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte eine solche Gurke fabrizieren könnte, traue ich nicht mal dem Regisseur eines Schlafmittels wie Village of the Damned zu.

Ja, Ihr habt Recht – mir hat Ghosts of Mars nicht besonders gut gefallen, denn es ist ein reichlich doofer Film, der auf keiner seiner diversen Ebenen funktioniert. Wobei natürlich zu bemerken ist, dass mit so einem verhunzten Script grundsätzlich kein Blumentopf zu gewinnen ist. Was zum Geier sich John Carpenter und sein Co-Autor Larry Sulkis mit der genüsslich zelebrierten Erzählstruktur gedacht haben, ist wahrscheinlich nicht mal mehr durch übermäßigen Drogengebrauch zu erklären. Spätestens, als Carpenter damit begann, innerhalb von Rückblenden in Rückblenden Rückblenden einzubauen, fragte ich mich ernstlich, ob er den ganzen Film wirklich ERNST meinte oder vielleicht doch eine subtile Selbstparodie abliefern wollte. Sag mir keiner, dass die Erzählweise als Flashback dramaturgisch notwendig gewesen wäre – die Struktur ist überflüssig wie ein Kropf, es spräche absolut NICHTS dagegen, den Film in einer halbwegs chronologischen Weise zu inszenieren (gegen den ein oder anderen kleinen Flashback an sich spräche ja nichts – Whitlocks und Williams Erlebnisse vor Eintreffen der Cop-Brigade in Shining Canyon hätte man ja durchaus als Rückblende einbauen können, aber ansonsten beinhaltet der Film absolut ZIP, was man nicht in einer Parallelmontage o.ä. hätte erzählen können). Das einzige, was Carpenter dadurch „gewinnt“, ist die völlige Abwesenheit von Spannung. Ich liebe es, wenn ein Regisseur/Autor einen Spannungsfilm, und das will Ghosts of Mars ja offensichtlich sein, praktisch mit der ersten Szene killt und von dieser Totgeburt aus weiter fabulieren will. Kann nicht gutgehen, nein, nein, nein.

Naja, vergessen wir das mal und stellen uns vor, der Film wäre konventionell-chronologisch aufgebaut. Auch dann würde er vom Script her nicht besonders viel taugen, alldieweil die Story eben nicht mehr ist als ein mit SF- und Horrorelementen aufgepepptes Derivat von Assault on Precint 13, der ja seinerseits selbst nichts als die Bearbeitung von Motiven aus Rio Bravo war (eben, wie oben angedeutet, das Remake eines Remakes). Wirklich * neues * fällt Carpenter nicht ein, abgesehen vielleicht von der Szene, in der Melanie „übernommen“ und von ihren Freunden vor der Tür abgelegt wird und sich durch den Drogentrip von der außerirdischen Beeinflussung befreit – allein wegen dieser Idee muss man allerdings nicht unbedingt ein Remake drehen… zumal die Möglichkeiten, die das Updating der Story mit SF- und Horrormotiven potentiell mit sich bringt, verschenkt bleiben. Das Mars-Setting ist völlig unnötig (abgesehen für eine Quatermass-Referenz), der Film könnte genauso gut auf einem Saturnmond, dem dritten Planeten des Xrtlfrx-Systems oder der Erde spielen und würde genauso gut (bzw. schlecht) funktionieren. Absolut flach fällt auch die Einführung der „matriarchalischen“ Gesellschaftsordnung, die maximal für eineinhalb billige Gags mißbraucht wird – selbst den offensichtlichen Kniff, die klassischen Geschlechterrollen umzukehren, ignoriert das Script. Wie in jedem anderen Film auch ist Jericho der sexbesessen-schwanzgesteuerte Kerl, Bahira das schwache Frauchen, das angesichts des Massakers in der „rec-fac“ aus dem Leim geht etc. Ich will nicht sagen, dass es speziell reizvoll gewesen wäre, die Geschlechterklischees um 180 Grad zu drehen, aber es wäre wenigstens ein Funken Originalität gewesen, den eine ausgelutschte Plotte wie Ghosts of Mars dringend hätte gebrauchen können.

Aber diese verpaßte Chance geht insofern mit dem Rest des Films vollkommen konform, als der Streifen sich gar nicht erst bemüht, in irgendeiner Weise durch unerwartete Plotentwicklungen zu überraschen, sondern schön vorhersehbar bleibt. Die interne Logik des Films ist halbwegs intakt, bis auf ein wirklich klaffendes Plothole von der Größe eines eines Verkehrsübungsplatzes für Supertanker. Der Oberhoncho der Marsgeister, „Big Daddy Mars“ (ich wiederhole mich: Albert Pyun oder Jim Wynorski würden für so einen Charakternamen von aufgebrachten Internet-Reviewern erschossen, und das gar nicht mal so zu Unrecht) ist ja ersichtlich kein von Marsianern übernommener Erdling, sondern ein echter fleisch- und blutlicher Marsianer. Wo bitteschön kommt der her? Whitlock setzt nach ihrer eigenen Aussage nur die „Geister“ frei, nicht aber einen physisch manifestierten Marsianer (von dem allgemeinen Plothole, das kriegerische Kulturen wie die Marsianischen vermutlich kaum solange überleben werden, dass sie eine gewisse zivilisatorische Reife erlangen, mal abgesehen, aber das mache ich eh kaum einem SciFi-Film zum Vorwurf). Wo kommt der Kerl also her (abgesehen davon, dass er eine ziemlich leicht zu killende Pfeife ist, für einen „Boss“)?

Ach, lassen wir das Script halt mal völlig außer Acht – das Mars-Setting ist m.E. einzig deswegen gewählt worden, um den Streifen auf dem angesprochenen kurzen Hype um den roten Planeten mitschwimmen zu lassen, denn nötig für die Story ist´s überhaupt nicht, praktisch überhaupt nichts am Film nimmt wirklich Bezug auf den Mars und spezielle dortige Eigenheiten, der Film hat nun mal ein recht universelles Thema, das ebenso gut als Western (wie in Rio Bravo), Kriegsfilm, Actionthriller (wie Assault) oder Zombiefilm funktionieren würde (aber halt nicht wirklich glücklich als Science-fiction-Film). Als SciFi-Film ist Ghosts of Mars jedenfalls ein ziemlicher Schuß in den Ofen. Ist´s denn dann wenigstens ein tauglicher Horrorfilm? Nö. Es sei denn, man bezeichnet es schon als Horrorfilm, wenn man es schafft, eine Story mit gewissen „übernatürlichen“ Elementen ohne einen einzigen Scare abzufilmen. Kaum zu glauben, aber wahr, einer DER Altmeister des Horrors schafft es, einen Film zu drehen, der nicht einen einzigen funktionierenden, wirksamen Schockeffekt beinhaltet. Ich muss allerdings doch noch mal auf dem Script herumreiten, denn da liegt der Hund eben begraben: Das Drehbuch hat in seiner vorliegenden Form praktisch null Potential als Horrorfilm (was schon mal grundsätzlich an der bereits zu Tode diskutierten verschwurbelten Rückblendenerzählform liegt, die dem Streifen überhaupt nicht die Chance bietet, mal spannend zu werden) und das wenige, mit dem Carpenter als Regisseur arbeiten kann, verschenkt er größtenteils (schönes Beispiel: der wohl als großer Schockeffekt geplante abgetrennte Kopf von Pam Grier. Gibt wohl kaum eine Möglichkeit, eine solche Szene spannungs-, schock- und wirkungsfreier umzusetzen als es hier getan wird.). Obwohl Carpenter mit seinem Lieblingsmotiv (die Gruppe Eingeschlossener, die um ihr Überleben kämpft) spielt, fällt ihm nichts absolut nichts neues ein, nichts auch nur entfernt spannendes oder horribles.

Was bedeutet, dass der Streifen nur noch die Chance hat, als Actionfilm zu funktionieren und, naja, als großer Actionregisseur ist Carpenter nun halt doch nicht bekannt. Wie so mancher Filmemacher, der normalerweise in anderen Genres zuhause ist, unterliegt auch Carpenter der Illusion, um einen zünftigen Actionfilm auf Leinwand zu bannen, würde es reichen, die Hälfte der Laufzeit mit Geballer, Kämpfen mano-a-mano und Explosionen zu strecken (um mal einen Vergleich zu ziehen: auch in They Live experimentierte Carpenter mit einer „großen“ Kampfszene, die vorab mucho gehyped wurde, der Faustkampf zwischen Roddy Piper und seinem nachfolgenden Kumpel, dessen Namen ich mal wieder vergessen habe – IMHO mit der schwächste Part in einem ansonsten eher unterschätzten Film). Will sagen: es passiert zwar relativ viel, aber es nimmt den geneigten Zuschauer nicht wirklich mit.

Dann können wir eigentlich rein filmtechnisch nur noch auf den Härtegrad verweisen – okay, es fliegen ein paar Köpfe, okay, aber das ist weder tricktechnisch absolut auf Höhe der Zeit, aber ansonsten halte ich die FSK-18-Freigabe in deutschen Landen (gerade, wenn man mal hinsieht, was in letzter Zeit an Schlachtplatten mit blauem Papperl aus der Prüfung gegangen ist) für doch ein bissl übertrieben. Wirklich intensive Gore-Effekte sucht man, trotz Mitwirkung der altbekannten und -beliebten FX-Schmiede von KNB, vergebens.

Nicht zu unterschätzen ist allerdings John Carpenters gewohnt omnipräsenter und mit markanten Themes arbeitender Soundtrack. Im Gegensatz zu vielen früheren Arbeiten benutzt Carpenter aber nicht ausschließlich Synthis, sondern knackige Gitarren. Eingeprügelt wurde der Score demzufolge auch nicht von Carpenter am Heim-Keyboard, sondern von den altgedienten Thrashern von Anthrax, verstärkt u.a. durch den nicht minder bekannten Gitarrenfrickler Steve Vai. Durchaus hörenswert!

Selbstverständlich ist auch Ghosts of Mars kein Fall für großes Schauspielerkino – selbst wenn die Mimen besser wären (was sie nicht sind), sie täten sich schwer, weil die Charaktere schlecht sind, es sind ziemlich unsympathische Gesellen, mit denen sich schwer identifizieren ist, und die darüber hinaus auch kaum Tiefgang haben. Prinzipiell zwar löblich, dass Carpenter und Co-Autor Sulkis versuchen, keine aalglatten Charaktere zu zeichnen, sondern ausnahmslos allen Figuren Ecken, Kanten, Zwiespältigkeiten und negative Eigenschaften zuzuschustern, aber es führt letztlich eben dazu, dass zumindest mir als Zuschauer die komplette Besetzungsliste emotional ziemlich wurscht ist. Warum sollte ich mich mit einer drogensüchtigen Polizistin (auch WENN sie aussieht wie Natasha Henstridge) oder einem bekennenden Kriminellen identifizieren? Nicht, dass das nicht möglich wäre (siehe z.B. Bad Lieutenant oder From Dusk Till Dawn für die ein bzw. andere Rollengestalt), aber da wir über die Charaktere nichts wirklich substantielles erfahren, sind das auch nur einfach zugeordnete Attribute (der ein oder andere Einblick, warum Melanie meint, Drogen gebrauchen zu müssen oder mit welcher Art Kriminalität Williams sein Leben bestreitet und warum, hätte den Film, ob seiner eh schon miserablen Struktur, auch nicht wieter geschadet, aber den Charakteren geholfen). Die meisten Charaktere sind also schlicht und ergreifend cannon fodder und daher ungefähr so ausgearbeitet wie der typsiche red-jersey-security-guard aus Star Trek (verdammt, das war jetzt SCHON WIEDER Drehbuchkritik).

Na gut, also zu den einzelnen Leuten, sofern sie wichtig genug sind, um eine eigene Zeile zu verdienen. Natasha Henstridge agiert im Rahmen ihrer Möglichkeiten (und derer der Rolle) relativ okay – in Reichweite eines Oscars wird die gute Natasha auch zukünftig nur kommen, wenn sie mal ein Museum besucht, in dem einer ausgestellt wird (oder mit einem Preisträger in die Heia steigt, der sich den Goldpimpf auf den Nachttisch stellt), aber sie hält sich vergleichsweise wacker. Ice Cube, der nicht wirklich zu meinen favorisierten rappers-turned-actors gehört (da ist mir Ice-T allemal und LL Cool J meistens lieber) versucht sich am Archetyp des Italo-Western-Antihelden, bringt aber dafür nicht die notwendige Screenpräsenz mit (wie ich immer sage: solche Rollen muss man mit einer gewissen „larger-than-life“-Attitüde spielen, damit sie funktionieren. Und das geht Ice Cube ab). Jason Statham (Lock, Stock and Two Smoking Barrels, Snatch, The Transporter) als Jericho hat noch fast die beste Rolle (wenn man davon absieht, dass der Charakter beiläufig entsorgt wird, wenn der Film versucht, sich zum Finale hin auf ein Zwei-Personen-Stück zu reduzieren) und sorgt zumindest in der OV durch seinen britischen Akzent für Unterhaltungswert. Pam Grier setzt mit ihren (zu wenigen) Auftritten allerdings für die Highlights in Punkto Entertainment, auch wenn man der Blaxploitation-Ikone ein paar bessere Lines (und mehr Screentime) gewünscht hätte. Clea DuVall (The Faculty, Girl Interrupted, Identity, 21 Grams, The Grudge) hat kein Material zur Verfügung, mit dem sie sich auszeichnen könnte. In einer kleinen Rolle kann man Robert Carradine aus dem entsprechenden Clan bewundern.

Getestet wurde hier die RC3-DVD von Columbia TriStar. Mal davon abgesehen, dass die äußerliche Aufmachung von Cover und Hülle irgendwie billig wirken, haut einen auch der anamorphe 1.85:1-Widescreen-Transfer nicht wirklich vom Hocker. Das Bild ist zwar tauglich und vor allem vom Kontrast her (bei einem mal wieder in permanenter Dunkelheit spielenden Film wichtig) überzeugend, aber Schärfe und Kompression legen nur durchschnittliche Werte vor (für eine Major-Produktion. Columbia-Durchschnitt ist natürlich besser als Best-Durchschnitt).

An Audiotracks finden sich ein passabler englischer 5.1-Track sowie spanischer und portugiesischer Ton in Dolby 2.1 (hab ich begreiflicherweise nicht angetestet) – besonders der Score kommt beim englischen Audiotrack ziemlich gut rüber. Ein Eimer Untertitelspuren (englisch, französisch, spanisch, portugiesisch, chinesisch, koreanisch, thai) ist verfügbar.

Die Ausstattung der Scheibe ist recht gut: neben einem (von mir nicht begutachteten) Audiokommentar von Carpenter mit Natasha Henstrdige finden sich die üblichen Filmographien und Trailer, ein „video diary“ (unkommentiertes Making-of), eine sehr nette featurette „Scoring Ghosts of Mars“) über die Aufnahmen zum Soundtrack sowie unter dem Punkt „Special FX Deconstructions“ ein paar Vergleiche von Storyboard-Zeichnungen und Modellen nebst Impressionen von den SFX-Shoots. Okay für den recht günstigen Preis.

Fazit: Ghosts of Mars ist ziemlich langweilig geraten und für John Carpenter schon eine mittelschwere Enttäuschung. Der Streifen krankt an einer unoriginellen Grundidee, einer ungünstigen Erzählstruktur und wenig anregenden Charakteren. Weder unter SF-, Horror- noch Actiongesichtspunkten kann der Film überzeugen – für SF spricht nur das Setting, aus dem keinerlei Gewinn gezogen wird, als Horrorfilm ist der Film frei von jeglichen angsteinflößenden Szenen und als Actionfilm ist Ghosts of Mars letztlich zu langweilig und uninspiriert. Da ist mir der Klassiker Assault on Precint 13 schon wesentlich lieber. Vielleicht wäre Carpenter besser damit gefahren, wie bei Escape from L.A. das „Vorbild“ ironisch zu überspitzen. Ghosts of Mars ist ausschließlich was für Carpenter-Komplettisten, und selbst die werden zugeben müssen – der Meister hat wesentlich besseres abgeliefert. Vielleicht hat der gute John (der im Begleitmaterial übrigens erschreckend alt aussieht) seinen Zenit halt doch schon überschritten…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 4


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