Ghost Shark

 
  • Deutscher Titel: Ghost Shark
  • Original-Titel: Ghost Shark
  •  
  • Regie: Griff Furst
  • Land: USA
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Richard Moll (Finch), Sloane Coe (Cicely), Mackenzie Rosman (Ava), Dave Davis (Blaise), Jaren Mitchell (Cameron), Thomas Francis Murphy (Sheriff Martin), Lucky Johnson (Mayor Stahl), Brooke Hurring (Taylor), Shawn Phillips (Mick), Amy Brassette (Vicky Brubaker), Kim Collins (Brubaker)


Vorwort

Smallport, ein kleines Küstenstädtchen – im Zuge des jährlichen Fisch-Rodeos (pffz… im Endeffekt ist das ein Angelwettbewerb, der größte Kiemenatmer gewinnt) killen die Brubakers ganz sportlich einen großen weißen Hai mit einer Handgranate. Dummerweise wird der Kadaver in eine Höhle gespült, in der alles, was gewaltsam zu Tode kam, zum Rachegeist wird. Der Geisterhai lässt sich nicht lumpen und killt seine Killer plus den Besitzer des Boots, auf dem sie in See gestochen sind…

Am nächsten Morgen wird das fröhliche Treiben am Smallportschen Strand empfindlich gestört, als die hübsche Taylor von einem transluzenten Etwas, das vage haiförmig aussieht, fatalerweise vom Jetski gepflückt wird. Mit einer Haiattacke, obschon vor Ort selten geworden, könnte Bürgermeister Stahl, der, wie soll es anders sein, kurz vor der nächsten Wahl steht, ja noch irgendwie leben, aber das ausgerechnet sein Sohn Cameron als Augenzeuge die Mär von dem durchkuckbaren Monsterhai zu Protokoll gibt, ist dann doch des Guten ein Fitzelchen zu viel.

Während Ava ob des Todes ihrer Freundin Trübsal bläst, halten ihre Cliquenfreunde Blaise, Mick, Cicely und eben Cameron eine jetzt-erst-recht-Pool-Party für angemessen. Zumindest solange, bis der Geisterhai sich in Camerons Swimmingpool materialisiert und anfängt, Partygäste, inklusive des fetten Mick, zu verputzen, als wäre es ein Swim-in-Schnellimbiss.

Sheriff Martin und der Bürgermeister sehen sich nun dem Faktum gegenüber, dass Cameron zufällig einen Teil des Massakers mit dem Handy gefilmt hat und, naja, das Filmmaterial macht relativ deutlich, dass man es hier mit einer ziemlich unerklärlichen Erscheinung paranormalen Ursprungs zu tun hat. Sicherheitshalber will Stahl seinen Junior in Schutzhaft nehmen lassen, damit der die Geschichte nicht weiterverbreitet. Cameron büxt allerdings mit seinen Freunden aus. Für die Clique liegt auf der Hand, dass sie das Rätsel selbst lösen müssen. Hinweise könnte der alte, versoffene Leuchtturmwärter Finch haben, der schon nach der Strandattacke geheimnisvoll von Geistern daherbrabbelte.

Finch ist nicht sonderlich kooperativ, vermittelt den Kids aber immerhin Grundzüge der örtlichen Legende um die verwunschene Höhle. Dieweil metzelt sich der Killer-Hai durch Smallports Bevölkerung, begünstigt dadurch, dass er sich überall materialisieren kann, wo Wasser, in welcher Form auch immer ist. D.h. der Hai erscheint in Badewannen (wo er Cicely, die aber einer Hero Death Exemption unterliegt und nur leicht angeknabbert wird), in Eimern, Wasserspendern oder, wie unsere Helden feststellen müssen, als sie im örtlichen Museum nach weiteren Hinweisen zur Höhle und der dazugehörigen Legende fahnden, in Sprinkleranlagen.

Nachdem Bürgermeister Stahls Assisten im Office in zwei handliche Hälften zerrissen wird und Cameron im Museum Haifutter wird, hat der Bürgermeister die Faxen dicke. Diesen Hai wird er höchstpersönlich in den Haihimmel befördern! Bessere Erfolgsaussichten rechnen sich Blaise, Cicely und Ava aus, die zumindest mittlerweile wissen, dass es ein „Grimoire“ gibt, dem sich die passenden Zaubersprüche und Zutaten für erfolgreiches Ghostbustern entnehmen lassen. Nur hat diesen Schmöker Finch gemopst, der an der Höhle – seit dort vor sieben Jahren sein geliebter Ehebesen ersoff – ein persönliches Interesse hegt.


Inhalt

Erwähnte ich, dass ich extrem leicht zu beeinflussen bin? Haltet mir ein buntes glitzerndes Objekt hin und ich werde mit einem „oooh, shiny!!!“ die gerade von mir zu entschärfende Atombombe links liegen lassen. Verlasst Euch im Weltuntergangsfall nicht auf mich.

Will sagen, ich bin genau der Typ, von dem ich Euch immer warne, nicht so zu werden. Der, der auf ein hübsches Cover und einen fetzigen Titel mit Freuden immer wieder reinfällt. Als ich neulich mal wieder auf virtueller Einkaufstour war und ich auf den merkwürdigen Gedanken verfiel, dass ich eindeutig noch zu wenige Hai-Horrorfilme besitze (da braucht man schließlich schon fünf-sechzig Stück), stolperte ich über „Ghost Shark“ und sein 3D-Lentikular-Cover (nicht, dass ich bis eben genau dann wusste, was ein Lentikular-Cover nun schon wieder ist).

Natürlich benutzt der Publisher von Welt ein 3D-Lentikular-Cover gerne mal dann, wenn er sich nicht sicher ist, ob er den Kram anderweitig unters Volk gebracht bekommt, handelt es sich doch bei „Ghost Shark“ um einen der vielfältig beliebten Syfy-Monster-of-the-Week-TV-Filme, von denen die meisten eben doch nicht den Hype eines „Sharknado“ mit auf den weiteren Lebensweg auf dem Heimvideosektor bekommen.

Dabei ist „Ghost Shark“ noch nicht mal eine Asylum-Produktion, allerdings eine, die man zumindest zum vagen Umfeld der Mockbuster-Schmiede rechnen kann. Eric Forsberg und Griff Furst gehören zu den Asylum-Mitarbeitern der ersten Stunde, die den Laden verließen, als sie mit den Produktionsbedingungen, die David Michael Latt nach den ersten Videoerfolgen der Firma noch mal stark anzog, nicht mehr zufrieden waren (zu dieser Rasselbande Fahnenflüchter gehört z.B. auch Leigh Scott, Regisseur von so vielen frühen Asylum-Produktionen). Furst, hier als Regisseur am Werke, inszenierte für Asylum die großartigen Lichtspielwerke „I Am Omega“, 100 Million BC, legte den ankuckbaren Hai-Horror Swamp Shark nach und ist nebenher auch noch schauspielerisch tätig, wobei er sich von Auftritten in „Transmorphers“, Jolly Roger: Massacre at Cutter’s Cove oder Dracula’s Curse immerhin weit genug legitimiert hat, um in „Terminator: Genisys“ eine kleine Rolle abzustauben. Kollege Forsberg hingegen (hier Co-Storyautor) schrob Snakes on a Train, 30.000 Meilen unter dem Meer und „Krieg der Welten 2: Die nächste Angriffswelle“ für Asylum und führte bei der Trash-Spaß-Granate Mega Piranha auch Regie. Drehbuchautor Paul Birkett muss ohne Asylum-stamp-of-approval auskommen, aber mit Titeln wie „Crash Landing“, „Ice Twister“, „Alien Tornado“ oder „Arachnoquake“ im Köcher macht das, glaub ich, nicht wirklich arg viel aus.

Okay, früher oder später musste einer der üblichen Verdächtigen ja auf die Idee kommen, den nicht totzukriegenden Hai-Horror mit Geistergrusel zu kombinieren – ich bin ja schon froh, dass es kein Found-Footage-Film mit dem Titel „Paranormal Sharktivity“ ist (ich habe soeben einem B-Film-Produzenten irgendwo auf dieser Welt eine Glühbirne über dem Kopf aufgehen lassen). Ein derart beknacktes Konzept kann man nun auf zwei Arten umsetzen – entweder man sagt sich, dass man bei der Prämisse gleich voll auf die we-know-it’s-trash-nudge-nudge-wink-wink-Schiene setzen (wie’s Forsberg eben bei „Mega Piranha“ tat), oder man entscheidet sich dafür, die ganze Nummer trotzalledem „straight“ zu spielen und den Fun aus dem Kontrast zwischen oberflächlicher Ernsthaftigkeit und der inhärenten over-the-top-ridiculousness zu ziehen. Furst und Forsberg entscheiden sich hier für Variante Numero Zwo. Und wiewohl ich bei „Mega Piranha“ oder auch Sand Sharks, die ihre „Trashigkeit“ vollumfänglich umarmten, einen Heidenspaß hatte, glaube ich, dass es für „Ghost Shark“ die richtige Entscheidung war.

Mag daran liegen, dass die Geschichte durch den übernatürlichen Aufhänger von Haus aus etwas „darker“ wird, die Charaktere die Bedrohung von Anfang an auch ernst nehmen (weil ihnen natürlich überwältigende Beweise geliefert werden – selbst Stahl, der Bürgermeister, und im Filmkontext das, was der Film am ehesten als Schurken anbietet, bestreitet gar nicht, dass hier irgendetwas sehr seltsames im Busch ist und möchte das Problem nur ohne große Öffentlichkeit lösen; als der Hai dann seinen Sohn killt, greift er dann höchstpersönlich zu – selbstredend aussichtslosen – Geisterhaivernichtungsmaßnahmen), und die tragische Backstory des Leuchtturmwärters Finch auch nicht gerade auf den Lacher hin gespielt wird, das Konzept, die absurde Idee matter-of-factly anzugehen, funktioniert weitgehend.

„Ghost Shark“ spielt dabei mit den althergebrachten Genrekonventionen von den biersaufenden und schießwütigen Rednecks, den geheimnisvollen Figuren im mehr-oder-weniger Hintergrund, die mehr wissen, als sie zugeben oder wandelnden Expositionsmaschinen wie dem Museumskurator, bei dem sich unsere Helden Informationen holen, klebt aber nicht sklavisch an der klassischen „Jaws“-Formel, auch wenn sich ein paar launige in-jokes einschleichen. Die Geschichte entwickelt sich dennoch vergleichsweise geradlinig auf den Doppel-Showdown hin (denn die erste Methode, den Geisterhai auszuschalten, erweist sich als überraschender Fehlschlag), weil unsere Filmemacher wissen, dass Storyverrenkungen und Twists und Turns hier überflüssiger Firlefanz wären. „Ghost Shark“ lebt letztlich natürlich nicht von seiner Story, seinen ausgebufften Charakteren und deren tiefgründigen Beziehungen, sondern von seinem Gimmick, dass der untote Hai sich überall dort materialisiern kann, wo Wasser ist. Das sorgt für jede Menge schier wahnwitziger Kills, wenn sich der Hai im Waschwasser eines Bikini-car-wash, der Sprinkleranlage eines Museums oder einem frisch aus dem Wasserspender gezapften Becher (oder im Showdown, was ich für ziemlich clever halte, sogar im Regen) zeigt und seine bedauernswerten Opfer massakriert. Das kann man für dämlich halten und hätte wahrscheinlich sogar Recht, aber es macht Spaß – ja, manchmal etwas zynischen Spaß – und bildet den erwünschten Kontrast zur schnörkellosen Geschichte.

Optisch macht der Streifen dabei einen ganz guten Eindruck. Sicherlich hat Syfy keine horrenden Summen in Fursts Richtung geworfen, aber mittlerweile hat der gute Griff es, ähm, ganz gut im Griff, auch mit den limitierten finanziellen Möglichkeiten eines Syfy-Fernsehfilms so gut umzugehen, dass das Endresultat nach vorzeigbarem Film aussieht.

Das Tempo ist ziemlich flott, Furst gönnt seinen Figuren – auch dank einer sehr gestrafften Zeitspanne, innerhalb der sich die Handlung absspielt – kaum Atempausen und verzichtet daher auch auf Charaktertinnef. Alles, was wir über die Protagonisten wissen müssen, etabliert sich quasi in der ersten Szene. Von einer kurzen Sequenz, in der Ava und Blaise kurz über Taylors Tod reflektieren und Blaise zugibt, die Poolparty sei nicht unbedingt die allerbeste Idee gewesen, bleiben Gefühle und ähnlicher Klimbim außen vor – man hat wichtigere Probleme. Dass konsequent auf Liebesgeschichten oder Familiendramen verzichtet wird, obwohl die Konstellationen dafür durchaus vorhanden wären, tut dem Film und seinem Speed selbstverständlich gut. Furst und Forsberg wissen, warum wir einen Film wie „Ghost Shark“ anschauen und das ist sicher nicht, weil wir tiefere Einblicke in das Seelenleben seiner Figuren nehmen wollen.

In rein handwerklicher Hinsicht ist „Ghost Shark“ ungefähr auf dem Level aktueller Asylum-Produktionen (also besser als Asylum so um 2010/11). Die Splattereffekte sind teilweise überraschend heftig dafür, dass die BBFC den Streifen ab 15 durchwinkte – die FSK war da schon deutlich humorloser und verpasste ihm ein rotes Papperl. Die Splattereinlagen sind teilweise aus dem Rechner, teilweise praktisch und sind für die Handelsklasse, mit der wir es hier zu tun haben, auch qualitativ tragbar. Abstriche machen muss man bei den Hai-CGI. Klar, das ist eine recht knifflige Aufgabe, den durchkuckbaren Geisterhai einigermaßen plausibel darzustellen – einerseits darf er keine „Masse“ haben, andererseits muss er aber durchaus ein bisschen „physisch“ erscheinen. Der FX-Crew um Brock Jolet („Quantum Apocalypse“, „Wolvesbayne“, „Miami Magma“) ist da nicht immer, naja, „überzeugend“ will ich jetzt nicht schreiben, sagen wir… auf der Höhe der technischen Möglichkeiten.

Zum Darstellerensemble… zunächst mal witzig, dass man für die beiden weiblichen Hauptrollen amtliche Erdnuckel verpflichtet hat, die aufeinandergestellt einen halbwegs tauglichen Basketballspieler ergeben würden. Okay, das war gemein, aber sowohl Mackenzie Rosnan als auch Sloane Coe überspringen gerade mal so eben die 1,50-m-Marke…

Rosnan kennt der geneigte Konsument von anständiger, sauberer TV-Unterhaltung als Ruthie aus der schier endlosen Serie „Eine himmlische Familie“ (deren Vorsteher Stephen Collins sich ja mittlerweile als nicht gar so himmlisch herausgestellt hat). Rosnan scheint sich seit dem Ende der squeaky-cleanen Priesterfamilienserie gezielt auf Horror- und Genrerollen spezialisiert zu haben; ihre Vita zieren die Poe-Verfilmung „Ligeia“, der Brad-Dourif-Klopper „Krieger des Lichts“ oder Larry Fessendens „Beneath“. Selbstredend ist Rosnan easy on the eyes (in einer „ach Gott, ist die süss“-Weise) und ist auch eine halbwegs akzeptable Schauspielerin, jedenfalls etwas besser als Sloane Coe, für die „Ghost Shark“ aber auch ihr Debüt darstellt und es seitdem in „Snakehead Swamp“ erneut mit killendem Fischgezücht zu tun hatte.

Dort war auch Dave Davis am Werke, der nun nicht gerade auf Royal-Shakespeare-Company-Niveau den Blaise gibt, und der auch kleine Rollen im Nicolas-Cage-Vehikel „Stolen“ und TV-Serien wie „The Walking Dead“ oder „True Detective“ zu verzeichnen hat. Jaren Mitchell, recht lebhaft als Cameron (zumindest bis der Hai ihn halbiert. Dann hat sich das mit der Lebhaftigkeit, hähä), könnte Viel- bis Alleskuckern in „Das Haus der Dämonen 2“ oder dem ungefragten „The Town that Dreaded Sundown“-Remake über den Weg gelaufen sein. Tom Murphy (der Sheriff) kann auch auf einen kleinen Auftritt in „True Detective“ verweisen, spielte in einigen Folgen der Hexen-Serie „Salem“ und wird einen Bit Part im anstehenden „Terminator Genisys“ (grr, allein das Schreiben des Titels tut weh) haben.

Der obligatorische Has-been-Altstar-Part geht heute an Richard Moll („Harrys wundersames Strafgericht“, Savage Journey, „House“, Herrscher der Hölle, „Talon im Kampf gegen das Imperium“), der dem alten Suffkopp Finch tatsächlich etwas Leben und Gravitas einhaucht (und natürlich gibt es ein hübsches Bild ab, wenn 2,03-m-Riese Moll über den Gartenzwergen Rosnan und Coe türmt).

Bildqualität: Mir lag die britische DVD aus dem Hause Signature vor, die den Film in anständigem 1.78:1-Widescreen präsentiert. Gute Farben, gut durchschnittliche Schärfewerte, guter Kontrast. Kann man nicht meckern, sollte man bei einem aktuellen Release ja auch nicht dürfen.

Tonqualität: Ausschließlich englischer Ton in Dolby 5.1 mit optionalen Untertiteln. Brauchbar, aber keine audiophile Effektorgie.

Extras: Trailer.

Fazit: In einer Zeit, in der Haihorrorfilme gefühlt im Zehn-Minuten-Takt erscheinen und diejenigen, die der althergebrachten Formel noch irgendetwas Unterhaltungswert einhauchen können (man fragt ja schon nicht mehr wirklich nach neuen und originellen Ideen und ist ja schon froh, wenn die althergebrachten Einfälle zumindest in semi-witzigen Kontext gesetzt werden, wie z.B. bei „Sand Sharks“), kann man ja schon die Grundidee von „Ghost Shark“ wohlwollend betrachten. Fursts Film macht dann auch vieles richtig und fabuliert auf seiner völlig bescheuerten Idee konsequent weiter, verzichtet dabei auf einen offen selbstreferentiellen Ansatz und punktet mit den originellen, wenn auch teilweise etwas mean-spirited umgesetzten Kills. Zwei der drei Hauptdarsteller könnten mit etwas mehr Talent ausgestattet sein (Coe und Davis), aber insgesamt ist das ein sehr solider Batzen Fun für Freunde des gepflegten Wahnsinns. Syfy hat da auch deutlich Lahmeres im Angebot…

3/5
(c) 2015 Dr. Acula


mm
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