- Deutscher Titel: Gedemütigt in Ketten - Nackt und hilflos
- Original-Titel: Layover
- Alternative Titel: Abducted |
- Regie: R.D. Braunstein
- Land: USA
- Jahr: 2012
- Darsteller:
Lauren Holly (Suzanne Hollingsworth), Kaylee DeFer (Rebecca White), Joe Lando (Elliot), Gerald Webb (Special Agent Andrew Rohm), Christopher Robles (Vlad), Massi Furlan (Oscar)
Vorwort
Suzanne Hollingsworth ist Erbin und Vorstandschefin eines Hotelimperiums und nebenberuflich dafür berühmt, ihre „personal assistants“ in den Wahnsinn zu treiben. Aktuell ist Rebecca das Opfer von Launen, ungerchtfertigten Anpfiffen und Entlassungsdrohungen, erst recht, als der Privatjet eines Bekannten, den Suzanne für einen Trip von NY nach LA eingeplant hat, aufgrund des unerwarteten Versterbens des Besitzers für dessen Transfer zur Beerdigung gebraucht wird und Suzanne – kreisch! – einen LINIENFLUG nehmen muss! Das allein reicht schon, um Rebecca einmal mehr zu feuern. Und da Rebecca selbstredend auch daran Schuld ist, dass ein Sturm die Maschine nach Detroit umleitet, dort niemand Suzanne Hotelzimmer vermieten will (weil Suzanne in einem Interview die Stadt als „America’s armpit“ bezeichnet hat und deswegen auf der schwarzen Liste steht) und sie in einem schäbigen Motel absteigen muss. Immerhin – es wird nicht jeder dreimal am Tag vom gleichen Boss gefeuert…
Suzannes schlechte Laune wird durch die lauten Zimmernachbarn nicht besser – blöd nur, dass die nicht unangemessen laut poppen, sondern Gangster sind, die eine Frau vermöbeln und Suzanne als lästige Zeugin sicherheitshalber kidnappen. Und so findet sich die One-Percenterin als Gefangene russischer Mädchenhändler wieder. Die fünf jungen Girls, mit denen Suzanne ihr Gefängnis teilt, sind blöd wie Bohnenstroh und glauben immer noch an die Mär vom Modelwettbewerb in Rumänien, die ihr Entführer Vlad ihnen aufgetischt hat. Suzanne ist für Verkaufszwecke eigentlich ein bisschen alt, aber da den Russen aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzung im Motelzimmer vom Vorabend ein Girl terminal abgeht, wird die Olle erst mal behalten.
Indes macht sich Rebecca – im Gegensatz zur kompletten restlichen Hollingsworth-Belegschaft, die ganz froh ist, von Suzanne nichts zu hören oder sehen – Sorgen um ihre Ex-Chefin, und als klar wird, dass Suzanne ihren Anschlussflug nach LA nicht genommen hat, ist der Vorstand immerhin beeindruckt genug, um den Army-Vet Elliot (und die sich aufdrängende Rebecca) für Ermittlungen nach Detroit zu schicken. Zwar stoßen Elliot und Rebecca auf Kampfspuren im Motel, doch die Polizei ist, weil Suzie leider eine gewisse Historie in Sachen unangekündigtes Verschwinden hat, nicht sonderlich willig, Nachforschungen anzustellen.
Das ändert sich, als die Russen, die Suzanne gerade umbringen wollen, weil sie a) nervt und b) die naiven anderen Tussen aufhetzt, herausfinden, wen sie da eigentlich in ihrer Gewalt haben. Eine reiche Tante bringt man nicht einfach um, wenn man nicht vorher noch ein Lösegeld fordert…
Inhalt
Meine Freunde von The Asylum sind zwar hauptsächlich als Lieferanten von Mockbustern, Syfy-Movies of the week und natürlich des Sharknado-Franchise bekannt, das heißt aber nicht, dass die Klitsche sich nicht auch von anderen Fernsehsendern bezahlen lässt. „Layover“, für die spätere Heimkinoauswertung in das reißerische „Abducted“ umbenannt (und mit dem völlig neben der Spur liegenden Tortureporn-Artwork versehen, das den deutschen Verleiher wiederum dazu anregte, den Streifen als „Gedemütigt in Ketten – Nackt und hilflos“ mit einer FSK-18-Freigabe zu verkaufen, obschon die FSK den Heuler mit „ab 12“ durch den TÜV gehen ließ), entstand für den amerikanischen Lifetime-Channel, dessen Zielgruppe primär Hausfrauen sind und sein original programming primär mit Biopics oder „true life stories“ bestreitet, sich aber in letzter Zeit ein wenig stärker in Richtung „echte“ Genrefilme vorwagt, das alles aber natürlich squeaky clean, wie es sich für Filme für anständiges, nicht-perverses Publikum gehört. Kein Problem für Asylum, die sich ja auch eine Zeitlang am Fundichristen-Markt labten und daher keine Berührungsängste mit konservativeren Kreisen haben…
Und wir Hardcore-Asylum-Freax wissen auch – wenn der Laden Stoffe angeht, bei denen man sich wegen der mickrigen Budgets nicht mit miesen CGI-Effekten blamieren kann, können dabei durchaus vernünftige Filme rauskommen. „Layover“ ist dann auch ein grundsolider Entführungsthriller, der sicher keine Originalitätspreise gewinnt, aber routiniert gearbeitet ist und im weiten Felder der TV-Filme gleicher Bauart nicht negativ auffällt.
Einen großen Beitrag daran hat Lauren Holly („Turbulence“, „The Final Storm“) als Suzanne Hollingsworth, deren character arc von der ebenso hassenswerte wie weltfremden Überbitch über Opfer bis hin zur Kämpferin, deren durch das Leben als knallhartem Miststück geformte mentale Stärke ihr in der Situation durchaus zum Vorteil gereicht (und trotzdem natürlich etwas lernt….) sich nicht nur recht schlüssig entwickelt, sondern von ihr auch nachvollziehbar gestaltet wird (kleine Abschweifung: der Nostalgia Critic hatte gerade in seinem Review zum Weihnachtsschlonz „I’ll be Home for Christmas“ mit Jonathan Taylor Thomas richtig darauf hingewiesen, dass auch ein „hateable jerk“ „relatable“ sein muss. D.h. man muss die Figur dann auch so schreiben und spielen, dass man als Zuschauer gewillt ist, 90 Minuten mit ihm zu verbringen. Holly bekommt das hier hin – im Gegensatz zu JTT, wenn ich dem Critic glauben darf :)).
Holly hat mit den naiven Möchtegern-Modelschnecken auch die geeigneten „Wände“, gegen die sie anspielen kann.
Kaylee DeFer („Flicka“, „War at Home“, „Gossip Girl“, „Darkroom“) hat im Parallelplot etwas damit zu kämpfen, dass nicht so richtig glaubwürdig ist, warum sie sich um Suzanne, die sie immer nur scheiße behandelt hat, sorgt, schlägt sich aber insgesamt recht wacker. Joe Lando, langjährig in „Dr. Quinn, Medicine Woman“ beschäftigt, hat als Elliot nicht sonderlich viel zu tun, strahlt aber routinierte Verlässlichkeit aus.
Wie die reale FSK-12-Freigabe schon bescheinigt, ist „Layover“ alles andere als der vom Cover versprochene Exploiter. Nackt und in Ketten ist hier niemand, und auch die Gewalt beschränkt sich auf einen Shoot-out im Finale und einen etwas blutigeren Effekt zuvor. Aber der Film ist nun mal nicht für die sabbernde Gorehound-Fraktion ausgelegt, sondern, wie gesagt, für ein eher konservatives, weibliches Fernsehpublikum. R.D. Braunstein (der sich mit „I Spit on Your Grave 3“ dann doch in die exploitativere Ecke weiterentwickelte) inszeniert die Nummer trotz des beschränkten Budgets ordentlich flott, mit wenig Leerlauf und mit ansprechender Kamera- und Schnittarbeit im Kontext eines TV-Films. Selbst Chris Ridenhours Score ist angemessenerweise mal etwas weniger dröhnend und instrusiv als sonst.
Wer sich vom Cover und der „offiziellen“ FSK-Freigabe nicht aufs falsche Gleis hat führen lassen (und dementsprechend enttäuscht sein wird), bekommt einen ordentlichen TV-Thriller mit gutem Zug und einer guten Performance in der Hauptrolle. Kann man nicht meckern.
3/5
(c) 2016 Dr. Acula