Gappa – Frankensteins fliegende Monster

 
  • Deutscher Titel: Gappa - Frankensteins fliegende Monster
  • Original-Titel: Daikyujo Gappa
  • Alternative Titel: Gappa - The Triphibian Monsters |
  • Regie: Haruyasu Noguchi
  • Land: Japan
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Hiroshi Kurosaki (Tamio Kowaji)
    Itoko Koyanagi (Yoko Yamamoto)
    Daize Tonooke (Yuji Odaka)
    Mashida (Koji Wada)
    Funazu (Keisuke Inoue)
    Häuptling (Bumon Koto)
    George Inoue (Tatsuya Fuji)
    Hosoda Funazu (Saburo Hiromatsu)
    Saboru Hoyashi (Kogan Katsura)
    Professor (Masaru Kamiyama)


Vorwort

In den letzten Wochen haben wir uns hier ja hauptsächlich mit Exploitation-Filmen in den verschiedensten Formen befasst, da war´s doch mal wieder Zeit für etwas „change of pace“ und Anlass, in der DVD-Kiste zur Abwechslung mal eine urige Monsterbalgerei hervorzukramen. Und niemand (I repeat: niemand) kann bekanntlich bessere Monsterklopfer fabrizieren als die Japaner.

Imagine the situation: es ist Mitte der sechziger Jahre und die Toho Studios mit GODZILLA und Daei mit GAMERA verdienen sich in Japan dumm & dusslig und schaufeln mehr Yen ein, als der ordinäre japanische Filmproduzent in seinem ganzen Leben sehen wird. Früher oder später wird da selbst der eingeschlafenste Producer auf die glorreiche Idee kommen, die Kinowelt mit seiner eigenen Monsterkreation zu beglücken. 1967 schliesslich ging auch der Produktionsetage von Nikkatsu das entsprechende Licht auf und man machte sich daran, seinen eigenen kaiju-Film auf die Beine zu stellen. Wenn man dem glaubt, was man hört und liest, beliessen es die Nikkatsu-Leute aber nicht dabei, einfach noch einen x-beliebigen Monsterfilm auf die Leinwände dieser Welt loszulassen, nein, es sollte eine Parodie werden. Nun, jeder, der mehr als zwei Gummimonster-hauen-sich-wie-die-Kesselflicker-Filme gesehen hat und länger als drei Sekunden über diese Feststellung nachdenkt, wird zu dem Schluss kommen, das es schwerlich möglich ist, etwas zu parodieren, das sich zu dieser Zeit eh schon im Zustand latenter ständiger Selbstparodie (denn ernstzunehmen waren die Godzilla-Streifen ja um diese Zeit auch schon nicht mehr) befand. Kann denn dann aus einer beabsichtigten Parodie etwas anderes werden als letztendlich doch nur ein x-beliebiger Monsterfilm?


Inhalt

Die Einblendung einer Landkarte mit passend animierter Routenzeichnung lässt den geneigten Zuseher erst mal glauben, er hätte versehentlich doch wieder einen der Indiana-Jones-Filme in den Player geschoben, aber spätestens der hübsch-gruselige japanische Song „Gappä belehrt uns eines besseren. Die Karte informiert uns, dass die Reise zur Obelisk-Insel geht, dann sehen wir schon einen hübschen Vulkan samt passendem Ausbruch und diverse unterirdische Eruptionen, bevor wir auf ein Schiff umschalten, auf dem sich eine junge Japanerin dem Sonnenbad widmet. Ich stelle vor: Itoko Koyanagi, unsere Heldin. Das Schiff ist, wie erwähnt, auf dem Weg zur Obelisk-Insel, bemannt mit Wissenschaftlern und Reportern im Auftrag eines gewissen Funazu, seines Zeichens Chef der Playmate Inc., der dieweil in Japan eine Pressekonferenz gibt. Funazu will seinem FIrmenimperium ein neues Glanzstück hinzufügen, einen Südsee-Theme-Park namens „Playmate Land“. Um diese allgemein als fantastische Idee gepriesene Anlage mit passendem exotischen Getier und Gemensch (sprich „Eingeborenen“) füllen zu können, hat Funazu die Expedition ins Leben gerufen, die nach passenden Exhibiten in der Südsee Ausschau halten soll. Oookay, Funazu ist also unser EVIL CAPITALIST, dessen Pläne vermutlich den zu erwartenden grossen Ärger auslösen.

Comedic Relief Saboru angelt derweil auf dem Schiff und hat etwas mehr am Haken, als er sich erhofft, sieht er doch zwei grosse glühende Augen unter Wasser. Gleichzeitig gibt es ein mittelschweres Seebeben und ein liebliches Modellschiffchen wird arg gebeutelt, die Insassen des Schiffs kommen sich derweil vor wie in Takeshis Rumpelkammer (dieses Review setzt hiermit Kenntnis über japanische Gameshows voraus, das habt Ihr nun davon, nie DSF zu kucken…). Als Saboru nach überstandenem Beben seinen Kameraden etwas von Monster vorbrabbelt, glaubt ihm natürlich keine alte Sau und da die Obelisk-Insel voraus liegt, wird die Angelegenheit schnell vergessen. Eh, sagen wir´s so, ein nettes Modell der Obelisk-Insel liegt voraus, garniert mit einem aktiven Vulkan, für den sich jeder Achtklässler, der so was als Schulprojekt anfertigt, vermutlich in Grund & Boden schämen würde. Durchs Fernglas spotted Reporter Kurosaki Statuen, die denen der Osterinseln ähneln (sollen). Saboru hofft, ob Reste antiker Zivilisationen auf Schatzsuche gehen zu können.

Eine Siebenerbande geht also an Land, wird aber von einem Eingeborenenjungen beobachtet (bzw. einen japanischen Kind, das rather unconvincing auf „Südseeinsulaner“ geschminkt wurde…). Der Landetrupp entdeckt ein Dorf und überrascht nimmt die Gruppe zur Kenntnis, dass das ganze Dorf und die Insel genau so aussieht wie das Modell von Playmate-Land. Unsere unvorsichtige Landungsgruppe wird aber rasch von den Eingeborenen umstellt. Die Kannibalen-Angst Saburos ist allerdings unbegründet, denn der alte Zausel von Häuptling spricht die Gruppe auf Japanisch an. See, im Zweiten Weltkrieg war wohl mal ein japanischer Leutnant auf der Insel und versprach, zurückzukommen. Als sich einer unserer Freunde als Leutnant outet, brandet Jubel auf und die Eingeborenen zelebrieren eine spontane Begrüssungsfete. Jetzt, wo die Japaner da sind, ist der Häuptling überzeugt, wird Gappa nicht mehr wütend sein.

Während Koyanagi ob der ständigen Erdbebengefahr versucht, den Häuptling zum Umzug nach Playmate-Land zu überreden, interviewt Kurosaki den kleinen Jungen, ob der ihn zu der Statue führen könnte. Die Statue sei Gappa, gibt der Kleine Auskunft, erklärt sich aber bereit, Kurosaki und Koyanagi dahinzuführen. Als Kurosaki annimmt, Gappa sei die lokale Inselgottheit, widerspricht der Kleine, „Gappa kein Gott – er fliegt,“ so die kryptische Auskunft. (DARK FOREBODINGS…). Saboru folgt auf eigene Faust und da das Budget nicht mal einen echten Papagei hergab, stösst er auf einen miserablen Puppen-Effekt-Exotischen-Vogel (der aber immerhin nicht mal sooo schlecht ist, vergleicht man ihn mit den komischen Ghidorah-Ursprungs-Kreaturen aus dem Heisei-GODZILLA VS. KING GHIDRAH). An der Statue angekommen (die für meinen unmassgeblichen Geschmack einer Statue von der Osterinsel ungefähr so ähnelt wie Oliver Kahn einem geistig hundertprozentig normalen Menschen, also eher … weniger), sagt der Junge (der später im Film übrigens mal Saki heissen wird, also nennen wir ihn von nun an auch so), mehr oder minder „bis hier und nicht weiter“, sonst wird Gappa böse. Passend dazu veranstaltet sich ein neues Erdbeben, bei dem die Statue zu Bruch geht und sich eine Höhle im nahen Berg auftut. Entgegen aller Warnungen und gesundem Menschenverstand entern unsere Japaner das Areal. Innen drinnen entdecken die beidne erstmal einen untervulkanischen See, dann bekommts Koyanagi mit der Angst zu tun, was ihr einen herben Rüffel des Reporterkollegen einbringt. „Vielleicht solltest du besser einen Bürotypen heiraten, Kinder kriegen und Windeln wechseln“, erklärt er charmant, aber offenbar erfolgreich, denn Koyanagi gelobt Besserung. Ein riesiges Skelett liegt rum, Kurosaki vermutet, dass das ehemals Gappa war. Saboru stösst zu den beiden und die Drei entdecken ein riesiges Ei. Ein weiteres Erdbeben verhindert nähere Untersuchung, unbeobachtet kullert das Ei durch die Gegend, bricht auf und Baby-Gappa schlüpft aus. Als sich unsere Helden wieder gefangen haben und der Rest der Truppe auch noch dazustösst, folgt man einer Spur aus Eigelb (!) und findet das Baby-Monster am See, was sofortige Fangpläne auslöst. Die Warnungen des Saki-Kids bleiben selbstredend ungehört.

Wenig später ist Klein-Gappa in einem Käfig, der Häuptling stinkig, vermutet er doch Gappas Zorn und die Expedition auf dem Heimweg. Aber aus dem unterirdischen See tauchen Mama und Papa Gappa auf und ihre Schreie ob des leeren Eis lassen vermutet – sie sind nicht amused…

Funazu, per Telegramm unterrichtet, lässt seine Gehülfen eifrig nach dem passenden Urviech aus dem Lexikon suchen, aber da man nichts dem gefangenen Tierchen ähnliches findet, lässt sich der Tycoon den Floh ins Ohr setzen, sein Expeditionskorps leide unter kollektivem Sonnenstich und hätte nur irgendeine angebrannten Echse im Schlepptau. Nebenher lernen wir noch Fugazus Töchterlein kennen, das sich eine neue Mami wünscht.

Auf der Obelisk-Insel gibt´s indes Kleinholz, denn nach gut 35 Minuten im Film gehen die Gappas auf eine erste Probe-Rampage durchs Eingeborenendorf. Diverse Natives werden unter den Gappa-Klauen zermatscht, diverse Modellhütten werden geplättet, bis der Häuptling zur Flucht ruft und die Inselbelegschaft sich mit Booten aufs offene Meer rettet.

Ein Modell-U-Boot, dessen Detailreichtum nicht unbedingt dafür spricht, dass wir es mit Revell-Ware zu tun haben, eh, meine natürlich, ein amerikanisches U-Boot, pickt die Eingeborenen rasch auf.

In Japan überzeugt ein Blick auf das gefangene Urtier Fugazu, dass er doch einen Glücksgriff getan hat. Man (sprich Fugazu und der Wissenschaftler Tanooko) einigt sich darauf, die Entdeckung zunächst geheimzuhalten, was Tanooko nicht wirklich gut findet, will er doch die bedeutenden Entdeckung mit seinen Forscherkollegen teilen, doch Evil Capitalist Fugazu will natürlich erst die obligatorische Exklusivausgabe seines Playmate-Magazins drucken lassen und dann Klein-Gappalein als Stargast für Playmate-Land auftreten lassen.

Die Presse zerreisst sich über die Verschiebung der Playmate-Land-Eröffnung zwar das Maul, aber Fugazu ist sich sicher, zuletzt zu lachen.

Klein-Gappa wird in eine entlegene Uni-Aussenstelle verfrachtet, wo Tanooko unter Assistenz von Koyanagi vor sich hin forscht. Gappalein wächst und gedeiht (der Monstersuit wird deswegen aber nicht überzeugender), Kurosaki ist überzeugt, das Mädel, auf das er ein heftiges Auge geworfen hat, falls das jemand noch nicht mitgekriegt haben sollte, würde sich überarbeiten: „23 Jahre alt und schon Falten,“ lästert der Charmbolzen und handelt sich dafür die passende „Verpiss-dich“-Antwort ein (wenn auch nicht unbedingt in diesem Wortlaut).

Während Tanooko eine entscheidende Entdeckung macht, nämlich, dass Gappas Gehirnwellen mitnichten reptiloid sind, sondern vielmehr Vögeln gleichen, was im Umkehrschluss angeblich bedeutet, dass das Baby mit Artgenossen, sprich damit auch eventuell noch existierenden Eltern, kommunizieren kann (SCHRECK!), kommt Fugazu mit Töchterchen auf einen Sprung vorbei und piesackt das Gappa-Kind zum Ärger seiner Tochter mit Elektroschocks. Gappalein ist ob dieser Tatsache natürlich ein wenig angefressen, aber ein paar freundliche Worte von Koyanagi beruhigen das Baby-Monster.

Auf dem Modell-U-Boot erzählt Saki dieweil dem Captain einen vom Pferd, bzw. einen vom Gappa, worauf sich die Yankeese natürlich keinerlei Reime machen können, aber der Radaroffizier meldet zwei unbekannte U-Boote auf Verfolgungskurs. Natürlich sind es die Gappas, die aber das U-Boot nicht angreifen, sondern sich vielmehr in die Lüfte erheben…

Kurz danach hat schon ein japanisches Verkehrsflugzeug grösste Mühe, nicht von zwei riesigen unbekannten Flugobjekten zum Absturz gebracht zu werden (wenn die Grössenverhältnisse in etwa akkurat sein sollten, haben unsere Gappas eine Grösse von ungefähr 200 Metern… aber das ist wohl ungefähr so wie in KING KONG… je nach dem, wie gross die Monster für eine Szene wirken sollen, sind sie wohl).

Unsere Helden sind etwas beunruhigt, als sie die entsprechenden Meldungen hören. Könnte es sein, dass das die Gappa-Eltern sind??? Tanooko beruhigt, seines Erachtens können Gappas nicht fliegen, ihre Flügel sind zu wenig entwickelt (wo er recht hat, hat er recht…).

Eine japanische Hafenstadt – zwei recht angenervte Gappas (Mama Gappa hat witzigerweise eine Art Oktopus im Schnabel) entsteigen dem Meer und gehen auf ausgedehnten Vernichtungsfeldzug. Jede Menge Leute und Modell-Gebäude werden geplättet, bis die japanische Spielzeug-Armee aufzieht (uups, pun eigentlich not intended) und angreift. Die Gappas sind von den Toy Soldiers nicht wirklich beeindruckt, sondern packen ihren Godzilla-Todesstrahl aus, der dazu geeignet ist, Spielzeugpanzer auf den Rücken zu drehen und abzufackeln. Die japanische Spielzeugluftwaffe greift ein und feuert Raketen, aber der Todesstrahl der Gappas ist auf Zack und macht Kleinholz aus den Flugzeugen (und nabenbei her hauen die Gappas noch ein völlig unbeteiligtes Pagoden-Modell zu Klump). Nach einer Weile wird den Monstren das Spielen zu blöd und sie tauchen in einen nahegelegenen See und lassen sich dort erstmal häuslich nieder.

KRISENSITZUNG… die Gappas widerstehen allen Versuchen, sie zu eliminieren, nicht mal die Vergiftung des Wassers hat geholfen. Tonooke hat die geniale Idee, die Gappas mit Schallwellen aus dem See zu locken, den Rest soll dann die Armee mit Raketen besorgen (eh, japanese military NEVER EVER learns…).

Meanwhile bringt irgendein Professor ohne weitere Bedeutung für die Handlung Saki in das Forschungslabor, wo er gleich best friends mit Baby-Gappa ist. „Komm zurück zur Insel,“ bittet er das kleine Monster, als ob das eine echte Wahl hätte… Immerhin können die Wissenschaftler feststellen, dass es eine „Verbindung zwischen dem Tier und menschlicher Freundlichkeit“ gibt. Was für Leuchten!

Am See werden dieweil die Vorbereitungen für den Schall-Angriff getroffen. Koyanagi kriegt ihren Moralischen und schimpft über Tonookes selbstsüchtige Forschungen. Kurosaki erweist sich mal wieder als absoluter Obertrottel und nimmt Tonooke in Schutz. „Er ist wie ich, wir haben unsere Ambitionen“. Dann vermutet er noch blödererweise, dass Koyanagi in Tonooke verliebt sei. Koyanagi stellt die Dinge gerade: „Damals in der Höhe wollte ich für den Rest meines Lebens mit dir zusammen sein, aber jetzt hasse ich dich und Tonooke!“ Auch Saki kommt zum Experiment vorbei und macht den Vorschlag, Baby Gappa freizulassen, dann wird alles gut. Koyanagi schliesst sich dem an, aber da Saki verständlicherweise keine persönliche Garantieerklärung für Mama & Papa Gappa abgeben kann, nimmt da Experiemtn seinen Lauf. Unbemannte Boote, mit Lautsprechern bestückt, werden auf den See geschickt und versenken sich dort selbst. Auf dem, eh, Grund des Sees (die Aufgabenstellung an die FX-Leute lautete wohl: die tarne ich vollkommen normale Studioaufnahmen am Unüberzeugendsten als Unterwasseraufnahme?) tummeln sich die Gappas. Ein für Gappa-Ohren unangenehmer Klang wird ausgestrahlt (der Ton war immerhin unangenehm genug für Badmovie-Kater Pucki, der bis dahin vor sich hin döste) zwingt die Monster tatsächlich zum Auftauchen, und dann heisst´s Feuer Frei für die Raketen. Die Armee blasted, was das Zeuch hält, aber die Gappas flattern einfach in den Himmel, was sogar noch eine Flutwelle auslöst. Duh!

Oh du lieber Augustin, alles ist hin, denn die Gappas sind nun angepisst und sind Richtung Tokio unterwegs. Unsere Helden sind mittlerweile Sakis Vorschlag aufgeschlossen gegenüber, doch Fugazu sperrt sich mit dem nicht ganz idiotischen Argument (aus seiner Sicht zumindest), dass dies ja bedeuten würde, die Verantwortung für die ganze Misere übernehmen zu wollen.
Tonooke und Kurosaki sind bereit, diese allerdings voll und ganz zu tragen. Auch Töchterchen Fugazu hält ihren Paps für doof und so wird der Plan auch ohne Zustimmung des Geldgebers durchgeführt. Hubschrauber sollen Klein-Gappa nach Tokio bringen.

Dort, in der Hafengegend, causen die erwachsenen Gappas etwas zu vernachlässigenden Havoc (d.h. sie crashen diverse Öltanks etc.). Die Hubschrauber setzen Klein-Gappa auf dem Rollfeld des Flughafens an. Die Eltern hören die kläglichen Laute des Juniors aber nicht, erst als Saboru eine Aufnahme der Gappa-Geräusche über die Flughafen-Lautsprecheranlage dröhnen lässt, werden die Alten aufmerksam und es kommt zur gar herzigen Family Reunion. Mama und Papa Gappa umarmen den Kleenen und die Menschen, inklusive des geläuterten Fugazu, sehen gerührt zu. Papa Gappa zeigt dem Sohnemann (oder Töchterchen, so sicher kann man da ja nie sein) in einer netten SON-OF-GODZILLA-mässigen Sequenz noch schnell, wie man fliegt, dann verschwinden unsere Monster fliegenderweise in den Sonnenuntergang (oder -aufgang, besser gesagt).

Zeit, noch schnell den Wrap-up für die Human Characters durchzuführen. Koyanagi entschuldigt sich bei Tonooke und Kurosaki dafür, ihre jeweiligen Karrieren zerstört zu haben, aber Kurosaki ist einsichtig genug, um zuzugeben, dass die Herren der Schöpfung reichlich selbstsüchtig gehandelt haben. Koyanagi erklärt ihre Kündigung, um zu heiraten und Kinder zu kriegen und wandered off. Kurosaki braucht noch den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern seitens Tonookes um spitzzukriegen, dass er gemeint ist… allgemeines HAPPY END!

Also, ums vorwegzunehmen, GAPPA ist nicht mehr als ein x-beliebiger Monsterfilm geworden. Und dafür gibt´s natürlich genügend Gründe. Wie schon oben angesprochen, ist es nicht ganz einfach, das kaiju-Genre zu parodieren, da es eh immer hart an der Grenze zur Selbstpersiflage arbeitet. Und GAPPA arbeitet viel zu sehr mit den üblichen Klischees des Monsterfilms, anstatt sich über diese lustig zu machen. Vermutlich hilft dabei nicht unbedingt weiter, dass GAPPA, freundlich gesagt, einige „Anleihen“ beim vermutlich einzigen britischen Ausflug ins kaiju-Land, dem 1961er-Monsterschinken GORGO nimmt (die IMDB listet GAPPA sogar als „offizielles“ Remake). Neue Ideen bietet GAPPA dabei nicht (ausser, dass in GORGO nur ein Elternteil to the rescue kam, während GAPPA einen vollständigen Eltern-Satz bietet).

Zum anderen besteht das eher grundsätzliche Problem, dass kaiju-Filme ohne wirkliche kaiju-Kämpfe nicht wirklich funktionieren. Die Monster brauchen einfach einen Gegner gleicher Grösse, dem sie auf die Schnauze hauen können. Bis auf den Original-GODZILLA von 1954 und mit Einschränkungen RODAN sind gegnerlose Filme einfach zu langweilig, um wirklich mitzureissen (auch z.B. ein Grund, warum der 84er-Comeback-Film RETURN OF GODZILLA von den meisten Fans eher negativ beurteilt wird – auch da hat Godzilla keinen Gegner) – die Action ist darauf beschränkt, dass das (oder hier: die) Monster diverse Pappmachekulissen zertrampeln und sich von Militärspielzeugen beschiessen lassen. Und selbst davon bietet GAPPA nicht gerade reichlich viel, sondern verbringt zuviel Zeit mit den recht uninteressanten, holzschnittartigen „Human Characters“, von denen es eh zuviele gibt, da eigentlich nur vier oder fünf wirklich zur Handlung beitragen.

Auch das Timing kann nicht immer überzeugen – der Auftakt auf der Insel zieht sich zu lange hin, über eine halbe Stunde auf den ersten Monsterauftritt zu warten, ist nicht das Gelbe vom Ei – das funktionierte noch beim ersten GODZILLA, da das Publikum nicht unbedingt wusste, was es erwarten sollte, hier ist aber vom ersten Augenblick klar, dass wir uns mit einem Monsterfilm beschäftigen, also wollen wir, kreuznochmal, das Monster auch so oft und so lange wie möglich sehen (und bevorzugt dabe, einem anderen Monster in den Hintern zu treten; und wenn das schon nicht geht, dann eben etwas mehr Gebäudezertrampeln). GAPPA „verschwendet“ seine einzige wirklich grosse Rampage-Szene dann aber schon relativ früh und hat dann für den Showdown nichts mehr wesentliches zu bieten.

Technisch kann GAPPA (natürlich) auch nicht überzeugen, noch nicht mal im Rahmen des Subgenres. Die Modell-Gebäude sehen im Vergleich zu GODZILLA-Streifen des selben Zeitraums sehr überzeugend aus und gelegentlich gibt es sogar ganz guten Gebrauch der Rückprojektionstechnik, aber da sich die Monster zumeist in Normalgeschwindigkeit bewegen (in den Toho- und Daei-Produkten wurden die Monsterbewegungen oft verlangsamt eingesetzt, was die wuchtige Wirkung verstärkt), kommt keine rechte Illusion von Grösse auf (ausserdem hat es den Nebeneffekt, dass die „Kulissen“ manchmal unrealistisch schnell fallen).

Die Monstersuits spotten eh eigentlich jeder Beschreibung und sind schlicht und ergreifend lächerlich (vielleicht ist das beabsichtigt? Immerhin… Parodie soll´s sein) – nur manche von Godzillas eher peinlicheren Gegnern aus den letzten Filmen der Showa-Epoche (also so 1972-74, ich denke da an Gabora oder Megalon) können da mithalten. Sonderlich detailfreudig sind die Suits auch nicht gerade. Oberpeinlich ist allerdings das Design des ganz kleinen Gappa-Babys. Auch die „mobilen“ Modelle wie Schiffe, U-Boote, Panzer etc. sind reichlich primitiv geraten und für den ein oder anderen Lacher gut (ob freiwillig oder nicht? Ich kann mir allerdings nicht wirklich vorstellen, dass dies beabsichtigt war).

Schauspielerisch kann man nicht wirklich die Leistungen beurteilen – glaubt man den Liner Notes der DVD handelt es sich bei den Akteuren nicht um herkömmliche Knallchargen, sondern um reputierte japanische Darsteller, die sich allerdings ob der Schablonenhaftigkeit ihrer Charaktere nicht mit Ruhm bekleckern können. Gelegentlich flackert zwar so etwas wie Dialogwitz auf, aber insgesamt gesehen doch eher zu selten. Eh, und der Schachzug, die „Eingeborenen“ von auf dunkel geschminkten Japanern spielen zu lassen, na gut, der spricht vielleicht wirklich für parodistische Tendenzen (zumindest könnte es eine gute Ausrede gewesen sein).

GAPPA bringt also dem kaiju-Genre nichts entscheidend neues ausser vielleicht die so ziemlich lächerlichsten Monster der Filmgeschichte. Als GAPPA veröffentlicht wurde, war die Story einfach schon zu altbacken, um mit den Konkurrenzprodukten von Toho oder Daei mithalten zu können. Immerhin wurde der Film in alle Welt verkauft, lief sogar in Deutschland (unter dem üblichen beknackten Titel und den üblichen Verriss-Kritiken) im Kino. Nikkatsu liess allerdings nach diesem Experiment die Finger von kaiju und beschäftigte sich in der Folgezeit mit kommerziell erfolgreichen (und oft auch künstlerisch anerkannten) Softerotik-Filmen.

GAPPA erschien letztes Jahr in einer gut aufgemachten und nicht allzu teuren RC-1-DVD aus dem Hause Tokyo Shock (und zwar so, wie sich viele Fans die RC-1-Godzilla-DVDs wünschen: mit japanischer Sprachfassung mit Untertiteln und in englischer Synchronfassung), so dass sich kaiju-Komplettisten auch mit diesem bis dahin eher raren Vertreter der Gattung versorgen können. Tokyo Shock hat dafür einen wirklich schönen farbigen Print aufgetrieben, mit gutem Ton und (da man ja Purist ist) angenehmer Untertitelung (sogar die Songtexte werden übersetzt).

Wer allerdings für das Genre kein absolutes Faible hat, wird mit dem Streifen vermutlich nicht allzuviel anfangen können. Selbst im Kontext der japanischen Monsterfilme ist GAPPA nicht viel mehr als eine Fussnote, eine Kuriosität am Rande, die in der Gesamtschau auf das Genre keine wirkliche Bedeutung hat.

Auch als Partyfilm nur bedingt geeignet, da das, was eine zünftige Monsterparty so richtig in Schwung bringt, nämlich gross angelegte Zerstörungssequenzen oder heftige Monsterschlachten, hier nicht so richtig geboten wird. Die meisten GAMERA- oder GODZILLA-Filme bieten da mehr fürs Auge. Wie gesagt, ein Film für Genre-Komplettisten, die sich dann aber sicher mit Freude auch diesen Streifen ins Regal stellen werden – ob sie ihn allerdings deswegen unbedingt öfter ansehen werden, wage ich zu bezweifeln.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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