Gamera – Guardian of the Universe

 
  • Deutscher Titel: Gamera - Guardian of the Universe
  • Original-Titel: Gamera daikaijû kuchu kessen
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  • Regie: Shusuke Kaneko
  • Land: Japan
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Yoshinari Yonemori (Tsuyoshi Ihara)
    Dr. Mayumi Nagamine (Shinobu Nakayama)
    Asagi Kusanagi (Ayako Fujitani)
    Inspektor Oosake (Yukijiro Hotaru)
    Colonel Satake (Hatsunori Hasegawa)
    Mr. Saito (Hirotaro Honda)
    Kojiro Hongo
    Akira Kubo


Vorwort

Womit wir wieder mal beim Thema GODZILLA wären… nachdem sich Kerl für die Toho Studios in den 60ern als Lizenz zum Yenscheffeln erwiesen hatte, sprang so ziemlich jedes japanische Studio auf den Giant-Monster- oder besser kaiju-Zug auf, aber die wenigsten Versuche waren wirklich erfolgreich. Eine Ausnahme neben all den GUILA, GAPPA & Konsorten bildete lediglich der Versuch der Daiei-Studios, die Riesenschildkröte GAMERA, die zwischen 1965 und 1971 (und mit einem Zusammenschnitt aller bisherigen Filme plus neuer Rahmenhandlung 1980) in insgesamt sieben Filmen die Leinwände dieser Welt unsicher machte. Im Vergleich zu den GODZILLA-Filmen richteten sich die GAMERA-Streifen nach dem recht straighten Auftakt GAMERA THE INVINCIBLE bald an ein eher jugendliches Publikum (und das immerhin so erfolgreich, dass sich Toho bemüssigt sah, mit SON OF GODZILLA und GODZILLA´S REVENGE zwei juvenile-Godzillas ins Rennen zu schicken). Die beiden Installments GAMERA VS. GAYOS und GAMERA VS. JIGGAR erreichten auch deutsche Lichtspielhäuser und der Streifen GAMERA VS. BARUGON wurde von einem „cleveren“ Verleiher unter dem Titel PANIK – DINOSAURIER BEDROHEN DIE WELT auf unvorbereitete Kinobesucher losgelassen und zwar umsynchronisiert zu einem — GODZILLA-Film! Trotz aller Bemühungen erreichte GAMERA nie die Popularität des Monsterkollegen (und die Studios konnten sich bis heute nicht durchringen, der Welt das zu geben, was sie seit nunmehr fast vierzig Jahren fordert – GODZILLA VS. GAMERA…) und das Monster ging in seinen Hiatus. Als Godzilla seine zweite Filmreihe mit GODZILLA VS. DESTOROYAH 1995 beendete, sah Daiei die Stunde gekommen, nach 24 Jahren nun GAMERA wiederzuerwecken. Der Streifen schlug beim nicht gerade verwöhnten Publikum ein wie die sprichwörtliche Bombe und bescherte GAMERA nicht nur das ersehnte Comeback mit einer ganzen Trilogie, sondern sogar eine Video- und DVD-Veröffentlichung in Deutschland nach einer umjubelten Aufführung beim Fantasy-Filmfest 1995 (erstaunlich genug, nachdem selbst die letzten drei Heisei-Godzillas hierzulande nicht mehr veröffentlicht wurden).

Für Regisseur Kaneko bedeutete der Streifen nicht nur die Katapultierung auf den Olymp der Anbetung der weltweiten kaiju-Gemeinschaft, sondern auch folgerichtig die Gelegenheit, in der dritten Serie GODZILLA selbst inszenieren zu dürfen (GODZILLA VS. MEGAGUIRUS, 2001). Scheint so, als wäre dieser Film dann doch etwas besonderes…


Inhalt

Wir beginnen mit zwei Schiffen auf offener See (und damit meine ich ECHTE Schiffe, nicht Spielzeugboote, wie man sie normalerweise in einem japanischen Monsterfilm vermuten würde, mindestens aber Stock Footage), ein Plutonium-Tanker (was es nicht alles gibt) samt Eskorte. Blöderweise läuft der Tanker bei schlappen 3000 m Meerestiefe auf Grund. Des Rätsels Lösung: es handelt sich um ein schwimmendes (und verdächtig schildkrötenpanzerförmiges) Atoll… die beliebten Zeitungsschlagzeilen informieren uns, dass man natürlich sofort ein Forschungsteam auf die Reise schickt und ebenso natürlich spekulieren die Medien auf die naheliegendste Möglichkeit, dass es sich nämlich um ein Monster handeln könne.

In typisch recht unzusammenhängender Folge lernen wir ein paar unserer Hauptdarsteller kennen, so die Ornithologin Dr. Nagamine sowie den Wissenschaftler Kusanagi, seine Tochter Asugi sowie seinen Assistenten Yonimori, der sich Kusanagi anschliesst, der wiederum dem Team angehört, das das Atoll untersuchen soll. Dazwischen werden auf irgendeiner Insel irgendwelche namenlose Gestalten Opfer eines ominösen Vogels.

Das Atoll, das inzwischen diverse andere Schiffsunglücke auf dem Gewissen hat, ist also mitnichten das einzige Problem der Japaner. Auf einer spärlich bewohnten Insel (natürlich jender „irgendeiner Insel“ von gerade) ist ein Professor mitsamt seinem Forschungsteam verlustig gegangen und die Polizei in Person ihres leicht trotteligen Inspektors Oosake versichert sich der Dienste seiner Schülerin Dr. Nagamine. Die Ermittler plus Nagamine finden die Insel verwüstet vor, und vor allem verdächtig menschenfrei. Als die tapferen Erkunder einen Haufen, äh, „Exkrement“ von den Ausmassen eines Drei-Personen-Zelts und darin u.a. des Professors offenbar schwerverdauliche Brille finden, wird ein schrecklicher Verdacht Gewissheit (oder so ähnlich) – irgendwas hat die Insel mit einem SB-Restaurant verwechselt.
Während das andere Forschungsteam endlich das Atoll gefunden hat, machen sich Nagamine und ihr (etwas widerwilliger) Trupp auf die Suche nach dem Menschenverspachtler und entdecken schon bald den riesigen Flattermann von schlappen 15 Meter Spannweite über ihren Köpfen. Dat Vieh wird mit dem Helikopter verfolgt – es hat offenbar noch Appetit, denn es fliegt zur nächsten menschlichen Siedlung, greift sich in Form eines POV-Shots einen bedauernswerten Haus- und Hofköter und kann mit Müh und Not und der Erkenntnis, dass das Vieh auf helles Licht empfindlich reagiert, zurück zur Insel gescheucht werden – doch da kreisen insgesamt drei von den Apparaten und Vogelkundlerin Nagamine schliesst aus der Tatsache, dass die Dinger keine Feder haben, messerscharf, dass es sich nicht um Vögel handelt (eggheads, elende Besserwisser).

Dat andere Team hat mittlerweile das Atoll geentert und findet dort nicht nur massenhaft metallische Schmuckstücke, sondern auch eine Art Tafel, die man allerdings erst ausbuddeln muss.

Oosake bekniet derweil Nagamine, ihn weiterhin zu unterstützen und warum er zu Kreuze kriecht, wird auch schnell klar, als Nagamine in eine Konferenz berufen wird, wo ihr der Unsympath Saito, seines Zeichens „Umweltreferent der Regierung“ die spassige Aufgabe überträgt, die Flatterviecher zu fangen, das Militär und das Kabinett wollen es so. Nagamine ist der Job etwas zu heiss, aber man lässt ihr keine andere Wahl.

Das Atoll-Team hat derweil die Tafel, eine Art Metallstele mit Gravur, ausgegraben und Yonimori stellt überrascht fest, dass das Teil Körpertemperatur hat. Unter fortgesetzter Berührung allerdings springt die Stele in tausend Scherben, das Atoll beginnt zu beben und die Männer fallen ins Wasser – da können sie immerhin sehen, wie etwas in dem Atoll erwacht…

Oosake und Nagamine brainstormen, wie man das Flederviech fangen könnte. Nagamine überlegt, dass man einen Ort bräuchte, zu dem man die Tiere hintreiben könnte und Oosake hat, aufgrund einer aufgeschlagenen Zeitung, auch schnell den passenden Geistesblitz, das Baseballstadion von Fukuoka mit seiner verschliessbaren Kuppel (okay, das deutsche Remake muss dann notgedrungen mit AUF SCHALKE auskommen…). Der Plan wird prompt in die Tat umgesetzt, mittels Flakscheinwerfern und ausgelegten Rohfleischködern (mjam) werden die Viecher ins Stadion dirigiert.

Dort taucht plötzlich, woher auch immer, Yonimori auf und warnt vor einer 60 Meter langen Lebensform, die man entdeckt habe. Saito gibt sich unleidlich und meint, dass er mit der 15 Meter grossen Kreatur schon genug Ärger am Hals habe, aber als Radar meldet, dass ein unbekanntes Objekt auf das Stadion zuhält, sollte Saito eigentlich umdisponieren, aber deru rsprüngliche Plan wird weiterverfolgt, und er täte auch prächtig funktionieren, die Gayos fliegen ein, spachteln den Köder und Nagamine lässt die Kuppel schliessen. Leider sind die Militärs wie immer etwas trigger happy und beginnen mit dem Abfeuern der Betäubungsmunition, bevor das Dach gänzlich geschlossen ist. Dumbasses! Natürlich geht eins der Viecher stiften.

Jetzt wird´s richtig lustig, denn nun taucht eine ziemlich wütende Riesenschildkröte aus dem Meer auf und begint, Kleinholz aus Fukuoka zu machen, nichtsdestotrotz gezielt auf das Stadion zuzuhalten. Es folgt der Tip für potentielle Japan-Eroberer: das japanische Militär darf nicht eingreifen, bevor nicht der Gegner das Feuer eröffnet hat, also auch nicht, wenn eine übertrieben grosse Ninja Turtle ganze Städte plättet (logische Konsequenz: baut riesige Bulldozer und walzt Tokio platt, aber gebt ja keinen Schuss ab…). Daher stehen die Soldaten dumm rum, während die Riesenschildkröte (okay, ich mach´s kurz: Gamera natürlich) sich am Stadion zu schaffen macht. Der verbliebene Riesenvogel (einer ist offenbar vom Militär erschossen worden) in seinem Käfig wird panisch, packt seine Geheimwaffe, einen Ultraschall-Schrei aus und zersägt damit seinen Käfig. Da Gamera praktischerweise die Kuppel etwas weiter zu Klump gehauen kann, kann der Flattermann entkommen. Gamera tut das, was bekanntlich alle Schildkröten in Situationen wie dieser tun. Er zieht sämtliche Extremitäten ein, wirft seinen Raketenmotor an und startet als UFO in den Nachthimmel.

Während die übliche Monsterhysterie ausbricht, diskutiert Kusanagi mit Yonimori und Tochter Asugi die Inschrift der zubruchgegangenen Stele. Die Schriftzeichen seien verwandt mit Runen, die die antiken Pyrenäen-Völker verwendet hätten (!) und übersetzen sich mehr oder minder so, dass „unsere letzte Hoffnung Gamera in die Wiege der Zeit gelegt wurde, um den Schatten des Bösen, Gayos, zu vernichten“. Es leuchtet ein, dass diese Botschaft direktemang aus Atlantis kommt und die Monster offenbar von Menschenhand sind (dieses laisse´-faire der japanischen Wissenschaftler mit schwachmatigen Theorien verblüfft mich immer wieder). Yonimori schenkt Asugi noch schnell eines der Schmuckstücke vom Atoll und theoretisiert, dass Gamera durch die Plutoniumladung des Tankers geweckt wurde. Das Amulett beginnt in Asugis Händen umgehend zu leuchen.

Derweil kraucht Nagamine auf der ursprünglichen Monster-, sprich Gayos-Insel herum und findet einen ganzen Haufen Jungtiere, die sich gegenseitig gefressen haben. Die nachfolgende Krisensitzung, bei der Nagamine enthüllt, dass die Gayos-Eier schlappe 10.000 Jahre auf dem Buckel haben und sämtliche bisher georteten Gayos weiblich sind, entschliesst sich dafür, Gamera als akutere Bedrohung anzusehen. Flotte und Luftwaffe werden alarmiert, Gamera versteckt sich erst mal.

Im Kiso-Gebirge hat man indes mal wieder ein Forscherteam auf Gayos-Suche unter Nagamines Führung verloren (kann man die nicht mal mit Funkgeräten oder sowas ausrüsten? Ist doch ärgerlich, wenn man immer wieder alles verliert). Rein zufällig sind Yonimori und Kusanagi in der Nähe, als in einem Dorf dort Monsteralarm ausgerufen wird. Insert dramatsiche Hängebrücken-Szene here, denn Nagamine versucht noch schnell ein Kind zu retten, während ihr restliches Team von einem Gayos zum Frühstück verspeist wird. Yonimori versucht zu Hilfe zu eilen, aber Gayos greift an und würde vermutlich ein nettes Dessert zu sich nehmen, wenn nicht Gamera auftauchen und den angreifenden Gayos mit einem Feuerball in handliche Barbecue-Stückchen heissumformen würde. Gayos Nummer 2, sich nicht zu fein, als Wegzehrung einen Happen seines Kumpels mitzunehmen, kontert mit seinem Ultraschall-Strahl und verletzt damit Gamera. Die Schildkröte hebt erst mal ab, um dem sich verzupfenden Gayos zu folgen, wird aber von der Luftwaffe verfolgt. Gamera kassiert einen direkten Raketentreffer und stürzt über den Fuji-Wäldern ab wie der sprichwörtliche Stein.

Asugi, auf einmal ebenfalls verletzt, greift sich das nächste Taxi und lässt sich dorthin kutschieren. Die Armee hat dort alles aufgefahren, was das Budget hergibt und gibt Gamera saures. Der Taxifahrer ist lebensmüde genug, Asugi zuliebe die rasch errichtete Strassensperre zu durchbrechen. Gamera bezieht reichlich Prügel seitens der Armee, dann greift auch noch Gayos ein. Die Armee hält das Feuer freundlicherweise zurück, damit Gayos seinen Ultraschallstrahl mehrfach schmerzhaft gegen Gamera und damit auch gegen die mittlerweile fest mit ihm verlinkte Asugi einsetzen kann, bis Gamera seine letzten Reserven mobilisiert und das Weite sucht.

Gayos ist mittlerweile auf das Doppelte seiner Grösse angewachsen, mampft fröhlich Menschen vor sich hin, aber Saito gibt die Direktive aus, dass Gayos weiterhin zu fangen wäre, während man Gamera vernichten muss (Logiker).

Gen-Analysen der Gayos ergeben, dass diese nur über ein Chromosomenpaar verfügen im Gegensatz zu den 23 der Menschen und dieses wiederum absolut perfekt sei, zudem die Gayos sowohl weibliche als auch männliche Chromosome haben, sich also ganz nach Bedarf selbst reproduzieren können. Okay, who´s the bigger threat now?

Gayos frisst und vergrössert sich weiter, Nagamine sucht Kusanagi samt lädierter Tochter auf. Mittlerweile ist anerkannter Stand des Wissens, zumindest bei dieser Truppe, dass Gamera erwachte, um Gayos zu vernichten und die Gayos wiederum jetzt erwachten, da der aktuelle Grad der Umweltverschmutzung ideale Lebensumstände für die Gayos darstellt (insert ecological message here).

Gayos, bekanntlich laut Regierung keine Bedrohung und jetzt mit niedlichen 100 m Spannweite ausgerüstet (wo ist Rodan, wenn man ihn braucht?), greift sich als nächsten Snack eine vollbesetzte S-Bahn und erkennt so die Vorzüge von Dosenfutter. Jetzt muss auch Saito notgerdrungen einräumen, dass man vielleicht auch gegen Gayos vorgehen sollte. Umgehend werden Pershing-Raketen klargemacht. Da Gayos nachtaktiv ist, will man mit dem Angriff bis zum nächsten Tag warten. Gayos sitzt zufrieden mit sich und der Welt in einem Tokioter Park und schnarcht vor sich hin, doch der full-scale-Raketenangriff lässt nicht lange auf sich warten. Gayos schwirrt ab und überlistet die ihn verfolgenden Raketen mit einer eleganten Halse um den Tokioter Funkturm. Die Raketen plätten die obere Hälfte des Turms und schon hat Gayos ein niedliches Nest, in dem er sich friedlich niederlässt und der Dinge harrt, die da noch kommen mögen. „Unsere letzte Hoffnung ist Gamerä, ist sich Nagamine gewiss und Saito ist auch schon hibbelig. „Wo ist er?“ „Sie sind widerlich“, entgegnet Nagamine richtigerweise.

Die übliche Stock Footage der Rush Hour in Tokio informiert uns über die ebenso üblichen Massenevakuierungen. Während das Militär Sinn oder Unsinn eines weiteren Angriffs auf Gayos (dürft ihr denn überhaupt? Gayos hat doch noch kein Feuer eröffnet…) pondered, bemerkt Kusanagi erneutes Leuchten des Amuletts seiner Tochter. Sure thing, Gamera hat sich regeneriert und kann nun wieder ins Geschehen eingreifen.

In der Tat – Gamera greift mit der Maulwurf-Taktik, sprich unterirdisch an, zerlegt dabei zwar halb Tokio, kann aber Gayos überraschen. Gayos geht stiften, Gamera zerstört das Nest, in das Gayos schon fleissig Eier gelegt hatu nd nimmt die Verfolgung auf. Gayos kann praktischerweise auch aus seinem Hintern Strahlen schiessen und heizt Gamera damit ein, wieder einmal stürzt die Schildkröte ab (wo hat das Viech seinen Pilotenschein gemacht? Quack, der Bruchpilot landet besser…). Gamera zwingt Gayos in einen kaiju-Infight, wo Gamera seine Vorteile ausspielt (z.B. den, dass sein Gegner eigentlich nicht über Arme verfügt) und schliesslich Gayos in ein arglos herumstehendes Gebäude befördert. Durch divere Herumstrahlerei kann sich Gayos zwar befreien, wird aber von Gamera geschnappt. Der Schildkröterich schaltet sein Hyperspace-Triebwerk ein und katapultiert sich und seinen Kontrahenten ins All, wo er sich in seinen Gegner verbeisst und den als Schutzschild für den Widereintritt in die Atmosphäre gebraucht. Aber auch das macht Gayos nicht fertig, der Flattermann kann sich befreien und Gamera in die nächstbeste Ölraffinerie (immer wieder gern gesehen in einem kaiju-Showdown) befördern. Dort macht´s mächtig Bumm und Gayos heizt die feurige Angelegenheit mit seinen Strahlen weiter an. Ein Händedruck von Asugi und ihrem Paps gibt Gamera die Kraft, sich zu regenerieren (?), die Schildkröte absorbiert die Energie des sie umgebenden flammenden Infernos. Gayos setzt seinen Ultraschall-Strahl ein, Gamera kontert mit seinen Feuerbällen, die sich als stärker erweisen. Gayos explodiert in tausend Fetzen.

Gamera heilt noch schnell mit einem Blick Asugi´s Verletzungen, bevor er sich ins Meer stürzt. Nagamine erschreckt die Möglichkeit, dass überall auf der Welt weitere Gayos-Eier versteckt sein könnten (tatsächlich kommt die Trilogie im 3. Teil darauf zurück), aber Asugi ist sich sicher, dass man sich auf Gamera verlassen kann…

Hört sich eigentlich nach relativ normaler Monsterplotte made in Japan an, gell? Isses dann aber doch nicht. Das fängt dann doch schon bei der Story an, die zwar einige übliche Absonderlichkeiten des Genres featured, aber wesentlich straighter ist als bei den neuen Godzilla-Filmen. GAMERA hat in seiner Neuauflage nicht mehr sooo viel mit dem „Freund aller Kinder“ aus den alten Filmen zu tun, ist deutlich ernsthafter und richtet sich ersichtlich nicht (nur, irgendwo sind ja alle Kinder Monsterfans) an Kinder und Jugendliche. Nicht nur bleiben dem geneigten kaiju-Fan nervtötende Bläger in zu kurzen Hosen erspart (das Trademark so manches „klassischen“ GAMERA-Streifens) trotz der gelegentlich etwas naiven Doppel-Message („Umweltverschmutzung und Genmanipulation sind scheiße“), die im japanischen Monsterfilm aber auch schon des öfteren vorkam, stellenweise richtig düster, jedenfalls düsterer als die meisten Installments der zweiten Godzilla-Serie.

Darüberhinaus entledigt sich der GAMERA 1995 seiner kompletten Film-Mythologie, im Gegensatz zu der zweiten und dritten Godzilla-Serie, die ja jeweils wieder auf dem Original-54er-GODZILLA fußten, sondern spinnt eine völlig neue Backstory (im Original-GAMERA wurde das Monster wie üblich durch die obligatorische Atombombe geweckt), die zwar nicht unbedingt mehr Sinn macht, aber zumindest Gamera’s Motivation verständlicher wirken läßt – jetzt hat Gamera wenigstens einen nachvollziehbaren Grund, warum er die anderen Monster bekämpft, es ist mehr oder weniger sein Job bzw. seine „Programmierung“.

Zurück zur „Düsternis“ der Story – für einen Monsterfilm ist GAMERA 95 ziemlich heftig – nicht in Form von Splatter oder Gore, aber menschenfressende Monster… mjam-mjam. Bislang bestand in kaijus ja hauptsächlich die Gefahr, von einem Monster zertrampelt zu werden oder von einem umkippenden Gebäude erschlagen zu werden, aber so richtig schön als Futter mißbraucht zu werden, hat was für sich. Zwar ist der Film in diesem Aspekt nicht unbedingt „graphisch“, aber deutlich genug, um diesen Punkt zu machen.

Gamera selbst kommt trotz seines „Heldenstatus“ als reichlich bedrohliches und übellauniges Monster daher (verständlich, bei der Behandlung, die man ihm zuteil werden läßt), die Gayos sind angemessene Gegenspieler. Ja, und selbst die von so vielen kaiju-Freunden gefürchteten menschlichen Mitspieler ziehen sich storytechnisch, selbst wenn sie in der entscheidenden Phase wieder mal nur die staunenden Zuschauer sind, akzeptabel aus der Affäre. Das Storyelement des „telepathisch-psychischen Links“ zwischen Monster und Mädchen wirkt überzeugender als es in der Heisei-Serie (und dort über immerhin sechs Filme) von Toho umgesetzt wurde, die sonstigen Charaktere sind zwar nicht unbedingt übermäßig interessant, erwecken aber auch nicht die absolute Gleichgültigkeit.

Die Gayos, übrigens die einzigen aus der alten in die neue Serie importierten Gamera-Gegner, sind vom Design her überzeugend widerwärtig, ihr charakteristischer Flachschädel bedrohlich und die Monster Suits auch sonst recht detailliert. Auch der neue Gamera-Suit kann, obgleich faithful zum Original, durch Detailreichtum überzeugen. Was uns nahtlos zum „Meat“ eines kaiju bringt – den Special FX – und das ist der Punkt, an dem Kaneko den Toho Studios zeigt, wo Bartel den Most herholt.
Japanisches Poster

Nicht nur, daß die Monster Suits, wenn man das mal so sagen darf, „realistischer“ wirken als die vergleichbaren Toho-Produkte, Kaneko hat keine Scheu vor „unklassischer“ Effektarbeit. Sprich: GAMERA featured eine ganze Latte an CGI-Effekten, erheblich mehr und erheblich besser als im zeitgleich entstandenen GODZILLA VS. DESTOROYAH. Wo Toho Spielzeugrequisiten einsetzt, läßt Kaneko seine Raketen am Computer animieren, anstelle von Cartoon-Strahlen gibt’s auch diesbezüglich CGIs (der Ultraschallstrahl ist z.B. sehr schön gelöst), die Flug-Jagden durch die Häuserschluchten von Tokio sind schon fast atemberaubend und Gamera’s Superwaffe, die Feuerbälle, sind schon herausragend gut animiert. Kaneko gelingt es dabei, im Gegensatz z.B. zu Emmerich’s US-GODZILLA, die Balance zwischen klassischen Man-in-Suit-Effekten, die für einen kaiju-Film nun mal einfach unerläßlich sind und moderner CGI-Technik zu halten.

Ob der herausragenden technischen Umsetzung kann man dann auch leichter verschmerzen, daß die eigentlichen kaiju-Battles (und es gibt eigentlich nur ein richtiges) von der bloßen Kampfchoreographie sicher nicht unbedingt unter die Klassiker des Genres eingehen werden, aber es gibt Szenen, die im Gedächnis bleiben: Gameras erstes Auftauchen und entschlossenes Vordringen durch Fukuoka, sein späterer unterirdischer Angriff, das ist clever gelöst.

Es wäre mal interessant zu erfahren, wie das Budget von GAMERA im Vergleich zu den entsprechenden neuen GODZILLA-Filmen gelegen hat, ich hab sowohl was von „low budget“ als auch „big budget“ gehört – egal, auf jeden Fall weiß Kaneko, was er mit der ihm zur Verfügung stehenden Kohle anfangen kann, der Film wirkt deutlich teurer und aufwendiger als die GODZILLA-Filme der 90er Jahre, was dem Film einerseits ein wenig den nostalgisch-trashigen Charme der bewährt unbeholfenen Toho-Special-FX nimmt, dafür aber andererseits endlich mal zeigt, was japanische Effektkünstler wirklich können – und sie müssen sich nicht allzuweit hinter den Hollywood-CGI-Hexern verstecken, und wie man Men-in-Suit-Effekte realisiert, das wissen die Effektemacher aus Nippon natürlich im Schlaf.

Kritiker könnten bemängeln, daß Gamera erst relativ spät im Film auftaucht (erst nach über dreißig Minuten), aber Kaneko treibt den Plot auch ohne sein titelgebendes Monster temporeich voran, baut zunächst die Bedrohung durch die Gayos auf, was beim ersten Ansehen vielleicht durch die zahlreichen Schnitte zwischen Gayos-Insel und Gamera-Atoll etwas verwirren mag, aber dem Film im Nachhinein betrachtet den entscheidenden Drive gibt – und nachdem die Story erst mal ins Rollen gekommen ist, wird sie nicht mehr durch übertriebene Exposition oder Human Interest-Dramen aufgehalten, sondern steuert so entschlossen wie Gamera selbst auf den Showdown hin. Schauspielerisch gibt’s wenig zu sagen. Die beteiligten menschlichen Akteuere ziehen sich achtbar aus der Affäre, keiner nervt durch bloße Anwesenheit, Oscar-verdächtige Performances gibt es natürlich ebensowenig zu bewundern. Prominentestes Cast-Mitglied in einem, was man so hört, ansonsten No-Name-Cast ist Ayako Fujitani, die im wirklichen Leben niemand geringeres ist als die Tochter des Handkantenschwingers Steven Seagal (der sich hier auch noch gewürdigt finden wird, hab mich nur noch nicht entschieden, welchen Film ich zerpflücken werde) und es ist sicherlich keine Überraschung (und natürlich auch kein großes Kunststück), daß sie ihrem Paps an darstellerischer Ausdruckskraft weit überlegen ist.

GAMERA – GUARDIAN OF THE UNIVERSE ist jedenfalls eine deutliche Kampfansage an Toho und vom Standpunkt eines kaiju-Fans ist es bannich schade, daß Toho die Zeichen der Zeit zunächst mal nicht verstand und mit GODZILLA 2000 ein eher durchschnittliches Produkt realisierte, ehe man sich besann und Kaneko selbst für den nächsten Streifen verpflichtete (den übernächsten, den jetzt, April 2002, in Produktion befindlichen GODZILLA VS. MECHAGODZILLA [ja, tatsächlich ist Toho mal wieder HOCH-kreativ], durfte Kaneko schon nicht mehr machen). GAMERA zeigte mit diesem Streifen, was kaiju-technisch heutzutage möglich ist, wenn man „the best of both worlds“, also klassische Man-in-Suit-Effekte, ein wenig Stop Motion und viel CGI mit einer nicht allzu blödsinnigen Story kombiniert und einen fähigen Mann mit Gespür für die richtige Optik eines Monsterfilm auf den Regiestuhl läßt (wenn man überlegt, was einem Toho ein Jahr vorher mit SPACE GODZILLA zugemutet hat, möchte man kaum glauben, daß die beiden Filme tatsächlich aus dem selben Jahrhundert stammen). Bei dem hohen Qualitätslevel, den dieser erste Teil der neuen Trilogie schon erreicht hat, ist es schon fast erstaunlich zu nennen, daß die beiden, bislang weder in den USA geschweige denn hierzulande erschienenen Sequels diesen Standard nicht nur, nach dem, was man hört, halten, sondern sogar noch kontinuierlich steigern konnten.

GAMERAs neue Inkarnation ist ohne Zweifel ein cooles Monster mit saucoolen Filmen – die jenigen badmovie-Fans, die sich die japanischen Monsterfilme aufgrund des Trashfaktors zu Gemüte geführt haben, könnten von diesem auch tricktechnisch überzeugenden Werk vielleicht zunächst enttäuscht sein – aber give it a try! Auch Monster-Havoc mit Computerunterstützung kann viel Spaß machen (es muß nicht immer Emmerich sein). Ein Klassefilm, auf jeden Fall besser als die komplette Heisei-Serie des Weggefährten Godzilla (vielleicht mit Ausnahme des zwar tricktechnisch nicht ebenbürtigen, aber dafür spannenden GODZILLA VS. DESTOROYAH). Sämtliche thumbs up!

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 8


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