Galaxina

 
  • Deutscher Titel: Galaxina
  • Original-Titel: Galaxina
  •  
  • Regie: William Sachs
  • Land: USA
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    Stephen Macht (Sgt. Thor), Avery Schreiber (Capt. Cornelius Butt), J.D. Hinton (Buzz), Dorothy Stratten (Galaxina), Lionel Mark Smith (Maurice), Tad Horino (Sam Wo), Ronald Knight (Ordric), Herb Kaplowitz (Rockeater/Kitty/Opera Singer), Aesop Aquarian (Chopper, als Stephen Morell), Angelo Rossito (Monster), Nancy McCauley (Elexia), Fred D. Scott (Commander Garrity), David A. Cox (Mr. Spot), Susan Kiger (Blue Girl), Peter Schrum (Fat Daddy)


Vorwort

Im Jahr 3008 schiebt die Besatzung des Polizeikreuzers Infinity langweiligen Verkehrsdienst. Mehr ist der traurigen Truppe allerdings auch nicht zuzutrauen – Captain Cornelius Butt, selbst nicht gerade die hellste Leuchte seiner Zunft, muss mit Sergeant Thor und Wachtmeister Buzz zurecht kommen, deren intellektuelle Kapazität laut Butt zusammengerechnet einen sehr dummen Esel ergeben würde. Bordingenieur Maurice, ein Spitzohr mit Fledermausflügeln, und der steinalte Asiate Sam, der ausschließlich in sinnfreien konfuzianischen Weisheiten kommuniziert, sind auch nicht viel besser – dass der Laden halbwegs läuft, liegt ausschließlich an Roboter Galaxina, einem (an die Crew vollkommen verschwendeten) hypermodernen und hochattraktiv-weiblich gestalteten Gerät mit Gefühlen!

Stilecht hinter einer Werbetafel versteckt, ertappt die Infinity einen Verkehrssünder – Ordric vom Mordric, auf dem Weg nach Altair 1. Ordric weigert sich strikt, Captain Butt Sinn und Zweck seiner Mission zu erklären. Aufgrund akuter Langeweile entscheidet Butt sich gegen einen Strafzettel und für einen Angriff mit Laserwaffen. Ordrics Raubvogelschiff ist der ollen Infinity allerdings überlegen und schießt sie erst mal manöverierunfähig. Nachdem Maurice den Kahn wieder zusammengeflickt hat, erhält die Infinity einen neuen Auftrag – sehr zum Ärger der Crew, die sich eigentlich am Ende ihrer siebenjährigen Mission wähnte. Statt dessen sollen sich nach Altair 1 fliegen (a-haa!), eine Reise von schlapp 27 Jahren Dauer, die sie deswegen im Cryo-Schlaf verbringen soll. Vorher dürfen sie sich aber noch einen Tag in Miss Kittys galaktischem Puff austoben.

Da herrscht verständliche Begeisterung, denn außer Thor, der ein inkompatibles Auge auf Galaxina geworfen hat, ungeachtet der Tatsache, dass die als Abwehrmaßnahme gegen Zudringlichkeiten heftige elektrische Schläge verteilt, konnte keiner der Männer seine jahreszeitlich bedingten sexuellen Gelüste ausleben. Galaxina beobachtet das Treiben der Männer fernsichtlich, und als sie bemerkt, dass auch Thor sich nicht lumpen lässt, macht sich die Gefühlsprogrammierung des Roboters bemerkbar…

Während der 27 Jahre langen Reise arbeitet Galaxina also an sich selbst, lernt das Sprechen und schaltet ihren Abwehrmechanismus aus. Als die Crew aus dem Tiefschlaf erwacht (nur Captain Butt ist leider gealtert, weil ein kleines Alien sich zu ihm in die Cryo-Kammer gemogelt und die Programmierung verändert hat), ist Galaxina also ganz willig, Thors Geliebte zu werden. Da ihre Konstrukteure allerdings nicht serienmäßig an die, ähm, lady parts gedacht haben, wird das Pärchen etwas improvisieren müssen.

Was eigentlich sollen die Infinity und ihre Crew auf Altair 1 tun? Nun, sie sollen dort einen gewissen Frank Future treffen, der im Besitz eines Steines des Blauen Sterns (Choral!) ist. Auf eher undefinierte Weise sind diese Bruchstücke des Blauen Sterns (Choral!) ungeheuer wichtig, mächtig und bestens geeignet, dem Besitzer die Herrschaft über das Universum zu ermöglichen. Jetzt wird natürlich (wenn auch nicht der Infinity-Mannschaft) klar, was Ordric vom Mordric sucht. Altair 1 ist eine ehemalige Strafkolonie, bevölkert von menschenfressenden Aliens. Also macht sich Galaxina aus Sicherheitsgründen auf zum Treffen mit Frank Future, der allerdings mittlerweile längst den Weg in einen Alien-Magen gegangen ist. Der Stein vom Blauen Stern (Choral!) ist allerdings noch da, aber auch Ordric. Den kann Galaxina zwar ausschalten, fällt aber dafür samt Stein vom Blauen Stern (Choral!) in die Hände einer Rockerbande!


Inhalt

Vor dem hab ich mich lang gedrückt. Was nicht unbedingt daran liegt, dass jeder und sein dussliger Bruder bereits verkündet hat, dass der Film eher… naja… nicht so supergut ist, sondern wohl hauptsächlich wegen des Schicksals seiner sort-of-Hauptdarstellerin Dorothy Stratten. Für diejenigen, die in Sachen Hollywood-Skandalgeschichten nicht so bewandert sind, die Kurzfassung – Dorothy war eines dieser vielen Mädels vom Lande, die in Hollywood ihr Glück versuchten und prompt als Playboy-Playmate entdeckt und in Hugh Hefners Villa einziehen durfte. Schon mit 16 mit einem eher unkoscheren Typen namens Phil Snider verheiratet, galt sie manchem Experten – inklusive Hefner – als Prime-Kandidatin für seine seriöse Schauspielkarriere, die sie dann auch aufzubauen versuchte. Die Ehe mit Snider galt allenthalben als ein Karrierehindernis und Dorothy versuchte, eine einvernehmliche Scheidungsvereinbarung mit ihm zu treffen. Snider lud sie zu einer Besprechung der Angelegenheit ein, wo er dann erst sie und dann sich mit einer Schrotflinte erschoss. „Galaxina“, ihre erste Hauptrolle, kam erst nach ihrem Tod in die Kinos – Publicity, die ein Film nun bei aller Liebe für Gratiswerbung nicht unbedingt brauchen kann (zumal Harry Novak, Oberhaupt der co-produzierenden Crown International Pictures, entgegen Strattens Wünschen den Film auch mit explizitem Hinweis auf ihre frisch erworbene „Playmate of the Year“-Ehre bewarb, dieweil Stratten wünschte, als ernsthafte Schauspielerin anerkannt zu werden). Dorothy Stratten wurde nur 20 Jahre alt.

Es ist sicher müßig, what-if-Szenarien aufzustellen, ob Dorothy tatsächlich, wie von Hefner prophezeiht, ein großer Star geworden wäre. „Galaxina“ ist sicher nicht der Film, anhand dessen man schauspielerische Qualitäten und echten Star-Appeal beurteilen kann. Um’s so zu sagen – wäre ich Dorothys Manager gewesen, hätte ich ihr von dem Film wohl eher abgeraten, aber wenigstens verlangte er von ihr nicht (was angesichts ihrer Playboy-Vegangenheit ja auf der Hand gelegen hätte), sich auszuziehen (eine der wirklich großen Fragen, die sich mir im Zusammenhang mit „Galaxina“ stellt, ist die, warum der Film in den USA ein R-Rating kassierte).

Treibende kreative Kraft hinter dem Projekt war Writer/Director William Sachs, dem geneigten Fan des Schmuddelkinos als Regisseur des Schmelzfilmklassikers (Worte, die man auch nicht zu schreiben erwartet, wenn man Filmkritiker werden will, ne…) „Der Planet Saturn lässt schön grüßen“ wohlbekannt. Sachs kann sich immerhin auf die Fahne schreiben, dass er mit „Galaxina“ die erste wirklich wahrgenommene Parodie auf das in der zweiten Hälfte der 70er durch „Star Wars“, „Alien“ und „Star Trek“ revitalisierte Science-fiction-Genre in die Kinos brachte. Sachs‘ Problem bei der Sache ist nur, dass er absolut kein Talent für Komödie oder Parodie mitbringt. Zwar müht sich „Galaxina“ da und dort, das ein oder andere Element der genannten Vorbilder zu zitieren (z.B. die Dinner-Szene von „Alien“), aber im Großen und Ganzen zeigt Sachs kein Verständnis dafür, wie seine avisierten Vorbilder funktionieren und wie man sie satirisch-parodistisch auf den Arm nehmen kann. Die meisten Versuche des Films, aus dem Sujet Lacher zu ziehen, sind Totgeburten, die allenfalls peinlich berührtes Schweigen auslösen als dem Zuschauer eine amüsierte Reaktion zu entlocken. Einfach alle Charaktere auf den IQ-Level eines angeschimmelten Toastbrots herunterzubrechen, macht die Sache halt noch nicht automatisch lustig – man darf nicht vergessen, zu diesem Zeitpunkt war „Airplane!“ bereits zwei Jahre alt und hatte klar gestellt, wie das Genre der Filmparodie funktioniert – sprich: mit enormem Tempo und ohne Scheu davor, auch genrefremde Elemente einzubringen. Wer in 80 Minuten 500 Gags abfeuert, muss sich nicht grämen, wenn davon nur 150 zünden.

„Galaxina“ dagegen hat arge Mühe, über seine 95 Minuten Laufzeit (in der Uncut-Version) überhaupt eine Handvoll Gags zu finden, die keine totalen Rohrkrepierer sind. Ein Beispiel: auf Altar 1 treffen die Helden einen Charakter namens Mr. Spot – einen spitzohrigen Typ mit einer Starfleet-Uniform. Das ist der Gag. Da ist nicht mal Bemühen zu sehen, aus der Situation etwas lustiges zu machen. Hier, ein Spock-Double. Lacht gefälligst. Da kommt einem Bully Herbig mal wieder wie ein internationaler Spitzen-Comedian vor, und der glaubt immer noch, dass Schwulenwitze des Humors höchster Gipfel sind. Der erfolgreichste Witz des Films ist noch der running gag, dass jede Erwähnung des Blauen Sterns (Choral!) von einem Choral untermalt wird, den die Charaktere auch hören können (und sich fragen, woher der Sound kommt), und der sich in ein „doo-wah“ ändert, sobald der Stein vom Blauen Stern (doo-wah!) in die Hände einer Bande 50er-Jahre-style-Rocker fällt (die als Gott „Harley Davids Sohn“ anbeten, was ungefähr der zweitbeste Gag des Films ist). Die eigentlich ganz gut gelaunte und angemessen besetzte deutsche Synchro versucht hin und wieder, eigene Witze einzubringen (hätte man „Galaxina“ von Rainer Brandt übersetzen lassen… hach, dann hätte das was werden können).

Problematisch ist schon schlicht und ergreifend, dass „Galaxina“ eigentlich überhaupt keine Idee hat, was er mit seinem Konzept anfangen will – bzw. erst gar kein Konzept hat. Die erste dreiviertel Stunde verbringt der Streifen mit zusammenhanglosen Episödchen aus dem Bordleben (wie man so was macht, damit es lustig wird, hätte William Sachs bei „Dark Star“ nachschlagen können) – man ist echt überrascht, dass nach knapp 50 Minuten sich tatsächlich so etwas wie ein echter Plot ankündigt. Das macht den Film nur leider auch nicht besser – zumal Sachs als Gipfel der Einfallslosigkeit auf keine andere Idee kommt, als eine halbe Stunde in einer Westernstadt zu absolvieren (gut, sowas steht in Hollywood an jeder Ecke und man braucht keine Sets zu bauen), eine Farbverschiebung nach Rot soll die gewünschte Fremdartigkeit erzeugen, macht aber nur den Eindruck, als wüsste von der Produktion niemand, was er tut…

Zu dem ganzen Käse kommt freilich auch noch, dass Galaxina als nominelle Hauptfigur nicht grad viel zu tun hat – in der ersten Hälfte ist sie stumme Requisite, in der zweiten Hälfte übernimmt sie zwar einigermaßen die führende Position (muss aber als Superroboter trotzdem von den hirnigen Menschen gerettet werden), trägt aber nicht wirklich etwas zur Lösung der Situation bei. Ich hab mich ehrlich gefragt, ob „Galaxina“ erst durch die Publicity durch den Stratten-Mord zur Hauptfigur erhoben wurde und ursprünglich einfach nur eine Nebenfigur war, aber dem scheint nicht so zu sein. Egal. Wir können daas ganze Dilemma auf fünf Worte herunterbrechen: Der Film ist nicht lustig.

Weil Sachs auch daran scheitert, dem Film Tempo, Schwung, Rasanz (unabdingbare Voraussetzung für eine funktionierende Parodie) mitzugeben. Sachs entschuldigte sich zwar damit, dass aus Budgetgründen viele geplante Szenen nicht gedreht werden konnte und er aus dem realisierten Material halt irgendwie einen 90-Minuten-Cut rausholen musste, aber letztlich ist das keine gültige Ausrede. Wen die Plot- und Gaglosigkeit der ersten vierzig-fünfundvierzig Minuten nicht eingeschläfert hat, der landet spätestens bei der langwierigen Montage der 27-Jahres-Reise in Morpheus‘ starken Armen… und es tut sich ja auch danach nicht arg viel, was den geneigten Zuschauer aufwecken könnte. Das Ding ist zwar verhältnismäßig gut des damaligen John-Carpenter- und späteren Steven-Spielberg-Kameramanns Dean Cundey fotografiert, und die Modelltricks sind actually quite decent (auch wenn der HD-Transfer natürlich wieder viel von der Illusion zerstört) und mindestens auf dem Level von Cormans „Battle Beyond the Stars“), die hätten einen besseren Film verdient. Nicht damit mithalten können die zwar zahlreichen, aber praktisch ausschließlich schäbigen Alien-Masken (immerhin vom späteren Oscar-Preisträger Chris Walas unter Mitwirkung von John Carl Buechler), von denen eine hässlicher ist als die andere – klar, in einer „Komödie“ muss das alles nicht ultra-realistisch und scary aussehen, aber, verdammt, ein bisschen besser als „Halloween-Kostümshop Grabbelkiste“ dürfte es dann schon sein.

Der Score wird überwiegend aus klassischen Stücken zusammengestückelt – das soll wohl dann die obligatorische Parodie au „2001“ sein. Hilft aber auch niemandem.

Die deutsche FSK 12-Freigabe ist absolut okay. Es gibt ein bisschen angedeutete Hologramm-Nudity (nicht von Frau Stretten) und ein paar Kannibalismus-Props, die auch zartbesaiteten Gemütern keine schlaflosen Nächte bereiten sollten.

Zu den Darstellern. Stephen Macht („Trancers 4“, „Nachtschicht“, „Monster Busters“) ist nicht unbedingt als großer komischer Darsteller bekannt, und sieht man ihn hier verzweifelt um komödiantisches Timing ringen, weiß man auch warum. Fehlbesetzung. Avery Schreiber („Airport ’79“, „Caveman – Der aus der Höhle kam“, „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“) könnte womöglich lustig sein, hätte er lustiges Material zur Verfügung, und je weniger man über J.D. Hilton („Bodyguard für heiße Fälle“) und seine Hot Pants sagt, um so besser. In kleinen Rollen findet man den viel gebuchten Charakterdarsteller Peter Schrum („Terminator 2“, „Demonic Toys“, „Dead Man“) und Playboy-Playmate Susan Kiger („Die Rückkehr der Außerirdischen“, „Death Screams“). Im Alien-Suit steckt Hollywoods Paradezwerg Angelo Rossito („Scared to Death“, „Mad Max III – Jenseits der Donnerkuppel“, „Freaks“).

Und Dorothy Stratten? Wie gesagt – „Galaxina“ ist keine Rolle, in der man bzw. frau sich großartig auszeichnen könnte. Es bieten sich ihr schlichtweg keine Möglichkeiten, etwaige schauspielerische Talente aufzuzeigen, der Film ist völlig damit zufrieden, sind in halbwegs sexy Kostüme zu zwängen, ohne dann aber auch wieder wirklich aus sich herauszugehen. Ich habe meine Zweifel, dass „Galaxina“ Stratten zu einer seriösen Karriere hätte katapultieren können – hätte sie eine solche gemacht, wäre der Streifen allenfalls eine kuriose Fußnote ihrer Biographie geblieben.

Schröder Media hat den Film auf Blu-Ray veröffentlicht. Es liegt somit erstmals in Deutschland eine ungekürzte Version vor, die frühere deutsche Fassung war sehr willkürlich um knapp 10 Minuten an Dialogsequenzen gekürzt, die nunmehr untertitelt vorliegen. Die Bildqualität ist ausgezeichnet (2.35:1), jedoch, wie gesagt, raubt der HD-Transfer den Modelltricks etwas die Effektivität. Als Bonusmaterial gibt’s den früheren deutschen Cut sowie Teaser, Trailer und eine Bildergalerie.

Meine Skepsis hat sich also bestätigt – „Galaxina“ ist ein Film, von dem zu Recht keine alte Sau mehr sprechen würde, wäre Dorothy Stratten nicht ermordet worden. Es ist eine der langweiligsten, unlustigsten „Parodien“ der Filmgeschichte, überlang für das bisschen an Plot und Gags, das er bietet, und in keinster Weise irgendwie bemerkenswert und/oder unterhaltsam, obschon eigentlich einige nicht untalentierte Leute daran mitgewirkt haben. Aber wenn die Gesamtkonzeption schon ein totaler Fehlschlag ist, können auch gute Kameraleute oder Effekttechniker auch nichts mehr retten, schließlich sind die ja auch nicht für den Humor zuständig. Das völlige Versagen auf diesem Gebiet muss sich dann schon William Sachs zurechnen lassen. Brauchbar als Schlafmittel oder Bieruntersetzer.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 2


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