Full Impact

 
  • Deutscher Titel: Full Impact
  • Original-Titel: Full Impact
  •  
  • Regie: David Hue
  • Land: USA
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Gary Daniels (Jared Taskin), Kent Ducanan (Bill Arcady), Linda Bennett (Dr. Weise), Richard Rabago (Chief), Atta Worick (Lee Taskin), Graciella Casillas, Gerald Okamura, Rod Kei


Vorwort

Der Cop Jared Taskin hat den Dienst quittiert, nachdem es in seinem eigenen Haus zu einem Shoot-out mit einem Serienkiller namens „Todesengel“ gab, bei dem sein Sohn verletzt wurde und schleppt seitdem ein mittelschweres Trauma mit sich herum. Vier Jahre nach den denkwürdigen Vorfällen taucht der geheimnisvolle Killer wieder auf und beginnt erneut in schöner Regelmäßigkeiten Nutten während des Sexualakts zu entleiben. Taskin wittert seine Chance auf Satisfaktion und drängt sich seinem alten Polizeikumpel Arcady als inoffizieller Ermittlungspartner auf. Einziger Anhaltspunkt für die guten Jungs – der Killer muss, weil er seine Opfer bevorzugt mit bloßen Händen und harten Schlägen umbringt, Kampfsportler sein. Taskin vermutet, dass ein gewisser Leo, der in seinem Restaurant illegale Club-Kämpfe veranstaltet, hinter der Mordserie steckt, doch er könnte gar nicht falscher liegen…


Inhalt

Uaah-bäääh. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen Actionfilm bewußt schlechter zu machen als es David Hue (den wir ja alle von „Space Rangers“ kennen und lieben) mit diesem Gary-Daniels-Vehikel vorexerziert. Wenn man als geneigter Viel- bis Allesseher nach geschlagenen fünf Minuten (in Zahlen: 5) überlegt, ob man anstelle eines Videoabends nicht doch lieber die Wand neu streichen, den Abfluß reinigen oder den Abwasch der letzten drei Wochen erledigen sollte und jede diese Alternativen als unterhaltsamer und lohnenswerter fürs seelische und körperliche Wohlbefinden erachtet, weiß man, das irgendwas nicht ganz richtig läuft…

Gary Daniels gehört nicht unbedingt zu meinen allerliebsten B-Bodies, trotz seines göttlichen Auftritts in Jackie Chans „City Hunter“ und dem ein oder anderen nicht von vornherein mülleimerwürdigen Solowerks wie [Cold Harvest], aber ein Star-Vehikel wie dieses hat er nicht verdient… gut, die Story, geschenkt, das ist der übliche sinnfreie Schmodder, der mehr oder weniger erfolgreich versucht, die nach dem Zufallsprinzip über die Filmlaufzeit verteilten Kampfszenen in einen gewissen Kontext zu setzen. Die Geschichte IST doof und macht vorn und hinten keinen Sinn (ich fragte mich bis zur letzten Szene, wieso Taskin eigentlich ein Trauma plagt, wo doch seinerzeit nichts wirklich schlimmes passiert ist, gut, sein Kiddiesohn hat sich ’ne Kugel eingefangen, aber das ist in L.A. doch wohl Alltagsrisiko. Überlebt hat er’s ja auch. Die Credits scheinen nahezulegen, dass es auch noch ’ne Tochter gab, aber die Rede ist von der im Film nicht. Und, ach ja, wen so was interessiert, des Gary Daniels leibhaftige Blagen mimen seine Filmsprößlinge). Und der große Plottwist telefoniert sich nach 43 Minuten nicht nur an, nä, der schickt ein gesungenes Glückwunschtelegramm. Ist der Spannung begreiflicherweise leicht abträglich.

Jaja, es ist ja wahr, wir haben schon hanebüchenere Stories überlebt als diese, aber es bleibt festzuhalten: Martial Arts und Serienkiller-Thematik, das passt nicht wirklich zusammen (wie auch, mit geringfügig höherem Budget, Steven Seagals „Glimmer Man“ eindrucksvoll bewies). Dummerweise funktioniert „Full Impact“, der sich übrigens als eine Art Quasi-Sequel zu dem fünf Jahre älteren „American Streetfighter“ versteht und auch einiges an Flashback-Szenen und unrelated fightscenes dem Vorgänger „entlehnt“ (ohne einen inhaltlichen Zusammenhang aufzuweisen), auch als Action-Film nicht, weil, und da sage ich Lesern des „Space Rangers“-Reviews nichts neues, David Hue eine (Gebetsmühle anwerf) Martial-Arts-Szene nicht inszenieren könnte, wenn er Jackie Chan, Jet Li, Bruce Lee und Yuen Biao vor der Linse hätte. Der-Kerl-kann-einfach-nichts. Man merkt’s ja schon an Non-Action-Szenen, dass sich Hue als Regisseur nicht die geringsten Gedanken darüber macht, ob eine Szene halbwegs sinnvoll aufgebaut ist, ob die Personen an für die Kamera günstig einzufangenden Orten stehen (bzw. die Kamera so aufzustellen, dass das Bild der handelnden Personen nicht durch den großformatigen Schatten eines Punching Balls halb verdeckt ist; nicht lachen, das kommt exakt SO in „Full Impact“ vor). Wie könnte also jemand, der es nicht unfallfrei schafft, eine Szene zu inszenieren, in der sich zwei Leute unterhalten, eine solche inszenieren, in der sich (mindestens) zwei Leute auf die Glocke hauen? Eben, das geht nicht, und da hilft’s auch nicht, dass Gary Daniels die Kampfszenen höchstselbst choreographiert hat. Hue stellt einfach die Kamera auf und lässt die Burschen sich prügeln und die Illusion harter, realitstischer Kampfszenen stellt sich auch durch den Fakt, dass die Produktion es sich nicht mal leisten konnte, die Kämpfe mit Schlag- oder Trittgeräuschen zu untermalen (zumindest nur manchmal, manche Fights kommen aber komplett ohne Sound-FX aus und spielen sich daher wie ein Computerspiel, wenn man die Lautsprecher ausgeschaltet hat), nicht ein. Resultat: die Kämpfe wirken nicht wie beinharte Duelle auf Leben und Tod, sondern wie lockere Aufwärm-Sparringsmatches – ergo stinkend langweilig (und, trotz KJ-Freigabe, konsequent unblutig).

An weiterführender Action wird angeboten: ein (in Worten: EIN) Auto-Stunt und ein angezündeter Stuntman (im Showdown; die Szene ist konsequenterweise in der KJ-ab-18-Fassung auch praktisch komplett geschnitten). Moralischen Ausgleich vermitteln, so hoffen die Filmemacher zumindest, ein paar großzügig über den Film verteilte Nackt- und Semi-Softcore-Szenen (nothing to write home about, boys).

Im Übrigen sieht der Streifen erschreckend billig aus – wenn Euch an „Space Rangers“ die aufwendigen Sets und spektakulären FX gestört haben (I’m being sarcastic again) und Ihr lieber einen ganzen Film im Stil der dortigen Flashback-Sequenzen wünscht – that’s your movie. Ich will nicht übermäßig zynisch sein, aber ich denke, ich schaffe es, einen aufwendiger wirkenden Actionfilm ausschließlich in meinem Wohnzimmer zu drehen. Kein einziges „Set“ bietet auch nur etwas minimal Hinguckenswertes, was über ein paar aufgestapelte Pappschachteln hinausgeht (Pappschachteln rulen gewaltig in diesem Film). Das ein oder andere Mal grenzt der Film an unfreiwilliger Selbstparodie, wenn er Kampfszenen, bei denen es drehbuchgemäß Zuschauer gibt (abgezählte drei oder vier; Zuschauer, nicht Szenen), durch Jubel- und Anfeuerungsschreie Marke ausverkaufter Madison Square Garden „unterstützt“ werden. Und wo wir gerade bei akustischer Belästigung sind – der Soundtrack ist das Übelste an billigst auf ’nem zwanzig Jahre alten CASIO-Taschenrechner hingerotztem Schwachmaten-Synthi-Gefrödel, das mir seit langer langer Zeit unter die Lauscher gekommen ist…

Gary Daniels ist bekanntlich exzellenter Martial Artist, wenn man ihn lässt, aber nicht wirklich der Welt größter Schauspieler, und wenn er, trotz einer extremst lächerlichen Goldrauschengel-Dauerwelle-Malibu-Strandboy-Frisur (gepaart mit den von ihm teilweise aufzutragenden Klamotten wirkt das manchmal mehr nach omm-murmelndem Sektenfuzzi als hartem „Kopfjäger“;), die wirklich ihresgleichen für einen taffen Actionhelden sucht, die beste Figur im Film macht, ohne dabei auch nur Ansätze dramatischer Spielkunst zu zeigen, lässt das tief blicken. Aber wie gesagt, unter Blinden ist der jenige König, der wenigstens Braille beherrscht. Der Rest des Ensembles – shudder… Kent Ducanon gab sich im Vorgängerfilm „American Streetfighter“ die Ehre und beweist nicht nur, dass Leuten mit ohne Haare nicht zu trauen ist (huch, zählt das als Spoiler?), sondern auch dass man, wenn man einen harten Kämpfer mimen will, vielleicht einen Sandsack nicht nur sanft streicheln, vielmehr wirklich hauen sollte (die Sequenz, in der er „trainert“ ist ja selbst pour moi, unsportlich bis zur Selbstaufopferung, nur mehr lächerlich). Linda Bennett, gesegnet mit der undankbaren, da strunzdoofen Rolle einer Psychologin, die Taskin bei seinen Ermittlungen hilft, war in Henri Charrs WIP-Heuler „Caged Hearts“ am Start und trägt hauptsächlich einen eher dämlichen Gesichtsausdruck spazieren. Naja, wenn ich das Script gelesen hätte, täte ich vermutlich auch so blöd gucken.

Bildqualität: Die gute Nachricht zuerst – obwohl „Full Impact“ wie „Space Rangers“ von EuroVideo/ScreenPower kommt, ist die Bildqualität nicht ganz so schlecht. Aber schlecht genug. Ist schon irgendwie wieder eine Kunst, einen gerade mal sieben Jahre jungen Film auf Video wie einen frühen 80er-Jahre-Klopper wirken zu lassen (gut, der Film gibt auch so optisch nichts her). Der Vollbildtransfer ist ziemlich grobkörnig-vergrieselt-verwaschen, in Detail- und Kantenschärfe stark verbesserungsfähig, lediglich die Kompression weiß einigermaßen zu überzeugen. Der Kontrast bewegt sich auf unterdurchschnittlichem Niveau, wobei das Bild insgesamt zu dunkel ist. Außerdem erfreut mich, nach soeben getätigter Übeprüfung im PC-DVD-Laufwerk, dass die Scheibe den gleichen Mastering-Fehler hat wie die „Space Rangers“-Disc, nämlich einen flimmernden Streifen am unteren Bildrand, der beim Fernseher im Overscan liegt. Die Screenshots geben, glaub ich, ganz gut wieder, wie beschissen das Bild wirklich ist…

Tonqualität: Schummel. EuroVideo behauptet, zwei deutschsprachige Tonspuren (Dolby 5.1 und 2.0) auf die Scheibe gebannt zu haben, aber finden tut sich da nur eine (ein lausiger 5.1-Split, wenn ich das richtig interpretiere). Grausam anzuhören, weil man als geneigter Konsument quasi die Wahl hat, ob man sich auf den blechernen Hall der deutschen Synchro oder die ranzige Dumpfheit der Musik- und Soundeffekt-Spur konzentrieren will. Sixth-generation VHS copy sounds better!

Extras: Eine ausführliche ScreenPower-Trailershow inkl. des Werbefilmchen für „Full Impact“ unleserliche und unvollständige Filmographie von Gary Daniels auf einer Texttafel, leserliche (und trotzdem unvollständige) Filmographie für David Hue (zweifellos, damit man sich die Filmtitel zwecks Vorsatzes, sich NIE WIEDER einen Hue-Film anzusehen, merkt) auf einer weiteren.

Fazit: „Full Impact“ ist einer der schlechtesten Low-Budget-Actionfilme, die ich je gesehen habe, und ich habe eine ganze Menge schlechter Low-Budget-Actionfilme gesehen. Ich weiß nicht, was Gary Daniels 1997 so an Kohle für einen Film einstrich, aber entweder war’s nicht viel oder der Löwenanteil des Budgets – mehr als einen tiefen sechsstelligen Dollarbetrag kann dieser Film nicht gekostet haben. Abgesehen von seinem gnadenlosen Billig-Look, für den die Bezeichnung „Aldi-Look“ drei bis fünf Handelsklassen zu hoch gegriffen wäre, „glänzt“ der Streifen durch eine sinnfreie Story, Anti-Schauspiel an allen Fronten und die unerträglichsten Martial-Arts-Szenen der jüngeren Filmgeschichte. Ein totaler Stinkstiefel, den man sich nicht mal mehr lustig saufen kann und der mit 3 Euro vom Grabbeltisch erheblich über Wert bezahlt wäre (auch eingedenk der fürchterlichen DVD-Umsetzung). Finger weg!

1/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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