Fuga – Die Schöne und der Gesetzlose

 
  • Deutscher Titel: Fuga - Die Schöne und der Gesetzlose
  • Original-Titel: Fuga scabrosamente pericolosa
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  • Regie: Nello Rossati (als Ted Archer)
  • Land: Italien/Kolumbien
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Manuel (Rodrigo Obregon)
    Aparo/Carmen (Eleonora Vallone)
    Franco Linero
    Rodrigo Reyes


Vorwort

Premiere für badmovies.de – der erste hier besprochene kolumbianische Film. Tja, in der Tat scheint´s in Kolumbien ausser Drogenkartellen und mittelmässigen Fussballern (wobei´s da, erinnern wir uns an die WM 1994, durchaus Überschneidungspunkte zu geben scheint) auch eine Filmindustrie zu geben. Angesichts meiner gesunden Vorurteile gegen lateinamerikanische Zelluloidware (hauptsächlich begründet durch die diversen Anschläge, die mexikanische Filmverbrecher auf meine geistige Gesundheit verübten) stehe ich dem folgenden Film mit einer gewissen Grundskepsis gegenüber, die durch die Tatsache, dass sich die kolumbianischen Produzenten der versierten Mithilfe diverser italienischer Filmexperten versicherten, nicht wirklich eines besseren belehrt wird – einzig der Umstand, dass Eleonora Vallone in einem mir dereinst (von meiner Mutter, whatever THAT means) geschenkten Bildband Aktfotos italienischer Filmstars und Starlets ihren Körper ins rechte Licht setzen liess, stimmt mich ein wenig milde. Vielleicht hat der Film ja zumindest ästhetische Werte, har-har.

Vielversprechend ist auch schon mal die ziemlich debile und mit mehr Rechtschreibfehlern als ein durchschnittliches badmovies.de-Review durchsetzte Inhaltsangabe auf der Cassette aus dem Hause Best Buy (schon allein ein Indiz dafür, dass der betreffende Film nicht gerade mit critical praise überschüttet wurde)… das kann ja heiter werden.


Inhalt

Ein kurzes Insert informiert uns darüber, dass wir uns erstens in Kolumbien, zweitens im Jahr 1951 und drittens in einem Arbeitslager für politische Gefangene (isn´t it always?) befinden. Dort geht´s zu wie im üblichen italienischen Frauenknastfilm, mit dem Unterschied, dass die Gefangenen wesentlich weniger hübsch anzusehen, weil männlich sind. Abgesehen davon geht´s ihnen nicht besser als den normalerweise von italienischen Hacks durch Urwälder gescheuchten Schnuckis, sie müssen Steine kloppen und Bäume fällen (oder for no particular reason in einer Art Gestell Kniebeugen machen), wohl im Rahmen eines Strassenbauprojekts (wenigstens macht das mehr Sinn als zierliche Frauen für solche Jobs einzusetzen, wie z.B. in Escape from Hell). Die Kerle keuchen also unter der Knute der Aufseher, aber einer von ihnen, Manuel, being the designated hero, hat aber immerhin noch Zeit und Musse, sich um ein kleines Streichel-Kroko zu kümmern (oder was weiss ich, was für eine Art Lurch das Vieh ist, das er in einem selbstgebastelten Käfig hält – oder ist das am Ende Symbolik? Der Gefangene hält ein anderes Wesen gefangen… tragic stuff indeed). Eines Abends labert ihn ein Mitgefangener namens Rafael an und unterbreitet einen recht ausgearbeiteten Fluchtplan, begünstigt durch das Faktum, quasi Eingeborener zu sein und die Gegend gut zu kennen. Man müsse nur über den Fluss schwimmen, am anderen Ufer warte ein alter Bekannter mit einem Auto, damit fahre man zu einem gewissen Jose, leiere dem ein paar Gäule aus´m Kreuz, reite durch die Wüste und überquere schliesslich die Grenze, das habe er alles schon organisiert (mal schnell ´n paar e-mails geschrieben? Oder Brieftauben geschickt? Oder ist die Security wirklich so mau?). Die Wärter, so Rafael, würden nicht durch den Fluss folgen, weil sie vor der Strömung Angst hätten, aber an der Stelle, wo sich der Bautrupp gerade aufhalte, bestünde eine Chance. Manuel ist zwar interessiert, hielte es aber für sinnvoller, wenn sich mehr als zwei Personen an der Flucht beteiligen würden: „EInige werden sterben, aber ein paar werden sich retten können,“ sieht er die Sache eher numerös-realistisch. Rafael, der Manuel deswegen ausgesucht hat, weil die Aufseher in ihn fünf Jahren nicht kleingekriegt hätten, traut aber den anderen Mitgefangenen nicht recht über den Weg. Nixdestotrotz wird am nächsten Tag die Operation Great Escape direkt nach der mittäglichen Pampe-Ausgabe in Angriff genommen. Manuel metzelt einen Wärter mit der Axt nieder (ich hab schon immer gesagt, dass es ein Denkfehler ist, Gefangene in einem Arbeitslager mit gefährlichen Waffen auszustatten) und stürmt mit Rafael und einem namenlosen anderen Gefangene, der entweder noch eingeweiht wurde oder einfach die Gunst der Stunde erkannt hat, ins Gewölle. Den Ordnungsmächten gelingt es allerdings, den Namenlosen und Rafael relativ unkompliziert in die respektiven Rücken zu schliessen (how unsportsmanlike), Manuel erreicht aber den rettende Fluss, schwingt sich in die Fluten und der verfolgende Wärter hoch zu Ross lässt ihn mit einem Schulterzucken und einem in-den-Fluss-spucken entkommen (wobei´s wirklich nicht so aussieht, als könne der Klepper nicht bequem durch den Fluss waten, ohne dass sein Reiter auch nur die Stiefel trocknen müsste – Motivation ungenügend, stelle ich fest).

Manuel latscht zu einer heruntergekommenen Hacienda, wo er einen ökonomischen Flashback erleidet, ökonomisch deswegen, weil es sich um einen rein akustischen handelt. Da das Gemäuer offensichtlich die heimischen vier Wände seiner Familie sind (praktisch, dass die in unmittelbarer Nähe des Gefangenenlager stehen), durchlebt er, während er – in schauspielerischer Glanzleistung (ich muss hoffentlich nicht erwähnen, dass ich wieder mal den alten Irokesen, äh, Ironiker rauslasse) – nachdenklich durch die Räume streift, noch einmal die schicksalhaften Sekunden seiner Verhaftung, in deren Verlauf von der Staatsmacht wohl der Einfachheit halber auch seine Eltern erschossen wurden.
Anderswo hat man mehr Spass, nämlich im Heim von Don Ramon Vasquez de Bomba (sage man über Spanier und ihre lateinamerikanischen Abkömmlinge was man will, aber sie haben einfach die filmreifsten Namen), hier herrscht Partystimmung. Eine Mariachi-Kapelle sorgt für ordentlich Stimmung und des Dons Töchterchen Aparo (das klingt zwar mehr nach einer Papageienart aus´m Kreuzworträtsel, aber wer weiss, vielleicht heisst das auf Spanisch irgendwas sinnvolles) wird von einem Tanzpartner zum nächsten gereicht. Aparo beabsichtigt, wie sich dem Chit-Chat der Gäste entnehmen lässt, ihren Cousin zu ehelichen (uffz, ich dachte, das wäre nur in den Backwoods von Alabama so – an dieser Stelle ein Gruss an „Weird Al“ Yankovic, der sich dieses Themas auf seinem neuen Album auch angenommen hat). Die Gäste ratschen überdies über die Jugend von heute TM und ihren grenzenlosen Amüsierwillen, die Vorzüge von Autos der Marke Ford (vielleicht kann Rod aus Vampire_Clan mal auf ein paar Fachsimpeleien vorbeischauen) und eher nicht über den anhaltenden Bürgerkrieg. Letzerer ist für Don Ramon Anlass zur Sorge bezüglich seines Augensterns Aparo – die hat gerade fünf Jahre Nobelinternat in der Schweiz hinter sich (schlimmer als jeder Dschungelknast) und Paps überlegt, ob er die Schnitte nicht aus Sicherheitsgründen zurück nach Europa oder auf ein All-Girl-College in den Staaten schicken soll. Durch den Vorgarten kraucht bereits Manuel und zieht einen Wachmann aus dem Verkehr. Don Ramon demonstriert ein paar ausgesuchten Gästen, womit er seinen Zaster verdient, nicht mal mit Kokain, sondern vielmehr mit saftigen Rindersteaks, die sich den Gästen in noch animalisch-atmender Form vorstellen. Zur Feier des Tages (isses Aparos Wiegenfest, ihre Verlobung, ihre Rückkehr? Who knows? Und wen interessierts?) lässt der Don auch noch ein Feuerwerk abbrennen. Die „oohs“ und „aahs“ nimmt Manuel zum Anlass, aus seinem Versteck im Gemüse zu springen, sich zielsicher das attraktive Jungfrauenzimmer unter den Nagel zu reissen und mit der vom Wachmann erbeuteten Pistole energisch einen Fluchtwagen zu verlangen. Don Ramon offeriert selbstlos seine Nobelkalesche in der Hoffnung auf Freilassung seines Lendensprosses, wird aber schmählich enttäuscht, denn der Ausbrecher düst mitsamt der in ihr Partyabendkleid Gewandeten gen Werweisswo. Der schockierte Don lässt seine Connections spielen und klingelt mal eben den zuständigen Minister (Entführungsminister?) aus dem Bette.

Entführer und Entführte cruisen derweil durch eine nahe Stadt – werden dabei von der Ordnungsmacht zwar beobachtet, aber es wird nicht eingegriffen, ehe Manuel die Karosse auf der Zufahrt des fünftklassigen Bauernhofes von Jose abstellt. Jose zückt zwar prophylaktisch seine Machete, aber auch Manuels herrische Begrüssung, ein Kumpel des zwischenzeitlich Würmern als Mahlzeit dienenden Rafael zu sein und dringendst einen reitbaren Untersatz zu benötigen, stimmt Jose um: „Nimm dir ein Pferd. Du bist dumm und gefährlich.“ Wobei wirklich anzumerken ist, dass Manuel für einen Helden, und den soll er wohl darstellen, sich wie ein 1A-mit-Gütesiegel-Arschloch benimmt – er kommandiert nicht nur Jose und dessen Frau herum, als wäre er in seinem normalen Leben mindestens Spiess einer Ausbildungskompanie gewesen und hält sich mit übertriebenen Dankbarkeitsgesten nicht weiter auf. Ich persönlich würde Manuel spätestens an dieser Stelle gern eins in die Fresse schlagen. Vielleicht erledigt das aber die Staatsmacht, die Joses trauriges Anwesen bereits umstellt. Auch Don Ramon fährt vor (und entweder hat der Don seine Nobelschleuder gleich im Doppelpack gekauft oder die Filmproduktion verwendet die selbe Mühle mehrfach… you decide), während Manuel seinen Abritt vorbereitet und Jose anweist, Aparo freizulassen, sobald er über alle Berge ist. Kommt nur nicht dazu, weil die weissuniformierten Soldaten oder Polypen Manuel beinahe vom Gaul schiessen. Der Ausbrecher ändert seine Pläne: „Ich brauche auch das zweite Pferd und den Esel!“ Und auch die Geisel.

Ramon und ein Kumpel überlegen, ob Verhandlungen Sinn machen würden, aber Ramon hält den Geiselnehmer nicht für blöde: „Er weiss, dass sie (gemeint ist die Staatsmacht) ihn umlegen, sobald er sie freilässt“. Tja, Ramon, hättest du mal die Jungs nicht eingeschaltet… Manuel reitet also mit Proviant für ein paar Tage und der gefesselten Geisel im Ballkleid ungehindert von hinnen gen Wüste.

Bekanntlich müssen Frauen auf Reisen alle fünf Minuten aufs Klo, wie jeder bestätigen kann, der mal in weiblicher Begleitung eine Autofahrt von mehr als zehn Kilometer Länge unternommen hat. So auch Aparo. Treuherzig bindet Manuel seine Gefangene los, dirigiert sie hinter einen Kaktus und freut sich, dass sie nach Verrichtung sogar wieder kommt. Als er ihr aber zwecks erneuter Fesselung an den Sattel ein wenig an die Wäsche geht, leistet sie Widerstand. Manuel zerrt sie vom Gaul, sie versucht stiften zu gehen, er reitet hinterher und fängt sie wieder ein – und nun ist er SAUER, er spielt ein wenig demonstrativ mit seiner Peitsche und gibt dann zu verstehen, dass er im Gefangenenlager auch auf der anderen Seite, der der Aufseher, Karriere hätte machen können: „Ich gebe die Befehle! Du hast zu gehorchen!“ Eingeschüchtert lässt sich das Girl wieder aufs Pferd binden.

Während der folgenden Reiterei gibt Manuel mehr von seiner überaus einfühlsamen Philosophie zum besten: „Ein Gefangener trinkt, wenn man ihm etwas gibt, isst, wenn man ihm etwas gibt, scheisst…“ usw. usf. Welch ordinärer Ton. Beim abendlichen Biwak heischt er dann um Verständnis und versucht seiner Geisel die Schrecken seiner Gefangenenzeit zu vermitteln und bietet ihr sogar an, seine Peitschenstriemen auf´m Rücken zu begutachten. An einer Freakshow dieser Art ist Aparo allerdings denkbar uninteressiert und schmollt vor sich hin. Manuel ist beleidigt. Dennoch versucht er sich weiterhin einzuschleimen, indem er sie mit Wasser und Happahappa versorgt, sie jedoch tunlichst nicht mehr losbindet (immerhin, er ist lernfähig). Und so reiten sie und reiten sie und reiten sie und reiten sie und reiten sie… nach drei Tagen im Sattel fühlt sich Manuel doch mal gemüssigt, seine Geisel nach ihrem Namen zu fragen. Da Aparo aber nicht mit jedem, und mit Manuel schon gar nicht spricht, muss er sich notgedrungen einen Namen ausdenken und verfällt darauf, die Maid Carmen nennen zu wollen. Er bietet ihr etwas von seinem leckeren Schlabbermampf an, aber das Angebot wird verschmäht, was den Geiselnehmer auf die Palme bringt. „Du hast Hunger und bist verstockt. Ich bin nett und biete dir was zu essen an. Sag wenigstens ´Danke, Manuel´!“ brüllt er in geringfügiger Verkennung der Sachlage und zumindest diskussionswürdiger Interpretation des Adjektivs „nett“. Wie nicht anders zu erwarten, brummelt Aparo/Carmen ein ausdrucksloses „Danke, Manuel“ (fast wie einst in Sketchup: „Sag Gut´ Nacht, Bea!“ – „Gut´ Nacht, Bea!“). Im übrigen erwecken die offenkundigen Studioaufnahmen des Nachtlagers das gute alte Star Trek-Feeling.

Irgendwie hat sich Aparo ihr zartes Füsschen wehgetan und Manuel untersucht die Verletzung gewissenhaft, denn „Wer in der Wüste nicht laufen kann, stirbt!“ Jedoch ist die Verletzung nur vorgeschoben – Aparo nutzt die Chance, ihrem Peiniger ins Gesicht zu treten und ihm dann noch einen handlichen Felsen an die Rübe zu knallen. Das letzte, was wir vor einem sehr offensichtlichen Zensur-Schnitt sehen, ist das blutüberströmte und rachelustig blickende Gesicht Manuels.

Die Soldaten/Polizisten/was-auch-immer haben´s indes nicht all zu schwer, den Flüchtigen nachzusetzen, sie brauchen nur der Spur geleerter Wasserflaschen zu folgen. Ausserdem ist Manuel bereits ein Gaul krepiert. Den Ordnungshütern ist klar, dass Manuel sich in die Berge absetzen will. Hierzu muss er einen Pass überqueren und da möchten die Hüter des Gesetzes den Schlimmfinger abfangen. Sogar ein Flugzeug wird herbeibeordert! Technical overkill, yahoo!

Der Flieger fliegt prompt ungelogen ein halbes Dutzend Mal über Manuel nebst Anhang, der Herr Entführer ist mit den Nerven ein wenig am Ende, nicht nur ob der avionischen Bedrohung, der er wutentbrannt auch einen Schuss aus seiner Bleispritze hinterherfeuert, sondern auch weil das Wasser alle ist. Auch der zweite Klepper reicht den Abgang ein, so dass Manuel mittlerweile auf dem Esel (halten doch mehr aus als die hochgezüchteten Schindmähren) reitet und seine Geisel an einem Strick hinter sich herschleift. Das Mädel erkauft sich eine Rast, in dem sie ohnmächtig zusammenbricht. Man pennt vor sich hin, das Flugzeug erscheint wieder und Aparo, deren Kleid und bevorzugt das Oberteil desselben mittlerweile im fortgeschrittenen Auflösungszustand befindlich ist, erwacht, versucht, dem Flieger Signale zu geben. Manuel kriegt´s spitz und ist not amused.

Die Berge sind in Sichtweite, dennoch sind die Soldaten (ich einige mich mal auf diesen Terminus) zuversichtlich, dass Manuel „erledigt“ ist. Warum? Naja, sie stolpern über den seine letzten Röchler röchelnden Esel. Man spekuliert, dass Manuel einer Verhandlungslösung jetzt zugeneigt sein könnte – freier Abzug gegen Aparo, könnte der Deal lauten. Don Ramon aber will dafür sorgen, dass Manuels Freiheit nur von kurzer Dauer ist – „Ich jage ihn bis ans Ende der Welt, wenn´s denn sein muss!“ Gut, nicht wirklich originell…

Manuel und seine Gefangene sind inzwischen per pedes unterwegs, d.h. Manuel zerrt die störrische Gefangene hinter sich her (ich frage mich, ob er ohne sie nicht besser dran wäre? Er

bräuchte weniger Vorräte, käme schneller voran und müsste sich nicht wegen ihr Sorgen machen… und bislang sieht´s nicht so aus, als würd´ er auf die Schnalle stehen). Wieder mal wird ein Nachtlager aufgeschlagen und der plötzlich splitterfasernackte Manuel (keine Sorge, Schniepel bleibt unsichtbar, wir sind ja in einem FSK-16-Film) offeriert Aparo, sie von ihren Fesseln zu befreien, wenn sie nur verspreche, nicht wegzulaufen. Gesagt getan. Entweder versteht Manuel unter „losbinden“ mehr als nur die offensichtlichen Fesseln, oder irgendwas entgeht mir hier, denn in der nächsten Szene ist auch Aparo im Evakostüm und räkelt sich auf dem Boden. Treiben´s die zwei miteinander? Der Chronist würd´ gern berichten, hat aber keine Anhaltspunkte. Vielmehr geht Manuel auf die Suche nach Trinkwasser und lässt die Nackte ungefesselt zurück. Tatsächlich findet er eine Pfütze Brackwasser letzter Qualität und schlabbert die braune Brühe enthusiastisch in sich hinein. Aparo bemerkt, dass die Karawane ihrer Verfolger ungefähr zehn Meter am Lager vorbeiparadiert. Auch ihr Papa sitzt in einem Jeep. Intelligenterweise nimmt sich das Mädel Zeit genug, um sich notdürftig in ihr lädiertes Kleid zu wickeln und erreicht den Strassenrand erst, als die Wagenkolonne schon ein paar Meter weiter ist und die Stimme versagt ihr auch noch, weil der Hals rauh ist (Wick blau rules), mehr als ein krächziges „Hilf mir, Papä, das selbstverständlich ungehört verhallt, lässt sich ihrer Kehle nicht entlocken. Manuel hat das ganze aus erhöhter Position mitangesehen und schon mal sicherheitshalber den Schiessprügel entsichert, ist aber über den Ausgang der Angelegenheit verblüfft bis verärgert. Er geht Aparo an die Gurgel und schüttelt sie sprichwörtlich aus ihren Fetzen: „Warum hast du sie nicht gerufen? Was hast du vor?“ Eine befriedigende Antwort kann das Girl nicht liefern, also marschiert man weiter. Und endlich ist der Grenzfluss erreicht, wo Aparo ihren Entführer mit der Bitte, sie doch mitzunehmen, überrascht. „Ich brauche dich nicht,“ knurrt der Outlaw. „Ich kann dir helfen,“ versichert Aparo. „Du kannst doch überhaupt nichts,“ stellt Manuel nicht unzutreffend fest. „Ich kann lernen. Ich tue alles, was du verlangst!“ Plötzlicher Sinneswandel, wa (oder doch nur italienische Schweinepriesterfantasie)? Manuel ist unbeeindruckt und macht sich daran, im Alleingang den Fluss zu durchschwimmen. Aparo folgt ihm ans Ufer – und trägt dabei entzückenderweise ihre Stöckelschuhe spazieren -, aber anstelle der erhofften Einladung zur Begleitung rupft Manuel ihr nur die Ohrringe raus und die Halskette ab: „Ich brauche deine Klunker nötiger als dich!“, belfert er, versichert ihr, dass das Suchflugzeug sie sicher bald finden werde und stürzt sich ins kühle Nass, nicht ohne noch die Warnung auszusprechen, dass er sie töten werde, falls sie ihm folge. Versteh einer die Kolumbianer – da drängt sich ein attraktives weibliches Geschoss als Fussabtreter auf und der Kerl lehnt ab?

Wenig später jedenfalls pennt Manuel friedlich im Gewölle des Nachbarlandes, wird aber von einer Grenzpatrouille geweckt. Manuel bittet um politisches Asyl, aber die Grenzer sind skeptisch, weil Manuel im Besitz eines Schiesseisens ist – das hat der gewöhnliche politische Asylant wohl nicht als Standard-Accessoire. Jedenfalls wird Manuel vorläufig festgenommen, in die Grenzstation verfrachtet, mangels Zelle an ein vergittertes Fenster gefesselt, aber zumindest mit Speis´ und Trank versorgt. „Wenn sie dich drüben nicht wegen krimineller Handlungen wie Mord oder Raub suchen, bist du frei!“, macht der Commandante der Grenzer ihm Hoffnungen, „ansonsten bringen wir dich ins Hauptquartier.“, bevor sich die komplette Grenzbelegschaft wieder zur Patrouille verabschiedet. Manuel kommt überschlägig zu der geistigen Erkenntnis, dass Ausbruch, Tötung eines Wärters, bewaffneter Überfall und Entführung sich auf seinen Asylantrag nicht wirklich positiv auswirken werden und bekommt einen Anfall.

Doch da – die Grenzer kommen wieder und nicht alleine, in ihrem Schlepptau Aparo, die sich wohl ebenfalls (und in ihrem Kleid?? Das Ding saugt sich doch sicher voll wie nix!) über den Fluss gewagt hat. Manuel schwadroniert eifrigst, dass sie doch hoffentlich nicht ernst genommen habe, was er vorhin von sich gegeben hat und bittet die Maid um Hilfe (was immer sie ihm auch helfen soll), aber Aparo ignoriert ihren Entführer. „Du könntest sie überreden, mich gehen zu lassen!“ spinnt Manuel reichlich irrationales Garn (wie denn???), jedoch das Mädel bleibt hart wie Kruppstahl und lässt sich widerstandslos nach Hause zum Anwesen derer von und zu Vasquez de Bomba karren (dann erklär mir bitte nur noch einer, warum sie überhaupt die Grenze überquert hat? Frauen…). Sie geniesst die Annehmlichkeiten des Luxuslebens (naja, sie plantscht im Pool, aber sichtlich unenthusiastisch) und ist ganz offensichtlich auch bereit, mit ihrem Cousin zwischen die Laken zu schlüpfen, sehr zur Freude des Cousins, versteht sich (in einem Anfall von Kunst wird dies durch einen Ventilator aufgenommen angedeutet). Und nach ein paar kolumbianischen Landschaftsaufnahmen beginnt schon der Abspann und wir fragen uns, was mit Manuel denn nun passiert ist… aber ich schätze, der hat nix zu lachen…

Stupid Movie.

Hehe, hätt´ ich Euch beinah drangekriegt, oder? Natürlich kann ich es bei diesen zwei knappen Worten nicht bewenden lassen, obwohl sie den Streifen perfekt zusammenfassen. Fuga ist ein entsetzlich dämlicher Film, vor allen Dingen ein solcher mit einer Moral, die Feministinnen weltweit die Hufe scharren und Pamphlete verfassen lassen wird (so sie ihn denn zu Gesicht bekämen) – denn grob gesagt, die Moral von der Geschicht lautet: Frauen stehen darauf, missbraucht und gedemütigt zu werden, und wenn man sie ordentlich missbraucht und gedemütigt hat und dann noch die Frechheit besitzt, sie sitzen zu lassen, werden sie einem in den Rücken fallen. Mit Plotten wie dieser treibt man die Leserschaft der „Emmä sicher auf die Barrikaden – aber wenigstens weiss ich jetzt, warum ich derzeit Single bin: ich hab meine Ex´en wohl einfach zu gut behandelt – wird bei der nächsten nicht wieder vorkommen, mal schnell einen S/M-Onlineshop aufsuchen… Naja, eigentlich kein Wunder, diese Mentalität, denn auch wenn die Kohle fürs Budget aus Kolumbien stammte, ist der Streifen von seiner, hm, intellektuell-geistigen Sichtweise der Dinge mühelos und auch von weniger gewieften B-Movie-Kuckern als eindeutiges Produkt italienischer Macho-Fantasien zu interpretieren. So ganz haben unsere Freunde südlich der Alpen das ganze mit der Emanzipation wohl bis heute nicht verkraftet (ein hübsches Beispiel dafür ist auch der entzückende Femina_Ridens, international unter dem Titel The Frightened Woman bekannt, der die Seelenpein italienischer Männerseelen mit Hilfe von Holzhammersymbolik und Hochglanzstylisierung 60´s style auf den Punkt brachte. Okay, vielleicht ist es zwecks der Ausgewogenheit auch nicht verkehrt, wenn die Italiener für einen gewissen Machismo-Anteil in der Filmbranche sorgen und ausserdem gibt´s ja wohl wirklich Frauen, die diesem „Idealbild“ entsprechen (siehe z.B. Secretary). Lassen wir also das einfach mal so stehen – sollen sich doch die feministischen Kampfgruppen darum kümmern, die Verantwortlichen für dieses Werk zu kastrieren, und kümmern uns lieber um den Film als solchen und ob er was unabhängig von seinen zweifelhaften moralischen Botschaften denn was taugt.

Eh. Wie sagte ich noch etwas weiter oben? Eben. Stupid Movie. So ziemlich alles an dem Film ist ziemlich stupide – das fängt bei einem (Anti-?) Helden an, wie er widerlicher kaum sein könnte (würde man uns vielleicht verraten, warum der gute Mann überhaupt die Gastfreundschaft eines Straflager in Anspruch nimmt, sähe das vielleicht anders auch, aber da das nicht so ist, kommt Manuel einfach als Ekelpack rüber), über eine weibliche Heldin, die so doof ist, dass man ihr permanent links und rechts eine knallen könnte (aber das würde ihr vermutlich auch noch gefallen) usw. usf. Nichts macht sinn – wieso z.B. verfolgt zu Beginn der berittene Wärter Manuel nicht einfach über den Fluss bzw. schiesst ihn spasseshalber mal auf ihn? Wieso bauen die Verfolger später den besprochenen Hinterhalt am Pass nicht auf oder versuchen Manuel vom Flugzeug aus zu attackieren? Wie kommt Aparo zu ihrem Sinneswandel? Eben noch will sie stiften gehen und Papa um Hilfe angehen, und schon möchte sie Manuel am liebsten in die Hose steigen? Wieso schwimmt sie am Ende über die Grenze, nur um Manuel dann sitzen zu lassen? Wieso hat irgendjemand in diese Produktion auch nur einen Peso (oder was auch immer die Kolumbianer als Zahlungsmittel, abgesehen von Drogen, verwenden) investiert?

Ich denke, ein ganz gravierendes Problem des Films zumindest in seiner deutschen gekürzten Videofassung liegt darin begründet, dass der Verleiher den Film durch die Beschnippelung in etwas zu verwandeln sucht, was der Film nunmal definitiv nicht ist – sämtliche von mir im Rahmen der Recherche abgecheckten italienischen Filmdatenbanken führen Fuga unzweifelhaft in der Kategorie „Erotik“, während Best Buy verzweifelt bemüht, uns den Streifen als „Abenteuerfilm“ anzudrehen. Wer sich obige Zusammenfassung aufmerksam durchgelesen hat, wird relativ schnell zu dem Schluss kommen, dass so arg viel abenteuerliches sich nicht ereignet – man kann natürlich ohne eine uncut-Fassung nur mutmassen, aber der Verdacht liegt doch nahe, dass die, hüstel, Story des Films ursprünglich lediglich den schlichten Zweck erfüllte, von einer Nackt- bzw. Softsex-Szene zur nächsten überzuleiten (wobei bestimmt für Bondage- und/oder SM-Fetischisten in einer ungeschnittenen Fassung wohl auch was geboten wird, möcht´ ich wetten). Wenn nun von diesen Szenen in der (zumindest handwerklich einigermassen akzeptabel) beschnippelten DF nichts übrig bleibt, bleibt letztendlich halt wenig Film übrig – über den Grossteil der Laufzeit reiten bzw. laufen die Protagonisten durch die immerhin hübsch anzusehende kolumbianische Landschaft, ohne dass sich wesentlichere Dinge ereignen als als uninspiriert bis herzig-doofe Dialoge und… äh, hm, noch irgendwas? Momentan fällt mir nix ein… Fakt ist, dass Fuga in der deutschen Videofassung (erstaunlicherweise scheint der Schwurbel tatsächlich in einer FSK-18-Fassung sogar teutonische Lichtspielhäuser heimgesucht zu haben) über weite Strecken einfach elendiglich langweilig ist, da die potentiell interessanten (und frauenfeindlichen, aber wenn wir uns auch Frauenknastfilme ansehen, sehen wir das normalerweise ja nicht so eng, hehe) Stellen grossräumig ausgespart werden – und so verwandelt sich, was mit Sicherheit zwar kein cineastisches Highlight, aber zumindest ein leidlich an- und aufregendes Sexploitation-Filmchen sein könnte, in eine dröge Schlaftablette von Film (wobei ich anmerken muss, dass ich die auf der Cassette angegebene Lauflänge von 80 Minuten auch für übertrieben halte… ich hab zwar nicht auf die Uhr gesehen, meine aber, dass das „Vergnüngen“ auch bei Einrechnung einer Unterbrechnung durch ein ungefähr zehnminütiges Telefonat grad mal 80 Minuten gedauert hat – man kann sich also in seinen kühnsten Männerträumen ausmalen, was einem so alles entgeht), an der einzig und allein die gelegentlich imposanten Aufnahmen der unsereins doch noch nicht ganz so vertrauten kolumbianischen Landschaften Interesse aufflackern lassen – allerdings ist´s ja auch nicht so schwer, eine Kamera halbwegs korrekt in eine ansehnliche Naturkulisse zu halten und so ein paar vernünftige Bilder einzufangen.

Regisseur Nello Rossati gehört nicht nur zur ersten Garde der italienischen Schundfilmregisseure, ist aber auch kein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Er begann in den 70ern mit ein paar Sexfilmchen wie Wife by Night, Secrets of a Sensous Nurse oder A Woman of the Night. Seine bekanntesten Erzeugnisse dürften die im Anschluss an Fuga ebenfalls in Südamerika entstandenen Werke Django Strikes Again (das einzige „offizielle“ Django-Sequel) und Top Line (ein hinreissend debiler Pseudo-SF-Indiana-Jones-Verschnitt von kolossaler Blödheit – I wouldn´t mind seeing that one again), beide mit einem sichtlich schon bessere Zeiten erlebt habenden Franco Nero in den jeweiligen Hauptrollen sein. Für Top Line bediente sich Rossati des schicken anglophilen Pseudonyms Ted Archer, das Best Buy, offenbar in Verkennung der Tatsache, dass jeder, der Top Line gesehen hat, vermutlich gelobte, nie wieder einen Ted-Archer-Film sehen zu wollen, prominent auf´s Fuga-Cover und sogar noch in den Vorspann klatschte. Es fällt natürlich immer schwer, eine Regieleistung anhand einer um vielleicht zwanzig Minuten gekürzten Rumpffassung zu beurteilen – möglicherweise liegen Signor Rossati Sexszenen mehr als Action und Abenteuer (oder anders ausgedrückt: hoffentlich – denn der Rest von Fuga ist zwar handwerklich recht professionell, aber denkbar schlafmützig inszeniert).

In den Hauptrollen „brillieren“ Rodrigo Obregon, wohl ein kolumbianischer Akteur, der sich nicht besser oder schlechter aus der Affäre zieht als die üblichen italienischen Chargen in ähnlich gelagerten Werken – er versucht gelegentlich, den Stil lakonischer Antihelden des klassischen Spaghetti-Westerns zu imitieren, aber da sein Charakter denkbar unsympathisch gezeichnet ist (naja, vielleicht erachten italienische Chauvis sowas aber auch als erstrebenswertes Role Model), fällt´s schwer, dem Meister auf seiner Flucht die Daumen zu drücken (wie schon angedeutet, hätte ich dem Kerl mehr als einmal gern persönlich eins mit der groben Kelle verpasst).

Eleonore Vallone, ein italienisches Starlet mit überschaubarer Filmkarriere in den 80er Jahren hat schauspielerisch nix zu tun, als sich als weiblicher Fussabtreter behandeln zu lassen und ab und an aus den Klamotten zu fahren. Dies gelingt ihr halbwegs überzeugend (für die Feinschmecker hinsichtlich weiblicher Anatomie meine zwei Moserpunkte: erstens hat sie ein Hinterteil von J.-Lo-Ausmassen, zweitens, um Desire´e Nick zu zitieren, zumindest in einer Szene „Hängetitten de luxe“, spricht zwar immerhin für natürliche „Serienausstattung“, ist aber nicht ganz meins). Anhand praktisch nicht existenter Möglichkeiten, die weiteren Schauspielernamen den entsprechenden Filmcharakteren zuzuordnen – und bekannt vorkommen tut einem auch keiner -, verbietet sich grossartige Kritik an den restlichen Akteuren. Wenn man den typischen italienischen Exploitation-Film der 70er/80er kennt, weiss man, was einen erwartet, und das ist mit Sicherheit keine Schauspielkunst.

Immerhin, der Best-Buy-Videoprint (später auch auf DVD erschienen) ist für das Kaliber des Films anständig (1.55:1-Widescreen, wohl ein obskures kolumbianisches Format), das hätte auch schlimmer sein können – man kann also zumindest die Landschaftsaufnahmen geniessen.

Letztendlich ist Fuga, zumindest in der von mir gesichteten Fassung, ein ziemliches Gülle-Erlebnis. Ungeschnitten, also mit all dem Sex und Sleaze, der irgendwo zwischen der italienischen Fassung und dem deutschen Video-„Erlebnis“ auf der Strecke geblieben ist, könnte der Streifen zumindest ein zünftiger Grindhouse-Exploiter sein, aber das, was wir uns ansehen „dürfen“, ist einfach nur dämlich und doof, und damit meine ich noch nicht mal das verschrobene Frauenbild, das Regisseur Rossati und Drehbuchautor Roggiani hier vertreten (obwohl´s mit Sicherheit italienische Frauenlagerfilme gibt, die ein differenzierteres Frauenbild zeichnen). Als Kuriosum am Rande irgendwo innerhalb einer umfangreichen Schundfilmsammlung grad noch so vertretbar, aber als Film ein Muster ohne Wert. (Trotz der von mir angesprochenen subjektiven ästhetischen Mängel bezüglich Signorina Vallone verdient sie sich mindestens zwei der untenstehenden Biere). PS: Stammuser peroy, der mir auch selbstlos (hmpt-hmpt) den Film zur Verfügung stellte, weist mich darauf hin, dass der Film sich in seiner deutschen Fassung erdreistet (bzw. gnädigerweise), nach schlappen 63 Minuten zu enden. Bringt mich einmal mehr zu der rhetorischen Frage, was FSK-16-Veröffentlichungen von Exploitation-Filmen bringen sollen, wenn sie das eigentlich Interessante gar nicht zeigen dürfen (erinnert mich auch an das Gerücht eines FSK-16-Cuts des Bethmann´schen Fick&Kill-Streifens Angel of Death, soll angeblich dreissig Minuten laufen, hihi). Naja, wenn Best Buy meint…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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