Freitag, der 13. (2009, Reini-Review)

 
  • Deutscher Titel: Freitag, der 13.
  • Original-Titel: Friday the 13th
  •  
  • Regie: Marcus Nispel
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Clay Miller: Jared Padalecki
    Jenna: Danielle Panabaker
    Whitney Miller: Amanda Righetti
    Trent: Travis van Winkle
    Chewie: Aaron Yoo
    Jason Voorhees: Derek Mears
    Wade: Jonathan Sadowski
    Bree: Julianna Guill
    Richie: Ben Feldman
    Lawrence: Arlen Escarpeta
    Nolan: Ryan Hansen
    Chelsea: Willa Ford
    Mike: Nick Mennell
    Amanda: America Olivo
    Donnie: Kyle Davis


Vorwort

Abt. Recycling-Hof Crystal Lake

Getreu dem Motto “Von Bay und Nispel lernen, heißt siegen lernen” folge ich einfach mal deren Beispiel, recycle meine alte GamesUnit-Kritik über das „Freitag, der 13.“-Remake und peppe es mit Blut, Brüsten und schlechten Witzen ausführlichen cineastischen Betrachtungen badmovies-gerecht auf – immer unter der Prämisse, dem Doc zuliebe einen bestimmten italienischen Regisseur und den VHS-Fans zuliebe ein neuartiges Medienformat für hochauflösende Filme nicht zu erwähnen (im letzteren habe ich nämlich prompt Jason 2.0 konsumiert). [Dabei wechselt Badmovies.de demnächst ins HD-Format und werden hier nur noch Blu-ray-Scheiben besprochen – der Lektor.]

Also schnell noch ein Schluck vom ChainsawHorst-Cocktail (weinhaltiges Getränk mit rasiertem Meerschweinchen), tief durchgeatmet und in die Tasten gehauen! Fairerweise sollte man erwähnen, dass ich mich bei der Wiedergabe des Film-Inhaltes auf mein leicht löchriges Gedächtnis berufe, die Hälfte also eh nicht stimmen wird, und der ganze Spaß deshalb auch kürzer als so mancher Kurzreview vom Doc ausfallen wird…


Inhalt

Es war Sommer… und der übliche Teenie-Opfer-Cast turnt durch den Wald. Diesmal nicht nur zum Saufen und Rammeln, sondern auch um eine legendäre Hanfanpflanzung zu finden, was den botanisch erfahrenen Zuschauer in Erstaunen versetzt, denn dunkle Wälder gelten bekanntermaßen nicht gerade als ideales Anbaugebiet von holländischem Tabak (hab ich mal so gehört). Unser Opferrudel ist jedoch nur semi-erfolgreich („Hier ganz in der Nähe ist es…“) und es wird Nacht, also beschließt man auf einer Lichtung zu rasten.

Zeit für die Gruselgeschichten am Lagerfeuer! Mittels allerlei Flashbacks erfährt man, dass es ganz in der Nähe der Lichtung, am Crystal Lake, mal ein Feriencamp gab, in dem an einem Freitag den 13. alle anwesenden Jugendlichen der Reihe nach von einer älteren Frau mit der Kraft der zwei Herzen® niedergemäht wurden, bloß weil sie alle Teenies hasste. Der Grund hierfür: Sie hatte ihren Sohnemann ganz dolle lieb, doch Norman, pardon, Jason wurde von allen gehänselt, da er nicht ganz dem allgemeinen Schönheitsideal entsprach, und keiner half ihm, als er eines Tages im See ertrank. Aber eigentlich lebe er ja noch und treib hier immer noch sein Unwesen und…. Was war das eigentlich für ein Geräusch?

Allerdings zieht diese tolle Story, die man ja glatt zwölfmal nur leicht variiert verfilmen könnte, bei der Zuhörerschaft nicht wirklich, da der eine Teil nur drogengeil und der andere Teil spitz wie Lumpi ist, was scheinbar auch für Regisseur Marcus Nispel gilt, denn es folgt im besten Softsex-Style ein aufreizender Halbstripp am Lagerfeuer (einölen der Brüste und so – Sie wissen wovon ich rede).

Bei diesem Balztanz lernen wir als anatomisch interessierte Zuschauer auch gleich (was sich im Film später reichlich bestätigt), dass us-amerikanische Mädels alle scheinbar nur Plastikhupen haben, die ihnen von einem Schönheitschirurgen mit Sehstörungen oder null Empfinden für natürliche weibliche Formen verpasst wurden. Besagter Silikonbomber ist dann mit ihrem Stecher wild am rummachen… äh…. zurückgespult… eine der grazilen aufreizenden Frauen entdeckt dann mit ihrem langjährigen Freund die Freuden der Liebe in einer lauen Sommernacht. Seltsame Geräusche stören jedoch das Techtelmechtel.

Selbstverständlich kann ER sich in so einer Situation nichts Besseres vorstellen, als mal für SIE nachzusehen, was das für ein Geräusch vor dem Zelt war (das ist wahre Liebe!). Hätte er gewusst, was kurz zuvor seinen beiden Kumpels passiert ist (sie haben nämlich nicht nur die Drogenfarm, sondern auch gleich den bekannten Ureinwohner der Gegend kennengelernt), hätte ihm das auch nichts genutzt – denn die Camper werden nicht von irgendwelchen Nazi-Skins bedroht (wir sind ja nicht in Mecklenburg-Vorpommern), sondern von (superduper Überraschung): Jason! And he is back! Bzw. ist er überhaupt das erste Mal da… ist ja schließlich ein Remake, bzw. Reboot (dazu später noch mehr).

Und als grandiosen Einstand präsentiert er uns sogar noch einen Kreativkill, in dem er ein weibliches Opfer im Schlafrock, äh, Schlafsack über dem Lagerfeuer verschmoren lässt, statt sie einfach nur mit den üblichen Hieb- und Stichwaffen ins Jenseits zu befördern. Ihr Freund kann ihr auch nicht helfen da er in einer Bärenfalle festsitzt, was sich nicht gerade bärig auf seinen Fuß, bzw. dann dank Jason generell auf seine Gesundheit auswirkt.

Während Jason auf der Lichtung den Freundeskreis fröhlich meuchelt, entdeckt ein Pärchen tatsächlich das heruntergekommene Camp Crystal Lake und nicht weit davon entfernt ein alleinstehendes Häuschen. Attention please – jetzt kommt sogar fast Handlung: In der Bruchbude sieht es erst einmal aus wie bei den meistens Nerds zuhause (süffig und verwahrlost), allerdings entdecken sie ein Kettchen mit einem Fotoanhänger, auf dem eine Frau abgebildet ist, die dem weiblichen Part unserer Teenager-Lebenspartnerschaft ziemlich ähnlich sind (dem Zuschauer ist natürlich klar, dass die Dame auf dem Foto Jasons Frau Mutter ist) – der Casanova unserer wild romantischen Runde kommt auf die tolle Idee, ihr die Kette anzulegen.

Außerdem finden sie noch ein Bettchen, in dessen Stirnseite herzallerliebst „Jason“ eingeschnitzt ist (das sind wirklich goldig aus, man vermisst echt noch einen in Altdeutsch gehaltenen Spruch à la „Trag brav deine Machete, dann ist jeder Tag ´ne Fete“ oder Ähnliches). Spätestens als die beiden eine Art Schrein mit einem Schädel finden, kommt der Verdacht auf, dass Jason und Motelbesitzer Norman möglicherweise doch irgendwie verwandt sind. Logisch, dass Jason gleich mal vorbeikommt und hieb- und stichfest verdeutlicht, was er von Hausfriedensbruch hält (wäre mir ja auch peinlich, wenn ich als Profislasher so ein Bettchen besitzen würde und andere erfahren davon). Doch – ÜBERRASCHUNG! Jason findet am Hals des Mädels die Kette seiner Mutter und hält diese scheinbar für die selbige, jedenfalls verhackstückt er sie erst einmal nicht und leistet seinen kleinen Beitrag zum Thema WIP…

UND DANN… hab ich mich das erste Mal wirklich erschrocken, denn was jetzt kommt, hat man nach einer gefühlten Dreiviertelstunde nicht mehr erwartet: DER VORSPANN! Erinnert mich stark an die letzten Folgen von Monthy Pythons Flying Circus (wer die Serie tatsächlich nicht kennen sollte: In jeder Folge kommt der Vorspann später). Und was anschließend über den Bildschirm flimmert (bzw. nicht flimmert, ist ja HD… höhö), ist noch schockierender: Nicht nur dass Markus Nispel der Regisseur ist, der Produzent ist ausgerechnet MICHAEL BAY! Nachtigall, ick hör dir trapsen…. Und zwar in der Jurassic-Park-Tyrannus-Rex Lautstärke…

An einer Tankstelle geht es weiter mit der nächsten Truppe Machetenfutter, deren Namen ich mir ebenfalls nicht merken wollte, die aber noch doofere Dialoge hinausposen. Besagte Intelligenzamöbenzusammenrottung besteht aus einem Beruf-Sohn-Schnösel mit Hab-noch-Resthirn-Freundin, smarten Null-Hirn-Sportler mit aparter Null-Hirn-Freundin (ich fand sofort, dass die gut zusammenpassen), blonder Wozu-Hirn-Schlampe sowie dem lustigen Quotenschwarzen™ mit seinem ebenfalls voll lustigen Kumpel, dem Quotenasiaten™.

Die beiden letztgenannten Vollspacken sind dann auch wie gehabt (für Vertreter von Minderheiten in Teenie-Filmen) die Garanten für die schlechten Sprüche und außerdem für die Beschleunigung des allgemeinen Niveaulimbos zuständig. Gleichzeitig taucht noch der unbekannte muskelbepackte Tough-Guy auf, der auf der Suche nach seiner Schwester ist und deswegen überall Plakate aufhängt – yepp, die Fresse auf dem Papier kennen wir doch, Schwesterherz ist nämlich Jasons aktueller Mutti-Ersatz. Na, wenn das mal nicht dramatisch wird… Ach ja, Schnösel und Toughguy können sich nicht riechen, im Zeitalter der Emanzipation muss ja auch mal Zickenterror zwischen Männern erlaubt sein.

Der ganze Trupp minus Tough-Guy schlägt kurz danach in einem schicken Ferienhaus auf, das den Eltern des Schnösels gehört und in unmittelbarer Nähe des Crystal Lakes liegt (seltsamerweise hatten scheinbar die Schnösel-Eltern noch nie Bekanntschaft mit Jason gemacht, obwohl das Haus rein optisch auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat). Tough Guy sucht weiter seine Schwester und stößt unter anderem auf einen bekifften Redneck, der zwar nicht ihm, aber der Look-Entwicklung von Jason weiterhelfen kann. Jason lässt ihn nämlich über die Klinge springen (Motivation diesmal völlig unklar, auch wenn Jason bekanntermaßen keine Drogen mag), aber immerhin finden er zwecks erfrischender Neugestaltung seines Serienkiller-Looks die berühmte Hockeymaske (immer nur mit Sack auf’m Kopp ist halt zu oldfashioned) und setzt sie gleich auf – Jason 2.0 completed (I love denglish). [Es ist Deutschland hier! – Westerwelle.]

Back to the Boobs. Unser Sportlerpärchen macht einen Ausflug zum See, um sich am Wasserski zu erfreuen (yes, it is Silicon-Valley-Time again…). Da es sich beim Crystal Lake vermutlich um ein geschütztes Gewässer handelt und die Vogelwelt bei ihrer Brut durch solche Aktionen nur gestört wird, tritt der hiesige Umweltschützer Nr. 1 auf dem Plan und unterbindet mit Pfeil und Bogen eine Fortsetzung der Bootfahrt – immerhin ein Kopfschuss aus mehreren hundert Metern Entfernung, eine respektable Leistung. Das Motorboot brettert nun mit laufender Schiffsschraube über unsere Wasserski-Fahrerin, die holt sich dabei jedoch nur eine Platzwunde am Kopf (wir sind ja hier auch nicht bei Zombies unter Kannibalen). Oha, wer ist denn da am Ufer und zückt seine Machete? Prompt verliert unsere Schwimmerin zuerst die Fassung, dann ihre Platzwunde (ist zumindest auf einmal nicht mehr zu sehen) und anschließend den Zusammenhalt ihres Gesichtes.

Inzwischen ist Tough-Guy bei Schnösel aufgetaucht, was der natürlich nicht gutheißen kann, mit dem Ergebnis, dass ausgerechnet seine Ische mit Tough-Guy abzieht – eine Kombi, die natürlich verdammt gut ankommt. Während unser neues Traumpärchen weiterhin Tough-Guys-Schwester sucht und im Prinzip nochmal den Vorspann nachspielt (Camp Crystal und Jasons Haus mit dem schnuckeligen Bettchen werden entdeckt), vergnügt sich Schnösel mit der blonden Bitch und sowohl sie als auch Literaten dürfen sich an Sätzen wie „Deine Nippel sind ideal platziert“ erfreuen (möglicherweise hat ihr Schönheitschirurg diese ins Drehbuch geschrieben).
Unser lustiges Quoten-Team ist auch noch da und kriegt nix Weibliches ab, deswegen widmet man sich den Drogen. Aus irgendeinem nichtigen Grund (ist mir gerade voll entfallen, passt gut zum Thema Drogen) will sich der Schwarze einen runter- und der Asiat etwas aus einem Schuppen holen. Und wenn es um dunkle Schuppen geht, ist nicht Head-and-Shoulders™ angesagt, sondern Jason gefragt, ergo: Metzelmetzelmetzel!

Inzwischen ist unser Such-die-Schwester-Pärchen zurück und schlägt Alarm, da es ihnen spätestens nach dem Fund der toten Sportlerin langsam klar geworden ist, dass die Drehbuchautoren ihnen nicht freundlich gesonnen sind und der einsame Herr, der draußen unterwegs ist, keine Plätzchen verkaufen will. Ein Anruf bei der Polizei ist immerhin erfolgreich, doch der vorbeidüsende Dorfpolizist darf gerade mal so viel sagen wie ein Gast in einer Radiosendung mit dem Doc und gleich weiterdüsen – nämlich, dank Mister Vorhees, in die ewigen Verbrecherjagdgründe.

Allen Anwesenden fällt nun auf, dass jemand in der eh schon dezimierten Runde fehlt – schwerbewaffnet macht sich Mister-Nice-Black-Guy zugekifft gen Schuppen auf und schlägt sich recht tapfer – das ihn Jason diesmal von hinten ein Beil in der Rücken wirft, ist irgendwie etwas unfair. Außerdem – wer soll jetzt noch die lustigen Sprüche reißen, da man Pat und Patachon nicht mehr aus der Patsche helfen kann?

Etwas von der Partystimmung muss dennoch übrig sein, den plötzlich scheint allen „The roof is on fire“ einzufallen, bzw. die Möglichkeit dass Jason ja von oben ins Haus hopsen könnte (und nicht etwa eines der riesigen Panorama-Fenster im Erdgeschoss zerdeppern würde – ist ja schließlich teuer sowas).
Und da Jason mittlerweile auch schon die Stromzufuhr gekillt hat, folgt ein fröhliches Hasch-mich im Dunklen, was mit einem nicht ganz so fröhlichen Ableben von Blondie beendet wird.
Dann geht es holterdiepolter…. und Mister Oberschnösel macht endlich auch die Grätsche (hier hätte Jason echt mal nach Sympathiepunkten morden können und nicht diesen Mistkäfer so lange… aber wir wollen ja keine Gewalt verherrlichen).

Unser übrig gebliebenes Dreampaar findet dann doch die von Jason gefangene Schwester in einem unterirdischen Tunnelkomplex und Jason dummerweise alle drei beim Fluchtversuch, so dass es noch zu einer Hetzjagd im dunklen Walde kommt, bei der entgegen meiner Prognose tatsächlich unsere Hobbydetektivin draufgeht! Wie gesagt, hier wird nicht nur nach Sympathie gemordet. Immerhin kriegt Jason jetzt auch eine ab, und zwar eine Machete… und diese genau in die Brust, um anschließend den Fischen gute Nacht zu sagen.

Brüderlein und Schwesterlein sitzen nun friedlich am Crystal Lake und erfreuen sich an der aufgehenden Sonne – doch wer kommt da aus dem Wasser gesprungen und stört schon wieder?

Wie würde man als Informatiker so schön sagen? Reboot failed.

Doch schön der Reihe nach, bzw. History first. Der Original-Freitag, der 13. ist ja bekanntlich schon nicht besonders originell, wurde von dem Mario Bava Streifen „Michael of Blood“ (Originalname ist mir aus jugendschutzrechtlichen Dingen entfallen) schon kräftig „beeinflusst“ (inklusiver identischer Tötungen) und hat zudem eine ordentliche Prise „Halloween“ inhaliert, wenngleich das Ergebnis generell primitiver war. ABER: Er war dafür höchst unterhaltsam! Und seine Konzeption war so gelungen schlicht, dass man jede Menge Fortsetzungen drehen konnte, die Jason ja erst sein eigentliches Aussehen gegeben haben.

Und damit dürften wir auch schon den Grund haben, warum wir es mit einem Reboot und nicht mit einem Remake zu tun haben dürften. Jason hatte nämlich in der Original-Serie erst im dritten Teil sein Outfit komplett zusammen und war damit langsamer als jede Frau (…ich hoffe, badmovies hat noch keine Frauenbeauftragte). Wäre ja doof, wenn man gleich die große Kohle mit einem Jason-Merchandising machen will, aber dem Konsumenten nicht von Anfang an den richtigen Jason-Look bieten kann. Ergo werden hier in Sachen Imageentwicklungen gleich mal drei Folgen zusammengepanscht und Jasons erlebt eine wesentlich schnellere Transformation (sollte man bei einem Transformers-Regisseur als Produzenten auch erwarten): Erst nackig im Gesicht, dann Sack über der Rübe, dann Hockeymaske…. Jason 2.0 fertig. Leider fehlt diesem Jason aus dem Hollywood-Blockbuster-Brüter etwas Entscheidendes: AUSSTRAHLUNG! Von Mister Vorhees ging schließlich in der Vergangenheit immer etwas Bedrohliches und Brutales aus, selbst in der Jason X-Comedy war er noch die coole Sau und verdammt respekteinflößend.

Leider hat der 2009er Jason eher die Präsenz einer Schrankwand – genau dasselbe Format, denselben IQ, genauso hölzern und meistens ähnlich angsteinflößend. Eigentlich gibt es nur zwei Stellen im Film, an denen von Jason die gewünschte faszinierende Bedrohung ausgeht: Es ist einmal die Szene, in der die Hilfe suchende Sportlerin jemanden am Ufer sieht, sich über seinen Aufzug wundert, bis derjenigen als Visitenkarte seine Machete zückt und dann noch ein zweites Mal, als Jason auf dem Dach steht. Das war’s und das ist für Jason einfach verdammt schwach!

Zum Schwachmaten-Cast habe ich mich ja schon ausführlich in der Inhaltsangabe geäußert. Fakt ist allerdings, dass es auch schon in früheren „Freitag, der 13.“-Folgen Zusammenrottungen von Jugendlichen gab, die einen derartig auf den Sender gingen, dass man Jason förmlich anbettelte den nervenden Balg zu reduzieren. Auch dass man mal wieder nur Stereotypen über die Leinwand humpelt lässt, die null Charakterentwicklung haben, ist im Slasher-Genre nichts wirklich Neues und dürfte auch nur die allerwenigsten Zuschauer stören. OK, die Dialoge sind so derart platt – wären die direkt von Marcus Nispel verfasst worden, hätte ich eher den Verdacht, dass er aus Offenbach und nicht aus Frankfurt kommt. Nein, hinter den Dialogen und der Story selber stecken tatsächlich die Drehbuchschreiber vom ungleich gelungeneren „Freddy vs. Jason“ und damit kommen wir zu einer echten Eigentümlichkeit des Films.

Was mich bei der Inszenierung wirklich überrascht hat (gerade weil für das Drehbuch das Team von „Freddy vs. Jason“ verantwortlich ist): Das „Freitag, der 13.“-Remake ist absolut frei von jeder Ironie. Und wenn man besagten „Freddy vs. Jason“ nimmt, von ihm Freddy, den cool-bedrohlichen Jason-Look und jede Action und Ironie abzieht, hat man in etwas diesen Film – ein merkwürdig zusammengestoppeltes Etwas, das einen erstaunlich kalt lässt. Das gilt dann auch bei den Szenen, die dramatisch, spannend oder sonst irgendwie wirken soll – alles geht einem als Zuschauer total am Allerwertesten vorbei, was ja in einem Horrorfilm auch schon mal eine gewisse (*hüstel*) Leistung ist.

Da helfen dann auch diverse Terror-Movie-Anleihen (Haus der 1000 Leichen und Marcus‘ eigenes TCM-Remake lassen grüßen) nichts – im Gegenteil, denn Sachen wie Jasons aufwendiges Tunnelsystem unter seinem Haus oder sein Mutterkomplex wirken an den Haaren herbeigezogen und haben mit der alten Serie nichts zu tun [kein Mutterkomplex bei Jason? Reden wir von der gleichen Filmserie? – der Lektor], tragen aber auch in keiner Weise irgendwie zum Film bei. Stattdessen wirkt der ganze Streifen trotz solcher Gimmicks wie die Opfer von Jason – komplett leblos!

Was die Kamera und die Regie angeht: Unabhängig von dem Problem der Leblosigkeit muss man mal wieder feststellen, dass Marcus ein talentierter Handwerker ist, der weiß, wie man atmosphärische Bilder und wirkungsvolle Szenen in den Kasten bekommt. Was allerdings gerade bei der HD-Fassung ziemlich deutlich auffällt, sind Zoomfehler und daraus resultierende Unschärfen an Stellen, die gar nicht verschwommen sein sollten – war hier etwa Jess Franco mit am Werk? Die gezeigten Effekte sind einfach, aber effektiv und auf neumodischen Kram wie CGI-Gesplatter hat man dankenswerterweise verzichtet.

Bei den Darstellerinnen und Darstellern handelt es sich um eine ziemliche C-Pappnasen-Zusammenrottung, auf die Attribute wie blaß, belanglos und nichtssagend ganz gut paßt – und zwar durch die Bank. Jared Padalecki als schwestersuchender Charakter Clay Miller durfte z.B. schon mal ins „House of Wax“ und war ansonsten gerne in Serien unterwegs. Sein Schwesterherz Whitney Miller wird von Amanda Righetti dargestellt, die ebenfalls gerne in Serien unterwegs ist und sich für Zeuch wie „Return to House on Haunted Hill“ schämen darf.
Travis van Winkle als Arschgeige Trent spielte unter anderem schon mal einen Trent, und zwar in Trent… äh… „Transformers“. Danielle Panabaker (spielt hier ein Opfer namens Jenna) durfte immerhin neben diversen Serieneinsätzen unter anderem auch die Tocher des gelungenen „Mr. Brooks“ geben, während Julianna Guill als Darstellerin von Bree nur bis dato in kleinen Nebenrollen auftauchte, was im Übrigen auch für den ganzen Rest der Bagage gilt: Nebenrollen über Nebenrollen, meistens in Serien.

Das Drehbuch selbst ist ziemlich zusammengestoppelt und neigt zu Wiederholungen (das Heim von Jason wird zweimal entdeckt), aber für großartige Scripts ist die Serie nicht wirklich bekannt. Worüber man sich streiten kann, ist der Punkt mit der fehlenden Ironie. Der Trend geht ja (siehe „Terminator Erlösung“) zu bierernsten Streifen, aber… hey… vielleicht so’n gaaaaanz kleines bisschen mehr Spaß hätte dem Film vielleicht doch gut getan, ein paar nervige Sprüche der Quotenrandgruppen reichen da nicht. Aber wahrscheinlich wollte man als Reboot einen harten Slasher ohne Schnörkel. Wenn dies das Ziel war, ist die Umsetzung jedoch nur begrenzt gelungen, denn selbst die durchaus blutigen und häufigen Morde wirken wie der ganze Film immer recht steril.

Bild- und Tonqualität: Die Blu-Ray von Paramount ist keine Referenz-Scheibe, aber dennoch ganz ordentlich. Die gelegentlichen Unschärfen sind wohl eher auf Kamerafehler zurückzuführen. Bei diversen dunklen Stellen sieht man dann auch prompt die Filmkörnung. Ansonsten merkt man deutlich, dass der Film in diesem Jahrtausend gedreht wurde, denn so was wie Defekte oder Verschmutzungen sucht man vergeblich. Ebenfalls gut ist der Ton, einzig die Sprache ist manchmal ein Tick zu leise – alles in allem von der technischen Seite her eine solide Veröffentlichung.

Extras: Dreisterweise gibt es hier nicht mehr als auf der DVD zu sehen! Und das ist nicht viel… es gibt ein Making-of-Feature („Die Wiedergeburt von Jason Voorhees“) mit der üblichen Selbstbeweihräucherung, alternative Szenen (nix weltbewegendes, außer man will noch mal detaillierter sehen, wie Jason an seine Maske kommt) und ein Feature namens „Hinten hacken/vorne schlitzen“, in dem Cast und Crew von ihren eigenen Begegnungen mit der alten „Freitag, der 13.“-Serie erzählen. Hierbei sind übrigens gerade die Kommentare der Drehbuchautor ziemlich witzig und fast unterhaltsamer als der Film selbst.

Fazit: Puuuh… Jasons Reboot bringt es irgendwie nicht. Alles wirkt lieb- und seelenlos. Das teilweise todernste Script passt nicht zum Thema und die Szenen, die witzig sein sollen, sind es dann nicht. Sämtliche Schockeffekte wirken arg berechnet und sind meistens ziemlich vorhersehbar. Die Morde sind zwar reichlich und blutig, wirken aber irgendwann nur noch langweilig, besonders da man sich mit dem Deppencast gar nicht identifizieren kann. Es gibt einige recht atmosphärische Szenen, die aber in der Minderheit sind. Jason 2.0 selbst hat leider kaum etwas Bedrohliches an sich und wirkt wie ein Kunstprodukt aus dem Michael Bay Zuchtlabor.

Normalerweise dient der Neustart einer Serie ja ihrer Wiederbelebung, gerade wenn man der Meinung ist, dass sie in ihrer bisherigen Form nicht weiterleben kann – die neuen Bonds mit Craig und die neuen Batmans mit Bale sind ja ein gutes Beispiel dafür, wie so etwas erfolgreich umgesetzt werden kann. Wenn allerdings ein Reboot null Innovationen aufweist und im Vergleich zur alten Serie wesentlich langweiliger ausgefallen ist, dann riecht das stark nach reiner Geschäftemacherei mit einem guten Namen – vielleicht hätte man doch da weiter machen sollen, wo „Jason X“ aufhörte. Doch leider wird es wohl eine weitere Fortsetzung dieses Remakes geben – wo ist Jason, wenn man ihn mal braucht?

(c) 2010 Reini


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 3


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