Free Entry

 
  • Original-Titel: Free Entry
  •  
  • Regie: Kanti Shah
  • Land: Indien
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Sapna (Bobbie / Julie)
    Anil Nagrath
    Amit Pachorij


Vorwort

In Bangkok leben die Zwillingsschwestern Bobbie und Julie. Während Bobbie erfolgreiche Geschäftsfrau ist, ist Julie eher der Typ Freigeist. Eines Tages geht Bobbie an den Strand und geht, obwohl Nichtschwimmerin, ins Wasser und ist prompt am Absaufen. Am Strand liegt zum Glück auch der fesche Rocky und der jumpt ins Wasser, um die holde Maid zu retten. Bobbie braucht Mund-zu-Mund-Beatmung, die Rocky sicherheitshalber in seiner Bude ausübt. Naja, und wo man schon mal dabei ist… legt Rocky die Bewusstlose halt auch noch mal gleich flach.

Das ist offensichtlich in Indien ein ausreichendes Verlobungsritual, jedenfalls besteht Bobbie, wieder bei Sinnen, umgehend auf Verehelichung (jaja, ich hab mittlerweile in anderswo gelesen, dass Bobbie fürchtet, ihre Jungfräulichkeit verloren zu haben – ja, das soll so ungefähr dabei passieren – und deswegen darauf besteht, ihren Bespringer zu heiraten). Nun gut, Bobbie ist ein heißer Feger, insofern ist das ein Arrangement, mit dem sich auch Rocky durchaus anfreunden kann, zumal sie jetzt, wo schon einmal angepoppt, auch keine größeren Hemmungen mehr in der Bettstatt pflegt.

Ein Problem ist allerdings Julie – dass Bobbie den Kerl für sich alleine behalten darf, ist ihr gar nicht recht. So ein attraktives Mannsbild gehört auch und zuallererst in ihr warmes Bettchen. Nun ist Rocky auch nur ein Mann und irgendwann mal sind Julies Verführungskünste zu viel für ihn – und Julie ist ne NOCH heißere Nummer in der Kiste. Rocky versucht also auf dem zwischen Julie und Bobbie gespannten Drahtseil zu tanzen, ohne sich in die Nesseln zu setzen, aber die Schwierigkeiten reißen nicht ab. Rockys Bruder Johnny hat sich angekündigt und der verkuckt sich selbstredend Hals über Kopf in die dafür auch ausgesprochen empfängliche Julie. Jetzt ist Rocky – der ja eigentlich durchaus froh sein könnte, dass sich alles so aufdröselt – der tierisch Eifersüchtige. Das kann und wird doch alles nicht gut ausgehen…


Inhalt

SAPNA! SAPNA! Yumyumyum!
Okay, es ist nun vielleicht keine Allgemeinbildung, dass ich ein Fan des indischen Z-Film-Starlets Sapna bin, und das, wenn ihr vielleicht mal Google anwerft (oder im „Pyaasi“- oder „Darinda“-Review auf badmovies.de nachseht), aus recht naheliegenden Gründen, die nicht unbedingt mit dem thespischen Talent der Dame zusammenhängen. Man erlaube auch mir mal einen simplen crush auf ein attraktives Frauenzimmer…

Sapna ist nun aber nicht nur mein Girl, sondern auch das Leib- und Magenstarlet des indischen Schundmeisters Kanti Shah, der entgegen jedweden Anscheinsbeweises offenbar bekannt genug ist, um den Film als „KANTI SHAH’S FREE ENTRY“ anpreisen zu können, als sei’s ein neuer Carpenter (ein bisschen was scheint dran zu sein, denn offenbar ist in Indien derzeit ein Kanti-Shah-Biopic in Arbeit!).

Ich kenne Shah (soweit man von „kennen“ reden kann) nun hauptsächlich als Regisseur hirniger Horrorfilme (wie die beiden oben referierten), „Free Entry“ ist dann mal ein etwas weltlicherer Stoff für den Meister, auch wenn er in den einschlägigen indischen Databases immer noch unter den Schlagworten „mature audiences“ und „adult“ geführt wird, aber das hab ich ja nun auch schon öfter festgestellt, in Indien ist das alles ein bisschen anders als im Rest der Welt.

Mit „Free Entry“ serviert uns Shah also ein Beziehungsdrama, ein Liebes-Viereck (das praktisch auch mit vier Charakteren und drei Darstellern auskommt, weil Sapna, sehr zu meiner Freude, eine Doppelrolle spielt. Und doppelt soviel Sapna wie in einem normalen Film ist ein Grund zur Freude. Für mich jedenfalls), dem ich, obschon mal wieder den Film nur in einer Hindi-Fassung vorliegend, erfreulicherweise auch ohne Sprachkenntnisse komplett folgen konnte (Feinheiten wie die „Jungfrauen“-Nummer, die ich oben angesprochen habe, ausgenommen). Shahs Drehbücher sind im Allgemeinen „broad“ genug, um auf der rein visuellen, mimischen Ebene verstanden werden zu können.

Hitchcock isses grade nicht, aber die Situation entwickelt sich schon einigermaßen schlüssig aus dem immer wieder gern genommenen Zwillings-Szenario. Ich hatte, auch angesichts von Shahs Horror-Präferenz, damit gerechnet, dass der Streifen wesentlich früher in gewalttätige Handgreiflichkeiten ausartet als er es tatsächlich tut (nämlich erst in den letzten fünf Minuten), aber es wird bis dahin nicht langweilig, dafür sorgt Shahs bewährt eklektischer Stil. Zwar ist „Free Entry“ wesentlich weniger rumpelig inszeniert als seine Horrorfilme und scheint tatsächlich auch zumindest elementarer irdischer Logik zu folgen. Dennoch – Shah nutzt nicht weniger als 24 Möglichkeiten, seinen geliebten stock-footage-von-1897-Blitz einzusetzen (primär im Rahmen von Liebesszenen, die natürlich halbwegs züchtig bleiben müssen), greift gern auf Musikvideo-Tricks zurück (wenn Sapna ein Oberteil fallen lässt, um ihre Bikinifigur zu zeigen, wird das gern fünf-sechsmal am Stück gezeigt), ist ein großer Fan eines SWOOOSH-Soundeffekts, der ungefähr 200mal eingespielt wird, und gerne zur lautmalerischen Begleitung eines der endlos vielen sinnlosen Zooms – Shahs D.O.P. hat wohl die Zoom-Taste erstmals gefunden und sich spontan in diese Kamerafunktion verliebt. Das ist kindliche Begeisterung und in ihrem völlig unangebrachten Enthusiasmus schon wieder liebenswert…

Auf seine plumpe Art ist „Free Entry“ psychologisch einigermaßen stimmig – zwar reißt niemand schauspielerisch Bäume aus, auch nicht Sapna, aber es reicht für den erstrebten Zweck. Subtil soll hier schließlich nichts sein.

Sapna ist einmal mehr hinreißend und präsentiert eine Fülle auf- und anregender Kostüme (mein Favorit ist Julies bodenlanger schwarz-transparenter Nachtanzug, der an strategisch günstigen Punkten Haut freilegen kann. Lecker…) und kommt sogar mit der Doppelrolle ganz gut zurecht. Obwohl sie nicht ins Chargieren verfällt, ist jederzeit klar, welchen ihrer beiden Charaktere sie verkörpert. Was ihre beiden Figuren allerdings an Rocky finden, ist mir eher schleierhaft…

Untypisch für die bislang von mir gesichteten Shah-Produktionen gibt’s jede Menge Musiknummern, nämlich insgesamt fünf. Die werden überwiegend von Sapna solo bestritten, sind demzufolge HEISS und von mir genehmigt. Stilistisch sind die Songs wieder mal gut 10-15 Jahre hinter den vom großen Bollywood gepflegten Trend, etwas dünn produziert, aber noch anhörbar.

Ich kann mich nicht beschweren – es gibt verdammt viel Sapna für’s wenige Geld, die Story reißt keine Bäume aus, findet ein ganz überraschendes Ende (ich hatte auf anderen Ausgang getippt), passable musikalische Untermalung und mehr als einen Grund für Lacher aufgrund unfreiwilligen, dafür aber um so typischeren Kanti-Shah-Versagens 🙂 Spaßig!

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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