Freche Jungs

 
  • Deutscher Titel: Freche Jungs
  • Original-Titel: Nui ji za pai jun
  • Alternative Titel: Naughty Boys | Diamantenfieber |
  • Regie: Wellson Chin
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Carina Lau (Bonnie), Billy Lau (Ah-Fook), Kara Hui (Ah-Guen), Mars (Cheung Kam Sheng), Clarence Yiu-leung Fok (Ah-Leung), Stanley Sui-Fan Fung (Detective), Siu-Tin Lai (Räuber), Ricky Hui (Taxifahrer), Fruit Chan, Dennis Chan, Jackie Chan, Anthony Carpio, Paul Chang, Paul Che, Wellson Chin


Vorwort

Vor einiger Zeit hat die Bande um den Ganoven Hui einen Juwelier hops genommen und einen ganzen Eimer Diamanten erbeutet. Leider wurden sie, nachdem sie die Beute vergraben haben, geschnappt und verknackt, aber nun steht die Entlassung kurz bevor. Cheng ist der erste, der wieder in Freiheit ist, und der natürlich den Auftrag hat, die Beute wieder zu requireren. Doch erlebt eine böse Überraschung – die Klunker sind weg!

Während die hübsche Privatdetektivin Bonnie bereits auf Cheng angesetzt ist, und der sich der Avancen seiner alten Freundin Juen erwehren muss, wird die Kunde von den vermissten Diamanten von Hui und dem Rest der Gang eher kritisch aufgenommen. Es ergibt sich eine günstige Ausbruchsgelegenheit, und nun planen Hui und seine Kumpane, den Aufenthaltsort der ehrlich geklauten Beute aus Cheng herauszuprügeln.

Der ahnt Ungemach und möchte sich gerne ins Ausland absetzen, nur erweisen sich die von ihm und Bonnie, in die Cheng sich unbürokratisch verliebt hat, von Fook erworbenen Flugtickets als Fälschung. Beim Versucht, sein Geld wiederzubekommen, verprügelt Cheng Fook und der findet heraus, dass Hui eine satte Belohnung auf Chengs Kopf ausgesetzt hat. Nach einer großen Massenprügelei klären sich langsam die Verhältnisse.

Bonnie, Cheng, Juen und Fook bilden eine Zweckgemeinschaft, dieweil Hui plant, seine Komplizen zu hintergehen. Er will Cheng dazu überreden, ins Ausland zu flüchten, was einem Schuldeingeständnis nahe kommt, und während Huis Komplizen ihn verfolgen, will er selbst die Diamanten, für deren Bergung er noch im Knast gesorgt hat, ausgerechnet an Fooks Chef verticken. Cheng will erst gar nicht glauben, dass sein alter Freund ihn ans Messer liefern will, aber er muss einsehen, dass Diamanten dicker sind als Wasser.

Cheng, Bonnie, Juen und Fook verfallen auf den Plan, mit der Hilfe von Bonnies trotteligem Detektivkollegen die Übergabe der Diamanten zu überfallen…


Inhalt

Ich dürfte den wenigsten Lesern etwas neues erzählen, wenn ich verkünde, dass mit dem guten Namen von Jackie Chan viel Schindluder getrieben wird. Ob hierzulande, in den USA oder im heimischen Hongkong, wenig skrupelbehaftete Vertreiber haben kein Problem damit, jeden Fetzen Film, in dem Jackie Chan mal, aus welchen Gründen auch immer, seinen beachtlichen Zinken vor die Kamera gehalten hat, als JACKIE-CHAN-FILM zu vermarkten. Auch „Freche Jungs“ findet sich mittlerweile z.B. in einer von irgendeinem Best-Entertainment-Derivat verkloppten Spezial-Blu-Ray, auf der sich zwölf Titel in SD-Auflösung befinden und bei denen man vielleicht von EINEM Film ausgehen kann, in dem Jackie ernstlich eine Hauptrolle spielt („Fantasy Mission Force“). In „Freche Jungs“ hat Jackie einen vielleicht drei Sekunden langen Cameo als Knacki in der Warteschlange vor der Essensausgabe und nicht mal eine Silbe Dialog (immerhin reichte es aber auch schon Golden Harvest dafür, die Szene prominent in den Vorspann zu schneiden). Jackie machte diesen Auftritt aber nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil er, 1986 bereits auf dem Olymp des Hongkong-Megastardoms, den Streifen produzierte, und dies wohl hauptsächlich aus Gefälligkeit für seinen Kumpel Mars, der ihm ihn zahlreichen Filmen zuvor als Sidekick oder Stuntman zur Seite stand.

Dass Mars also mal eine Art Solo-Showcase bekommt, ist hochverdient, und „Freche Jungs“ ist, Überraschung, tatsächlich gar kein übler Film (erst recht, wenn man sich vor Augen hält, auf welchem Niveau der Hongkong-Film heute arbeitet. Da ist selbst eine verhältnismäßig kleine B-Produktion wie „Freche Jungs“ ein Meisterwerk dagegen…). Jackie spannte Mars mit dem Starlet Carina Lau zusammen, das später mit dem Chef selbst in „Der rechte Arm der Götter“ und „Projekt B“ spielen durfte, auch bei Wong-Kar Wai besetzt wurde („Days of Being Wild“) und in jüngerer Zeit in Andy Laus „Infernal Affairs“-Trilogie eine tragende Rolle spielte. Daneben agieren noch Billy Lau, der sich gerade von kleineren Rollen in den „Lucky Stars“-Filmen von Sammo Hung zu größeren Parts hocharbeitete (er gehörte auch zu den „Eastern Condors“), Kara Hui (deit den späten 70ern aktiv, in der „Femmes Fatale“-Ära gerne eingesetzt und zuletzt u.a. im „Chinese Ghost Story“-Remake am Start) und Clarence Fuk, der die Schauspielerei wenig später zugunsten des Regiefachs an den Nagel hängte und u.a. „Dragon from Russia“ und „Naked Killer“ inszenierte.

Dazu kommt eine Fülle von Gastauftritten und Cameos, u.a. von Stanley Fong (bekannt als einer der „Lucky Stars“ und auch in „Winners & Sinners“ dabei), Ricky Hui aus dem Triumvirat der Hui-Brüder, Dennis Chan (aus den „Kickboxer“-Filmen) oder Fruit Chan (auch er damals ein gern genommener Nebendarsteller für funny parts, bevor er seine eigene Regiekarriere mit dem kontroversen „Dumplings“ startete).

Das Personal ist also aller Ehren wert und Wellson Chin ist auch einer, der sowas zu inszenieren versteht („Top Squad“, der ebenfalls von Jackie produzierte Kickstarter der „Femmes Fatale“-Action-Bewegung, stammt auch von ihm). Der Streifen ist dann auch nicht übel – nach einer Kampfszene gleich zu Beginn im Knast scheint der Film sich auf „Lucky Stars“-Humor-Niveau einzupendeln (mit geschmackssicheren Ausschlägen in Richtung Vergewaltigungswitzchen), entwickelt sich aber in der Folge dann doch zu einer deutlich action-orientierteren Angelegenheit, in der die Fights im Rahmen der Story passieren (bei den „Lucky Stars“ gab’s für die Kampfszenen ja meist einen mit der Hauptstory nur rudimentär verbundenen B-Plot) und sich eine Krimihandlung entspinnt und entwickelt. Das ist alles storytechnisch nicht wirklich bemerkenswert, erfüllt aber seinen Zweck, ist recht lustig, auch wenn die Gag-Frequenz naturgemäß geringer ist als bei den primär komödiantischen „Lucky Stars“, und, nicht zuletzt, bildet eine solide Basis für exzellente Fights.

Die sind durchaus auf dem Niveau eines 80er-Jackie-Chan-Streifens, knüppelhart, was die Stunts angeht, und doch überwiegend humorig inszeniert. Was die Stuntmen (und natürlich auch die Stars) einstecken, ist mal wieder beachtlich – oder, wie ich immer gerne sage, only possible in Hongkong, where life is cheap. Wem beim Anblick mancher Stunts nicht die Knochen nur vom Zukucken weh tun, ist ein schlechter Mensch.

Natürlich hat keiner der Hauptdarsteller, auch nicht Mars, das Charisma eines Jackie Chan (oder Sam Hui), aber die Jungs und Mädels in den Heldenrollen sind sympathisch genug, die Synchro ist zwar technisch nicht besonders gut, aber zumindest launig übersetzt, und das Tempo nicht mörderisch, aber flott genug, um locker bei der Stange zu halten. Höhepunkt und Abschluss ist fraglos der große Schlussfight in einer Lagerhalle, der sich für jedes HK-80er-Highlight-Reel qualifiziert.

Die Bildqualität ist im Rahmen dieser SD-Blu-Ray natürlich nicht der Rede wert, aber dafür wird einem das Ding ja auch praktisch nachgeworfen. Natürlich gibt’s auch stand-alone-Releases, zu deren Qualität kann ich mich allerdings nicht äußern.

Auf der Blu-Ray firmiert der Streifen übrigens unter dem Titel „Diamantenfieber“. Solide HK-Action-Comedy-Kost!

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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