Frauengefängnis 3

 
  • Deutscher Titel: Frauengefängnis 3
  • Original-Titel: Prison de femmes: visa pour mourir!
  • Alternative Titel: Hell Diamonds | Women Behind Bars |
  • Regie: Jess Franco (als Rick Deconnink)
  • Land: Frankreich/Belgien
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Shirley (Lina Romay)
    Martine (Martine Steed)
    Milton (Ronald Weiss)
    N.A. Nathalie Chapel
    Col. Debries (Roger Darton)
    N.A. Dennis Torre
    Bill (Jess Franco)


Vorwort

Abt. Jess Franco (Das schöne an Konsorten wie Franco, D´Amato, Corman & Co. ist, dass ich mir mein zartes Köpfchen nicht mit anstregenden Überlegungen über Abteilungsnamen zerbrechen muss)

Unser heutiges Review verdanken wir einmal mehr unserem rührigen Schweizer Sportskameraden Tankleader, der mir vor ein paar Wochen leichtsinnig die Frage stellte, ob ich an einem Review von Frauengefängnis 3 interessiert wäre. Abgesehen davon, dass mir Frauengefängnis 2, wie auf dieser Seite an anderer Stelle nachzulesen ist, beinahe sämtliche Zähne zog und von mir nach wie vor für einen reichlich ungenießbaren Stinkstiefel von Film gehalten wird, ist eine solche Anfrage rein grundsätzlich gefährlich – einen Film anschauen, der in mein Spezialgebiet WIP fällt, nix dafür bezahlen müssen, weil Leihscheibe, und ihn dann auch noch genüsslich in Reviewform auseinander nehmen – hey, that´s what the Doc is born for…

Also trudelte vor ein paar Tagen die Hartbox aus dem Hause X-NK (woher auch sonst?) unversehrt bei mir ein… genießen wir erst mal die diversen sensationsheischenden Statements der Verpackung – ein Film von Jess Franco, schlimm genug, aber das war mir vorher klar, „DVD-Weltpremiere“, das stimmt schon skeptisch, denn normalerweise sind wir ja hierzulande die letzten, die wirklich GUTE vergessene Filme in die Läden bekmmen, und „Deutsche Erstveröffentlichung – ungeschnitten“ auch noch (und die Coverrückseite stellt auch noch fest: „Jetzt zum ersten Mal in deutscher Sprache“. Irgendwie eine redundante Information, möchte man meinen). Die Inhaltsangabe auf der Rückseite kommt leider ohne die bekannten und beliebten X-wasauchimmer-Rechtschreibfehler auf – man könnte höchstens ein fehlendes Komma bemängeln (also scheint Bethmann mit X-NK wirklich nix zu tun zu haben… bzw. gehabt zu haben, das Thema X-NK hat sich ja mittlerweile auch erledigt). Nur die Bezeichnung „Filmperle“ nehme ich dem Klappentexter ungesehen nicht ab…

Der Film stammt aus dem Produktionsfundus der bekannt suspekten französischen Filmklitsche Eurociné, die sich hierfür mit einem belgischen Produzenten zusammentat und das von Franco nach eigener Angabe mit einer Minimalcrew von 4 Leuten (einschließlich ihm selbst, nehme ich an) heruntergekurbelte Filmchen zwecks Release umgehend tarnten – offenbar traute man schon 1974 der Zugkraft eines neuen Jess-Franco-Films nicht mehr über den Weg. Laut den offiziellen Credits kann man Maestro Franco nur über den Umweg des für die Musik tatsächlich kreditierten Daniel White, seinem Leib- und Magenkomponisten, in Verbindung bringen. Und natürlich über Lina Romay, aber die wird ja wohl irgendwann auch mal mit einem anderen Regisseur zusammengearbeitet haben, oder? (Dumm, dass ich grad offline bin und das nicht anhand der IMDB verifizieren kann; deswegen gibt´s auch leider kein Coverartwork).

Okay, Frauenknast, Franco, Romay, das wird ja wieder ganz großes Spektakelkino werden. Aber wenigstens macht´s unser Lieblingsspanier mit 78 Minuten heute kurz und hoffentlich schmerzlos. Na dann alléz…


Inhalt

Wunderbar, das ist mal wieder ein Film, der seiner eigenen Dramaturgie nicht viel zutraut (Selbsterkenntnis bei Jess Franco?) – ohne voiceover, spekuliert der Regisseur zutreffend, wird kein Mensch durchblicken, worum´s geht, also haben wir in den ersten fünf Minuten kaum Dialog, aber viel Exposition auf der Tonspur.

Okay, worum geht´s also? Im Jahr 1975 liegt die Dschunke (! Glück gehabt, dass da grad eine im Hafen rumdümpelte – im Script stand das sicher nicht) des amerikanischen Multimillionärs Rufus Heckerman „in einem kleinen amerikanischen Hafen“ (der in keiner Sekunde anders aussieht als ein französisches Mittelmeerkaff an der Côte d´Azur o.ä.) vor Anker. Herr Heckerman nennt eine erlesene Kollektion großer Diamantklunker sein Eigen, und um die würden ihn diverse zwielichtige Gesellen gern erleichtern (lustig ist übrigens, dass der voiceover bereits mit den ersten drei Sätzen Ausgang und Folgen des Überfalls schildern, obwohl man uns das im Anschluss noch bildlich zeigt). Also stürmen zwei maskierte Kameraden (an den Masken muss sich George Romero für Bruiser orientiert haben) die Dschunke, ballern im Inneren fröhlich um sich (wir sehen dieweil eine Außenansicht des Schiffs) und stürmen mit einer kleinen Kassette wieder raus. Ging fix, und scheinbar ohne filmenswerte Zwischenfälle. Ein Kollege, gleichfalls maskiert, wartet mit dem Fluchtwagen, und schon düst das räuberische Trio von hinnen (indes wir längst vom Erzähler informiert wurden, dass die Steine versichert waren, die Versicherung brav löhnte und die Diamanten im Anschluss an den Überfall spurlos verschwunden sind).

Die drei Räubersleut parken ihr Karre, rennen eifrig einen Weg zur Küste und dem vermutlich dort deponierten Fluchtboot hinunter, doch am Ufer überrascht der Fluchtwagenfahrer eine Komplizen, indem er sie, was ersichtlich kein vorher besprochener Teil des Plans ist, kurzerhand erschießt und sich die Kassette aneignet. Auch dieser Mann ist offenbar Absolvent der „durch eins teilt´s sich leichter als durch drei“-Schule. Ist doch schön, wenn Bildung praktisch angewendet werden kann.

Anderswo, genauer gesagt im ihr gehörenden Nachtclub „Flamingo“ (die Informationen verdanken wir natürlich unserem Freund, dem Erzähler), wartet die unvermeidliche Lina Romay, äh, Shirley Fields auf ihren Liebhaber, einen gewissen Perry Mendoza, und der wiederum ist der schießfreudige Fahrer des Räubertrios. Der trifft auch prompt ein – offensichtlich ist Shirley über die berufliche Tätigkeit ihres Betthasen völlig im Bilde, jedenfalls darf sie bei der spannungsgeladenen Schatullenöffnung (in ihrem nicht sonderlich, ähm, vorteilhaften Kleid) zukucken. Perry macht eine ernüchternde Erfahrung, von der ihm Gary Oldman in Das fünfte Element ein fröhlich Liedchen pfeifen könnte. Klartext: die Schatulle ist leerer als die Birne von Edmund Stoiber. Bevor Perry sich noch detailliert fragen kann, was jetzt schon wieder schief gelaufen ist, kuckt er, das aber kurz, in den Lauf des Damenrevölverchens, den Shirley wohl ständig in der Handtasche trägt. Zu seiner gesteigerten Verblüffung schießt ihn seine Geliebte unbürokratisch tot. Jaja, was du nicht willst, was man dir tu usw.

Perry täte sich, würde er noch leben, über seine Wundertüte von Freundin gleich noch mehr wundern, denn das erste, was Shirley nach waidgerechter Erlegung des verhinderten Diamantendiebs tut, ist die Polizei anzurufen, sich selbst wegen Mordes an ihrem Geliebten anzuzeigen und um baldige Abholung zu bitten. Ihr behauptetes Motiv: Perry hätte sie betrogen (beziehungstechnisch) und der Mord sei mehr ein Versehen gewesen: „Ich wollte ihn doch nur erschrecken!“ Irgendwie glaube ich ihr das – nicht wirklich…

Ohne weiteres wird sie wegen Totschlags im Affekt zur Lächerlichkeit von 6 Jahren Knast verurteilt, eine Verbindung zum Juwelenraub konnte, so führt der Erzähler aus, nicht nachgewiesen werden. Und damit haben wir die Teaser-Sequenz überstanden. Die war zwar ungefähr so spannend wie eine Live-Übertragung der WM im Hallenhalma und so dynamisch inszeniert wie das „Wort zum Sonntag“, aber immerhin – das war noch nicht offensiv schlecht…

Nach dem Vorspann mit seinen dem Vernehmen nach größtenteils frei erfundenen Credit-Angaben stellt sich unser Erzähler persönlich vor – er ist Milton Warren, seines Zeichens von der um den Wert der Police entreicherten Versicherungsgesellschaft und konsequenterweise damit beauftragt, die entlaufenen Klunker wieder einzufangen. Sein einziger, durch keinerlei objektiv nachvollziehbare Tatsachen begründeter Ansatzpunkt ist die Vermutung, Shirley hätte mit dem Raubzug etwas zu tun. Da das fragliche Frauenzimmer nun aber gesiebte Luft atmet, ist schwer an es heranzukommen. Also mietet Milton sich nach Ankunft mit der Eisenbahn in einem Hotel ein, Zimmer mit Meerblick, und ruft einen gewissen Bill an. Der hat schlechte Nachrichten, denn sehr zu Miltons Ärger scheint man ihm keine Besuchserlaubnis für den Knast genehmigen zu wollen (behaltet diesen Aspekt kurz im Gedächtnis, wird nur zwei Absätze dauern, bis ich darauf noch zurückkomme). Im übrigen bemüht sich der Film verzweifelt, in diesen nicht sehr kinematischen Moment eines Telefongesprächs, dessen Sinn uns noch weitestgehend verschlossen bleibt, Spannung zu injizieren, indem… das Gespräch kurzzeitig getrennt wird und Milton die Vermittlung in einer nahezu atemberaubenden Sequenz (ähm, also, Ihr wisst schon, wann ich ironisch bin, oder?) Bills Nummer noch einmal zu wählen. Boah. Intensity, thy name is Franco.

Da er momentan also nicht weiterkommt, bleibt Milton nichts anderes übrig, als seinen Feldstecher auszupacken, sich auf den Balkon zu flanschen und verzweifelte Blicke auf die andere Seite der Bucht zu werfen. Dort, „in hundert Meter Entfernung“, wie sich Milton extrem grob verschätzt (das sind schon gut zwei Kilometer, möchte ich sprechen. Hua, diese Versicherungsgesellschaft beschäftigt mal wieder nur die Besten), befindet sich nämlich der örtliche Frauenknast (ist aber dann in hübscher Lage). Erstes Indiz für die bewährte Franco-Schule der obskuren Kameraeinstellungen: das Gefängnis selbst (und das sieht eher nach ´nem schicken Bungalow aus als nach einer garstigen Justizvollzugsanstalt) sehen wir künstlerisch wertvoll als Reflektion in den Gläsern des Opernguckis. I´m so impressed. Milton macht sich dieweil Sorgen – zwar genießt der Knast, der unter der Fuchtel eines gewissen Colonel Debries steht, offiziell den Ruf einer fortschrittlich-humanen Besserungseinrichtung, aber wie´s in Wahrheit hinter solch ehrbaren Kulissen aussieht, weiß ja jeder, der schon den ein oder anderen WIP-Film gesehen hat…

Also schalten wir flugs um in ebenjenes Gefängnis, wo Debries in einer schicken Villa haust, die durch einen von Miltons voiceover geradezu in den Rang eines pyramidalen Bauwerks von epischer Bedeutung erhobenen Tunnel mit dem Restknast verbunden ist. Dort werden gerade drei bis vier Neuankömmlinge in Empfang genommen (drei bis vier deswegen, weil die Narration sich aus dem Fenster lehnt und bis drei zählt, tatsächlich aber vier Mädels in ihren normalen Straßenklamotten – Shirley trägt jetzt einen Hosenanzug, der auch nicht gerade ihre Schokoladenseite betont – der weniger geschmackvollen 70er-Jahre-Art abgeführt werden), darunter Shirley (und jetzt komme ich auf den Punkt „Besuchserlaubnis“ zurück. Shirley wird JUST IN DIESER SEKUNDE in den Knast eingeliefert und Milton wundert sich, dass er keine Besuchserlaubnis bekommen hat. Mei, bis vor fünf Minuten wussten die im Gefängnis noch nicht mal, dass sie Shirley beherbergen dürfen. Boah, das Ding ist mal wieder gescripted, als wär´s von Dürrenmatt persönlich). Der Colonel, ein physisch weniger impressives Männlein mit wenigstens bösem Bartwuchs im Gesicht, weiß, was sich für den Ruler einer Besserungsanstalt für Mädels gehört und lässt sich die Neuzugänge persönlich in seiner Dienstvilla vorführen, um dort einen ordnungsgemäßen Graf-Zaroff-ich-laufe-wichtigtuerisch-eine-Treppe-runter-Auftritt zu absolvieren (scheitert ein wenig an der wenig eindrucksvollen Treppe) und eine scheißfreundliche Willkommensrede zu halten. El Colonel preist das von ihm beaufsichtigte Domizil an, als wär´s ein kostenloser Club Med und verspricht seinen neuen Zöglingen: „Ihr werdet vergessen, dass ihr Frauen seid, die von der Gesellschaft verurteilt wurden, ihr werdet eure Verbrechen vergessen“ usw. usf. Hört sich alles ganz prima an, ich hoffe nur, vor lauter Begeisterung vergessen die Mädels nicht noch ihr Entlassungsdatum… Aber auch daran hat Debries gedacht und betet exemplarisch das Strafmaß der vier neuen Fische herunter – Lara kann ihre sechs Monate eh auf einer Backe absitzen, Rosas zwei Jahre sind auch nicht der Rede wert, Shirley darf bekanntlich sechs Jahre bleiben, nur Maria tanzt mit ihrem „lebenslänglich“ doch ordentlich aus der Reihe. Und nicht nur in der Beziehung, denn während ihre drei Kolleginnen brav aufgereiht dastehen wie die Orgelpfeifen, lümmelt Maria lässig-desinteressiert und besonnenbrillt an der Wand. Das kann Debries, der den Mädels grad verklickert hat, dass sie „nur bestraft werden, wenn sie es verdienen“ (man könnte darüber sinnieren, dass sie ja grad deswegen DA sind), und abgesehen davon angeblich für konstruktive Kritik sehr empfänglich ist (you bet), gar nicht haben – „Stehen sie GERADE“, blafft er im besten Kasernenhofton (aber irgendwoher muss er seinen Colonel ja schließlich haben). Damit ist die Audienz beendet und Miss Shapiro, seine rechte Hand, darf die Damen in die Zellen eskortieren, mit Ausnahme von Shirley, mit der täte sich unser Colonel doch ganz gerne unter vier Augen unterhalten (alter Schwerenöter).

Milton steht dieweil immer noch dumm auf seinem Balkon rum und observiert das Gefängnis. „Ich wußte, dass Shirley meinen Besuch erwartet“, gibt sein voiceover uns mysteriöserweise zur Kenntnis.

Debries stiftet Shirley indes einen hochwillkommenen Sargnagel in Zigarettenform und versucht, das Gör in ein unverfängliches Gespräch über ihre Bluttat zu verwickeln. Shirley kunftet frohgemut aus, ihrem Loverboy eine Kugel in den Kopf gejagt zu haben, weil er sie betrogen habe, und das sogar noch mit einer „Mulattenschlampe“, der Schelm. „Wenn´s Raquel Welch gewesen wäre“, grübelt sie, hätte sie das ja noch durchgehen lassen, aber man hat halt seine gewissen Mindestansprüche. Unintelligenterweise hält sie Debries auffällig-unauffälliges Nachstochern für echt witzig und lacht den Obergefängnischef aus. Der Colonel rastet aus und blökt von Disziplin, aber Shirley nimmt ihm den Wind schnell aus den Segeln – sie vermutet, dass er etwas von ihr wissen wolle (ach?). Was könnte das denn sein, fragt Debries. „Vielleicht weiß ich etwas über die Diamanten“, redet sich Shirley um Kopf und Kragen, „aber vielleicht wollen sie auch einfach nur mit mir schlafen!“ Debries krabbelt noch etwas weiter die Palme hoch und tituliert Shirley als „verkommene Schlampe“. Das streitet sie nicht prinzipiell ab und wird deswegen vom extrem verärgerten Colonel vom Hof bzw. in ihre Zelle gejagt.

Womit der harte Gefängnisalltag beginnt. D.h. er beginnt zunächst mit einer patentierten Franco-Kameraeinstellung – es zoomt aus einem Fliederbusch, dessen rosa Färbung eine ungeheure Anziehung auf den alten Jess gehabt haben muss, denn der verdient sich fast einen acting credit, durch einen Maschendrahtzaun auf den Hof des Gefängnisses, der irgendwie verdächtig nach einem Sportplatz aussieht. Die diversen Insassinen laufen in kurzen schwarzen Kitteln durch die Gegend und vertreiben sich die Zeit. Shirley sitzt ein wenig abseits und macht einen recht deprimierten Eindruck. Sogar so deprimiert, dass eine Blondine namens Martine sich mitleidsvoll dausetzt und sich bei der eigentlich gesellschaftsunwilligen Shirley mit einer Gratis-Zigarette einschleimt. Shirley, Tabak-Expertin, schmeckt sofort heraus, dass es sich um die Marke handelt, die auch der Colonel zu schmauchen pflegt. „Hast du ihn schon kennengelernt?“, blödfragt Martine (naja, Blondine halt) und führt aus, dass man in diesem Knast einen echt duften Lenz schieben könne, sofern man gelegentlich auch mit dem Direx eine Nummer schiebt. Nur auf Shapiro, auf die müsse man aufpassen, die sei ein ziemliches Biest. Nachdem die beiden noch die Gemeinsamkeit festgestellt haben, dass beide ihren jeweiligen Lebensabschnittsgefährten umgepustet haben, verständigt man sich mit einem aus tiefster Seele kommenden „Männer sind Schweine“ auf Freundschaft. Maria stösst dazu, weil sie auch gern eine Kippe abstauben würde und wird ebenfalls instruiert, dass „du alles kriegst, wenn du mit dem Direktor schläfst“. „Da muss ich mich ja schön machen“, grinst Maria und wirft sich in Pose (Baby, ich will nicht uncharmant sein, aber ich glaub, da hilft nur Totalüberholung).

Milton bimmelt mal wieder bei Bill durch und setzt dem auseinander, dass er morgen den Knast aufsuchen wird (ich dachte, er hätte keine Besuchserlaubnis? Egal). Bill ist übrigens, lernen wir, Repräsentant des beraubten Millionärs Heckerman und daher auch an Wiederbeschaffung der Diamanten interessiert (hm, warum eigentlich? Dann müsste Heckerman ja wohl die Versicherungssumme zurückzahlen).

Währenddessen in Debries´ Schlafgemach – dort räkelt sich zum einen Martine nackig auf der Bettstatt (wird ja auch langsam Zeit, dass wir zum Sleaze kommen), zum anderen demonstriert der Colonel, dass man ihn wohl nur deswegen zur Spezies Homo Sapiens zählen darf, weil er sich wenigstens Teile des Gesichts rasiert – diese Armbehaarung (mehr sehen wir gottlob nicht) ist ja wirklich unappetitlich (soviel Sleaze wäre jetzt auch wieder nicht nötig gewesen). Martine ist prophylaktisch eifersüchtig auf Shirley – da hat sie zwar keinen bisher ersichtlichen Grund ´zu, aber so sind Frauen halt wohl, und auch Debries versichert ihr, dass sein Interesse am Neuzugang nicht sexuell motiviert sei. Vielmehr spekuliert in der Tat auch er, dass Shirley mehr über den Verbleib der geklauten Diamanten weiß, als sie zugeben mag, kauft ihre Eifersuchtsmordgeschichte nicht, und erzählt dies relativ freimütig seiner Lieblingsgefangenen. Martine bietet an, Shirley auszufragen, aber das will Debries gar nicht, ihm wär´s nur Recht, wenn sie Shirley überwachen und ggf. für sie eintreffende Nachrichten abfangen würde (? Sitzt er als Direx da nicht am längeren Hebel als eine seiner Gefangenen?). Damit Martine diese Aufgabe auch angemessen erfüllen kann, wird er sie in Shirleys Zelle transferieren (die sich bisher – ziemlich unlogisch, wenn man mich fragt – die vier Neuzugänge teilen). Dies wird beschlossen und verkündet, dann wird geküsst und vermutlich noch schlimmeres getrieben, was wir dankenswerterweise aber nicht mitansehen müssen (ich hab nämlich heute schon gegessen).

Kommen wir zu dem, was Jess Franco und wer immer diese Plotte erdacht haben mag, für witzig hält. In Shirleys Zelle liest Maria eine Zeitung. Soweit, so unkomisch. Nur ist die Zeitung nicht von heute, gestern oder vorgestern, sondern von… 1945! „Die Amis haben eine Atombombe auf Nagasaki geworfen, der Krieg ist vorbei“, liest Maria jubilierend vor. Diese Nachricht löst erstaunlicherweise nicht die von ihr erwarteten euphorischen Reaktionen aus. Shirley setzt ihr auseinander, dass der Krieg seit schlappen 30 Jahren vorbei ist. „Gute Nachrichten wreden niemals alt“, entgegnet Maria schnippisch. (Bitte, warum sollte in einer Gefängniszelle eine Zeitung von 1945 rumliegen?). Jess Franco beweist uns indes mal wieder, welch großer Künstler ist und filmt diese Szene, wie im übrigen ALLE, die in dieser Zelle noch spielen werden, durch die Zellengitter (natürlich mit rein- und rauszoomen, scharf/unscharf-Spielereien und allen Inkompetenzen, die man vom alten Jesse gewohnt ist). Mich begeistern übrigens, das darf ich mal einwerfen, zwei Details an den Zellen – erstens die Klapp-Feldbetten, die der Requisiteur in den serienmäßig leeren Raum gestellt hat und die nicht wirklich den Eindruck erwecken, als wären hier Personen zum permanenten Verbleib untergebracht, und zum zweiten die liebliche Steckdose über einem der Betten (ich weiß nicht warum, aber das amüsiert mich ungemein). Können die Mädels wenigstens ihre Hochleistungsföne anschließen…

Martine wird in die Zelle geführt und belegt das freie Bett. Freies Bett? Da wundern sich Lara, Maria und Shirley, denn das gehört eigentlich Rosa, aber die fehlt auf einmal. „Sie musste weg, und ich glaube, sie wird nicht wiederkommen“, grinst der Wärter. „Sie ist in einer besseren Welt“, ergänzt Martine (?! Hat man die entsorgt? Warum? Wieso? Hä? Und wieso darf ich sowas in einem Sleazefilm nicht sehen?). Maria reagiert übellaunig und bekundet, dass Martine für ihren Geschmack zu viel von den geheimnisvollen Vorgängen weiß, die in den „hinteren Zimmern“ stattfinden (? HÄ? Wovon zum Teufel reden die da? Vor allen Dingen, weil wir in der internen Timeline bestenfalls am zweiten Knasttag Shirleys sind…) und hält sie deshalb vorsichtshalber für einen Spitzel, vor dem man sich besser in Obacht nimmt. Irgendwie kapiere ich jetzt schon gar nix mehr. Hat Kollege Franco da versehentlich eine Seite aus einem anderen Script verfilmt? (Future Doc informiert mich, dass in der Folgezeit des Films von unlauteren Vorgängen in den „hinteren Räumen“ nie wieder die Rede sein wird).

Milton beehrt den Knast mit seinem Erscheinen und wird dank vorhandener gültiger Papiere (woher hat er die nu, zum Geier?) problemlos eingelassen (mir gefällt, wie der Wärter, der ihn durch´s Areal führt, immer wieder lässig mit seinem Gewehr den richtigen Weg weist. Professionelles Verhalten). Miltons voiceover hat ziemlichen Schiss: „Würde Shirley ihre Rolle überzeugend spielen und alles verheimlichen, wenn sie mich erkannt hat?“ Oooookay. Ich hab zwar keine Ahnung, was Milton von mir will, aber versuchen wir´s aufzudröseln: Erstens – Shirley und Milton kennen sich; zweitens: Shirley soll diesen Umstand geheimhalten, und drittens: Shirley weiß etwas, was offenbar auch Milton weiß, aber kein anderer wissen soll. Ergibt das irgendeinen, äh, Sinn? (Und vor allem – warum besucht er sie dann überhaupt?)

Während des Hofgangs darf Milton ein paar Minuten mit Shirley schnacken, Martine beobachtet das aus sicherer Entfernung. Der Versicherungsmensch spielt mit offenen Karten, outet sich wahrheitsgemäß und begehrt Auskunft über die Diamanten. Shirley sagt, dass sie nichts weiß, Milton dackelt mit dem Versprechen, wiederzukommen, ab. Was zur Hölle soll das ganze? Wenn ich Miltons oben schon zerlegten voiceover-Spruch zugrundelege, war der Ausgang des Gesprächs ja von vornherein klar, da Shirley nichts sagen sollte, aber das hätte doch, wenn überhaupt, nur dann irgendetwas gebracht (sofern ich davon ausgehe, dass dieser ganze Kuddelmuddel einen tieferen Sinn hat), wenn irgendjemand zugehört hätte, was aber nicht der Fall war. Also hätten sich die beiden genauso gut über´s Wetter unterhalten können.

Auf seinem Rückweg zum Tor kommt Milton an Shapiro vorbei, die gerade Martine aus irgendeinem nichtigen Anlass zusammenfaltet (übrigens: auch vom Outfit her – Trainingsanzug und Trillerpfeife – erinnert mich Shapiro mächtig an eine fiese Sportlehrerin). „Sie weiß mehr, als sie zugibt“, erzählt Milton Shapiro vermutlich nichts neues (ist schon schön, dass so ziemlich everyone and his sister auf diesem Kenntnisstand ist. Was immer Shirleys Plan ist, und ich setze mal voraus, dass sie einen hat, sonst hätte sie sich nicht freiwillig einknasteln lassen, I hope it´s fuckin´ brilliant).

Zurück auf dem Gefängnishof zoomt Jess Franco wieder mal auf seinen Lieblings-Fliederbusch und lässt Lara philosophieren: „Ich vermisse den Wind, der über´s Meer weht!“ (Argh. Erstens, Schatzi, bist du in einem halben Jahr wieder draußen und solltest dich nicht so einscheißen, zweitens – Meer und Wind sind VOR DEINER NASE, du Sumpfkuh, sperr´ die Augen auf. Der Knast ist ungefähr einen Steinwurf vom Wasser entfernt).

Nachts in den Zellen wird natürlich, sonst wär´s ja langweilig, nackt geschlafen. Hat immerhin sogar einen Grund, denn den Mädels ist´s zu heiß unter den Kaftanen (schwarz ist auch ´ne ungünstige Farbe, das heizt sich auf über´n Tag). Martine und Shirley leiden unter akuter hitzebedingter Schlaflosigkeit und kommen deswegen ins Ratschen. Martine kommt unverhohlen auf die Diamanten zu sprechen (hatte ihr der Direktor nicht verboten, Shirley auszufragen?) und lässt durch die Blume durchblicken, dass sie Shirley auf diese oder jene Art helfen könne, z.B. wenn´s darum geht, etwas in den Knast zu schmuggeln, da sie über gute Kontakte nach draußen verfüge. Shirley würde in der Tat was einfallen, aber Martine lässt sie gar nicht erst ausreden. Der Direktor, unser Colonel also, würde gern bei einem Ausbruch behilflich sein (!) und bedinge sich dafür als Gegenleistung lediglich einen flotten Dreier aus (!! Bittebitte, liebe Shirley – LEHN AB, das will ich nicht mal dir zumuten). Shirley ist, und dafür bin ich ihr sehr zum Dank verpflichtet, ausgesprochen skeptisch und geht nicht auf das Angebot ein. „Dein Problem“, schulterzuckt Martine und zu meiner tiefen Enttäuschung endet eine Szene, in der zwei nackte Frauen auf einem Bett sitzen, nicht in einer lesbischen Einlage. Aber wenigstens zoomt Franco energisch auf Shirleys Biberpelz. Man muss nehmen, was man kriegt.

Milton lungert dieweil auf seinem Hotelbett rum, doch da naht Besuch. Es ist Bill und Bill ist niemand anderes als Jess Franco persönlich. „Wir müssen diese blöde Nutte zum Reden bringen“, flucht Bill (hey, red´ nicht so über deine Ehefrau, Jess), denn er ist sich sicher, dass Shirley lügt. „Und wenn nicht?“, fragt Milton, während ich mich über die großartige Fotografie der Szene freue. Der Kameramann filmt diese Sequenz nämlich von außen, also vom Balkon aus, durch´s Fenster und bringt´s dabei fertig, dass Bill, der Protagonist der Szene, größtenteils vom Vertikalbalken des Fensterrahmens komplett zugedeckt wird (ich versuche, belegendes Bildmaterial beizulegen. Edit: etwas weiter oben, ich versuche, die Bilder ja gleichmäßig über den Text zu verteilen). Großes Tennis TM. Zurück zur Handlung – Bill rückt mit überraschenden Informationen raus – Heckerman hatte den Überfall auf seine Dschunke selbst inszeniert, um an die Versicherungssumme zu kommen; aufgrund eines vorübergehenden Liquiditätsengpasses brauchte er nämlich dringend Bargeld (und die Versicherung wird sicherlich in kleinen nicht numerierten Scheinen und NICHT per Scheck oder Überweisung bezahlt haben, klar). Milton denkt mit: Wenn Heckerman sich die Steine selbst geklaut hat, konnte er ja doppelt abkassieren, indem er sie auf dem schwarzen Markt verhökerte! Das war in der Tat der Plan, gibt Bill zu, doch dann habe Shirley dazwischengefunkt. Milton ist der große Menschenfreund unter den Versicherungsdetektiven: „Wenn sie doch nur Familie hätte, jemanden, den wir drohen könnten, umzubringen!“ (Die ganze Sache wird immer undurchschaubarer). Bill hat einen Plan, aber für den ist es existentiell, dass Shirley aus dem Knast befreit wird. Auf Miltons Frage, wie er dies zu bewerkstelligen denkt, zückt Bill eine Kanone: „Damit!“ (Erklärt jetzt noch nicht wirklich alles, aber ich bin ja Berufsoptimist). Die, na, schon kommt die Auflösung, ich wusste, auf meinen Freund Franco ist Verlass, will er einschmuggeln.

Ich will ganz bestimmt nicht meckern, aber für einen Film, der Frauengefängnis III heißt, zumindest auf deutsch, und damit eine gewisse Erwartungshaltung weckt, geizt er bislang mit dem, wofür das Genre, ganz besonders, wenn ein Oberschmuddler wie Jess Franco beteiligt ist, nun mal seinen Ruf genießt. Vielleicht wird´s ja jetzt was, denn aus völlig unerheblichen Gründen brechen Maria und Lara auf dem Hof einen kleinen Streit unter Zellengenossinnen vom Zaum. Bevor der, angefeuert von den ebenfalls nach Abwechslung dürstenden diversen Kameradinnen, allerdings in einen zünftigen Catfight abgleiten kann, hat ein humorloser Wärter den Austausch von Handgreiflichkeiten bereits unterbunden, bevor noch eine der beiden Kombatantinnen auch nur einen Fingernagel gespreizt hat. Ich weiß nicht, ob man sich in einem realen Knast wegen dieser kleinen Schubserei wirklich ins Hemd machen würde, aber hier reagiert man streng disziplinarisch. Allerdings muss man erst rausfinden, wer angefangen hat. Martine petzt auf Anfrage brav und sehr unsolidarisch, dass Maria zuerst böse geworden sei. Getreu dem Verursacherprinzip wird nur Maria bestraft. Und endlich, ähm, kommen wir mal zu was exploitativem…

Maria wird nämlich ausgepeitscht, selbstredend ohne Klamotten, weil sonst macht´s keinen Spaß. Warum der ausführenden Peitschenschwingerscherge sich auch aus seinem Hemd schält und uns seinen nicht wirklich gestählten Oberkörper zeigen muss, entzieht sich meiner Kenntnis, aber vielleicht müsste er die Schweißflecken, die durch diese anstregende Tätigkeit entstehen würden, selbst wieder rausrubbeln. Der Colonel kuckt mit geilem Gesichtsausdruck zu, wie die Peitsche Marias Körper küsst (es ist ein mehr oder minder ungeschriebenes Franco-Gesetz, dass die „Hingucker“ grundsätzlich den weniger attraktiven weiblichen Vertretern zustoßen). Der Colonel verlangt nicht mehr als eine formelle Entschuldigung, vorgetragen vor der kompletten Belegschaft, die Maria dussligerweise (was hat sie davon, wenn sie jetzt einen auf Spartacus macht?) verweigert und deswegen in die unmittelbare Nähe einer Ohnmacht geprügelt wird (mindestens einmal scheint die Peitsche übrigens * tatsächlich * zu treffen. Autsch). Kurz bevor bei ihr die Lichter ausgehen, setzt unerwartete Vernunft ein und sie knickt ein. Hätt´ sie auch einfacher haben können. Übrigens, ja, die Szene ist sogar, huch, ein wenig blutig, und ebenfalls ja, sie ist wie üblich miserabel gefilmt (wieder oft und gern durch Gitterstäbe).

Dieweil, in Shirleys Zelle. In der Erkenntnis, dass sie irgendwie den Plot vorantreiben muss, kriecht Shirley zu Martine ins Bett und entschuldigt sich für ihr dummes Verhalten (? Verstehen muss man das nicht – aber wir müssen zu Potte kommen und essen zeitig, also nehmen wir auch das mal gottgegeben hin). Martine ist großherzig genug, Shirley zu verzeihen. „Ich steh das ohne dich nicht durch“, schluchzt Shirley (BITTE VERDAMMT NOCH MAL WAS??? Der blöden Schnepfe ist noch absolut nichts bösartiges passiert. Also, entweder hat die wirklich einen guten doofen Plan oder die ganze Plotte ist einfach konfus). „Ich bin immer für dich da“, zitiert Martine unbekannterweise Bollywood-Filmtitel, verblüfft ihre Freundin aber mit der Tatsache, einen etwaigen Ausbruchsversuch nicht persönlich mitmachen zu wollen – ihr gefällt´s im Knast als Direx-Pet ganz gut und außerdem hat sie ihre Strafe eh bald abgesessen, erklärt sie. Shirley ist zwar persönlich enttäuscht, aber nicht enttäuscht genug, um jetzt doch die obligatorische Lesbensexszene in Angriff zu nehmen, in bewährter Jess-Franco-Manier trotz oder wegen zahlreicher Nahaufnahmen so unerotisch wie irgend möglich in Szene gesetzt.

Am nächsten Tag (?), im Speisesaal. Der verbreitet übrigens ein ziemlich angenehmes Ambiente – sonnig, fensterreich, schöne Tische, echtes Porzellangeschirr und echte Gläser. Sehr, eh, knastologisch. Dito das Tischgebet, das der Colonel fieserweise von seinen Gefangenen verlangt und persönlich vorspricht (Frage am Rande: was macht der Pokal, der da hinter Debries in einem Schrank steht, hier? Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass das „Gefängnis“ im richtigen Leben ein Sportzentrum o.ä. ist). Während Debries enthusiastisch betet, kommt Martine zu spät zum Essen und fängt sich einen Rüffel ein. Obschon dadurch schon auf Shapiros Kicker befindlich, ist Martine treudoof genug, gaaanz unauffällig mit Shirley, die drei Plätze weiter sitzt, Kontakt aufzunehmen und ihr über die Mitgefangenen einen Zettel mit einer geheimen Botschaft zuzuleiten. Shirley faltet den Zettel umständlich auf und entnimmt ihm die Nachricht, dass sie unter ihr Bettlaken kucken soll, da hat Martine ´ne Überraschung versteckt. Morgen nacht sei im übrigen auch die Nacht der Nächte, weil sie (also Martine) da beim Direx sei (na und?), der Rest sei Shirleys Sache. Shapiro bleibt das stille-Post-Spielchen nicht verborgen. Geistesgegenwärtig mampft Shirley den Zettel und verdient sich für dieses schändliche und undisziplinierte Benehmen einen Besuch in der Strafzelle! Ha, das klingt doch mal, das hat doch was…

In der Zelle versteckt Martine indes etwas unter Shirleys Bett (jetzt erst? Da war der Zettel aber etwas voreilig). Lara kuckt irritiert zu und Maria, die dafür, dass sie m.E. „gestern“ grün, blau und blutig gepeitscht wurde, wie aus´m Ei gepellt aussieht, hat einen philosophischen Moment: „Das Leben ist beschissen!“ Tja. Wird wohl so sein. Und im übrigen bin ich officially sick and tired, dass Franco die Zellenszenen grundsätzlich durch die Gitterstäbe filmt. Es nervt.

Andererseits interessieren uns die Exzesse im Folterkeller, äh, in der „Strafzelle“ möglicherweise doch mehr als cinematographische Erwägungen. Darum also zu Shirley. Die ist mittlerweile splitterfasernackt, hockt auf einem Plastikschemel und hat zwei Probleme – nämlich Elektroden, die man ihr an die Innenseite der Oberschenkel gepappt hat. Jepp, der Colonel hat´s mit Elektrofolter. Aber er ist fair und räumt ihr eine letzte Gelegenheit zur Kooperation ein (hm, eigentlich geht´s hier doch um eine Bestrafung für Disziplinlosigkeit und nicht um ein Verhör?), die Shirley selbstverdinglich ausschlägt. Da kann man nix machen, sagt sich Debries und lässt seinen Folterknecht den Strom einschalten. Nun mag Elektrofolter wirklich fies und böse sein, aber vom Standpunkt eines Billigschmuddelfilmers hat sie einen Vorteil – sie ist extrem simpel zu filmen, da braucht man nicht mal Spezialeffekte ´für. Alles, was Lina Romay zu tun hat, ist auf dem Stuhl rumzurutschen, ein wenig zu zucken und ansonsten so überzeugend wie möglich zu schreien. Das tut sie dann auch. Als auch die erste Runde auf dem heißen Stuhl nicht zum erwünschten Ergebnis führt, lässt Debries Saft zugeben. Weiter wird gerutscht, gezuckt und gekreischt, aber nicht geplaudert. Noch mehr Saft! Und noch mehr! Der Regler auf dem Steuergerät, das verdächtig wie ein Mischpult aussieht, wird bis zum Anschlag hochgedreht. Shirley wird ohnmächtig. „Ich kann warten“, grinst Debries mit sich und der Welt im Einklang.

Irgendwie ist das alles immer noch erlesen sinnfrei.

Milton besucht mal wieder den Knast und fragt den Colonel, ob der neue Erkenntnisse habe. „Nicht direkt“, behauptet der Direktor, und ich bewundere einmal mehr die Kameraführung. Die Szene findet nämlich im Speisesaal statt – prinzipiell nicht verwerflich, allerdings sind die Stühle hochgestellt. Und Jess Franco bringt es fertig, anstelle der handelnden Akteure die Stuhllehnen formatfüllend ins Bild zu setzen, von den Darstellern sieht man grad noch die Haare und die Augenpartien. Wow. Der Kerl beeindruckt mich immer wieder aufs Neue… Milton möchte noch mal selbst mit Shirley quatschen, aber das geht nicht, denn „sie ist in Isolationshaft!“, überrascht uns der Colonel. „Dann auf Wiedersehen“, meint Milton, die Penetranz in Person, und trabt ab. Shapiro und Debries halten einen kurzen Kriegsrat – der Direktor ist sich seiner Sache sicher: „Ich werde es schon rausfinden! Ich werde sie zwingen!“ (Hat bislang ja auch super geklappt).

Shirley wird, in ziemlich mitgenommener Verfassung, in ihre Zelle zurückgeschleift (soviel zum Thema „Isolationshaft“), und Martine ist auch völlig von Schuldgefühlen zerfressen: „Es war meine Schuld!“ (Da hat sie ja auch absolut Recht). Martine versucht sich als Seelentrösterin (ich hatte mit der nächsten Sexszene gerechnet, aber nööö…), dabei entgeht ihr ein kurzer suspekter Blickkontakt zwischen Maria und Shirley (und klare Sache, dass das wieder durch die Gitterstäbe gefilmt wird. Langsam glaube ich, die Gitter sind ´ne Kameramaske).

Mitten in der Nacht steht Shirley auf – ist es Zeit für die Flucht? Nein, denn auch Maria erhebt sich von ihrer Bettstatt. Die beiden Verschwörerinnen begeben sich zu Martines Heia und — erwürgen sie! D.h. Shirley würgt, und Maria hält das Opfer fest. Okay, das ist jetzt ziemlich undankbar, Strafzelle hin oder her, denn die Kanone hat Martine ja besorgt und unter Shirleys Matratze deponiert, wie wir gleich sehen. Lara kuckt entsetzt zu, aber Shirley warnt: Ein Wort, und Lara ist die nächste Leiche. Das entbehrt nicht einer gewissen Überzeugungskraft.

Kaum ist Martine hinüber und notdürftig mit der Bettdecke zugedeckt, kommt auch schon ein Wärter und holt (mitten in der Nacht, ich wiederhole mich) Shirley zu einem „Spaziergang“ ab. Klingt verdächtig, isses aber nicht, denn der Wärter erklärt, dass er sie zu Shapiro bringen wird, reason being, dass Shirleys Klamotten in angeblich beklagenswertem Zustand sind und sie sich neu einkleiden darf (Hä? I don´t understand nothing). Was auch immer bei Shapiro tatsächlich stattfindet, we´ll never know, denn plötzlich ist es hellichter Tag und Shirley wird vom Wärter, in ein Blütenkleid gehüllt (in Verbindung mit der Pagenfrisur sieht sie jetzt aus wie Mireille Mathieu nach der Wurmkur), zu Debries geführt, und zwar direkt in sein Schlafzimmer. Der Colonel träufelt sich noch schnell ein paar Tropfen Parfüm hinter die Ohren und bietet gönnerhaft auch Shirley den Flakon an (unisex-Parfüm? Wie ordinär). Shirley ist begeistert und reibt sich enthusiastisch das Gesicht mit dem Duftwässerchen ein. Selbst dem Colonel fällt auf, dass Shirley unangemessen fröhlich ist, dafür, dass er sie gestern noch hat foltern lassen. Aber „nur wegen der kleinen Bestrafung“ ist Shirleymäuschen doch nicht nachtragend, neenee, kicher-kicher. „Wenn du lachst, bist du fast genauso hübsch wie wenn du leidest“, meint Schöngeist Debries. „Ich bin nicht hübsch“, übt sich Shirley in berechtigter Bescheidenheit (okay, Lina Romay anno 1974 ist nicht gerade hässlich, aber auch keine Soledad Miranda), und wenn doch, dann war das nur der Fluch ihres Lebens – „die Männer wollten immer nur mit mir ins Bett!“ So sind wir Kerle halt, kann man auch nix machen. Shirley schiebt „lasziv“ die Zunge aus ihrem Mund – bei aller Freundschaft, Lina, aber „erotisch-verführerisch“.. spielst du nicht wirklich gut. Für den geilen Direktor reicht´s aber allemal, grad will er sich auf sich stürzen, doch da hat Shirley schon ihre Knarre gezogen (WO bitte hatte sie die versteckt?!?) und beansprucht des Colonels Assistenz beim anstehenden Ausbruch. Debries muss die Torwache anrufen und Shirley souffliert ihm den Text (und die Kamera erfreut uns mit sinnlosen Zooms und brustfreundlichen Schwenks): Er wird mit einer Gefangenen zum Tor kommen, und die Wachen sollen sich unterstehen, das Feuer zu eröffnen. Etwas idiotischerweise lässt Shirley via Colonel ausrichten, dass sie bewaffnet ist und den Direktor bedroht (soviel zu eventuell „unauffälligem“ Abhauen). „Das überlebst du nicht“, knurrt der Colonel säuerlich.

Auf, auf, zum Tor. Weil bekanntlich nichts dynamischer und rasanter ist, als eine simple „zwei Leute laufen zum Tor“-Szene leicht beschleunigt ablaufen zu lassen, sieht der Paarlauf recht lächerlich aus (und dass Lina Romay nicht mal natürlich gehen kann, unterstreicht diese Wirkung noch). Das Unternehmen gelingt – Debries muss seine Wachtposten zwar mehr als einmal daran erinnern, dass Shirley ihm eine Kanone ins Kreuz drückt, aber zu guter Letzt sind Shirley und der Direx draußen – wo Bill bereits mit dem Fluchtwagen wartet (und woher weiß Shirley das nun wieder? Oder wollte sie zur Not ein Taxi bestellen? Und woher weiß andererseits Bill, dass Shirley jetzt grad ausbricht?). Debries staunt nicht schlecht, als er Bill da stehen sieht (übrigens ist die Illusion, die Plotte solle in Amerika spielen, angesichts der beinahe ausschließlich französischen Kaleschen perfekt). „Sie können jetzt wieder zurück in ihr KZ, sie Abschaum“, keift der fiese Bill (was ich für eine böse Geschmacklosigkeit halte. Das bissi Auspeitschen und Elektrofoltern machen andere Leute ja freiwillig zum Spaß). „Ich tu doch nur meine Arbeit“, meint Debries sich verteidigen zu müssen, aber Bill, selbst mit einer Bleispritze bewaffnet, macht ihm deutlich, dass er sich nun gefälligst verpissen soll. Debries versucht´s, kommt aber nicht weit, weil ihm Bill kaltblütig in den Rücken schießt. Auch nicht nett, das (und warum, vor allem?).

Bill bringt Shirley in Miltons Hotelzimmer. Das Mädel tät sich gern für die geleistete Hilfestellung bedanken, aber Milton weist sie darauf hin, dass die Befreiung keineswegs uneigennützig war. „Er will die Diamanten!“, erläutert er Bills Motive (und DU etwa nicht, Pfeife?). „Jetzt fangen sie schon wieder mit den Diamanten an“, stöhnt Shirley und schickt sich an, ihre „ich-hab-Perry-nur-der-Eifersucht-wegen-kaltgemacht“-Story zu erneuern. Darauf hat Bill keinen Bock, schmeißt Shirley aufs Bett, sich hinterher und beginnt, sie zu verprügeln (da das im großen und ganzen dabei bleibt, dass Bill sich auf Shirley rumwälzt, gehe ich mal davon aus, dass Jess in der Szene großen Spaß hatte). Milton spielt den „guten Cop“, verlangt nun endlich die Wahrheit und offeriert Shirley schließlich einen zehnprozentigen Anteil, allerdings hat die Offerte, wie Bill ergänzt, eine Gültigkeit von genau 15 Sekunden. Shirley sagt okay (normalerweise tät ich sagen, nur damit Bill endlich von ihr runter geht, aber im wahren Leben hat sie den ja geheiratet). Die Diamanten befänden sich in einer Schatulle im Keller ihres ehemaligen Nachtclubs (na, hoffentlich ist der mittlerweile nicht weitervermietet worden). Bill klemmt sich Shirley unter´n Arm und düst Richtung Club, Milton wartet im Hotel. Sagt er zumindest, doch tut er nicht, sondern verlässt den Touristenbunker…

Und versucht verzweifelt, per voiceover Plotholes zu schließen, reißt dabei aber auch genügend neue auf: „Das war knapp! Ich konnte sie nicht vor Bill warnen (??), aber ich bin mir sicher, dass sie es versteht (und wer denkt an den armen Zuschauer?). Die Welt ist wieder in Ordnung! (Nicht, solange solche Filme gedreht werden).“ Ich hab mittlerweile genügend Jess-Franco-Filme gesehen, aber ich glaube, das ist der konfuseste.

Bill und Shirley schinden indes ein-zwei Minuten Laufzeit, indem wir vom Rücksitz aus Zeuge der aufregenden Fahrt zum Nachtclub praktisch in Echtzeit werden (inklusive Wegbeschreibung. „Da vorne rechts?“ – „Ja, da vorne rechts, das letzte Haus, mit den blauweißen Markisen!“ Wertvolle Informationen, if you´re out for some location hunting, I suppose. Blöd nur, dass der Club „Flamingo“ heißen soll, auf den Markisen aber „Le Miami“ steht). Im Club angekommen, schickt Bill Shirley in den Keller, die Kiste holen. Shirley fragt sicherheitshalber nach, ob er sie tatsächlich ALLEINE lässt. Bill bestätigt: „Ich mag keine dunklen Ecken!“ (Was´n Killer!) und außerdem „Ich würde dich überall finden!“ (Sicher, gaaanz sicher, Burschi). Brav apportiret Shirley die Schachtel und schiebt sie über zu einem big-ass-Konferenztisch zusammengeschobene Tische (oder ist das die Nachtclub-Bühne? Hihi) zu Bill rüber. Und nun ist es an Bill, das selbe blöde Gesicht zu machen wie Perry, als er die Kiste öffnete – leerende Gähne, äh, umgekehrt. „Natürlich war da nichts drin“, zirpt Shirley fröhlich und erklärt uns nun, kurz vor Toresschluss, tatsächlich noch das, was wir in Ermangelung eines anderen Worts unsere Geschichte nennen. Die armen von Heckerman gedungenen Räuber haben nie etwas anderes als eine leere Kiste geklaut – die Steine hatte sich schon VOR dem Überfall… Milton unter den Nagel gerissen! Und den wiederum habe Shirley vor ein paar Wochen kennengelernt und sich in ihn verliebt. Milton ist also der Mastermind (bitte, es möge mir irgendjemand darlegen, ob das auch nur im entferntesten logisch ist)… Surprise, surprise. Vor allem für Bill, den Shirley mit ihrer Wumme totschießt (die hatte sie die ganze Zeit am Körper? Bill, you´re a sucker and deserve to die).

Milton ruft im Club an und erkundigt sich nach dem Sachstand. Alles paletti, berichtet Shirley. Dann kann man sich ja gegenseitig die ewige Liebe gestehen und ein Treffen am Flughafen verabreden (ich hoffe, Shirley hat ein paar gefälschte Pässe dabei). Milton spricht das Schlusswort: seit seiner Ankunft ist eine Woche vergangen, es ist alles schneller über die Bühne gegangen als gedacht und jetzt können er und Shirley in Mexiko ein neues Leben beginnen: „Keiner von uns ist vorbestraft“, behauptet er (Äh? Und was ist mit Shirleys Totschlagstrafe, und dem sicherlich zu würdigenden Umstand, dass sie aus dem Knast getürmt ist). „Gut, wir haben gemordet“, muss er denn auch zugeben, aber solang man dafür nicht verknackt wird, ist´s ja nicht schlimm und außerdem hätten es die Opfer eh verdient. Während Shirley mit Bills Auto verduftet, setzt sich Milton in den nächsten Zug nach Nirgendwo. Dann filmt die Kamera noch zwei Minuten lokale Sehenswürdigkeiten ab und dann ist FIN.

Oh, Jesus! (Ausruf eines jeden Cineasten nach Genuss eines Jesus-Franco-Manera-Films)

Ich hab ja, wie man der Review-Seite entnehmen kann, ein ganzes Rudel Francos besprochen und gebe zu, dass er, wenn er gut drauf ist, einen unterhaltsamen Trashfetzer hinbekommen kann. Wenn er aber in die Gülle greift, dann richtig tief, mit Wonne und Schmackes. Womit wir bei Frauengefängnis III wären, der selbst im Pantheon des Franco-Schaffens seinesgleichen sucht (ich will Frauengefängnis 2, einen ganz üblen Heuler, mal nicht mitzählen, weil Meister Jess bis heute mit Hand und Fuß bestreitet, damit etwas zu tun gehabt zu haben. Mag man glauben oder nicht, aber sprechen wir mal im Zweifel für den Angeklagten).

Das große Problem des Films ist, das habt Ihr sicher schon gemerkt, dass Franco bzw. sein Autor, wer immer das auch war, versuchte, eine raffinierte Geschichte zu erzählen, wo man doch oft genug schon mit dem Erzählern überhaupt einer Geschichte überfordert war. Dieser Plot macht von vorn bis hinten, A bis Z, Adam bis Eva, nicht den allergeringsten Sinn, wie jeder, der seine drei Gehirnzellen ab und zu zu Aktivitäten benutzt, die über´s unfallfreie Nasebohren hinausgehen, mühelos erkennen wird. Vielleicht ist aber jemand unter den Lesern intelligenter als ich und kann mir die zentrale Logikfrage des Plots erklären… und noch ein paar mehr…

Okay, Shirley und Milton arbeiten also zusammen und haben gemeinsam diesen „tollen“ Plan ausgeheckt. Warum zum Geier hat Shirley nicht also ihre Klamotten gepackt, nachdem (oder sogar bevor) sie Perry erschoß (sowieso lustig übrigens, dass sie behauptet, sie hätte ihm in den Kopf geschossen. Gibt die Mordszene irgendwie nicht er), und sich dann irgendwo im Ausland mit Milton getroffen? Wieso muss sie sich erst freiwillig verhaften lassen, nur damit Milton sie mit Bills Hilfe (die er eigentlich nicht haben will, wie wir uns notgedrungen erinnern) da wieder rauspauken muss? Das ist doch ultrablöde, selbst für Schwachmatenfilme dieses Kalibers… Wieso tut sich Milton mit Bill zusammen, obwohl er den Kerl doch eigentlich gar nicht dabeihaben will (auch hier zur Gedächtnisauffrischung: das erste, was Milton nach seinem Eintreffen tut, ist BILL anrufen und mit ihm das weitere Vorgehen absprechen)? Wie hängt Bill mit Martine zusammen? Offensichtlich benutzt er sie ja, um die Kanone in den Knast einzuschmuggeln und Shirleys Ausbruch vorzubereiten, obwohl Martine ja auch auf des Direx´ Lohnliste steht und von dessen Goodwill doch eigentlich mehr hätte (ob Martine von dem Arrangement mit Bill überhaupt etwas hat, ist völlig unerklärt), wo der Direktor sie doch darauf angesetzt hatte, Shirley nur zu beobachten (argh, meine Gehirnwindungen verschlingen sich, wenn ich nur versuche, diese Moebiusschleife von Plot aufzudröseln. Das tut ziemlich weh)? Wieso heult sich Shirley bei Martine aus, BEVOR sie – durch deren Verdienst – in die Strafzelle wandert, und ihr doch eigentlich noch nichts passiert ist (wenn sie Marias Folterung meint, warum heult sie sich dann bei derjenigen aus, die Maria verpetzt hat? Oder ist das nur ein Vorwand, um Martines Vertrauen zurückzugewinnen, obwohl sie nicht wissen KANN, dass die mit Bill zusammenarbeitet; nach Shirleys Kenntnis ist Martine ja nur mit dem Direktor verbandelt? Und wieso bringt sie Martine um, nachdem die ihr geliefert hat, was sie braucht? Rache für die Strafzelle? Dass Maria mitmacht, ist ja vergleichsweise schlüssig, die hat wegen der Auspeitschung ein Motiv)?

Nein, dieses Script ist eine Gesamtkatastrophe – es ist kein Wunder, dass der Streifen versuchen muss (und daran scheitert), durch Miltons voiceover überhaupt so etwas ähnliches wie eine klare Linie in die Story zu bringen; der voiceover ist eigentlich nur damit beschäftigt, kilometertiefe Plotholes zu übertünchen und ist mit Sicherheit nachträglich angetackert worden, um Ansätze einer konstruktiven Geschichte vorzutäuschen. Schlimm, schlimm, schlimm, da braucht man erst gar nicht mehr auf „Charaktere“, „character development“ und ähnlichen Schmu einzugehen, sowas findet ja gar nicht erst statt. Als Zuschauer ist man völlig damit ausgelastet, in der Wirrwarrplotte einigermaßen den Durchblick zu behalten – gelingen wird´s einem eh nicht, weil´s nichts zu durchblicken gibt. Jaja, wenn man als Trashfilmer schon mal „komplex“ und „clever“ sein möchte… das geht meistens in den Schlüpfer. Also lassen wir das Kapitel gleich hinter uns, ´s hat eh keinen Sinn – wie man schön sagt, dieses Script zu kritisieren ist ungefähr so sinnvoll und erfolgversprechend wie einen Pudding an die Wand zu nageln.

Filmhandwerklich ist Frauengefängnis III ein Schlachtefest erster Franco-Güte – war ich bis jetzt der Ansicht, Franco hätte seinen endgültigen Abstieg in die niedersten Niederungen erst mit seine Kannibalen-Phase Ende der 70er/Anfang der 80er vollzogen, muss ich nun konstatieren: wenn´s sein musste, konnte er schon 1974 nix. Gut, dafür, dass die Plotte in Amerika spielen soll, aber ersichtlich an der französischen Mittelmeerküste gedreht ist, kann Franco wohl noch am wenigsten, auch wenn´s ihm herzlich wurscht gewesen sein dürfte, und ein nennenswertes Budget wird der Streifen auch kaum gehabt haben (wenn Franco nicht geschwindelt hat und sein Team insgesamt tatsächlich vier Köpfe hatte, muss man schon fast wieder den Hut ziehen, dass das Endresultat halbwegs nach Film aussieht… immerhin ist das Ding sogar in Cinemascope), production values sind gleich null, weil keine einige Szene in einem Set gedreht wurde, sondern halt überall da, wofür die Produzenten eine Drehgenehmigung erhaschen oder einfach darauf hoffen konnten, dass sie keiner beim Filmen erwischt: also bekommen wir ein Hotelzimmer, eine Villa (zumindest von außen ist das nach Francos Erinnerung die Hütte, in der er und sein Team zum Drehzeitpunkt wohnten; ob das auch für die Interiors gilt, mag ich nicht spekulieren), einen „Nachtclub“, wenn der tagsüber geschlossen war, und natürlich das „Gefängnis“, das ich nach wie vor, speziell nach Sichtung des „Trophäenschranks“ im Speiseraum, für das Gelände eines Sportvereins halte. Billiger geht´s kaum, ich nehme an, selbst die Feldbetten in der einzigen gezeigten „Gefängniszelle“ standen irgendwo im Vereinsheim rum.

Jess Franco war nach seiner Erinnerung sein eigener Kameramann und das glaube ich unbesehen – denn in der Hinsicht zeigt der Film die geballte Inkompetenz seines Fotografen und lässt einen wehmütig an die großartigen Kameraleistungen eines Joe D´Amato denken. Bei dem stand die Kamera zwar immer festgemeißelt in der Erden, aber ab und zu filmte er damit tatsächlich das wesentliche. Die Kameraführung von Frauengefängnis III ist das wohl schlampigste, was ich jemals in einem „professionellen“ (I use this term ever so loosely) Film gesehen habe. Myriaden sinnloser Zooms, wie sie selbst einem Videoamateur mit seinem 300-Euro-Camcorder nicht unterlaufen, wenn er sein Urlaubsvideo „Mallorca 1991“ dreht, völlige Vernachlässigung von lächerlichen Details wie „Schärfe“ und „Fokus“, nutzlose Schwenks, völlig debile „Bildkomposition“ (wie z.B. in der Milton/Colonel-Szene im Speiseraum, wenn ¾ des Bildschirms durch Stuhllehnen gefüllt werden; oder in der Bill/Milton-Szene im Hotelzimmer, wobei Franco dafür die Entschuldigung hat, dass alle Szenen, in denen er als Schauspieler am Werke war, wohl oder übel von seinem noch minderbemittelteren Kamerassistenten gedreht wurden), und natürlich das inflationäre „durch-etwas-durch“-Filmen. 90 Prozent aller Hotelzimmer-Shots und 100 Prozent aller Gefängniszellen-Shots sind von „draußen“ gefilmt – also vom Hotelbalkon durch´s Fenster bzw. durch die Gitterstäbe der Zelle (und wenn Franco die Zellenszenen durch vier-fünfmal rein- und rauszoomen „veredelt“, macht das auch keinen guten Eindruck); und richtiggehend verliebt hab ich mich in den Fliederbusch vor dem „Gefängniszaun“. Da lacht das Herz jedes Botanikers (und auf den wird auch immer schön franco´esque durch die Maschen des Zauns gezoomt). It´s Jess Franco at his very worst – dagegen sind Filme wie Ilsa – The Wicked Warden Meisterwerke der künstlerischen Kameraführung.

Man sollte desweiteren meinen, 78 Minuten mit konfusem Plot könnten wenigstens nicht wirklich langweilig werden. Denkste Puppe, der Streifen zieht sich mächtig – was daran liegt, dass viele Szenen einfach sinnlos sind. Nicht sinnlos, weil sie die Handlung zusätzlich verwirren oder innerhalb der internen Logik fehl am Platze sind, sondern weil sie einfach völlig überflüssig sind. Müssen wir zu Beginn zwei Minuten lang verfolgen, wie sich Milton vom Bahnhof aus bei arglosen Passanten zu seinem Hotel durchfragt? Brauchen wir endlose Szenen, in denen irgendwelche Leute von A nach B gehen? Hilft es dem Film, dass wir Bills und Shirleys Fahrt zum Nightclub in epischer Länge mitverfolgen dürfen? Nein, es hält nur auf und schindet Minuten, denn ohne diese Szenen käme der Streifen nicht auf abendfüllende Laufzeit. Vampyros Lesbos war zweifellos auch langsam, aber dafür wenigstens für Francos Verhältnisse toll gefilmt und verbreitete surreale Traumatmosphäre. Frauengefängnis III verbreitet größtenteils einfach ungepflegte Langeweile.

Vom Rundumschlag gegen alles, was diesen Film von seiner technisch-handwerklichen Seite ausmacht, möchte ich nur die Filmmusik ausnehmen. Obwohl mir Daniel Whites Franco-Scores noch selten gefallen haben – dieser hier hat was. Er ist jazzig-relaxed und insgesamt recht lässig. Muss man meinetwegen jetzt nicht sofort auf CD pressen und teuer verkaufen, ist aber zweifellos das beste am Film.

Selbstredend ist Frauengefängnis III ein sleaziger Exploitationfilm. Oder wäre es zumindest gern. Es gibt natürlich jede Menge nudity (und in getreuer Franco-Tradition nicht immer geboten von Frauen, die wir Chauvis im Publikum unbedingt nackt sehen möchten), aber richtig sleazig wird´s „nur“ in drei Szenen. Da hätten wir die Auspeitschung von Maria, die zumindest recht hart wirkt (und sogar härter als vergleichbare Szenen aus Ilsa – The Wicked Warden, die lesbische Liebesszene zwischen Martine und Shirley, die SO unerotisch ist, dass sie beinahe schon anwidert (merke: Close-ups auf Schenkel und Hintern sind nicht automatisch sexy) und natürlich Shirleys Elektrofolter, die aber schon deswegen nicht wirkt, weil natürlich auch der dümmste Zuschauer bemerkt, dass Lina Romay hier nur einfach nackig (und in Handschellen, für Bondage-Freaks) auf einem Plastikschemel rumrutscht und schreit. Da ist ein Film wie Cormans Woman in Cages, obwohl weniger explizit, deutlich härter.

Zu den, hüstel, darstellerischen Leistungen und zuvorderst zu Lina Romay. Der möchte ich (30 Jahre zu spät, aber irgendwas ist ja immer) etwas mit auf den Weg geben: fire your wardrobe woman, oder, wenn du dir die Klamotten selbst ausgesucht hast, lies mal ein paar Modezeitschriften. Es ist nämlich so, dass Lina Romay anno 1974, wie der Film in den Nacktszenen auch deutlich beweist, nicht gerade gertenschlank war. Okay, manch einer mag´s etwas gepolsterter, keine Frage, und ich hätte sie nun auch nicht sofort auf Nulldiät gesetzt, aber wenn man doch ein paar Pfund zu viel auf den Rippen hat, sollte man nicht Outfits wählen, in denen man, pardon my french, einfach fett aussieht. Und sowohl in ihrem rückenfreien weißen Kleid aus der Prologsequenz als auch in ihrem Hosenanzug bei des Colonels Vorstellung SIEHT Lina Romay fett aus (besonders, als sie in zweitgenannter Szene Debries mit geöffneten Beinen gegenübersitzt). Abseits der Leibesfülle bzw. der unvorteilhaften Inszenierung derselben scheint mir ein genereller körperlicher Verfall der Darstellerin zu beobachten zu sein – ich weiß nicht, ob und ggf. wieviel am Dreh gekokst oder gesoffen wurde (es ist auf jeden Fall einer der Filme, in dem am meisten geraucht wird, kaum eine Sekunde, in der nicht ein Darsteller ´nen Glimmstengel in den Fingern hätte), aber im Finale sieht Lina nicht wirklich… gesund aus und ich glaube nicht, dass das beabsichtigtes make-up ist. Ansonsten ist ihre schauspielerische Leistung ungefähr on par mit dem, was sie sonst so leistete – ´ne große Aktrice ist sie halt nicht, und speziell, wenn sie wirklich etwas SPIELEN muss, große Emotion wie in ihrer Charakter-Szene mit Martine oder die verführerische femme fatale im Bett mit dem Colonel, ist sie sehr schnell mit ihrem Latein am Ende.

Ronald Weiss hat als Milton nicht viel mehr zu tun als in seinem Hotelzimmer rumzuhocken und gelegentlich dumm durch die Gegend zu laufen. Da war er als böser Governor in Frauengefängnis 2 eindrucksvoller. Martine Steed ist auch nicht gerade eine Miss Universum und keinesfalls ´ne darstellerische Leuchte, aber ungefähr auf einem Level mit der Romay. Roger Darton als Debries dürfte auch nicht in die Ruhmeshalle verdienter memorabler B-Film-Schurken eingehen, aber zumindest seine behaarten Unterarme sind verboten. Jess Franco selbst ist hier vielleicht sogar besser als in Ilsa – The Wicked Warden.

Die DVD stammt aus dem Hause X-NK und hat zwar einen leichten Mastering-Fehler, der sowohl am Scott- als auch am PC-DVD-Player für einen Freeze bei ca. 14:50 sorgte, abgesehen davon ist die Scheibe aber gelungen. Der anamorphe 2.40:1-Widescreen-Transfer ist erste Sahne, das hat so mancher große Film nicht in der Güte bekommen – lebendige, frische Farben, nicht unbedingt herausragende, aber absolut brauchbare Schärfewerte, anständiger Kontrast und gute Kompression; ein 30 Jahre alter Grützefilm, an den sich selbst sein Regisseur nicht mehr wirklich erinnern kann (siehe nächster Absatz), hat so eine deluxe-Restaurierung eigentlich gar nicht verdient. Der Print ist völlig verschmutzungsfrei, als wäre er gestern aus´m Labor gekommen. Der Konsument hat darüber hinaus die Wahl zwischen drei Tonfassungen: dem französischen O-Ton, einer englischen Synchro sowie einer neu angefertigten deutschen Version, Untertitel gibt´s leider nicht. Der französische O-Ton ist von der Sprachqualität etwas sehr dumpf, in der deutschen Fassung sind die Dialoge begreiflicherweise in guter Qualität, dafür ist die Musik dumpfer, die englische Fassung liegt sprachqualitativ zwischen den beiden anderen Versionen, dafür ist die Musik kaum mehr zu hören. Als Extras gibt´s den neuen deutschen Trailer, den „französischen Kinoanfang“ (da fehlt der Prolog um den Überfall), eine Presse-, Publicitymaterial- und Drehfoto-Galerie, eine Screenshot-Galerie sowie ein „Interview“ mit Jess Franco (darauf lohnt es sich, kurz einzugehen: die X-NK-Leute schnappten sich den guten Jess und setzten ihn unvorbereitet vor den Film, in der Hoffnung, ihm werde dazu was einfallen. Es dauert eine ganze Weile, bis Franco den Film als „seinen“ erkennt, versucht, sich an Drehorte und Locations zu erinnern und wird, als der Interviewer versucht, das Gespräch in Richtung Frauengefängnis 1 und 2 und die umstrittene Entstehungsgeschichte des zweiten Teils zu lenken, richtig böse). Außerdem wird noch Bethmanns Angel of Death 2 trailertechnisch beworben.

Summa summarum – dieser Film ist hanebüchener Unsinn der schmerzhaft unlustigen Sorte. Wäre der Film nicht von Jess Franco und ich von dem Gesellen einiges gewohnt, ich würde ihn unter „filmischer Offenbarungseid“ ablegen, aber den hätte unser spanischer Freund dann des öfteren geleistet. Das Tragische ist, dass er´s ja besser KANN, wenn er den will, und selbst wenn er nicht will, ist das Resultat dann manchmal wenigstens unfreiwillig komischer Trash (wie bei Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein, der auch grausam schlecht, aber wenigstens lustig ist). Filmisch mag das allein schon wegen des verwendeten Breitwandformats ein wenig ansehnlicher sein als der cut-and-paste-Job Frauengefängnis 2, aber den sollten wir nicht als Maßstab heranziehen, Frauengefängnis III ist für sich alleine schlecht genug. Spaß macht das nicht wirklich – weder dem Trashfreund, weil man nicht mehr drüber lachen kann, noch dem Sleaze- und Exploitationgourmet, weil der Streifen trotz Lesbensex und Folterszenen in der Hinsicht kaum etwas bietet (und wenn doch, dann eben schlecht), und andere Zielgruppen kann´s für den Schmu ja nicht geben. Hartboxfetischisten können sich aber wenigstens über ein schönes Cover freuen (zumindest die mir vorliegende Covervariante „A“ ist hübsch). Fazit: Wenn schon Franco und Frauenknast, dann bei den Erwin C. Dietrich-Produktionen bleiben, da sind wenigstens die Frauen hübsch(er)…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments