Frankensteins Todesrennen

 
  • Deutscher Titel: Frankensteins Todesrennen
  • Original-Titel: Death Race 2000
  • Alternative Titel: Herr der Straße |
  • Regie: Paul Bartel
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Darsteller:

    Frankenstein (David Carradine)
    Annie Smith (Simone Griffeth)
    Machine-Gun Joe Viterbo (Sylvester Stallone)
    Calamity Jane (Mary Woronov)
    Mathilda the Hun (Roberta Collins)
    Nero the Hero (Martin Kove)
    Myra (Louise Moritz)
    Junior Bruce (Don Steele)
    Grace Pander (Joyce Jameson)
    Harold (Carle Benson)


Vorwort

„Abt. Kultfilme, die der Doc aus vollkommen unverständlichen Gründen bislang nicht gesehen hat, aber immer schon sehen wollte, jedoch erst zugeschlagen hat, als ihm die Billig-DVD von Best Entertainment vor die Flinte kam“ (ich gebe zu, das ist ein langer Abteilungsnahme. Kann ja jemand ´ne griffige Abkü. ´für fummeln).

Death Race 2000, früher in Deutschland unter dem (gar nicht so dämlichen, wie er sich anhört) Titel Frankensteins Todesrennen bekannt, entstand 1975 unter der produzierenden Ägide von Roger Corman, als seine damalige Firma New World Pictures das Thema „Frauenknast“ durch hatte und nach neuen lukrativen Ideen schielte. Inszeniert von enfant terrible Paul Bartel (einem der amerikanischen Low-Budget-Regisseure, die sicherlich kaum in den Verdacht kommen werden, als leuchtende Beispiele guten Geschmacks verehrt zu werden), kann man, und soviel ist dem geneigten Doc auch schon vor Sichtung des Werks klar, in gewisser Weise als Splatter-Variante der „Cannonball“-Filme sehen (nicht von ungefähr produzierte Corman nur ein Jahr später wieder mit David Carradine in der Hauptrolle und mit Paul Bartel auf dem Regiestuhl den ersten Cannonball-Film, etwa zeitgleich erschien der Film The Gumball Rallye, der auf dem selben tatsächlichen Event, einem illegalen coast-to-coast-Autorennen basiert).

Die 300.000 Dollar leichte Produktion wurde schnell zum Kulthit, zog mit Death Sport (auch bald hier) ein Pseudo-Sequel nach sich, etablierte Bartel als Regisseur für abseitige B-Film-Ware und dürfte dem ollen Roger Corman ´nen gehörigen Profit beschert haben.

Wie schon im ersten Absatz geschildert – sehen wollte ich den Film schon ´ne ganze Weile, und sei´s darum, um Sylvester Stallone in seiner streng genommen ersten bedeutsamen Filmrolle (ein Jahr vor Rocky zu sehen. Knapp 80 Minuten dauert der Spaß (für die „100 Minuten Laufzeit“, die Best auf´s Cover schreibt, sollte man den Laden wieder mal mit der Baseballkeule besuchen) – und bevor einer mosert, länger ist der Film nicht, der ist in der 16er-Freigabe ungeschnitten, und bezahlt hat der alte Geizkragen Doc ´nen schlappen Fünfer. Gut, es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Scheibe aufgrund der DVD-Umsetzung auch nicht mehr wert ist… Also frohen Mutes auf die Fernsehcouch, eigentlich KANN der Film gar nicht schlecht werden.


Inhalt

Wir befinden uns in der fernen Zukunft des Jahres 2000 (man, können diese Filmemacher nicht ein bissl vorausschauender arbeiten? 25 Jahre Vorsprung? ´n bisken mager) – eine Marching Band nudelt die schöne Hymne vom Sternenbanner herunter und hunderttausende Zuschauer bevölkern die Tribünen einer Rennstrecke (schätzungsweise hat sich das Corman´sche Produktionsteam ganz einfach in ein reales Motorsportevent, NASCAR o.ä., gemogelt), in deren Hintergrund entzückend schlichte Matte Paintings das megafuturistische New York simulieren (wenn jemand geglaubt hat, die oft und gern recycleten Mattes aus Buck Rogers wären leicht durchschaubar – eat this!). Irritierenderweise schwenkt ein Gutteil des Publikums Nazi-Flaggen (holla). Ein älterer Herr in weißer Robe labert den Begrüßungssalbader – gleich beginnt die 20. Ausgabe des großen Transkontinentalrennens, das Nonplusultra, was amerikanische Sportereignisse angeht, übertragen auch in die restliche (sicherlich unzivilisierte) Welt (damit die mal sehen kann, wie die amerikanischen Werte in der Praxis aussehen). Das Rennen wird doch immerhin von fünf teilnehmenden Teams bestritten (und ich beklage mich über die überschaubaren Fahrerfelder in Formel 1 und DTM), das beste, was Amerika zu bieten hat, und die liefern der Welt das „größte Sportereignis seit Spartakus´ Zeiten“ (ich weiß nicht, für welche Sportarten Spartakus berühmt ist. Extrem-am-Kreuz-hanging? [JA, ich weiß, dass Spartakus Gladiator war. Um seine diesbezügliche Profikarriere geht´s hier aber ersichtlich nicht]).

Selbstverständlich ist das Fernsehen omnipräsent, in Form des fidelen Moderatorentrios Junior Bruce („euer Sportexperte und Newskumpel“, sprich, hyperaktive Nervensäge, die heutzutage bei VIVA „Interaktiv“ moderieren würde), Grace Pander (doofe Blondine, für die gesellschaftlichen Begleitumstände zuständig und daher das „Explosiv“-mäßige Medienboxenluder – dieser Film seiner Zeit voraus!) und Harold Ohne Nachname (der seriöse Medienmann, für den´s bei RTL sicher keine Entsprechung gibt. Think Uli Wickert, wenn er Formel-1-Übertragungen machen würde).

Zeit, die Teilnehmer vorzustellen – da gibt´s zunächst Calamity Jane (die deutsche Fassung, die einige Namen umarbeitet, macht aus ihr etwas debilerweise „Katastrophen-Jenny“. Damit ist natürlich das ganze schöne Gimmick, denn wie Profiwrestler sind die Teilnehmer sozusagen imagetechnische Gesamtkunstwerke, die sich in ihren Outfits und Fahrzeugumbauten äußern, im Eimer – denn natürlich ist Calamity Jane ein Cowgirl und ihr Auto heißt „der Bulle“ und hat auch die entsprechenden Hörner). Jane ist gerade Hals über Kopf in ihren Navigator verliebt und irgendwie nicht hundertpro bei de Sache.

Grace versucht dieweil backstage, ein Interview mit dem großen Favoriten des Rennens, der Legende Frankenstein, dem größten Rennfahrer aller Zeiten, zu erhaschen. Frankenstein allerdings wird von seinem Arzt (Paul Bartel im obligaten Cameo-Auftritt) auf einer Bahre reingeschoben. Das allerdings ist völlig normal, denn der Driver hat die stressige Anreise aus Asien, wo er den Präsidenten besucht hat (der in seiner Sommerresidenz in Peking [!] Hof hält), im Tiefschlaf zugebracht, um sich von seinen neusten Transplantationen zu erholen, und müsste GENAU JETZT wieder zu sich kommen. Guter Sinn für dramatische Auftritte (und zwecks Suspense sehen wir Frankenstein erst mal nicht im Bild).

Dieweil wird die nächste Teilnehmerin am Rennen vorgestellt – „Mathilda, die Hunnin“ mit ihrem Beifahrer „Herman the German“ (die DF macht daraus schamhaft „Hermann, den Wüstenfuchs“). Klar, dass die beiden Nazis sind, ihren Flitzer in klassischen Nordafrika-Feldzug-Tarnfarben (und stilecht mit „Sieg Heil!“ grüßen) lackiert haben. Und das erlärt auch die Zuschauer mit Nazi-Flaggen, das ist ihr Fanclub. Und weil man offensichtlich in diesem Amiland noch nie was von Blockzwang gehört hat, gibt´s schnell eine Tribünenprügelei zwischen den Mathilda- und Calamity-Jane-Fans.

Grace ist noch immer bemüht, dem wortkargen Frankenstein ein paar informative Brocken aus der Nase zu ziehen. Er hat sich wohl einen neuen künstlichen Arm verpassen lassen, mit dem er in einer Zwanzigstelsekunde schalten kann (I * am * impressed, und das, obwohl ich keinen Lappen habe) und wird mit einer neuen Navigatorin, die er noch nie zuvor gesehen hat, an den Start gehen. „Sie soll eine echte Sexbiene sein“, bringt Grace hilfreicherweise an. „Ich hoffe, sie ist auch eine Navigationsbiene“, brummt Frankenstein. Und endlich sehen wir auch, dass Frankenstein eine Maske trägt, um sein dem Vernehmen nach durch zahllose Unfälle entstelltes Gesicht zu verbergen, außerdem einen schwarzen Latex-Anzug mit einem eher unpraktischen Cape von Batman-Kostüm-Ausmaßen. Würde mich glatt nicht mehr wundern, wenn der Herr im Batmobil vorfährt.

Die Vorstellungsrunde ist mittlerweile beim dritten Rennteilnehmer anbelangt – der krasse Außenseiter „Nero the Hero“ (DF: „Kaiser Nero“), der das Rennen noch nie beenden konnte, aber immerhin „ein paar bedeutende Provinzrennen“ (ein Widerspruch in sich, oder?) gewonnen hat. Nero, begleitet von Navigatrix Cleopatra (sind gemischte Teams Vorschrift?) wird vom Publikum eher zurückhaltend begrüßt, was den offensichtlich unter einem leichten Minderwertigkeitskomplex leidenden Nero frustriert (dass er ein wenig schwuchtelig rüber kommt, hilft seiner Sache wohl auch nicht weiter).

Frankenstein trifft erstmals seine neue Navigatorin, Annie Smith, die angibt, den Wagen gründlich durchgecheckt zu haben. Frankie stößt sie gleich mal Bescheid: der Wagen ist durchgecheckt, wenn ER ihn geprüft hat. Und ob Annie nun einen Verbandskasten dabei hat und ausgebildete Krankenschwester ist, ist ihm ziemlich wurstegal – er braucht eine Navigatorin, keine Krankenschwester (da ist wohl was dran).

Kommen wir zu Teilnehmer Nr. 4 – Machine-Gun Joe Viterbo – „von Tausenden geliebt, von Millionen gehasst!“, wie der Raceway-MC anmerkt. Machine-Gun Joe ist der „einzige überlebende Sieger des Rennens“, abgesehen von Frankenstein und hat nach selbigem auch die meisten Punkte geholt (Punkte? We´ll learn soon). Die Reaktion des Publikums ist eher feindselig, also zückt Sly, eh, Joev, dessen Beifarerin übrigens die blonde Hohlbirne Myra (deren Helm mit Plüschüberzug aber zu süß ist) und dessen Wagen mit einer aus dem Kühlergrill ragenden Machete verziert ist, die Tommy-Gun und ballert ins mißliebige Publikum (scheinbar aber nur mit Platzpatronen. Looser!).

Da kommt er endlich – der große Star, die Numero Uno, der Obermotz, oder, anders ausgedrückt, der „Unzerstörbare“, der einzige zweifache Rennsieger, man hat ihn zerquetscht, überfahren, verbrannt, aber er ist nicht kaputtzukriegen – 1998 verlor er einen Arm, 1999 ein Bein, halbes Gesicht und halbe Brust sind auch weg, er ist es, Ladies & Gentlemänner, der einzig wahre, vom amerikanischen Volk geliebte Frankenstein! Cheers! Jubel! Ola-Welle (gut, die war seinerzeit noch nicht erfunden…). Frankensteins Schleuder macht einen gefräßig-reptiloiden Eindruck (erstens ist sie grün, zweitens frontal bezahnt und drittens mit ´nem schicken Kamm geziert). Joe geht der Wirbel um seinen Intimfeind gehörig auf den Zeiger, daher spuckt er Frankie im Sinne fairen sportlichen Wettkampfs erst mal an (daher haben also die Frank Rijkaards und Francesco Tottis dieser Welt ihre Idee).

Bevor die Fahrer aber auf die wilde Hatz geschickt werden, ist ein Grußwort des Präsis dringend erforderlich, per TV-Live-Einspiel. Sehr mystisch lässt sich El Presidente von orangenem Rauch umnebelt (aha, alles klar, Kiffer) zu einer Predigt geradezu päpstlicher Ausmaße herab (jau, die Bevölkerung = „meine Kinder“, die er heiß und innig liebt). Passenderweise wird das von kirchlicher Orgelmusik begleitet, wichtig ist eigentlich nur, dass 1979 ein Weltkrieg stattgefunden hat und er unmittelbar anschließend die Macht übernommen und sichtlich seitdem nicht mehr hergegeben hat (ergo: totalitäres Regime, auch wenn´s dafür ansonsten wenig bis gar keine Indizien gibt. Aber es ist halt so).

Nachdem wir noch schnell klären, dass es sich nicht um ein Nonstop-Rennen hat, sondern zwei zwölfstündige Ruhepausen in St. Louis und Albuquerque eingeschoben werden, gibt der Präsi das Rennen frei. Los geht´s – die Fahrerinnen und Fahrer sind schnell dabei, sich mit allen fiesen Mitteln von der Piste zu schubsen (Joe schickt Jane in die Pampa, aber nix passiert) – die Aufnahmen sind ziemlich kompetent, nur leider hochgespeedet. Nach wenigen Meilen allerdings trennen sich die Wege der Fahrer, denn die Route ist scheinbar freigestellt. Frankenstein entscheidet sich für die „mittlere“ Route (also praktisch die gerade Linie) und wird von Nero verfolgt. Jane wählt die nordwestliche Route, Joe und Matilda bevorzugen die Südwestpassage.

Irgendwo sitzen ein paar Typen in einer alten Maschinenhalle o.ä. rum und gucken sich die nächse präsidiale Ansprache an (interessant ist übrigens die neue US-Flagge: die Streifen sind erhalten, aber anstatt der Sterne gibt´s ne in die Luft gerechte Faust, die jedem Gewerkschafter Freudentränen über die Wange treiben dürfte) – der fantasiert daher, dass er aus den „Vereinigten Provinzen von Amerika“ die größte Macht des Universums gemacht habe (dieser komische orangene Rauch muss ein geiles Zeug sein. Ich will was davon!). Die Gestalten in der Maschinenhalle sitzen aber nicht rum, weil ihr Boss ihnen erlaubt hat, in der Mittagspause den Rennstart anzusehen, sondern weil sie die offizielle Widerstandsbewegung („Armee für die Freiheit“ oder so, very generic) sind, die seit 15 Jahren versuchen, dem Präsidenten an den Karren zu fahren (mit offenbar äußerst bescheidenem Erfolg). Chefin der Bande ist die Halbmumie Thomasina Paine, die aber leichte Autoritätsprobleme zu haben scheint. Ihrem Leutnant Fury ist die Untätigkeit der Rebellen nämlich ein Dorn im Auge, er würde gern aktiv werden und das Rennen, sichtlich DAS Symbol der autoritären Staatsmacht schlechthin, stoppen. Paine weist darauf hin, dass ihre Enkelin das Kind schon schaukeln werde (ja, wir müssen gar nicht erst 2 +2 zusammenzählen, Annie ist die bewußte Enkelin. No big surprise there).

Frankie und Annie brausen über die Highways. Annie würde gern einen Blick unter die Maske werfen, erst recht, nachdem er ihr verklickert hat, „dass nur seine Navigatoren“ seine Visage persönlich unmaskiert in Augenschein nehmen durften (abgesehen von seinen Ärzten, of course), und die sind alle bereits unter der Erde (scheint kein besonders krisenfester Job zu sein). Annie zupft ihm während der Fahrt die Maske von der Rübe und ist vermutlich ähnlich enttäuscht wie moi, dass sich anstelle der erwarteten fürchterlich entstellten Gesichtsbaracke nur das bekannte Face von David Carradine verbirgt (Future Doc würde gern ein paar Theorien mit Euch teilen, aber da muss noch einen Moment warten) – selbst die durch die Maske sichtbare Narbe ist nicht echt. „Was haben sie erwartet?“, fragt Frankenstein; „Rodolfo Valentino?“ (Ta-tää, tä-tää, tä-tää).

Bis jetzt ist das ganze ja nur ein simples Autorennen – auch wenn ich den Film bislang nicht persönlich gesichtet habe, weiß ich aber, dass das nicht alles ist. Und Joe zeigt uns mal, was das Spezielle am Rennen is. Er nimmt nämlich eine Gruppe Straßenarbeiter aufs Korn. Den meisten gelingt noch der hektische Sprung in den Straßengraben, aber ein offenbar etwas aufmerksamsschwacher Roadworker wird von Joe mit der Kühlergrillmachete sauber zwischen den Beinen erwischt (der Effekt ist zwar, wie die meisten härteren Einlagen des Films, sekundenkurz, aber ziemlich derb für ´ne 16). Junior, der das Treiben (wie auch immer – sieht nicht so aus, als hätte die Rennorganisation das ganze Land und alle potentiellen Routen mit Kameras bestückt) hochgradig enthusiastisch bis hysterisch kommentiert, ist begeistert – endlich die ersten Punkte, aber Joe müsste sich eigentlich ärgern, denn das Opfer war leider erst 38 Jahre alt – wäre der Kerl zwei Jahre älter gewesen, hätt´s dreifache Punktzahl gegeben.

Frankenstein beklagt sich über mangelnde Motorleistung und lässt seine Navigatorin während der Fahrt zum Heckmotor krabbeln, um dort die Ventile nachzujustieren („um drei Grad“ – der Mann kennt sich aus!)

Das Rennen erreicht Pennsylvania und die Kommentatoren sind ein wenig enttäuscht, dass das Publikum durch Abwesenheit glänzt – schierer Selbstschutz, möchte ich sagen, denn, wir haben´s ja gerade gesehen, das Überfahren oder anderweitige Plattmachen unbeteiligter Passanten ist ausdrücklich erwünscht und gibt Punkte. Das überarbeitete Punktesystem sieht folgendermaßen aus: Frauen bringen grundsätzlich 10 Punkte mehr als Männer (ha! Frauenfeindlichkeit!), Teenager bringen 40 Punkte, Kinder unter 12 Jahren sogar 70 Punkte. Die lohnenswertesten Trophäen sind allerdings alte Knacker und Knackerinnen über 75 Jahre – die zählen glatte 100 Punkte (mir deucht, da sucht jemand die Rentenkassen zu entlasten. Ob man das bei uns auch einführen sollte? Stichwort sozialverträgliches Ableben…).

In einer der depperteren Szenen des Films trifft Calamity Jane auf einen Knallkopf, der sich, weil Janes Karre ja bekanntlich „Bulle“ heißt, zum Torero berufen fühlt – inklusive rotem Tuch. Jane geht ein paar leicht verdienten Punkten nicht aus dem Weg, liefert sich einen „Stierkampf“ und fährt den Knaben schließlich über´n Haufen. „Ein schöner Tod“, begeistert sich der Kommentator (na, ob der Herr Matador das ebenso sieht?).

Frankenstein nähert sich einem Hospital – dort schiebt das Personal schon in freudiger Erwartung die vergreisten Pflegefällen in Rollstühlen vor die Tür. Aber nicht, damit die älteren Herrschaften das Rennen besser sehen können, sondern damit Frankie ordentlich drüberbrettern kann. „Mein ältester Fanclub“, juxt Frankenstein (was allerdings eine Entschärfung der DF sein dürfte. Kurze Recherche ergab nämlich, dass in der OF wohl vom „euthanasia day“ die Rede ist. Klar, dass das bei deutschen Befindlichkeiten nicht so gut ankommt). Frankenstein nimmt das Geschenk aber nicht dankbar an, sondern kurvt mal schnell auf den Bürgersteig und metzelt die dort hinter Grünzeug wartenden Halbgötter in Weiß nebst Krankenschwestern nieder (sehr cartoonesk – wir sehen das ganze nicht „wirklich“, sondern nur die umgefahrenen Leut´ durch´s Gemüse fliegen). „Frankenstein hat seinen schwarzen Humor behalten“, witzelt der Kommentator (in der OF: „seinen blutroten amerikanischen Humor“),a uch wenn sich die Rennanalysten darüber mokieren, dass er statt möglicher 700 Punkte, wenn er die Senioren getiltet hätte, nur 110 Punkte gemacht hat. Schätze aber, für Frankenstein war´s so rum lustiger.

Thomasina Paine hält die Schonung der Mümmelgreise für das Werk ihrer Enkelin (sie überschätzt das Mädel). Fury ist trotzdem in fury – denn immerhin wurden „Unschuldige getötet“ (darüber kann man diskutieren), wie einst die Christen in Rom. Die haben aber letztendlich gewonnen, doziert die geschichtsfeste Thomasina. „Wirklich?“ dummfragt Fury (dass Rebellen aber auch immer gleich SO dämlich sein müssen). Nixdestotrotz wirft sich Fury in Frauenklamotten (!), um ein wenig Sabotage zu betreien. Widerwillig stimmt die alte Paine zu.

Bei Nero und Cleopatra kriselts – er scheint nämlich wirklich ´ne ziemliche Niete zu sein und konnte nicht mal im Pfadfinderlager, zu dem Cleo ihn hinmanöveriert hat, punkten (ein weiteres Beispiel für die Entschärfung der DF: In der Synchrofassung nölt Nero, dass sein Auto für´s Gelände nicht geeignet sei, in der OF redet er sich darauf hinaus, dass die Pfadfinder einfach „zu schnell“ für ihn waren). Doch da bietet sich überraschender Ersatz an: eine picknickende Familie (die DF entschärft hier auch Cleos Empfehlung, sich auf Mutter und Baby zu konzentrieren, sollte die Familie stiften gehen wollen). Die Familie ergreift in der Tat die Flucht, doch als Nero das zurückgelassene Baby überfährt, macht´s BUMM! Es war eine heimtückische Falle des Widerstands, genauer gesagt, Furys Werk, weswegen er sich auch in Landfrauschale geworfen hatte.

Grace begrüßt indes einen Gast in ihrer Talkshow, die glückliche Witwe des von Joe Viterbo niedergemetzelten Straßenarbeiters. Deren Schaden soll dier Tod ihres Männes nicht sein, ihr Gewinn ist ein 2-Zimmer-Appartment in Acapulco und ein 50-Zoll-3D-Fernseher (hm, da könnte man glatt überlegen, ob man nicht ein Familienmitglied vor´s Auto schubst). Die Show wird allerdings durch einen unverhofften Störversuch der Rebellen unterbrochen, die per Piratensender eine Ansprache von Thomasina in den Äthre blasen. Vor den herkömmlichen Stars & Stripes hält sie eine große patriotische Rede TM), übernimmt die Verantwortung für Neros feurigen Abgang, verkündet das Ende des blinden Gehorsams (Optimistin) und fordert das amerikanische Volk auf, sich zu erheben, für die Menschenrechte zu kämpfen und das Rennen zu stoppen.

Die Fahrer, die allesamt mit on-board-TV ausgerüstet sind, reagieren belustigt bis genervt. „Was is´n das für´n Scheiß?“, fragt sich Matilda. „Das gibt dem Rennen Würze“, freut sich Frankenstein. Annie wundert sich – das war eine offene Kriegserklärung und die interessiert ihn gar nicht? Nö, denn ihn interessiert nur Joe Viterbo: „Das Rennen ist die Grundlage meines Lebens“, erläutert Frankie.

Ein paar Kerle haben eine Straßensperre errichtet (sind es Rebellen oder einfach nur Blödmänner, die dem Rennen ihren persönlichen Stempel aufdrücken wollen?). Ich schätze, es sind einfach Blödmänner, weil sie das Ding offenbar falschrum montiert haben. Matilda plättet sie nämlich aus entgegengesetzter Richtung brausend (tja, Osten und Westen sollte man nach Möglichkeit auseinanderhalten können).

Joe erreicht das Etappenziel St. Louis als erster und ärgert sich grün und blau, dass gerade von zwei Arbeitern ein Willkommensgruß für Frankenstein als Riesenbanner aufgehängt wird. Selbstredend ist er der Ansicht, dass ihm ein solcher Gruß prioritär gebürt. Also schubst er den Anschaffenden der zwei Arbeiter von der Leiter und, auf besonderen Wunsch des unterrangigen Arbeiters, zermatscht ihm anschließend per gezieltem Überfahren die Rübe (wieder kurz, aber heftig). „Die Fans haben immer Recht“, grinst Joe.

Am Abend, im Hotel der Fahrer, genauer gesagt, in dessen Massageraum, in dem sich alle Überlebenden durchkneten lassen, gibt der Renndirektor die offizielle Sprachregelung bekannt: Nero ist nicht etwa einem Anschlag zum Opfer gefallen, sondern einem bedauerlichen Rennunfall. Grace führt die Interviews. Matilda gibt zu Protokoll, am nächsten Tag einen überlegenen Sieg herauszufahren. Starker Tobak für jemanden, der von vier Teilnehmern auf dem vierten Platz liegt, meint Grace. „Völlig egal, wo sie liegt, Hauptsache, sie liegt“, ätzt Calamity Jane und die beiden halbnackten Mädels sind kurz davor, sich die Augen auszukratzen. Matilda rhabarbert von „Endsieg“ und „Blitzkrieg“. Frankenstein gibt sich wie immer wortkarg. Auf Graces blöde Frage, wie er sich denn fühle, wenn er jemanden überfährt, gibt er ihr den Tip, sich morgen früh pünktlich um 8 auf dem Highway 66 einzufinden, dann würde ihr das sicher persönlich klar werden. Dann flüstert er Myra, Joes Beifahrerin, noch was ins Ohr. Joe wittert Verrat und haut Myra eine aufs Maul (sowas nennt man wohl gezielte Provokation und Psychokrieg).

Frankenstein wird von einem Mitglied seines örtlichen Fanclubs erwartet – dem Mädchen Lori (Frankenstein-Fans kleiden sich übrigens schwarz und tragen ein T-Shirt mit einem großen weißen F. Mit seiner Merchandising-Abteilung sollte Frankieboy noch mal reden). Er vermutet zunächst, dass sie sich ihm als Bettvorleger, äh, -gefährtin anbiedern will, aber dem ist nicht so. Lori weiß (aufgrund von erstellten Horoskopen und aus Briefen von Fans), dass Frankenstein liebesunfähig ist (gemeint ist die Gefühlslage, nicht die Potenz) und will ihm nicht sexuell dienen, sondern ihm zeigen, was er als Ikone, als Nationalheld für seine Fans bedeutet. „Wir lieben dich, Frankenstein!“ Der Vielgeliebte ist darüber ziemlich verwundert bis schockiert.

Nun tut Frankenstein etwas verblüffendes – er stellt Annie zur Rede, weil sie mit Joe Viterbo geredet hat (nicht, dass wir davon etwas gesehen hätten, deswegen „verblüffend“. Solche Kollaboration mit dem Feind hält Frankie für einen erheblichen Mißbrauch seines Vertrauens. Annie redet sich darauf heraus, dass sie Joe zwar die veranschlagte Route für die zweite Etappe zugetragen habe, jedoch bewußt eine falsche. Frankenstein schält sich aus seinem Dreß und sieht awfully healthy aus. Will sagen – jemanden, der zu mindesten 50 % aus „schweizer Feinmechanik“, wie Annie sich auszudrücken beliebt, besteht, würde ich mir etwas, naha, hm, vernarbter vorstellen. Frankensteins Astralkörper ist allerdings auf den ersten, zweiten und dritten Blick intakt (was, im Zusammenspiel mit der oben schon angedeuteten Tatsache, dass auch sein Gesicht recht normal aussieht, die These zulässt, dass Frankensteins Image eben nur genau das ist, ein aufgesetzes Image, ein Gimmick, das mit den realen Gegebenheiten nicht viel zu tun hat; zwar wird der Film, Future Doc lässt grüßen, tatsächlich noch eine Prothese prominent ins Bild rücken, aber Frankies Bekundungen, er hätte BEIDE Augen verloren, halte ich für bloße Angeberei). Versöhnt fordert Frankenstein Annie zum Tanz auf (bekleidet nur noch mit seiner Maske und einem schwarzen Unterhöschen, Annie ist ebenfalls fast ganz nackig). Das Mädel ist beeindruckt: „Gibt´s noch andere Teile an dir, die ersetzt wurden?“ „Wart ´nen Moment, ich zeig´s dir“, kalauert Frankenstein (also impotent scheint er nicht zu sein)…

Start zur zweiten Etappe – eingeläutet wird die durch den Segen des Erzbischofs. Allerdings ist ein Erzbischof anno 2000 kein Gottesmann mehr, sondern ein treuer Parteifunktionär der „Partisanenpartei“ des Präsidenten (Religion ist nämlich abgeschafft. Das Regime beginnt mir sympathisch zu werden). Frankenstein lässt meaningfully einen Rennfahrerhandschuh fallen. Nach dem Startschuß legt er einen Powerslide hin, pickt seinen Handschuh wieder auf und macht den Erzbischof nieder. „Das war doch Absicht!“, entrüstet sich Annie (neeein, niemals!). „Eine kleine Freude für die Fans“, juxt Frankenstein, und außerdem brauchte er ja seinen Handschuh…

Die Sportkommentatoren sind begeistert, aber – bringt der Erzbischof denn wirklich Punkte? Die Regelkommission muss tagen. Machine-Gun Joe, der nach Punkten führt, ist unbesorgt: ein Offizieller kann unmöglich zählen. Pech für ihn, dass die Sportkommissare das anders sehen. Frankenstein werden 50 Punkte für den Erzbischof gutgeschrieben (ich hätte Bonuspunkte verteilt) und Kommentator Harold spielt Hellseher: „Das bedeutet, die Offiziellen von hier bis New Angeles werden umfallen wie die Fliegen!“ (Zum Profi-Wahrsager ist Harold nicht berufen – Future Doc würde nicht einfallen, dass noch ein weiterer Funktionär gepunktet wird). Joe ist stinkesauer.

Frankenstein kann weiterhin auf die Hilfe seiner treuen Fans zählen. Einer seiner Fanclubs stellt ein Opfer mitten auf die Straße, ein junges Mädel (ist es Lori? Ich hab nicht aufgepaßt, shame on me. Hm, noch mal nachgekuckt, immer noch nicht sicher. Ich sag einfach mal: Ja, sie ist´s), stilecht in ein weißes Kleid gewandet. Frankenstein lässt sich nicht zweimal bitten und nimmt die geschenkten Punkte dankbar an. „Warum tun sie das?“, fragt Annie schockiert. „Um mir ihre Liebe zu zeigen“, philosphiert Frankenstein (und Liebe muss bekanntlich weh tun).

Natürlich eignet sich ein Rennen wie dieses auch für die ein oder andere Mutprobe. Darum hebeln drei Punks (oder was man halt so „Punk“ nennt) einen Gullideckel auf und malen eine Kreidelinie auf die Straße. Der Sinn der Übung ist klar – auf die Linie stellen und so spät wie möglich in die Kanalisation abtauchen. Calamity Jane nimmt die Herrschaften aufs Korn – schnell verziehen sich zwei der Punks in den sicheren Untergrund. Im Gefühl des sicheren Sieges will der übriggebliebene Dritte mit überlegenem Grinsen den eleganten Sprung in die Sicherheit tätigen, stellt aber relativ erstaunt fest, dass seine miesen Kollegen den Gullideckel bereits geschlossen haben. Persönliches Pech für ihn und Punkte für Jane. Die beiden verschlagenen Freunde heben den Deckel wieder hoch und spähen grinsend auf den Kadaver ihres Kumpels. Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten, und das ist Joe, der den angehobenen Gullideckel plattfährt (matsch-splatsch-splodder).

Joe hat aber gerade ein taktisches Problem. Soll er der Information von Annie glauben, dass Frankenstein die Route 54 einschlägt? „Das wäre saudumm von mir“, stellt er fest, nur um eineinhalb Sekunden später auf die Straße 54 einzubiegen. „Ich hab´s mir anders überlegt.“ Der Mann hat die totale Unentschlossenheit erreicht – oder auch nicht.

Annie versucht indes, Frankenstein einen Tipp für leichte Punkte aufs Auge zu drücken – ein Sträflingslager, in dem „die alten Kongreßpolitiker“ ihre Strafe abbrummen (das Regime wird mir * noch * sympathischer). Prinzipiell ´ne gute Idee, meint Frankenstein, sofern man durch den Elektrozaun durchkäme. Annie setzt einen treuherzigen „büdde-büdde“-Blick auf und unser Held lässt sich breitschlagen (ich hoffe für ihn, dass er wie meinereiner nur die Neonleuchtschrift „FALLE“ vermißt).

Natürlich handelt es sich um eine Falle – die Rebellen haben eine Straßensperre errichtet und sogar ein Frankenstein-Double in ein Frankenstein-Kostüm gesteckt. Offenbar haben die Rebellen einen kleinen Austausch vor. Frankenstein lässt sich nicht irritieren, brettert durch die Sperre und killt sein Double. „Wenn das der beste Hinterhalt war, den die Rebellen zu bieten haben, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen“, spricht Frankieboy mir aus der Seele, wundert sich aber über den Doppelgänger. Allerdings scheint´s mit seiner Intellenz doch nicht weit her zu sein, denn er verdächtigt Joe, den Rebellen einen Tipp gegeben zu haben. Selbiger, also Joe, ist zwar immer noch stinkig, aber weniger auf die Rebellen oder Frankenstein, sondern seine inkompetente Navigatorin und, schätzungsweise, zu einem gerüttelt Maß auf seine eigene Doofheit.

Frankenstein fordert Annie zu ihrer gesteigerten Überraschung auf, das Steuer zu übernehmen (ist das erlaubt?) und Joe Viterbo stellt fest, dass Route 54 eine Sackgasse ist und an einem Flußbett endet (also, so mit Kartenlesen und stuff scheinen er und seine Navigatrix es auch nicht zu haben. Sowas kommt doch eher selten überraschend). Am Fluß fischt ein Anglersmann und wird von Joe mit der Bitte um eine kleine Auskunft bezüglich des rechten Weges belästigt. Der Angler begeht einen strategisch schweren Fehler und verwechselt Joe, rein fantechnisch, mit Frankenstein und stellt sich als „Riesenfan“ vor, der das Rennen jedes Jahr ansehe (und warum stehst du dann in der Pampa und badest Würmer?). Das können sich Joe und sein gekränktes Ego natürlich nicht bieten lassen und nach wilder Hatz durch das Flußbett (ich hoffe, Joes Fahrzeug ist wasserdicht) kann der Angler im Himmel Harfe zupfen.

Calamity Jane hat ´ne Panne. Deswegen ist sie rechts rangefahren und lässt ihren Beifahrer unter der Kiste werkeln und schrauben. Dooferweise liegt Peter aber auf der Straße und ist damit nach Ansicht von Matilda ein legitimes Ziel – „BLITZKRIEG“, kreischt sie und macht den Navigator platt. Das brüllt nach Rache, schreit nach Revanche und fordert Satisfaktion. Matilda grinst sich eins: „Selbst schuld, was lässt du deinen Navigator auch auf der Straße liegen. Der muß ja überfahren werden…“ Jane nimmt wutentbrannt die Verfolgung auf, aber der Hunnin gelingt es, sie abzuhängen.

Und jetzt wird´s wirklich Looney-Tunes-verdächtig. Die Rebellen bauen eine bildhübsche Umleitung auf die Straße und stellen einen „Tunnel“ auf – ein Pappmache-Konstrukt von eher dezenter Überzeugungskraft. Reicht aber für die Hunnin, die der Umleitung treudoof in den „Tunnel“ folgt. Dummerweise ist hinter der Tunneleinfahrt nur blaue Luft und ein Abgrund. Crash-Boom-Bang (kein Wunder, dass wir den Krieg verloren haben). „Heilige Scheiße“, entfährt es Calamity Jane.

Sportskumpel Junior ist entgeistert, als er die Unfallmeldung verliest, doch da bekommt er einen anderen Zettel reingereicht. Matilda sei wohlauf und habe gerade 70 Punkte gemacht. Yippie! (Und das „Yippie!“ ist ein Zitat). Aha, es wird also manipuliert. Wird auch Zeit, dass das Regime was Übles tut.

Mitten auf der Straße schubst ein Grünschnabel einen Reifen herum. Leichte Beute, denkt sich Frankenstein, Annie soll den Blagen doch bitte überfahren. Tja, jetzt heißt´s Hosen runter und natürlich versagt Annie schmählich, indem sie ienen äußerst luxuriösen Bogen um den Kurzen schlägt. „Ich hab ihn verfehlt“, stellt sie fest (so kann man das natürlich auch nenne). Frankenstein führt´s auf mangelnde Übung zurück. Annie entrüstet Frankensteins scheinbare Kaltblütigkeit. „Es fällt NIE leicht“, stellt der aber klar, dass er mitnichten ein sadistischer Schweinepriester ist. Frankenstein übernimmt das Steuer wieder selbst und verlangt von seiner Navigatorin, VORNE rum (sehr wichtig, weil VORNE die diversen Reißzähne, Spikes etc. am Fahrzeug montiert sind) um´s Auto zu laufen und kuckt sie vage finster drohend an, lässt sie aber doch wieder einsteigen (hat er sie nun durchschaut oder wie?).

Zumindest ist ihm klar, dass Annie nicht einfach nur eine Beifahrerin ist und verlangt Antworten. Annie gibt zu, Thomasina Paines Enkelin zu sein und damit der Rebellenfraktion anzugehören. Der Doppelgänger sollte dem Präsidenten ein Ultimatum überbringen (dazu hätte er aber das Rennen gewinnen müssen! Andererseits räumt die Rebellion ja gezielt die Konkurrenz aus dem Weg), Frankenstein hätte man rebellenseits sogar großmütig leben lassen. Frankenstein findet das ziemlich lustig.

Welcome to beautiful Albuquerque (wieso mir da jetzt nur wieder der gleichnamige Weird-Al-Song einfällt? ;-)). Grace hält eine Trauerrede für Matilda („meine gute Freundin“, in Tradition aller Reporterschlampen ist jeder Rennteilnehmer „mein guter Freund“). Mittlerweile hat man sich wohl dazu durchgerungen, auch offiziell Matildas Ableben zu bestätigen und bezeichnet es als „heimtückischen Mord“ (najaa… ´n Eimer voll Dummheit seitens der Hunnin war da schon auch mit bei) von „Feinden des amerikanischen Volkes“ (die Wortwahl kommt mir irgendwie bekannt vor). Der Präsident wird sich demnächst mit einer Rede an die Nation wenden.

Die verbliebenen Teams sitzen dieweil beim Abendschmaus und dem Renndirektor gegenüber. Machine-Gun Joe verlangt ultimativ (während er mit Kuchen kleckert) Schutz in Form einer Eskorte. Der Race Director führt Matildas zeitiges Ableben aber auf einen schnöden Fahrfehler zurück (da liegt er ja gar nicht so verkehrt, hehe). Joe macht aber die Rebellen verantwortlich, dieweil Frankenstein von Geheimpolizisten von der Restmenge Fahrer subtrahiert und ein paar Fragen zu der Rebellenstraßensperre beantworten muß, u.a. jene, ob die Idee, diese Route zu befahren, die seiner Navigatorin oder seine eigene war. „Ich bin Spartakus“, antwortet Frankenstein, eh, will meinen, er nimmt die Route auf seine Kappe. Joe diskutiert immer noch mit dem Rennleiter und spielt auf Thomasinas Fernsehansprache an. Pipifax, meint der Offizielle, Thomasina sei eine arme Irre, die mit einer Knarre Zugang zu einer TV-Station erpreßt habe und längst verhaftet sei. Joe beweist ungeahnte Intelligenz und glaubt kein Wort, sondern sprüht den Vertreter der Staatsmacht lieber mit Schlagsahne voll.

Es folgt einer der Momente, bei dem´s mich wirklich fast vom Sofa gefetzt hat. Der Präsident wendet sich an sein treues Volk und stellt klar, wer der Feind ist: Die Rebellen werden gestützt von, festhalten, „den verräterischen Franzosen und ihren europäischen Verbündeten“ (holy shit, der Film ist seiner Zeit fast 30 Jahre voraus! Das könne ein Bush-Zitat sein). Schließlich sei das Wort „Sabotage“ nicht von ungefähr ein französisches Welches (Beweisführung 1A, reicht für´n Krieg, QED).

Myra fragt Frankenstein, was der von der Theorie hält. „Nimm dich vor den Crepes Suzette in Acht“, warnt Frankenstein bierernst.

Annie tummelt sich in der Garage, wo die Rennfahrzeuge abgestellt sind und wird dort von Joe ertappt. Aus mehr oder weniger unerfindlichen Gründen geht Joe auf sie los (die DF versucht m.E. zu konstruieren, dass Annie und Joe sich von früher „auf der Straße“ kennen, aber nach Konsultation der Originaldialoge im Netz vermute ich hier einen schlichten Übersetzungsfehlre) und würgt das Mädel. Das kann Superheld Frankenstein natürlich so nicht akzeptieren. Joe druckst herum, dass er Annie bei Sabotageakten an Frankensteins Wagen erwischt und aus purer sportlicher Menschenfreundlichkeit eingegriffen habe. Schmalhemd David Carradine vermöbelt Rocky Sylvester Stallone (das allein macht den Film historisch wertvoll), bringt ihn aber, trotz sichtlicher dahingehender Überlegungen, nicht um. Frankenstein und Annie ziehen ab und Joe murmelt Verwünschungen vor sich hin: „Du hattest deinen fairen Kampf. Bei nächster Gelegenheit bring ich dich um!“

Frankie schleppt Annie in seine Suite ab, wo das Mädel sich dankenswerterweise tutti kompletti aus den Klamotten schält (nur an 70er-Make-up werde ich mich nie gewöhnen) und ihr verkündet, keine Gefahr mehr für ihn darzustellen, da er sie durchschaut habe (hä?), andererseits aber auch nicht geneigt sei, so´n lecker Meisje von der Bettkante zu schubsen. Annie reitet darauf rum (argumentativ, Ihr Perverslinge!), streng genommen immer noch rebellischen Auftrag zu haben. „Die Welt will von euch nicht gerettet werden“, erläutert Frankenstein etwas, was jeden zünftigen Freiheitskämpfer, Rebellen oder Linksradikalen zutiefst frustrieren muss, und gibt ihr zu verstehen, dass sie wenigstens einen kleinen Teil therof, e.g. sich selbst, rettten solle (und das naturgemäß, in dem sie bei ihm bleibt). Annie möchte etwas über Frankensteins Vergangenheit wissen und trifft dabei wohl einen wunden Punkt. Er erzählt, in einem staatlichen Heim aufgewachen und seit früherster Jugend zum perfekten Rennfahrer gedrillt worden zu sein. „Sie gebrauchen dich, und wenn du fertig bist, tritt der Nächste an deine Stelle!“ Jou, Frankie mag zwar ein Nationalheld sein, aber ein desillusionierter welcher. „Aber ich werde der Letzte sein!“ (Huch, was hat er vor?) In solchen eher depressiven Augenblicken des Lebens bietet sich aufheiternder Sex an. Annie stört aber sein Handschuh an der rechten Pfote, den er nie ablegt. Was da drunter ist, „ist mein Geheimnis“, brummt Frankenstein und verweist bei dieser Gelegenheit auch das Gerücht über „schweizer Feinmechanik“ ins Reich der Fabel: „Nur amerikanisches Know-how!“

Startschuss zur Finaletappe. Calamity Jane scheinen dark forebodings zu plagen (immerhin hat sie ja auch den Wettbewerbsnachteil, von den drei verbliebenen Teams als einzige keinen Navigator mehr zu haben), daher verabschiedet sie sich in sportlicher Fairneß bei den Konkurrenten und dankt für das schöne Rennen. Bei Joe beißt sie allerdings auf Granit: „Spar dir das für die Franzosen auf!“

Joe ist nicht mal bei seinen eigenen Mechanikern populär – als er samt Karre an die Startlinie geschoben wird, lästern die beiden Schrauber über Joes Veilchen (Frankensteins Werk). Start frei und Joe, „temperamentvoller Spaßvogel“, der er laut den Kommentatoren ist, plättet erst mal die beiden renitenten Mechaniküsse. Man muss Punkte mitnehmen, wie sie fallen… Rein routentechnisch entscheidet sich Joe dafür, Frankenstein zu verfolgen, was Myra veranlaßt, über ihre Rolle als Navigatorin nachzudenken. „Myra, es mag Leute geben, die dich nett finden“, spekuliert Joe schätzungsweise eher unzutreffend, „aber für mich bist du so aufregend wie eine kalte Bratkartoffel ohne Salz“. Rein renntechnisch liegt Frankenstein in Führung, Joe aber hat die meisten Punkte und könnte sich daher auch eine Zielankunft als Zweiter leisten.

Die Rebellen machen weiter rebellische Dinge, sie verbuddeln z.B. eine Landmine. Dann greift eine motorisierte Schar Freiheitskämpfer (auf Motorrädern) Calamity Jane an. Jane nimmt den Kampf auf und verfolgt die Angreifer off-road. Der letzte Rebell plättet sich aber durch einen mißglückten Bikestunt selbst und Jane bremst – Zentimeter vor der ihr persönlich natürlich nicht bekannten Mine – ab. Allerdings bestätigt sich erneut, dass Frauen nicht ausparken können. Beim Rangieren/Wenden nämlich löst sie die Mine doch noch auf. BOOM und nur noch zwei Teams im Rennen.

Frankenstein gelüstet es nach einer flüssigen Erfrischung, er lässt sich die Thermoskanne reichen, fummelt, als Annie nicht hinsieht, eine ominöse Pille in die Kanne und täuscht einen soliden Schluck vor, ehe er das Gesöff an Annie weiterreicht, die ebenfalls einen zur Brust nimmt. Lt. Fury bricht indessen auf, um Frankenstein zu fangen. Da will Thomasina aber sowas von dabei sein.

Schnell fühlt sich Annie unpäßlich und beantragt einen Boxenstopp, der natürlich nicht in Frage kommt. Sie verabschiedet sich in eine Ohnmacht, die von Lt. Fury, der sich in einen kuriosen Doppeldecker-Flieger der schwerbewaffneten Sorte (gut ausgerüstet sind die Rebellen ja, muss man ihnen lassen) und Frankensteins Renner im Visier hat, natürlich umgehend fehlinterpretiert wird. „Annie ist tot“, funkt er die entsetzte Thomasina an, die gleich mal einen traurigen Blick auf das Familienfoto aus der Brieftasche wirft. Die Rebellen, insb. Fury, sind säuerlich – volle Attacke. Joe entgeht das nicht. „Willst du ihm nicht helfen?“, blödfragt Myra. Selbst wenn Joe ein Menschenfreund wäre, was er bekanntlich nicht ist, würde er seine blonde Schnalle jetzt für irre halten. Natürlich wird nicht geholfen, sondern gen Ziel gebrettert. Die Rebellen besitzen auch ein vierrädriges Landfahrzeug (mit Logo auf der Tür: ein grüner Baum. Radikale Ökos, ich hab´s gewußt), mit dem zur Frankenstein-Verfolgung geblasen wird. Aber die überlegenen Fahrkünste unseres Helden sorgen schnell dafür, dass der Verfolger sich überschlägt und ausgeschaltet ist. Frankenstein wird zwar in der Schulter verwundet, kann aber sein Auto in einen engen Canyon lenken und Fury, der ziemlich dämlich ist, schraubt sich im Zuge der Verfolgung explosiv gegen eine Felswand.

Die offizielle Stellungnahme der Rennleitung lautet, wieder mal festhalten, dass die „französische Luftwaffe“ Frankenstein angegriffen habe (wozu eine eher traurige Version der „Marseillaise“ einespielt wird). Annie kommt wieder zu sich – Frankenstein entschuldigt sich für die Verabreichung der Schlafpille und den bedauerlichen Tod ihrer Freunde, aber, er ist nun mal schwer entschlossen und kann nicht auf alles und jeden Rücksicht nehmen. „Es tut mir leid, dass es soweit kommen musste“, schnieft Annie und greift dem Driver beherzt ins Lenkrad. Frankenstein gelingt es mit Müh und Not, die Schleuder vor einem verhängnisvollen Abgrund zum Stehen zu bringen und ist jetzt natürlich schon ein wenig angefressen und beleidigt. „Kaum wird´s mal brenzlig“, schon will sich Annie den nächstbesten Abhang runterstürzen? (Was der Sinn ihrer Selbstmordaktion war, verstehe ich übrigens auch nicht. Persönliche Rache? Der Sache der Rebellen würde es doch null und gar nichts nützen). Annie will wissen, auf welcher Seite Frankenstein steht (auf seiner eigenen, würde ich mal vermuten, wie wir alle). Zeit also für die große dramatische Enthüllung. Frankenstein will das Rennen nur deshalb gewinnen, weil nur der Sieger einen feuchten Händedruck des Präsidenten erhält – und unter seinem Handschuh verbirgt sich eine künstliche Metallflosse mit fest angebauter Handgranate (ist sozusagen eine „Hand-Handgranate“, hua-hua). Frankenstein will sich also mitsamt dem Präsi in die Luft sprengen, was´n Schelm (fragt sich, warum er das nicht schon früher getan hat, immerhin hat er das Rennen schon zweimal gewonnen. Was immer Frankie also zum Regimefeind gemacht hat, erfahren werden wir es, Future Doc hat´s mir geflüstert, sowieso nicht, kann also nur im letzten Jahr passiert sein). Ha, what a plot twist!

Nachdem also zu allgemeiner Zufriedenheit geklärt wäre, dass Rebellen und Frankenstein grundsätzlich die gleichen Ziele haben, kann weitergefahren werden. Joe liegt natürlich jetzt in Führung und erklärt Myra, „für den Hass“ siegen zu wollen (naja, ist auch ´n Grund). Frankenstein sitzt ihm aber förmlich im Getriebe, weswegen Joe, der seine Fahrzeugsonderausstattung wohl bei Q geordert hat, einen Ölteppich legt. Nach kurzer Geländeeinlage hat Frankenstein seine Kutsche aber wieder unter Kontrolle und man kann damit fortfahren, sich gegenseitig von der Piste zu schubsen. Annie hat die grandiose Idee – Frankenstein muss doch nur seine künstliche Hand abschrauben! Gesagt, getan, geworfen (zum Glück zielt Annie wenigstens gut). Joe macht BOOM. Jetzt muss Frankenstein also nur noch ins Ziel kommen, was schwer genug ist, weil er ohne Hand schwerlich schalten kann (jetzt wäre ein Automatikgetriebe hilfreich) – Annie muss die Knüppelbedienung (höhö) übernehmen. Frankenstein, dessen geniöser Plan zur Präsidialliquidierung nicht mehr umsatzbar ist, grübelt über Alternativen nach, aber Annie ist unbesorgt – der einzige, dem graue Haare wachsen sollen, sei der Präsident.

Zieleinlauf – Frankenstein ist der erste dreifache Transkontinentalchampion. Da kann der Präsident gleich mal ´ne schöne Rede halten. Die bösen Franzosen, so doziert er, hätten zwar fast alle Rennteilnehmer ermordet, „so, wie sie unsere Industrie ruiniert und unsere Telefonleitungen gekappt haben“ (??!!!??), aber gegen die personifizierte Verkörperung der amerikanischen Tugenden, den unzerstörbaren Frankenstein, sei halt nicht mal ein franzmännisches Kraut gewachsen. Und darum, so fährt der Präses fort, während Frankenstein das Podium erklimmt, ernenne er den Rennsieger zum neuen Heerführer für den anstehenden und mit sofortiger Wirkung erklärten Vergeltungskrieg gegen die Froschmampfer (auch das könnte glatt Dubyah eingefallen sein). Doch im Publikum steht Thomasina und die, immer noch im Irrglauben, Frankenstein hätte Annie gekillt, ballert gen Podium und Frankenstein um (laxe Security für ein totalitäres Regime). Doch surprise, surprise – unter der Frankenstein-Maske verbirgt sich Annie (duh, liebe Oma Paine)! Der wahre Frankenstein nimmt nämlich gerade mit seiner Kalesche Anlauf und bohrt sich mit Full Speed in des Präsidenten Podium (und kassiert von der unparteiisch mitzählenden Computerstimme die entsprechenden Punkte). Sieg! Jubel! Frankenstein-Sprechchöre! Der König ist tot, es lebe der König!

Genau so ist es. Durch die erfolgreiche Keulung des Präsidenten ist Frankenstein folgerichtig der neue Oberkäse (das gute alte Prinzip des größeren Knüppels also). Und als solcher heiratet er wenig später Annie und kündigt Demokratie, freie Wahlen und ein Mehrparteiensystem an. Sogar die Rebellen dürfen sich beteiligen (um ausnahmsweise mal Hahn/Jensen zuzustimmen: so einfach ist das!). Der Regierungssitz wird „wieder“ nach New Angeles verlegt („wir sind zu lange von Übersee aus regiert worden“. Hm.) und Thomasina Paine schimpft sich Ministerin für amerikanische Sicherheit (ja, Rebellen, hehres Anliegen und so, trotzdem Bock, Gärtner usw.). Und die kündigt gleich mal eine Null-Toleranz-Politik gegenüber „Rebellen“ an – wem´s nicht passt in Amerika, der soll abhauen (ich muss mir echt überlegen, welches Regime mir schlußendlich sympathischer ist. Im „neuen“ Amerika von Frankenstein und Thomasina möchte ich glaub ich auch nicht leben). Während der Soundtrack programmatisch „America the Beautiful“ einspielt, stellt sich natürlich noch die Frage nach dem Rennen. Das, so verkündet die neue Regierungsspitze, wird aufgrund unnötiger Zurschaustellung von Gewalt und „Männlichkeit“ (man befrage dazu bitte Calamity Jane und Matilda) ersatzlos gestrichen. Und das bringt nun wieder Junior auf die Palme, der entgegen des wohlgemeinten Ratschlag Harolds, den neuen Präsidenten nicht mit „impertinenten Fragen“ zu belästigen, nachhakt. Sein nicht ganz von der Hand zu weisender Punkt: Nur der erwähnten Gewalttätigkeit verdankt auch Frankenstein seine Popularität, und abgesehen davon (hier allerdings könnte man diskutieren, wenngleich unter Berücksichtigung jüngerer politischer Ereignisse, durchaus auch auf seiten Juniors) wäre doch gerade die Gewalt das, was das amerikanische Volk sehen will und das, was den „American Way of Life“ ausmache. Das amerikanische Volk, resümmiert Junior, wird sich das nicht bieten lassen (Aufruf zur Konterrevolution). „Wie lange willst du dir das noch anhören?“, erkundigt sich Annie und weil beide schon in ihrem schicken neuen Flitzer sitzen, kann Frankenstein lässig „keine Sekunde länger“ antworten und Junior überfahrtechnisch in den Orkus pusten…

Dann düdelt schon der Nachspann los und ein Erzähler versucht, durch ein paar anthropologische Blödsinnigkeiten zu konstruieren, dass die menschliche Intelligenz letztendlich durch die Entdeckung von Waffen und Gewalt zustandekam.

So macht Roger Corman Spaß. Death Race 2000 aka Frankensteins Todesrennen aka Herrscher der Straße (so nennt sich eine OOP-Marketing-DVD-Veröffentlichung) ist ein temporeicher, aktionsgeladener Trashfetzer mit leisen gesellschafts- und medienkritischen Untertönen. Wobei Roger Corman sicherlich keinen gesteigerten Wert auf Sozialkritik gelegt hatte, sondern einfach einen billigen Actionfetzer für die Drive-ins wollte (bei Paul Bartel sieht die Sache schon wieder anders aus – der Mann hat durchaus eine gewisse Agenda, vgl. Eating Raoul, Scenes from the Class Struggle in Beverly Hills). Death Race 2000 ist filmhistorisch m.E. ein kleines Kuriosum, als der Streifen gleichwohl als direkter Billig-Nachkomme von vorhergehenden Werken zu sehen ist, gleichzeitig aber auch inspirierend für eine ganze Reihe durchaus erfolgreicher späerer Filme fungiert. Ich erkläre :-). Ursprünglich dürfte Geldgeber Corman der Gedanke an eine flippige, junges Publikum interessierende Variante von Rollerball gereizt haben – auch im Norman-Jewison-Semiklassiker geht´s zentral um ein gewalttätiges Sportereignis, dessen unumstößlicher Hero (dort Jonathan E., hier Frankenstein) zu einer Gefahr für das (in Rollerball aber erkennbarer als Herrschaft der Großkonzerne definierte) Regime wird. In Rollerball allerdings nimmt der gesellschafts- und politikkritische Kram (und angesichts einer gewissen schwerverdaulichen Verquastheit kann der Terminus „Kram“ sicher so stehenbleiben) mindestens gleichberechtigten Raum ein wie die beinharte Action. Death Race 2000 ist sozusagen Rollerballs Schmuddelvariante – die Gesellschaftskritik wird auf ein kaum erkennbares Maß zurechtgestutzt, dafür die Action hochgefahren. Das geht soweit, dass die kritischen Aspekte des Scripts von Charles B. Griffith (Little Shop of Horrors) und Robert Thom (Bloody Mama, nach Motiven von Ib Melchior (The Angry Red Planet), größtenteils ins Leere laufen, weil sowohl das, wofür die Rebellen eintreten, das, wofür das Regime des Präsidenten steht, und ganz besonders Frankensteins Motivation völlig undefiniert bleiben. Was erfahren wir letztlich über die politischen Begleitumstände? Der Präsident führt ein irgendwie pseudoreligiös orientiertes, totalitäres Ein-Parteien-System, das aber, abgesehen vom Todesrennen selbst, keine empfindlichen Nachteile für seine Bevölkerung zu bringen scheint (gut, es scheint mediale Gleichschaltung vorzuliegen, aber das bringen große Führer ja auch problemlos in einer Demokratie fertig) – und scheinbar wird ja (auch hier mal abgesehen von der Rollstuhlbande, die Frankenstein zum Fraß vorgeworfen wird) auch niemand gezwungen, sich das Rennen anzusehen oder sich auf die Strecke zu stellen. Ein wie auch immer gearteter Terror ist da nicht zu sehen. Wir müssen uns diesbezüglich treudoof auf die Aussagen von Thomasina Paine verlassen und auch die hat außer einiger Allgemeinplätze wie „blinder Gehorsam“ und „Menschenrechte“ nicht viel zu bieten, eben auch nicht dahingehend, was sie und ihre Mitstreiter zu verbessern gedenken.

Tja, und Frankenstein, der bleibt wirklich ein Phantom. Was genau ihn, außer einer gewissen grundsätzlichen Angepißtheit (und die wird auch nur in dem einen character moment, in dem Annie ihn nach seiner Vergangenheit fragt, deutlich), dazu bewegt, den Präsidenten killen zu wollen, bleibt vollkommen unklar (und selbst das widerspricht dem gesetzten Zeitrahmen: Frankenstein ist „in einem staatlichen Heim aufgewachsen, um zum perfekten Rennfahrer zu werden“. Nun, der Film selbst etabliert, dass der Präsident seit 20 Jahren im Amt ist, und seit 20 Jahren auch das Rennen gefahren wird. Frankenstein ist aber weit älter als 20 Jahre, was implizieren würde, dass die staatlichen Heime und mithin das Rennen länger existieren. Da beißt sich doch was). Mehr als ein „ist so, akzeptier´s oder lass es“ hat der Film dahingehend nicht zu bieten.

Aber, wie gesagt, das ist ja genau das, worauf ich ein paar Absätze weiter oben hinaus wollte. Gesellschafts- und Medienkritik (es wird ja auch Manipulation der Medien angedeutet, ebenso wie die Sinnentleertheit der Übertragungen und ihrer Begleitprogramme) sind nicht mehr als glückliche Nebenerscheinung in einem Film, der nichts als ein Actionfilm sein will, und da war, sicherlich auch in Folge des soeben ruhmlos beendeten Vietnam-Krieges (huch, jetzt werd ich aber wirklich abgehoben), ein bisschen Bashing zu Lasten der Regierigen quite hip.

Also, verlassen wir die Belange der gesellschaftspolitischen Relevanz. Im Sinne eines Action-Reißers funktioniert das Script ziemlich gut und erlaubt sich für einen billigen B-Film relativ wenige größere logische Schwachmatigkeiten. Es erfüllt seinen Zweck, nicht mehr, nicht weniger, wobei ich natürlich auf die comichafte Charakterisierung der diversen Rennteilnehmer verweise und zugebe, mich tierisch beömmelt zu haben, als der Präsident die Franzosen als Volksfeinde der Amerikaner ausmachte – das ist, gerade die heutige politische Situation im Blickfeld habend, ausnehmend lustig und wahrhaft prophetisch von Griffith und Thom. Klasse.

Wichtig ist die Action, und jetzt komme ich auf den nächsten Punkt von weiter oben zurück (ja, nächstes Mal liefere ich eine Flowchart mit), die Vorbildfunktion für spätere Filme. Ich glaube guten Gewissens vertreten zu können, dass ein Film wie Death Race 2000 ein nicht zu vernachlässigender Einfluss für spätere gewalttätige Stuntorgien wie (festhalten) Mad Max & Co. gewesen ist – da wie dort haben wir bizarr aufgemotzte Autos, die als Waffen eingesetzt werden – wo Death Race 2000 allerdings durchaus auf camp value in Form der skurrilen Charaktere und Kostümierungen setzt, gibt´s bei Mad Max eben Zynismus und Nihilismus (verdammt, ich beginne langsam Ausdrücke zu verwenden, mit denne ich mich im Feuilleton der SZ oder FAZ bewerben könnte. Was ist nur mit mir los? Maamiii!!). Stunt-Arrangement, Fahraufnahmen etc. weisen aber deutliche Verwandschaft zwischen Bartels Rennfilm und Millers Australo-Klassiker auf (und dass Death Race 2000 die Welle der Cannonball-Filme losgetreten hat, muss ich ja nicht noch mal erwähnen). Übrigens, weil´s mir gerade einfällt, ist als kleines Trivia am Rande noch zu vermerken, dass dieser Corman-Film 1976 eine der vermutlich ersten Videospieladaptionen der Weltgeschichte erlebte. Auch nicht schlecht.

Okay, zurück zum Film und zur Action. Stuntdriving und Action sind nicht von schlechten Eltern, allerdings nicht mit den Materialschlachten zu vergleichen, die heutzutage schon von RTL-Serien veranstaltet werden, was sicherlich schon einmal dem schmalen Budget zu verdanken ist – für großflächige Destruktionen gab´s einfach keine Kohle. Die Fahraufnahmen sind durchaus gefällig, hätten mir aber besser gefallen, wenn sie nicht größtenteils artifiziell beschleunigt, sprich hochgespeedet, wären (Gebetsmühle-anwerf: Ich halte das für ein miserables Stilmittel, egal, ob das in Martial-Arts-Filmen oder eben Autorennfilmen angewandt wird. Das beraubt z.B. auch die an sich ziemlich gigantische finale Zerstörungsfahrt in Jackie Chans Thunderbolt jeglicher Dynamik).

Beinhart und blutig sind die Splattereffekte – es gibt nicht unbedingt viele davon und sie liegen alle im Bereich von Sekundenbruchteilen (ansonsten hätte ich mir auch nicht vorstellen können, das der Streifen selbst heute ungeschnitten als 16er durchkommt. Jaja, Wrong Turn, Final Destination 2 usw., aber dies hier ist ein ALTER Film und bei denen erweist sich die FSK ja nach wie vor als ziemlich ungnädig). Gebraucht hätte es die blutigen Einlagen für den Film sicher nicht (denn, in Tradition der meisten „kritischen“ Actionfilme, er bedient sich damit genau der Methoden, die er vorgeblich anprangert, nämlich sinnloser Gewaltdarstellung), aber sie stellen den Splatterfreund zufrieden.

Kameraführung und Schnitt sind für einen 70er-Jahre-Corman-B-Film ansehnlich, die Musik teilweise etwas unpassend gewählt (aber offensichtlich auch an einem Südstaaten-Drive-in-Publikum ausgerichtet), die Inszenierung selbst von Paul Bartel (neben den oben genannten Filmen z.B. auch Amazing Stories und auch gern und oft als Schauspieler unterwegs) flott und temporeich.

Kommen wir zu den Schauspielern. Kung Fu und gekillter Bill David Carradine steht die Rolle des wortkargen lakonischen Individualisten, der mit niemandem wirklich gut zurecht kommt, gut zu Gesicht (und im Gegensatz zu landläufiger Meinung verbringt er nicht die meiste Zeit hinter der Maske). Simone Griffeth (Annie) kennt der badmovies.de-Veteran aus Swamp Girl. Ihre Rolle ist ein wenig zu indifferent, um größere schauspielerische Leistungen zu erfordern, aber immerhin ist sie sich nicht zu schade, aus den Klamotten zu fahren und das ist auch was wert.

Sylvester Stallone, unmittelbar vor seinem großen Durchbruch, ist als Joe Viterbo eine echte Schau (nicht nur wegens eines geschmacklosen Anzugs), sondern auch wegen einer wirklich amüsanten Performance. Keine große Schauspielkunst, zweifellos, aber im Kontext der Rolle absolut auf den Punkt gebracht. Calamity Jane wird von B-Film-Ikone und Bartel-Stammschauspielerin Mary Woronov recht überzeugend gemimt (wobei auch hier keine besonderen Anforderungen gestellt werden). Woronov kennt der B-Film von Welt u.a. aus Silent Night, Bloody Night, Jackson County Jail, Rock´n´Roll High School, Mortuary Academy, Chopping Mall oder Watchers II. Auch in Rob Zombies anstehendem The Devil´s Rejects wird sie dabei sein. Frauenknastexpertin Roberta Collins mimt, durchaus gut aufgelegt, die böse Nazihunnin Matilda. Sie ist bekannt und beliebt aus badmovies.de-Favourites wie Woman in Cages, The Big Doll House (irgendwann, I promise!), Caged Heat und Tobe Hoopers Eaten Alive. Als Nero the Hero stellt sich Martin Kove vor, den wir auch, durchaus in aus härterem Holz geschnittenen Rollen, aus zahlreichen B-Movies von Shadowchaser bis Crocodile II kennen und lieben.

Die überzeugend nervtötende Quasselstrippe Junior Bruce wird von real-life-DJ Don Steele verkörpert, der in den 70er Jahren in einer ganzen Reihe von Filmen DJs und ähnliche Gestalten mimte (u.a. in Gremlins oder KISS meets the Phantom of the Park. In einer Mini-Nebenrolle als Mechaniker gibt sich auch der spätere Kultregisseur John Landis die Ehre.

Nachdem die Marketing-DVD offensichtlich OOP ist, hat sich Best Entertainment des Films angenommen und ihn unter dem Originaltitel und mit Herausstellung von Sly Stallone auf dem Cover (inklusive auf dem Frontcover abgedruckter Screenshots aus Rocky und Rambo) auf den Budget-Markt geworfen. Der Vollbildtransfer ist nicht wirklich gut, sondern von einem deutlich bemerkbaren Grundrauschen gezeichnet und verhältnismäßig unscharf. Die Kompression ist anständig, dito der Kontrast. Für 5 Euro darf man ersichtlich nicht mehr erwarten.

Akustisch belästigt uns Best mit der (wie oben ausführlich dargelegt) gelegentlich verfälschenden deutschen Synchronfassung in 2.0-Dolby-Qualiät (haha). Deutlich vernehmbares Rauschen ist zu diagnostizieren, die Musik ist ein ziemlicher Brei im Hintergrund, aber die Dialoge sind noch gut verständlich.

Als sogenannte Extras gibt´s eine Roger-Corman-Filmographie, den Original-US-Trailer von Death Race 2000 und die Trailer zur Carnosaurus-Reihe. Dafür erspart uns Best die übliche sonstige Trailershow.

Last Words: Von Death Race 2000 eine ernsthafte gesellschaftskritische Aussage zu erwarten, ist natürlich zu viel verlangt – es handelt sich um einen anspruchslosen Actionreißer der härteren Sorte, der sich das Deckmäntelchen vermeintlicher Anti-Gewalt-Message umgehängt hat. Immerhin, da wurde mehr Hirnschmalz in die Story investiert als bei den meisten anderen Billigkloppern der 70s, aber aus den oben ausführlich analysierten Gründen verfehlt die Aussage jegliche Wirkung. Erfreuen wir uns statt dessen an einem rasant inszenierten Actionfilm mit verhältnismäßig guten darstellerischen Leistungen, akzeptabler Stuntarbeit und einer schwarzhumorigen Note (die mich natürlich an das uralte 64re-Game „Speed Racer“, oder hieß es „Street Racer“, I forget, erinnerte). Sicherlich jenseits aller diskutablen Grenzen guten Geschmacks, aber spaßig, kurzweilig, und hochgradig unterhaltsam – kurzum: cartooneskes Comic-Kino der besten Sorte. Wer´s ernst nimmt, ist selber Schuld, wer darüber lachen kann, wenn alte Leute in Rollstühlen zum Überfahren vor die Tür gestellt werden, wird sich naß machen. Ausgezeichneter Partystoff! Und deswegen noch mal der erste Satz der Analyse als Wiederholung: so macht Roger Corman Spaß!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 8


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