Frankensteins Haus

 
  • Deutscher Titel: Frankensteins Haus
  • Original-Titel: House of Frankenstein
  •  
  • Regie: Erle C. Kenton
  • Land: USA
  • Jahr: 1944
  • Darsteller:

    Boris Karloff (Dr. Gustav Niemann), J. Carrol Naish (Daniel), Lon Chaney jr. (Larry Talbot/Der Wolfsmensch), John Carradine (Dracula), Anne Gwynne (Rita Hussman), Peter Coe (Carl Hussman), Lionel Atwill (Inspector Arnz), Elena Verdugo (Ilonka), George Zucco (Professor Lampini), Glenn Strange (Das Monster)


Vorwort

Im Gefängnis von Neustadt schmachtet seit fünfzehn Jahren Dr. Gustav Niemann mit seinem buckligen Gehülfen Daniel vor sich hin. Wie einst Dr. Frankenstein ist er besessen von Gehirntransplantationen und künstlichem Leben, wurde wegen diesbezüglicher, Leichenteile beinhaltender Experimente in Vasaria einst verknackt, lässt sich aber von derlei Widrigkeiten nicht abhalten und arbeitet auf rein theoretischer Basis weiter (Narrenhände bemalen in diesem Falle Zellenwände mit Formeln und graphischen Darstellungen der Experimente). Daniel, der Bucklige, mischt mit, weil er sich von Niemann einen besseren Körper erhofft. Kollege Zufall kommt den Eingeknastelten in Form eines Sturms zu Hilfe – der reißt die Mauern des Gefängnisses ein und erlaubt ihnen die Flucht…

Professor Lampini, Inhaber einer mobilen Jahrmarkts-Horrorschau, gabelt die Flüchtigen auf. Der Mann hat keine Feld-, Wald- und Wiesengeisterbahn, sondern eine Spezialattraktion – das originale Skelett des leibhaftigen Grafen Dracula, nur echt mit dem Pflock zwischen den Rippen. Weil Lampini sich nicht Niemanns Willen unterwerfen will, muss er ins Gras beißen. Niemann nimmt seine Identität an und reist nach Reigelburg, wo er den mittlerweile dort in Amt und Würden bürgermeisternden Hussmann aus purer Rache für die einstmalige Verurteilung umbringen will.

Hussmann hat einen Enkel namens Carl und eine amerikanische Schwiegertochter namens Rita, die, being american and stuff, ganz begeistert davon ist, sich um Mitternacht die Spätvorstellung der Horrorshow anzusehen. Hussmann wird, ebenso wie Polizeiinspektor Arnz, von ihr mitgeschleift. Niemann aka Lampini führt das Dracula-Skelett vor, aber Hussmann verlacht die Attraktion. Niemann schäumt vor Wut und entfernt den Pflock aus dem Vampirskelett – einen (für 1944 ausgezeichneten) Effekt später ist Dracula in Fleisch und Blut wieder auf dieser unserer Welt. Ein Unterstützungsabkommen auf Gegenseitigkeitsbasis ist schnell geschlossen, für fortwährenden Schutz ist der alte Halsbeißer bereit, Niemann die ein oder andere Gefälligkeit zu erweisen. Und er macht sich flott ans Werk, beißt in Fledermausform Hussmann tot, hypnosaftet Rita und entführt das Mädel. Die berittene Gebirgsmarine unter Arnz‘ Führung nimmt die Verfolgung auf. Niemann vergißt die versprochene Hilfeleistung und opfert den Vampir, um selbst unauffällig entkommen zu können. Mit Draculas erneutem Tod durch Sonnenlicht wird der Hypno-Bann von Rita genommen…

Niemanns nächstes Ziel ist das Dorf Frankenstein, wo er die Aufzeichnungen des alten Monsterbastlers zu finden hofft. Vor Ort entbrennt Daniel in ewiger Liebe zu der Zigeunertänzerin Ilonka und rettet sie vor dem mißgünstigen Clanchef Fejos und dessen Peitsche. Erwartungsgemäß ist Ilonka von Daniels Hässlichkeit eher schockiert, findet ihn aber trotzdem ganz nett. In einem der wüsten Anfälle von Dis-Kontinuität, die die Frankenstein-Serie schon seit längerem auszeichnet, ist Frankenstein nunmehr wieder der Ort, an dem Ludwig Frankenstein einst mit dem Monster experimentierte und Dr. Mannering den Wolf Man zu heilen versuchte (ungeachtet der Tatsache, dass das ein bzw. zwei Filme früher noch in Vasaria, das jetzt eh „Visaria“ heißt, stattfand). In den Ruinen des Frankenstein-Schlosses stossen Niemann und Daniel auf die in einer Eisgrotte (!) tiefgefrorenen Monster und tauen sie auf. Niemann erhofft sich von den Tiefkühlmonstern Informationen über den Verbleib der Aufzeichnungen. Larry Talbot ist sauer, wieder einmal unter die Lebenden geholt zu werden und damit wieder dem Werwolfs-Fluch anheim gefallen zu sein, aber Niemann kann ihn mit der Aussicht auf endgültige Heilung einwickeln. Mit Talbot, dem stark angeschlagenen Frankenstein-Monster und der Gebrauchsanweisung Henry Frankensteins im Gepäck macht sich der Tross auf nach Vasaria, wo Niemanns altes Labor auf neue Belebung wartet.

Für Daniels Geschmack macht Ilonka Larry Talbot zu schöne Augen – klar, gegen Daniel kann sogar der Nicht-Adonis Larry gut aussehen. Der Bucklige schiebt heftige Eifersucht, aber für derlei Kinkerlitzchen hat Niemann keinen Nerv. Zunächst mal gilt es, sich an den zwei Zeugen, die Niemann einst hinter Gitter brachten, zu rächen. Aus denen werden unfreiwillige Gehirnspender für Niemanns finstere Experimente. Sein (mir nicht ganz plausibler) Plan: die beiden sollen zukünftig die diversen Monster-Körper bewohnen. Allerdings scheint der Herr Doktor ein wenig den Überblick verloren zu haben, fügt er doch einen Satz später an, dass er das Monster-Gehirn in Larrys Körper verpflanzen möchte (ganz so, als wären Wolfsmensch und Larry Talbot zwei unterschiedliche Entitäten mit unterschiedlichen Gehirnen). Dies erzürnt Daniel, der sich selbst Hoffnungen auf Larrys Körper gemacht hat, um damit bei Ilonka landen zu können (den kleinen Haken des Werwolfsdaseins nimmt Daniel wohl gern in Kauf). Angesäuert bindet Daniel Ilonka ans Bein, dass Larry seines Zeichens ein Lykanthrop ist und erntet für diese völlig richtige Information blanken Hass: „Du lügst, und außerdem bist du gemein und hässlich!“ Dabei hat er ja völlig Recht – es ist übrigens mal wieder Vollmond und damit Zeit für’s Gassi gehen mit Wölfi. In Wolfsform tötet Larry einen Dorfbewohner und ist ganz zerknirscht, zumal er sich in der nächsten Nacht wieder verwandeln werde und vielleicht sogar Ilonka umbringen werde (erstens: äh, ich dachte, Vollmond gibt’s nur EINMAL pro Monat, und zweitens, nein, natürlich entschuldigt sich Ilonka nicht beim armen Daniel, nachdem sie auch von Larry erfährt, was Sache ist). Im übrigen präzisiert Larry die Methode, wie man einen Werwolf erfolgreich plättet: eine Silberkugel, abgefeuert von jemandem, der den Werwolf „genug liebt, um zu verstehen!“ Da fühlt sich Ilonka betroffen, erinnert sich an ihre Ausbildung im Gold- und Silberschmiedhandwerk und backt sich eine Silberkugel.

Während sich in den Wäldern um Niemanns Labor bereits der übliche fackelbewehrte Mob der Dörfler zum Sturm sammelt, bastelt Niemann am Frankenstein-Monster: 100.000 Megavolt (!!!) sollen die Kreatur zu neuem Leben erwecken. Und Ilonka plant, Larry zu erlösen – das sollte doch einen netten Showdown abgeben…


Inhalt

Nachdem „Frankenstein meets the Wolf Man“, das erste Franchise-Crossover der Universal Studios, doch wieder genug Kohle eingespielt hatte, um eine weitere Fortsetzung lukrativ erscheinen zu lassen, kamen die schlauen Studioköpfe auf den grandiosen Gedanken, die Crossover-Idee weiterauszubauen und auch noch den blutsaugenden Vampir Dracula (zuletzt von Lon Chaney jr. in „Draculas Sohn“ verkörpert) einzubauen (ursprünglich sollte auch noch die „Mumie“, von Universal nach dem noch zu würdigenden Boris-Karloff-Klassiker auch durch ein ganzes Rudel unterfinanzierter Sequels gehetzt, mitmischen, was aber aus Budgetgründen verworfen wurde. Dennoch wurde der Film als Aufeinandertreffen von FÜNF Monstren vermarktet – die cleveren Marketingstrategen zählten den „Mad Scientist“ und den „Hunchback“ als Monster).

Als Regisseur wurde Erle C. Kenton verpflichet, der bereits „Ghost of Frankenstein“ realisiert hatte, als besonderes Plus kehrte, nach zwei Filmen Auszeit, Boris Karloff in die Serie zurück, allerdings mitnichten, um das Monster zu spielen, nein, in einem spektakulären Seitenwechsel mimte er nunmehr den Mad Scientist. Lon Chaney jr. gab erneut den Wolfsmenschen, die Rolle des Frankenstein-Monsters übernahm den unbekannte Western- Nebendarsteller Glenn Strange und als neuen Dracula verpflichtete man den bis weit in die 80er Jahre im Horror-Genre nahezu unverzichtbaren John Carradine, der in der „Frankenstein“-Reihe bis dato nur als Jägersmann in „Frankensteins Braut“ aufgetaucht war.

Die Story erdachte erneut Curt Siodmak, die Ausformulierung in Drehbuchform besorgte allerdings Edward T. Lowe jr., der 1915 sein erstes Script ablieferte, u.a. 1923 die legendäre Lon-Chaney-sen.-Version des „Glöckners von Notre Dame“ schrieb und in der Tonfilmära für einige beliebte Detektiv-Filmserien wie „Bulldog Drummond“ und „Charlie Chan“ Bücher ablieferte. Die Kamera bediente erneut George Robinson, die Effekte teilten sich wie üblich Jack Pierce (Make-up) und John Fulton (Trickfotografie).

Auch wenn Universal das Konzept auslutschte wie ein drei Wochen altes Drops – man kann dem Studio nicht vorwerfen, es hätte nicht professionell arbeiten lassen; die Voraussetzungen hätten viel schlimmer sein können, auch wenn man sich schon gefährlich dem puren „camp“ annäherte.

Ändert nur leider nichts daran, dass das Script, was seine Monster angeht, ein ziemlicher Schuss in den Ofen ist – was vor allem daran liegt, dass der schreibenden Zunft zum eigentlichen Thema „Monster-Crossover“ nicht wirklich was gewinnbringendes eingefallen ist, vielmehr macht „House of Frankenstein“ den Eindruck, als hätte man zwei Kurzfilme aneinandergeschnitten – die Dracula- und die Werwolfs-Episode (vom Frankenstein-Monster will ich gar nicht reden) laufen ohne jegliche Berührungspunkte, sie haben keinen Zusammenhang (lustigerweise wurde in den 60er Jahren, als 8-mm-Heimkinofilme populär wurden, die Dracula-Geschichte quasi als „Single“ unter dem Titel „Doom of Dracula“ ausgekoppelt…), die Monster haben keinerlei Interaktion (es kommt nicht mal zu einem Kampf zwischen Werwolf und Frankenstein- Monster). Speziell die Dracula-Episode macht einen sehr alleingelassenen Eindruck (was schade ist, da sie eigentlich die sorgfältiger geschriebene ist und durchaus Potential hätte; die Beziehung zwischen Dr. Niemann und dem Vampir birgt einiges an an dramaturgischen Möglichkeiten, die völlig ungenutzt bleiben), sie ist für die Handlung irrelevant und schindet nur gut zwanzig Minuten Laufzeit, ehe wir zum eigentlichen Plot kommen, der dann wieder einmal um Larry Talbot kreist und, wie es sich schon in „Frankenstein meets the Wolf Man“ andeutete, das Frankenstein-Monster selbst zur Staffage im Hintergrund degradiert, das nur noch des Wiedererkennungswerts wegen mit von der Partie ist. Schon bedenklich, wie Universals berühmtestes Monster inzwischen wirklich zur besseren Komparserie verkommen ist (und einmal mehr möchte man Boris Karloff zu seiner Entscheidung beglückwünschen, nach „Son of Frankenstein“ das Handtuch zu werfen). „House of Frankenstein“ ist, trotz seines Titels, bestenfalls ein halber „Dracula“ und ein halber „Wolf Man“, hat mit Frankenstein und seiner Kreatur aber wirklich nur noch ansatzweise zu tun.

Wie schon gewohnt und in der Inhaltsangabe schon angeklungen verheddert sich der Streifen heftig in der internen Continuity (besonders der geographischen) der Serie, was ich, da wiederhole ich mich, glaube ich, besonders schade und lässlich finde, da die Filme ja doch in enger zeitlicher Abfolge entstanden sind – sowas KANN man mit etwas gutem Willen korrigieren, aber Universal, auch das habe ich schon an anderer Stelle erwähnt, sah in seinem Horror-Franchise wohl nur noch eine einfache Methode zum schnellen Geldscheffeln. Angesichts diverser Logiklöcher (was hat Dr. Niemann eigentlich mit seiner Hirnchen-wechsel-dich-Spielerei vor?) darf man wohl schon froh und dankbar sein, dass der Autor sich nicht einen neuen angeheirateten Schwippschwager derer von und/oder zu Frankenstein aus dem Daumen lutschte, sondern mit Niemann einen neuen, externen Charakter ins Spiel brachte, der, ähnlich dem Dr. Praetorius in „Bride of Frankenstein“, für neuen Schwung sorgt. Was allerdings nichts daran ändert, dass der Showdown eine echte Enttäuschung ist.

Ein paar gute Ideen verirren sich allerdings doch ins Script, die sind aber weniger im Horrorö und Monstergehalt, sondern eher im character stuff zu finden. Sowohl Daniels Beziehung zu Niemann als auch die bizarre Dreiecksliebesgeschichte zwischen ihm, Ilonka und Larry sorgen dafür, dass dem Streifen trotz des Verzichts auf große Monsteraction nicht die Puste ausgeht (und, auch hier sei mir die Wiederholung erlaubt, aus dem Niemann/Dracula- Angle hätte man durchaus einen eigenständigen Abendfüller stricken können).

Wenn man von den dramaturgischen Schwächen absieht, erweist sich der Film aber als von routinierter Hand gestrickter, flott dahinrollender Kintopp. George Robinson zaubert wieder einige ansprechende Bilder (teilweise auch mit leicht gekippter Kamera) und beweist, dass die klassischen Universal-Filme bei aller Kommerzreißer- Mentalität eigentlich immer gut fotografiert waren. Regisseur Kenton lässt, was bei zwei fein säuberlich getrennten Plots und nur 68 Minuten Laufzeit auch kein soo großes Kunststück ist, keine Langeweile aufkommen, auch wenn die Monster selbst nur wenig screentime haben (das ist irgendwie der running gag dieses Reviews, fürchte ich).

Erle C. Kenton, der auch schon „Ghost of Frankenstein“ zu einer recht kurzweiligen Angelegenheit gestaltete, macht aus dem episodenhaften Script das bestmögliche – der Streifen ist recht schwungvoll, ist optisch ansehnlich geraten und schafft es beinahe zu übertünchen, dass das, wofür man eigentlich bezahlt hat, nämlich ein munter meuchelndes Monstertrio, verdammt kurz kommt.

Sogar einige nicht unspektakuläre Stunts sind zu bewundern (von einem könnte man, wenn man will, sogar eine direkte Linie zur Megagraupe „Van Helsing“ ziehen, aber da ich steif und fest behaupte, dass es einen Film wie „Van Helsing“ nicht gibt, tue ich das nicht).

Die fotografischen Tricks von John P. Fulton sind ausgezeichnet – neben der on-screen- Verwandlung von Fledermaus in Vampir und umgekehrt (da spielt wieder, wie schon bei „Son of Dracula“, Kollege Zeichentrick die helfende Hand) beeindruckt vor allem die „Wiedererweckung“ Draculas – wenn sich Draculas Skelett per zwar simpler, aber wirkungsvoller Überblendungstechnik über die Zwischenstation Blutgefäßsystem/Muskeln in John Carradine verwandelt, entlockt das auch heute noch ein wohlwollendes Nicken. Die Masken von Jack Pierce erfüllen ihren Zweck, aber auch nicht mehr – Chaneys Werwolfsmaske regt immer noch hauptsächlich die Lachmuskeln an, Stranges Frankenstein-Monster-Make-up wirkt der mangelnden Screentime des Monsters angemessen eher lau.

Der Score, eine Mixtur aus Originalklängen von Hans J. Salter und Stock Music aus früheren Monsterfilmen, trägt zeitgemäß dick auf.

Zu den Schauspielern – Boris Karloff sorgt eigentlich immer für zufriedene Gesichter im Publikum. Manch einer warf Karloff vor, die Rolle des mad scientists Dr. Niemann im Automatik-Modus zu absolvieren – das kann man so sehen, muss man aber nicht. Mir persönlich gefällt sein zurückgenommenes, sachlich-distinguiertes Spiel sehr gut als Konterpart zu dem bislang in der Serie gewohnten over-the-top-Acting der diversen Monsterbaumeister von Colin Clive bis Patrick Knowles. Karloff pendelt mit minimalem mimischen Aufwand, aber sehr gutem Effekt zwischen Kaltblütigkeit, die ihn ohne mit der Wimper zu zucken Morde in Auftrag geben lässt und gelegentlich durchschimmernder Menschlichkeit. Die Show gestohlen wird ihm allerdings von J. Carrol Naish als Daniel, der Bucklige. Naish hatte zum Drehzeitpunkt schon fast 150 Filme auf dem Buckel und sich durch so manche „Bulldog Drummond“- oder „Mr. Moto“-Folge gespielt, auch mit dem Horrorfach schon Bekanntschaft gemacht („The Monster Maker“). Als Daniel bietet er eine fast schon anrührende Performance. Seinen schwermütigen, unglücklich verliebten Buckligen wünschte man sich in „Bride of Frankenstein“, wo die von mir schon oft herangezogene „Solidarität der Schwachen“ in James Whales Vision ausgeprägt war. Naish spielte später in einer 50er-Jahre-TV-Serie den Charlie Chan und schaffte es 1971 in Al Adamsons Trashheuler „Dracula vs. Frankenstein“ noch zum Dr. Frankenstein persönlich. .

Lon Chaney jr. hat als Larry Talbot nicht wirklich viel zu tun – er taucht erst zur Halbzeit auf und hat nicht mehr als seine bereits zu diesem Zeitpunkt in der Serie bekannten und ermüdenden „I want to die“ -Statements zu murmeln. Man kann sagen, dass sein Charakter kein besonders toller ist, aber den hat er zumindest drauf…

John Carradine gibt einen interessanten Dracula ab, der mit seinen Vorgängern Bela Lugosi und Lon Chaney jr. überhaupt nichts gemein hat. Carradine spielt den Grafen mit viel Understatement als leicht blasiert wirkenden Aristokraten. Leider ist sein Auftritt zu kurz, um nachhaltig Eindruck schinden zu können. Ein *kompletter* „Dracula“-Film mit Carradine wäre sehr interessant geworden, spekuliere ich mal.

Glenn Strange korrigiert den von Bela Lugosi hinterlassenen Eindruck des Frankenstein- Monsters wieder stärker in Richtung der Karloff-Interpretation (kein Wunder, denn Karloff war ja notgedrungen am Set und gab Strange Tipps) – alas, er hat quasi nichts zu tun, da das Monster erst in den letzten drei-vier Minuten überhaupt handlungsrelevant eingreift – insgesamt ein wirkungsloser und überflüssiger Auftritt.

In den Nebenrollen gibt’s u.a. ein Wiedersehen mit Lionel Atwill, mal wieder in anderer Rolle als in den letzten drei Frankenstein-Filmen (das muss für das zeitgenössische Publikum ziemlich verwirrend gewesen sein). Ann Gwynne und Elena Verdugo teilen sich sozusagen die weibliche Hauptrolle. Gwynne gefällt mir dabei etwas besser (auch optisch, ähem), aber beide Frauen machen einen ganz akzeptablen Job. Peter Coe bedient die praktisch unnötige Rolle des Carl Hussmann eindruckslos. Eine Fußnote der Filmgeschichte sei nicht verschwiegen – in Coes Haus verstarb 1978 der legendäre Ed Wood, nachdem er aus seiner letzten Wohnung flog. George Zucco (Professor Lampini) machte hauptsächlich in B-Movies der PRC und in der Universal-„Mummy“-Serie von sich reden.

Bildqualität: Einmal mehr ziehe ich meinen Hut vor Universal – mit „House of Frankenstein“ sind wir nun wirklich bei den „lesser“ Monsterfilmen von anno dunnemals angekommen und auch für diesen zaubert das Studio aus seinen Archivgrüften einen blitzsauberen s/w-Print, der völlig problemlos abgespult wird. Schärfe, Kontrast, Störungs-, Defekt- und Verschmutzungsfreiheit, alles im absolut grünen Bereich, dito die Kompression (aber 68 Minuten sollte man ja wohl auf eine DVD pressen können, ohne kompressionstechnisch in Bedrängnis zu kommen…).

Tonqualität: Zur Wahl stehen Mono-Tonspuren auf Deutsch, Englisch und Französisch. Selbstredend ist die englische Tonspur vorzuziehen. Die ist sehr gut verständlich, klar und rauschfrei und ebenso selbstverständlich lebendiger als die aber recht akzeptable deutsche Synchrofassung. Untertitel gibt’s natürlich auch.

Extras: Wie bei praktisch allen „kleineren“ Filmen der Legacy-Collection muss der Filmfreund sich mit dem Kinotrailer (der Wiederaufführung Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre) begnügen, der dieses Mal aber in besserem Zustand ist als bei so manchem anderen Film der Box.

Fazit: Mit „House of Frankenstein“ erreicht die Universal-Horror-Reihe einen ersten wirklichen Tiefpunkt. Konnte man mit „Frankenstein meets the Wolf Man“ noch, schraubte man die Ansprüche zurück und strich mental die James-Whale-Filme und ihre künstlerischen Meriten, recht zufrieden sein, zerfällt „House of Frankenstein“ in eine mitunter zwar passable, aber leider vor allem im Drehbuchdepartment ziemlich verhunzte Nummernrevue, der die Substanz fehlt – und diese Substanz heißt halt, speziell bei dem versprochenen Monster Mash, so leid’s mir tut, „Monster“. Auf der Habenseite verbucht der Streifen allerdings gute Performances von Karloff, Naish und Carradine, der Wechsel vom „seriösen“ Schauer-Horrordrama zum trashigen Kintopp ist aber unumkehrbar vollzogen.

2,5/5
(c) 2006 Dr. Acula


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