Frankenstein trifft den Wolfsmenschen

 
  • Deutscher Titel: Frankenstein trifft den Wolfsmenschen
  • Original-Titel: Frankenstein meets the Wolf Man
  •  
  • Regie: Roy William Neill
  • Land: USA
  • Jahr: 1943
  • Darsteller:

    Lon Chaney jr. (Larry Talbot/Der Wolfsmensch), Ilona Massey (Elsa Frankenstein), Patrick Knowles (Dr. Frank Mannering), Lionel Atwill (Bürgermeister von Vasaria), Bela Lugosi (Das Monster), Maria Ouspenskaya (Maleva), Dennis Hoey (Inspector Owen), Rex Evans (Vazec), Dwight Frye (Rudi), Don Barclay (Franzec)


Vorwort

Vier Jahre nach den Ereignissen aus „The Wolf Man“. Grabräuber dringen in die Familiengruft der Talbots ein, wo sie nebst einem vermoderten Larry-Skelett hauptsächlich dessen angeblich mit ins Grab gelegte Wertgegenstände vermuten, die sie sich unrechtmäßig aneignen möchte. Zu ihrer Verblüffung ist Larry Talbot körperlich intakt und mit Eisenhut (engl. „wolfbane“) bedeckt. Man addiere hierzu den friedlich in die Gruft scheinenden Vollmond und ehe man noch „Auferstehung“ murmeln kann, weilt Larry auch schon wieder unter den Lebenden.

Wenig später wird Larry bewußtlos in Cardiff aufgelesen und in ein Hospital geschafft, wo Dr. Manering versucht, die vermutete Delle im Denkstüberl des Patienten auszubeulen. Larry verkündet wahrheitsgemäß, eben Larry Talbot zu heißen, doch der Kontrollanruf der Ordnungshüter in einer Heimatgemeinde führt zu dem zu erwartenden Resultat, dass Larry dort als allgemein bekannt verstorben, eingesargt und begraben betrachtet wird. Während Mannering und der ermittelnde Kriminalinspektor sich noch darüber streiten, ob Larry nun ein garstiger Betrüger oder nur ein armer Irrer ist, verwandelt sich der in den Werwolf und bringt einen nichts böses ahnenden Wachtmeister um. Wieder in menschlicher Form versucht Larry Mannering zu erklären, was Sache ist und bietet als potentielle Zeugin die Zigeunerin Maleva an. Soweit käm’s noch, schimpft der Inspektor, dass man einer Zigeunerin glauben würde… Mannering und der Inspektor reisen in Larrys Heimatort, um der Sache dort auf den Grund zu gehen. Wären sie mal besser geblieben, denn kaum sind sie weg, macht Larry die Fliege…

Einige Zeit und strapaziöse Reisen quer durch Europa später treibt Larry tatsächlich Maleva auf und bittet sie um sachdienliche Hinweise, wie er es denn bewerkstelligen könne, tatsächlich und endgültig zu sterben. Entgegen der Warnungen ihrer Mitfahrensleut fühlt sich Maleva verantwortlich genug für Larry, um sich seiner anzunehmen und von einem Mann zu erzählen, der ihm möglicherweise helfen könnte. Eine weitere Tour D’Europe schließt sich an, ehe Larry und Maleva endlich Vasaria erreichen, vermutete Residenz eines gewissen Dr. Frankenstein…

Unglücklicherweise gewinnt der Name „Frankenstein“ in Vasaria nach den Ereignissen aus „Ghost of Frankenstein“ keine Popularitätspreise, außerdem ist der Doktor mitsamt dem Monster verschmurgelt. Dumm für Larry und noch dümmer, dass wieder mal Vollmond ist (die Anschaffung eines Mondkalenders würde sich für Larry langsam rentieren…), er pflichtschuldigst in den Werwolf mutiert und dafür sorgt, dass die eh schon gereizte Einwohnerschaft Vasarias schon bald mit bösem Blick die Leiche einer jungen Frau über die Hauptstraße tragen darf. Der Lynchmob ist schnell aufgestellt – der Werwolf flüchtet sich in die Ruine des Frankenstein-Schlosses (ja, mit der Continuity hat’s Universal nie so gehabt…), wo er in die Kellergewölbe stürzt. Maleva wird von den aufgebrachten Städtern prophylaktisch verhaftet.

Larry kommt in den Katakomben des Schlosses zu sich und findet das wie in Bernstein hinter Glas konservierte Frankenstein-Monster und befreit es in der zutreffenden Hoffnung, dass es ihn zu den Aufzeichnungen des Dottores führen kann, von denen sich Larry Aufschluss über die Möglichkeiten zur terminalen Beendigung seiner Existenz verspricht. Obschon das Monster nominell mit Ygors machthungrigem Gehirn ausgestattet ist, ist es a) verstummt und b) in der Tat hilfreich, nur findet sich im feuerfesten Safe des Anwesens kein schriftliches Zeugnis der Monsterexperimente, dafür aber ein Foto von Elsa Frankenstein, der Tochter des Hauses.

Larry entwirft einen genialen Plan – in der Maskerade eines reichen Amis (woher hat er die Kohle für den neuen Anzug und den Hut und wieso lässt er Maleva undankbar im Knast schmoren?) unterbreitet er dem Bürgermeister Vasarias das Angebot, das Frankenstein-Land aufzukaufen, wofür notgedrungen die Baroness (irgendwann zwischen „Ghost of Frankenstein“ und diesem Film hat die Frankenstein-Sippe mal wieder den Adelstitel angenommen) persönlich vorbeikommen muss. Larry wünscht sich von ihr die Aufzeichnungen ihres Vaters, doch Elsa, aus Schaden klug geworden, lehnt ab. Nicht aber die Einladung zum örtlichen Weinfest, das nicht ohne eine ausführliche Sangeseinlage von statten geht. Larry rastet allerdings aus, weil er die arglos gesungenen Zeilen vom Schlage „mögest du ewig leben“ auf sich persönlich bezieht und wird von Dr. Mannering aufgespürt, der seiner Spur quer durch Europa gefolgt ist (Leichen pflastern seinen Weg, nehme ich an). Noch während der Doktor und das liebe Vieh, eh, Larry, erregt diskutieren, gellen Schreie über den Platz – das Frankenstein-Monster stakst heran und verbreitet Angst, Terror usw. (d.h. es rempelt ein Pferd an). Larry kann die Kreatur beruhigen und kontrollieren, ergreift mit ihr die Flucht, was ihn speziell bei den Vasariern nicht wirklich beliebt macht. Die ventilieren ihren Zorn ersatzweise auf Elsa Frankenstein. Nur dem einigermaßen bedachten Eingreifen des Bürgermeisters ist zu verdanken, dass die Städter nicht der Einfachheit halber Elsa (und Dr. Mannering, weil der günstig rumsteht) lynchen.

Mannering offeriert seine Hilfe – als Mann der Wissenschaft hat er sich ausgerechnet, dass die künstlich geschaffene Kreatur nur auf gleichem Wege wieder vernichtet werden kann (hm…. darüber sollte man nachdenken), und er bietet sich als ausführender Exekutivscherge an, so man ihn lässt. Man lässt, und Maleva und Elsa begleiten ihn zur Schlossruine. Unter dem Vorwand, sowohl Larry als auch der Kreatur „helfen“ zu wollen, finden sie Einlass. Elsa produziert aus einem Geheimfach die väterlichen Aufzeichnungen, die Mannering vermitteln, wie man dem Monster den Saft seiner übermenschlichen Lebenskraft abdreht (man kehrt die Polarität seiner Elektroden um, wenn ich das richtig verstehe…), und auch Larry ist zuversichtlich, dass er auf ähnliche Weise in die ewigen Wolfsjagdgründe geschickt werden kann. Frankensteins Maschinerie hat das Großfeuer erfreulicherweise weitgehend unbeschadet überstanden, so dass das fröhliche Experimentieren beginnen kann. Gewisse Teile der Stadtbevölkerung vermuten aber, dass dabei nix gutes rum kommt und schlagen vor, den praktischerweise über dem Schloss liegenden Damm (eh, geographische continuity?) zu sprengen. Der Bürgermeister verbietet es.

In der Zwischenzeit kommt Elsa zu der Erkenntniss, dass Mannering sich deutlich stärker für die Kreatur interessiert als es sich ziemen würde, und sie hat Recht. Mannering wird von dem Fanatismus der Frankensteine angesteckt und beabsichtigt im entscheidenden Experiment, die Kreatur nicht zu vernichten, sondern vielmehr voll aufzuladen! Elsa sabotiert den Vorgang, das Monster reißt sich los und klemmt sich, nachdem es Mannering ins Reich der Träume geschickt hat, das Weib unter’n Arm. Was komischerweise den mal wieder zum Tier gewordenen Larry so persönlich aufregt, dass er die Kreatur zum Showdown monster-a-monster stellt…


Inhalt

Nachdem sich Universal bis dato geschwindigkeitsmäßig mit der Produktion von Sequels zu ihren Horror-Kassenknüllern nicht gerade überschlagen hatte, wollte das Studio nach dem Erfolg von „The Wolf Man“ keine Zeit verlieren. Da parallel „Ghost of Frankenstein“ auch noch mal einen leidlichen Batzen Geld eingespielt hatte, kamen die Studiokoryphäen auf den (letztlich) unglückseligen Einfall, die beiden Erfolgsfranchises zu kombinieren. Nun haben franchiseübergreifende Sequels noch selten wirklich *funktioniert* (frag nach bei Charles Band, der probiert das auch immer wieder und wird nicht schlau draus)…

Nun, das sollte nicht das Problem von Universal sein, die überliessen es fieserweise „Wolf Man“-Autor Curt Siodmak, sich was einigermaßen plausibles für ein Crossover einfallen zu lassen. Manchmal sind Drehbuchautoren nicht zu beneiden. Siodmak, bekanntlich nicht der schlechteste Autor, stand also vor der undankbaren Aufgabe, die Franchises zu verschmelzen, hatte dabei aber immerhin einen Vorteil – sowohl das „Frankenstein“-Franchise als auch der „Wolf Man“ spielten in einem „Alternativuniversum“, in dem genau zeitliche und örtliche Datierung vernachlässigt werden konnte (ironischerweise siedelt „Frankenstein meets the Wolf Man“ den Vorgängerfilm definitiv in Wales an, worum sich „The Wolf Man“ noch explizit drückte; dort stand’s zwar so im Script, wurde im Film aber nie angesprochen), zumindest insofern bereitete die Vermengung der Motive also keine größeren Schwierigkeiten.

Grundsätzlich behandelt Siodmak den Stoff primär als „Wolf Man“-Sequel, was ja auch sinnig ist, da der Wolfsmensch nun mal „sein“ Baby ist, während er mit dem Frankenstein- Franchise bis dato nichts zu tun hatte. Im Vordergrund steht also eindeutig das Schicksal Larry Talbots und sein Todeswunsch, den er noch in einigen Sequels hegen und pflegen sollte. Sicher die richtige Entscheidung, das Pferd von dieser Seite aufzuzäumen – da kann Siodmak sich erst mal darum kümmern, einen einigermaßen glaubhaften Aufhänger zu finden, Larry Talbot wiederzubeleben (auch wenn der nicht gerade stark ist – Vollmondlicht allein reicht? Das hätten die Zigeuner im Laufe der Jahre auch herausfinden können, dann wäre auch Bela zu helfen gewesen) und dann von dort aus SEINE Geschichte weiterzufabulieren. Mit Larrys Flucht aus dem Hospital wird allerdings das bis dorthin betriebene Storytelling sehr abrupt abgehackt, aber man muss irgendwann in Richtung Frankenstein-Story kommen, und dann darf man nicht zu viel Zeit mit walisischen Polizeiermittlungen totschlagen.

Mit der Frankenstein-Heritage gerät Siodmak allerdings ganz schön ins Schleudern – zwar war die Serie auch in den Vorgängerfilmen kein Ausbund an schlüssiger Kontinuität, aber unser Autor wirft doch, im Bemühen einigermaßen stimmig an „The Ghost of Frankenstein“ anzuschließen, einiges durcheinander – gut, dass Ludwig Frankensteins Sanatorium sich zwischen den Filmen in eine mittelalterliche Trutzburg bzw. Ruine einer solchen verwandelt hat, muss nicht unbedingt Siodmaks Schuld sein, vielleicht hielten Produzenten und/oder Regisseur es für „filmischer“, dass hinter dem Gemäuer seit „Ghost“ aber ein mittleres Gebirge mit Stausee gewachsen ist, das MUSS so im Script stehen, schließlich baut das Finale darauf auf – und das ist einfach schlampig (zumal hier auch die Entschuldigung fehlt, dass seit dem letzten Film der Reihe ein paar Jahre ins Land gezogen waren, wie’s bei den vorhergehenden Frankenstein-Sequels immer war. „Ghost“, „Wolfman“ und „Frankenstein meets the Wolf Man“ entstanden in direkter Abfolge). Auch mit den diversen Frankensteinen verhaspelt Siodmak sich gelegentlich – verschiedentlich scheint das Script Ludwig und Henry Frankenstein durcheinanderzuwerfen, manchmal als eine Person aufzufassen (es wird impliziert, dass Frankenstein, welcher nun auch immer, das Monster im Sanatorium geschaffen hat). Unter diese Kategorie fällt auch, dass die Vasarier etwas sehr empfindlich auf den Namen Frankenstein reagieren, wo ihre Ortschaft doch nur einmal (und in überschaubarem Rahmen, was den Verlust an Menschenmaterial angeht) unter den Umtrieben des Monsters gelitten hat. Da haben die Bewohner des Dorfes Frankenstein schon ganz anderes ausgesessen…

Der Ansatz, Larry Talbot eine gewisse Sympathie für das Frankenstein-Monster empfinden zu lassen, ist ein praktikabler – er greift die schon von James Whale etablierte und in „Son of Frankenstein“ zum zentralen Plotpoint gemachte These der „Solidarität der Außenseiter“ erneut auf. Larry erkennt in dem Monster eine Art „Seelenverwandten“ (auch wenn das insofern mit der Frankenstein-Timeline kollidiert, dass das Monster ja inzwischen das zweifellos „böse“ Hirn von Ygor im Schädel hat, der Mitleidsfaktor sich also in gewissen Grenzen halten sollte. Aber das weiß Larry wiederum nicht), auch wenn mir nicht ganz klar ist, welches Interesse Larry daran haben sollte, dass Dr. Mannering das Monster „heilt“, während es nach seiner eigenen Logik doch für Bemitleidenswerte seines Schlages das beste ist, endgültig zu sterben…

Speaking of that, die Punkte, mit denen Siodmak „Wolf Man“ und „Frankenstein“ verknüpft, sind auf den ersten Blick gar nicht mal so unelegant eingeführt, man darf nur nicht drüber nachdenken. Woher ausgerechnet Maleva weiß, an welchen Doktor man sich wenden müsse (gut, das fahrende Volk kommt bekanntlich gut rum, aber der Zigeuner-Geheimdienst hat nicht immer die neuesten Informationen, sonst wüsste Maleva auch, dass Ludwig Frankenstein hinüber ist), ist fraglich, ebenso, was genau an Frankensteins Forschungen nun Larry helfen sollte – das „Geheimnis von Leben und Tod“ mit seiner unspezifizierten „Lebensenergie“ ist doch sehr vage formuliert. Nicht wirklich schlüssig erklärt wird auch, warum Larry in Werwolfs-Form zu Elsas Rettung und zum Kampf gegen das Monster schreitet – schließlich war bisher etablierter Gospel, dass er, sobald in verwerwolfter Form, nicht mehr Herr seiner Sinne ist und nur noch instinktiv, nicht bewusst, handelt.

Und wenn schon das Script keine direkten Fehler macht, sorgt die Post-Production für Nonsens. Bela Lugosi, der nun zwölf Jahre nach „Frankenstein“, wo er den Karloff-Part, wie auch an dieser Stelle schon beschrieben, dankend ablehnte, schlüpft nun doch noch ins Monster-Make-up und ist Opfer von viel Hohn, Spott und Häme, die über seine Performance ausgeschüttet werden. Okay, erst einmal tut es natürlich weh, den großen Bela zu einer Witzfigur (und nichts anderes als eine nebensächliche Witzfigur war das Frankenstein-Monster mittlerweile) reduziert zu sehen, aber seine theatrischen Armwedeleien (heutzutage der klassische, vielfältig imitierte Monsterwalk mit den weit ausgestreckten Armen) und sein sinnlos wirkendes Herumgestakse sind nicht unbeabsichtigt – im Originalscript war das Monster nämlich durch die Vorfälle in „Ghost of Frankenstein“ erblindet und ertastete sich seinen Weg. Aus unerfindlichen Gründen entschieden sich die Produzenten aber, im Endschnitt sämtliche Verweise auf die Blindheit der Kreatur zu entfernen, ebenso wie sämtliche von Lugosis Dialogzeilen (das Monster sprach nämlich durchaus, hatte ja auch Ygors Gehirn), angeblich weil Lugosis ungarischer Akzent vom Testpublikum ausgelacht worden sei (dabei hätte es aufgrund der Ygor-Lugosi-Connection ja sogar Sinn gemacht) – man gab Lugosi also ohne Zögern der Lächerlichkeit preis, wo es doch für ihn schon demütigend genug gewesen sein muss, die Rolle, die er einst stolz abgelehnt hatte und für die Karloff berühmt wurde, anzunehmen (man machte sich nicht mal die Mühe, die Szenen, in denen die Kreatur sprach, „stumm“ nachzudrehen oder sie zu schneiden, sondern kratzte einfach nur Belas Stimme von der Tonspur). Lugosi ist übrigens nicht der einzige Mann im Monster-Make-up, für einige Szenen (hauptsächlich den Showdown und die Szene, in der Larry Talbot das Monster entdeckt) springt Stuntman Eddie Parker ein, der leider keine besondere Ähnlichkeit mit Lugosi hat (Tom Mason oder ein anderer Chiropraktiker stand wohl nicht zur Verfügung…). Zusammenfassend kann man sagen, dass weder der Charakter des Monsters noch sein Darsteller von diesem Film wirklich gut behandelt werden…

Regisseur Roy William Neill, der wie die meisten Kollegen, die Universal an die Horrorfilme ran liess, bereits jede Menge Routine aus Stummfilmtagen mitbrachte und gerade erst die „Sherlock Holmes“-Serie mit Basil Rathbone übernommen hatte, die er bis zu seinem Tod 1946 betreute, kann sich auf den bewährt guten Kameramann George Robinson, der z.B. schon den spanischsprachigen „Dracula“ und die letzten Frankenstein-Filme fotografiert hatte, verlassen. Der Film ist für eine moderat budgetierte B-Produktion recht sorgfältig inszeniert und angemessen fotografiert – natürlich fern jeder künstlerischen Vision, aber auch mit einigen netten Sequenzen (die Eröffnungsszene des Grabeinbruchs gilt als einer der späten Höhepunkte des Universa-Horrors, als recht gelungen betrachte ich auch das Zitat aus dem Ur-Frankenstein [totes Mädchen wird durch’s Dorf getragen]). Das Tempo des Streifens ist eher mäßig – es gibt relativ wenig „Action“, es wird viel gesprochen und einiges ist doch repetetiv, und ganz besonders auf die ausschweifende Sangeseinlage (auch wenn der Text von Siodmak ist und speziell auf die Filmstory abgestimmt ist) hätte ich verzichten können. Richtiger Leerlauf in Form von Langeweile kommt aber nicht auf – dafür sind 70 Minuten dann doch zu kurz. Die Action hebt sich der Film für seinen Showdown auf, in dem’s dann zum langerwarteten Duell Werwolf gg. Monster kommt (wen’s interessiert und spoilerresistent ist: es endet mit einem technischen Unterschieden aufgrund Zerstörung der Kampfstätte, Schicksal der Protagonisten bis zum nächsten Sequel ungewiss). Und Monsterkloppereien sind halt von Haus aus lustig…

Auf der Effektseite ist zu vermelden, dass Jack Pierces‘ Werwolf-Make-up immer noch nicht furchterregender aussieht als im Vorgängerfilm, man sich aber „transformationstechnisch“ mehr zutraut – Larry verwandelt sich vollständig vor der Kamera in die Wolfskreatur, während man bei „Wolf Man“ doch lieber nur mit einzelnen Körperteilen (und gelegentlichen „Stunthänden“) gearbeitet hatte. Neue Einfälle wie ein Gips-Kissen (für die Krankenhaus-Verwandlungsszene), das es durch seine Härte und Unverformbarkeit unmöglich machte, den Schädel in einer anderen als der gewünschten Position zu betten, machten es möglich. Das Frankenstein-Monster sieht natürlich aus wie üblich, auch wenn Lugosi nicht die ideale Statur dafür hat. Die Miniaturtricks im Finale (wenn der Damm bricht und das Schloss zerstört) sind achtbar.

War der „Wolf Man“ im Kontext des alten Universal-Horrors relativ brutal, gibt sich dieses Sequel zahmer – der Bodycount ist mit „drei“ auf der reichlich konservativen Seite, und nur einen der Morde gibt’s on-screen.

Zur Schauspielerkritik: Lon Chaney, der ursprünglich, so munkelt man, beide Monster spielen sollte (schließlich war er in „Ghost of Frankenstein“ schon das dortige Monster) und gegen Ende seines Lebens auch behauptete, beide Monster gespielt zu haben (das dürfte er dann aber doch geträumt haben), hat in „FmtWM“ den Vorteil, nicht gegen Claude Rains anspielen zu müssen (wg. der erwähnten zip chemistry) und keine Love Interest zu haben (was an Chaneys nicht gerade „romantic lead“ brüllenden Looks und seinem beachtlichen Bauchumfang scheiterte). Chaney kann also Nebenkriegsschauplätze wie komplizierte Vater-Sohn-Beziehungen und unglückliche Liebeleien ad acta legen und sich darauf konzentrieren, der Verzweiflung und dem Todeswunsch seines Charakters Ausdruck zu verleihen. Das funktioniert ganz gut – sicher ist Chaney kein Karloff, aber ansatzweise gelingt es Chaney, den Kummer seiner Rollengestalt angemessen zu transportieren.

Das mitunter in den Universal-Filmen irritierende Wechselspiel der Schauspieler von einem Charakter zum nächsten feiert auch in „FmtWM“ fröhliche Urständ. Patrick Knowles, in „The Wolf Man“ noch Chaneys Nebenbuhler um Evelyn Ankers‘ Gunst, spielt nun seinen behandelnden Arzt und späteren Frankenstein- Nacheiferer Dr. Mannering – seine Wandlung vom hilfsbereiten Samariter bis zum fanatisierten Aushilfsmonsterbastler wird von seiner Performance nicht ausreichend gestützt, das ist mehr die „zack-und-das-ist-jetzt-so“-Schule, das muss man einfach glauben.

Die Rolle der Elsa Frankenstein, ursprünglich von Evelyn Ankers gespielt, übernimmt die Ungarin Ilona Massey (weswegen man sich nicht wundern darf, warum Elsa sich seit dem letzten Film einen osteuropäischen Akzent antrainiert hat). Massey war ursprünglich eine Operettensängerin, die hoffte, in amerikanischen Musicals Beschäftigung zu finden. MGM spannte sie mit dem damals populären Operettenfilmstar Nelson Eddy zusammen, aber die Verbindung klappte aus ungewöhnlichen Gründen kommerziell nicht: Eddy lieferte sich gerade einen in der Öffentlichkeit ausgetragenen wüsten Streit mit seiner bisherigen Stamm-Filmpartnerin, was Massey überhaupt erst die Chance ermöglichte, an seiner Seite zu spielen. Blöderweise hielt das (offenbar nicht wirklich intelligente) Publikum Eddy und vormalige Partnerin für ein ECHTES Ehepaar und betrachtete es als „Ehebruch“, Eddy mit Massey auf der Leinwand poussieren zu sehen. Da Masseys Singstimme auch nicht allerhöchsten Ansprüchen genügte, sah sich die Aktrice bald dazu veranlasst, Klischee-Rollen als Russin o.ä. in B-Filmen anzunehmen (z.B. im „Invisible Spy“). Als Elsa Frankenstein macht sie eine ganz passable Figur, sie gibt der in „Ghost of Frankenstein“ recht stiefmütterlich behandelten Rolle etwas mehr Tiefgang.

Zu Bela Lugosi hab ich mich schon ausgelassen – vielleicht war es gerade diese Rolle, die Lugosi kommerziell das Genick brach; als lächerlich herumstolpernder Pausenclown ging er wohl jeglicher Glaubwürdigkeit als ernsthafter Horror-„Star“ verloren und drehte danach auch mit der Ausnahme von „Abbott & Costello meet Frankenstein“ auch nichts mehr wirklich gehaltvolles (außer natürlich die Ed Wood-Filme, gelle).

Lionel Atwill, bereits bekannt und beliebt als Inspektor Krogh und Dr. Bohmer, gibt in seinem dritten Auftritt in der „Frankenstein“-Reihe den Bürgermeister von Vasaria, keine besonders große, aber eine einigermaßen brauchbare Rolle. Maria Ouspenskaya, die ihre Rolle als Zigeunerin Maleva wieder aufgreift, hat nicht wirklich viel zu tun (und verschwindet auch mal für einen längeren Zeitraum aus der Handlung). In einer kleinen Rolle als Einwohner Vasarias verdingt sich „Renfield“ Dwight Frye.

Bildqualität: Dafür sollte ich mir eigentlich langsam ’nen Textbaustein zulegen. Auch bei „Frankenstein meets the Wolf Man“ gibt’s keine gravierenden Probleme mit dem Bild. Ein paar altersbedingte Defekte und Laufstreifen schleichen sich zwar ein, aber nichts, was den Filmgenuss entscheidend trübt. Schärfe und Kontrast sind, ebenso wie die – allerdings bei 70 Minuten Laufzeit ohne Extras kaum geforderte – Kompression hochanständig.

Tonqualität: Der englische O-Ton (Dolby Mono 2.0, wie immer) klingt sogar etwas besser als bei „The Wolf Man“. Die Dialoge sind insgesamt klarer verständlich, der Rauschpegel ist minimal. Wahlweise gibts den Ton auch in Deutsch oder Französisch, Untertitel werden zusätzlich noch für’s Holländische mitgeliefert.

Extras: Leider nur der Wiederaufführungs-Kinotrailer von 1948, in arg ramponiertem Zustand.

Fazit: „Frankenstein meets the Wolf Man“ ist für ein Crossover-Sequel wahrscheinlich „as good as it gets“. Der Film zeichnet sich durch eine professionelle Machart aus und sein Script bemüht sich redlich, die beiden Franchises in einen annehmbaren inhaltlichen Zusammenhang zu bringen. Dass sich der Film heutzutage beinahe schon im „camp“-Lager wiederfindet, liegt hauptsächlich an den Fehlentscheidungen von Universal hinsichtlich der Lugosi-Monsterrolle; das allein zieht den Film ins Lächerliche; die anderweitigen Schwächen im Script sind vergleichsweise verzeihlich (die interne Continuity der „Frankenstein“-Reihe war eh nie die bestem, warum sollte es der fünfte Teil also besser machen…).Die schauspielerischen Leistungen bewegen sich auf durchschnittlichem Niveau, die Effektarbeit zeigt sich gegenüber „The Wolf Man“ verbessert.

Letzte Worte – nötig war dieser Film sicher nicht, aber er ist erträglich. Der Abstieg speziell der Frankenstein-Kreatur vom tragischen, tiefgründigen Anti-Helden zum Pausenkasper ist allerdings vollzogen: die Position des zentralen Charakters übernimmt nunmehr eindeutig Universals eigene Schöpfung, der Werwolf. Betrachtet man den Streifen außerhalb des Kanons der „richtig guten“ Frankenstein-Filme, sorgt er aber immer noch für eine ansehnliche Fuhre old fashioned fun.

3/5
(c) 2006 Dr. Acula


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