Fluch des verborgenen Schatzes

 
  • Deutscher Titel: Fluch des verborgenen Schatzes
  • Original-Titel: I cacciatore del cobra d'oro
  • Alternative Titel: Hunters of the Golden Cobra | The Hunt for the Golden Cobra |
  • Regie: Antonio Margheriti (als Anthony M. Dawson)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    David Warbeck (Bob Jackson), John Steiner (David Franks), Almanta Suska (Julie, April/Debra), Luciano Pigozzi (Greenwater, als Alan Collins), Protacio Dee (Yamato), Rene Abadeza (Kamutri/Sopira)


Vorwort

Der Zweite Weltkrieg liegt in den letzten Zügen. Zwei allierte Agenten, der Ami Bob und der Brite Dave, sind beauftragt, die Umtriebe eines Kollegen zu stoppen, der als General Yamato die japanischen Besatzer der Phillipinen infiltriert hat, aber offenkundig auf eigene Rechnung spielt. Yamato ist auch grad dabei, einen hohen japanischen Lamettaträger zu killen, nachdem der sich standhaft weigert, mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Yamato setzt sich mit einer geheimnisvollen Kiste per Flugzeug ab, Dave und Bob nehmen mit einer gestohlenen japanischen Zero die Verfolgung auf. Yamato bruchlandet irgendwo im Dschungel, Dave überredet Bob, mit dem Fallschirm abzuspringen und nachzusehen, er selbst wird bei Gelegenheit zur Abholung vorbeischauen. Bob hält die Idee für eher so mittelgut und tut recht daran, denn kaum abgestürzt bzw. abgesprungen, weden Yamato und Bob von primitiven Eingeborenenkriegern aufs Korn genommen. Yamato beißt in den Dschungelfarn, Bob wird nur durch das unerwartete Eingreifen eines weißen Mädchens, auf das die Stammeskrieger offenbar hören, gerettet und treibt auf einem Fluss ins Ungewisse…

Einige Zeit nach Kriegsende spürt Dave Bob in einer Hahnenkampfarena auf. Man tauscht freundschaftliche Prügel aus, weil man sich wahlweise vernachlässigt, weil nicht aus dem Busch abgeholt, bzw. irritiert, weil sich nicht zurückgemeldet wurde, fühlt. Nach Verteilung einiger Maulschellen ist man wieder gut Freund. Bob ist aber immer noch nicht gut Freund genug, um Dave zuliebe erneut in den phillipinischen Busch zu ziehen, um das geheimnisvolle Objekt zu bergen, das Yamato seinerzeit geklaut hatte – die Statue einer goldenen Kobra, die dem Besitzer, so die Legende, übernatürliche Kräfte verleiht. Mitten in den schönsten Diavortrag platzt dann auch eine paranormale Botschaft des Kobrakultvorsitzenden Sapira (oder Kamutri, je nach Sprachfassung), der generische Warnungen über den gar gefährlichen Kobrakult absalbadert, trotz seiner ungewöhnlichen Erscheinungsform aber nicht weiter ernst genommen würde, täte nich unmittelbar nach seiner Rede einer seiner Sektierer mit gezückter Machete versuchen, ein Massaker anzurichten.

Bob ist immer noch unwillig (hm, ist er technisch gesehen nicht Deserteur und könnte schlicht under pain of pain gezwungen werden?) – und auch das Angebot eines gewissen Greenwater, seines Zeichens Wissenschaftler, ihn und seine Nichte Julie gegen monetäre Entlohnung ins bewusste Gebiet zu führen, überzeugt ihn nicht, obwohl Julie ein exaktes Ebenbild des jungen Weibsstücks ist, das ihn seinerzeit gerettet hatte. Julie ist niemand anderes als die Zwillingsschwester des Dschungelmädchens, das im richtigen Leben auf den Namen Debra (oder April, haben wir die englische Tonspur eingeschaltet) hört und dereinst mit Papa und Mama im Busch verschollen ging. Dave erklärt sich aber damit einverstanden, Greenwater und Julie zu führen – aber nur, um sie erst mal loszuwerden und sofort heimlich aufzubrechen.

Die Mühe hätten sich unsere Helden aber sparen können, denn als wenig später auf einem Markt Julie vor Bobs Augen von bösen Kobrasektierern gegirlnappt wird, kann Bobby nicht an sich halten und will zur Rettung schreiten, erreicht aber nur, dass er mit Julie zusammen in einer Schlangengrube landet. Dave paukt die Gestrauchelten aus der Bredouille, doch ist mit den Kobristen nicht gut Papaya mampfen – in einem größeren Feuergefecht verendet Dave bei der Explosion seines Jeeps, und auch Bob und Julie können sich nur retten, weil sie zufälligerweise einem jungen selbstmordwilligen Filipino über den Weg laufen…

Mit Müh und Not erreichen Bob und Julie das Wasserflugzeug, das sie in den Busch bringen soll und werden schon in Gemütsruhe von Greenwater erwartet. Bob traut dem Rauschebart keinen Meter Feldweg weit über’n Weg und entsprechend ausgequetscht gibt Greenwater auch zu, dass es ihm nicht wirklich um ’ne humanitäre Mission, sondern um die Goldkobra geht. Notfalls könnte man ja halbe-halbe machen, oder? Die vermeintliche geschäftliche Einigung pikiert Julie, die an das Gute im Bob geglaubt hat, naja, und ins Höschen steigen möchte Bobbilein dem Mädel schon bei sich bietender Gelegenheit.

Aber wer wirklich was genau im Schilde führt, erweist sich erst, als die kleine Truppe auf den Eingeborenenstamm und seine weiße Göttin Debra trifft…


Inhalt

Es ist wahrlich eine Binsenweisheit, dass es noch keinen italienischen Filmemacher gegeben hat, der einen kommerziellen Trend nicht erkannte und nicht schnel lsein rip-off-Filmchen runterkurbelte. Bei den Leuten, die dafür bezahlt werden, schlaue Worte zu belichteter Filmware zu schreiben und Adjektiven wie „Fun“, „Camp“ oder „Bier-und-Brezel-Film“ skeptisch gegenüber stehen, gilt Anthony M. Dawson alias Antonio Margheriti als „Meisterplagiator“. Der gute Mann walzte sich durch alle Genres von Western über Eurospy bis SF-Horror und kann sicherlich, ohne despektierlich sein zu wollen, als solider Auftragsarbeiter bezeichnet werden – jemand ohne den Anspruch „auteur“ sein zu wollen, sondern „nur“ jemand, dem ein Produzent ein x-beliebiges Drehbuch, einen überschaubaren Haufen Lire und den frommen Wunsch, bitte nicht allzulang dafür zu brauchen, vor die Füße werfen konnte, und am Ende kam keine Filmkunst raus, aber brauchbar genug gewerkelte Ware, die man für ein paar Wochen in die Kinos schicken konnte, bis sie ein bisschen mehr eingespielt als sie gekostet hatten, und alle gingen froh nach Hause.

Natürlich beteiligte sich Margheriti auch an der kurzen vogue von Abenteuer-Actionfilmen im Fahrwasser von „Indiana Jones“. „Fluch des verborgenen Schatzes“ (was sich natürlich nicht nur ungefähr nach „Jäger des verlorenen Schatzes“ anhört) kann sogar behaupten, einer der ersten Indy-rip-offs zu sein; als Margheriti und sein Team zu drehen begannen, kann der erste Indy-Film noch gar nicht so lang aus den Kinos verschwunden gewesen sein. Das tut dem von Tito Carpi („Metropolis 2000“, „The Riffs II“) geschriebenen Film insofern gut, als es noch keine wirklich amtlich definierte Formel gab, wie sich ein solcher Film abzuspielen hat, außer „bring deine Protagonisten ungefähr alle 15 Minuten in eine neue lebensbedrohliche Situation“, also die klassische cliffhanger-Schule der 30er- und 40er-Serials, deren Spirit insbesondere die ersten beiden Indy-Filme ja erfolgreich in die filmische Neuzeit transportierten.

Witzigerweise gelang es Carpi und Margheriti in der Not, doch ein bisschen selbst was erfinden zu müssen, weil’s so arg viel zum sklavischen Nachahmen noch nicht gab, der offiziellen Indy-Serie eine Plotidee vorwegzunehmen – anstatt gegen Nazischergen kämpfen unsere Helden gegen einen sektiererischen Kult, der über tatsächliche übernatürliche Kräfte verfügt, so wie kurze Zeit später Mola Rams Kali-Anbeter im „Tempel des Todes“. Ich gehe nun nicht davon aus, dass Spielberg und Lucas die „Goldene Kobra“ gesehen haben und umgehend einen fiesen Okkult-Kult in ihre zweites Indy-Script malten (obschon die Vorstellung, dass ein Italo-rip-off vom abgerippten Quellmaterial abgerippt wird, so was schönes „Inception“-mäßiges hat), aber dass Carpi und Lucas aus „Raiders of the Lost Ark“ die ungefähr gleichen Schlüsse für eine potentielle Fortsetzung zogen, sei zumindest als Kuriosität am Rande vermerkt.

Gemeinsam haben die Filme neben einer Prolog-Sequenz, die mit dem Restfilm nicht wahnsinnig viel zu tun hat, aber die Stimmung setzt, das Period-Setting, wobei im Fall der „Kobra“ selbiges nicht viel zu sagen hat, weil das philippinische Hinterland 1945 (oder wann auch immer der Hauptteil der Handlung dieses Films sich abspielen soll) nicht großartig anders aussieht als 1982 (wenn überhaupt, wirken einige der verwendeten Fahrzeuge etwas zu modern, mehr 1960 als späte 40er, aber das kann nun halt wieder vom Alter der Charaktere nicht hinkommen. Man kann aber nun auch wieder gepflegt davon auskommen, dass historische Authenzität nicht absolute Priorität beim Dreh genoss).

Wo’s dann aber hapert, ist die Umsetzung – zwar bemüht sich Margheriti redlich um eine flotte Inszenierung und Carpis Script um die rasche Abfolge von cliffhanger-Situationen, aber man stellt auch fest – nichts ist wirklich mitreißend, ob es nun shoot-outs, Verfolgungsjagden oder der Sturz in die Schlangengrube ist. Keine dieser Sequenzen kann nur annähernd an die Intensität des großen Vorbilds heranreichen, was natürlich auch nicht zu erwarten war. Manchmal rettet ein gewisser Kuriositätenwert eine Szene – wie eben z.B. das Auftauchen des einheimischen Jünglings, der no reason ever beschließt, sein Leben für eine Sache zu opfern, von der er keine Ahnung hat, oder die Ungefangenheit, mit der Bob seine unsterbliche Liebe von Julie auf Debra überträgt, als wäre die die gleiche Person und nicht jemand, den er buchstäblich vor zehn Minuten kennengelernt hat (aber natürlich wird diese Liebe auch schnell erwidert).

Die Actionszenen sind von Margheriti ordentlich inszeniert – der Mann ist lang genug im Geschäft, da weiß auch ein Italiener ungefähr, was er tut, bietet natürlich auch die Gelegenheit, ein paar von Margheritis geliebten Modellkulissen in die Luft zu jagen (ein paar liebliche Flugzeugmodelle im Einsatz gibt’s auch zu sehen). Das Finale in der Lavahöhle des Kobrakults ist sogar einigermaßen stimmungsvoll (auch wenn die Lava ein bisschen sehr nach glibbrigem Wackelpudding aussieht). Problematischer sind die nicht sonderlich sympathischen Charaktere – zumal Carpis Script die witzigste Figur, Dave, ungefähr zur Halbzeit abserviert. Bis dahin hat die Synchro mit einigen launigen Rainer-Brandt-light-Sprüchen versucht, das Buddy-Motiv stärker in den Vordergrund zu stellen (was Indy ja erst in Teil 3 mit Dr. Jones senior aufgriff) – Bob allein ist leider kein sonderlicher Sympathikus, und da wir ahnen, dass Greenwater und vielleicht auch Julie ein falsches Spiel treiben, fehlt es an einem wirklich greifbaren Protagonisten, an den wir unsere Sympathien kleben können (und David Warbeck ist so einiges, aber halt kein Charismabolzen wie Harrison Ford).

Punktabzug gibt’s auch für den schier fürchterlichen und stets total unpassenden Score von Carlo Savina – für jede x-beliebige Szene die Noten zu finden, die der Stimmung am stärksten diametral entgegenlaufen, muss man auch erst mal können.

Neben Warbeck („L’Aldila“, „Todesmelodie“, „Jäger der Apokalypse“), der sich müht, aber halt wie gesagt nicht unbedingt für die sarkastischer-Abenteuer-Held-Rolle gemacht ist, versucht sich Almanta Suska („New York Ripper“) in der Doppelrolle Julie/Debra – definiert wird die Doppelrolle hauptsächlich dadurch, dass Debra ein hübsches Kaufhaus-Stirnband trägt (und ansonsten die gleiche Fönfrisur wie Julie). Ausdrucksstärke oder gar das Vermögen, zwei unterschiedliche Charaktere glaubhaft darzustellen, ist Almantas Ding nicht. Luciano Pigozzi („The Executor“, „Das Alien aus der Tiefe“), der alte Haudgen, macht sein übliches Ding, John Steiner („Tenebre“, „Salon Kitty“), meistens ja eher als Schurke gebucht, hat als britischer Agent mit Hang zum Abenteuer ordentlich Spaß und ist das schauspielerische Highlight, aber eben auch nur im halben Film dabei…

Das XCess-Mediabook beinhaltet BluRay und DVD. Die Blu verfügt über einen wirklich zauberhaften 2.35:1-Print. Der Ton liegt leider nur in Deutsch (DD 1.0) vor, für den englischen Ton konnten keine Rechte erworben werden. Einige bislang in der deutschen Fassung geschnittene Dialogszenen und Gewaltspitzen sind nun deutsch untertitelt. Ale Extras gibt’s einen Videokommentar von Marcus Stiglegger, Trailer, Werbematerialien, alterntive Credits und das schon gewohnt ausführliche und informative Booklet, dieses Mal verfasst von Kai Neumann.

Die Jagd auf die goldene Kobra gehört sicher nicht zu den aller-unterhaltsamsten Italo-Rip-offs; das liegt sicher daran, dass Margheriti und Carpi, wie geschildert, dadurch, dass sie so früh dran waren, Indy zu plagiieren, nicht so viel Ausgangsmaterial hatten, mit dem sie arbeiten konnten, und deswegen der Film manchmal etwas sehr generisch wirkt und im Zweifel eine Verfolgungsjagd oder eine Schießerei vom Zaun gebrochen wird, wie es schon der Väter Sitte war, anstatt spezielle Indy-Abenteuer-Tropes zu imitieren. Antonio Margheriti garantiert aber zumindest Kurzweil, John Steiner macht Spaß und das Anti-Schauspiel von Almanta Suska kann amüsieren. Die 94 Minuten gehen also schon recht rasch vorbei, aber um eine richtige Fun-Granate zu sein, ist der Streifen eigentlich schon wieder zu seriös…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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