Flower & Snake 5: Domestication

 
  • Original-Titel: Hana to hebi: Shiku-hen
  • Alternative Titel: Flower & Snake 3: Punishment |
  • Regie: Shogoro Nishimura
  • Land: Japan
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Minako Ogawa (Shizuko Toyama)
    Yuri Yau (Chiho)
    Mariko Kajikawa (Mitsuko Murase)
    Sadami Sakamoto (Katsuhiko Sugimoto)
    Hideaki Nagai (Takayoshi Toyama)
    Ryu Ikeda (Yoshida)


Vorwort

Zunächst mal gilt es potentielle Verwirrung zur (bei der internationalen Vermarktung hoffnungslos inkonsistenten) Numerierung der Serie aufzudröseln. Was mir vor mittlerweile auch schon einigen Jahren als „Flower & Snake 5: Domestication“ verkauft wurde, ist „in Wirklichkeit“ „Flower & Snake 3: Punishment“. Der wahre fünfte Teil „Rope Magic“ firmiert in der Euro-Auswertung von Japan Shock als „Flower & Snake 4“ und der echte Teil 4 „White Uniform Rope Slaves“ harrt meiner Erkenntnis nach einer Veröffentlichung. Soviel zu den uninteressanten Details, jetzt zum Film:


Inhalt

Die hübsche Kalligrafie-Lehrerin Shizuku ist seit einem halben Jahr mit dem reichen Geschäftsmann Tosawa verheiratet. Zumindest was sie angeht war das nicht gerade eine Liebesheirat, sondern eher ein geschäftlicher Deal. Im Austausch für die Freigabe der Holden hat Tosawa nämlich ihrem früherem Freund Sugimoto das Jurastudium finanziert und ihm dann auch noch einen Job als Firmenanwalt zugedacht. So läuft das in Japan.

Tosawa betrachtet fairerweise gesagt Shizuku nicht als Trophy Wife, sondern steht echt auf sie, auch wenn Shizuku in der Kiste nicht gerade eine Rakete ist. Tosawa bemängelt da und dort verbesserungsfähige Teilhabe am Verkehr. Doof ist auch, dass Sugimoto jetzt, wo er sie nicht mehr haben kann, festgestellt hat, dass ihm Shizuku als Weib doch deutlich lieber wäre als Studium und Job und versucht dahingehend bei Shizuku vorstellig zu werden, doch auch wenn Tosawa nicht unbedingt der Mann ihrer Träume ist, so ist sie doch treu.

Die letzten zwei Puzzlesteine im Charakterbild sind Yoshida, ein Geschäftspartner von Tosawa, der nunmehr allerdings von Tosawa finanziell hängen gelassen wird, und das Tosawa-Hausmädchen Chiho, welches Shizuko aus eher grundsätzlichen Überlegungen nicht leiden kann.

Chiho ist daher anfällig für eine kleine Finanzspritze aus Yoshidas Tasche, und plaudert aus, wann man Shizuko halbwegs allein antreffen kann, so z.B. bei einem Galeriebesuch mit ihrer Schülerin Mitsuko. Ein fingierter Anruf, und schon ist Shizuko von Yoshidas Schergen entführt worden.

Man könnte nun meinen, Yoshida möchte mit dieser Entführung Tosawas fortgesetzte geschäftliche Kooperation erzwingen, doch läge man falsch. Yoshidas Plan ist umständlicher, dafür aber auch perfider. Er plant, mit Shizuko Bondage-Pornos zu drehen. Inwieweit das seinem durchgefallenen Deal mit Tosawa auf die Sprünge hilft, bleibt zunächst vage, aber meine Güte, man kann ja mal das Geschäftliche mit dem Erfreulichen verbinden. Shizuko wird natürlich nicht gefragt, dafür aber mit einer Wurst penetriert. Und als besonderen Höhepunkt darf Shizuko die Wurst anschließend auch mit dem hierfür vorgesehenen körperlichen Einschnitt verzehren.

Sugimoto verhandelt für Yoshida mit Tosawa, doch beißt er auf Granit. Macht nix, meint Yoshida, durch den Einstieg in die Porno-Branche sind die Probleme allgefällig gelöst, und das führt er Sugimoto dann auch vor. Der ist zwar entsetzt und Zeuch, aber erstens glaubt Shizuko ihm nicht, von der Sache nicht gewusst zu haben, und zweitens verklickert Yoshida dem Anwalt, dass er, sollte er die Klappe aufmachen, zwanglos als Mittäter mit am metaphorischen Galgen hängen wird, und sei’s durch Shizukos Aussage. Yoshidas Vorschlag: Sugimoto soll bei der ganzen Porno-Aktion mitspielen und bekommt zur Belohnung nach Abschluss der Aktion die Frau. Ein Arrangement, mit dem Sugimoto sich durchaus anfreunden kann, fraglos, doch Yoshida stellt auch klar, wer hier das Sagen hat: Als er Shizuko mit Salzwasser abfüllen lässt und dann mit Sugimoto Druck auf ihre Blase ausübt, positioniert er Sugimoto so zwischen Shizukos Beinen, dass er die ganze schöne (aber wenigstens klare) Bescherung abbgekommt. Wir wünschen guten Durst.

Sugimoto versucht Shizuko etwas später flachzulegen. Sie überredet ihn, ihre Fesseln zu lösen und, weil sie im Gegensatz zu ihm nicht ganz blöde ist, geht stiften. Allerdings kommt sie nicht weit, ehe Yoshidos Goons sie wieder eingesammelt haben, und natürlich hat solche widerrechtliche Entfernung vom neuen Arbeitsplatz ihre Konsequenzen. Die Ganoven kidnappen Mitsuko und verdeutlichen Shizuko, die man mittlerweile auf Käfighaltung umgestellt hat, das jeder kleine Spaß, den Shizuko nicht mitmacht, dann eben bei Mitsuko Anwendung findet. Das motiviert (schützt aber in der Folge Mitsuko auch nicht umwerfend gut vor Vergewaltigung).

Ein Weilchen später bringt Sugimoto schlechte Nachrichten für Shizuko – nachdem man Tosawa erfolgreich eingeredet hat, sie wäre mit einem jüngeren Kerl durchgebrannt, hat der die Scheidung eingereicht und sich gleich mal mit Chicho verlobt. Und Sugimoto war so frei, die Papiere für Shizuko gegenzuzeichnen. „Jetzt bleibt dir nur noch ein Leben als Pornostar“ ist zwar eine Schlussfolgerung, der ich mich nur unter geringfügigem Protest anschließen könnte, nichtsdestoweniger aber die, mit der Sugimoto sich Shizuko weiterhin gefügig hält.

Noch schlimmer für Shizuko ist allerdings der Umstand, dass die bislang nur am Rande in das Kompott involvierte Chicho nunmehr eine Hauptrolle übernimmt und sich mit Sugimotos Segen als Shizukos „Herrin“ geriert. Chicho bearbeitet Shizuko auch gleich mit Dildo und Vibrator, und danach darf Shizuko noch die Zehenzwischenräume ihrer neuen Gebieterin säubern, mit der Zunge, versteht sich. Und weil bekanntlich wer den Schaden hat, eh schon der Beschreibung spottet, verdonnert Chicho Shizuko dahin, ihrer geliebten Kalligrafie auf etwas andere Weise nachzugehen – einen Pinsel kann man ja auch in die Mumu stecken.

Wieder vergeht ein wenig Zeit, und nun wird Yoshida endlich bei Tosawa vorstellig. Er hätte da Informationen zu Shizukos Verbleib aus sicherer Quelle, und Tosawa ist neugierig genug. Yoshida führt Tosawa in seine alter Lagerhalle, die er zu einem Sex-Club hat ausbauen lassen. Live-Bondage-Porno-Show ist angesagt und die Stars sind natürlich die gut verschnürten und ordentlich gebrochenen Mitsuko und Shizuko, die erst ihre Kalligrafiekünste unter Beweis stellen dürfen, ehe die muntere Gangbang-Party beginnt. Tosawa ist, zu seiner Ehrenrettung, angemessen entsetzt, aber Yoshida lacht als letzter: er möchte ja auch nur, dass Tosawa 10.000 Porno-Kassetten mit Star Shizuko kauft, für schlappe 200 Millionen Yen (ich hab das im Kopf mal mit ungefähr 1,5 Mio: Euro umgerechnet) – und das wird ihm doch die Vermeidung eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Skandals wert sein, oder? ODER?? Es ist.

Mit einer – immerhin recht ästhetischen und erotischen – Sequenz, in der Shizuko sich selbst mit Kerzenwachs begießt, endet unser Film ohne come-uppance für die Böswatze… Evil always wins.

Ich hab verschiedentlich zu Protokoll gegeben, dass mir der japanische pinku eiga, ergo Sexfilm, insbesondere, wenn Bondage- oder SM-Elemente zum Zug kommen, nicht unsympathisch ist. Dies aus zwei Gründen- zum einen lassen die Japaner es nicht als Ausrede gelten, nur weil man was Pornografisches filmt, deswegen filmisch-technisch rumschlampern zu dürfen (was natürlich auch daran liegt, dass mit Nikkatsu ein legitimes Major-Studio federführend auf dem Gebiet tätig war, auch wenn es in den 80ern längst nicht mehr ein so großer Player war wie Toho oder Toei und sich zumindest gefühlt hauptsächlich mit seinen pinkus über Wasser hielt). Zum anderen mochten gerade Filme wie die „Flower & Snake“-Reihe recht explizite und vergleichsweise drastische Bondage- Einlagen zu featuren, aber letztendlich schien die Moral immer auf ein „am Ende gefällt’s den Frauen und sie machen freiwillig mit, auch wenn man sie vielleicht etwas zu ihrem Glück zwingen muss“ hinauszulaufen, also vergleichsweise harmlos zu sein.

Da hatte ich „Domestication“ noch nicht gesehen. Okay, Grund 1 trifft auch hier wieder zu – wenngleich sicher für wenig Geld entstanden, sieht „Domestication“ absolut aus wie ein FILM. Auf 35 mm gedreht, mit location shoots, recht aufwendigen Sets und Kostümen, einem richtigen Score, der nicht hastig auf einem Casio eingeklimpert oder von einem arbeitslosen Straßenmusikanten eingespielt wurde, ansprechender Kameraarbeit (abzüglich der Kunstgriffe, die der D.O.P.l halt machen muss, um immer etwas Undurchsichtiges zu finden, das er zwischen Linse und etwaige im Bild befindliche Genitalien rücken kann) also mit echten production values.

Auch das Drehbuch erzählt eine richtige Geschichte, mit einer ganzen Handvoll wichtiger Charaktere mit mehr oder minder nachvollziehbaren Motivationen – und das, obwohl’s natürlich doch nur wieder um die Verbindung verschiedener Bondage- und Fetisch-Sequenzen geht. Aber, wie gesagt, das ist für den Japaner von Welt kein Grund, es nicht *richtig* zu machen. Die Arbeitseinstellung ist löblich.

Nicht so löblich ist aber die Geschichte selbst – „Domestication“ scheint nach oberflächlicher Prüfung als einziger Film der Reihe nicht auf einem Roman von pinku-Papst Oniraku Dan zu basieren, sondern ein Original-Script zugrunde zu legen. Und da, glaube ich, beginnen und enden letztlich die Probleme, die „Domestication“ für mich zumindest zu einem eher mit Unbehagen konsumierbaren Film machen. Wie ich schon erwähnte, ist die Moral der Dan-Adaptionen, dass der Bondage- und SM-Sex letzlich auch den Subs/Bottoms Spaß macht und sie darin Befriedigung finden und dass „as long as everybody enjoys it and nobody gets hurt“ die einzige Sexualmoral ist, nach der sich aufgeklärte Individueen richten sosllten, ist wenigstens unter meiner Leserschaft sowas ähnliches wie Konsens.

„Domestication“ sieht das anders – dieser Film ist „mean spirited“. Gut, dass der Film weniger auf die klassischen SM-Elemente „Handschellen und Peitsche“ abzielt denn auf die Abteilung „Demütigung/Erniedrigung“ ist primär nicht das Problem. Es gibt Leute, die da drauf abfahren, und denen gönne ich ihren Spaß von Herzen, auch wenn’s nicht mein Ding ist. Das Problem ist, dass „Domestication“ recht unverblümt das gewaltsame „Brechen“ einer (bzw. genauer gesagt zweier) von Haus aus nicht submissiv eingestellten Person propagiert. Ja, diejenigen, die das tun, sind gar finstere Bösewichter, aber es fehlt eben Dans klassische Moral, wonach die Bösen trotzdem bestraft werden, die Sub aber inzwischen Freude am Fetisch empfindet. Hier ist es, wie geschildert, ein Sieg des Bösen auf allen Ebenen – Yoshida hat das, was er will, ebenso, mutmaße ich, Sugimoto und Chiho, Shizuko und vor allem die völlig unschuldige Mitsuko sind zwangsweise gebrochen und erwecken nicht den Eindruck, als hätten sie Spaß an ihrer neuen Existenz als Porno-Sklavinnen (letzte „Wachs“-Szene notwithstanding, da die nicht in einem narrativen Kontext steht), sie sind weiterhin reine Mißbrauchsopfer.

Das ist ein Problem, dass ich ganz unabhängig davon habe, ob mir die gezeigte SM-Spielart nun gefällt oder nicht (sie tut’s nicht) – sie läuft eben ganz grundsätzlich meiner oben zitierten Moral entgegen und das wäre auch nicht anders, wären die im Mitteipunkt stehenden Handlungen nicht von der „Humiliation“-, sondern der reinen „Bondage“-Schule. Ich will nicht so weit gehen, dass „Domestication“ sich die Position seiner Schurken zu eigen macht, aber der Film distanziert sich auch nicht deutlich davon. Und dann macht mir ein solcher Film eben einfach keinen Spaß mehr.

Die schauspielerischen Leistungen sind im pinku-Kontext allemal okay und sowohl pinku-Queen Minako Ogawa wie auch Mariko Kajikawa, die nach dieser Erfahrung offenbar dazu überging, für Printmagazine zu modeln, sind sehr schnucklig anzusehen.

Aber’s hilft nix – „Domestication“ läuft grundsätlzlichen Überzeugungen meinerseits entgegen und kann daher nicht auf eine gute oder auch nur neutrale Bewertung hoffen. Andere Teile der Reihe vertreten eine deutlich „freundlichere“ Moral und bringen daher wesentlich mehr Spaß.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 2


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