Fledermäuse im Bauch

 
  • Deutscher Titel: Fledermäuse im Bauch
  • Original-Titel: Fledermäuse im Bauch
  • Alternative Titel: Bats in the Belly |
  • Regie: Thomas Gerber
  • Land: Schweiz
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Viktor (Phillip Siegel)
    Sophia (Sandra Schlegel)
    Wachmann (Bruno Föger)
    Sanitäter-Kollege (Oliver Krättli)
    Unfallopfer (Johannes Binotto)
    Krankenpfleger (Sandro Studer)
    N.A. Alice Buck
    N.A. Doris Wiesendanger
    N.A. Pablo Alder


Vorwort

Oh Junge, das Jubiläums-Review hat mich ganz schön geschlaucht; es ist wirklich verdammt anstrengend, aus einem elenden Scheissfilm wie dem PIRATENMASSAKER ein gewissenhaftes Review zu stricken. Zur Erholung wollte ich mir diesmal also etwas aussuchen, das nicht so wahnsinnig viel Arbeit macht und was wäre da wohl besser geeignet als ein Kurzfilm? Und wenn ich schon mal dabei bin, kann ich auch gleich mal meine Landsmänner fördern und einen Schweizer Kurzfilm besprechen. Gesagt, getan, heute reden wir über FLEDERMÄUSE IM BAUCH. Stammt von Thomas Gerber, gebürtiger Luzerner, der mit diesem Kurzfilm seine Diplomarbeit für die Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (Studienbereich Film/Video) abgeliefert hat (koproduziert wurde er vom Schweizer Fernsehen). Er lief an einigen Filmfestivals und hat mehrere Preise abgegriffen (unter anderem wurde er an den Solothurner Filmtagen 2004 als bester Nachwuchsspielfilm ausgezeichnet – obwohl: mit 18 Minuten würd ich nicht von einem Spielfilm sprechen). Kennen gelernt hab ich das Werk über den Chefredaktor des Goregoth-Magazins (herzliche Grüsse an selbigen, falls er zufällig mitliest) und damit wollen wir das Vorgeplänkel beenden und uns dem Film zuwenden…


Inhalt

Irgendwo draussen auf dem Land. Es ist Nacht, der Vollmond steht am Himmel und ein Krankenwagen mit Rotlicht (aber ohne Signal) fährt eine Landstrasse entlang. Im ruckeligen Inneren des Wagens kümmert sich ein Sanitäter mit wirren Haaren und blassem Teint um einen glatzköpfigen Patienten, der auf der Bahre liegt und eine ziemlich böse Bauchverletzung hat (Gore und Gedärme, ahoi!). Er holt eine Werkzeugkiste hervor (sieht wirklich nicht grade nach medizinischer Ausrüstung aus) und entnimmt dieser einen durchsichtigen Kunststoff-Schlauch. Dank einem Schlagloch rutscht er mit diesem aus, das Ding durchstösst des Patienten Herzen, dabei spritzt dem Sanitäter etwas Blut ins Gesicht. Er wischt es mit dem Finger von der Wange und leckt es ab (lecker. Hm, man könnte fast vermuten…). Der (wirklich sehr schön gestaltete) Vorspann schliesst sich an.

Gleich danach hält der Krankenwagen beim Hospital. Der Sanitäter und sein Kollege (übrigens, hab ich schon erzählt: Bei einem Krankenhauspraktikum im Rahmen meiner militärischen Ausbildung zum Spitalsoldaten bin ich auch mal einen Tag lang mit der Sanität mitgefahren…hat Spass gemacht) rollen den Patienten auf der Bahre aus dem Gefährt; eine junge Ärztin und ein Arzt mit einem Rollgestell, an dem drei Blutkonserven zur Infusion bereit hängen, kommen ihnen entgegen. Der Schlauch steckt noch immer im Bauch des Patienten, bloss dass dieser inzwischen mit Verbänden befestigt und oben mit einer Klammer zugeklemmt ist. Hübsche Bastelarbeit, welcher der Ärztin (natürlich eine Deutsche, Schweizer Krankenhäuser sind voll mit deutschen AssistenzärztInnen, weiss ich aus Erfahrung. Aber sehr süss, das Mädel) einen kritischen Blick abringt. Unser Sanitäter erklärt ihr, er habe improvisieren müssen, weil der Patient auf die normalen Massnahmen „komisch“ reagiert habe. Aber dafür ist der ja jetzt stabil. Natürlich ist es nun nicht so geschickt, dass die Ärztin beim Kontrollieren der Wunde aus Versehen die Klammer löst; es suppt üppig Blut, der Patient zuckt keuchend zusammen. Unser Sanitäter klemmt die Klammer schnell wieder an den richtigen Platz, dann bringen sein Kollege und der Arzt den Patienten schnell rein in die Notaufnahme (die Blutkonserven haben sie draussen zurückgelassen). Die Ärztin guckt den Sanitäter noch immer kritisch an, er guckt freudig lächelnd (und mit blutverschmiertem Gesicht) zurück. Sie wischt ihm das Blut mit einem Tuch ab, er sieht plötzlich ihre Halsschlagader pochen, dann geht sie rein, er guckt ihr mit offenem Mund nach…und wir sehen, dass er zwei scharfe Fangzähne ausgefahren hat. Er macht sein Maul schnell wieder zu, als sein Kollege zurück nach draussen kommt und ihn zur Eile antreibt, denn jetzt müssen sie sich erstmal hinlegen: „He Viktor, chom, müend go penne!“ (wegen Nachtschicht, Bereitschaft und so). Viktor nimmt noch schnell heimlich eine der Blutkonserven mit (das Gestell mit den restlichen Konserven bleibt jetzt anscheinend einfach dort stehen)…

Später. Unser Sanitäter betritt seine Wohnung, deren unkonventionelle Einrichtung auf unsereins eher gewöhnungsbedürftig wirken dürfte (rote Wände, überall ausgestopfte Tiere. Der Innenarchitekt war wohl ein Cousin von Norman Bates). Er wirft die erbeutete Blutkonserve in den Kühlschrank, wo sich bereits einige andere befinden (hm, schlecht organisiertes Krankenhaus, in welchem solch auslandender Konserven-Klau nicht auffällt), holt sich dann eine Zeitschrift vom Schreibtisch („Krankenhaus-Zeitung“) und blättert darin…und siehe da, wenn das nicht ein Bild der Ärztin von vorhin ist: „Unsere neue Assistenzärztin aus Deutschland“, von Namen Sophia Hoffmann. Er guckt sich das Bild verträumt an, reisst es dann aus der Zeitung aus und spiesst es auf den Schnabel einer ausgestopften Möwe. Während er es betrachtet (wobei seine Vampirzähne wieder hervorkommen), holt er eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank, steckt einen Strohhalm hinein und beginnt zu schlürfen.

In der nächsten Nacht, im Krankenhaus. Viktor versteckt sich in irgendeinem Flur hinter einer Topfpflanze und beobachtet seine angebetete Sophia, wie sie mit irgendeinem Arzt spricht. Er wartet, bis dieser abgezischt ist, dann folgt er ihr den Flur entlang. Sie merkt, dass sie verfolgt wird und guckt sich nach hinten um…doch da ist niemand zu sehen. Da hört sie ein Geräusch (irgendwem ist das was runtergefallen) und entdeckt Viktor hinter einem Schrank: „Ah, der Klempner von gestern!“ Ob er denn was Bestimmtes suche. Er hat eine kurze Vision davon, wie er sie beisst, dann schüttelt er den Kopf und tut so, als ob er sich bloss am Wasserspender einen Becher, äh, Wasser habe holen wollen. „Machst du mir auch eins?“, fragt sie und er erklärt sich dazu bereit, während sie es sich auf einem leeren Krankenbett bequem macht, das da rumsteht. Er bringt ihr einen Becher Wasser und setzt sich neben sie. Dem Patienten von letzter Nacht ginge es gut, dank Viktors Bastelei, erzählt sie ihm auf seine Anfrage hin. Dann spricht sie von der Nachtschicht im Allgemeinen („Du wartest immer darauf, dass irgendwas passiert“, was mir auf der Notaufnahme irgendwie auch sinnvoll zu sein scheint) und dass sie gerne mal die Patienten beim Schlafen beobachtet. Lustig, hat er auch schon gemacht. Da wendet er sich abrupt von ihr ab und täuscht einen Hustenanfall vor: Er kann nämlich seine Fangzähne nicht mehr zurückhalten. Sie will ihn sich ansehen, natürlich kann er das nicht zulassen, springt auf, rennt davon und lässt eine ziemlich verwirrte Sophia zurück.

Der Morgen graut, die Sonne guckt vorwitzig hinter dem Horizont hervor. Viktor stürzt in seine Wohnung und muss unter einem Lichtstrahl hindurch kriechen, der durch ein Fenster in die Wohnung scheint (also, als Vampir würd ich mal prinzipiell alle lichtdurchlässigen Öffnungen in meiner Wohnung vorsorglich verschliessen), verbrennt sich dabei aber etwas die Kopfhaut, weil er wegen dem Telefon aufschreckt, das plötzlich zu klingeln beginnt. Am Fernapparat erwartet ihn die Stimme eines älteren Mannes, der in einer fremdländischen Sprache parliert (bin mir ziemlich sicher, dass es Rumänisch ist). Der fragt ihn, ob er auch genug trinkt, möglichst „vom frischen Zeugs“. Hä? „Frauen…hast du nun eine gebissen?“ Nein, hat er nicht. „Viktor, du bist jetzt 25 Jahre alt…bist du ein Mann oder eine Maus?“ Er soll sich endlich mal zusammenreissen, „du jämmerlicher Feigling!“ (motivierend). Viktor: „Das verstehst du nicht, du alter Sack! Du warst doch noch nie verliebt!“, sagt’s und legt den Hörer auf. Tja, selbst Vampiren sitzen ihre nervigen Eltern im Nacken.

Nachts. Viktor hat Bereitschaft, hängt im Krankenhaus rum. Das Zimmer, in dem er rumhängt, hat ein Fenster auf den Flur hinaus und dort sieht er seine Sophie wieder mit einem Arzt sprechen. Er klopft an die Scheibe, um das Fräulein auf sich aufmerksam zu machen, sie reagiert eher mässig begeistert („Oje!“), schickt den Arzt schon mal voraus und begibt sich zu Viktor ins Zimmer. „Geht’s dir wieder gut?“, fragt sie ihn, leicht genervt. So etwas wie gestern sei ihr noch mit keinem Typen passiert. Da löscht er plötzlich das Licht, schaltet dafür eine Schreibtischlampe an, richtet den Strahl auf die Wand und beginnt mit Schattenspiel (er lässt sie auch ein bisschen mithelfen), wir sehen einen Gorilla und dann ein tanzendes Paar. Die Massnahme scheint zu wirken, die beiden sind drauf und dran, sich zu küssen. Dummerweise kommt ihnen da Viktors Sanitäter-Kollege in die Quere, der ziemlich verärgert ist, weil dieser nicht auf den Funk reagiert hat und ihn auf den Flur hinaus winkt („Was söll dä Scheiss, losisch kei Fonk?“). Ein Notfall also, Viktor muss los, doch zuvor klopft Sophia an die Scheibe, macht eine Ruf-mich-später-an-Geste und projiziert ihm per Schattenspiel ihre Handynummer auf die Wand.

Also schickt er ihr bald eine SMS: „treffen wir uns nach der schicht um 04:00 vor dem zoologischen museum?“ Später also, in eben jenem Museum. Victor und Sophia laufen durch die Ausstellung (beide in Zivil. Übrigens: Wie sind die da mitten in der Nacht rein gekommen?). Er erklärt ihr die ausgestellten ausgestopften Tiere, sie hört geduldig zu. Vor allem die Fledermäuse haben es ihm angetan, er schwätzt ihr ein wenig über die Viecher vor, sie langweilt sich allerdings und bewegt sich von ihm weg. Da sieht sie, dass er in einem anschliessenden Halbraum eine Menge Kerzen aufgestellt hat, der alte Romantiker. Sie ist ganz gerührt und will ihm, der immer noch referiert, einen Kuss aufschmatzen…er schrickt zurück. Okay, zweiter Anlauf: Sie ziehen ihre Jacken aus, sie drückt ihn gen Boden auf eine Decke, die er ausgelegt hat (auf dem künstlichen Rasen unter dem eiszeitlichen Riesenelch). Da machen die beiden also rum…naja, eigentlich schmust vor allem sie an ihm rum, während er einfach rumliegt und stöhnt. Allerdings nicht, weil er…äh, angeregt wäre, sondern weil seine Fangzähne ums Verrecken wieder rausfahren wollen. Schliesslich zuckt er heftig zusammen, was sie fälschlicherweise als „Frühstart“ interpretiert: „Ist schon gut, macht doch nichts…“. Da stürzt er sich auf sie und beisst sie in den Hals, während sie sich schreiend wehrt. Jedoch nicht lange, bald wird sie ruhig. Dann beisst er sich selbst herzhaft ins Handgelenk und lässt sie daran lecken. Nun ist sie selber eine Vampirin, stürzt sich sogleich selber auf ihn und die beiden frönen der körperlichen Liebe (wenn ihr Schweine jetzt was Explizites erwartet: Ätsch, Pech gehabt!).

Am nächsten Morgen liegen die beiden schlafend unter Viktors Mantel, immer noch dort unter dem Elch. Sie erwachen jedoch, als jemand damit beginnt, die Vorhänge des Oberlichts aufzumachen und das Sonnenlicht reinzulassen. Es ist ein Wachmann. Viktor und Sophia ziehen sich schnell an und wollen durch eine nahe Türe flüchten, diese ist dummerweise abgeschlossen, also nehmen sie die andere Richtung. Und fallen dem Wachmann in die Hände. Viktor verwandelt sich eilends in eine Fledermaus, was den Wachmann leicht irritiert. Fledermaus-Viktor bringt auch seine Freundin dazu, sich in einen Flattermann, bzw. in eine Flatterfrau zu transformieren (beide Viecher sind übrigens computergeneriert). Der Wachmann löst sich von seiner Starre und jagt den Fledermäusen hinterher, aber da Wachmänner im allgemeinen eher Mühe mit dem Fliegen haben, erwischt er sie natürlich nicht. Er merkt aber, dass die beiden im Licht zu brutzeln anfangen, und macht sich daran, den letzten Oberlichtvorhang zu öffnen. Die Fledermäuse werden vom Licht in eine Ecke gedrängt…und können letztlich nicht mehr entfliehen: Sie werden vom Licht voll getroffen und fallen zu Boden.

Die nächste Nacht. Das zoologische Museum hat zwei neue Tierpräparate in der Vitrine: Zwei Exemplare der Vampirfledermaus (desmodus rotundus). Aber unerwartet öffnet eine der Fledermäuse die Augen, entdeckt die andere und küsst diese wach. Das Bild wird ausgeblendet, aber wir hören noch das Glas klirren und dann das Flattern zweier Fledermäuse…

So, haben wir hier doch tatsächlich einen äusserst gelungenen kleinen Spielfilm vor uns! Die Idee vom verliebten Vampir ist vielleicht nicht die allerneuste und originellste, man hat hier daraus aber eine gute Story gestrickt (hat der Thomas Gerber auch gleich selbst erledigt), auch wenn sich ein paar Logikfehler eingeschlichen haben, bzw. Plotpoints, die nicht aufgeklärt werden: Wieso wird ein Gestell mit Blutkonserven einfach draussen stehen gelassen; fällt eigentlich niemandem vom Krankenhaus der Konservenklauf auf; wieso ist Viktor zu blöd, sämtliche Fenster zu vermachen; wie sind Viktor und Sophia in das geschlossene Museum gelangt? Nicht, dass dies gross ins Gewicht fallen würde. Wichtiger ist, dass der Film als das, was er sein will – eine ironische, leichte Liebeskomödie – tadellos funktioniert.

Die Inszenierung beweist, dass der Regisseur seine Sache gewissenhaft gelernt hat, auch Kameraführung und Schnitt sind routiniert in Szene gesetzt. Der Look ist edel und recht slick (gefilmt wurde auf Sony Digital IMX). Nicht unbedingt allzu experimentierfreudig, aber professionell und schön flott (bei der kurzen Laufzeit sind Längen aber auch kaum zu erwarten). Die Musik der Schweizer Band Nurotic Soundsystem (bestehend aus Maze, Flo und Singha Dee) ist rein instrumentell, wirkt durchaus wie ein „richtiger“ Soundtrack, ist durchwegs einwandfrei und mitreissend. Das Sounddesign an sich ist ja schon sehr gut gelungen. Die SFX sind zum grössten Teil gut gemacht, bloss die GCI-Fledermäuse find ich persönlich nicht so ganz überzeugend…für einen kleinen Diplomfilm sind die aber schon wieder sehr gut. Die Schattenspiele sind übrigens auch computeranimiert. Was Schmoddereien anbelangt: Es gibt einiges an Kunstblut und sogar etwas Gedärme zu bestaunen, sehr überzeugend gemacht, allerdings nie selbstzweckhaft oder gar irgendwie brutal. Gorehounds werden wohl kaum auf ihre Kosten kommen.

Ein absoluter Glücksfall für den Film sind die Schauspieler. Phillip Siegel als hagerer Vampir mit chaotischer Frisur wirkt schon von Anfang an äusserst sympathisch, so dass es dem Zuschauer keine grossen Mühen bereitet, mit ihm mitzufiebern, wenn er sich an seine grosse Liebe heranmacht. Apropos: Sandra Schlegel als süsse deutsche Assistenzärztin und love interest kommt ebenso liebenswürdig rüber. Im Gegensatz zu Siegel hat ihre Filmographie zumindest einen weiteren Eintrag zu verbuchen, eine kleine Rolle in einer Schweizer Komödie namens VERFLIXT VERLIEBT. Dafür hat er in FLEDERMÄUSE IM BAUCH natürlich mehr zu tun. Beide würd ich gerne in weiteren Projekten wieder sehen…

Gesichtet hab ich den Film auf der DVD, die von den Machern selber vertrieben wird und auf ihrer Homepage günstig erhältlich ist (10SFr bzw. 15 Euro). Dort könnte man den Film allerdings auch gleich downloaden, siehe auf www.thomasgerber.ch. Dafür müsste man natürlich auf das Bonusmaterial verzichten: Ein animiertes Storyboard, ein Ausschnitt mit alternativer Musik (im Spaghetti-Western-Stil), Setphotos sowie Making Of bezüglich den CGI-Effekten. Ausserdem ein leicht obszönes Schattenspiel über zwei Affen. Der Film selber wird in 16:9-Format und guter Qualität dargeboten. Auf akustischer Seite ist bloss die schweizerdeutsche Tonspur vorhanden, es gibt jedoch englische Untertitel. Die Silberscheibe ist auch sehr schön gestaltet (zählt ja auch was), allerdings muss ich berichten, dass mein DVD-Player die DVD zwar ohne zu Murren abgespielt, mein Laptop allerdings nach einigen Minuten völlig verrückt gespielt hat. Neben dem Hauptfilm gibt es übrigens auch noch fünf weitere Kurzfilme von Thomas Gerber zu sehen, die beinahe alle aus seiner Schulzeit an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich stammen. Ausnahme ist ROBO SAPIENS, der im Auftrag der Expo.02 entstanden ist und einen Bericht über Ada, den intelligenten Raum, darstellt, eine Attraktion der Schweizerischen Landesausstellung 2002 (das Ding verfügt über eine künstliche Intelligenz, die es ihm ermöglicht, mit den Besuchern zu kommunizieren. Hab das damals auf der l’arteplage de Neuchâtel selbst erlebt). Ist recht interessant. Die restlichen Filme: THE METAL KING handelt von einem Metalhead, der bei einer Ladenkette angestellt ist und Probleme mit seinem Chef kriegt. WALD.EXE ist ein Experimentalfilm um einen halb realen, halb computeranimierten Wald (einschliesslich einer Unterwassersequenz mit Fischen, die meine Katze aufs Äusserste fasziniert hat). CHICKILLA ist ein Kürzest-Film um riesige Hühner in Zürich. Mich am meisten fasziniert (eigentlich sogar mehr als der Hauptfilm) hat aber ÄRGER & SEELENLOS, eine 23minütige Doku/ein Portrait über eben diese zwei ehemaligen Hausbesetzer/Filmemacher, die vor ein paar Jahren mit ihrem eigentlich harmlosen Amateur-Splatterfilm BLUTGEIL in der Schweiz einen ziemlichen Skandal ausgelöst haben, von einigen Medien verdammt wurden (an der Stelle schicke ich meine feindlichsten Grüsse an den „Blick“, die dämlichste Scheisszeitung der Schweiz) und schliesslich vom Staat zu Geld- und sogar Gefängnisstrafen verurteilt worden sind und heute übers Internet gegen den repressiven Staat ankämpfen (möchte empfehlen, mal bei Blutgeil.com vorbeizuschauen). Es gibt hier einige sehr interessante (und oft tiefsinnige) Erkenntnisse über zwei Aussenseiter (sowohl in der „normalen“ Gesellschaft als auch in der im Grunde oft eben auch konservativen Hausbesetzerszene). Alleine der Film für sich wäre mir die Anschaffung der DVD wert…dummerweise ist es das einzige Gerber-Werk, dass man auf seiner Page nicht downloaden kann.

Aber jetzt fass ich mal meine Gedanken zu FLEDERMÄUSE IM BAUCH zusammen. Dieser Kurzfilm ist schlicht und einfach sehr gut gemacht. Die technische/formale Seite ist absolut zufrieden stellend, richtiggehend professionell, die inhaltliche hübsch ironisch und romantisch und zudem haben wir hier sehr sympathische Schauspieler. Ergibt alles in allem einen sehr unterhaltsamen Film für zwischendurch, den man sich auch mehrmals antun kann (der aber vielleicht etwas zu brav ist). Mehr als zwei Bomben würd ich da nie gebe, dafür sieben Biere.

(c) 2007 Gregor Schenker (Manhunter)


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 7


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