Flashback – Mörderische Ferien

 
  • Deutscher Titel: Flashback - Mörderische Ferien
  • Original-Titel: Flashback - Mörderische Ferien
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  • Regie: Michael Karen
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Jeannette Fielmann (Valerie Niehaus)
    Leon Schröder (Xaver Hutter)
    Melissa Schröder (Alexandra Neldel)
    Lissy Schröder (Simone Hanselmann)
    Dr. Martin (Erich Schleyer)
    Ella (Katja Woywood)
    Jörg (Fabian Zapatka)
    Paul (Christian Näthe)
    Hannes Fielmann (Michael Greiling)
    Jeannette als Kind (Nicola Etzelsdorfer)
    Michelle Fielmann (Allegra Curtis)
    Frau Lust (Elke Sommer)
    Psychiater (Detlev Buck)
    Mädchen im Zugabteil (Marina Mehlinger)
    Junge im Zugabteil (Sebastian Deyle)


Vorwort

Bei all den Monstern, Vampiren, Dämonen und nicht totzukriegenden Serienkillern, mit denen Hollywood uns seit Dekaden überschwemmt, kann man leicht vergessen, dass die Wurzel des modernen Horrorfilms in Deutschland liegt. Ohne die bahnbrechenden Werke eines F.W. Murnau (gerade gewürdigt in Shadow of the Vampire, Paul Wegener oder Fritz Lang würden unsere Kinoleinwände eben nicht von diesen Heerscharen untoter Menschenmeuchler bevölkert, sondern von Heile-Welt-Filmchen und harmlosen Komödien. Wenn man sich diese eindrucksvolle Ahnenreihe des deutschen phantastischen Films ansieht – und gleichzeitig in Betracht zieht, welchen kommerziellen Erfolg Horrorfilme auch hierzulande haben, so sehr das gewisse konservativ-reaktionäre Elemente auch anwidern mag (you know who I´m talkin ´bout) – muss man sich doch sehr wundern, warum der phantastische Film im allgemeinen und der Horrorfilm im besonderen im Nachkriegsdeutschland ein wahres Dornröschendasein führte. Vom ein oder anderen Hexen-Exploiter und den Ergüssen des Ibero-Imports Jess Franco abgesehen muss man Genrebeiträge made in Germany mit der sprichwörtlichen Lupe suchen. Erst die Wiedergeburt des Horrorfilms in Form von Wes Craven´s Giganto-Erfolg Scream führte zu ernstgemeinten Versuchen, den Horrorfilm als Teil des deutschen Mainstreamkinos wiederzubeleben. Als dann Franka Potentes Anatomie ordentlich Kasse machte (verdientermassen), machte sich dann endlich die gefürchtete Goldgräberstimmung breit und die Studios überschlugen sich in Ankündigungen für weitere teutonische Gruselgeschichten. Das Dumme daran war und ist nur, dass offenbar niemand den Produzenten und ihren Lohnschreiberlingen auf den Weg gab, dass ein guter Horrorfilm mehr braucht als ein paar attraktive Faces und so erklären sich Fiasken wie der (mit jeder Menge öffentlicher Kohle geförderte) Swimming Pool, die drehbuchtechnische Bankrotterklärung schlechthin.

Okay, I´m ranting already, und hab noch nicht mal angefangen, über den Film zu reden, den ich eigentlich besprechen will, Flashback – Mörderische Ferien, ein Film wie konzipiert auf dem Reissbrett. Die Darsteller rekrutierte man aus allen erdenklichen Vorabend-Soaps, das Drehbuch hackte Altmeister Jimmy Sangster vermutlich in einer schwachen Stunde runter, fertig war der Kinohit. So zumindest die Rechnung der Verursacher. Kommerziell ging diese allerdings nicht wirklich auf, wobei sich nun die Frage stellt – woran kann das wohl gelegen haben?


Inhalt

Damit wir auch ja merken, dass wir es hier mit einem Scream-Nachzieher zu tun haben, übernimmt der Streifen frecherweise gleich mal das Konzept der prominenten Pre-Credits-Opfer. Naja, was man so Prominenz nennt, aber immerhin kennt man Marina Mehlinger aus Verbotene Liebe und die Visage von Sebastian Deyle ist den Millionen Marienhof-Fans sicher auch wohlbekannt. Die beiden sitzen in einem reichlich altmodisch wirkenden Zugabteil und Herr Deyle ist ganz mächtig scharf auf Fräulein Mehlinger. Ein Tunnel bietet die willkommene Gelegenheit für voreheliche sexuelle Aktivitäten (also wissen wir schon, worauf das hinausläuft), und als das Licht wieder angeht, stellt Milli, äh, Miss Mehlinger überrascht fest, dass der auf ihr liegende Geselle nicht ihr Lover Deyle ist, denn der liegt verhackstückt auf der Sitzbank gegenüber. Der Milli-Besteiger im Frauenkleid (immer diese Perversen) schwingt dann auch gleich mal die Sichel und befreit die Welt von einer weiteren Soap-Aktrice.

Es wird Nacht, Senorita und Hannes Fielmann, Erfinder der gleichnamigen Brille, kommt in sein abgelegenes Landhaus, wo er von Töchterchen Jeannette begeistert empfangen wird, wohl deswegen, weil sie nun nicht mehr die französische Ausgabe von „Les Miserables“ lesen muss (also französische Mutter her oder hin, ich halte das nicht unbedingt für die ideale Lektüre für nicht-mal-Zehnjährige). Mammon, wie erwähnt Französin, ist ungefähr 78 Jahre jünger als ihr Ehemann und eine ziemlich blöde Nuss, die darauf besteht, dass Jeannette während der Sommerferien ausschliesslich en francais parliert. Während die Familie also fröhlich vor sich hin familiert, bricht ein Unwetter los (what else) und der Kofferraumdeckel von Papas altertümlichen Mercedes öffnet sich – na sowas, der Killer sass also im Kofferraum. Warum und wie er da hineinkam, ist ein Problem, das uns ganz offensichtlich nicht weiter beschäftigen soll. Natürlich fällt der Strom aus, was Paps Fielman nicht weiter beunruhigt. Man schreitet zur Nachtruhe und der Killer verschafft sich Einlass. Jeannette liegt mit Familienwauwau Scooter im Heiabettchen. Mammon stellt (nach der eher unappetitlichen und gottseidank nicht gezeigten Verrichtung eines Liebesakts mit dem Rentnerpapa) fest, dass ihre Hand abgeleckt wird, aber es ist nicht Scooter, der sabbert… Jeannette wird vom Wiedereinsetzen des Stroms und dem obligatorischen Radiogeorgel geweckt, gibt ein paar altkluge Sprüche von sich und entert das elterliche Schlafzimmer – zu einem eher unpassenden Zeitpunkt, denn Paps liegt verhackstückt im Ehebett und Mammon hängt von der Decke, lebendig zwar, aber der sichelschwingende Frauenkleiderträger ist gewillt, diesen Zustand abzukürzen. Tja, und das zieht er dann auch durch und macht sich dann an die Verfolgung der kleinen Zeugin. Letztere stolpert noch über den Kadaver ihres vierbeinigen Bettgenossen und scheitert dann an der verschlossenen Haustüre, während der Killer bedrohlich näher kommt—

Da schnippst Psychologe Dr. Martin die nunmehr um 15 Jahre gealterte Jeannette aus ihrer Hypnose in die Realität zurück (Hm. Ich glaub ja prinzipiell viel, aber dass diese Jeannette das Kind von gerade sein soll… ich weiss ja nich…). Jeannette kann sich immer noch nicht daran erinnern, was nach diesem letzten Flashback-Bild geschah (Flashbacks und Hypnosesitzungen schön & gut, aber kann man sich unter Hypnose wirklich an Sachen erinnern, die man nicht gesehen haben kann, z.B. das Öffnen des Kofferraums und das Herumschleichen des Killers ums Haus? Jaja, ich weiss, das ist dramaturgisch notwendig, but it stinks nonetheless) und ist ob des üblichen posttraumatischen Stresses seit den damaligen Ereignissen nicht wirklich unglückliche Bewohnerin einer idyllisch gelegenen Klapse. Dort gehen die üblichen lustigen Spielchen von Klischee-Irren, wie man sie eigentlich nur aus amerikanischen Horrorfilmen kennt (das Mädel, das sich für Prinzessin Leia hält, eine „Übersinnliche“, ein alter Sack, der einem Pfleger in den Hintern beisst – die gewohnten und immer wieder gern gesehenen Plattheiten – dagegen war Der Krieger und die Kaiserin ein psychotherapeutischer Lehrfilm). Dr. Martin ist der Meinung, sein Schützling Jeannette wäre langsam reif für ein wenig Outer-World-Experience und er hat ihr schon ungefragerweise einen Sommerjob vermittelt – sie soll ein paar Berufskindern (d.h. Blagen eines neureichen Schnösels) während der Sommerferien die Freuden der französischen Sprache näherbringen. Jeannette mag eigentlich die traute Anstalt nicht wirklich verlassen, aber der Doc weiss es natürlich besser und so reist die Traumatisierte per Bus ins schöne Obergurgl, das, wie uns der Film weismachen will, nicht nur während der Wintersaison fest in alemannischer Hand ist, sondern offizielles Hoheitsgebiet der Bundesrepublik ist. Ein etwas unkonzentrierter Taxichauffeur transportiert Jeannette dann zum endgültigen Ziel, dem natürlich ganz ganz abgelegenen schlossähnlichen Domizil der Familie Schröder (hm… Sommersitz des Kanzlers?) und überfährt dabei beinah Teile der Dorfjugend (übrigens – die Illusion, wonach in dem Kaff „der Hund begraben sein soll“, relativiert sich durch die klotzigen Hotels, die uns die Totalen zeigen). Jeannette stellt ihre Koffer vor die Haustür und begehrt Einlass, doch keiner macht auf, so dass sich die Gästin, nach einem skeptischen Blick auf einen ominösen Stall, auf einen Rundtrip ums Haus machen muss, um schliesslich doch noch von den Lateteens Leon und Melissa (Melli) registriert zu werden. Die beiden Blagen entscheiden basisdemokratisch, die Sommerlehrerin „Jeannie“ zu nennen, ohne das selbige gefragt wird (protestieren tut sie aber auch nicht). Die dritte im Bunde, die Jüngste, Lissy (da war jemand SEHR kreativ in der Namensgebung – Melissa & Lissy…), ist nicht da. Als man das verlassene Gepäck holen will, ist dies verschwunden – SCHRECK! Kein Grund zur Sorge, meinen die Kids und quartieren Jeannette erstmal ein.

Später stellt Jeannette von ihrem Zimmer aus fest, dass im Stall eine Gestalt ihr Unwesen treibt und dort auch das Licht einstaltet. Unmöglich, befindet Leon, im Stall hält sich niemand auf und schon gar nicht die immer noch nicht aufgetauchte Lissy. Auf das Drängen der Zugereisten wird der Stall im sichtlichen Unwohlsein aller Beteiligten einer oberflächlichen und daher selbstredend nichts erbringenden Untersuchung unterzogen – dass vom dort gelagerten Krempel (teilweise beschriftet mit „Arctic Expedition“ – don´t ask me why) ganz zufällig eine Sichel fehlt, fällt so natürlich nich tauf.

Wieder im Zimmer stolpert Jeannette über ihren wieder aufgetauchten Koffer. Keiner weiss, wie er dahin kam und warum ein knielanges geblümtes Kleid (der letzte Schrei in Wanne-Eickel… mitlesende Wanne-Eickeler mögen bitte verzeihen, auf die Schnelle fiel mir kein anderes Provinznest ein :-)) fehlt (DOOOM). Das plötzliche, doch unvollständige Wiederauftauchen ihres Klamottenbestandes veranlasst Jeannette spontan, eine vorher ausgeschlagene Einladung zum Kinobesuch doch noch anzunehmen.

Sie hätte allerdings fragen sollen, welchen Film sich Leon und Melli ansehen wollen, denn dass Peter Hyams´ Relic geeignete Kost für durch Serienkiller traumatisierte Klapsmüllerinnen ist, wage ich dann mal doch wieder zu bezweifeln. Während Jeannette also ob des On-Screen-Gemetzels (hm, die haben in Obergurgl wohl wieder ´ne Uncut-Version erwischt) schnell kapituliert, ist der Rest der Dorfjugend (die vollzählig angetreten ist – für ein Kaff, in dem der „Hund begraben“ ist, scheint´s ´ne ganze Menge Teeniekids mit Faible für Horrorfilme zu geben, denn der Schuppen ist ganz ersichtlich sold out) recht begeistert – auch Melli und ihre Freundin Ella, die sich über den Film WÄHREND ER LÄUFT per Handy-Unterhaltung austauschen (wenn eine der beiden neben mir sitzen würde, hätte die ganz schnell eins auf die Waffel bekommen, also ehrlich). Leon folgt der flüchtigen Jeannette und lädt sie als Entschuldigungsgeste für das zweifelhafte Filmvergnügen auf eine Cola im örtlichen Fastfood ein (was diese gottverlassenen Käffer alles haben…), und wo man auch endlich auf Lissy trifft, die gerade ihren derzeitigen Lover in den Wind geschossen hat und mit dem Rest der Kids zurück nach Hause fährt. Da darf sich Jeannette anhören, dass die Kiddies im allgemeinen recht sauer sind, dass ihre Ferienpläne (Londontrip mit Ella) durch die Anwesenheit der Nachhilfelehrerin erheblich gestört werden. Jeannette verspricht, ein gutes Word bei Papa Schröder einzulegen, um doch noch ein paar Ferientage für die Kids rauszuschlagen.

Auf dem einsamen Waldweg zum Familiengemäuer spottet Jeannette, natürlich als einzige, eine Gestalt in Frauenkleidern und mit Sichel mitten auf der Fahrbahn und nötigt Leon in einen Beinahecrash. Da niemand anderes den Wegversperrer gesehen hat, kommen die Kids zum übereinstimmenden Schluss, dass ihre Lehrerin, wie man so schön sagt, pengpengtüdeletü ist. In der Nacht träumt Jeannette wieder schlecht von der seinerzeitigen Mordnacht und ruft deswegen am nächsten Morgen Dr. Martin an und versucht ihrem Seelenklempner zu entlocken, was eigentlich aus dem Killer geworden ist. Martin mag das nicht am Telefon verraten (was schon sämtliche Alarmglocken klingeln lassen sollte), sondern nur sagen, dass der Killer unmöglich vor Ort sein könne. Wenig überzeugt legt Jeannette auf und hinterlässt einen Psychiater, der schleunigst seine Koffer packt…

Jeannette lernt dieweil die Haushälterin Frau Lust kennen, die mit der Kinderblase auf Kriegsfuss steht und nicht so recht glauben mag, dass die Kiddies sich bislang eigentlich von der besten Seite gezeigt haben. Als Plot Point gibt die Lust noch zum besten, dass sie auf einem Bergesgipfel haust, der nur mit dem Skilift erreichbar ist. Dann gibt Jeannette endlich ihre erste Französischlektion (die Sprache, versteht sich) und erlaubt den Kids als Belohnung für eifrige Mitarbeit, am Abend ´ne Party zu feiern, sehr zur „Freude“ der fleischermesserschwingenden Frau Lust. Jeannette interviewt die Haushälterin über den unheimlichen Stall, woauf sich die Lust nur in düsteren unheilsschwangeren Andeutungen ergeht, nixdestotrotz nach Feierabend, von Jeannette beobachtet, erst mal eben dorthin marschiert und in einer Art Kapelle ein Kerzchen anzündet, bevor sie sich per Skilift in höhere Regionen befördert. Langsam könnte mal irgendwo was irgendwohin führen.
Zur Party ist die Dorfjugend wieder mal vollzählig angetreten und führt sich auf wie deutsche Pauschaltouristen am Ballermann nach drei Sangriaeimern (dass die Schröder-Hütte über einen Pool von mittelmeermässigen Ausmassen verfügt, heizt die Stimmung natürlich weiter an). Jeannette versucht zu pennen, aber der Lärm ist beträchtlich, denn Paul und Jörg, Kumpel von Leon, improvisieren einen Wet-T-Shirt-Contest, während Ella und ihr nerviger Köter Xaver Leon bearbeiten – Ella ist scharf auf den Knaben, der aber zieht nicht so recht (kein Wunder, wenn meine Freundin sich am Handy mit „hallihallohallöle“ melden würde, würde ich verflucht schnell sämtliche Beziehungen beenden, da kann die aussehen wie ´ne Kreuzung aus Heidi Klum und Anna Kurnikova :-)). Köter Xaver weckt Jeannette, und Leon kann die Lehrerin, auf die er recht unverhohlen das ein oder andere Auge geworfen hat, überreden, auf ein Glas Saft der Party beizuwohnen. Bei Ella kicken sämtliche Eifersüchtigkeitspheromone ein und sie zerrt Jeannette („aus der Altkleidersammlung eingekleidet?“) gen Pool und Wet-T-Shirt-Orgie. Jörg & Paul versuchen, Jeannette ihres BHs zu entledigen – zu dritt bedrängt man die arme Frau – personally I wouldn´t try that with a mentally instable person. Kreischend ergreift Jeannette die Flucht und sperrt sich in ihrem Zimmer ein – der arme Leon hat nix mitgekriegt, versucht sich aber trotzdem zu entschuldigen, was Ella weiter auf die Palme bringt. Die schönste Party geht zu Ende, die Gäste verflüchtigen sich, Pickelfresse Jörg würde gerne Ella abschleppen, aber die ihrerseits hat´s mit Leon noch nicht aufgegeben. Der aber verpasst ihr einen ziemlich eindeutigen Korb und als Ella fluchenderweise den Abgang machen will, ist keine

Mitfahrgelegenheit mehr da. „Mir egal, da lauf ich halt und nach London fahr ich auch allein“, brüllt Ella und unterschreibt damit nicht nur ihr Todesurteil (in einem Horrorfilm geht kein Mensch allein über einsame Waldwege nach Hause und überlebt), sondern etabliert auch noch die Tatsache, dass sie so schnell kein Mensch vermissen wird.

Es kommt, wie´s kommen muss. Irgendwo in der Einöde hört Ella merkwürdige Geräusche, Xaverl verpisst sich ins Unterholz. Ella zückt vorsichtshalber einen gelben Plastikdildo, dessen Qualität als Waffe noch bewiesen werden muss und schiebt leichte Panik, erst recht, als sie ihre säuberlich halbierte Fusshupe Xaver findet. Der sichelschwingende Crossdresser lässt sich dann auch nicht lange bitten und verhackstückt Ella – tja, Schlampe, du hast es dir redlich verdient :-).

Ihr unheimlicher Verehrer Jörg hockt derweil in seinem Neureichen-Jeep (dieses gottverlassene Bergdorf scheint, zumindest wenn man nach den verfügbaren Vermögen geht, ausschliesslich von Mitgliedern der oberen Zehntausend bewohnt zu sein) vor Ellas Hütte und wartet auf bessere Zeiten bzw. das Eintreffen seiner Holden und trägt dabei ein „Du-bist-der-Nächste“-Gesicht. Prompt hört Jörg seltsame Geräusche vom Dach seines Automobils und entblödet sich ob dieser Tatsache nicht, das Schiebedach aufzumachen, um dem auf den Grund zu gehen. Auf den Grund, zumindest auf den Grund seines Schädels, geht dann auch prompt die geschwungene Sichel des Killers und bleibt dort stecken.

Zwei absolut unlustige Comic-Relief-Bullen etablieren den ersten Teil eines Running Gags und fahren zum ersten Mal an Jörgs Schleuder vorbei.

Am nächsten Morgen findet Jeannette auf ihrem Computer (wir erfahren zum ersten Mal, dass sie sowas hat, oder ist es nicht ihr eigener??) eine gar lustige vollanimierte „es tut mir leid, mademoiselle“-Entschuldigungs-E-Mail Leons vor – soso, der Knabe ist also Computerhexer. Wird das noch ´ne Rolle spielen? Jeannette findet die Mail jedenfalls gar süss, stellt aber zunächst mal die Lust zur Rede wegen ihrer vorabendlichen Stall-Tour. Derart gnadenlos mit harten Tatsachen konfrontiert, knickt die Lust ein und erzählt die schauerliche Mär, dass sich dort die eigentliche Mama der Schröder-Kinder vor ein paar Jahren aufgehängt hätte, nachdem sie ihren Ehemann beim Rumhuren erwischt hätte. SCHRECK!

Wo wir gerade bei SCHRECK sind… zwei ahnungslose Bauernköpfe machen einen Schneepflug startklar (im Hochsommer?) und finden sich bald in einem erklecklichen Regen aus Blut und diversen Körperteilen wieder, die das Pistengerät ausspuckt. Tja, da hat jemand eine Ella-Leiche entsorgt, wie deutlich an Ellas remarkablem Ring an einer allerdings nicht wirklich echt wirkenden abgetrennten Hand ersichtlich ist (zumindest für uns, auf jeden Fall aber nicht für irgendwelche eventuell ermittelnden Gesetzeshüter).

Jeannette hat Leon verziehen und erlaubt ihm, ihr die Gegend zu zeigen, während die Comic-Relief-Cops, die meines Erachtens ja eigentlich in einer Mordsache ermitteln sollten und nicht mit blöden Gesichtern in der Gegend spazierenfahren, zum zweiten Mal an Jörgs Vehikel vorbeifahren und dumme Sprüche ablassen. Naja, Cruisen macht vermutlich mehr Spass als in Hackfleisch nach Spuren suchen.

Leon zeigt seiner Jeannette nicht nur die Sehenswürdigkeiten des Alpenlands, sondern schüttet ihr auch noch das Füllhorn seiner Liebe aus. Jeannette lässt sich schliesslich, nach ner Runde Fangenspielen, am Wasserfall verführen, wobei der schlaue Leon schon rausgekriegt hat, dass Jeannette „Angst vor jeder Berührung hat“.

Beim abendlichen Bad Jeannettes schleicht sich ein crossdressender Intruder ins Gemäuer, passenderweise stellt sich ein Stromausfall an, aber bevor entscheidendes passieren kann, eilt der edle Ritter Leon mit einem Kerzenständer zu Hilfe und der Eindringling verkriecht sich unentdeckt in einem Schrank, wo er dann auch gleich beste Beobachtungsposition beziehen kann, denn Jeannette möchte, dass Leon bei ihr bleibt… tjaja, manchmal sitzt man auch im Schrank in der ersten Reihe. Die Liebesnacht führt dazu, dass sich Jeannette beim nächsten Alptraum ein paar Sekundenbruchteile an die lang zurückliegende Mordnacht erinnert, genauer gesagt an einen Killer, der in recht eindeutiger Pose auf die kleine Jeannette zukommt. Tztz, Kinderschändung?

Leon pflegt die Liebesmüh weiter und überredet Jeannette zu einer gemeinsamen Planschpartie im Pool am späteren Nachmittag, wenn Lissy und Melli zum Shoppen in town sind. Die gepflegte Poolknutscherei wird leider von Frau Lust gestört, die pflichtschuldigst angibt, derartige Sauereien bei nächster Gelegenheit Papa Schröder zu petzen.

Indes hat auch das Fernsehen Wind von Ellas Verhäckselung bekommen und schickt ein Reporterteam zwecks Aufnahme eines Sensationsberichts vor Ort. Die Lust stört kurz die Aufnahme und macht sich dann daran, wieder per Lift ihr Gipfeldomizil zu erklimmen, jedoch, ein böser böser Mensch schaltet beim Lift den Rückwärtsgang ein, tranchiert die Dame und schickt die Reste gen Gipfel, direkt über dem Fernsehteam, und der arme selbe Bergfex bekommt wieder eine Ladung Kunstblut ab.

Eine neue Nacht, ein neues Glück, wieder spottet Jeannette Aktivitäten im Stall – Leon geht auf Erkundungstour. Da klingelt das Telefon, Jeannette geht ran und eine Stimme meldet sich „erinnerst du dich, ich hab´s wieder getan.“ PANIK! Jeannette hastet in Sorge um ihren geliebten Leon in den Stall, findet da aber nur noch die blutigen Spuren einer gepflegten Ausweidung. Von Flashbacks geplagt scheitert sie an der inzwischen verschlossenen Stalltür und zieht sich in eine angemessene Katatonie zurück.

Jetzt finden Melli und Lissy, versteckt im Hintergrund, dass Jeannie doch ein bissel zu weit geht… ya see, in einem SHOCKING TURN OF EVENTS erweist sich, dass die diversen Sichelkillersichtungen, Kofferklau und sonstige Verunsicherungen von den Kids als Racheakt für die versauten Ferien organisiert wurden – im geklauten Kleidchen steckte Paul und das nötige Fachwissen für die Operation hat sich Leon per gezieltem Hack der Krankenakten der armen Jeannie verschafft. Jetzt ist für die rachsüchtigen Kids natürlich Polen offen, denn wie erklärt man die arme Irre im La-La-Land? Leon hat den glorreichen „Wir-streiten-alles-ab“-Einfall, während Paul, der sich in seiner Transenrolle sichtlich wohlfühlt, mit einer Mistgabel bewaffnet und spasseshalber Leon als „Opfer“ auskuckt.

Melli und Lissy gehen zurück ins Haus, wo´s Telefon klingelt und Dr. Martin, schon on the road, sich ankündigt. Melli schenkt dem Doc notgedrungen reinen Wein ein und Martin verliert ob dieser Geständnisse etwas die Beherrschung. „Das ist wie einem Alkoholiker Heroin zu geben!“ ereifert sich der Psychofritze und vermutlich frage nicht nur ich mich, ob zwischen Alkoholismus und Heroinsucht irgendwelche Wechselbeziehungen bestehen – psychologisch zweifellos ein wenig wacklig, das ganze. Währenddessen verschwindet die abgestellte katatonische Jeannette und aus der Küche dringen Geräusche der Umsetzung des alten Alf-Rezepts für frischgepressten Katzensaft – irgendwer hat Hauskater „Tiger“ in den Mixer gepackt, nur der Schwanz kuckt noch raus (ekelig…). Melli blickt nach ein par weiteren Erläuterungen des Docs durch – die Frage nämlich, was aus dem Sichelkiller geworden ist, lässt sich relativ leicht beantworten, nämlich GAR NIX, denn er hat die damalige Mordnacht nicht überlebt, die kleene Jeannette hatte ihn gekillt – das stand aber nicht im offiziellen Krankenreport und so konnten unsere Kids das nicht wissen. Tja, und nu haben sie eine durchgeknallte und recht mordlustige Jeannette am Hals…

Nächstes Opfer der Killerin ist Paul, der mit seiner eigenen Mistgabel gepfählt wird. Als Melli und Lissy den Stall wieder entern, finden sie einen blutüberströmten Leon, jedoch war das nur ein Gag desselben, um Paul zu foppen. Jedenfalls glaubt Leon den Schwestern sofort alles und als sich Schritte nähern, rammt Leon dem Näherkommer gleich mal das von Melli mitgebrachte Küchenmesser in den Wanst – zu dumm, dass es Dr. Martin war… was soll´s, das kann man dann auch noch der Irren in die Schuhe schieben, findet Leon. Der dazu noch gleich den grossartigen Einfall hat, totale Stille zu halten, als unsere beiden gar lustigen Dorfbullen anrücken, um Fragen bezüglich des Ablebens der geschätzten Haushälterin Frau Lust zu stellen (nein, die beiden betreiben ernsthafte Polizeiarbeit! Das muss ein Irrtum sein!) – Leon ist nämlich der Ansicht, dass die Kinder sich erst mal eine plausible Story zusammenreimen müssen, bevor sie die Hilfe der Uniformierten annehmen. Also, mir persönlich wär erst mal egal, was die Bullen von mir halten, wenn eine sichelschwingende Psychopathin hinter mir her wäre, um meine inneren Werte zu wenden.

Die Cops ziehen also unverrichterdinge wieder ab und sind immerhin nicht so blöd, verdächtigen Geräusche vom Wagendach wie dereinst Jörg (an dem sie natürlich noch´n paar Mal vorbeifahren, der zieht indessen schon die Fliegen) per Schiebedachöffnung auf den Grund zu gehen.

Leon, der offiziell die Denkarbeit an sich gerissen hat, beabsichtigt die Flucht mit dem familieneigenen Geländemobil, doch die Schlüssel sind im Haus. Basisdemokratisch wird per Stein-Schere-Papier ausgeknobelt, wer das Himmelfahrtskommando Operation Schlüsselholen auszuführen hat und Melli hat das persönliche Pech, der alten Regel Papier umschliesst Stein zum Opfer zu fallen. Leider kann sich Melli auch für diesen Trip nicht von ihrem Handy trennen und die Mailbox desselben meldet sich zur Unzeit. Als wahres Kind des Kommunikationszeitalters ist der Reflex „Es klingelt, also muss ich rangehen“ stärker als der Überlebensinstinkt und so hat Jeannette leichtes Spiel – Melli stürzt ob der Attacke verletzt in den Pool, aber Jeannette ist nicht dumm, sondern betätigt die elektrische Poolabdeckung (das hab ich auch schon mal irgendwo anders gesehen) – da Melli eine Schulterverletzung hat, kann sie nicht schneller schwimmen als die Abdeckung zugeht (und da sie intelligenterweise lieber in Längsrichtung des Pools schwimmt als quer) und erleidet daher das grausame Schicksal des Ersaufens.
Persönliches Pech, findet Leon und sieht die Chance, sich der Autoschlüssel zu bemächtigen. Nach kurzer Überlegung schliesst sich Lissy dem Fluchtversuch an, aber Jeannette springt dem Fluchtwagen aufs Dach. Da es sich blöderweise um ein Modell mit Faltverdeck handelt, setzt letzterese den Eindringversuchen der Psychokillerin wenig Widerstand entgegen – in Panik rammt Leon den mitten im Weg abgestellten Kübel des von ihm selbst gekillten Seelendocs. (Jaja, it´s showdowntime). Lissy flüchtet aus dem Auto in den nächstbesten Wald, während Leon noch kurz die Nachteile von elektrischen Fensterhebern kennenlernt, ehe auch er sich von der (in alter Psychokillerregel von Autounfällen und Herumgeschleudertwerden nicht weiter betroffenen) meuchelwilligen Jeannette zurück ins Haus und in die Küche flüchten kann, wo er sich unter der Kochplattform im Regal verschanzt. Jeannette whacked ordentlich rum, Leon gelingt ein Ausbruch, aber er wird gestellt. Das Opfer-in-spe´ versucht sein Glück mit der Um-das-nackte-Leben-winseln-Masche inklusive „ich liebe dich“-Tour und tatsächlich legt Jeannette ihr Mordwerkzeug erstmal beiseite und küsst den um Gnade flehenden.

In einer etwas unübersichtlichen Szene beisst nun einer von beiden dem anderen die Zunge ab (wer wem? I don´t know… wenn Leon beisst, halte ich das für einen eher unklugen Schachzug) und Jeannette verarbeitet Leon nun doch noch zu Hackepeter.

Bleibt noch Lissy übrig… wie´s nicht anders sein kann, endet die Verfolgung in alter stalking-killer-Manier am malerischen Wasserfall, wo Lissy auf die Knie sinkt und ihr Ende erwartet—

—und etwas gereift von ihrem Psychologen (Detlev Buck im überflüssigsten Starcameo aller Zeiten) aus der Hypnose zurückgeholt wird. „Und du kannst dich wirklich nicht erinnern, was danach passiert ist?“ Lissy schüttelt treuherzig den Kopf, doch als Psychobuck nachdenklich Notizen macht, sehen wir in ihren Augen den gemeinen Killerblick… History is gonna repeat itself…

Ach ja, und übrigens sitzt Jörg immer noch mit Sichel im Kopp in seinem Auto…
Scream

war ein guter Horrorfilm, der gekonnt mit den Klischees des altehrwürdigen Slasherfilms spielte und machte nicht zu Unrecht einen Riesenreibach. Der Nachteil am Erfolg der Craven´schen Selbstparodie ist allerdings, dass seither der Slasherfilm wieder „in“ ist und wir, die gemeinen Konsumenten, als Strafe dafür, dass wir Scream erfolgreich machten, Schwachsinn wie I know what you did last summer oder Urban Legends nebst Sequeln erdulden müssen. Sind wir, das müssen wir zugeben, irgendwie selber schuld dran.

Auch Flashback ist zweifellos das Ergebnis eines mehrminütigen Brainstormings geldgeiler Produzenten, die Scream gesehen, aber nicht verstanden haben. Und so entpuppt sich auch dieser deutsche Genrebeitrag als ein Scream-Epigone aus dem handelsüblichen Slasherfilm-Baukasten, der seit Halloween wie ein Damoklesschwert über dem Genre hängt.

Anstatt wie das oh so offensichtliche Vorbild genüsslich mit den Klischees des Genres zu jonglieren und zu spielen, rattert Flashback sie uninspiriert wie nach einer Checkliste herunter. Das entbehrt nicht eines gewissen Unterhaltungswerts, da der Streifen über ansehnliche Production Values verfügt und professionell-slick abgefilmt wurde, ist aber ungefähr so originell wie ein aufgewärmtes Mikrowellendöner.

Tja, und selbst dieses routinierte Abarbeiten aller gängigen Klischees hat man schon enthusiastischer gesehen – man könnte einem Slasherfilm ja verzeihen, wenn er nicht originell ist, wenn er wenigstens innerhalb der Gesetzmässigkeiten des Genres stimmig ist, aber was Horroraltmeister Jimmy Sangster, einstmals Haus- und Hof-Autor und -Regisseur der altehrwürdigen Hammer-Studios und Schöpfer zahlreicher Dracula- und Frankenstein-Streifen da zusammengeschustert hat, ist schon arg mager (wenngleich man wohl nie erfahren wird, inwieweit die Drehbuchnachbearbeitung durch Nathalie Scharf hier verschlimmbessert hat). Nun sind Slasher zweifellos nicht Sangster´s Spezialgebiet, aber einem alten Fuchs des Genres hätte man zumindest etwas mehr Originalität zutrauen können – der „Twist“, die vermeintliche Heldin in den Wahnsinn abgleiten zu lassen, war schon Ende der 50er nicht mehr wirklich neu, wobei man allerdings zugeben muss, dass dieser bewusste Bruch im Film recht gutgelöst wurde – der Haken dabei ist natürlich nur, dass man in der finalen Showdown-Reel keinen Helden mehr hat, den man anfeuern könnte – die Kids sind so unsympathisch, dass man jedem von ihm das baldige Ableben wünscht und als positive Identifikationsfigur taugt auch die sichelschwingende Jeannette nur sehr bedingt (zumal sie nach ihrer Katatonie nicht mal mehr eine einzige Silbe Dialog hat, sondern als stummer Racheengel durchs Areal schreitet).

Abgesehen von seiner Indifferenz und blossen Aneinanderreihung von Klischees ist darüber hinaus das psychologische Gerüst des Drehbuchs, hm, wie soll man sagen, ein wenig wagemutig… welcher Psychologe würde es im wahren Leben für eine gute Idee halten, eine Person, die im Rhamen eines schweren psychologischen Traumas den Killer ihrer Eltern getötet hat, und diese Tatsache verdrängt, unbeaufsichtigt in die grosse weite Welt zu entlassen? Das erscheint mir doch seeeehr zweifelhaft. Ausserdem krankt die „Psychologie“ des Films an einem weiteren schweren Makel – alles dargebotene scheint doch zu implizieren, dass Jeannette in dem Moment „flippt“, als sie die scheinbare Mordszene im Stall findet und an der verschlossenen Stalltür in ihren Flashback fällt und eben DADURCH zur Killerin zu werden. Gleichzeitig suggeriert uns der Film aber auch, dass Jeannette bereits vorher Ella samt Hund, Jörg und Frau Lust filettiert hat. Ist Jeannette dann nebenher auch noch eine Schizophrene? Dafür gibt das Script keine Anhaltspunkte her – genausowenig für die Anwesenheit eines eventuellen zweiten Killers. Nein, hier ist einfach geschlampt worden, hier passen Problem und Lösung eindeutig nicht zusammen (auch wenn Jeannette für alle drei Morde Gelegenheit und ein Motiv hätte, wenngleich im Falle Jörg ein eher schmalbrüstiges – und woher wusste sie überhaupt, wo Jörg sich rumtreibt?). Naja, aber was will man auch von einem Drehbuch erwarten, dass Vergleiche wie den oben angesprochenen „das ist, wie ´nem Alkoholiker Heroin zu geben“ zieht… ganz zu schweigen davon, dass das „Killer-in-drag“-Klischee ja nun auch schon breitgetretener als breit ist (und dem Streifen auch eine üble Kritik im Gay-Interest-Online-Magazin „Queer View“ einbrachte, die sich über die mal wieder pauschal kriminalisierende Darstellung von Transen beschwerte).

Handwerklich ist der Streifen ansonsten, wie auch schon kurz erwähnt, von absoluter Professionalität – wenn man von Schwächen bei den arg offenkundigen Gore-Effekten absieht, da hat Hollywood dann halt doch mehr Erfahrung, andererseits ist die Zielgruppe des Streifens ja nicht der typische Gorehound, der Ketchup, Kunstblut und the real deal auf zwölf Kilometer gegen den Wind unterscheiden kann (es stellt sich allerdings die berechtigte Frage, welche Zielgruppe die Marketingstrategen eigentlich hatten? Bei dem Aufgebot an Soap-Stars scheint nahezuliegen, dass man eben die Soap-Gucker als vermeintliche Klientel im Auge hatte – aber der durchschnittliche Soapfan ist irgendwo zwischen 12 und 14 und hätte also nicht mal bei FSK-16-Einstufung, die angestrebt, aber aufgrund der doch recht heftigen Goreschübe nicht erreicht wurde, das Machwerk sehen dürfen) und so fällt dieser Mangel nicht wirklich schwer ins Gewicht. Ansonsten ist die Regiearbeit von TV-Profi Michael Karen (die sowohl von Kritik als auch Publikum einigermassen goutierten TV-Movies Die Diebin und Verführt – Eine gefährliche Affäre gehen auf das Konto Karens) gut goutierbar, wenngleich natürlich uninspiriert und unoriginell (wundert wenig, wenn man berücksichtigt, dass auch die erwähnten TV-Movies relativ dreiste Rip-offs von Kassenschlagern darstellen) – vom Tempo her klont Karen das Feeling des üblichen neuen US-Slashers, nach dem flotten Auftakt folgt ein etwas kaugummiartiger Mittelteil für Exposition und Charakterisierung (soweit man im Genrerahmen davon reden kann), ehe nach ein paar Wake-up-Scares zur finalen Attacke geblasen wird. Was die Uninspiriertheit, dennoch Professionalität angeht, gilt für Kameraführung und Musik ähnliches. Alles ist zwar irgendwie okay, aber mittelmässig (es ist schon bemerkenswert, wenn die Mittelmässigkeit andere Mittelmässigkeit referenced – durch das Featuren von Hyams´ Relic und ein vom Requisiteur hingepflastertes Vampires-Plakat in Mellis Bude).

Bei einem zahlenmässig so grossen Aufgebot an Soap-Darstellern wundert es auch nicht, dass auch die schauspielerischen Leistungen bestenfalls solides Mittelmass erreichen, aber grösstenteils eher unprivilegiertes Soap-Niveau darstellen. Man kann sich ob des Actings selten des Gefühls erwähren, versehentlich in eine auf Cinemascope-Format aufgeblasene Special-Event-Folge von GZSZ oder Verbotene Liebe gezappt zu sein. Ausgerechnet einzig Lead Actor Xaver Hutter (Leon) kann auf keine Soap-Karriere zurückblicken, hat allerdings auch schon einige TV-Movies (und, wie ich das beurteilen kann, ein paar Gay-Interest-Filme, so zumindest „Queer View“) abgedreht. Schauspielerisch passt er sich dem ihn umgebenden hohlen Durchschnitt kritiklos an, wie auch die vermeintlich prominenteste Soap-Akteurin Alexandra Neldel (Melli), die neben GZSZ immerhin richtige Filme wie Bang Boom Bang, Lammbock oder das erste Erkan & Stefan-Abenteuer in ihrer Vita stehen und allenthalben bessere Performances abgeliefert hat. Simone Hanselmann (Lissy) aus GZSZ und Katja Woywood (Ella, Gegen den Wind, Verführt, zumindest einer der optisch überzeugenderen Versuche, eine dreissigjährige Frau einen End-Teenager spielen zu lassen) werden ebensowenig für diesen Film jemals darstellerische Preise gewinnen können, aber allen diesen Akteuren muss man zu ihrer Verteidigung zugestehen, dass ihre eindimensionalen Pappmache´charaktere sicherlich auch grössere Mimen zur Verzweiflung gebracht hätten. Die schauspielerischen Glanzlichter setzen also, mehr oder weniger im Ausschlussverfahren, Elke Sommer, die zwar einen weitgehend sinnfreien Auftritt, aber in bester Spiellaune absolviert und Valerie Niehaus (Jeannette, Verbotene Liebe), die zumindest versucht, nuanciert zu agieren und im Showdown einen recht einprägsamen Auftritt als mordender Racheengel hinlegt, der sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken braucht. Zumindest die Niehaus deutet hier durchaus Potential für grössere Aufgaben an.

Summa summarum wird Flashback aufgrund angeborener, da vorprogrammierter Mittelmässigkeit nie ein Klassiker werden. Im Vergleich zu den 08/15-Slashern a la Last Summer braucht sich Flashback aber nicht zu verstecken – er ist nicht blöder, nicht langweiliger, nicht (viel) schlechter gespielt und vom Aufwand her absolut in der selben Liga. Wer von einem Slasherfilm nicht mehr erwartet als blutige Morde in halbwegs interessanten Kulissen, fährt mit Flashback nicht schlechter als mit einem vergleichbaren US-Produkt – der Unterhaltungswert ist in etwa der selbe. Wer also nicht den Anspruch erhebt, jeder Slasher müsse das Niveau von Scream haben, kann auch mit diesem Film durchaus seinen seichten Horrorspass haben. Nothing to write home about, aber es gibt unangenehmere Möglichkeiten, sich eineinhalb Stunden um die Ohren zu schlagen.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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