Fist of Fear, Touch of Death

 
  • Deutscher Titel: Fist of Fear, Touch of Death
  • Original-Titel: Fist of Fear, Touch of Death
  • Alternative Titel: The Dragon and the Cobra | Fear of Dragon, Touch of Death |
  • Regie: Matthew Mallison
  • Land: Hongkong/USA
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    Bruce Lee (Himself, „the Martial Arts Master“, Archivmaterial)
    Fred Williamson (Himself, „Hammer the ladies man“)
    Adolph Caesar (Himself, TV Anchorman)
    Ron van Clief (Himself)
    Aaron Banks (Himself, The Promoter)
    Bill Louie (Himself, Kato #2)
    Teruyuki Higa (Karate Instructor)
    Gail Turner (Rape Victim)
    Richard Barathy (Stone Smasher)
    Hollywood Browde (Hammer’s Girlfriend)
    Louis Neglia (Middleweight Champion)
    Cydra Karlyn (The Boxer’s Girlfriend)
    Annette Bronson (Jogger)
    John Flood (Cyclone)
    Ron Harvey (Jasper Milktoast)


Vorwort

Obwohl ich ein sehr großer Fan (zumindest aus trashologischer Sicht) von Bruceploitation bin, habe ich bisher erst einen Streifen aus dem Genre hier besprochen. CHALLENGE OF THE TIGER, der auch unseren allseits geliebten Richard Harrison groß in Szene setzen durfte, war mir das erste BM-Review wert. Dabei ist das Genre so unerschöpflich und bietet auch einige Perlen die einfach jeder aufgeklärte B‑Fan gesehen haben sollte.

Wir erinnern uns, nach dem unzeitigen Tod von Bruce Lee im Jahr 1973 waren sowohl die Martial-Arts- als auch die fernöstliche Filmwelt tief geschockt. Auch wenn Bruce Lee äußerst revolutionäre und auch höchst unbequeme Ansichten vertrat, war er ein solches Kassengold, dass man ihn einfach nicht ignorieren konnte. Folglich entstanden dutzende Filme mit Bruce-Lee-Imitatoren (die selbstverständlich alle NUR für den schnellen Dollar missbraucht wunden und keine Schuld an der Legendenschändung hatten, klar).

Dabei gab’s bzw. gibt’s im Wesentlichen drei Varianten:
Erstens wurden angeblich bisher „verschollene“ oder ältere Filme von Bruce Lee gezeigt, die kurioserweise oft nur in anderen Ländern unter dem Banner Bruce Lee liefen und eigentlich straighte Eastern waren nur halt mit einem more or less lookalike.
Zweitens die Variante Hommage wie BRUCE LEE’S LAST GAME OF DEATH, hier mag man auch die Schwachsinnskategorie, mit Einträgen wie Megatrash-Granaten SEINE ERBEN NEHMEN RACHE und THE DRAGON LIVES AGAIN verorten.
Drittens die der „Biographie“ (MEIN LETZTER KAMPF gehört in eine besondere Kategorie, denn der zeigt immerhin noch ca. elf bis dato ungesehene Minuten vom echte Bruce Lee, wird aber aufgrund einiger besonderer Umstände gerne als epitome of Bruceploitation gesehen, den hebe ich mir aber für ein Rekord-Review auf).

Der heutige Film gehört in Kategorie 3, von der wir wissen (sollten), dass hier zuweilen sich die Macher gewisse Freiheiten nahmen, Bruces Lebensgeschichte und Schaffen etwa, äh, unkonventionell darzustellen, Filme wie BRUCE LEE: A DRAGON’S STORY (nicht zu verwechseln mit DRAGON – THE BRUCE LEE STORY) oder THE REAL BRUCE LEE zeichneten sich etwa dadurch aus, die Lebensgeschichte von Bruce Lee etwas phantasievoll aufzupeppeln. Letzterer schaffte es laut Doc sogar, ohne eine einzige neugedrehte Szene auszukommen. Ganz abstrus wird es, wenn die Filme auch bisher unbeleuchtete, oft nur mit Legenden umwobene Bereiche aus Bruce Lees Leben aufgriffen und in den Bereich Mythen, Verschwörungstheorien etc. gingen. Dauerbrenner ist hierbei seine angebliche Liebelei zu Betty Ting Pei, denn irgendwie kommt letztendlich fast kein Bruceploiter ohne angebliche sexuelle Fetische von Bruce Lee oder massiver Phallussymbolik – wir sehen uns bei DRAGON LIVES AGAIN – aus.

FIST OF FEAR, TOUCH OF DEATH wird sich unter anderem mit dem Tod des Meisters auseinandersetzen. Für alle Unkundigen: Der „Touch of Death“ (auch bekannt als Dim-Mak) ist ein so genannter Todesschlag, von dem einige Kampfkünstler behaupten, ihn zu beherrschen. Es handelt sich hierbei um eine Technik (oder eine schnelle Abfolge von mehreren Techniken), die bestimmte Vitalpunkte so stimuliert/stimulieren, dass das nach einer gewissen Zeit zum Tod führt, aber ohne äußere Schäden zu hinterlassen (wunderbar persifliert in KILL BILL VOL. 2). Die offizielle Todesursache von Bruce wird ja gemeinhin als Hirnschwellung bzw. Gehirnblutung in Folge einer allergischen Reaktion auf ein Medikament gegen Kopfschmerzen angegeben. Aber ob so was Banales einen Mann wie Bruce Lee tatsächlich umhauen konnte? Ein Blick in die Besetzungsliste verrät uns, dass kein geringerer als Fred Williamson mitspielt. Ob der ihn über den Jordan geschickt hat?


Inhalt

Wir befinden uns im Madison Square Garden. Kurioserweise ist der Streifen – zumindest die neuen Szenen – komplett in New York City gedreht und das darf natürlich nicht ohne die obligatorische „Wahrzeichen von New York“-Montage ablaufen. Hier findet die Karate-Weltmeisterschaft 1979 statt. So weit so gut, nur ein schmieriger Promoter namens Aaron Banks (eine Art Vince „The Higher Power“ McMahon für ganz ganz Abgebrannte) meint, er wisse noch besonders heiße Details über Bruce Lees Tod. In äußerst tiefem Badass Baritone, für den sich sogar PACO schämen würde, knödelt er unserem rasenden Reporter Adolph César (!) ins Mikro, dass er fest davon überzeugt ist, dass der Meister ermordet wurde, durch – wir wissen es bereits – den Todesschlag oder „Vibrating Palm“, der nach etwa drei bis vier Wochen unweigerlich zum Exitus führt. Und ich dachte immer, das wären fünf Schritte gewesen!

Der Reporter blödfragt, ob es dann vielleicht jemand auf Bruce abgesehen hat (nein, die schicken ein Killerkommando, um mit ihm Mühle zu spielen, Trottel), Banks führt an, dass Bruce Lee wohl zu viel über die chinesische Kampfkunst verriet, und deshalb sterben musste. Teil 1 des Satzes hatte zumindest einen wahren Kern. Bruce Lee musste sich tatsächlich einem Kampf stellen, nach dessen Gewinn er auch weiterhin ausländische Schüler unterrichten durfte, Teil 2 strapaziert die Quellenlage aber etwas über.
Wir sehen Stock Footage von Bruce Lee in, ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube LONGSTREET (schwer zu sagen wegen der Farbverfremdung, LONGSTREET war eine US-Serie, in der Bruce Lee vor seinen Kung-Fu-Streifen mitgespielt hat) – logischerweise anders synchronisiert und das noch mit grauenhaft unpassender Stimme: „The Secret of Karate is Power, internal power from the if“. Einen solchen Satz hat Bruce niemals gesagt, abgesehen davon, dass man hier mit Karate etwas am falschen Dampfer ist, er hat Karate bekanntermaßen niemals unterrichtet und sogar abgelehnt.

Was hat es nun mit dieser „internal power“ auf sich? Die Chinesen nennen es Qi (sprich „Tschi“, oft auch als „Chi“ oder „Ch’i“ umgeschrieben), die Japaner Ki. Das ist insoweit richtig, nur was hatte Bruce Lee damit zu tun? Viel, meint der Promoter. Denn ein Mann mit der Physis von Bruce Lee konnte unmöglich an einer natürlichen Todesursache sterben – womit erfolgreich eine Behauptung widerlegt wäre, die niemand aufgestellt hat. Ich bin zwar kein Mediziner, verschiedene Quellen u.a. Fickipedia verraten aber, dass Tod durch allergische Reaktionen auf Medikamente eben keine natürliche Todesursache ist.

Nun erfahren wir auch mehr über die Todestechnik: Sie funktioniert, ohne dass man mehr tun muss, als die Handfläche gegen den Körper des Gegners zu halten, egal an welcher Stelle (das schränkt’s aber gewaltig ein) und seine Energie fließen zu lassen, der Einschlag muss nur stark genug sein. Das gäbe erstens viele Todesfälle, wenn das so einfach wäre und zweitens, wie jetzt: Einschlag oder Hinhalten? Da gibt’s ’nen klitzekleinen Unterschied!

Nun die Preisfrage: Kann Aaron Banks selbst solche Todesschläge verteilen? Er bildet sich ein ja, denn Bruce Lee selbst hat ihm vor seinem Tod die grundlegenden Prinzipien gezeigt (!!), dazu läuft Stock Footage, wie ihm ein Bruce-Lee-Klon Bretter gibt, die Aaron dann vor einer US-Flagge mit seiner Faust zerdeppert (I shit you not). Man kann also sagen, Bruce fand zu viel über die Technik heraus, und musste deshalb zum Schweigen gebracht werden (mein Hirn, argh!!!)
Dass Bruce Lee übrigens um den One Inch Punch nie irgendeinen Geheimnis sondern damit auf den verschiedenen Demos der 60er Jahre sogar bekannt geworden ist, sei nur am Rande erwähnt. Eine letzte Frage, wer hat nun Bruce getötet? Aaron fasst sich denkbar kurz: „I really don’t know“, macht am Absatz kehrt und verpisst sich sofort.

Dann der Vorspann mit einigen unzugeordneten Knüppelszenen. Ganz toll eine Szene im Ring, wo Meister Bill Louie einem anderen spastisch zappelnden Kämpfer zuerst gefühlte 500 Mal in die Eier tritt (was den völlig unbeeindruckt lässt) und ihn dann per Augenausreißen (mit tollen Wwwwoooosh-Lauten) und Telekinese oder ähnlichem auf die Matte schickt. Wozu das Ganze? Logisch, hier soll der offizielle Nachfolger von Bruce Lee gefunden werden (!!!!) Erstens WWAAAAHHHH und zweitens Nachfolger in welcher Hinsicht? Als Schauspieler? Jackie Chan war 1979 schon bekannt (mit SNAKE IN THE EAGLE’S SHADOW und DRUNKEN MASTER von 1978). Als Verbreiter seines Systems? Gibt’s schon, heißt Dan Inosanto und unterrichtet Jeet Kune Do bis heute. Als Coolness-Papst? Dann hat Fred Williamson schon gewonnen und der Kampf ist überflüssig.
Der Reporter Adolph (langsam geht mir der Typ auf die Nüsse) erklärt uns die Modalitäten des Main Event. Vorher aber noch ein paar Interviews, die er mit dem Meister „persönlich“ (*hust*) geführt hat. Hierbei handelt es sich natürlich um nichts anderes als bekannte Filmausschnitte von Bruce Lee (diesmal definitv LONGSTREET), neu synchronisiert und zusammengeschnitten mit unserem Wayne Gale für Hartz‑IV-Kassierer nach der guten alten Godfrey Ho school of film editing bei seinem Ninjakrams. Besonders glaubhaft, weil Bruce Lee im Vorgarten steht und Adolph im völlig Dunklen sitzt, will sagen WOLLTAMICHVÄRARSCHEN????

Das Gelaber ist natürlich völlig pseudophilosophischer Schwurbel, den hier wiederzugeben sich selbst mir verbietet (es geht irgendwie um „mind“ und „body“ und die Kombination aus den beiden). Bester Brüller: Bruce verwendet Yoga (!!!!!!) als seine bevorzugte „mind exercise“. Haben die irgendeine Ahnung, von was die da reden? Gibt’s kein Gesetz mehr dagegen, sich an Themen zu vergreifen, denen man nicht gewachsen ist? Auch eine Prise Zen steht auf Bruce Lees Plan und sogar Hypnose.
Nach diesem gewagten Einblick ins Bruce Lees bestgehütete Geheimnisse geht Adolph noch mal genauer auf Aarons Behauptung ein, dass Bruce durch einen Dim-Mak getötet worden ist. Dazu sehen wir Aaron „Mr. Karate“ (wie denn, wenn das in der Welt des Films schon Bruce Lee ist?) wieder in dem Raum mit der US-Flagge, der anscheinend nichts anderes als sein Dojo darstellen soll, wie er erfolglos den von Bruce Lee entwickelten One-Inch Punch an einem Holzbrett versucht, was Adolph unerklärlicherweise als Demonstration des Dim-Mak ausgibt, obwohl vorher noch ausdrücklich von Hand Palm die Rede war. Ich liebe diese Verkennung der allereinfachsten Sachverhalte, bitte aufhören, bevor ich mich selbst ins Samurai-Schwert werfe!

Adolph informiert uns, dass die Schwierigkeit darin besteht, so viel Energie auf so kurze Distanz freizusetzen. Wahnsinn, da wären wir nie drauf gekommen, abgesehen davon führt Alan den One Inch Punch völlig falsch aus (die Technik geht aus Schulter und Handgelenk). Nach gefühlten 50 erfolglosen Versuchen bringt er das Brett – weil Holzbretter bekanntlich voll von empfindlichen Vitalpunkten sind – endlich zum Zerbrechen und das, wo wir doch längst wissen, dass der Dim-Mak eben KEINE sichtbaren Schäden auf der Trefferfläche hinterlassen soll. Mein Hirn ist inzwischen Gemüse.

Nun folgt zum wiederholten Mal (*gähn*) die Frage, ob wir Bruce Lees Nachfolger finden werden UND – schluck – wird er dasselbe Schicksal erleiden wie Bruce? Ich warne euch schon mal vor: keine Frage, die der Film aufwirft, wird er beantworten. Außer dass die Macher Gehirnpansen im Endstadium sind, die allerdings über jeden Zweifel.
Wir sehen einen Kampf zwischen einer jungen Frau (Bunny Lee) und einem fiesen Fettsack („the flying fatman“), erfreulicherweise in ihrer Straßenkleidung. Niemand am Set ist auf die Idee gekommen, die in so was wie Kampfanzüge zu stecken oder so. Anscheinend geht’s hier um Punkte, ich sehe aber nur völlig sinnfreie Judo- bzw. Wrestling-Moves. Der Kampf endet damit, dass Bunny dem Vier-Zentner-Mann in die Eier tritt, der daraufhin am Boden liegend durch die Gegend zappelt wie durch Leatherface vom sledgehammer getroffen. Sie nimmt ihre Handtasche und marschiert über ihn hinweg, als wäre sie ROTOR. An dieser Stelle war mir völlig klar, dass hier das Publikum gezielt verarscht werden soll. Hier könnte man vielleicht argumentieren, dass diese Szene bewusst luschtig sein soll (ich bilde mir, sogar einmal einen ulkigen Boing-Laut gehört zu haben), besonders aufregend für den zahlenden Kampfsport-Fan kann sie aber auch nicht sein.

Dann sehen wir Fred Williamson. Hier als er selbst, zunächst dachte ich – und der Film baut es auch so auf – dass er in dieser Filmwelt ebenfalls verdienter Martial Artist sein soll, da werde ich mich aber täuschen. Anstatt uns eine plausible Antwort zu liefern, wie man so tief sinken kann, schreibt er fleißig Autogramme.

Flashback-Time: Heute um zehn Uhr morgens wurde er unsanft aus dem Bett geklingelt. Es ist der automatische Hotel-Weckruf für, wie ihn die Ansagerin nennt, „Mr. Belafonte“ (!!!!! was zum Fick?), der wollte aber eigentlich um acht Uhr geweckt werden und teilt etwas unsanft mit, dass er nicht Belafonte sondern Williamson heißt. Nun erhebt sich auch seine heiße Flamme neben ihm aus den Federn, nein, nicht Mathilda (denn die hätte ERSTENS schon die ganze Kohle und wäre ZWEITENS längst in Venezuela), sondern eine völlig überstylte und überschminkte (weiße) Flip-Maus, die ihn davon abhalten will, seinen Termin wahrzunehmen („but why, it’s just a karate match?“ – Mann, ist sie eine miese Schauspielerin).
Außerdem hat er ihr gestern versprochen, sie zu befriedigen, sie begehrt aber immer noch, denn nach fünf Mal (!) hat sie noch nicht genug. Leider kann Fred Williamson nicht wie Deutschrapper Bendt auf die Hilfe von B‑Tight als Meister für solche Notfälle zurückgreifen, also muss sich Fred selbst ein Herz fassen und spendiert ihr einen „Six Pack“, womit die Klischees vom obergeilen Sex-Neger und der Megaschwanz-dürstenden Frau erfolgreich abgearbeitet wären. Im Radio läuft inzwischen Harry Belafontes neues Album und dabei hätte doch „Fred come to bed“ doch so viel besser gepasst, aber halt, 1979…

Endlich aus dem Bett geschlüpft sucht Fred nach einem Taxi, bekommt aber Konkurrenz durch einen frechen Passanten (niemand anderes als Regisseur Mallison selbst), der ihn auch mit Harry Belafonte verwechselt. Mich dünkt, der Film will hier einen Running Gag etablieren. Wo zwei sich freuen, streitet sich der Dritte und so klaut sich ein Pärchen das Taxi und da es in New York bekanntlich nur ein Taxi gibt, steht er nun hilflos da wie ein begossener Dackel. Was für ein Glück, dass Adolphs Rolls Royce (!) zufällig vorbeifährt (mit Chauffeur versteht sich) und ihn mitnimmt. Als Reporter für Martial-Arts-Events muss man Ende der 70er echt verdammt viel Kohle gescheffelt haben. Fred beschwert sich, dass man für Bruce Lees Titel kämpfen muss, der noch nicht mal existiert. Was für ein Titel, ich dachte es geht um die Nachfolge?

Adolph kann nix machen, ist halt alles für die Quote, dann versteht Fred aber nicht, warum er (Fred) dann nicht mit Adolph in einem Ring stehen darf. Zu schmissigem Funk-Sound sehen wir nun, wie die beiden durch New York fahren und dabei so aufregende Dinge wie Jogger oder noch mehr New Yorker Wahrzeichen betrachten. Ist auch ein bisschen Laufzeit, mindestens eineinhalb Stunden.
ENDLICH sind sind am Madison Square Garden, wo ein debiler Oberhirni mit maximal drei funktionierenden Gehirnzellen Fred ein herzlich verspastetes „woooowww, Hari Belahpfonti“ hintersülzt, wie Ekelbatzen Heinzi bei der Ankunft von Gianna S. in VOLL NORMAAAL

Mann, sehen sich Williamson und Belafonte wirklich so ähnlich? Und war Harry Belafonte 1979, auch wenn er aus New York kommt, wirklich so der absolute Gassenhauer, dass jeder Dödel auf der Straße, egal ob jung oder arm, ob alt oder reich, sich sofort sabbernd und feucht im Höschen gierig nach ihm umdrehte? Ich dachte, der hatte seine beste Zeit in den 50ern? 1979 hat er sich ja doch eher wieder zurückgenommen und wenn ich nicht irre eher TV-Auftritte gemacht? Und erzählt mir keiner dass solche Spacken „civil rights movement“ auch nur buchstabieren können! Die Szene ist so debil, dass ihr sie selbst sehen müsst. Tatsächlich war jemand so nett, sie hier für euch online zu stellen: https://vimeo.com/167651760

Wieder im Ring sehen wir Bill Louie. Auch er wird als möglicher Lee-Nachfolger gehandelt, wegen seiner starken Ähnlichkeit (die nur Adolph sieht). Eine Kostprobe von seinem Können gibt er zusammen mit einem Gehirnpansen. Sie spulen halt irgendwelche Formen ab, helfen dabei aber so sehr zusammen dass jeder geistige Einzeller das durchschauen kann. Es sieht mehr nach Pirouettendrehen, Streicheln oder Schuhplatteln aus als nach Dark Kumite. Bill ist der Meister der „Lee fighting form“, womit wieder Bruce Lee komplett gänzlich und in jeder erdenkbaren Weise fehlrepräsentiert wird (langsam geht’s mir auf die Klötze).

Mal sehen, was Kampfsport-Legende und mehrfacher Vollkontaktmeister und Gründer des Stils Chinese Goju Ron van Clief dazu zu sagen hat, an dem dieser Kelch auch nicht vorübergegangen ist. Auch er wird per bewährter 50er-Jahre-Briefmarkenschirm-Fernsehschüssel perfekt in die Action integriert. Nach der alt-bewährten „Otto die Serie irgendeine Scheiße zusammenschneiden“-Schule (wobei das bei Otto cool war) fühlt Adolph Ron auf den Zahn. Logisch war Bruce Lee die wichtigste Person in seinem Leben, sagt er uns während er einen armen, unschuldigen Sandsack verdrischt. Dann sehen wir ihn beim Pumpen und beim Darlegen seines Lebenslaufs. Mir ist nicht ganz klar, ob die Szenen neugedreht wurden oder ob nicht einfach irgendein Trainingsvideo von ihm kannibalisert wurde. Da sein Text zu den Lippenbewegungen passt und er auch später in einer erkennbar neu gedrehten Sequenz vorkommt, glaube ich aber, dass dieses Material komplett originär für diesen Film entstanden ist.

Als nette Dreingabe für Zwischendurch gibt der kannibalisierte Bruce wieder unfreiwillig irgendeinen völlig hanebüchenen Pferdedung von sich.

Um nicht zu viel Niveau in diesen Film zu bringen fragt Adolph ihn, ob Bruce an einer natürlichen Todesursache dahingeschieden sein konnte, was Ron ganz klar verneint („No way! I believe he was murdered“), freilich ohne den Punkt näher aufzuarbeiten.
Ron hat für uns noch eine Martial-Arts-Demo, er wird uns nämlich zeigen, wie er Karotten auf den Hälsen von ein paar Test Dummys mit einem Samuraischwert zerteilen wird. Der Test gilt natürlich nur dann als bestanden, wenn die Köpfe dranbleiben und die Versuchskarnickel die Karotten nicht anknabbern (na was? Das war doch ’n Knaller von mir!). Er macht den Test, okay, nicht schlecht, aber Adolph will, weil zeitintensiv denkend, dass Ron die Chose wiederholt, was so weit ich sehe, bequem per Szenenwiederholung nebst Pan&Scan erledigt wird.

Adolph kommt zu dem Schluss, Ron ist der perfekte Kämpfer, der seine „karate magic“ (aufhören!!!) absolut perfektioniert hat. Das spricht vielleicht für Ron aber nicht für Adolph.

Cut zu einer kessen Dunkelblonden in verboten knappem Outfit, die von vier Wichtelhirnen verfolgt wird. Das kann nur eins heißen, Ronnie muss die wilden Horden verknüllen und die frisch gerettete (und ihren Angreifern an Blödheit in nichts nachstehende) Dame fragt Ron, wie sie ihm das nur je zurückzahlen kann. Adolph meint, es werden sich Mittel und Wege finden lassen, woraufhin Ron einen Sideglance zur Kamera mit oberdreckigem Grinsen präsentiert. Hat irgendwas von Playboy 51. Man kann sagen was man will, aber bei der Szene musste ich lachen.

Nachdem Rons Auftritt nicht mal ganz so doof war, muss Adolph uns wieder aufs geistige Niveau des Marianengrabens zurückführen, jetzt kommt nämlich das, was er uns schon lange versprochen hat, die „Half Time Bruce Lee Story“ (und was war das bisher?) Zu pompösen Trommeln wie im vierstündigen Monumentalfilm sehen wir das Poster von Bruce Lee und Adolph verzapft dazu seine zwanzigfach gequirlte, gegurgelte und dreifach von einem Walfisch ausgekotzte Affenscheiße, gegen die jede Aussage von Fiko 51 ein elaboriertes, nobelpreisverdächtiges philosophisches Lehrgebäude darstellt.
Er erinnert uns dran, dass er schließlich als erster Bruces Talent erkannt hat (dann muss er aber in den 40ern oder 50ern in Hong Kong gelebt haben). Klar hat Bruce hart trainiert, aber Adolph weiß noch mehr. Jetzt fängt der Film übrigens an, aktiv unangenehm zu werden. Denn bisher hat man sich nur an Bruce Lee vergangen, jetzt wird auch noch seine Familie auf übelste Weise geschändet. Ich würde am liebsten jetzt den Raum verlassen und Seppuku begehen, aber dann wirft man mir wieder vor, ich käme meiner Chronistenpflicht nicht nach.

Bruces Urgroßvater war laut Adi, den Kackefaktor erneut in spekulative Höhen treibend, der größte Samurai-Schwertkämpfer des 19. Jahrhunderts (merkt man mir an, dass ich langsam beginne, diesen Film zu hassen?) Er wurde nicht nur unter demselben astrologischen Zeichen – jetzt auch noch der Dreck – sondern auch noch gleichen Tag wie sein Urgroßvater geboren, woher auch immer Adi das wissen möchte. Der junge Bruce sog es quasi mit der Muttermilch auf, denn er las bereits als Hosenkacker die Bücher über die Heldentaten seines Uropis (glglglglwrxmhpf!!!), dazu sehen wir komplett jeglichen Zusammenhang vermissende Bilder mit angeblichen Samurais, Gräbern und asiatischen Schriftzeichen.

Damit wir uns von der Großartigkeit seiner Abenteuer selbst überzeugen können schalten wir nun in einen völlig x‑beliebigen Schwertkämpfer/Haudrauf-Film der Shaw-Brothers-Schule (die Imdb verrät, dass es sich um den Film DER UNBESIEGBARE SUPER-CHAN aka TIAN ZHAN handelt, typischer taiwanesischer – also nix mit Samurais – Klopperfilm der frühen 70er), der Hauptdarsteller soll Bruce Lees Ahnenerbe sein. Für sich genommen wäre der Film ganz okay, die Kampfszenen sind zwar übertrieben aber halbwegs routiniert choreographiert, nur im Kontext dieses Film leicht deplatziert. Dieser Part dauert etwa zwei bis drei Minuten, hat aber immerhin den Vorteil, dass Adolph endlich mal den Hahn zudreht.
Der nächste Part ist fast noch dreister. Adolph, der in mir inzwischen wirklich den Wunsch zum Töten weckt, lässt wieder ein Gesabbel von der Stange, gegen das sich das Transkript von Jürgens „Hip Hop ist halbschwul“ liest wie sämtliche Werke von Immanuel Kant, William Shakespeare und Heinrich Heine in einem.

Nachdem also der kleine Bruce so viele tolle Geschichten gelesen hat, kam es zu Spannungen in der Familie. Besonders als sein – in der Realität tatsächlich existierender, ich vermag zu staunen – Bruder nach Hause kommt, als Bruce gerade mal schlappe 18 ist (in diesem Alter siedelte Bruce Lee nach Amerika über).

Wir schalten jetzt ungelogen in einen von Bruces Film vor, ich wiederhole mich VOR seiner Karriere im Martial-Arts-Genre. Sprich ein völlig generisches Familiendrama, nur dass Bruce Lee als 16- oder 17-jähriger darin mitspielt und noch nicht einmal kämpft. Sämtliche Charaktere im Film sollen nun Bruce Lees Familienmitglieder darstellen. Der Film heißt THE THUNDERSTORM. Ich schwöre beim Grab meiner toten Oma dass ich mir das nicht ausdenke und es sich genauso vor meinen Augen abspielt.
Es taucht also besagter „Bruder“ Jack auf (in Wirklichkeit hieß er Robert), während Bruce seiner Flamme Sue zum Besten gibt, dass er ein paar tolle „drift manoeuvers“ (???) im örtlichen Karate-Klub gelernt hat. Ein alter Chinese, möglicherweise Konfuzius selbst, gibt ein paar Glückskeksweisheiten von sich und übergibt Jack die Schlüssel, macht aber das Unmögliche möglich und bringt Bruce Lee tatsächlich mit Kung Fu in Verbindung. Bruce freut sich über die Anwesenheit seines Bros wie ein Honigkuchenpferd, ist aber in tiefer Trauer, weil ihm seine Mitflechter keinen schwarzen Gürtel vergönnen (von denen er im Leben nie einen einzigen in keiner einzigen Kampfsportart inne hatte).

Es ist fast unmöglich, dem ganzen ohne spontane Selbstentzündung zu folgen, denn in den Gesprächen ging’s ursprünglich natürlich mal um ganz was anderes und auch Gestik und Mimik passt nur vage. Beim FRAUENLAGER DER NINJA war das noch ein Schenkelklopfer, hier ist es einfach nur dumm. Erschwerend kommt hinzu, dass die Synchronstimmen völlig unpassend sind und die Lines absolut monoton und unmotiviert über die Tonspur gekotzt werden. Es wäre so schön, wenn der echte Bruce Lee aus seinem Grab steigen und allen Verantwortlichen mal die Fresse polieren würde. Ich weiß, ich bin nicht der einzige Rezipient dieses Werks, der das sagt, aber wo die Leute Recht haben, haben sie verdammt noch mal Recht.
Bruces „Mutter“ darf noch ein paar schädelsprengende Lines von sich geben, womit auch sie erfolgreich mit Dreck beworfen worden wäre. „Mama“ Lee scheißt Jack zusammen, es war popöse, einfach abzuhauen und die Familie im Stich zu lassen. Jack weiß keine so richtige Antwort darauf, beklagt aber, dass Bruce sie alle in den Wahnsinn treibt mit seinem endlosen Karate-Geplapper. Mama gibt Jack die Schuld, denn er hat schließlich Bruces Zimmer mit Karate-Postern tapeziert. Ich weigere mich inständig, das noch zu kommentieren. Bruce meint, Jack solle sich nicht aus der Fassung bringen lassen, sie ist immer so eine Zimtzicke und Papa Lee ist auch nicht viel besser. Mami fühlt sich erkennbar in ihrer Familienehre gekränkt und bittet sich etwas mehr Respekt aus. Jack zieht entnervt ab. Bruce bittet sich Verständnis aus, denn Karate ist Familientradition.

Jetzt mal im Ernst, ihr Filmverbrecher, was haben euch diese Leute getan? Wenn ihr Bruce Lee mit Scheiße bewerft – okay, das ist nix Neues, haben wir in tausenden Bruceploitatern schon gesehen. Aber hier ist die Grenze einfach überschritten. Inzwischen hege ich einen unstoppbaren Hass gegen alle Macher dieses Schandwerks. Und wir haben noch nicht mal Halbzeit? Hilfe!!

Mama Lee hält das infantile Geschwafel ihres Sprösslings nicht mehr aus und denkt zurück an die Zeit des Uroppas, was uns wieder Zeuge von dem bereits bekannten „Samurai“-Film werden lässt. Opi Lee ist auf der Suche nach einem gewissen Chan, muss sich dazu aber erst an seinen Leibwächtern vorbeikämpfen und macht logischerweise alles platt und schon ist der Aussch(n)itt wieder vorbei. Nicht, dass der irgendeine Relevanz hätte, aber wenigstens bekommen meine Synapsen Gelegenheit, sich kurz von den permanenten Nahtoderfahrungen dieses Films zu erholen.
„If you only knew“ meint Mama Lee und Bruce möchte gerne wissen, was. Das würde mich auch interessieren. Es wird im Verlauf des Films daraus hinauslaufen, dass der Stammesvater dies gefährliche Leben nicht überlebt hat und Bruce es ihm gleich tun wird.

Bruce, redet nun von absolut nichts anderem mehr, als von Karate. Der ist sogar noch fanatischer auf einen einzigen Gegenstand fixiert wie Bubba mit seinen Shrimpkuttern in FORREST GUMP. Er lässt seine Erzeugerin wissen, dass er heute den schwarzen Gürtel gemacht hat (wie meinen?), die plötzlich ohne Not in schallendes Gelächter ausbricht. Sie meint nach reifer Überlegung, das ist bloß eine Phase, die sich rauswachsen wird. Bruce ist davon schwer getroffen – er glaubt inzwischen Menschen mit bloßen Händen töten zu können (was bekanntlich alle Karate-Schwarzgürtel können). Abermals träumt er sich zurück in die Welt seines tollen Vorfahren, der gerade auf einer Bergspitze ein paar fertige Mützenträger rund macht.
Bruce flüstert nun vor ’nem Kachelofen Sue ins Ohr, dass er mit ihr durchbrennen möchte und ich bin der festen Überzeugung, dass wir nun in einem komplett anderen Film sind. Sue wird uns nur von hinten gezeigt, das ist aber wahrscheinlich sogar besser so, denn in der nächsten Szene treffen wir Sue erneut, aber mit komplett veränderter Frisur und höchstwahrscheinlich von einer anderen Schauspielerin gespielt. Bruce will der heulenden (okay, das kann im Original Sinn gemacht haben, aber hier???) Sue Tickets für den Karatekampf heute aufs flennende Auge drücken. Sue, sehr nahe am Wasser gebaut, weiß nun dass sie nicht mehr das Wichtigste in seinem Leben ist. Sues Bruder sieht sich das aus kurzer Entfernung an und rät Sue, sie soll sich von ihm fernhalten, „he’s karate-crazy“ und hat noch nicht mal die Schule abgeschlossen (seufz) und überdies ein fauler Sack. Bruce ergreift die Flucht und Sue schluchzt noch mehr.

Sues Bruder (die nie einen Namen bekommen wird) zerrt Bruce zu dessen Erzeuger, um ihm von der Missratenheit seines Sprösslings in Kenntnis zu setzen. Daddy Lee meint, er soll sich nicht so anstellen, denn Sue hat selbst ein paar Leichen im Keller. Er zieht einen Brief hervor (von wo auch immer er den her hat), geschrieben von Sue an den Postboten.

Darin steht wortwörtlich: „Chuck, last night was great, let’s do it again. Love, Sue.“

Alle chinesischen Mädchen sind Schlampen, endlich wissen wir es. Jetzt wird auch noch das chinesische Volk in den Dreck gezogen, wunderbar. Besonders wenn wir daran denken, dass im China der 60er außerehelicher Verkehr mit einem Fremden noch viel ehrabschneidender für eine Familie war als heute schon. Und noch eine klitzekleine Frage am Rand: Was hat das jetzt zur Sache getan?
Von diesem sagenhaften Beweisstück komplett entwaffnet ergreift Sues Bruder trotzdem die Flucht nach vorn und droht ihm an, Daddy Lee samt Abkömmling zu töten, wenn der Brief in der Nachbarschaft dir Runde macht. Bevor es zum Streit kommt, drückt Adolph den Freeze-Frame Button und fasst das Geschehene noch mal auf seine eigene Weise zusammen: „Bruce Lee’s father realized that he drived everyone karate-crazy“ (was für ein Satz).

Mama und Papa sind sich inzwischen drüber einig geworden, dass Bruce das Haus verlassen muss. Mama: „Now I’ll be able to sleep at night.“ Papa: „I hope so… [schöpferische Pause] Ah, then you will be such a royal pain in the ass. Right?“ Ich habe nicht die geringste Ahnung, was er uns damit sagen will.

Bruce, für die Merkbefreiten, wiederholt seinen Wunsch wie sein Aushilfs-Urgroßschwippschager dritten Grades zu sein. Sein „Vater“ meint, er solle nicht so enden, wie Opi, nein, nicht im Krieg, wie im durchschnittlichen Wirtschaftswunderhaushalt, sondern durch den Touch of Death. Bruce meint „but that’s nothing but a superstitious mumbo-jumbo“ und mir fällt auf, wie intelligent der Text von Mr. Presidents „Coco Jumbo“ gegen diesen Film ist.
Opileinchen flechtet inzwischen ein paar dahergelaufene geistige Einzeller, was Opis Herzensdame mit „he will always have to defend himself“ kommentiert. Im klassischen China laufen in der Welt dieses Films ständig irgendwelche Hansdampfe durch die Gegend um grundlos jeden, der irgendwie nach ’nem entfernten Verwandten von Pai Mei aussieht, plattzustiefeln. Logisch hält man uns aus Gründen der Spannungssteigerung (*schnarch*) den Tod weiterhin vor.

Daddy bekommt in einem Stahlgewitter aus Belanglosigkeiten Hunger und Sue (offensichtlich, nachdem ihre Promiskuität zwangsgeoutet wurde, nun nur noch als persönliche Haussklavin der Lee-Familie brauchbar) ein aus einem Mini-Schüsselchen bestehendes Mahl, das der Doktor verordnet hat, Daddy will aber ein Steak (die MÜSSEN den Film absichtlich so gedreht haben um Bruce Lee zu beleidigen als das Publikum zu verarschen). Bruce will zum Shootfight, muss aber vorher noch Hausaufgaben erledigen. Cineastisch sehr ansprechend, zweifellos.

Am nächsten Tag sucht Bruce vergeblich nach Sue (warum hat er mit ihr noch nicht schlussgemacht?), die sich hinter dem Fenster versteckt. Sie lächelt Jack verheißungsvoll an, bevor wir aber eine HC-Szene anstimmen, sucht sie Rat beim weisen „Caretaker“ (= ihr Bruder). Opa Lee spaltet inzwischen im bekannten Film einen Angreifer in zwei Teile, was sogar Sue schockiert.
Adolph liefert uns wieder seinen wissenschaftlichen Fachkommentar, den man glatt mit einem Vorlesungszyklus von Werner Heisenberg verwechseln könnte: Demnach war Great-Grandpa des Schlachtens müde („tired of killing“ – die Chinesen sind die wahrhaften Boten des Weltfriedens in diesem Film) und wollte mit seiner Familie sesshaft werden. Opi bekommt eine Stelle als General angeboten, muss diese aber ablehnen, da ja bekanntlich den Pfad der Tugend und Nächstenliebe wandelnd. Er gibt ihnen sogar sein Schwert.

In der Folgezeit führt er ein spießiges Leben, doch kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn’s dem lieben Nachbarn nicht gefällt, so muss er sich ständig Herausforderungen irgendwelcher Neider stellen, dazu gehören u.a. ein Typ mit Rechenbrett (das der sogar als Waffe einsetzt) und hyperaktiver Liliputaner mit Sprachfehler. Das allerdings ist bereits auf dem Mist des Originals gewachsen. Die können Opa (Chan) Lee nur ein müdes Gähnen entlocken, als aber ein Mönch mit langem Rauschebart ein schwer verletztes Mädchen anschleppt (?!), bekommt er sofort eine Stinkwut auf die Angreifer, was auch immer die harmlosen Dödel damit zu haben, und flechtet sie folgerichtig. Das Schicksal dieses Mädchens musste nun gerächt werden.

Bruce erzählt nun Jack, dass er von Zuhause ausreißen will. Also verließ er das Anwesen „never to return again“ einschließlich Freeze-Frame, wie er auf die Straße läuft. Jetzt haben sie auch noch PLAN 9 FROM OUTER SPACE abgekupfert. Ich tröste mich mit der Tatsache, dass ihr alle bei einem Ed-Wood-Film nicht mal die Klos putzen dürftet (leider stimmt das nicht ganz, siehe Schauspieler-Department in der Analyse).
Im Zweifelsfall ist Jack an allem Schuld, der sich mit Papa in die Wolle kriegt. Wir sehen einen weiteren Kampf mit Chan, wobei Opa (wegen der hektischen Schnittfolge nur schwer nachzuvollziehen) nach einem längeren Kampf sprichwörtlich den Kopf verliert, entgegen der Ankündigung, er sei durch einen Dim-Mak gestorben. Nicht mal DAS bringt der Film auf die Reihe. Ich bin mir zudem nicht sicher, von wie vielen Schauspielern unfreiwillig dargestellt wurde.

Damit ist unser Ausflug ins Samurai-Land beendet und wir erfahren mehr brandheiße Fakten über Bruce Lees Leben. Bruce bewegt sich nun fort in mehreren Hong Konger Filmstudios. Hier sehen wir sogar eine Szene, wo ein Imitator kurz durch die Gegend hampeln darf. Wieder sehen wir wie nach dem Motto „aus 2 mach 1“ wenig überzeugend so getan wird, Bruce würde mit einem raffgierigen Produzenten über eine Rolle in einem Film verhandeln. Ich habe keine Ahnung, wann und wo das spielen soll, die Plan9-Hommage habe ich so verstanden, dass Bruce jetzt nach den Staaten übergesiedelt ist, entgegen der Szene gerade eben mit den Hong Konger Filmstudios. Ich weiß auch nicht, mit welchem Produzenten er hier reden soll, Raymond Chow ist es jedenfalls nicht. Und wenn es ein amerikanischer Produzent ist, dann hat der damals zu Prä-Green-Hornet-Zeiten kaum mit Bruce Lee selbst geredet.
Bruce zählt seine Fertigkeiten auf: Er kann Karate, Aikido und – ich glaube es nicht – Kung Fu und Jeet Kune Do (ELF!!) Er versichert uns vehement, dass seine Familie in der Angelegenheit nichts zu melden hat. Der Produzent sagt zu, allerdings muss er sich so gefährlichen Dingen stellen wie gegen vier Mann gleichzeitig kämpfen, und wenn er dann sich nicht zu helfen weiß, wird er sich schwer verletzen. Vielleicht sollte man dem Produzenten mal verraten, dass Kampfszenen meistens ohne Kontakt gefilmt werden, der meint wahrscheinlich auch dass Wrestling full for real ist. Und wenn dass the Green Hornet beschreiben soll (reine Spekulation), dann wenig erfolgreich. Bruce macht bei den Plänen mit (in welchem Film auch immer). Adolph zeigt uns dazu einen ungelogen zweisekündigen Ausschnitt, wo irgendein asiatischer Typ von irgendwo runterspringt und wie am Spieß schreit. Ihr Macher haltet euch jetzt bestimmt für wahnsinnig lustig, denn dass ihr den Käse nicht mehr ernst meinen könnt, ist mir längst vollkommen klar.
Als nächstes sehen wir einen Screen Test, d.h. ich hätte fest damit gerechnet, dass nun Lees bekannter Screen Test aus den 60ern eine Neubearbeitung erfährt, doch man zeigt uns einfach gar nix. Wie dem auch sei, nach ein paar Shots aus Hollywood sehen wir Bruce als Kato in THE GREEN HORNET, das heißt, nur ein Foto, wo Bruce die Kato-Maske trägt, wir wollen ja kein Geld für Copyright verschwenden.

Mitten in New York (ja, der Film ist konfus): Zwei Dumpfbirnen (einer sprayt mit Graffiti, der andere beobachtet Joggerinnen-Titten mit einem Feldstecher) – ein Gedanke: Die beiden wollen mal wieder für lau zum Schuss kommen und haben noch ein weiteres Rudel Gammler – und die wollen bekanntlich Rammler werden – um sich geschart.
Die beiden etwas naiv wirkenden Joggerinnen bleiben ohne Grund stehen und glotzen sich wortlos an, sodass die lechzende Meute sie einholen kann. Ein finsterer Mann mit einem noch finstereren Handschuh steigt aus dem am finstersten Auto aus. Nach gefühlten drei Stunden lüften wir endlich das Geheimnis um die Identität, es ist natürlich Kato, hier allerdings mit einer verräterischen John-Holmes-Rotzbremse. Kato kann solche Schweinereien des Assi-Clubs nicht durchgehen lassen und tritt ihnen in die Ärsche.
Wir lernen daraus: In New York gab’s im Jahr 1979 nur drei Arten von Menschen: strohdumme vollbusige Joggerinnen, Vergewaltiger und an jeder Ecke einen Martial Artist. Halt nein, man muss auch noch die hirnlosen Belafonte-Fans mitrechnen.

Einer der Damen wurde zu allem Überfluss die Geldbörse geklaut, auch das wird von Kato mit ein paar auf die Nuss gegen die Angreifer quittiert (Kato packt sogar seine Nunchakus aus!) Nun immerhin, nach etwa einer Stunde haben wir tatsächlich so etwas ähnliches wie einen Bruce-Lee-Fight. Zwar nicht mit dem echten, aber immerhin. Ich hatte schon die Befürchtung, der ganze Film würde ohne eine einzige Kampfszene mit ihm oder wenigstens einem Double auskommen. Ein Angreifer hat das Massaker überlebt, den tötet Kato mit einem Wurfstern (!), die Tötung passiert selbstverständlich offscreen. Er bringt den Geldbeutel zurück und nimmt seine Maske ab und stellt sich vor als Bill Louie.
Nun kommt tatsächlich eine überraschende Szene, denn Adolph erzählt uns, dass Bruce oft von allen möglichen Pseudos kopiert, aber nie erreicht wurde. Sie zeigen sogar einen Ausschnitt von einem offen als Imitator bezeichneten Typen (Bruce Li oder Bruce Lai, schwer zu sagen). Sie alle konnten Bruce Lee in keinster Weise das Wasser reichen. Das stimmt zwar, aber ist der Film hier in irgendeiner Weise besser? Natürlich unterstellt der Film an der Stelle, dass er ein legitimes, faktenbasiertes Dokument des Schaffens des Meisters ist und nix mit popösen Halsabschneidern zu tun haben. Trotzdem hätte ich damit jetzt erst mal nicht gerechnet.

Nun mischt Aaron „ich hab weniger Mienenspiel als Steven Seagal“ Banks wieder mit, der erzählt, wie er Bruce während der Dreharbeiten zu GREEN HORNET kennengelernt hat (eh klar). Aaron diskutiert mit seinem Mentor, wieder im Tomas-Tang-Style, was diesmal sogar einigermaßen klappt, da sie immerhin in einer ähnlichen Kulisse agieren. Es geht um das neue „Manöver“ (offensichtlich der Todesschlag). Dazu sehen wir Bruce (abermals in LONGSTREET), wie er das tolle Ding mit eindrucksvollem Kampfschrei „vorführt“. Die Anführungszeichen ergeben sich aus der Tatsache, dass die Technik ausgerechnet in einem von der Kamera unbeobachteten Moment geschieht. Wahrscheinlich deshalb, damit wir als Zuschauer nicht auf auf die Idee kommen, dass Ding in der nächstgelegenen Fußgängerzone auszuprobieren. Oder deshalb, weil Bruce zur vergleichbaren Stelle im Original statt einem Death Punch einen Sidekick zum Knie ausführt. Ich finde es so schön, wenn einen die Filmemacher für sooooooo saublöd halten.

Das war also Bruce Lees Leben, die zwar manche klitzekleine Details außer Acht lässt, z.B. alle seine Kung-Fu-Filme, solche Nichtigkeiten kann man ja mal weglassen.

Wir sehen nun ein paar weitere Kampfsport-Demos im Ring, Sai gegen Langstock oder ein paar maskierte Typen mit Stahlketten, Adolph nennt sie die „Karate Chain Gang“. Auch ’n cooler Name, werde ich klauen. Dann machen die Typen mit Kendomasken eine Runde Sparring, was gar nicht mal so schlecht aussieht. Leider dauert es nur ein paar Sekunden.
Es folgen ein paar weitere Szenen aus dem Martial-Arts-Showcase, auch einen bis zum Erbrechen ausgewalzten Bruchtest, wo ein Typ seinen Arm auf eine Palette Holzbretter legt und sich mit dem Hammer draufhauen lässt. Sicher nicht easy aber auch nicht der Megadupersuperhuperwuper-Stunt wie uns Adolph glauben machen will. Fred Williamson – lange nicht mehr gesehen – sitzt in den Zuschauerrängen und staunt Bauklötze. Damit wird er sich aus diesem Film verabschieden, ohne irgendwie aufs Finale Einfluss zu nehmen. Wieso haben wir dann einen Flashback von seiner Morgenroutine gebraucht?

Adolph holt ihn ans Rednerpult. Fred meint, das Main Event wird auch nicht viel mehr sein, als wie wenn sich zwei Typen die Birne einhauen. Es ist eine Beleidigung gegenüber dem echten Lee, zu meinen, dass sich hier irgendjemand seiner würdig erweisen könnte. Auch die Frage, ob er es mit Bruce Lee aufnehmen könnte, weist er entschieden zurück, gibt aber zu Protokoll, dass er alle seine Stunts in seinen Filmen selber macht.

Im Ring verhaut nun ein Typ in einem Stars-and-Stripes-Karateanzug (argh!!!), namentlich Barrety (?) seine Sparringspartner, wobei er einen schwer verletzt und dann todesmutig zum erneuten Bruchtest schreitet („boards don’t hit back“ irgendjemand?). Angeblich ein neuer Weltrekord. Adolph hat berechtigte Hoffnung, dass jeder, der bis hierher durchgehalten hat, sowieso balla-balla genug ist, um das auch noch zu glauben.

Main-Event-Time!! Louis Neglia (wer?) kämpft gegen John „Cyclone“ Flood (doppel-wer?) und es wird ein Kampf über 12 Runden sein, ganz genau so wie BL sich das vorgestellt haben mag. Der Kampf dieser beiden Giganten (Boxen mit gelegentlichen Kicks) wäre nicht unbedingt so schlecht, ist aber blöderweise aus ziemlich unvorteilhaften Kamerawinkeln gefilmt, sodass keine vernünftige Ringatmosphäre aufkommt. In der zweiten Runde gibt’s bereits den ersten Niederschlag. Neglia (der Weiße) kann kontern und Flood (den Schwarzen) kurz darauf auf die Bretter schicken und wird frenetisch gefeiert. Aaron Banks busselt sich durch die Menge (was für eine harte Sau!) und übergibt den Pokal. Ob, wie und wofür jetzt ein Nachfolger von Bruce Lee dadurch gefunden worden ist? Keine Ahnung, scheint noch nicht mal den Film zu interessieren.

Adolph schleicht durch den leeren Madison Square Garden. Er bekommt seinen Philosophischen und sinniert drüber, dass er bezweifelt, dass es nun ’nen Lee-Nachfolger gibt, denn der hätte ja Bruce schlagen müssen und weil das nicht mehr geht, ist alles nur reine Spekulation. Und warum, meint er, sollten wir sein Vermächtnis umstürzen (HRMPSHFDJHSBKJRBJ;RH!!!!! Mir fehlen die Worte!!) und zitiert Ron van Clief: „He was the prototype. Everything else is just an imitation.“ Und du bist noch nicht mal die Kopie von einem Klon von einer Nachahmung von einer Imitation von einer Abschrift von einem Pseudo. Und nach einem Highlight-Reel aus den besten Dialogen dieses Films ist der Müll ENDLICH zu Ende.

Analyse

Der Film war mir lange Zeit völlig unbekannt, aber als ich hörte, dass darin die Theorie angerissen wird, Bruce Lee sei durch einen Todesschlag gestorben, war mir klar, dass ich diesen Käse sehen muss. Jetzt, nachdem ich ihn gesehen habe, habe ich ein verdammt ungutes Gefühl im Magen. Das Problem ist, am Anfang dachte ich noch, die Macher dieses Films sind absolute Nixblicker, die nicht die geringste Ahnung haben, was sie da tun und habe aus vollem Hals über diesen Scheißdreck gelacht. Aber irgendwann im Film kippte die Stimmung und mich beschlich ein ganz anderes Gefühl:

Die waren nicht irgendwelche Man Childs, die Bruce Lee nur vom Poster kannten, weil sie in ENTER THE DRAGON nicht reinkamen, nein, die wussten ganz genau was sie taten, nämlich Bruce Lees Andenken ohne Rücksicht auf Verluste auf gemeinste Weise zu schänden und ihm mit voller Absicht ins offene Grab zu pissen. Dass Bruce Lee selbst ausgebeutet wird, das wissen wir, aber wie es hier gemacht wird, ist eine solche Frechheit, dass selbst der Gewicht der Chinesischen Mauer nicht ausreichen würde, um Bruce Lees Rotation im Grab zu bremsen. Und wenn sie dann auch noch anfangen, sich über seine Familie und schließlich über das chinesische Volk herzumachen, hört der Spaß einfach auf. Das war der Punkt, wo ich wirklich angefangen habe, den Film absolut in den tiefsten Kreis der Hölle zu verwünschen.

Dusslige Bruce-Lee-Mythologie ist, wie bereits in der Einleitung angesprochen, nichts neues (schwer schlagbar dürfte hier sicher SEINE ERBEN NEHMEN RACHE sein, der von der abenteuerlichen Prämisse ausgeht, Bruce Lee wäre einer der wichtigsten Mitarbeiter des FBI gewesen…), aber dieser Frontalanschlag auf unser Hirn übersteigt jede Dimension des Wahnsinns mühelos in der ersten Runde.
Aikido, Yoga, Samurais, Qi, der One-Inch Punch als Dim-Mak, Hypnose? Nö, auch als völliger Unkundiger auf dem Gebiet muss man merken, dass da irgendwas nicht ganz zusammenpassen kann. Dass Bruce Lee mit Aikido, Yoga und Samurais so viel zu tun hat wie Rex Gildo mit den Berliner Philharmonikern, brauche ich wohl keinem erklären; Tatsächlich hatte Bruce Lee Bücher über Hypnose gelesen und auch sein Gedanke „have no limitation as limitation“ hat seine philosophischen Wurzeln im Zen, ich bezweifle aber stark, dass die Macher das wussten. Mit Qi ist er durch seinen Meister Yip Man in Berührung gekommen, gelehrt hat er es aber auch nicht.

Ganz drollig finde ich, wie hier Bruce Lee durchgehend als Karate-Mann dargestellt wird. Karate ist japanisch, Kung Fu ist chinesisch, außerdem war Bruce Lee ein erklärter Karate-Kritiker, dem die formalisierte Art deutlich missfiel. Solche einfachen Dinge falsch darzustellen kann nur Absicht gewesen sein, denn Leute, die so einen Film drehen hätten ja Interviews usw. von ihm sehen müssen, wo man mit den entsprechenden Infos versorgt worden wäre. Auch mit der Filmographie Bruce Lee wird sehr frei umgegangen, aber das kann jetzt auch keinen mehr wundern.

Angeblich entstand der Film aus einer Wette heraus. Ich glaube, das bei Stomp Tokyo gelesen zu haben, aber das entsprechende Review lässt sich zumindest momentan nicht (mehr) auftreiben. Demnach wettete der Regisseur mit irgendwem, ob es möglich wäre über das geniale Thema „Nachfolge von Bruce Lee“ einen Film zu drehen und sollte eigentlich ein Witz sein. Nun, nicht jeder Witz ist automatisch lustig und was bei solchen Wetten rauskommt, haben wir eindrucksvoll bei MANOS gesehen. Außerdem: die monetären Verdienste dieses Films haben sie bestimmt nicht einem Hilfsfond für die Opfer von medialer Verblödung gespendet sondern ordentlich auf den Kopf gehauen oder im nächsten New Yorker Edelpuff verhurt.

Wo die Behauptung „Todesschlag killte Bruce Lee“ seinen Ursprung hat, ließ sich leider nicht nachvollziehen. Bruceploiter griffen oft typische urbane Legenden ihrer Zeit auf, um Kasse zu machen, hier ist es nicht anders. Belastbare Quellen sind schwer zu finden. Im Jahr 1985 (Juni-Ausgabe, S. 43ff.) gab es ein Interview im Black Belt Magazine (dem man auch nicht alles kritiklos glauben muss – auch Frank Dux‘ Geschichte wurde zuerst im BBM erzählt), wo Bruce Lees Tod mit dem Dim-Mak in Verbindung gebracht wird. Die spielen die „There has been much speculation“-Karte, natürlich ohne die Urheber dieser Spekulation oder – huch – irgendwelche Quellen zu nennen. Das Thema spielt bis heute eine gewisse Rolle, hier gibt’s ’nen neumodischen Artikel dazu: https://storify.com/illmatical/the-man-who-killed-bruce-lee-1

Ob es nun den Todesschlag gibt oder nicht, daran sollen sich größere Geister das Hirn zermalmen, auch anerkannte Autoritäten wie Shotokan-Gründer Gichin Funakoshi sprechen von tödlichen Schlägen auf gewisse Druckpunkte, allerdings sind die meisten davon nur dann tödlich, wenn das Opfer nicht voll austrainert ist – wie Bruce Lee es war – und keine medizinische Hilfe zur Stelle ist. Es gibt Schläge, die potenziell tödlich sind (z.B. der bekannte Rabbit-Punch), die würden aber sichtbare Spuren hinterlassen. Schläge auf besonders empfindliche Puntke sind, ob man sie jetzt mit der traditionellen chinesischen Medizin erklären will oder nicht (die Wissenschaft tut das nicht), eine real existierende Sache, die in fast jeder Kampfkunst (und auch im militärischen Nahkampf) in irgendeiner Form eine Rolle spielen. Und ja, möglicherweise kann ein Kampfkunst-Experte einen Menschen so töten, dass hinterher der Nachweis schwierig wird.

Aber selbst wenn wir den Lesart des Films, dass jeder Dödel einen Todesschlag ausführen kann, folgen wollen, es gibt nicht den geringsten Beweis dass Bruce Lee von einem solchen getötet wurde. Erstens mal sind Bruce Lees Kämpfe sehr gut dokumentiert, von einem privaten Kampf in den Wochen oder Monaten vor seinem Tod hat Bruce Lee nie irgendwas gesagt. Und es muss im Privaten sein, Bruce Lee wurde zwar auf Film-Sets immer wieder von Statisten zu Kämpfen herausgefordert, aber die hatten genug Zuschauer ergo genug Zeugen und ein Dim-Mak kann nicht von irgendeinem wild gewordenen Sonderling gekommen sein, sondern nur von einem Experten auf dem Gebiet, der von seinem Meister diese Technik gelehrt bekommen hat (wie auch immer wir uns das vorzustellen haben).
Außerdem ist nur schwer vorstellbar, dass Bruce Lee, bekanntermaßen nicht gerade langsam, mal eben stillhielt, um sich einen Todesschlag verpassen zu lassen. Es gibt auch die Theorie (siehe hier: http://www.allbrucelee.com/article/mystery_of_bruce_lee.htm), dass er vom organisierten Verbrechen getötet wurde, da er entweder kein Schutzgeld zahlte oder keinen Knebelvertrag unterschrieb. Nur warum das organisierte Verbrechen eine so extravagante Tötungsmethode anwenden sollte (es gibt keinen Schauspieler für den etwas ähnliches belegt ist), weiß ich nicht.
Zweitens hatte Bruce Lee zwar Feinde (etwa weil er die Kampfkunst auch Ausländern lehrte oder weil er von Katas, Formen, etc. nicht allzu viel hielt), aber hatten die wirklich ein Interesse, ihn umzubringen? Ich bin zwar von meiner früheren Ansicht („gerade durch seinen unzeitigen Tod wurde er doch populärer!“) etwas abgerückt, weil 1. ein Killer des organisierten Verbrechens das nicht unbedingt als Hinternis sehen muss und 2. Bruce Lee – so schmerzlich ich das auch über die letzten Jahre feststellen musste – letztendlich deutlich weniger Einfluss hatte, als viele (auch ich) das gerne glauben woll(t)en.
Drittens muss auch das typische Argument – Bruce Lee war körperlich viel zu fit, um an so was banalem zu sterben – kritisch beäugt werden. Kann man denn bei all dem wirklich außer Acht lassen, dass Bruce Lee so hart trainierte, dass er seinen Körper über jede Belastungsgrenze hinaus beanspruchte und die letzten Lebensjahre schwer verletzt durchstand (eine Rückenverletzung, die ihn fast an den Rollstuhl gefesselt hätte)?
Wichtig ist: solange wir die offizielle Version nicht ernsthaft mit rationalen Argumenten in Zweifel ziehen können, müssen wir uns damit abfinden, dass sie der Realität entspricht und andere Theorien zumindest als Spekulation kennzeichnen. Von daher würde ich sämtliche Mordtheorien bis auf weiteres ins Reich der Fabel verbannen, auch der angeblichen „Familien-Fluch“ den Bruce Lees Vater angeblich mitbrachte und der sogar noch für den Tod von Brandon Lee verantwortlich sein soll, gehört in diese Kategorie. Von dem ist im Film merkwürdigerweise niemals die Rede, ich dachte immer, wenn ein Mythos wahr ist, müssen es auch automatisch alle anderen sein? Umso erstaunlicher, weil Bruce Lees Urgroßvater ja thematisiert wird, allerdings starb Brandon Lee auch erst viele Jahre später.
Über das Thema Tod dachte er bisweilen laut nach (wie’s der Zufall so will auch und gerade in LONGSTREET), nur bisher ist kein Verschwörungstheoretiker auf die Idee gekommen, daraus irgendwas zu konstruieren. Es ist halt immer das Gleiche, eine derart banale Erklärung ist eben zu wenig für eine solche große Persönlichkeit wie Bruce Lee, da muss eben noch mehr fauler Zauber her. War so, wird immer so sein.

Abgesehen davon versagt auch der Film als solcher völlig. Selbst wenn ich als Zuschauer vollständig über die inhaltlichen Probleme hinwegsehe (kann ich nicht, aber ich tue mal so, also könnte ich mich in dieses Mindset versetzen): Was möchte ich als Zuschauer sehen, wenn ich mir einen Prügelfilm ausleihe? Genau, Kämpfe. Und am besten solche, in denen Bruce Lee (oder, wenn das schon nicht geht, zumindest ein Imitator) die handelnde Person ist. Es gibt tatsächlich in geschlagenen 85 Minuten nur eine einzige Szene, die man fünf zugedrückten Hühneraugen als solche identifizieren könnte (und die ist mit Bill Louie). Stattdessen sehen wir ellenlange Szenen aus Bruce Lees Filmen bevor er überhaupt Kung Fu gedreht hat, okay, habe ich selbst noch nicht in dieser Ausführlichkeit gesehen, aber das ist wertlos, weil den Akteuren völlig andere Worte in den Mund gelegt werden. Und unlogisch ist es auch noch. So oft wie Bruce vom Kämpfen redet, er trainiert kein einziges Mal. Das macht diesen Film zu einer verdammt langweiligen Angelegenheit, der Film bleibt eine ereignislose Mogelpackung, die nichts von dem hält, was sie verspricht. Ich meine, die TODESKLAUE ist inhaltlich auch an Debilität kaum zu übertreffen, bietet aber wenigstens Action am laufenden Band. Nun, das dürfte den Machern scheißegal gewesen sein, Hauptsache irgendwer nimmt den Film in der Videothek zufällig mit, dann hat man schon sein Ziel erreicht. Ob die Leute dann wutentbrannt das Ding durchs geschlossene Fenster werfen, interessiert doch auch keine Sau.
Der Rest der Kämpfe rekrutieren sich entweder aus dem „Samurai“-Film und im Ring. Bruces „Urgroßvater“ hat vielleicht noch ganz okaye Fights (dies sind wohl die besten Szenen des Films), lassen aber keinen Zusammenhang erkennen und werden nach Lust und Laune einfach abgeschnitten. Die Kämpfe im Ring schwanken zwischen ganz annehmbar (die Kendo-Fritzen) bis völliger Quatsch (beim Kampf zwischen „Bunny Lee“ und dem Zentnermann). Soweit ich das sehe, sind die so entstanden, dass man einfach eine Martial-Arts-Show besuchten und Guerilla-mäßig rumgefilmt hat. Spart auch Kosten.

Das führt zwangsläufig zum Stock-Footage-Einsatz, dazu steht schon viel in der Inhaltsangabe. Die vielen Farbverfremdungen, die offenbar aus Copyrightumgehungsgründen gemacht wurden, erfüllen zwar teilweise ihren Zweck (selbst mir als Bruce-Lee-Vielgucker fiel es schwer manche Szenen zuordnen, nach mehrfacher Ansicht bin ich aber der festen Überzeugung, dass alle aus LONGSTREET stammen). Sie sehen aber, ich kann’s nicht anders sagen, scheiße aus. Das Klaumaterial wird in einer schlechten Bildqualität geboten und wie gesagt, es ist einfach nicht besonders aufregend anzusehen, wie Bruce sich in „seiner“ Familie herumdusselt (das meiste aus THUNDERSTORM), wenn man bei vergleichbaren Konkurrenzprodukten um die Zeit schon zwanzig Kämpfe gesehen hat. Wäre das nicht schon schlimm genug, werden durch die Nachsynchronisation (die von beschissener Qualität ist) Bruces Freundin zur Dorfmatratze, Bruce Lee zum infantilen Monomaniac und, sein sein Vater zum fetten Dösbaddel stilisiert. Die Zusammenschnitte sind oftmals völlig lachhaft (Bruce Lee „redet“ mit Adolph oder dem Produzenten), einmal sogar halbwegs funktionierend (Bruce und Aaron). Bekanntermaßen sind das in solchen Filmen oft die besten Szenen, aber hier nervt es leider nur. Interessant ist, dass manche Szenen tatsächlich in Schwarzweiß gedreht worden sind.
Die Ausstattung ist natürlich denkbar primitiv, sofern überhaupt eigenes Material gedreht wurde handelt es sich um Hotelzimmer oder Innenansichten von Hotels bzw. Sporthallen. Herausgreifen möchte ich noch mal Aarons Dojo, das wirklich nur ein leerer Raum ist mit einer US‑Flagge.

Fred „the hammer“ Williamson, der sich tatsächlich für diesen Scheiß hergegeben hat, ist einem breiten Publikum bekannt aus FROM DUSK TILL DAWN. Hier wird am Ende zum Statist, und das, obwohl er als großer Star aufgebaut wird. Tatsächlich gehören die Szenen mit ihm zu den „besten“, die der Film an originär gedrehtem Material zu bieten hat, denn seine Screen-Präsenz ist einfach nicht zu leugnen. Der Running Gag, dass er dauernd mit Harry Belafonte verwechselt wird, ist völlig doof, ergibt keinen Sinn, tut nichts zur Sache aber ist schon wieder so bescheuert, dass man trotzdem lachen muss. Und die Szene, wo der andere Typ sagt „woo, Harry Belahpfonti“ hat sich fest bei mir ins Hirn eingebrannt und wird bei der nächsten Gelegenheit verwendet. Auch habe ich es selten gesehen, dass jemand, der Schwächen des Films offen ausspricht, selbst in eben demselben Film mitspielt. Musste er deshalb am Ende auf der Zuschauertribüne Platz nehmen? Ist sowas wirklich auszudenken?
Fred Williamson begann als gefeierter Football-Star, ab den frühen 70ern war er Star des Blaxploitation-Kinos (HELL UP IN HARLEM, BLACK CAESAR, THAT MAN BOLT, BOSS NIGGER u.v.m.), als diese Welle abflaute sprang er auf den Italo-Schotter-Zug auf (2020: TEXAS GLADIATORS, DIE SCHLACHT DER CENTURIONS, METROPOLIS 2000, die BLACK COBRA-Reihe), bis er dann mit Tarantino zusammentraf. Ein neuer Teil der BLACK COBRA-Saga ist für nächstes Jahr angekündigt, bei dem Fred Williamson gerüchteweise mitspielen soll.

Adolph Caesar war tatsächlich mal ein ernsthafter Schauspieler, zuerst als Theaterdarsteller in verschiedenen Ensembles, dann als Sprecher einiger Filmtrailer, u.a. DAWN OF THE DEAD (ja, der Dawn of the Dead). Nach Auftritten in Low-Budget-Filmen (THE HITTER und dieser Film hier) bekam er für SERGEANT WATERS – EINE SOLDATENGESCHICHTE ungelogen eine Oscar-Nominierung und durfte dann unter der Fuchtel von Steven Spielberg (in DIE FARBE LILA) und Harold Ramis (in CLUB PARADISE) sein Können unter Beweis stellen. 1986 starb er dann bei der Arbeit an TOUGH GUYS, wo er mit Burt Lancaster und Kirk Douglas zusammenarbeitete. Seltsame Karriere.

Ron van Clief war in der Tat ein großes Licht am Martial-Arts-Firmament und hatte auch einige Filmauftritte (DAS BLUTIGE VERMÄCHTNIS DER SHAOLIN, FIGHT TO THE DEATH, DER TANZ DES DRACHEN). Er hatte Bruceploitation-Erfahrung, so war er schon in BRUCE LEE – DER GEHEIMNISVOLLE TOD am Start (wo auch Lees Tod etwas frei „interpretiert“ wird). Hier spielt er sich einigermaßen solide selbst, man darf aber fragen, was jemand wie er in so einem Film zu suchen hat.

Aaron Banks hatte vor diesem Film mehrere Auftritte in Sachen wie COLTFIGHTER (mit Fred Williamson) oder KIBA DER LEIBWÄCHTER (mit keinem geringeren als Sonny Chiba). Nach 33-jähriger Leinwandabstinenz taucht er wieder auf in BOULEVARD WARRIORS. Seine Stahlfresse sieht aus, als hätte man Steven Seagal und Al Cliver in eins verschmolzen und noch Extra-Metallstreben eingezogen, um das Gesicht atombombensicher zu machen.
Bill Louie tauchte auf in LONG HU ZHENG BA (mit Tao Chiang) oder SHI FU CHU MA. Er arbeitete als Stunt Coordinator in DRAGON’S REALM: THE SEARCH FOR THE FORGOTTEN ART. Ich weiß nicht woher, aber ich bin mir ziemlich sicher ihn zu kennen.

Drehbuchautor Ron Harvey hat hier einen Kleinstauftritt (als – festhalten – Jasper Milktoast) und hatte nur Kleinstauftritte in EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE und AUTOMAN. Für Regisseur Matthew Mallinson blieb es die einzige Regiearbeit. Die Imdb vermeldet darüber hinaus noch zehn Arbeiten im Schneideraum.

Distributor Aquarius Releasing brachte cineastische Meisterwerke wie DEEP THROAT, 10 VIOLENT WOMEN, ZOMBIES UNTER KANNIBALEN oder BUIO OMEGA unters Volk, hier produzierte sie erstmals selbst und das sollte mit Ausnahme von BRUCE LEE: THE LEGEND LIVES ON das einzige Mal bleiben. Mehr als 20 (!!!) Firmen haben sich am Verleih dieses Films versucht (auch Troma), und ja, diese Kacke durfte auch im Kino laufen. Tja, so geht’s auch.

Den Shit gibt’s auf DVD von Brentwood und Mill Creek Entertainment (dort in einer 50 Movie Box). Echo Bridge Home liefert den Film angeblich für den kanadischen Markt im Double Feature mit BRUCE LEE FIGHTS BACK FROM THE GRAVE. Irgendwelche Extras sollte man natürlich nicht erwarten. Der Film kommt in ziemlich schlechter Qualität daher aber wenn nichts stimmt, wie sollte dann das stimmen? Wie so oft gibt’s trotzdem ’nen Fassungswirrwarr. Die Ofdb weist sätmliche Versionen als uncut aus, dennoch läuft die US-Version 82, die DVD-Fassung 85 und die Original-Fassung 90 Minuten. Die 82- und die 85-Minuten-Fassungen unterscheiden sich, so weit ich sehe, nur in der Wahl von Vor- und Nachspann. Was eine 90-minütige Fassung zeigt, weiß ich nicht, ich vermute, dass es nur noch mehr Stock Footage zeigt, das man für einen DVD-Release nicht lizensieren wollte. In Deutschland wurde der Film seltsamerweise niemals veröffentlicht, und das obwohl doch sonst fast jeder Bruceploiter mindestens 25 VHS-Releases hatte.
Mittlerweile gibt’s den Film sogar auf BluRay (!), aufgemacht in einer schicken 40th-Aniversary-Edition (autsch) mit einem Featurette über die Macher dieses Films. Würde mich brennend interessieren und die Versuchung ist groß, aber ich habe massive Probleme damit, dafür Geld zu bezahlen. Könnte ja sein, dass die Macher was davon abkriegen.

Fazit: FIST OF FEAR, TOUCH OF DEATH ist ein wertloser Haufen filmischer Dreck und der mit weitem Abstand unangenehmste Bruceploiter, den ich bisher gesehen habe. Ich traue mich wetten, dass es keinen Film in dem Genre gibt, der noch ärgerlicher ist. Auch wenn er aus trashologischer Sicht vielversprechend anfängt, so wird man doch den Eindruck nicht los, als wurde der Film wissentlich gedreht, nur um Bruce Lee, seine Familie und das chinesische Volk aktiv mit Scheiße zu bewerfen. Wie gesagt, als Lee-Fan ist man einiges gewohnt und ich sage auch nicht, dass man mit Bruce Lee selbst kein Schindluder treiben darf (wenn’s hiliaröse Anwandlungen wie in SEINE ERBEN NEHMEN, TODESKLAUE oder DRAGON LIVES AGAIN annimmt, bin ich sogar aktiver Befürworter!), aber irgendwo ist die Grenze einfach überschritten und zwar GENAU HIER. Sollte man nicht unterstützen. Das bedeutet, dass ich von den angedachten sieben plus/minus eins Bieren, die ich nach ca. 15 Minuten veranschlagt hatte, deutlich, DEUTLICH abrücken muss – tatsächlich wird es die schlechteste Bewertung werden, die ich je für einen Film hier vergeben habe (bei den Songs sieht’s anders aus). Auch wenn ich mich strikt weigere, diesen Film zu empfehlen gehört er in die Kategorie „must be seen to be believed“ (das war aber SHOWGIRLS EXPOSED auch) und auch für Fans von Fred Williamson (und wer ist das nicht?) ist es ein kurioser Eintrag. Nichtsdestoweniger gehört dieser hassenswerte Scheißdreck der allerübelsten Sorte unangespitzt in die Aschentonne. Es bleibt dabei: „Liebe“ Macher, in einer gerechten Welt würde Bruce Lee sich aus seinem Grab erheben und euch ordentlich die Möbel gerade ziehen!

(c) 2016 Diamond Bentley


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 1


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