Firebird Tornado

 
  • Deutscher Titel: Firebird Tornado
  • Original-Titel: The Junkman
  • Alternative Titel: Gone in 60 Seconds II | Gone in 60 Seconds 3 - Firebird Tornado |
  • Regie: H.B. Halicki
  • Land: USA
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    H.B. Halicki (Harlan B. Hollis), Christopher Stone (Michael Fox), Susan Shaw (Susan Clark), Lang Jeffries (Arthur Wheeler), Bruce Cameron (Bruce), Jack Vacek (Jack), Dan Grimaldi (Larry Bergleman), Kelly Busia (Kelly Hollis), Richard L. Muse (Richard Harris Hill), Freddy Cannon (as himself), Lynda Day George (Reporter), Judi Gibbs (Christine), Hoyt Axton (as himself/Captain Gibbs/Rev. Jim Beam), Rita Rickard (Blackbird), Jewel Shepard (Gloria)


Vorwort

Multimillionär und Filmproduzent Harlan B. Hollis ist drei Tage vor der Premiere seines neuen Films „Gone in 60 Seconds“ noch mit Nachdrehs beschäftigt – die bisherige Eröffnungsszene flasht ihn nicht so recht, da muss ein spektakulärer Stunt her.

Der ist schnell im Kasten – sein PR-Team erinnert Hollis daran, dass er am nächsten Tag einen Promo-Auftritt beim James-Dean-Gedächtnisfestival hat. Was Hollis nicht ahnt, ist, dass ein Mitglied seiner eigenen Produktionsfirma diesen Auftritt nutzen will, um einen publicityträchtigen Mordanschlag auf ihn zu verüben, denn, wie gerade das Beispiel James Dean beweist, nur ein toter Filmstar ist ein guter, sprich kassenträchtiger Filmstar. Die gedungenen Killer sollen nicht nur Hollis möglichst spektakulär umlegen, sondern in der ganzen Gegend für Angst und Terror sorgen. Das gelingt ihnen auch – zwei Mördersleut ballern aus ihren flotten fahrbaren Untersätzen auf den gelinde überraschten Filmstar, zwei weitere sind in Doppeldeckern unterwegs und werfen fröhlich Bomben. Das richtet erwartungsgemäß einiges an sehenswertem Blechsalat an, und nach einer guten halben Stunde ist auch Hollis mit seinem bis dahin gut zur Geltung gebrachten fahrerischen Latein am Ende und wird augenscheinlich mitsamt einem Haus, in das er gerade gecrasht ist, in die Luft gesprengt…

Die Welt trauert um den Star, doch der hat sich in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht und versteckt sich nun in Gegenleistung für eine heiße Exklusivstory bei der Reporterin Susan. Hollis will nicht zur Polizei gehen, vielmehr will er selbst herausfinden, wer ihn unbedingt mausetot sehen will. Da Susan bei einem der zwei von Hollis erlegten Killer ein bis dato unveröffentlichtes PR-Foto des Opfers-in-spé entdeckt hat, drängt sich auch für Hollis der Verdacht auf, dass der Auftraggeber in der eigenen Firma sitzt. Wer kann es sein? Generaldirektor Richard, Hollis‘ Schwager Max oder vielleicht doch Arthur, dessen vertragliche Einkünfte an die Einspielergebnisse des Films geknüpft sind?


Inhalt

H.B. Halicki ist eine faszinierende Persönlichkeit am Rande der Hollywood-Glitzerwelt. Der selfmade-man, der es mit Schrott- und Autohandel im echten Leben zu Reichtum brachte, den er nutzte, um sich den Traum der eigenen Filmkarriere zu erfüllen und dabei die halsbrecherischten Stunts filmte, die sich nur ausdenken ließen, hatte 1974 einen großen Independent-Hit mit „Gone in 60 Seconds“ („Die Blechpiraten“, später als Blockbuster mit Nicolas Cage neu aufgelegt) gelandet. Acht Jahre später fühlte er sich dann soweit, um einen Nachfolger auf Spur zu bringen – „The Junkman“, der sich überraschenderweise als Meta-Film geriert.

Harlan B. Hollis ist ein nur unzureichend getarnter H.B. Halicki selbst – der Film skizziert einigermaßen authentisch seinen Werdegang (anhand von Film- und Fotoaufnahmen aus Halickis privatem Archiv) vom Schrotthändler zum Filmproduzenten; sein großer Hit „Gone in 60 Seconds“ ist in „Junkman“ gerade in der Fertigstellungsphase, und der am Anfang vorgestellte Stunt, der als neues Opening für „Gone“ dienen soll, fungierte im „richtigen Leben“ tatsächlich als solches für Halickis ein Jahr später realisierten sort-of-„Gone-in-60-Seconds“-Director’s Cut „Deadline Autotheft“ („Auf dem Highway spielt die Polizhei verrückt“), in dem Halicki einen Großteil des „Gone“-Materials inklusive der zentralen 40-Minuten-Verfolgungsjagd um einen neu gedrehten Comedy-Subplot mit Hoyt Axton ergänzte.

„The Junkman“ unterscheidet sich von Halickis beiden anderen vollendeten Filmen durch das praktisch völlige Fehlen von Comedy-Elementen – klar, diverse Crash-Orgien sind natürlich an und für sich funny und ab und zu ist sich der Streifen auch für einen beabsichtigten Gag nicht zu schade, aber der Ton von „Junkman“ ist grundsätzlich ernst, es ist, soweit man es bei einem Film, der nicht wirklich einen Plot hätte, von dem er wüsste, ein „seriöser“ Action-Thriller, in dem auch gestorben wird. Aber letztlich ist die Handlung nicht sonderlich wichtig, weil’s Halicki nie um was anderes ging, als möglichst viele atemberaubende Stunts unterzubringen. Wie üblich sind Verfolgungsjagden das dazu präferierte Mittel zum Zweck. „Junkman“ beinhaltet zwei, zum einen die fast halbstündige Jagd rund um das James-Dean-Festival und zum anderen eine zweite, kürzere, in der Hollis, irrtümlich des Mordes verdächtigt, von der Polizei gejagt wird (keine Sequenz für Freunde von Corvettes, denn eines dieser hübschen Gefährte wird hier ordnungsgemäß zu Klump gefahren). Halicki ergänzt sein Repertoire um Flugzeug- und Zeppelin-Stunts (beim Stunt, in dem Halicki seinen Cadillac über einen tieffliegenden Doppeldecker springen lässt, blieb mir schon die Spucke weg. Man erinnere sich – das ist handgemachte Arbeit, und das nicht von Profis, sondern ambitionierten Amateuren), zeigt uns auch ausführlich seine eigenen Räumlichkeiten (inklusive seiner riesigen Auto- und Blechspielzeugsammlung, die auch den liebevoll gestalteten Vorspann bestückt) und gönnt natürlich auch der guten alten „Eleanor“, dem hauptdarstellenden Auto aus „Gone in 60 Seconds“ einen cameo.

Mangels echter Handlung oder Charaktere beschränkt sich das Spannungselement auf schlichtes Mitraten, wer denn wohl der krumme Hund in Hollis‘ Team ist, aber dafür ist die Sache naturgemäß absolut rasant in Szene gesetzt. Halicki ist sicher nicht der großartigste Regisseur der Welt und da und dort wünschte man sich eine andere Kameraeinstellung für einen Stunt oder etwas besseres Editing, aber für das Liebhaberprojekt eines, wie gesagt, self-made-Produzenten ist das absolut in Ordnung.

Schauspielerkino ist das freilich auch nicht – Halicki ist sympathisch genug, dass man ihn hinters Lenkrad eines Autos setzen kann und man mit ihm mitfiebert, echtes Acting wird von ihm kaum verlangt (er spielt sich ja praktisch eh selbst). Wie auch schon in „Gone“ zerrt er jede Nase vor die Kamera, die nicht schnell genug weg läuft, und so sind neben seinen Produktionspartnern (Richard L. Muse oder Jack Vacek) auch echte Bürgermeister, Polizeichefs und Blimp-Piloten zu sehen. Ein paar Profis sind aber auch dabei – Max wird gemimt von Christopher Stone („Das Tier“, „Galactica 1980“, „Cujo“), Lynda Day George („Roots“, „Mission Impossible“) kuckt für einen Cameo als Reporterin vorbei, Hoyt Axton ist neben seiner Filmkarriere eigentlich bekannter als Country-Sänger, Jewel Shepard (kleine Rolle als Gloria, die Beifahrerin eines jungen Typen, der als erster von den Killern aufs Korn genommen wird) amtierte später in „Return of the Living Dead“ und „Caged Heat II“), und „Arthur“ Lang Jeffries war niemand anderes als Perry Rhodan himself in „Mission Stardust“. Wer auf sowas steht, kann auch noch den professionellen Woody-Allen-Imitator Phil Boroff in einem Cameo bewundern.

„The Junkman“ ist, auch wenn er etwas ernster daher kommt als „Gone in 60 Seconds“ und sein Semi-Remakesequeldirectorscut „Deadline Autotheft“, letztlich ein echter beer & pretzels-Film. Einlegen, auf Play drücken, Hirn abschalten und die Verschrottungsorgien genießen. Das ist manchmal schon genug…

Die deutsche DVD von Mr. Banker Films kommt mit einem zeitgenössischen Making-of, moderiert von Maestro Halicki himself (der 1989 bei Dreharbeiten umkam, als ein für einen Stunt vorbereiteter Wasserturm vorzeitig einstürzte und einen Kamerakran umwarf, der wiederum Halicki erschlug), und in ungekürzter Fassung (die deutsche Kinofassung kürzte einiges an Dialogen weg, die nun mehr OmU präsentiert werden. Wer will, kann aber auch die Kinofassung ohne diese Szenen ansehen).

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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