Fire on the Amazon

 
  • Deutscher Titel: Fire on the Amazon
  • Original-Titel: Fire on the Amazon
  •  
  • Regie: Luis Llosa
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Sandra Bullock (Alyssa Rothman)
    Craig Sheffer (R.J. O´Brien)
    Juan Fernandez (Ataninde)
    Judith Chapman (Sandra)
    Ramsey Ross (Pistolero)
    David Elkin (Lucavida)
    Jorge Garcia Bustamente (Valdez)
    Baldomero Cacares (Pedro)
    Carlos Victoria (Miguel)
    Reynaldo Arenas (Djamori)


Vorwort

„Sandy, Sandy“-Rufe hallten durch die badmovies-Redaktion, als der freundliche UPS-Kurier einmal mehr ein Päckchen aus Amerika abgab. Ja, richtig, auch „everybody’s darling“ Sandra Bullock gibt ihre Visitenkarte bei badmovies.de ab, und das mit Recht, und ich meine nicht einmal die hundert Millionen Dollar schwere Schlaftablette namens „Speed 2″ (den Film hab ich zwar auf Video, kann mich aber einfach nicht überwinden, NOCH EINMAL zwei Stunden meines Lebens zu verschwenden, ihn zwecks Review noch mal anzusehen). Nein, es geht um einen kleinen obskuren B-Film aus der Werkstatt von Roger Corman, denn wie so viele prominente Akteure vor ihr und nicht so viele nach ihr, begann auch Sandra Bullock ihre Karriere mit Rollen in ambitionierteren Independent-Filmen wie „Who shot Pat?“ und Direct-to-Video-Fare wie dem vorliegenden Streifen. Da sie aber relativ zeitnah nach Dreh dieses Films den Durchbruch durch ihre Blockbuster-Rollen in „Demolition Man“ und „Speed“ schaffte, setzte Bullock alles daran, die Veröffentlichung von „Fire on the Amazon“ zu verhindern und bis ins Jahr 2000 hatte sie Erfolg damit, dann allerdings hielt sich Corman nicht mehr zurück und brachte mit beträchtlichem kommerziellen Erfolg Video und DVD auf den Markt. Der offensichtliche Grund für Sandy’s Zurückhaltung und den ordentlichen Profit, den der Film abwarf, ist kausal der, daß „Fire on the Amazon“ die einzig bekannte Möglichkeit darstellt, Miss Bullock completely nude zu bewundern. Aber mußte es deswegen denn gleich so ein elendes Stück Pseudokino sein?

Zur Erläuterung sei ausgeführt, daß „Fire on the Amazon“ aus der Werkstatt des unsäglichen peruanischen Dünnbrettbohrers Luis Llosa stammt. Llosa debütierte 1986 recht vielversprechend für Corman mit dem Endzeitthriller „Crime Zone“, in dem Sherilyn Fenn im Auftrag eines „agent provocateurs“ in Gestalt von David Carradine zur Staatsfeindin eines totalitären Überwachunngsstaats wird. Unter den etlichen „Blade Runner“-Clones der 80er Jahre war der Streifen trotz niedrigem Budget ansehnlich und von politischer Schärfe. Danach ging’s mit Llosa bergab. Nach „Amazon“ begab er sich in die Tiefen der größer budgetierten Katastrophen und blieb dabei gerne mal im Dschungel hängen. Tom Berenger blamierte sich in „Sniper“, Sharon Stone und Stallone im epischen Disaster „The Specialist“ und zuletzt ließ Llosa 1997 Jennifer Lopez von „Anaconda“ würgen. Seitdem hat sich Llosa erfreulicherweise auf das Produzieren von TV-Ware für den spanischsprechenden lateinamerikanischen Markt verlegt. Ist auch besser so, denn als Regisseur ist Llosa keinen Schuß Pulver wert, wie auch „Fire on the Amazon“ eindrucksvoll beweisen tut…


Inhalt

Wir befinden uns, auch wenn das nur in einer einzigen beiläufigen Dialogzeile angedeutet wird, in Bolivien. Dort landet R.J. O’Brien, seineszeichens amerikanischer Journalist, der (obwohl das so richtig deutlich auch nie wird), wohl eine Story über den Volkshelden Raffael Santos schreiben will. R.J. ist der unsympathischte Hauptdarsteller, den ich jemals diesseits einer RTL-Daily-Soap gesichtet habe und hat die Super-Fähigkeit, jeder anderen Person innerhalb von fünf Sekunden unwahrscheinlich auf den Keks zu gehen, unterstützt davon, daß sein Zeigefinger fest mit dem Auslöser seiner Kamera zusammengewachsen zu sein scheint. Damit wir auch gleich mitkriegen, daß wir uns in einem bösen bösen Land befinden, fotografiert R.J. gleich mal eine Verhaftung auf offener Straße.
Dann trifft er sich mit seinem schmierigen Freund Chato, Ex-Drogenhändler, der sich jetzt auf den Handel mit exotischen Vögeln verlegt hat. Chato versorgt R.J. und den geneigten Zuschauer mit Exposition. Raffael Santos ist die Leitfigur der „Rubber Tappers“, sprich der Kautschukfarmer, und führt als solches den Widerstand gegen die Großgrundbesitzer, die Regenwald und Kautschukbäume gnadenlos brandroden, um Platz für ihre Rinderherden zu haben. Santos bedient sich dabei des Gandhi-Weges des passiven Widerstands und ist damit recht erfolgreich. Naturgemäß macht man sich damit Feinde und so endet Santos eines weniger schönen Tages in seiner Dusche mit einem Indiopfeil quer durch’s Gehälse.

Derart gebrieft sucht sich R.J. ein Hotel und stößt schnell auf den Trauerzug für Santos, dessen Anhänger den gefallenen Helden zum Märtyrer deklarieren. Auf unnachahmliche Weise stört R.J. die anschließende Trauerfeier mit seinem Fotofimmel und bringt damit nicht nur den Priester aus dem Konzept. Unter den Trauergästen spotten wir erstmals Sandy Sandy Sandy Bullock, die hier Alyssa Ruthman heißt und für die Rainforest Preservation Society arbeitet, sprich Umweltaktivistin, ist. Weil Luis Llosa seine Symbolik gerne mit dem Holzhammer verkauft, beginnt es während der Trauerfeier zu regnen.

Anschließend versucht R.J., aus Santos‘ kleiner Tochter Informationen zu quetschen, wird aber von Alyssa gestoppt. Erstes Meeting unserer Hauptdarsteller. R.J. macht das, was er am besten kann, er geht Alyssa umgehend auf die Nerven, indem er ihr vorwirft, wie „die ganzen Rockstars nur auf diesen Umweltzug aufzuspringen.“ Alyssa ist verständlicherweise angefressen und läßt R.J. stehen. R.J. folgt ihr uneingeladen zu einem großen Meeting, zu dem die RPS in Form deren Leiterin Sandra im Anwesen des Großgrundbesitzers Mr. Lucavida (ich habe zunächst immer Locavida verstanden, das wäre zumindest ein Gag, vor allem, wenn Ricky Martin die Rolle gespielt hätte) alle Konfliktparteien geladen hat. R.J. platzt als Störenfried in die Versammlung und wird von Lucavida vornehm hinauskomplimentiert.

Später am Abend… während auf dem Amazonas Santos‘ Anhänger weiterhin ihre Parolen skandieren, interviewt R.J. in einer schäbigen Kneipe zwei Santos-Aktivisten, die weitere bedeutungslose Hintergrundinformationen zum besten geben. Daß Santos diverse Parteien gegen sich aufgebracht hat, haben wir ja schon selbst herausgefunden, wir sind ja auch nicht so borniert wie R.J. An der Bar kommt es zu einer Schlägerei zwischen einem finster aussehenden Typen und einem anderen Typen. Der Finstere entpuppt sich im weiteren Filmverlauf als einer der Fieslinge und wird „Pistolero“ genannt (d.h. ihn nennt eigentlich niemand so, aber so nennen ihn die Credits). Blöd, wie der Ami nun mal ist, muß er die Szene fotografieren. Der Pistolero reagiert allergisch und fordert mit vorgehaltener Knarre den Film, den R.J. auch rausrückt. Die Santos-Aktivisten verpfeifen sich und R.J. verbringt den Rest des Abends damit, sich zu besaufen und in einer schlichtweg unerträglichen Szene mit einer alten Frau zu einem fünftklassigen Lambada-Rip-off zu tanzen. Gottlob dauert das nicht lange.

Am nächsten Morgen bringt sich unser, äh, Held, so richtig in die Bredouille. An einem Güterbahnhof interviewt er einen gewissen Mr. Pedrosa, das Interview wird gestört durch das Auftauchen der Polizei, die einen Indio verhaften will. Selbiger nimmt R.J. als Geisel (Fotofinger glüht). Die Polizei kümmert sich nicht um die Geisel, sondern erschießt alle. ENDE. Dang! Das wär‘ so eine günstige Gelegenheit gewesen. Nein, statt dessen überwältigt der Oberbulle namens Valdez den Indio namens Djamari waffenlos, um dann seine Untergebenen den bereits am Boden liegenden Indio, begleitet von ungefähr dreihundertneunundsiebzig Fotos, Rodney-King-mäßig zu verprügeln. R.J. will mäßigend einschreiten, wird aber von der in solchen Dingen keinen Spaß verstehenden Ordnungsmacht gleich mitverhaftet und zusammen mit Djamori mit verbundenen Augen in den Kerker geworfen, wo er langsam vermodert. ENDE. Dang! Wieder nicht. Shit.

Nachdem R.J. vergeblich versucht, mit Djamori Kontakt aufzunehmen, wird er zum Verhör abgeholt. Eine aufregende Frau pustet dem an einen Stuhl gefsselten R.J. links und rechts ins Ohr und setzt sich dann in aufreizender Pose auf Valdez‘ Schreibtisch. Die Szene könnte vielleicht sogar Sinn machen, wenn R.J.’s AUGEN NICHT IMMER NOCH VERBUNDEN WÄREN. So why bother?? Valdez fordert R.J. auf, nicht weiter in Sachen Mord an Santos herumzuschnüffeln, schließlich habe man den Mörder mit Djamori eben gefaßt. R.J. zieht die übliche „Ich bin Amerikaner“-Routine ab und wird zurück ins Loch geworfen. Immerhin tut Valdez dem bemitleidenswerten US-Bürger (pfz) den Gefallen, bei Alyssa nachzufragen, ob sie den Typen denn wirklich kennt. Anstatt jegliche Bekanntschaft mit einem solchen Volldeppen abzustreiten, sorgt sie tatsächlich dafür, daß R.J. freigelassen wird.

Kurz danach gibt die Polizei in einer Pressekonferenz bekannt, daß Djamori Santos‘ Mörder sei und bereits ein schriftliches Geständnis abgelegt habe.

Zwei Tage später. Alyssa und Sandra diskutieren den Fall, Alyssa äußert ihre Skepsis. Sandra gibt ihr zu verstehen, daß sie den Fall ad acta legen soll, zumal Djamori tot sei, er habe sich in seiner Zelle erhängt. R.J. stößt dazu und vermutet ebenfalls Djamori’s Unschuld. Als Alyssa ihm verklickert, daß sein Ex-Zellengenosse ihm inzwischen in die ewigen Jagdgründe vorangegangen ist, wittert R.J. Verrat (Blitzmerker!). Alyssa und R.J. kommen überein, Djamori’s Stamm, die Singara, irgendwo im Urwald aufzusuchen, um mehr über Djamori herauszufinden.
(Don’t ask, it’s in the script.)

Also springen die beiden in einen Jeep und brettern los. Unterwegs treffen sie auf eine illegale Brandrodung und eine Indiofrau, die auf ihre brennende Hütte zeigt. Ihr Sohn ist noch da drin. Endlich eine Chance für R.J., vor Alyssa den Helden raushängen zu lassen (eh, das war jetzt eindeutig unzweideutig gemeint). R.J. stürzt in die brennende Hütte und rettet den bewußtlosen Jungen vor den Flammen, Alyssa erweckt ihn per Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage zur unendlichen Dankbarkeit der Indiofrau wieder zum Leben. Die Fahrt kann weitergehen.

Ein Indio namens Ataninde vom Singara-Stamm und zwei seiner Genossen überführen Djamori’s Leichnam zurück zum Stamm. Bevor sie mit ihrem Kanu den Amazonas hinunterverschwinden, ist er den Fragen unserer Helden gegenüber ausgesprochen unkooperativ, d.h. er ignoriert sie (der Mann hat recht). Beobachtet wird das ganze vom Pistolero. Kurzentschlossen wirft R.J. Alyssa in ein weiteres Boot und paddelt Ataninde & Co. hinterher. Alyssa quittiert das mit der treffendsten aller Zeilen des Films: „Asshole!“ Recht hat sie, denn ohne jegliche Ausrüstung oder Proviant einen der gefährlichsten Flüsse ohne jede Ahnung, wohin die Reise geht und wie lange sie dauert, langzupaddeln, ist in meinem Buch der guten Ideen nicht sehr weit vorne zu finden. Es kommt, wie es kommen muß, sehr schnell verirren sich unsere Freunde, aber sie sind nicht allein, schon pfeift ein Schuß durch den Urwald und trifft R.J. Tödlich verwundet sinkt er ins Wasser und haucht sein Leben aus. ENDE. Dang! Was ist los mit dir, Luis Llosa? Drei goldene Gelegenheiten, diese nervende Schnarchnase loszuwerden und endlich Sandra Bullock die Hauptrolle spielen zu lassen und was passiert???

Okay, was passiert wirklich. Das Boot kentert, der verletzte R.J. und Alyssa stürzen ins Wasser, der Schütze, natürlich unser Pistolero, der hellseherisch veranlagt war, wußte er doch, wohin genau sich R.J. und Alyssa verirren würden, knattert zufrieden mit sich und der Welt mit seinem Motorboot in den Sonnenuntergang. Unsere, äh, Helden, klettern prustend an Land und setzen ihre Reise zu Fuß fort.

Aber während Alyssa anhand von Farbmarkierungen an den Bäumen feststellt, daß man Stammesterritorium betritt, werden die beiden auch schon von den Indios beobachtet. R.J. schlägt intelligenterweise vor, sich zu trennen, damit er Geräuschen auf den Grund gehen kann und schon zischen die Pfeile durch den Urwald und unsere beiden Protagonisten werden schnell von den Indios, angeführt von Ataninde, gefangengenommen und in das Indiodorf gebracht. Gute Idee, von alleine hätten die beiden vermutlich nie hingefunden. (Oder schlechte Idee… hätte Ataninde sie einfach in Ruhe gelassen, wäre die Chance recht groß gewesen, daß weder er noch wir je wieder von R.J. belästigt geworden wären). Sei’s drum. Die Dorfbewohnerschaft nimmt R.J. und Alyssa relativ wohlwollend auf und selbst Ataninde stellt sich nicht mehr ganz so querköpfig, sondern klärt auf, daß er früher einmal sogar Santos‘ „Sicherheitschef“ gewesen ist. Die Indios stellen fest, daß Djamori sich nicht aufgeknüpft hat, wie behauptet, sondern vielmehr zu Tode geprügelt wurde. R.J. setzt seine Fotofertigkeiten mal produktiv ein, es wird ihm erlaubt, den Toten und seine Verletzungen zu Beweiszwecken zu fotografieren.

Später am Abend, Begräbniszeremonie, exotic dancing, bewußtseinserweiternde Drogen, was man alles so braucht. Und, ich hab es befürchtet (na ja, eigentlich hab ich es gewußt) – unter dem Drogeneinfluß (aber auch nur so erklärbar) werden R.J. und Alyssa spitz aufeinander und landen schnell in der nächsten Hütte zwecks einer ausgiebigen Sexszene. Die ist nun auch reichlich explizit ausgefallen, sowohl Craig Sheffer als auch Sandra Bullock sind komplett nude (aber natürlich nicht pornographisch, ihr Ferkel – außerdem soll sich Sandy gewisse Körperteile mit Klebeband verziert haben, damit nichts Unrechtes ins Bild gerückt wird) und geben’s sich in diversen Stellungen. Ich persönlich hätte auf den Anblick von Craig Sheffer im Adamskostüm, der sich über meine Sandy hermacht, gut verzichten können. Aber meine persönlichen Antipathien mal hinweggewischt, das ganze ist verhältnismäßig erotisch inszeniert, auf jeden Fall erotischer als der durchschnittliche Softsexer, und länger als zwei Minuten dauert’s auch nicht. Nach verrichtetem Koitus dürfen die beiden noch ein bißchen auf der Veranda schwadronieren. Alyssa plagt immer noch der Gedanke, R.J. könnte von falschen Motivationen getrieben werden: „You’re here for the story“. R.J.: „I’m here because I care.“ Okay, nach einer Nummer mit Sandra würde ich ihr auch das Blaue vom Himmel runterlügen…

Gut, das hätten wir also hinter uns, wir können also mit der, öhm, Story, weitermachen. Ataninde, der so ein schlechter Kerl nicht ist, kutschiert R.J. und Alyssa zurück in die Stadt, wo deren Ankunft vom Pistolero mit angemessenem Entsetzen quittiert wird. In den Facilities der RPS entwickelt R.J. seinen Film, danach geht’s ins Hotel. Bevor allerdings beide auf’s Zimmer gehen, um unaussprechliche Dinge tun zu können, will Alyssa noch mal bei ihrer Chefin anrufen, R.J. geht schon mal voraus.

Auf seinem Zimmer wird er allerdings schon vom Pistolero erwartet, der ihm erst mal eins in die Fresse haut (JA! JA! Zugabe! Instant Replay! Slow Motion! Multiple Angles! Please!)

Aus dem Schatten tritt niemand geringeres als der schurkische Polizeichef Valdez, der den Pistolero anweist, R.J. an einen Stuhl zu fesseln und zu knebeln. Valdez sülzt R.J. die Ohren voll, spricht mir aber zumindest mit diesem Satz aus dem Herzen: „I don’t like you, I never liked you!“ Selten wurden wahrere Worte gelassen auszusprechen. Anstelle R.J. aber jetzt abzuknallen, ihm einen stumpfen Gegenstand mehrmals auf den Kopf zu schlagen oder ihm die Eingeweide durch die Nasenlöcher rauszuziehen, verfällt Valdez zur R.J.-Beseitigung auf einen von Wile E. Coyote ausgetüftelten Plan. Eine Zeitbombe (Dynamitstangen plus Wecker, zweifellos geliefert von ACME) soll R.J. in die nächste Welt befördern (wo es hoffentlich keine Filmindustrie gibt, in der Craig Sheffer als romantic lead verpflichtet wird).

Unterdessen telefoniert Alyssa mit Sandra, die auf die Enthüllungen nicht so enthusiastisch reagiert, wie Alyssa erhofft hatte. Als Alyssa entschlüpft, daß sie sich gerade in R.J.’s Hotel aufhält, ordert Sandra ihre Untergebene mit sofortiger Wirkung zu sich. Valdez und Pistolero verpfeifen sich, Alyssa ist loyal (und blöde) genug, nicht direkt zu Sandra zu fahren, sondern sich erst bei R.J. zu verabschieden. Und natürlich schafft es Alyssaschätzchen, R.J. unverdientermaßen zu retten. Das halbe Hotel fliegt in die Luft, aber unsere, eh, Helden, sind in vorübergehender Sicherheit. Alyssa schlägt vor, bei Sandra zu beraten, was zu tun ist, aber bei der RPS angekommen, beschleichen sie Zweifel. Und tatsächlich – ein Peek durch die geöffnete Tür enthüllt den ganzen Schrecken: Sandra, Valdez und der Pistolero stecken unter einer Decke mit Mr. Lucavida! Das ganze wäre vielleicht effektiver, hätten wir Lucavida im Filmverlauf länger als drei Sekunden gesehen, so allerdings läßt uns das relativ kalt (wenn es uns denn überhaupt interessieren würde und wir es nicht eh schon längst ausgetüftelt hätten). Flucht ist angesagt, denn die Polizei ist den beiden schon auf den Fersen. Nach der ausgiebigsten Autoverfolgungsjagd der Filmgeschichte (sie dauert ungefähr drei Sekunden, die bolivianische Polizei feuert dabei genau eine (in Worten: EINE) Kugel ab) tauchen R.J. und Alyssa bei Santos‘ Witwe Nacia ab, die ihnen auch freundlich Asyl gewährt. Fieberhaft brainstormen die Drei, wie man die Yankees außer Landes bekommen könnte. Da endlich erinnert sich R.J. an seinen Ex-Dealer-Kumpel Chato, der ein Flugzeug besitzt. Chato, prompt angerufen, ist zwar wenig begeistert, hat er doch alle Hände voll, vereinbart aber schließlich doch noch einen Treffpunkt. Hoffnungsfroh, daß der Streifen sich dem Ende zuneigt, gehen wir dem Showdown entgegen.

Der gnadenlose Arm des Gesetzes entert nämlich die Wohnstube des Santos-Domizils, in Form von Valdez plus genau zwei weiteren Bullen. Valdez will nur R.J. (Mann, kann ich diesen Mann verstehen) und bietet Alyssa freien Abzug an. Nacia und Alyssa setzen sich aber (WARUM NUR?) für dessen Freilassung an. Dazu rücken noch die örtlichen „Rubber Tappers“ an, um gewaltlos zu protestieren und den Weg zu blockieren. Valdez schnappt sich Nacia und droht, sie zu erschießen, aber die Protestler weichen nicht. Frustriert schleudert Valdez Nacia von sich, die sich prompt in die Menschenkette einreiht. Selbiges macht Alyssa. Valdez, dem Nervenzusammenbruch nahe, versteht er doch ebensowenig wie der geneigte Zuschauer, warum sich die ganze Bande für eine major pain in the ass wie R.J. einsetzt und konzentriert sich darauf, Alyssa aus der Menschenkette zu entfernen. Diese weigert sich entschieden. Völlig entnervt und wohl weniger aus böser Absicht als aus purer Verzweiflung schießt Valdez Alyssa aus nächster Nähe in den Bauch. Böse Tat wird prompt gerächt, denn – TATAA – Ataninde taucht auf, packt Valdez am Schlawittchen und erreicht so R.J.’s Freilassung. Als R.J. mit der schwer verletzten Alyssa abzieht, verkneift es sich Ataninde nicht, Valdez noch ein wenig abzustechen (sieht zumindest so aus, hier ist der Film sehr unübersichtlich geschnitten), und damit Abgang des sympathischten Charakters des Films… betrüblich.

Ataninde, R.J. und die verwundete Alyssa düsen zum Treffpunkt mit Chato, doch der Weg wird vom Pistolero blockiert. Ataninde schießt ihn nieder, so daß R.J. Alyssa zu Chato’s mittlerweile gelandetem Wasserflugzeug tragen kann. Aber der Indio ist leider ein inkompetenter Schütze, denn Pistolero lebt noch und lädt seine Armbrust (sic!) mit Indiopfeilen (doppel-sic! – wir haben’s ja verstanden, daß der Pistolero der Santos-Killer war, wir heißen ja nicht R.J.). Mitten in der herzzerreißenden Abschiedszeremonie von R.J. und Ataninde, die inzwischen allerbeste Kumpel sind, trifft letzteren ein Pfeil im Rücken, Abgang des zweitsympathischten Charakters im Film. R.J. kann Ataninde noch die Waffe entreißen und den Pistolero endgültig umnieten, um dann endlich ins Flugzeug zu steigen. Im Flieger meldet sich noch mal Alyssa zu Wort: „Schreibe, was du fühlst und nicht was du gesehen hast“, flüstert sie R.J. noch zu, dann haucht auch sie ihr Leben aus. DANG! Damit hätte der Streifen endgültig alle sympathischen Charaktere gekillt. R.J. fliegt in den Sonnenuntergang (HEUL!)…

Der Streifen blendet vor den Credits noch eine Message-Card ein, wonach täglich 70.000 Hektar Regenwald vernichtet werden.

Ich habe nichts gegen Filme mit guten Absichten. FIRE ON THE AMAZON schreit förmlich heraus, daß es sich um einen Film mit guten Absichten handelt. Das nehme ich Luis Llosa nicht übel, denn immerhin ist er als Peruaner persönlich von der Regenwaldabholzung betroffen und es ist durchaus löblich, dieses Problem filmisch anzupacken und daß Llosa ja durchaus in der Lage ist, Message mit Genrekino zu verbinden, hat er im oben erwähnten CRIME ZONE gezeigt. Nur leider, und das nehme ich Llosa übel, mit FIRE ON THE AMAZON tut er der Sache nichts gutes, denn nichts, aber auch gar nichts, was in diesem Film passiert, wird das Umweltbewußtsein auch nur einer einzigen Mikrobe auf diesem Planeten, ach was sage ich, in diesem Universum, ändern. Denn keine Mikrobe wird sich für irgendetwas interessieren, was in diesem Film vor sich geht. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, sich 78 Minuten (und so kurz ist der Streifen tatsächlich, selbst in der Unrated-Fassung, die angeblich 85 Minuten laufen sollte) langweiliger um die Ohren zu schlagen als mit dieser lahmen Ausrede für einen Abenteuerfilm.

Ich weiß gar nicht, wo ich mit der Lästerei anfangen soll. Okay, ich weiß es doch. Craig Sheffer ist kein Schauspieler! Craig Sheffer ist kein Schauspieler! Craig Sheffer ist kein Schauspieler! Ja, ich weiß, daß Sheffer 1990 in NIGHTBREED, der Clive-Barker-Verfilmung, wohl keine allzu schlechte Figur abgegeben hat, aber es wird schon seine Gründe haben, warum Sheffer in seiner Filmographie danach zwar viele Einträge hat, aber nichts, was nach Hauptrolle oder zumindest etwas Bedeutung aussieht. Der Mann hat schlicht und einfach keinen Funken Talent! Mit maximal eineinhalb Gesichtsausdrücken kann man sich vielleicht golden anmalen und auf einen Sockel in der Fußgängerzone stellen, aber Filmschauspieler sollte man nicht werden. Natürlich hilft Sheffer nicht, daß sein Charakter derart unsympathisch gezeichnet ist, wie ich es selten bei eienr „Helden“-Rolle gesehen habe. R.J. verhält sich idiotischer als der dümmste Teenie in einer „FRIDAY THE 13TH“-Folge, aber im Gegensatz zu diesen Teenies wird er nicht von einem Mad Killer abgeschlachtet, sondern kommt immer wieder davon, weil sich offenbar die ganze Welt dazu entschieden hat, diesen Idioten weiterleben zu lassen. Bei einer rein darwin’schen Auslegung der Evolutionsgeschichte hätte ein Typ wie R.J. keine besonders guten Aussichten…

Was uns nahtlos zum Drehbuch bringt. Selbiges ist eine Zumutung. Eigentlich alle Beteiligten handeln motivationslos. Weswegen Sandra die Machenschaften von Lucavida unterstützt und was genau diese eigentlich sind (außer der vagen Andeutung, daß Lucavida zu den großen Viehbaronen gehört), bleibt ebenso im Dunklen wie der Seitenwechsel Atanindes oder die Figur des Pistolero (der wohl auch auf Lucavida’s Lohnliste steht, aber mangels auch nur einer Dialogzeile für den Herren bleibt das – in theory – reine Spekulation). Spannend ist das ganze auch nicht, abgesehen von der Frage, in welcher Weise R.J. sich als nächstes in Schwierigkeiten bringen wird, hält eigentlich nichts das Interesse des Zuschauers aufrecht. Langeweile pur!

Halbwegs gelingen Llosa wenigstens die Dschungel-Aufnahmen, wo ihm einige stimmige atmosphärische Bilder wohl aus Versehen bei der Filmentwicklung entgegensprangen. Der fürchterliche Soundtrack allerdings kitscht diese Bilder gleich wieder zu (der Film bedient sich im übrigen des wohl fürchterlichsten aller Filmsongs zu den Closing Credits; bezeichnend, das selbst diese eine Angabe über Interpret und Komponist schamhaft verweigern).

Also zum einzigen redeeming value des Filmes: Sandra Bullock legt sich mit vollem Einsatz ins Zeug (und ich meine hierbei NICHT nur die Sexszene), sondern spielt die Rolle mit dem gleichen Verve und dem gleichen Enthusiasmus wie ihre Charaktere in DEMOLITION MAN und SPEED, im Klartext also viel zu gut für den Film, was natürlich auch auffällt, sie wirkt durch dieses wirklich gute Spiel in bösem Film manchmal wirklich unpassend (besonderes Beispiel: die Szene der Rettung des kleinen Jungen, wo man schön vergleichen kann, in welch unterschiedlichen Gewichtsklassen die Kollegen Bullock und Sheffer agieren). Sandra ist schlicht und ergreifend gut, und das ist nicht durch die rosa Fanbrille gesehen. Und nebenbei beweist sie in der Sexszene (für jene Ungläubigen, die dieses Beweises noch bedurften), daß sie wirklich eine wunderschöne Frau ist (yummy!). Natürlich stört Craig Sheffer in dieser Szene das ästhetische Wohlbefinden des Bullock-Fans erheblich.

Über die weiteren Schauspieler lohnt es sich nicht, viele Worte zu verlieren. Juan Fernandez ist adäquat als Ataninde, Jorge Garcia Bustamente akzeptabel als Valdez. Der Rest des Ensembles hat nur bit parts und kann daher nicht ernsthaft gewürdigt werden.

Handwerklich ist am Film nicht viel auszusetzen, manchmal ist der Schnitt etwas holprig, was aber daran liegen kann, daß möglicherweise hier viel nach eigentlichem Produktionsschluß herumgedoktort wurde (im Internet kam mir z.B. ein Review unter die Finger, in dem das ganze völlig anders, und zwar happy, endet. Wenn das nicht ein böser Traum des Reviewers war, spricht das dafür, daß hier heftigste Umschnittarbeiten und vielleicht sogar Nachdrehs stattgefunden haben; möglicherweise handelt es sich hierbei um den kurzzeitig erhältlichen 1993er-Video-Release unter dem Titel „Lost Paradise“).

Im Endeffekt bleibt also wenig, um FIRE ON THE AMAZON (welches Feuer? Das einzige Feuer im Film war nicht gerade auf dem Amazonas…) zu empfehlen. Freunde von Abenteuerfilmen werden kein Abenteuer finden, Action ist auch nicht, für die „so bad it’s fun“-Kategorie reicht’s nicht und Sandra-Bullock-Fans müssen sich mit dem Gedanken anfreunden können, ihr Idol nackt von Craig Sheffer befummeln lassen zu müssen (ich weiß, daß ich da drauf rumreite, Leute, aber mir geht das persönlich gegen den Strich), und daß es böse ist, den Regenwald abzuholzen, sagen mir Greenpeace und der WWF jede Woche, dafür brauche ich keine Nachhilfestunde eines inkompetenten Regisseurs (denn wenn ich mir Llosa’s Oeuvre so ansehe, muß ich konstatieren, daß CRIME ZONE wohl ein einmaliger Ausrutscher nach oben auf der Qualitätsskala war). Wer einen wirklich GUTEN Pro-Regenwald-Film sehen will, der neben wunderschönen Aufnahmen, einem ausgezeichneten Soundtrack und einer intelligenten Story auch noch Sean Connery in der Hauptrolle hat, sollte zu John „DIE HARD“ McTiernan’s MEDICINE MAN greifen. Hat man zweifellos mehr davon.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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