Fire on Fire – Das Frauencamp auf der Todesinsel

 
  • Deutscher Titel: Fire on Fire - Das Frauencamp auf der Todesinsel
  • Original-Titel: Captive Rage
  • Alternative Titel: Fire with Fire | Fair Traide | Blood Ransom |
  • Regie: Cedric Sundstrom
  • Land: Südafrika
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    General Belmondo (Oliver Reed)
    Eduard Delacourt (Robert Vaughn)
    Lucy Delacourt (Lisa Rinna)
    Jan (Maureen Kedes)
    Cindy (Trish Downing)
    Chiga (Claudia Audy)
    Sharon Shaffer, Frank Notaro


Vorwort

Manchmal ist das Leben doch nicht ganz ungerecht. Vor einiger Zeit versuchte ich, den heute zu besprechenden Film bei ebay zu ersteigern, stieg jedoch aus, als die Gebote den Betrag überstiegen, den ich als Schundfilmfanatiker als angemessen für eineinhalb Stunden Zelluloid- bzw. Videobandverschwendung erachte (und wenn Ihr mich fragt – für ein gebrauchtes VHS-Video sollte man nicht mehr als fünf Euro hinblättern, ausser es ist eine handsignierte Ed-Wood-Collectors-Edition. Wenn´s nicht grad ein Titel ist, hinter dem Ihr her seid wie der Teufel hinter der lieben Seele, sollte das die Schmerzgrenze sein). Tja, und als ich letzte Woche etwas gefrustet ob der allgemeinen Schlechtigkeit der Welt etc. missmutig die Used-Abteilung meiner Videothek inspizierte, sprang mir überraschenderweise diese Cassette für 3,95 Euro unter die Nase. Also investierte ich wieder ein paar Prozent meines vortäglichen Flohmarkt-Gewinns in einen weiteren potentiellen Staubfänger für mein Videoregal…

Captive Rage bzw. Fair Trade (so nennt sich der Film in seinen späteren internationalen TV- und Videoinkarnationen) oder, wie so schön sinnvoll auf „Deutsch“ betitelt Fire on Fire ist ein weiteres Produkt aus der Filmproduktion Südafrikas während blühendster Apartheid-Zeiten – das allein ist ja schon ein Grund, den Film zu verdammen (und wenn man sich andere Beispiele der dortigen Filmküche wie Space Mutiny, die Obertrashgranate, oder das Carpendale-Vehikel Niemand weint für immer betrachtet, kann man schon mal pauschal werden) – selbst über den an sich lustigen Filmspass Die Götter müssen verrückt sein konnte zumindest ich nur mit schlechtem Gewissen lachen – der Film und seine Sequels spielten dem Unrechtsregime einiges an Dollar in die ebben Kassen. Okay, politische Ausflüge interessieren hier keinen, und mittlerweile hat sich dies Regime ja dankenswerterweise erledigt, also können wir etwas unbefangener an Filmware aus diesen Zeiten herangehen. Naja, „unbefangen“ ist vielleicht das falsche Wort, wenn wir uns vor Augen halten, dass unser heutiges Abendentertainment wieder mal mit der Not hübscher Mädchen in knappen Klamotten zu tun hat (und in den wilden 80ern mit der unvermeidlichen Indizierung bedacht wurde). Aber wir sind ja nun mal alle Sleaze-Fans, oder nicht? Und wenn sich dann noch Stars (und Trashikonen) wie Oliver Reed und Robert Vaughn die Ehre geben, sollte das doch eine runde Sache werden.


Inhalt

M it einem dieser Stars fangen wir dann auch gleich an, nämlich mit Robert Vaughn alias Eduard Delacourt, der gerade einen grösseren Drogendeal einfädelt. Dem Geschäftspartner kommt es nicht besonders spanisch vor, dass Delacourt zur Übergabe auf seiner persönlichen Anwesenheit besteht, und solch Dummheit wird prompt bestraft. Der Dealer, ein gewisser Claude Belmondo und somit Sohn eines noch gewisseren Generals Belmondo, fährt mit seinen Bodyguards in eine sprichwörtlich leere Lagerhalle, die durch eine Neonleuchtreklame „Vorsicht Falle“ sicher auch nicht auffällig unauffälliger wäre. Naja, die erwartete (zumindest von den aufmerksamen Beobachtern, die ihre Gehirnzellen nicht durch fortlaufenden Konsum harter Drogen aufweichen) Falle stellt sich dann auch prompt in Form einer Kommandoaktion der Law Enforcement Agencies ein. Heftiges Geballere, SWAT-Leute seilen sich von der Hallendecke ab, Claude und sein Edelbodyguard Miguel versuchen, im in harter Arbeit ergaunerten Jaguar zu entkommen. Die Gesetzeshüter, stilecht mit alten Audi Coupe´s ausgerüstet, rammen die Ganovenkiste, die sich selbstredend überschlägt, aber verblüffenderweise NICHT explodiert! Diese überraschende Tatsache erlaubt dem Genossen Miguel die feige Flucht, während sein Boss eingekastelt wird – tjaja, der gute Eduard Delacourt war mitnichten ein zahlungskräftiger Drogenkunde, sondern ein findiger Agent der D.E.A.

Verständlicherweise ist Papa General Belmondo, der irgendwo in einem südamerikanischen Dschungel im Fantasiestaat Pantara (oder so ähnlich) in einer hübschen Villa haust und nicht nur eine mittelgrosse Privatarmee, sondern auch eine hübsche Matratze, äh, Mätresse, mein ich natürlich, sein Eigen nennt, über die Einkastelung seines Juniors und schwört die üblichen finsteren Rachepläne, die innerhalb einer schlappen Woche die Befreiung des Sohnemanns zur Folge haben sollen (ein nice touch war übrigens, dass uns Belmondo samt Geliebter in Form eines Spiegelshots vorgestellt werden – sie sniffen erst mal ne Nase Koks von der polierten Oberfläche eines Spiegeltisches… that´s about as original as we get here!).

Gleiches wird bekanntlich gern mit gleichem vergolten, und da wir in der nächsten Szene des Drogenfahnders schmuckes Töchterlein Lucy präsentiert bekommen, die sich gerade mit drei Studienkolleginnen in Vorbereitung zu einer Urlaubsfahrt befindet, ahnen wir, worauf es Belmondo abgesehen hat. Die Mädels besteigen mit anderen Touris ein Flugzeug nach Guadalajara (und es lohnt sich, wie in billigen Filmen immer, zu vergleichen, wie das Flugzeug bei Nahaufnahmen auf dem Boden bzw. im Flug in Totalen aussieht). Der Flug soll knapp zwei Stunden und fünfzehn Minuten dauern – logischerweise sind also ein paar Minuten später sämtliche Passagiere am Pennen (heidewitzka, und ich hab Probleme, bei einem Transatlantikflug ein Auge zuzukriegen) und verschlafen so beinahe die Flugzeugentführung, die die beiden Kerle, die von einer von Lucys Freundinnen beim Einstieg noch als „nette mexikanische Jungs“ identifiziert wurden (was erhebliche Zweifel an der Beobachtungsgabe der Maid erlaubt, denn der eine dieser Typen ist schon verdächtig schwarz und unmexikanisch), veranstalten. Naja, spätestens als eine Stewardess über´n Haufen geballert wird, obschon der Kapitän bereits eingeknickt ist, ist auch das Passagierabteil geweckt. Die Maschine landet irgendwo im pantaranischen Dschungel (der vermutlich wie alle Dschungel dieser Erde mit kilometerlangen jettauglichen asphaltierten Landebahnen ausgestattet ist), wo die Collegemädchen rund um Lucy von restlichen Passagieren getrennt und auf Lkws verladen werden. Der Rest der Sippschaft wird in einer Reihe aufgestellt und von den uniformierten Tunichtguten kurzerhand erschossen (was die frisch Entführten erstaunlich gefasst und ohne Proteste über sich ergehen lassen – solche Geiseln wünscht sich der Terrorist von Welt).

General Belmondo ist über den reibungslosen Fortgang seiner Racheoperation zutiefst befriedigt, als er sieht, wie die Mädels in sein Gefangenenlager (praktischerweise direkt neben seiner Villa) transportiert werden und macht zielsicher Lucy als die einzig renitente Gefangene aus. Aber „wir dürfen ihr nicht weh tun. Noch nicht“ (welch´ düstere Andeutungen…).

Eine leicht hysterische Rothaarige provided uns mit ach so dringlich benötigtem comic relief, über den wir den Mantel der Barmherzigkeit ausbreiten, dann dürfen sich die Gefangenen umziehen (und das, schockierwenderweise OFF SCREEN! Betrug!) Die Zeit nutzt der General, um uns mit seiner Lagerchefin (solche Camps haben schliesslich – fast – immer ChefINNEN), einer gewissen Chiga, vertraut zu machen (Modell blonde bombshell, leider mit einer Piepsstimme synchronisiert, die einer Ilsa sicherlich keine Ehre machen würde) – Chiga ist, so wie´s aussieht, ebenfalls eine Bettgefährtin des Grossen Bosses (der Film deutet eine leichte Eifersüchtelei zwischen den diversen Verhältnissen des Generals an, macht aber nix draus). Nachdem sich die Gefangenen in die üblichen Fetzen-Outfits geworfen haben, hält Belmondo seine Begrüssungsrede, die dem Altmimen Oliver Reed ausreichend Gelegenheit für uncontrolled overacting nach Herzenslust bietet. Belmondo versichert den Maiden, dass sie zwar a) nur unschuldige Opfer einer herzlosen Regierung, nichtsdestoweniger b) seine Gefangenen sind und dass er der US-Regierung ein Ultimatum stellen wird, wonach sein Sohn in 72 Stunden ausgeliefert werden muss, oder zehn der Schicksen beissen ins Gras, für jeden weiteren Tag Verspätung zwei weitere. „Ich will kein grausamer Mann sein“, zieht der General die gepeinigter-Vater-Routine ab, „ich will nur meinen Sohn zurück.“ Sniff. Wahres Melodrama. Ach ja, und selbstverständlich ist Flucht vollkommen unmöglich, da das Lager 24 Stunden überwacht ist, der Dschungel sowieso gefährlich und die dort hausenden Eingeborenen des Generals beste Kumpel seien. Die angesprochene Rothaarige schmeisst sich dem General um Gnade winselnd vor die Füsse. Der ist zwar einerseits angewidert ob soviel Rückgratslosigkeit, andererseits aber auch kein Kostverächter und lässt sie in seine Villa bringen. Die übrigen Mädels werden in praktische 2x2x2-Meter-Bambuskäfige gesperrt, bis auf Lucy, die von Chiga erst mal abgeführt wird.

Da der General sich vorab ausführlich mit Lucy befasst hat und über seine Bekanntschaft mit Daddy Delacourt laberte, sollte man nun eigentlich meinen, die Mädels wären etwas angesäuert über den Ärger, den ihnen Lucy eingebrockt hat, aber die Käfiginsassinnen sind ein Musterbeispiel für Solidarität und sorgen sich um die Entfernte. Der General sieht sich derweil die Fernsehnachrichten aus den USA an und ist nicht happy, als der Sprecher ihn als Gauner und Folterknecht tituliert. „Mein Agent hat ihnen meine Biographie geschickt“, zürnt er. Lucy wird hereingebracht und Belmondo verklickert ihr, was er von ihr will – sie soll eine Videobotschaft für ihren Vater aufnehmen. Lucy verweigert sich frech und bekommt daher eine Motivationshilfe – eine ihrer Freundinnen wird mal kurz über das obligatorische Piranhabecken gehalten. Da Lucy offenbar alle gängigen James-Bond-Filme gesehen hat, wirkt die Sache.

Währenddessen beschliessen zwei Soldaten-Wächter, dass sie auch ein bissel Spass haben wollen und holen Lucys Freundin Jan aus dem Käfig, zwecks umgehender Vergewaltigung (what else). Während Lucy nach erfolgter Aufzeichnung der Videobotschaft in den Käfig befördert wird, schleppen die bösen Rapisten auch Jan wieder an, die sich verstört in eine Ecke zurückzieht, sich wäscht und das immer wieder beliebte Kinderlied von der „itsy bitsy spider“ zum besten gibt. Lucy ist ob dieser schockierenden Vorgänge klar, dass sofortige Fluchtmassnahmen geplant werden müssen.

Per UPS oder FedEx lässt Belmondo seinem Erzfeind das Video zukommen, der natürlich erwartungsgemäss finster hierauf reagiert.

Im Camp verführt Cindy (Token Black Girl) einen Soldaten, verpasst dem einen amtlichen Blowjob (natürlich nicht im Bilde, Ihr Pornografen :-)), bemächtigt sich dabei des Messers des Abgelenkten und plättet ihn mit selbigem – tja, Oralsex ist nicht immer safer sex… Da der Soldat praktischerweise auch die Käfigschlüssel am Start hat, gelingt es sechs der Maiden unter dem Versprechen, wiederzukommen und die anderen zu retten, sich zu verdrücken. Und schon werden aus verängstigten Collegegirls skrupellose Kampfmaschinen, die einen Soldaten ins Piranhabecken schmeissen und sich seiner MPi bemächtigen. Unter Anwendung der bekannten Rambo-Taktiken (allerdings auch unter terminalem Verlust von zwei Ausbrecherinnen) gelingt einer Vierermädchenbande die Flucht in den Dschungel. Belmondo, der das Treiben auf seiner Videoanalge mitansieht, ist entgeistert. „Lernen die Kinder heute das am College, morden?“ Think of Littleton, think of Erfurt…

Wer´s ausbaden muss, ist Sicherheitschef Miguel, der mit seinen Mannen schleunigst die Verfolgung aufnehmen muss.

Papa Delacourt besucht derweil Claude Belmondo im Knast, um das Versteck des Generals aus dem Sohn herauszuprügeln. Das beherzte Eingreifen seiner Kollegen verhindert, dass Delacourt aus dem Junior mittels eines eingeschmuggelten Schiessprügels Schweizer Käse macht.

Im Dschungel ist Gemetzel-Time angesagt, denn die vier Ausbrecherinnen sind natürlich den ausgebildeten und trainierten Soldaten turmhoch überlegen. Allerdings endet die Flucht an der obligatorischen Felsklippe über einem Fluss – die Mädels entscheiden sich für den Sprung ins kalte Nass, die Verfolger ziehen die Schwänze ein und hoffen, dass die Natur den Rest erledigt.

Belmondo, der Paps, ist derweil zutiefst angefressen, da die US-TV-Nachrichten ihm klarmachen, dass weder die Regierung noch Delacourt Anstalten machen, seine Forderungen zu erfüllen. Nicht glücklicher macht in Miguels Bericht über sein Dschungelfiasko, daher setzt er nun seine Hoffnungen in Lagerchefin Chiga und ihre Reitertruppe – und das sind NINJAS??? Zumindest vermummte schwarzgekleidete Gestalten. Naja, und wenn man berücksichtigt, wie leicht die vermeintlich todbringenden Superassassine in der handelsüblichen Fernostware zu plätten sind, kann man auch verkraften, dass sämtliche drei Ninjas ohne gesteigerte Schwierigkeiten von unseren – auch im Dschungel selbstverständlich immer perfekt gestyleten – Schnuckis dahingestreckt werden. Chiga, die sich aus den direkten Scharmützeln diskret zurückhält, funkt dennoch halbwegs befriedigt ans Hauptquartier, dass sich die flüchtigen Girls ins Kreos-Territorium verzogen haben. Scheint keine gute Idee zu sein…

Der General beordert einen neuen Henchman auf die Fersen der Mädchen, einen gewissen Martinez. Dann verzeiht er grossmütig dem Versager Miguel dessen Fehler ob geleisteter treuer Dienste für die Familie, nicht ohne ihn aber zu warnen, dass er ihn persönlich abmurksen wird, sollte er ihn erneut enttäuschen.
Den Drehbuchautoren ist mittlerweile aufgefallen, dass die Mädels inzwischen unbewaffnet sind und lässt sich daher über ein gut sortiertes Waffenlager stolpern, wo sich die Girls mit MPis und Handgranaten ausrüsten und damit erstmal ein wenig üben. Den restlichen Gefangenen (die gibt´s ja auch noch, na sowas) geht´s derweil anscheinend nicht so gut, zumindest ist ein Mädchen for no specific reason an einen Pfosten gefesselt. Martinez trifft im Dschungel einen Abgesandten der Kreos, die, wie wir ja schon alle vermutet haben, die belmondotreuen Eingeborenen sind. Ja, und ein ganzer Trupp von denen, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, schlurcht schon hinter den Mädels her und deckt sie mit einem Pfeilregen ein (der, wie´s halt immer so ist, zwar jeden Baum im Urwald, aber keins der Girlies trifft). Die Maschinenpistolen der Beauties erweisen sich den eher rustikalen Waffen der Natives als leicht überlegen und so türmt sich zu Füssen der Mädchen schon bald ein wahrer Leichenberg auf. „Schrecklich“ kommentiert Cindy, die allerdings Sekunden zuvor keine Skrupel hatte, ganze Magazine in halbnackte Dschungelindios zu entleeren, und spielt Judäische Volksfront (sprich SPALTER), indem sie vorschlägt, mit den Indios zu verhandeln (schreck!).

Selbstredend halten die drei Genossinnen die Idee für Blödsinn (und werfen richtigerweise die Sprachbarriere ein). Cindy bleibt zurück und versucht, die Indios von ihrer Friedfertigkeit zu überzeugen und lockt damit tatsächlich einen vorwitzigen Eingeborenen aus dem Gebüsch. Der scheint den Beteuerungen Cindys tatsächlich Glauben schenken zu wollen, aber unglückseligerweise bricht da das Blondchen des Fluchttrupps (dessen Namen ich vergessen habe), dezent wie eine Nashornstampede aus dem Gehölz und wird von dem schreckhaften Indio prompt mit einem Pfeil durchbohrt. Cindy greift sich ob dieses Affronts ihre Kugelspritze und ballert den armen

Indio in Grund & Boden, bevor sie sich reumütig wieder Lucy und Jan, den beiden anderen Mädels, anschliesst (insert melodramatic Oscar-Clip here). An einem Flussufer fühlen sich die Girls sicher, werden aber einmal mehr von einer Horde Indios angegriffen. Da eine idyllische Hängebrücke über den Fluss schaukelt, wissen wir natürlich, was passiert – insert generic bridge action sequence here.

Der General beabsichtigt, seinen Forderungen etwas mehr Nachdruck zu verleihen und türkt eine Videoaufnahme, in der ein einziges Schnucki, nämlich die Rothaarige, in einem Käfig sitzt und verzweifelt schreit. „Wir mussten sie einsperren, weil sie sich umbringen wollte,“ kommentiert der General die Szene und pflegt ein aufgesetztes Gutmenschentum. Nach einem kurzen Lob für die schauspielerische Leistung der Kollaborateurin („Ich war mal Laienschauspielerin“ – war???) lässt der General das Mädel aber von seiner Hauptgeliebten erschiessen – natürlich nicht auf Video festgehalten… „Tja,“ stellt der General erschöpfend fest.

Delacourt senior kuckt nochmal, diesmal unbewaffnet, bei Claude Belmondo im Knast vorbei und, da wir ja immerhin schon gut 70 Minuten Film überbrückt haben, wird´s Zeit für ein paar völlig neue Charaktere, die Geologen Ed und Bud (creativity galore), die für eine Ölgesellschaft im Dschungel nach Schiefervorkommen suchen (Äh, ergibt das einen auch nur irgendwie halbwegs schlüssigen Sinn? Ich hab da so meine Zweifel!). Die beiden werden von den drei restlichen Flüchtigen aufgegriffen und mit vorgehaltener Maschinenpistole dazu aufgefordert, die Mädels zu einem Funkgerät zu bringen. Ed, dem der Sabber schon die Kiemen runterläuft, ist nur zu gern bereit, den Leichtgeschürzten diesen kleinen Gefallen zu tun.

Miguel führt derweil dem General einen Indiohäuptling vor, der berichtet, die Mädchen seien unterwegs in Richtung Matuka. Belmondo beschliesst, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und das ihm schon lange schwer im Magen liegende Dorf (warum auch immer) bei der Gelegenheit gleich tüchtig abzufackeln.

Dort, in Matuka, spielt sich derweil echte Bru-ha-ha-KOMEDY ab, als Bud und Ed versuchen, das verstaubte Vorsteinzeitfunkgerät in Gang zu bringen, ohne Erfolg. Aber 40 km von hier, dummerweise nur per Kanu zu erreichen, gibt´s ein weiteres. Der Junge Tommy bietet sich an, eine Nachricht dorthin zu schaffen, die Lucy hastig auf ein Zettelchen kritzelt. Tommy rennt los und gleichzeitig greifen Belmondos Troopers den Ort an und fabrizieren Kleinholz ohne Ende. Unser dynamischer Heldenfünfpack bemerkt natürlich erst, dass um sie rum der dritte Weltkrieg ausgebrochen ist, als ihnen ihre eigene Hütte buchstäblich um die Ohren fliegt. Die Flucht mit dem Jeep gelingt, aber kaum aus dem Ort raus, finden sie den fieserweise geplätteten Tommy, was Ed Gelegenheit für seinen Oscar-Moment (Melodrama in Vollendung) bietet. Ed und Bud sind natürlich nunmehr endgültig konvertiert und helfen den Mädels beim Stagen eines kleinen Hinterhalts, in dem unsere fünf Haudegen den kompletten Platoon von Belmondo-Söldnern, der gerade Matuka vernichtet hat, auslöschen, bis auf einen, den mal als Geisel und Eintrittskarte ins Camp braucht (Bumm! Ratatata! Brennende Stuntmen!).

Belmondo, der nicht zufrieden damit ist, dass seine ungefähr vor zwei Stunden aufgezeichnete letzte Videobotschaft nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat, bereitet die Exekution von zehn Gefangenen vor („das wird sie überzeugen, zehn Mädchen live in den Nachrichten getötet“ – hm, nach Live-Broadcasting sieht mir das nicht wirklich aus). Während Bud und Ed sich als Soldaten verkleiden und zusammen mit dem gefangenen Söldner Romero so tun, als hätten sie die Flüchtigen aufgegriffen, verarztet Belmondo noch schnell einen seiner unzuverlässigen Drogendistributoren, indem er ihn per Überdosis Koks killt (er knallt seine Rübe in einen Haufen Schnee – wusste nicht, dass das innerhalb von eineinhalb Sekunden tödlich ist). By the way, halten wir es wirklich für eine gute Idee, ein Drogenlabor unter freiem Dschungel-Himmel zu betreiben? Ich zumindest nicht, aber ich bin natürlich auch kein südamerikanischer Drogenbaron, allerdings frage ich mich, wieso sich die Arbeiter dort noch mit Mundschutz aufhalten, wo doch eh alles in der Gegend rumfliegt.

Die vermeintlich Eingefangenen werden dem General angekündigt und der ist Happy. „Ein Tag, wie ich ihn mir wünsche. Zehn Frauen werden sterben und ich bekomme meinen Sohn zurück.“ Do I smell some Antipathie gegen Frauen? Chiga lässt ausrichten, dass die Exekution vorbereitet ist. Als besonderen Gag lässt Belmondo die soeben angekarrte Cindy in die zum Abtreten vorgetretene 10er-Reihe stecken, wozu Bud, Ed, Lucy und Jan dumme Gesichter machen. Cindy schindet auf heroische und selbstmörderische Weise Zeit, wird erschossen und nun endlich machen unsere Helden heldenmässiges, schmeissen mit Handgranten um sich und ballern wie wild durch die Gegend (selbstverständlich führen sich auch unsere friedliebenden Geologen so auf, als hätten sie nie in ihrem Leben etwas anderes getan, als von bis an die Zähne bewaffneten Soldaten bewachte Dschungelcamps zu erobern). Peinlicherweise killen die Helden per Granatenwurf mindestens die Hälfte der zur Erschiessung vorgesehenen Geiseln. Chiga schiesst Jan an und klettert dann einen Wachturm hoch, überprüft aber blöderweise erst oben, ob sie noch ´ne Kugel im Magazin hat. Hat se nich und Ed jagt den Wachturm in die Lut. Belmondo versucht mit seiner Staatsmann-S-Klasse zu türmen, wird aber durch einen weiteren gezielten Granateneinsatz von Ed, der nun offiziell die leading-man-Position inne hat, an Flucht gehindert. Während Belmondo aus der Wreckage seiner Karosse kraucht, trifft auch endlich die Kavallerie in Form von unmarkierten, aber mit Soldaten gespickten Helikoptern ein, die den restlichen Finsterlingen den Garaus macht und die überlebenden Gefangenen befreit.

Lucy überlegt noch kurz, ob sie den gestellten Belmondo killen soll, was ihre Mitstreiter ihr nahelegen, aber das Wiedersehen mit Papa, der mit der Befreiungstruppe eingetroffen ist, steht dem im Weg. Paps Delacourt gibt Paps Belmondo noch auf den Weg, dass der Sohnemann ihn bei Aussicht auf lebenslangen Knastaufenthalt verpetzt hat, worauf Belmondo noch eine weitere „Sie-als-Vater-müssen-mich-doch-verstehen“-Rechtfertigungsrede runtersalbadert, bevor er offiziös verhaftet wird und Vater und Tochter Delacourt sich zwecks Happy End in die Arme nehmen können. Das war´s.

Wenn renommierte Alt-Stars wie Oliver Reed (Der Fluch von Siniestro, Z.P.G.) oder Robert Vaughn (Bullitt) sich in potentiellen Exploitation-Reissern verschleissen, heisst das selten was gutes. Denn wenn eine solche Produktion versucht, durch Mitwirkung von echten Schauspielern (soweit man sagen kann, dass z.B. Reed ein Schauspieler und nicht nur ein grandioser Charge war) einen Hauch von Seriösität zu verleihen, kann man im Normalfall getrost einen halben Euro verwetten, dass es mit den Exploitation-Elementen, und wegen denen sehen wir uns ja solche Schmuddelfilmchen normalerweise an, nicht so weit her sein wird. Bingo, das trifft auch für Captive Rage zu. So ist der Film dann letztendlich auch nicht wirklich ein „richtiger“ Frauenlagerfilm a la Jess Franco, sondern mehr ein stinknormaler P.O.W.-Kriegsgefangenlager-Ausbruch-und-Rettungs-Film, der von seiner Abstammung her sicher mehr mit Missing in Action oder Rambo II zu tun hat als mit Sadomania oder Ilsa.

Wer also auf heftigen Sleaze und unterhaltsame Geschmacklosigkeiten wartet, dürfte von dieser südafrikanischen Middle-Budget-Produktion (vermute ich mal, denn hin und wieder sieht´s nach so aus, als hätte man doch den ein oder anderen Krügerrand investiert) schwer enttäuscht sein. Für den Sleaze-Faktor gibt es ausschliesslich ungefähr zwei Sekunden von Maureen Kedes´ Titties zu bewundern, ansonsten gibt´s nicht mal Nudity, von irgendwelchen gewalttätigen Foltereinlagen etc. mal ganz zu schweigen (was mich wieder mal schwer über den Grund der Indizierung grübeln lässt). Das Hauptgewicht legt Director Cedric Sundstrom denn auch folgerichtig auf konventionelle Action, die handwerklich zwar halbwegs routiniert aussieht, aber durch den „Twist“, dass nicht ein Einzelkämpfer wie Chuck Norris oder Sly Stallone ganze Heerscharen finsterer Gesellen niedermetzelt, sondern ein attraktives Damentrio, wird das ganze halt auch nicht realistischer oder wenigstens suspension-of-disbelief-freundlicher. Wer Rambo II nicht als akkurate Dokumentation betrachtet, wird auch bei Captive Rage seine liebe Müh damit haben, zu akzeptieren, dass an schweren Waffen unausgebildete (und dank eher schmächtiger Figürchen schon allein körperlich für den Umgang mit schweren automatischen Waffen ungeeignete) Collegegirls hunderte bestens ausgerüsteter Soldaten niedermähen und harmlose Geologen im Showdown den perfekten Umgang mit der Bazooka demonstrieren.

Okay, ich weiss, wenn ich Realismus will, schalt ich den Discovery Channel ein, aber man könnte wenigstens andeuten, dass ein Film im selben Universum, in dem unsere liebe kleine Erde sich dreht, spielt.

Ansonsten erweist sich das Drehbuch als frei von jeglichen Überraschungsmomenten und verschenkt sogar die ein oder andere mögliche gute Idee (wie die angedeutete Eifersucht zwischen Chiga und Belmondos Primärbeischlafobjekt), wobei natürlich zu bedenken bleibt, dass die deutsche, wie wohl auch die US- und UK-Fassung, um eine knappe Viertelstunde erleichtert wurde, wobei es sich wohl um Handlungselemente handelte (und in diesem Fall muss man den Schnipplern ein herzliches „Vergelt´s Gott“ zuwerfen – mehr, schluck, Story, hätte ich vermutlich nicht verkraftet). Unglaubwürdigkeiten und Continuity-Goofs gibt´s zuhaufe, wie man´s im Genrekontext nicht anders erwartet.

Ebenso klar ist, dass schauspielerisch keine Meilensteine geboten werden. Oliver Reed chargiert sich fröhlich durch seine prädestinierte Fieslingsrolle und lässt keine Gelegenheit aus, frei von der Leber weg zu overacten, dass es eine wahre Freude ist. Kollege Robert Vaughn hat in die ganze Angelegenheit sicher nicht mehr als einen halben Drehtag investiert und rasselt seine wenigen Linesa im cruise-control-Modus runter, ohne sich auch nur Mühe zu geben, seiner Rolle so etwas wie Tiefgang oder Emotion zu geben.

Bemerkenswert bleibt Captive Rage von der schauspielerischen Seite her, trotz der attraktiven Claudia Udy als Chiga, von der wir leider viel zu wenig sehen (was nicht nur auf den Zustand ihrer Bekleidung gemünzt ist), also hauptsächlich wegen des Screen-Debüts von Lisa Rinna, die wir Badmovie-Fans aus Robot_Wars kennen und schätzen und die einem breiteren Publikum aus Soaps wie Days of our Lives (wo ja so ziemlich jeder Schundfilmakteur sich für ein paar Seasons rumgetrieben hat) und Melrose Place vertraut sein dürfte. Lisa ist easy to look at und leistet sich gelegentliche Anfälle von Schauspielerei und der Beweis, dass man trotz eines Filmdebüts in einem Frauenlager-Streifen so etwas wie eine TV-Karriere machen kann.

Wir nähern uns bedenklich dem Fazit. Captive Rage ist mit Sicherkeit kein Film, den man sich als Sammler unbedingt auf den Einkaufszettel schreiben muss, weil man ohne ihn nicht überleben ann. Der Film ist zwar handwerklich einigermassen sauber runtergekurbelt, man könnte sagen, auf dem Niveau eines durchschnittlichen US-Fernsehfilms, aber vollkommen unkreativ, überraschungsfrei und vorhersehbar und trotz einer erklecklichen Anzahl von Gunfights und Explosionen und einem immensen Body Count erstaunlich langweilig. Addiert man dazu noch das deutliche Fehlen (hm… das Fehlen addieren? Wo war ich in Mathe? Wahrscheinlich in der Videothek) von richtiger Exploitation, also nackter Haut, fieser Gewalt, blood´n´gore, sprich, das also, was den, ähm, „Reiz“ des Genres bzw. seiner prominenten Vertreter (die, wenn sie schon auch zögerlich mit dem Abliefern des good stuff waren, diesen „Mangel“ ja des öfteren, wie z.B. Jack Hill´s Werke, durch einen Touch zynischen Humors zu übertünchen vermochten) ausmacht, kommt man (sprich ich) zu dem Schluss, dass man als Genre-Komplettist vielleicht drei-vier Euro für das Tape ausgeben kann, so man mag, aber mit Sicherheit auch nichts wirklich bedeutsames verpasst hat, wenn man´s denn bleiben lässt.

Als Partyfilm nur dann geeignet, wenn die Runde grundsätzlich jeden Film lustig findet, in dem hunderte namenlose Statisten von den denkbar unwahrscheinlichsten Heroen problemlos gemeuchelt werden (und selbst dann würde ich eigentlich HOT SHOTS PART DEUX bedenkenlos vorziehen, denn der ist wenigstens lustig).

(Future Doc: Hat gerade jemand einen DeLorean mit Flux-Kompensator greifbar? Ich möchte ins Jahr 2002 zurückreisen und meinem jüngeren Ich in die Fresse hauen. Der ROCKT!! Ich erlaube mir, die Bewertung anzuheben).

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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