Fire & Ice: The Dragon Chronicles

 
  • Deutscher Titel: Fire & Ice: The Dragon Chronicles
  • Original-Titel: Fire & Ice: The Dragon Chronicles
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  • Regie: Pitof
  • Land: Rumänien
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Amy Acker (Prinzessin Luisa), Tom Wisdom (Gabriel), John Rhys-Davies (Sangimel), Arnold Vosloo (König Augustin), Razvan Vasilescu (Paxian Ru), Oona Pellea (Königin Remini), Cabral Ibacka (Ritter Pontiero), Ovidiu Niculescu (König Quilok)


Vorwort

Das Königreich Carpia ist ein wahrer Hort der Glückseligkeit – König Augustin ist ein gerechter Herrscher, überaus beliebt und nebenher noch Vater einer hübschen und eigensinnigen Tochter. Luisa denkt nicht im Traum daran, wie von Frau Mama gewünscht, den nächstbesten Edelmann zu ehelichen, sondern reitet mit Vorliebe aus und erlebt, mit väterlichem Segen, allerhand Abenteuer. Doch das Glück ist nicht von Dauer – ein Feuerdrache greift das Königreich an, bringt Verwüstung und Tod. Nach drei Monaten liegt Carpia in Trümmern und der König mehr oder weniger ratlos.
Der benachbarte König Quilok, dessen Reich seltsamerweise vom Drachen in Ruhe gelassen wird, offeriert den Carpianern großzügig Asyl, sofern sie sich seiner Krone unterwerfen. Augustins Berater Paxian drängt darauf, das Angebot anzunehmen, aber der König ist unwillig… schließlich gab’s vor 20 Jahren mal einen Ritter, der einen Drachen erfolgreich gekillt hat. Nur fiel der nachher ausgerechnet bei Quilok in Ungnade und wurde verbannt. Luisa begreift das königliche Gedankenspiel als dienstlichen Auftrag und reitet los, um den Ritter zu finden. Sie findet allerdings nur Gabriel, dessen Sohn, und dessen Freund und Mentor Sangimel, eine Art mittelalterlichen Q. Gabriel, in Vertretung für seinen mittlerweile verstorbenen Vater, ist nicht sonderlich interessiert daran, seine Expertise in den Dienst der guten Sache zu stellen. Penetrantes Nerven Luisas und die Aussicht auf monetäre Entlohnung überzeugen allerdings Sangimel, und da kann dann auch Gabriel nicht mehr nein sagen.
Augustin gibt, entgegen dem dringlichen Rat Paxians, den Drachenjägern eine Chance und tatsächlich gelingt es Gabriel, den Drachen beim nächsten Angriff zurückzuschlagen. Nur eins kann er nicht – den Drachen töten, denn das kann nur ein anderer Drache. Wenigstens weiß Sangimel, warum Quiloks Reich sicher ist – der fiese König muss ein Drachenei haben, das seinem Reich Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg gewährt. Gabriel verfällt auf einen verwegenen Plan – während er das Drachenei klauen will, soll Sangimel einen Eisdrachen aufwecken, auf das der sich mit dem Feuerdrachen balgt.
Im Zuge der diversen Auseinandersetzungen beißt Sangimel ins Gras und erweist sich Paxian – surprise, surprise – als elende Verräterbacke. Der Eisdrache planiert planmäßig mit dem Feuerdrachen die Landschaft. Bleiben nur immer noch zwei Probleme: Quilok steht nach wie vor auf Eroberung Carpias der Sinn und der Eisdrache ist jetzt, so rein gefahrentechnisch gesehen, eher *noch* giftiger als der Feuerdrache…


Inhalt

Erlaubt mir, dieses Review mit einer rhetorischen Frage zu beginnen… welcher DVD-Publisher, der auch nur im Mindesten auf seine Credibility Wert legt, bewirbt eine seiner Veröffentlichungen mit dem Cover-Blurb „VOM REGISSEUR VON ‚CATWOMAN'“? Oder – gasp – gibt es tatsächlich sogenannte „Menschen“, die jenen Film nicht für einen Haufen (hübsch polierte, okay) Katzenscheiße halten?

Naja. Splendid hält das für einen geeigneten Werbespruch und irgendwie muss man ja vermarkten, was man sich in einer schwachen Stunde auf der MIFED oder auf der EFM hat andrehen lassen… aber die Sache hat auch etwas positives – dass Pitof „Fire & Ice“ abdrehte, ist ein schönes Beispiel dafür, wie schnell man doch nicht nur auf den Boden der Tatsachen, sondern auf die zweite Unterkellerung der Tatsachen zurückgeholt wird, wenn man einen unansehbaren Haufen Krampf mit Multi-Millionen-Budget auf die Welt losgelassen hat (und blöderweise nicht Michael Bay ist, der sich das serienweise erlauben darf und dafür vom Publikum mit Knete förmlich zuexkrementiert wird). Dann dreht man eben nicht mehr mit Halle Berry und aller Manpower von Major-Studios, sondern… in Rumänien einen Sci-Fi-Channel-Movie of the Week. Oh, how the (not really) mightily have fallen (es ist in der Tat schon ziemlich heavy und in der Filmgeschichte wohl beinahe einzigartig, wie schnell Pitofs Stern nach seinem aufsehenerregenden Debüt „Vidocq“ und dem umgehenden Ruf Hollywoods wieder erlosch. „Fire & Ice“ ist tatsächlich sein erst dritter Film und schon ist er in der Wynorski-Liga angekommen). Durfte er für „Catwoman“ noch 100 Millionen verbraten (und sich nach dem Flop fürchterlich echauffieren, wie unmöglich es doch gewesen wäre, mit Warner zusammenzuarbeiten), vermutet die IMDb für „Fire & Ice“ ein Budget von satten 3 Millionen Dollar. Verständlich, dass dieses kleine Fernsehfilmchen auch optisch nicht das bietet, was man von Jeunets langjährigem visual-effects-Guru erwarten darf.

Gut, der Sci-Fi-Channel ist nicht für seine hochwertigen Eigenproduktionen bekannt und diese macht keine Ausnahme. Das Script, verfasst von Sci-Fi-Hausautor Michael Konyves und der ansonsten als Produzentin amtierenden Angela Mancuso ist Kappes. Im Fantasy-Bereich darf man Drehbucher ja selten auf Plausibilität abklopfen, aber wer die ganz zentrale Frage, den Hook eines Films so versaubeltelt wie Konyves und Mancuso, sollte seine Schreibmaschine zum Recyclinghof fahren (oder seine Textverarbeitung deinstallieren). Gabriels Lösung des Drachenproblems besteht also darin, einen NOCH GEFÄHRLICHEREN Drachen freizulassen, damit der den weniger gefährlichen Drachen tötet? Ehm. Sieht außer mir noch jemand den, äh, grundsätzlichen logischen Flaw dieses Plans?

Auch die Mythologie um das „Dracon“, das Drachenei, hat weder Hand noch Fuß. Das Dracon schützt Quiloks Königreich, aber später benutzen Gabriel und Luisa es, um den Eisdrachen anzulocken? Zieht das Ding nun Drachen an oder hält es sie fern? Oder hab ich nur wieder mal was verpasst?

Wenn ein Script seine Grundsatzfragen schon so falsch bzw. inkonsistent handhabt, kann sich daraus schon kein vernünftiger Film mehr entwickeln. Erst recht natürlich, wenn die Charaktere, die es bevölkern, aus der Klamottenkiste der Genreklischees entnommen werden. Weiser, aber wenig entschlussfreudiger König? Check. (Und, bitte, AUGUSTIN? Ja, ich weiß, dass das in Rumänien ein gebräuchlicher Name ist, aber tortzdem, AUGUSTIN??) Verräterischer Berater? Check. Freischaffender Sohn eines entehrten Helden? Check. Einfallsreicher Sidekick/Mentor des Helden als comic-relief mit Selbstopferungstick? Check. Edler Ritter in Diensten des Feindes, der zu angemessener Zeit die Seiten wechselt? Check. Und überhaupt – bei all diesen Tomboy-Prinzessinen, die auf eigene Faust Abenteuer bestehen, reiten können wie die besten Jockeys und auch im Kampf skrupellos killen können, wäre ich mittlerweile schon wieder mal dankbar für eine *vermeintliche* Fantasy-Klischee-Prinzessin in Wallegewand und mit Burgfräuleinzipfelhut. Das ginge inzwischen glatt wieder als originell durch.

Angesichts dieser eher trüben Figurenkonstellation überrascht nicht, dass das Script nur wenige Überraschungsmomente zu bieten hat. Namentlich, dass das nominelle Highlight, der Kampf der beiden Drachen, schon zum Ende des zweiten Aktes abgefrühstückt wird, und dass die Schurken ihre come-uppance nicht durch die Hand der Helden erfahren (SPOILER: Quilok wird von der Königin erdolcht, Paixan von „Waldmenschen“, die nicht besser aussehen als die im Amateurfilm Die Waldbewohner gemeuchelt).
Einzig ein paar ganz nette Dialoge (hauptsächlich von Sangimel) lockern die Angelegenheit ein wenig auf (Quiloks Spruch „Wie viele Robin Hoods kann es denn in einer Familie geben?“ verdient allerdings aufgrund der quasihistorischen Implikationen allenfalls eine Tracht Prügel).

Von der technischen Seite her spielt sich „Fire & Ice“ trotz der Regie eines anerkannten Optik-Gurus wie Pitof auch nicht anders, als hätte hier UFO oder eine der anderen üblich verdächtigen Klitschen zugeschlagen. Die rumänischen Landschaften, die ausgiebig abgefilmt werden, halten trotz bemühter digital mattes, die zerklüftete und verschneite Berglandschaften in die Hintergründe zaubern, nun nicht gerade jeden Vergleich mit den traumhaften Panoramen Neuseelands aus „Der Herr der Ringe“ aus. Die mattes selber schwanken zwischen patent und oh-Gott-wie-kann-man-nur, der Aufwand an Kulissen und Sets hält sich ebenso im Rahmen wie der an Statisten (das Königreich Carpia scheint doch immerhin so, naja, 20-30 Einwohner zu haben). Dramaturgisch laboriert „Fire & Ice“ an der schon erwähnten Problematik, dass der Höhepunkt zu früh kommt und das Finale beinahe eine Anti-Klimax darstellt.

Pitof müht sich, zumindest in den Action- und Effektszenen einen Hauch der von ihm erhofften visuellen Grandezza einzubringen. Wenn die Kamera während des Drachenkampfs um die fliegenden Monster herumwirbelt, könnte das durchaus Eindruck schinden (auch, weil Pitof seinen Kameramann, Manu Kadosh, der z.B. auch das van-Damme-Vehikel „Wake of Death“ fotografierte, beauftragt, diese agile Kamera auch in den dazwischengeschnittenen reaction shots der hilflos zukuckenden menschlichen Darsteller einzusetzen), aber es scheitert daran, dass die VFX leider nicht sonderlich gut sind (sie sind vielleicht einen Hauch besser als die üblichen SciFi-Movie-Effekte, aber dennoch weder sonderlich physisch noch von sonderlich gutem compositing gekennzeichnet) und in den „spektakulärsten“ Kampfszenen nur blauer Himmel (mit ein paar Wölkchen) als Hintergrund geboten wird. Schade um das durchaus pfiffige Design der Drachen (speziell der quasi stets in Flammen stehende Feuerdrache sieht an und für sich richtig gut aus).

Insgesamt wirkt „Fire & Ice“ möglicherweise einen Tack sorgfältiger inszeniert als der typische Wynorski-Hobel, aber auch bis auf die Kameramätzchen, die manchmal auch etwas nerven können, weil sie in gerade in den Actionszenen keine Milisekunde stehen bleibt, uninspiriert. Pitof ist halt immer noch kein guter *Regisseur*, der einen visuellen Effekt oder ein technisches Gimmick in den Dienst einer Story stellen könnte – wenn er statt 100 nur 3 Millionen Dollar zur Verfügung hat, ändert das seinen Stil (Style über alles) nur bedingt – daher der Ratschlag: Pitof sollte sich daran halten, wieder als Effekt-Supervisor zu arbeiten, als Regisseur ist er ’ne Niete.
Zudem nervt die Blutarmut; ich muss nun nicht in jedem Film abgetrennte Köpfe en gros haben, aber dass einige wichtige Charaktere off-screen, nach dem cutaway, sterben, ist ein bisschen billig (ein Splattereffekt ist übriggeblieben… hm, normalerweise gibt’s von diesen SciFi-Movies doch immer „unrated“ Exportversionen mit den Splattereien und nackten Tatsachen, die im US-Fernsehen nicht gehen?). Die FSK 12-Freigabe (die völlig in Ordnung geht) wurde von splendid durch die bewährte Methode der Beigabe einiger höher eingestufter Trailer für die DVD-Fassung auf 16 geprügelt.

Schauspielerisch herrscht weitgehend Dünnbrettbohrerei. Amy Acker, typischer Fall von „Serienstar“, der die Fancrowd der betreffenden TV-Show anlocken soll (in diesem Falle „Alias“ und „Angel“) dilettiert vollkommen ein- und ausdruckslos, bar jeder Emotionalität vor sich hin (wo ist „Fantaghiro“ Alessandra Martines, wenn man sie braucht?). Ihr Partner Tom Wisdom, im Vereinigten Königreich bekannt durch die Sitcom „Mile High“, müht sich als Kreuzung der schlechteren Teile von Orlando Bloom und Keanu Reeves.
Es bleibt an den etablierten Profis zu retten, was kaum zu retten ist. John Rhys-Davies (bekanntlich durch gesetzliche Auflage dazu gezwungen, in jedem Fantasyfilm aufzutreten) wird nicht jünger (was man in seinen „Actionszenen“ merkt), ist aber nach wie vor einer der Sorte B-Stars, die durch schiere Präsenz jeden unterprivilegierten Hobel aufwerten können, und „Mumie“ Arnold Vosloo darf zur Abwechslung mal als weiser König Augustin eine positive Rolle spielen. Da hat er sicher nicht sein Herzblut dran vergossen, aber zumindest erledigt er den Job professionell und bedient sich keiner „phoned-in“-Performance.
Der Rest des Ensembles wurde in Rumänien rekrutiert. Razvan Vasilescu spielte 1984 in einer rumänischen TV-Version von „Amadeus“ schon mal den Mozart und war 2000 in der Kushner-Locke-Produktion „Fürst der Finsternis – Die wahre Geschichte von Dracula“ mit von der Partie. Als Paixan ist er erträglich, was auch für Oona Pellea („Children of Men“, High Tension) gilt. Cabral Ibacka (in Rumänien gibt’s Schwarze? Staun) muss als Ponterio hauptsächlich dekorativ rumstehen, Ovidiu Niculescu („Pumpkinhead 4: Blood Feud“) ist mir als böser König erheblich zu wenig exaltiert.

Bildqualität: Splendid packt den Streifen in ein hübsches Steelbook und spendiert ihm einen anständigen anamorphen 1.78:1-Transfer. Schärfewerte sind in Ordnung, dito der Kontrast, auch die Farben wirken angenehm. Möglicherweise – hier ist aber wohl eher das Ausgangsmaterial zu kritisieren – hätte der ein oder andere Filter das Ganze noch etwas filmischer macht, die CGI-Sequenzen wirken ab und an doch nach (nicht ganz so edlem) Videospiel (besonders, wenn viele unterschiedliche Objekte animiert werden müssen oder ein CGI-Drache über CGI-Kulissen und/oder -Landschaften pfeilt). Störungen/Defekte/Verschmutzungen Fehlanzeige.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton, jeweils Dolby 5.1. Die deutsche Synchro ist von der Sprecherqualität recht gut ausgefallen, könnte aber etwas mehr Bums von der Effektspur vertragen. Dass der langweilige Score nicht weiter im Vordergrund steht, ist mir hingegen durchaus recht (übrigens weist der Film einen der schauerlichsten Abspannsongs der Filmgeschichte auf).

Extras: In Ermangelung irgendwelcher filmbezogener Extras packt Splendid, was ich einerseits für kurios, andererseits aber auch wieder recht nett finde, neben einer umfangreichen Trailershow noch fünf Musikvideos aus dem Nuclear-Blast-Stall auf die Scheibe. So kann der geneigte Gothic-/Metalfreund noch Clips von Subway to Sally (den könnte auch Taubert gedreht haben), Nightwish (impressiv), Epica (nicht übel), Avantasia (ein wenig langweilig) und Sirenia (interessant) genießen. Weniger nett: Splendid rechnet die Laufzeit dieser Clips und der Trailer auf dem DVD-Cover unbefangen auf die Filmlaufzeit drauf (und schummelt sich so 40 Minuten dazu).

Fazit: „Fire & Ice“ mag vielleicht nicht ganz so übel sein wie viele SciFi-Movies und, hüstel, „sogar“ das Niveau neumodischer Fantasy-Serien wie „Merlin“ erreichen, aber wenn ich bedenke, dass ich für 10 Euro durchaus schon DVDs oder gar BluRays *vernünftiger* Fantasy-Filme kaufen kann, ist mir die Sache dann doch etwas dünn. Der Streifen ist weder sonderlich spannend noch sonderlich gut gespielt, die Effekte sind unterdurchschnittlich und Pitofs Inszenierung bis auf ein paar Versuche, über die Kameraarbeit zum Erfolg zu kommen, auch nicht einfallsreicher als bei Wynorski, Philip J. Roth und ähnlichen Konsorten. Das Drachendesign verdient ein kleines Lob, doch wenn mir als Fazit nur bleibt, dass die (mit dem Film selbstredend nicht zusammenhängenden) Musikvideos noch den stärksten Kaufgrund darstellen, darf man für Pitofs (der diesen Film sicherheitshalber auch nicht unter seinem bekannteren Künstlernamen ablieferte) weitere Karriere schon extrem schwarz sehen. Aber eingedenk „Catwoman“ gäb’s wohl auch dramatischere Verluste für die Filmwelt.

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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