Film Noir

 
  • Deutscher Titel: Film Noir
  • Original-Titel: Film Noir
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  • Regie: D. Jud Jones, Risto Topaloski
  • Land: USA/Serbien
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Sprecher (Originalfassung): Mark Keller (David/Sam), Bettina Devin (Angela/Stripper/Mrs. Lopes/Police Dispatcher), Roger Jackson (Det. Riley/Dr. Kaplanski/Bearded Man/Honest George/Dr. Barnes/Bank Manager/Da Vinci/TV Reporter/Krumb/Pilot/Policeman 1/Policeman 2), Jett Atik (Randall Stern/Doorman/Goon/Teller), Kristina Negrete (Samantha), Victoria Ryan O’Toole (Susan Lasko), Elaine Clark (TV Reporter/Krumb’s Wife/Exotic Dancer/Receptionist), Amy Provenzano (Krumb’s Daughter/Exotic Dancer)


Vorwort

s gibt möglicherweise unangenehmere Stellen aus einer Ohnmacht wieder aufzuwachen als direkt unter dem „H“ des Hollywood-Zeichens, blöd ist’s nur, wenn neben einem die ziemlich erschossene Leiche eines Polizisten liegt, alles dafür spricht, dass man selbst den abserviert hat, man allerdings ums Verrecken nicht drauf kommt, wer man eigentlich ist. Amnesie kann lästig sein. Unser Filmheld befindet sich in dieser bedauernswerten Lage – der Plan, sich für’s erste, in der Hoffnung, der geschundene Brägen könnte sich in absehbarer Zeit wieder an alle schnieken Details erinnern, in der Wohnung des geplätteten Bullen zu verbergen, ist leider ein Ofenschuss ersten Ranges, denn dort hält sich ungefähr die halbe Polizei von L.A. auf, Überraschungs-Geburtstagsparty-halber. Mit List, Tücke und einem Riesenbatzen Glück gelingt dem Helden die Flucht aus dieser Bredouille und er beginnt, Ermittlungen anzustellen, wer zum Geier er denn sein könnte und warum, wie sich schnell herausstellt, eine ganze Menge Leute ihn offenbar herzlich gerne tot sehen würden.
Relativ schnell findet er zweierlei heraus – dass er ein gewisser David Hudson sein müsste und ein noch gewisserer Sam Ruben, seines Zeichens Privatdetektiv, in letzter Zeit in Hudsons Bekanntenkreis viele neugierige Fragen gestellt hat. Hudson klappert die Interviewten ab und muss zu seinem Leidwesen feststellen, dass er prä-amnesisch ein ausgesprochen unangenehmer Geselle gewesen sein muss – mit Erpressung, Drogenhandel und anderen Nettigkeiten verdient er sein Geld, und zur privaten Unterhaltung haut er gern masochistisch veranlagten Frauen wie der heroinabhängigen Angela was vor die Fresse bzw. peitschenförmig auf den nackten Rücken. Je mehr er über sich erfährt, desto größeres Verständnis bringt er für die Leute auf, die ihn killen wollen – hinter diesen Attentätern scheint Randall Stern zu stecken, ein stinkreicher Mäzen und Charity-Gutmensch, den Hudson wohl erpresst hatte. Als Sterns Chefkiller eine Freundin Hudsons tötet und bei deren strippenden Kolleginnen das Missverständnis entsteht, er selbst hätte den Abzugsfinger krumm gemacht, begibt Hudson sich freiwillig in Polizeigewahrsam, doch der ermittelnde Detective Riley glaubt die Gedächtnisverluststory begreiflicherweise eher gar nicht. Trotzdem ist Hudson schnell wieder auf freiem Fuß, aber auch nur, weil ein weiteres mit brachialer Gewalt geführtes Attentat auf sein Leben zufälligerweise zwar alle anderen Insassen des Gefängnisüberführungsbusses tötet, nicht aber sein eigentliches Ziel.
Für Hudson beginnt eine neue Runde im fröhlichen Identitätsratespiel, denn gerade, als er sich mehr oder weniger damit angefreundet hat, im „wahren“ Leben ein verabscheuungswürdiges piece-of-shit zu sein, verdichten sich die Hinweise darauf, dass er doch nicht der ist, für den er sich hält…


Inhalt

Na, endlich mal ein Streifen, bei dem der Name Programm ist – verschiedentlich wird die Meinung vertreten, „Film Noir“ sei ein gelinde gesagt etwas einfallsloser Titel, aber zumindest dürfte sich jeder potentielle Konsument unter der Begrifflichkeit etwas vorstellen können. Die Katze im Sack muss also hier keiner kaufen…

Wer auch die technischen Daten zumindest überfliegt, dürfte über die etwas kuriose Herkunft des Streifens „USA/Serbien“, was ja nicht unbedingt eine alltägliche Kombination ist, gestolpert sein. Kommt daher, dass der Streifen seine Entstehung dem Zufall und wirtschaftlichen Fehleinschätzungen schuldet. Regisseur D. Jud Jones (ein Pseudonym, der Meister legt keinen Wert auf eine „Karriere“ im Wortsinne und hat beschlossen, jeden seiner Filme unter einem anderen Namen zu drehen) und Produzent Miodrag Certic kannten sich schon länger als serbische Auswanderer in Kalifornien. Zur Zeit des dotcom-Booms beschloss Certic, ein Internet-Startup in seiner serbischen Heimat zu gründen, doch bis sich die Firma dann endlich materialisiert hatte, war die Blase geplatzt, der Markt am Boden und die angeheuerten Webdesigner lümmelten gelangweilt in der Belgrader Firmenzentrale herum. Unter diesen Designern befand sich auch eine Handvoll Animateure, die sich den Job bei der Webfirma mehr oder weniger durch couragiertes Schwindeln ergaunert hatten. Da diese Jungs eh nichts besseres zu tun hatten, kam Certic auf die Idee, bei seinem Kumpel Jones nachzufragen, ob der nicht Lust hätte, einen Animationsfilm zu drehen. Jones durchforstete seinen Ideenfundus, kombinierte einige Einfälle und entschied sich schließlich für die Hommage an Hollywoods „schwarze Serie“ der 40er und 50er, bewusst angelegt an den Look von graphic novels (angeblich nicht beeinflusst von „Sin City“), zu drehen in schwarz-weiß mit Farbsprenkeln. Unter vergleichsweise abenteuerlichen Bedingungen (die eigentliche Regie führte Co-Director Topalaski vor Ort in Belgrad, während Jones von L.A. aus Anweisungen gab und das aus Serbien gelieferte Material schnitt) entstand, nachdem eine ursprünglich angedachte handgezeichnete 2D-Version sich schnell aus zu aufwendig und damit nicht realisierbar erwies, innerhalb eines Jahres „Film Noir“ als 3D-Animationsfilm. Und ist so ganz anders als „Ice Age“, „Shrek“ oder „Toy Story“…

Es beginnt sehr vielversprechend – die Story des Mannes auf der Suche nach der eigenen Identität, hinter dem alle her sind, und der trotzdem auf ein beachtliches Arsenal fickbarer (ähm) Miezen zurückgreifen kann, ist zwar ein Film-Noir-Klischee sondershausen, aber auch eben ein wirklich unkaputtbares. Da schadet’s auch wirklich nicht, dass Jones das Prozedere in die Gegenwart verlegt (was Genrepuristen verstören mag) – das Vorhandensein von Handys oder Internet stört das Grundprinzip nicht, im Gegenteil, dadurch, dass der Hauptcharakter ein paar Recherche- und Kommunikationsmöglichkeiten mehr hat als seine Leidensgenossen aus den Klassikern, mag das vielleicht die klaustrophobische Wirkung abschwächen, aber es verhindert, dass „Film Noir“ zu einer bloßen Kopie der althergebrachten Motive wird, und, um’s mal ganz salopp zu sagen, dass der Held mal was im Netz nachschlagen kann, ist zweifellos glaubwürdiger als die „stilvolle“ Lösung, an jeder finsteren Ecke in der Hafengegend einen Informanten hinzustellen, der rein zufällig ein Puzzlestückchen des Mysteriums kennt.

Überzeugend ist auf alle Fälle die Grundidee des Films – was, wenn man, seiner Erinnerungen vorübergehend verlustig gegangen, herausfindet, dass man selbst ein mieses Arschloch ist, dem man – im idealistischen moralischen Sollzustand – vermutlich persönlich mit Freuden des Hirn aus dem Schädel pusten würde (bzw. zumindest nicht gerade in Tränen ausbrechen würde, erführe man von seinem Ableben)? Solange Script und Film diese Frage erkunden und den Helden so in das Dilemma stecken, dass jede Information, die er über sein Vorleben erhält, sein Selbstbild weiter in Richtung „verkommenes, widerliches Drecksschwein“ ergänzt – etwas, das er *jetzt* auf keinen Fall mehr sein will -, aber nicht nur die persönliche Neugier, sondern auch der Umstand, dass jemand mit scheinbar unlimitierten Ressourcen ihn gerne in einer schwarzen Holzkiste sehen möchte, gebieten, dass er genau herausfindet, wer er wirklich ist und welchem seiner offensichtlich unsympathischen Charakterzüge er die bleihaltigen Zuwendungen verdankt; es ist also nicht reiner Psycho-Masochismus, sondern schiere Überlebensnotwendigkeit, dass er in die Abgründe seiner Vergangenheit taucht. Gut fünfzig Minuten lang passt alles – der Streifen ertrinkt geradezu in Atmosphäre (dazu noch später mehr), die Charaktere sind stimmig und durch die Bank ambivalente Figuren mit Ecken, Kanten, Widersprüchen, wie es in einem düsteren Thrillermelodram, in dem ja schon von Haus aus jeder Dreck am Stecken haben muss, sein soll (besonders gefällt, dass der Held, obwohl ja im amnesischen Zustand moralisch geläutert, gerne jede ihm angebotene Pussy – und das sind so’n paar – dankbar mitnimmt).

Wie schon angedeutet, hält der Film leider dieses hohe Niveau nicht durch, und, wie üblich im Fall von Mystery-orientierten Streifen, kommt der Durchhänger programmgemäß, sobald die Story sich in Richtung einer Auflösung bewegt. MILD SPOILER voraus. Spätestens mit dem Auftauchen eines zweiten David Hudson ist klar, dass „unserer“ nicht der ist, für den er sich hält und gehalten wird, sondern diese Identität prä-amnesisch nur mittels plastischer Chirurgie angenommen hat. Die Begründung hierfür ist nicht sonderlich nachvollziehbar (sie ist monetär motiviert, aber der in Aussicht gestellte Reibach ist jetzt nicht von derart elefantöser Art, um es die Sache wirklich wert erscheinen zu lassen) – zwar vollführt das Script noch ein paar annehmbare Klimmzüge, um dem Helden den Boden unter den Füßen bzw. die Rückkehr in seine eigentliche Persona unmöglich zu machen, aber die wirken nicht völlig durchdacht (zumal beim Setting in der relativen Gegenwart), alle Mühen um zusätzliche Twists und Turns können nicht verhindern, dass sich zur 1-Stunden-Marke für eine gewisse Zeit totaler Stillstand einstellt, und die absolute Auflösung, hm, naja, sagen wir mal so, der Kniff ist mittlerweile ein wenig abgegriffen und deucht mir ein wenig unpassend für die angestrebte Noir-Hommage. END SPOILER. Nicht ganz so prickelnd sind die Dialoge und Narrator-Monologe, die oft ein wenig simpel wirken, was m.E. der Tatsache geschuldet ist, dass Autor Jones nun mal kein native speaker des englischen Idioms ist und sich auf ein eher überschaubares Vokabular beschränken muss.

Wo „Film Noir“ heftig punktet (und angesichts seiner Grundidee natürlich punkten muss) ist die Atmosphäre – und, holla, das haben Jones, Topaloski und ihre Animateure gut hinbekommen. Die exzellente s/w-Fotografie atmet in jeder Sekunde den Geist ihrer klassischen Vorbilder, die detailfreudigen Hintergründe eines idealisierten Los Angeles (das Jones bei aller unangebrachten Liebe für die Stadt korrekt für potthässlich hält, weswegen zwar vielfach Fotos und Filmmaterial des echten Los Angeles die Grundlage für die Backgrounds boten, aber digital in die Vision eines „schönen“, d.h. zumindest ästhetischen Neo-Noir-L.A. verwandelt wurden) überzeugen und auch der Kunstgriff, die Charaktere im Vergleich zu den liebevoll ausgearbeiteten Hintergründen bewusst in sparsamem Pseudo-2D einzuarbeiten, entwickelt nach anfänglichen Eingewöhnungsproblemen durchaus seinen Reiz (perfekt 3D-animierte Figuren würden, denke ich, aufgrund ihrer technischen Ausgestaltung den gewünschten Noir-Look konterkarieren – in der vorliegenden Form emuliert „Film Noir“ deutlich besser den gewünschten graphic-novel-Look; ein weiteres bewusstes Gestaltungsmerkmal ist z.B., dass Autofahrten gewollt nach 40er/50er-Standard-Rückprojektionstechnik aussehen). Wie „Sin City“ ist „Film Noir“, welch Überraschung, düster – sowohl von der Story als auch von der visuellen Gestaltung, und wie „Sin City“ nutzt „Film Noir“ den Schummel, die s/w-Fotografie durch vereinzelte Farbspielereien aufzubrechen; da glimmt mal ein Zigarettenstummel, da sind die Lippen der heißen Bräute rot, und natürlich auch das nicht spärlich vergossene Blut darf in seiner ureigenen Farbe fließen.

„Film Noir“ fällt insofern zweimal in eine selbstgestellte Falle – wie üblich in solchen Fällen ist die Auflösung des zentralen Geheimnisses nach allem vorher gemachten Bruhei eine Enttäuschung und muss dramaturgisch, um sich auf das eigentliche Finale und die Aufdeckung des schockierenden Mysterys hin zu positinieren, eine Kunstpause einlegen, die beinahe lang genug ist, um das Interesse *an* der Auflösung hinfortplätschern zu lassen, und, ich glaub kaum, dass ich das schreibe, irgendwann, so gegen Halbzeit, überdreht der Streifen die „sex-and-violence“-Schraube; ein ähnliches Problem plagt auch „Sin City“, der bei aller optischen Wucht und darstellerischen Glanzleistungen im Bestreben, sich selbst weiter zu toppen, den Faden und jeglichen Maßstab verlor (offensichtlich, wenn man „The Spirit“ betrachtet, ein Frank-Miller-Symptom). Beim dritten Anschlag auf das Leben des Helden vom maschinengewehrbestückten Hubschrauber seiner Feinde aus wird’s, hm, langweilig ist vielleicht das falsche Wort, aber auf jeden Fall repetetiv, das schlichte Hochklackern des Body Counts reicht dann nicht mehr aus (ebensowenig wie die Tatsache, dass der Film in seiner „entscheidenen“ Szene, im Gegensatz zu einem offenkundigen Nicht-Noir-Vorbild des Plots, nicht wegkuckt, sondern draufhält). Im Filmverlauf vergessen Jones und Topaloski, dass der düstere Thriller der 40er und 50er eben nicht von plakativer Gewalt und offenherzigen Sexszenen (da war der production code ‚vor), sondern von seinen Charakterzeichnungen, seinen ausgeklügelten Storywendungen und der verruchten Atmosphäre lebte. Alles Punkte, die Jones und Topaloski eindreiviertel Akte lang (mit Ausnahme der Sexszenen) durchaus beherzigen, aber sowohl animierte Baller- als auch Fickszenen verlieren irgendwann mal ihren novelty value. Humoristische Auflockerung gibt’s nur gelegentlich in Form von Hintergrundgags (so residiert Privatschnüffler Ruben gemäß Klingelschild im gleichen Bürohaus wie Lars Ulrich und „Fox Moulder“, ein Warnschild im Laden des Mafiabosses DaVinci warnt komödiantisch aufgelegte Besucher vor Gebrauch von DaVinci-Witzen, „da Mr. DaVinci sie ALLE schon gehört hat“).

Exzellent und auf Linie mit den großen Vorbildern ist der jazzige (manchmal SEHR jazzige) Score von Mark Keller, der wie die Faust aufs Auge zur finsteren s/w-Stimmung des Streifens passt.

Die FSK 16 ist aufgrund zahlreicher blutiger Erschießungen und anderweitiger Killereien sowie der beinahe expliziten Rammeleinlagen (mit Bondageelementen) inkl. full frontal female nudity völlig gerechtfertigt.

In Sachen voice acting kann ich mich nur für die englische Originalsprachfassung verbürgen. Mark Keller (double duty zur Komposition der Filmmusik), ansonsten gelegentlich als Sprecher für Technik-Dokus tätig, erledigt einen vorzüglichen Job – seine Stimme, die, da sein Charakter film-noir-typisch als omnipräsenter Ich-Erzähler fungiert, uns praktisch permanent begleitet, ist absolut passend, er legt die richtigen Betonungen in sein Timbre, das passt.
Bettina Devin („Rent“) übernimmt vier Rollen, darunter die weibliche Hauptrolle der Angela, die sie mit angemessen brüchiger Stimme umsetzt.
Roger Jackson (Telefonstimme des Killers in „Scream“, „MojoJojo“ bei den „Powerpuff Girls“ und ansonsten gut beschäftigter voice actor für Videospiele) spricht ein glattes Dutzend Rollen, wobei sein Det. Riley okay geht, als „Bearded Man“ (Chefkiller der Bösewichter) und Kaplanski (seine wichtigen anderen Rollen) überzeugt er mich weniger (aber: er spricht jede Rolle wirklich *deutlich* anders).
Jeff Atik (wesentliche zu sprechende Rolle: Stern) agiert solide, aber nicht wirklich einprägsam.

Bildqualität: Kinowelt legt den Streifen in einer sehr schick aufgemachten 2-DVD-Collection vor. Der 1.85:1-Transfer (anamorph) ist perfekt. Da beißt die Maus keinen Faden ab, da fällt mir wirklich nichts ein, wo ich meckern könnte (im Einzelhandel finden sich übrigens noch Restbestände ohne FSK-Flatschen).

Tonqualität: Deutscher Ton wird in Dolby 5.1 und dts 6.1 vorgelegt, englischer O-Ton in Dolby 5.1. Wie schon gesagt habe ich mich auf den englischen Track konzentriert (optionale deutsche Untertitel sind selbstverständlich), der durch völlige Rauschfreiheit, ausgezeichnete Tonqualität, perfekte Verständlichkeit, wuchtig eingemischten Soundeffekten und einem kraftvollen Musikmix besticht.

Extras: Auf DVD 1 findet sich neben dem Hauptfilm noch der Trailer (und eine Trailershow), DVD 2 bietet ein ausführliches Videointerview mit Co-Regisseur Jones, der eingehend auf Entwicklungs- und Produktionsgeschichte des Films eingeht und sich als durchaus sympathischer Geselle outet. Weiterhin gibt’s knapp die ersten 15 Minuten der nicht fertiggestellten 2D-Version sowie Einblicke in die Sprachaufnahmen mit Mark Keller und Bettina Devin. Okayes, wenn auch nicht spektakulär umfangreiches Package.

Fazit: „Film Noir“ hätte wirklich toll werden können – ich habe erst relativ spät meine Begeisterung für Hollywoods Düster-Klassiker entdeckt und bin dafür jetzt umso enthusiastischer auf alles, was nach Renaissance des Subgenres aussieht, und war daher lange gewillt, dem Film etwaige Schwächen zu verzeihen – der heftige dramaturgische Hänger, die komplex gemeinte und doch wieder mal nur einfach komplizierte und dennoch enttäuschende Auflösung und die Entscheidung, um wohl ganz sicher zu gehen, dass „Film Noir“ auffällt und aneckt, anstatt die perfekt eingefangene Atmosphäre im Blick zu halten, auf oberflächliche Action und Erotik zu setzen, hindert mich daran, in Lobesarien auszubrechen, die der Film dank seines wunderbaren Looks und der mehr als nur praktikablen Storyidee sich hätte verdienen können. Ich verbleibe letztlich mit einer vorsichtigen Empfehlung – die Schwachpunkte des Films verleiden mir seine Stärken nicht so sehr, dass ich prinzipiell abraten würde, aber der Zuschauer sollte gewarnt bleiben: die erste Hälfte von „Film Noir“ ist die deutlich bessere und macht eine Versprechung, die der Restfilm nicht halten kann. Ein ambitionierter Versuch, aber nicht ganz geglückt. „Sin City“-Fans sollten aber auf alle Fälle mal reinschauen.

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


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