Fenomenal und der Schatz von Tutenchamun

 
  • Deutscher Titel: Fenomenal und der Schatz von Tutenchamun
  • Original-Titel: Fenomenal e il tesoro die Tutankhamen
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  • Regie: Ruggero Deodato
  • Land: Italien
  • Jahr: 1968
  • Darsteller:

    Mauro Parenti (Graf Norton/Fenomenal), Lucretia Love (Mike Shevlove), Gordon Mitchell (Gregory Falco), John Karlsen (Prof. Micklewitz), Carla Romanelli (Anna Giomet), Charles Miller (Gresaunee), Mario Cecchi (Dorian), Agostino de Simone (Lord Baxter), Pieraldo Ferrante (Inspektor Beauvais), Maurizio Merli (Pino)


Vorwort

Gerade hat der maskierte Verbrechensbekämpfer Fenomenal vor Marseille einen Drogenschmugglerring hops genommen – die Weltpresse ist begeistert und die Öffentlichkeit zittert voll gebannter Erwartung seiner nächsten Heldentat entgegen.

Vielleicht bietet sich die Chance für Heroismen in Paris. Dort hat der enigmatische Playboy Graf Norton (Mauro Parenti, GRÄFIN DER LUST, WER STIRBT SCHON GERN IM BETT, JUSTINE DE SADE) – nur echt mit seinem Butler Alfred (!) – sensationellerweise eine Ausstellung ägyptischer Kunstschätze auf die Beine gestellt und dafür den ansonsten diesbezüglich eher knausrigen Ägyptern die legendäre Goldmaske von Tut-Ench-Amun leihweise aus dem Kreuz geleiert. Klarer Fall, dass allerlei linkes Gesindel es als sportliche Herausforderung ansieht, das Museum von Direktor Dorian (Mario Cecchi, WER STIRBTS CHON GERN IM BETT, GRÄFIN DER LUST, BLEIB WIE DU BIST) um die Kostbarkeit zu erleichtern. Das wissen natürlich auch Dorian und Graf Norton, die deswegen das allermodernste an unüberwindlicher Sicherheitstechnik installiert haben.

Das bemerkt z.B. auch das Räubertrio, das noch vor der offiziellen Eröffnung in einem generalstabsmäßigen Fischzug durch unterirdische Kanäle und mit roher Gewalt bis direkt zur Goldmaske durchdringt. Dort allerdings stoppt die Einbrecher der ultimativ letzte Alarm. Dorian, Norton und Inspektor Beauvais (Pieraldo Ferrante, EIN LEBEN FÜR DEN FRIEDEN – PAPST JOHANNES XXIII., DON MATTEO) sind außerordentlich zufrieden. Der Test-Einbruch, von drei vertrauenswürdigen Bullen durchgezogen, hat bewiesen, dass lichtscheues Gesocks nicht die geringste Chance hat, alles Tutti mit Tutti zu spielen.

Dennoch ist man natürlich bei der Eröffnungsfeierlichkeit aufmerksam, zumal zu den Gästen mit Gregory Falco (Gordon Mitchell, BRENNO DER BARBAR, DER RITT ZUR HÖLLE, DIE LEICHENFABRIK DES DR. FRANKENSTEIN) ein ganz besonders gesuchter, jedoch noch nie von den Gesetzeshütern dingfest gemachter Übeltäter zählt. Mehr als ein arglistig geworfener Knallfrosch, der zu einer kleinen Panik, aber keinen gesteigerten Verlusten führt, ist nicht zu verzeichnen.

Nichtsdestotrotz plant Falco selbstredend, sich die Goldmaske widerrechtlich anzueignen. Dank eines Komplizen im Museum-Staff, Dorians rechter Hand Gresaunee (Charles Miller, WER STIRBT SCHON GERN IM BETT), weiß Falco nämlich etwas, was nicht mal Norton ahnt. In seiner unermeßlichen Weisheit hat Dorian eine Replik der Maske anfertigen lassen, um die in den Nachtstunden im Ausstellungssaal zu verbringen, dieweil das Original in Dorians Safe gelagert wird. Und dieweil der Ausstellungssaal der Alarmanlagen sei dank eine uneinnehmbare Festung ist, kann das von Dorians Büro und seinem Tresor nicht gesagt werden, hat doch Falcos attraktives Babe Anna Giomet (Carla Romanelli, DER MANN MIT DER KUGELPEITSCHE, OPERATION MISSLUNGEN – PATIENT LEBT, DER UPPENSPIELER) in der Tarnung einer Journalistin mit Interviewunsch unauffällig mit einer Geheimkamera die Safekombination abfotografiert. Der Coup gelingt also völlig nach Plan.

Norton trägt’s mit erstaunlicher Fassung und gibt schon wenig später wieder launige Empfänge mit interessanten Gästen. Z.B. Lord Baxter (Agostino De Simone, KILL!, WANTED JOHNNY TEXAS), einen britischen Ärchäologen, dessen letzte Expedition ins Nilland leider ein totales Fiasko wurde, weil er dummerweise vergessen hatte, dass sein Expeditionsziel vom Assuan-Stausee überflutet wurde, oder Professor Micklewitz (John Karlsen, PERRY RHODAN – SOS AUS DEM WELTALL, DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL), den im Rollstuhl sitzenden Oberexperten für altägyptische Papyri, und seine akute Begleitung, Mike Shevlove (Lucretia Love, ALS DIE FRAUEN DAS BETT ERFANDEN, L’OSSESSA – DAS OMEN DES BÖSEN, EIN SCHREI IM NEBEL) aus der bekannten amerikanischen Dosenfleischdynastie, die ziemlich auffällig versucht, sich Norton an den Hals zu schmeißen.

Jetzt stellt sich die Frage – was macht eigentlich unser maskierter Titelheld die ganze Zeit? Nun, er sieht sich tatsächlich genötigt, einzugreifen, alldieweil er Lord Baxter berechtigterweise verdächtigt, mit dem Diebstahl zu tun zu haben. Tatsächlich bereiten Falco und Baxter den Austausch der Maske gegen das geringfügige Entgelt, dass Falco für die Beschaffung des Schmuckstücks in Rechnung stellt, vor. Aber Fenomenal tarnt sich überzeugend genug als Baxter, um nicht nur die ihn beschattenden Polizisten zu überzeugen (und zu foppen), sondern auch Falco zu leimen. Der findet in seinem Geldkoffer nämlich nur einen schriftlichen schönen Gruß von Fenomenal. Falco will das nicht auf sich sitzen lassen und bläst zur Verfolgung – tatsächlich schraubt sich Baxter/Fenomenals Kalesche nach längerer Jagd explosiv einen Abhang hinunter. Falco ist clever genug, dem gefallenen Fahrzeug nachzusteigen und sich persönlich vom Exitus seines Feindes zu überzeugen, doch der steht längst in seiner Superheldenmontur wieder oben und lacht den Gangster aus.

Die Freude über die von Fenomenal Norton frei Haus gelieferte Maske ist groß, zumindest bis Micklewitz bei Inaugenscheinnahme des stolzen Stückes selbiges angewidert als nicht mal besonders gute Fälschung identifiziert. Dorian wendet sich an den von ihm beauftragten Schmelzmeister, der seine Replik angefertigt hat und der gibt auf peinliches Befragen zu, dass er auf telefonischen Wunsch eine zweite Kopie hergestellt hat, im Irrglauben, der weitere Auftrag käme auch wieder von Dorian. Dorian würde mit dieser Info gern bei Beauvais hausieren gehen, doch bevor er sich explizit zum Thema äußern kann, werden sowohl er als auch der Schmelzer heimtückisch ermordet.

Je nach Standpunkt stellen sich nun zwei Fragen – wer hat die richtige Maske und wo ist die Kohle? Letzteres ist das primäre Objekt der Wissbegierde von Falco, und, da Norton und Fenomenal offenbar Buddies genug sind, damit Fenomenal Norton seine Beute schickt, er vermutet, dass Norton weiß, wo man Fenomenal und damit den Zaster bieten kann. Norton allerdings warnt Falco, dass sein Auftraggeber, wenn man nach Dorians und Schmelzers Ableben geht, jetzt in der Phase seines Plans ist, in der es ans Beseitigen lästiger Zeugen gibt, und bietet dem Ganoven an, ihn gegen ein unterschriebenes Geständnis mit einem Flugticket und einem Scheck über 50.000 Dollar auszustatten, auf dass Falco stiften gehen kann. Ticket und Scheck nimmt Falco gerne an, nur das Geständnis, das kann sich Norton gerne selbst vors Knie nageln, jedenfalls, wenn er sich beeilt, bevor Falco ihn umlegt. Gut gedroht ist halb gewonnen, aber eben nur halb, und so fängt sich statt dessen Falco eine fatale Kugel von unbekannter Hand ein.

Für Fenomenal, der den Vorteil hat, das Drehbuch zu kennen, liegt es auf der Hand, dass Baxter das Original der Maske hat, aber es auch nicht für sich selbst, sondern einen noch aufzuspürenden Auftraggeber gemopst hat. Er empfiehlt also Beauvais und Norton, Baxter, der verdächtigerweise mit Gresaunee und Anna unterwegs ist, zu beschatten. Man beschattet also nach Tunis, wo Baxter – nachdem er sich Gresaunee per Autobombe entledigt hat – sich in einem Luxushotel einmietet, sein Zimmer aber nach kurzem Auspacken umgehend wieder verlässt. Fenomenal steigt über die Damensauna auf dem Dach (Ferkel) in Baxters Zimmer ein, findet aber nix – ebenso wenig wie Mike Shevlove, die nur Minuten später aufkreuzt, ebenfalls Durchsuchung im Sinn.

Baxter indes schickt sich an, sein Geschäft mit dem geheimnisvollen Auftraggeber abzuschließen. Und wer kann das sein (hint: so viele Charaktere, die ich erwähnt habe und noch leben, gibt’s nicht mehr…)


Inhalt

Der italienische Superheldenfilm der 60er nimmt für mich eine gewisse Sonderstellung in der Geschichte des Kommerz- und Genrekinos vom Stiefel ein, handelt es sich doch hier um eine Vogue, bei der die Italiener nicht irgendeinem international gerade erfolgreichen Trend nachliefen, sondern der „homegrown“ war, eine eigene Entwicklung der italienischen Filmindustrie, basierend auf den erfolgreichen „fumetti“, billiger Comicheftchen über maskierte Helden und Schurken, die in den 60er Jahren wie warme Spaghetti verkauft wurden. Mario Bavas DIABOLIK war der erste Versuch, Stil und Tropes dieser Comics für die Leinwand aufzuarbeiten, und da dieses Unterfangen durchaus von finanziellem Erfolg gekrönt war, beeilten sich Bavas Kollegen, ausnahmsweise mal einem einheimischen Trendsetter nachzueifern. Und schon bevölkerten die Argoman, Blindman, Flashman, Goldface, Superargo und natürlich die drei Supermänner (deren Serie sich dank türkischer Mithilfe bis in die 80er Jahre hinein schleppte, und wer CRASH BOYS; den traurigen Abgesang auf diese Reihe, gesehen hat, weiß, dass „schleppen“ dafür noch ein Euphemismus ist) die Leinwände (wenn man will, kann man sogar noch den guten PUMA-MAN von 1980 als späten Nachfolger sehen, obwohl hier das Hauptaugenmerk natürlich darauf lag, den nunmehr auch international durch SUPERMAN hoffähigen Superheldenfilm abzurippen und weniger einer eigenen Tradition zu folgen).

Auch ein junger italienischer Regisseur namens Ruggero Deodato wollte seinen Teil vom Superheldenkuchen. Bis dato nur als Assistant-Director (und als unkreditierter Co-Regisseur von Antonio Margheriti bei URSUS GREIFT EIN) tätig gewesen, war es, zugegeben, dem guten Ruggero vermutlich ziemlich wurscht, welche Art Film er drehen sollte, sofern man ihn endlich mal als Verantwortlichen an ein Projekt ließ. Die Gelegenheit bot ihm schließlich Mauro Parenti, der höchstpersönlich die Kohle für FENOMENAL ausspuckte, die passende Geschichte dachten sich von Deodato und einem gewissen Aldo Igione Capone aus.

Im Gegensatz zu einigen anderen der oben genannten Helden hinterließ FENOMENAL weder an den Kinokassen noch im kollektiven Popkultur-Gedächtnis Europas gesteigerten Eindruck und fiel der Vergessenheit anheim. Und wenn Ihr die obige Inhaltsangabe richtig gelesen hat, habt Ihr vermutlich auch eine recht gute Idee, warum das so ist…

Es ist kein großes Geheimnis, das Hauptproblem von FENOMENAL ist – sein nomineller Held tut praktisch jack and shit. Die Auftritte des maskierten Helden, dessen Look mit „stinklangweilig“ (schwarze augenöffnungslose Maske, schwarzer Langarmpulli, schwarze Hose, schwarzer Gürtel – und damit ist nicht Karate gemeint, schwarze Schuhe) noch höflich umschrieben ist, sind sehr spärlich und wenig eindrucksvoll (echte „Kräfte“ hat Feno auch nicht. Er ist offensichtlich ein Meister der Verkleidung, alldieweil er Baxter perfekt imitiert, obwohl der einen völlig anderen Körperbau hat, kann leidlich gut kämpfen und an Fassaden klettern, aber „super“ ist was anderes), und sie tun letztlich auch nicht wirklich viel zur Sache – jedenfalls nicht so viel, als dass diese Auftritte nicht auch von seinem alter ego (wenig überraschend Norton, auch wenn der Film bis zu seiner letzte Szene darum rumdruckst) hätten erledigt werden können. Manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, FENOMENAL wäre ursprünglich als Eurospy-/Gangsterfilm herkömmlicher Bauart geschrieben worden und erst nachträglich auf „Superheld“ getrimmt worden, wonach man dem maskierten Helden halt notgedrungen ein paar Actionszenen gönnen musste.

Abgesehen davon, dass sein Titelheld also über weite Strecken mit Abwesenheit glänzt, krankt das Script freilich auch an gravierenden Logikproblemen. Jeder Charakter hat mindestens zwei-drei Szenen, die nur mit „it’s in the script!“ erklärt werden können, ohne dass sie sich irgendwie schlüssig aus der Geschichte entwickeln würde. Figuren verhalten sich „aus Gründen“, ohne dass wir nachvollziehen könnten, warum sie das tun, woher sie ihre Kenntnisse beziehen (sofern sie sie nicht von Fenomenal haben, und wir uns dann nur fragen müssen, woher denn nun DER weiß, was er wissen muss, um seinen Verbündeten die benötigten Informationen – natürlich auch nie konkret genug, als dass die Polizei z.B. damit etwas anfangen könnte – zuschanzen zu können).

Dann ist da natürlich auch noch zu bemerken, dass die ganze Chose nie wirklich Spannung aufkommen lässt, weil nicht wirklich ein bedrohliches Szenario im Raum steht. Das „Schlimmste“, was passieren kann, ist, dass die Maske weg ist. Ein unschätzbarer Verlust für die Welt der Ägyptologie und Kunstgeschichte, fraglos, aber etwas, von dem sich die Welt nach drei Wochen Schlagzeilen vermutlich recht problemlos erlöst hätte. Der Film reitet ein wenig drauf rum, dass die Maske zum „legendären Schatz des Tut-Ench-Amun“ führen würde, aber najaaaa… ich denke, auch 1968 wusste jeder, dass der ziemlich leicht zu finden ist, mehr oder minder säuberlich aufgeräumt im Ägyptischen Museum von Kairo, alldieweil der Schatz 1922 von Howard Carter mitsamt der Goldmaske tutti kompletti im unangetasteten Pharaonengrab gefunden wurde. Mehr Schatz war nicht, und da der Film selbst nicht weiter extrapoliert, welcher Art dieser weitere Schatz sein sollte, hinter dem die Bösewichter her sind, lässt es diese ziemlich dämlich aussehen. Naja, und auch der Film macht sich über diese vergleichsweise maue Motivation ein wenig lustig, indem er Norton anklagend den Inspektor annölen lässt, dass es dem wohl gar nicht um die Maske gehe, sondern „nur“ darum, den Mörder zu fangen.

Man merkt leider auch, dass Deodato hier ein unerfahrener first-timer war, der sich an die Mittel und Möglichkeiten, die sich ihm gestalterisch boten, erst herantasten müssen. Erst mal ist Paris schon ein pittoresker Backdrop, aber nur zehnmal die ewig gleichen Fassaden von Ecole Militaire (hier als das Museum doublend), Eiffelturm oder Louvre touristenmäßig abzufilmen, verleiht dem Film nicht wirklich den gewünschten Scope – zumal Deodato offensichtlich auch relativ viel mit Handkamera (vermutlich ohne Drehgenehmigung) filmte (was ihm immerhin ermöglichte, zufällig eine Militärparade zum 14. Juli mit De Gaulle selbst abzufilmen, wobei er entdecke, dass er im Publikum noch zufälliger DOCTOR DOOLITTLE Rex Harrison vor die Linse bekommen hatte. Anständig, wie Deodato ist, fragte er Harrison, ob er die Aufnahme verwenden dürfte und bekam die Erlaubnis). Die Kameraarbeit ist (auch später in Tunis) insgesamt eher freudlos, farblos und flach (der ausgemergelte Print, der heute zur Verfügung steht, macht die Sache natürlich nicht besser) – ein trister, grauer Film (besonders in seinen Paris-Passagen), der weit entfernt ist vom quietschbunten Comic-Look der meisten anderen goofy italienischen Superheldenfilme. Erwähnung finden müssen die day-for-night-shots, für die sich ein Jess Franco in Grund und Boden geschämt hätte – da unternimmt Deodato wirklich keinerlei Anstrengungen, um bei hellichtem Tageslicht gedrehte, aber lt. Script bei Nacht spielende Szenen irgendwie zu tarnen. Auch dramaturgisch setzt Deodato falsche Schwerpunkte – der „fake heist“, mit dem Beauvais die Sicherheitsmaßnahmen des Museums testet, dauert fast 15!!! Minuten und wird detailversessen geradezu zelebriert! Das ist doch nicht RIFIFI, das ist das Set-up für EINEN Gag bzw. Plotpoint.

Bruno Nicolais Score ist ebenfalls – bis auf das putzige „Fenomenal!!“-Theme, das laut Deodato Ennio Morricone beigesteuert hat – einigermaßen fußlahm und wenig stimmungsförderlich.

Generell wirkt FENOMENAL nicht so, als wäre der Streifen abgesehen von Mauro Parenti irgendwem, der daran beteiligt war, eine Herzensangelegenheit gewesen. Deodato inszeniert langweilig, Nicolais Score ist langweilig, die Kamera ist langweilig, die Kostüme (bis auf ein-zwei Ausnahmen für die ansonsten auch noch unangebracht zugeknöpfte Damenwelt) langweilig, das Schauspiel gelangweilt. Parenti selbst ist, wie gesagt, die Ausnahme, der geht recht engagiert zur Sache, was man bei seiner eigenen Produktion auch erwarten darf (der ganze Norton-ist-Fenomanal-“Twist“ geht allerdings schon dadurch kaputt, dass der Stuntman, der die Action-Einlagen im Superheldendress vollführt, auch wieder einen ziemlich anderen Körperbau hat als Parenti). Gordon Mitchell leiert sich sich als Falco nicht die allermotivierteste Performance seiner Karriere aus dem Kreuz, aber er ist halt einer, der so einem Film mit geringer Anstregung und schierer Anwesenheit ein bisschen mehr Credibility auf den Weg geben kann (allerdings ist ein Film, der sich in Sachen „Starpower“ praktisch ausschließlich auf ihn verlassen muss, auch ein wenig verlassen). John Karlsen wirkt in den meisten seiner Szenen so, als wäre er nicht wirklich begeistert davon, hier rumhängen zu müssen, Carla Romanelli und Lucretia Love haben viel zu wenig Gelegenheiten, ihre femininen Willies zugunsten des Unterhaltungswert des Films auszuspielen (lediglich Loves Kleid in der Hotel-in-Tunis-Sequenz, das in einem von Antonio Margheritis SF-Filmen aus der Ära auch nicht unangebracht gewirkt hätte, bringt einen gewissen Aha-Effekt). Der Rest des Ensembles besteht aus Drittligaakteuren, die kaum der Rede wert sind. Der spätere diplomierte Kriminelle-totschießen-Experte Maurizio Merli soll eine kleine Rolle spielen, ich hab ihn ehrlich nicht erkannt – wahrscheinlich ist er einer von Falcos Schlägern.

Insofern ist es ganz angemessen, dass FENOMENAL keinen eigenständigen Re-Release erlebt hat, sondern von Koch Film als Bonusfilm im ausgesprochen empfehlenswerten Mediabook zu Deodatos Cannon-Barbaren-Klopfer DIE BARBAREN (eh) versteckt wird. Da ist der 1.85:1-Letterbox-Print mit seinen tristen Farben, Farbschwankungen und Beschädigungen gut aufgehoben. Eine deutsche Synchro (die zumindest mal existiert haben muss) hat Koch nicht aufgetrieben, es regiert italienischer O-Ton mit deutschen Untertiteln. Als kleines Gutzi gibt’s eine kurze Einführung in den Film von Meister Deodato (von dem ansonsten überliefert ist, dass er selbst auch überhaupt nix von dem Streifen hält).

„Phänomenal“ ist also, berühmte letzte Worte, sicher eines der letzten Adjektive, das mir zu FENOMANAL einfallen würde – es ist im Feld italienischer Comic-Superheldenfilme ein ziemlich öder Vertreter, arm an Höhepunkten, arm an bemerkenswerter Action, arm an Comic-Book-Fun. Ich bedanke mich durchaus bei Koch dafür, den Streifen ausgegraben zu haben, aber wer wirklich Spaß an der Materie „kostümierter Held/Schurke“ made in Italia hat, der sollte sich an ARGOMAN, die ersten drei DREI-SUPERMÄNNER-Filme oder den ersten SUPERARGO-Film halten. Da hat man wesentlich mehr davon…

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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