Female Prisoner Scorpion: Jailhouse 41

 
  • Deutscher Titel: Sasori - Jailhouse 41
  • Original-Titel: Joshû sasori: Dai-41 zakkyo-bô
  • Alternative Titel: Scorpion: Female Prisoner Cage #41 | Female Convict Scorpion Jailhouse 41 |
  • Regie: Shun'ya Itô
  • Land: Japan
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Meiko Kaji (Matsu/Sasori), Fumio Watanabe (Inspektor Goda), Yukie Kagawa (Tomiko Yasuki), Kayoko Shiraishi (Hide Ôba), Eiko Yanami (Harue Wagatsuma), Hiroko Isayama (Adako Noda), Kuniko Ishii (Rose Miyako), Yuki Aresa (Kimiyo Oikawa), Fudeko Tanaka (Alte Frau), Rokkô Toura (Justizminister)


Vorwort

Abt. Flucht aus Realität (und Leben)

Die Toei Studios hielten große Stücke auf ihren Star Meiko Kaji, den sie gerade erst von ihrem Konkurrenten Nikkatsu abgeworben hatten. So verwundert es nicht, dass ihre Rolle als berüchtigte Strafgefangene und Racheengel Sasori gleich auf vier Filme ausgelegt war, die in Halbjahresabständen in die japanischen Lichtspielhäuser gebracht wurden. Die damals 25-jährige Kaji befand sich auf dem Zenit ihres Stardom und wechselte schon 1973 zu Toho. Das Geschäft war hart für junge Schauspielerinnen und so strahlte ihr Stern heftig, aber brannte auch sehr schnell aus. Bereits Ende der 70er kehrte sie dem Filmbusiness als Hauptgeschäft wegen zu geringer Gagen den Rücken. Aber sei es drum, hier und heute soll es nun um den zweiten Film mit Meiko Kaji als Sasori, den Skorpion, gehen…


Inhalt

„Sasori“ flüstern unheimliche Stimmen durch die Gänge in den tiefen Eingeweiden des Gefängnisses 41. Hier findet sich in eingekerkert und angekettet die Mörderin Matsu, wieder inhaftiert, nachdem sie die Rache an ihrem ehemaligen Geliebten und seinem Chef vollzogen hat. Doch ihr Willen scheint ungebrochen, sie schärft ein Messer in ihrem Mund auf dem nackten, kalten und nassem Stein. Da schaut auch der Gefängnisdirektor, wegen ihr des räumlichen Sehens verlustig gegangen, vorbei. Es ist ein Jahr vergangen, seit sie wieder eingefahren ist. Ein Jahr, das sie die meiste Zeit liegend und gefesselt hier verbrachte. Doch nun steht hoher Besuch aus dem Justizministerium an, bei dem das Gefängnis inspiziert und alle Gefangenen vorgeführt werden. Der Direktor verspricht ihr diesen einen Tag, an dem sie wie ein Mensch behandelt wird, des guten Anscheins willen, bevor sie für den Rest ihres Lebens in den Kerker zurückkehrt. Und dieser Tag beginnt für sie, unter dem johlenden Gelächter der Wärter, mit einer Dusche aus dem Schlauch.

Die Gefangenen treten alle im Innenhof in Reih und Glied (eigentlich natürlich alle ohne Glied, ist ja ein Frauenknast) an, um den Justizminister und seine Entourage zu begrüßen (bzw. ihm vorgeführt zu werden). Als sich Matsu, umringt von ihrer Eskorte, aus den Gefängnisinnereien schleppt, dem Anschein nach innerlich längst tot, geht ein Raunen durch die Reihen. Für ihre Mitgefangenen ist Sasori eine Legende. Auch der Justizminister ist an ihr interessiert, doch wird von Direktor Goda ob ihrer Gefährlichkeit gewarnt. Nicht zu unrecht, denn Matsu springt mit einem Satz hervor und verpasst ihrer einäugigen Nemesis mit dem selbst geschärften Messer, wie ein Skorpion mit seinem Stachel, im Mund eine weitere tiefe und blutige Schramme im Gesicht, worauf unter großem Johlen eine Revolte im Innenhof ausbricht, die jedoch ein jähes Ende findet.

Zur Strafe müssen alle im Steinbruch schuften. Matsu wird dort an ein Kreuz genagelt, denn Goda will an ihr ein Exempel statuieren. Männliche Gefangene werden zu ihr geführt, die sie umgehend vom Kreuz pflücken und die Kleider vom Leib reißen, um sich an ihr, einer nach dem anderen, zu vergehen. Auf dem Rückweg ins Gefängnis fallen in dem Kleinbus die Weiber über sie her, scheinbar rasend vor Eifersucht, da sie Sex haben durfte; zwar ungewollt, aber immerhin. Doch dies ist nur eine Finte. Denn als eine von ihnen aufschreit, dass Matsu tot sei und ein Wärter nach dem rechten sieht, erweist sich die Skorpionin als quicklebendig. Schnell sind die Wachen überwältigt und die sieben Frauen auf der Flucht. Ihr Weg führt sie in ein verlassenes Dorf und dann in ein Naturschutzgebiet. Schließlich kapern sie einen Bus voller Touristen, doch die Polizei und auch Goda mit seinen Schergen sind ihnen bereits dicht auf den Fersen…

Besprechung:

Ihr merkt es schon, eine ausufernd komplexe Geschichte braucht ihr bei diesem ersten Sequel der Reihe nicht erwarten. Shun’ya Itô peitscht das Ganze relativ flott straight forward, FEMALE PRISONER SCORPION: JAILHOUSE 41 ist dabei in grob zwei, bzw. drei Abschnitte aufgeteilt. Da ist zuerst einmal der Part im Gefängnis und im Steinbruch, der bis zur Flucht kaum die erste halbe Stunde ausmacht. Dann geht es auf der Flucht in das verlassene Dorf und schließlich folgt der Schlusspart mit der Geiselnahme mit dem anschließenden, unausweichlichen Showdown. Hatte Itô es im ersten Film immer nur spärlich, und vor allem in den Rückblenden genutzt, geht er jetzt wirklich all in, was seine surrealen Ausflüge angeht. Im Dorf treffen die Flüchtigen auf eine alte Frau, wir werden Zeuge einer psychedelischen Zeremonie. In diesem Mittelpart fährt der Regisseur das volle Programm auf – Farbverfremdungen, Soundkollagen und stilisiert wirkende Szenenfolgen, die auch einem New Age Theaterstück entsprungen sein könnten. So plötzlich dies begann, so abrupt endet es auch wieder mit dem Tod der alten Frau, wenn sie weiterziehen. Fortan hält Itô den Flash wieder im Zaum, belässt es bei wenigen Farbspielereien.

Dazu kommt, dass er mit seinem DoP Masao Shimizu (SCHOOL OF THE HOLY BEAST, PANIK IM TOKIO-EXPRESS) sehr viel mit schrägen Kamerawinkeln wie auch fein komponierter Standfotografie experimentiert. Das lässt diese ganze Geschichte um Erniedrigung, Flucht und Tod wie ein böses Märchen erscheinen. Erstaunlich ist hierbei, wie passiv Sasori selbst die ganze Zeit bleibt. Sie ist zwar der Katalysator für das Aufbegehren ihrer Mitgefangenen, die sie teils genauso hassen wie bewundern, aber sie selbst wird nur anfangs gegen Goda und am Ende gegen seine Häscher, die sie töten sollen, aktiv. Außerdem bringt sie am Ende der psychedelischen Phase der alten Frau den von ihr gewünschten Tod. Wer sich also auch vom zweiten Film erhoffte, Meiko Kaji richtig in Action zu sehen, könnte enttäuscht werden.

Allerdings gereicht das dem Film keineswegs zum Nachteil. Er setzt sich damit nur vom ersten Film (und auch dem Gros ähnlich gelagerter Filme) wohltuend ab, kann mit dem Fortlauf der Handlung und seinen kreativen surrealen Einschüben überraschen. Gerade der Mittelteil im Dorf zeigt hypnotische Qualitäten, der vermeintliche Stillstand wird mit Spiritualität gefüllt, der Geist in Bewegung gesetzt. Das ist an sich auch gar nicht schlecht, denn das Tempo im ersten und im dritten Akt ist schon für damalige Verhältnisse recht hoch. Hier wird auch schon das Ziel der Reise klar, denn die Flucht führt keineswegs in die Freiheit, sondern unausweichlich in den sicheren Tod. Und der Gevatter Tod hat ein paar Fiesheiten für die verbrecherischen Frauen parat. So wird bspw. eine von ihnen aus dem Bus gelockt, in dem man ihr Eltern und Kind präsentiert und sie gnadenlos vor deren Augen niederballert, als sie die Sicherheit des Busses und der Geiseln verlässt und zu ihnen durchdringen will. Wie schon der Vorgänger macht auch FEMALE PRISONER SCORPION: JAILHOUSE 41 keine Gefangenen. Man braucht ja auch einen Ersatz für die im ersten Teil dominierenden, aber hier doch unterrepräsenten Women-in-Prison Elemente.

Wie schon gesagt, zeigt sich Matsu/Sasori über weite Strecken des Films eher passiv, Meiko Kaji gleicht das aber durch ihre unvergleichliche Präsenz wieder aus. Wie schon im ersten Film hat sie im fiesen Direktor Goda ein formidables Gegenstück. Goda wird hier ein Stück weit dämonisiert, er will seine Nemesis leiden und dann sterben sehen. Jegliche Menschlichkeit, die er zuvor noch besaß, im Streben nach Disziplin, nach Ehre und nach der vermeintlichen Läuterung der ihm schutzbefohlenen Gefangenen sind aus seinem Wesen getilgt. Zu den weiteren Akteuren kann ich leider im Einzelnen nicht viel sagen, da sich die Namen nicht gut einprägten und sich die Darstellerinnen im Nachgang nicht mehr gut zuordnen lassen. Festzuhalten ist, dass eigentlich alle sich mehr als wacker schlagen. Allen voran die dominante Mitgefangene, die ständig zwischen Ehrfurcht und Hass für die Skorpionin zu pendeln scheint, gibt eine wirklich gute Vorstellung.

Fassung:

Zur Qualität der Blu-ray aus der Arrow Box lässt sich eigentlich genau das selbe sagen wie über den entsprechenden Silberling des ersten Films. Das sieht an sich super aus, nur der Farbfilter stört an einigen Stellen. Wie sehr sich das auf die farblich verfremdeten Szenen im Mittelpart auswirkt, kann ich nicht beurteilen, da ich den Film eben nur von dieser Blu-ray her kenne. Vielleicht fällt mir ja irgendwann auch noch die alte deutsche DVD für einen Vergleich in die Hände.

Fazit:

Eines ist sicher, FEMALE PRISONER SCORPION: JAILHOUSE 41 gestaltet sich inhaltlich und optisch als gänzlich anders als sein Vorgänger. Er gibt sich reduziert, trippy, weniger auf den WIP-Faden festgefahren, was gleich mal ein wenig Abwechslung reinbringt. Der erst mag ikonischer oder kultiger daherkommen, er mag unterhaltungstechnisch ein wenig besser ausfallen, das will ich nicht abstreiten. Aber das Sequel kocht, auch innerhalb der Reihe, sein ganz eigenes Süppchen, baut sich seine eigene Identität auf. Und ich glaube, ein besseres Kompliment kann man Regisseur Shun’ya Itô nach dem wegweisenden Erstling eigentlich nicht machen. Nicht nur für Fans des ersten Films eine absolute Glotzempfehlung!


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 8


mm
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