Fate

 
  • Deutscher Titel: Fate
  • Original-Titel: Fate
  • Alternative Titel: Im Namen Gottes: Stirb! | Der Serienkiller |
  • Regie: Ace Cruz
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Michael Paré (Cody Martin), Philip Michael Thomas (Ciprian Raines), Lee Majors (Oscar Ogden), Tammie Sheffield (Catherine), Ace Cruz, Carolyn Mac


Vorwort

In der Provinzstadt Alpharetta häufen sich scheinbar zusammenhanglose Entführungsfälle. Die Polizei tappt, wie üblich, im Dunkeln. Erst als Detective Cody Martin einen neuen Partner aufgehalst bekommt, tut sich ermittlungstechnisch was. Der „Neue“ ist Ciprian Raines, wie Martin ehemaliger FBI-Agent – man kennt sich von einem gemeinsamen Einsatz-Fiasko mit 16 Toten. Ihre erste Amtshandlung führt sie an einen Mordtatort – der zurückgezogen lebende geistig behinderte Henry wurde mit Schlangengift getötet; am Ort des Geschehens findet sich ein markierter Bibelspruch. Als an einem neuen Entführungs-Tatort ebenfalls ein erbaulicher Auszug aus dem Buch der Bücher aufgefunden wird, wittert das Ermittlerduo einen Zusammenhang. Noch eine Entführung später – diesmal wurde das Töchterchen eines Kongressabgeordneten gegirlnappt – scheint die Sache einigermaßen klar zu sein. Hier ist ein Serientäter am Werk, der sich einbildet, Gottes Werk zu tun und sündige Menschen zu bestrafen. Natürlich ahnen die Cops, die trotz allerhand Hinweise und der ersten auftauchenden Leichen der Entführungsopfer nicht vorankommen, keine Sekunde lang, dass der zurückhaltende und freundliche Hausmeister Oscar (ist kein Spoiler, der Film verrät das schon in den ersten Minuten) hinter der Entführungs- und Mordserie steckt. Weil Martin und Raines sich dümmer anstellen, als die Polizei erlaubt, muss Oscar schon einiges dafür tun, dass die Ermittler sein geheimes Opfer-Versteck findet, wo zwei Erkenntnisse auf die Polizisten warten: erstens eine Bombe und zweitens das Faktum, dass bloßer religiöser Fanatismus nicht das einzige Motiv des Täters ist…


Inhalt

Eigentlich ist die große Welle der Serienkillerfilme, die uns Highlights wie „Das Schweigen der Lämmer“, „Sieben“ oder „Copykill“ bescherte, ja schon seit ein paar Jahren abgeebbt, aber das hindert (mehr oder weniger) findige B-Movie-Produzenten nicht daran, die Videotheken dieser Welt mit ihren Variationen des Themas vollzustapeln (und ab und zu entdeckt man im weiten Meer der unbedeutenden Nachahmerfilme eine kleine Perle, wie z.B. Russell Mulcahys exzellenten „Resurrection“).

Killer, die ihre Motivation aus derangierten religiösen (Wahn-) Vorstellungen, sind dabei, nicht zuletzt seit „Sieben“, sehr beliebt. Auch „Fate“ bedient sich (teilweise) dieses Ansatzes und knüpft hieraus eine nicht uninteressant konstruierte, in einigen entscheidenden Punkten aber vage bzw. konfus angelegte Geschichte. Die Identität des Täters wird dabei von Anfang an offenbart – seine Spannung versucht „Fate“ daher eben nicht aus dem Geheimnis um die Person des Killers zu ziehen, sondern aus der Ermittlungsarbeit der Polizei. Was aber einen argen Schwachpunkt der Story ausmacht, denn diese Arbeit sollte eigentlich nicht zu einer Lösung des Falles, sondern zu Kündigungsbriefen seitens der Vorgesetzten unserer Heroen führen (nur ein besonders frappierendes Beispiel: eine der ersten Informationen, die unsere cleveren Detectives von Zeugen erhalten, und die sogar wenig später noch spezifiziert wird, ist eine Beschreibung des Fahrzeugs, mit dem der Killer unterwegs ist. Jeder Zwölfjährige, der mehr als eine Folge von „SOKO 5113“ gesehen hat, würde nun auf die Idee kommen, jenes Automobil zur Großfahndung auszuschreiben und/oder die lokalen Kfz-Zulassungsstellen nach Fahrzeuglisten etc. anzugehen. Unsere Helden tun nichts dergleichen. Könnte ja auch den Fall lösen, und dann wär der Film nach zwanzig Minuten vorbei und nicht erst nach neunzig…). Trotz der Bräsigkeit der Gesetzeshüter wäre die Angelegenheit aber spätestens mit der Entdeckung des Geheimverstecks des Killers mehr oder weniger erledigt, also muss der Killer, um den Film noch dreißig Minuten (mit einem nicht mal völlig uncleveren Plottwist, der allerdings, sobald enthüllt, das Finale sehr vorhersehbar gestaltet) am laufen zu halten, selbiges mit einer Bombe in die Luft jagen – wieso er das tut, fragen sich nicht nur die Cops, sondern auch die Zuschauer. Garniert wird das ganze mit den üblichen Zutaten eines biederen Allerweltsthrillers – Cody hat ’ne schwangere Freundin zuhause (worauf das wohl hinauslaufen wird? Klar, die Mamsell wird, uaaah, ich verrate was, zum dramaturgisch notwendigen Zeitpunkt vom Killer entführt. Bis dahin durfte sie ungefähr 3 Sätze murmeln); man wirft uns Bröckchen eines angekratzten persönlichen Verhältnisses zwischen Cody und Ciprian Raines hin (wie erwähnt, besteht eine gemeinsame Vergangenheit in Form eines katastrophal verlaufenen FBI-Einsatzes, der Cody dazu veranlasste, den Dienst dort zu quittieren), das zum Film nichts beiträgt (nicht mal im Verhältnis zwischen Cody und Ciprian) und nur bedingt aufgelöst wird (in Form eines dreißigsekündigen Flashbacks, der mir nur deswegen im Gedächtnis bleiben wird, weil ich es sehr lustig finde, dass an einem „FBI-Einsatz“ ausschließlich reguläre Polizisten beteiligt sind, die deswegen auch nicht diese netten „FBI“-Anoraks, sondern solche mit der Aufschrift „POLICE“ tragen. Schön, wenn sich ein Filmemacher selbst durch die Brust ins Knie schießt).

Über weite Strecken hat man den Eindruck, die Motivation des Killers sei bestenfalls vage und nicht besonders durchdacht, aber das erweist sich als dringend notwendig für den Plottwist, der die Sache doch deutlich durchkonzipierter werden lässt. Dennoch ist es aufgrund einer Fülle von Namen, die von den handelnden Charakteren in den Raum geworfen werden (man redet von den Opfern wahlweise mal mit Vor-, mal mit Nachnamen, was das Mitdenken manchmal kompliziert macht), eine nicht sehr übersichtliche Story, die in einem biederen Erzähltempo abgespult wird und trotz der ein oder anderen Anbiederung an bekannte Genrevorbilder (namentlich „Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“) kaum echte Spannung aufkommen lässt.

Das ist dann auch der „Verdienst“ von Regisseur Ace Cruz, den man sicherlich nicht kennen muss, und der sich in vermuteter Selbstüberschätzung auch noch als Produzent, Co-Autor und Co-Star einbringt. Sein Regiestil schwankt zwischen bieder-uninspiriert, beinahe-schon-nicht-ganz-unstylish bis richtiggehend unbeholfen (wie man die „Actionsequenz“, mit der uns Cody Martin als Held und Hauptdarsteller vorgestellt wird, schlechter inszenieren könnte, diese Frage könnte höchstens Andreas Schnaas glaubhaft beantworten). Obwohl ersichtlich für einen Kinoeinsatz entworfen, kann sich „Fate“ nur sehr selten von der Optik eines handelsüblichen TV-Thrillers lösen. Der betriebene Aufwand ist überschaubar; wie wenig sich die Produktion wirklich leisten konnte, merkt man speziell an der „Bomben“-Szene – die ist nicht nur erneut eher antispannend inszeniert, sondern kulminiert in einer „Explosion“, die ich mit einem China-Böller D auch nicht deprimierender hätte gestalten können. Die Szenen in Oscars geheimen Versteck sorgen immerhin für Andeutungen echter Horror-Thriller-Stimmung; in diesen Momenten wünschte man sich, Regisseur/Produzent Cruz hätte ein wenig mehr Chuzpe gehabt und seinen Film stärker ins Fahrwasser des düsteren Thrillers denn des eher drögen Cop-Krimis gelenkt. Obwohl der Streifen tempomäßig, wie gesagt, nicht auf der Überholspur daherkommt, wird’s nicht gänzlich langweilig; zumindest mich interessierte die Auflösung des Mysterys (wenigstens so lange, bis ich, gut 30 Minuten vor Schluss, den entscheidenden Plotpoint vorherahnte und dann nur noch darauf wartete, ob ich denn auch richtig lag [Anmerkung: ja, tat ich]) genug, um dranzubleiben.

Der eindruckslos vor sich hin dudelnde Score kann in keiner Sekunde Atmosphäre erzeugen, wirkt vielmehr in den „actionlastigeren“ Szenen gut und gerne völlig unpassend.

Großartige Härten sind nicht zu verzeichnen – die Mordtaten des Killers finden beinahe komplett off-screen statt, wir dürfen immerhin die Nachwirkungen begutachten. Aufgedunsene, verfärbte oder verbrannte Leichen stellen den Gipfel der „Genüsse“ dar und dürften einschlägige Genrekost gewohnte Zuschauer nicht sonderlich erschrecken, ein besonders „blasphemischer“ Mord sorgt für ein memorables Visual. Die FSK-16-Freigabe geht in Ordnung, „C.S.I.“ in seinen vielfältigen Versionen ist aber zweifellos graphischer.

Die Zusammenstellung der Besetzung ist fast schon wieder inspiriert zu nennen. Als Cody Martin feiern wir ein Wiedersehen mit dem einstmals-new-hopeful und mittlerweile in Unehren gealterte Michael Paré („Straßen in Flammen“, „Das Philadelphia Experiment“), der nach seinem fulminanten Karriereauftakt relativ schnell in den Niederungen des unterprivilegierten Direct-to-Video-Güllefilms versumpfte (und jüngst von Uwe Boll für „Blood Rayne“ reanimiert wurde) in einer für seine Verhältnisse anspruchsvollen Charakterrolle. D.h. wir können (bzw. müssen) Paré, der in den letzten zehn-fünfzehn Jahren in den B-Filmen kaum durch seine mimische Bandbreite aufgefallen wäre, beim Schauspielern beobachten. Das macht er manchmal richtiggehend gut (soweit man das durch die wieder mal recht luschige Synchro beurteilen kann), manchmal kratzt er aber auch an der Grenze zur Peinlichkeit. An seiner Seite gibt sich Ex-„Miami Vice“-Detective Philip Michael Thomas (nach seinem TV-Ruhm neben Don Johnson hauptsächlich durch die eher schwachmatige „Extralarge“-Filmreihe, dem Alterswerk von Bud Spencer, in Erscheinung getreten) die Ehre. Thomas versucht’s mit Routine und minimalem Aufwand, fällt dabei zumindest nicht negativ auf. Ist ja auch schon was. Die Rolle des wahnsinnigen Killers mit All-American-Guy Lee Majors („Ein Colt für alle Fälle“, „Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann“) zu besetzen, ist eine relativ freche Idee, die Majors prinzipiell auch recht gut umsetzt. Für meinen Geschmack agiert er für jemanden, der auf göttliche Stimmen hört, ein wenig zu zurückgenommen (und dass er bzw. sein Stuntdouble manchmal vergessen, dass er drehbuchgemäß hinkt, ist dezent lustig). Den im Kleingedruckten auf dem Cover versprochenen Tom Savini sucht man übrigens vergeblich – ich nehme an, da auch einige andere Angaben dort nicht stimmen, dass das verwendete Filmposter aus der Pre-Production-Phase, als noch nicht alle Verträge unter Dach & Fach waren, stammt.

Bildqualität: Unsere Freunde von Cascarde Films überraschen uns, ganz entgegen ihrer Angewohnheit, mit einem 1.85:1-Widescreen-Transfer, in Tradition aller Grabbeltisch-Publisher, die versehentlich einen Breitwandfilm herausbringen, allerdings non-anamorph. Der Transfer kommt dabei ziemlich milchig-verwaschen daher, geizt an Detail- und Kantenschärfe, nervt mit fortgesetzter Laufzeit durch ein leichtes Hell-Dunkel-Flimmern, bleibt aber wenigstens frei von Verschmutzungen oder Mastering-Defekten (kann man bei einem „neumodischen“ Film von 2003 auch erwarten). Kontrast und Kompression liegen im durchschnittlichen Bereich.

Tonqualität: Der deutsche Dolby Digital 2.0-Ton krankt an einer sehr lustlos ausgefallenen und unpassend besetzten Sychronisation, kann aber von der Sprachqualität her zumindest überzeugen und bleibt rauschfrei. Der Score ist arg in den Hintergrund gemischt.

Extras: Da Cascarde das berüchtigte „Autorepeat“-Feature wieder mal wichtiger war als der Schmu, den man auf’s Cover schreibt, müssen wir mit einer Träne im Knopfloch auf die versprochene Slideshow verzichten.

Fazit: „Fate“ ist ein von der Konzeption her nicht uninteressanter Thriller, der zwar hinsichtlich seiner Grundthematik keine Originalitätspreise gewinnt, aber zumindest versucht, dem doch mittlerweile recht ausgeluschten Genre ein-zwei neue Facetten abzugewinnen. Dieser von mir wohlwollend zur Kenntnis genommene Versuch scheitert aber an der insgesamt zu drucklosen, zu halbherzigen Inszenierung von Ace Cruz, der dem Film nie wirklich Leben einhauchen kann. Alles bleibt viel zu brav, zu „fernsehmäßig“, um hartgesottene Thrillerfans wirklich zu fesseln. Zumindest aber ist „Fate“ nicht schlecht genug, um wahlweise richtiggehend zu nerven oder sich darüber lustig zu machen; es ist ein Film, der sich recht schmerzlos konsumieren lässt, aber niemanden wirklich beeindrucken wird. Lediglich den Umstand, dass Lee Majors eine seiner rar gesäten Schurkenrollen spielt, würde ich als „herausragend“ bezeichnen. Für’n Grabbeltischrelease geht die Cascarde-DVD knapp in Ordnung, der Film gehört von seiner Güteklasse her auch genau in diese Vermarktungsschiene.

2/5
(c) 2005 Dr. Acula


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