Family of Cannibals / Disciples

 
  • Deutscher Titel: Family of Cannibals / Disciples
  • Original-Titel: The Family / Disciples
  • Alternative Titel: Satanic Panic (alt. Titel für "Disciples") |
  • Regie: Joe Hollow
  • Land: USA
  • Jahr: 2011 / 2014
  • Darsteller:

    Family of Cannibals:

    Mark Hanson (Jacob), Joe Hollow (Jonathan), Angie Stevenson (Carmen), Shannon Lark (Sophia), Chris Losico (Clay), Michael Berryman (William), Tony Todd (Mason), Kane Hodder (Stone), Chris Burchette (Buck), Devanny Pinn (Rebecca), Larry Laverty (Deputy Peterson), Catherine Parker (Ruby), Brandon Stagle (Dylan), Michael J. Schaefer (Big Earl), Carl Savering (Sheriff Garrison)

    Disciples:

    Tom Lodewyck (Asmodeus), Tony Todd (Belial), Linnea Quigley (Raine), Angus Scrimm (Azazel), Debra Lamb (Astarte), Brinke Stevens (Agrat-Bat-Mahlat), Barbara Magnolfi (Serena Cuzzoni), Chris Burchette (Vater), Bill Moseley (Dread), Debbie Rochon (Elizabeth), Kaylee Williams (Kelly), Nick Principe (Astaroth), Camden Toy (Watcher), Shannon Lark (Victoria), Matt Ukena (Nick), Morgan Peter Brown (Vater Thomas), Tim J. Hays (Paimon), Rachel Grubb (Mutter)


Vorwort

Dann also Joe Hollow.
Bis vor ein paar Tagen kannte ich diesen Namen ebenso wenig wie vermutlich Ihr, aber dann beschäftigte ich mich mit der schon im JACK THE REAPER-Review erwähnten Tony-Todd-Box, in der gleich zwei hochqualitative Lichtspielwerke aus der Feder von Mr. Hollow enthalten sind – FAMILY OF CANNIBALS und DISCIPLES. Da mir zu keinem der beiden Filme genug einfallen würde, um Einzelreviews zu rechtfertigen, verhackstücke ich die Streifen eben in einem Kombireview. Was wollt Ihr dagegen tun?
Dies vorangestellt… ich bin sicher, dass Joe Hollow ein netter Mensch ist. Man muss schon ein einigermaßen gewinnendes Wesen haben, schätze ich, um sich als Low-Budget-Filmemacher aus der tiefsten amerikanischen Provinz (Pomona, New York) der Dienste einer Vielzahl bekannter beliebter Horror-Nasen versichern zu können, auf dass diese in seinen hingemurksten Murksfilmen (öh, hab ich was verraten?) mitwirken. Bevor Mr. Hollow allerdings die Welt mit seinen Horror-Epen behelligte, war er auf dem Gebiet der akustischen Körperverletzung, mithin als Metal-Musiker, tätig. Seine Death-/Trash-Bands HOLLOW und BONEYARD hinterließen in den Playlisten der Republik und der sonstigen Welt keinen gesteigerten Eindruck (nicht mal das anspruchsloseste Independent-Level wollte sie signen, und BONEYARD haben nicht mal einen Eintrag in der Encyclopedia Metallum, wo ansonsten eigentlich jeder erwähnt wird, der mal unfallfrei zwei Riffs in ein Mikro geshredded hat), hinterließen aber zumindest genug Material, damit der gute Joe seine Filme ausgiebig damit beschallen kann. So hat jeder was davon…
Gut, das sei als Vorwort ausreichend, wenden wir uns dem ersten der beiden Streifen zu, Hollows zweite Regiearbeit nach seinem Debüt BLOODSTRUCK, FAMILY OF CANNIBALS, oder besser wie im Original THE FAMILY genannt, denn wenn die titelgebende liebe Familie eins nicht ist, dann Kannibalen…


Inhalt

Ich sehe von einem ausführlichen play-by-play ab, weil der Streifen dermaßen konfus erzählt und montiert ist, dass ich mich für die Richtigkeit einer Handlung auf keinen Fall verbürgen möchte, und gebe daher nur wieder, was sich so ungefähr vor meinem entzündeten Auge abgespielt hat. Wir befinden uns also irgendwo in der amerikanischen Provinz, wo eine Familie ihr Unwesen treibt, da, wie uns der Voiceover des zweitältesten Sohns der Familie; Jacob (Mark Hanson, DAYLIGHT’S END, THE GOOD EXORCIST), vermittelt, das Töten hier gute und gelebte Familientradition ist. Keine Ahnung, warum das so ist, aber es ist halt so – der ganze Clan beschäftigt sich mit nichts anderem, als arglose Opfer in die Falle zu locken und umzubringen. Vor einiger Zeit gab es allerdings eine innerfamiliäre Krise, die der älteste Sohn Jonathan (der Director himself) dadurch gelöst hat, den Vater und Patriarchen zu killen. Seitdem führt Jonathan das Familiengewerbe. Bis vor kurzem wurde der Clan offensichtlich von der Bürgermeisterin des entsprechenden Kaffs, warum auch immer, protegiert, aber die Olle war doof genug, mit dem Flugzeug abzustürzen, und das führt dazu, dass die durch den Clan erlittenen persönlichen Verluste speziell motivierten Cops Peterson (Larry Laverty, IN SEARCH OF LOCERAFT, HOUSE OF BEDLAM) und Hughes (Frederic  Doss, PIRANHA SHARKS, BIGFOOT WARS), nicht unbedingt zur Freude ihres Chefs Sheriff Garrison (Carl Savering, BOGGY CREEK, FRIDAY NIGHT LIGHTS) die Ermittlungen hinsichtlich der jüngsten Verschwindensfälle, insbesondere dem der jungen Jenny (Deneen Melody, WESTERN X, DIE NACHT DER ZOMBIES), wieder aufgenommen haben, und mit dem Sohn der Bürgermeisterin Big Earl (Michael J. Schaefer, LEGEND OF THE RED REAPER), der zu den Associates des Clans gehört, haben die Bullen auch einen erstklassigen Verdächtigen. Während insbesondere Peterson vor sich hin ermittelt, bekommt die Familie Besuch von Roxy (Seregon O’Dassey, KNUCKLEHEADS, THE DEVIL’S NIGHTMARE) und  ihren Freunden Amber (Kaylee Williams, LEAF BLOWER MASSACRE 2, THE KROKODIL CHRONICLES), Jeff (Jesse Kozel, VS: THE MOVIE, DEAD END) und Dylan (Brandon Slagle, THE BLACK DAHLIA HAUNTING, HOUSE OF MANSON), die verautopannt sind und sich das denkbar unpassendste Haus seit dem Firefly-Anwesen zwecks Hilfestellung ausgekuckt haben. Sophia (Shannon Lark, TOWERS OF TERROR, MEDIATRIX) und Rebecca (Devanny Pinn, SCARY STORY SLUMBER PARTY, PARTY BUS TO HELL), die jungen Schwestern des Clans, nehmen die Gäste freundlich auf, besonderes Rebecca ist begeistert, dass die Publikum für die von Jonathan gedrehten Horrorfilme gefunden hat. Die zeichnen sich durch einen erstaunlichen Grad an Realismus aus, aber bevor Amber, Dylan und Jeff das noch verarbeiten können, haben die Girls sie mit der familieneigenen Droge „Cut“ bereits ausgeschaltet, damit sie an Jonathans nächstem Meisterwerk als unfreiwillige Darsteller teilnehmen können. Indes gibt es brüderlichen Zwist zwischen Jonathan und Jacob, durchaus bestärkt durch Jacobs ekelhaft lippenaufgespritztes Weib Carmen (Angie Stevenson,  SONS OF ANARCHY, DIE FOR A DOLLAR). Jonathan haut Jacob ordentlich was aufs Maul und betäubt ihn temporär mit Cut, auf dass Jacob mal ein wenig Zeit zum Nach- und Überdenken familiärer Positionen hat. Dies führt zu dem unerwarteten Ergebnis, dass Jacob dank der Droge ausnahmsweise mal einen klaren, rationalen Kopf gewinnt und beschließt, das Familienbusiness terminal zu beenden. In Carmen findet er eine willige Verbündete, aber das Unterfangen scheitert  am heftigen Widerstand von Jonathan und dem jüngeren Bruder Clay (Chris Losicco). Anstatt sich gegenseitig umzulegen schließen die Brüder einen vorübergehenden Waffenstillstand, weil Jonathan ja erst seinen nächsten Film fertigdrehen muss.
Dieweil entdeckt Peterson Jenny, hat aber auf vielfältige Weise nichts davon, da er zum einen feststellen muss, dass sein besternter Sheriff-Chef ein fester Bestandteil von Jonathans lukrativem Snuff-Ring ist, i.e. der Kontaktmann zu den Abnehmern, und Jenny von der Familie als neues Mitglied rekrutiert wurde. Peterson kann zwar den Sheriff umlegen, wird aber seinerseits von Jenny geext.
Womit wir dann zum eigentlichen „Höhepunkt“ des Films kommen. Die Familie hält unbürokratisch ein stillgelegtes Gefängnis unter ihrer Fuchtel, und das wird nun der Schauplatz des Showdowns von Jonathans Film.  Jeff ist bereits terminal unpässlich, und Roxy hat sich als Familienmitglied und Lockvogel entpuppt, bleiben also nur Amber und Dylan als Protagonisten eines MOST DANGEROUS GAME-Remakes. Die beiden sollen versuchen, aus dem Gefängnis zu flüchten, verfolgt von Jonathans Henchguytruppe bestehend aus William (Michael Berryman, THE HILLS HAVE EYES, VOYAGE OF THE ROCK ALIENS), Mason (Tony Todd, CANDYMAN, THE MAN FROM EARTH) und Stone (Kane Hodder, JASON GOES TO HELL: FINAL FRIDAY, JASON X), ehemalige Insassen des Knasts, die nun die Rolle der „Wärter“ spielen. Aus unerfindlichen Gründen hat Jonathan aber die Regeln verschärft – nur eine Person wird das Spiel überleben (und das inkludiert die Jäger). Das bedeutet zwanglos, dass die Jäger sich ggf. gegenseitig umbringen müssen, und das bedingt wiederum, dass wir einen tränendrüsigen Background für die Männerfreunde Stone und Mason brauchen, die uns Stone per voice-over/flashback vermittelt. Stone war einst Mitglied der Aryan Brotherhood und damit natürlich Intimfeind Masons, doch als Stone nach einer brutalen Schlägerei sich plötzlich im Rollstuhl wiederfand, war Mason der einzige, der sich um ihn kümmerte (wie Stones Wunderheilung sich vollzog, müssen wir dagegen nicht wissen). Gut, William wird von Stone und Mason exekutiert, die verbleibenden Jäger während ihrer Kontemplation, ob und ggf. wie sie sich gegenseitig töten sollen, von Jonathan in die Luft gejagt. Das lässt Amber und Dylan einigermaßen unbehelligt entkommen, doch am rettenden Gefängnistor erinnert sich Amber an die Spielregeln und erschießt mit einer erbeuteten Waffe Dylan – womit sie als neues Familienmitglied aufgenommen wird…
 
This is an intensely idiotic film. Das Ding hat, wie Ihr erkannt hat, keinen wirklichen Plot, ein ganzes Fußballstadion von Charakteren, von denen einer unsympathischer ist als der nächste, wirkt, als hätte Hollow drei Scripts, die miteinander nichts zu tun hatten, in einen Mixer geworfen und das Ergebnis der Aktion dann in zufälliger Reihenfolge gefilmt (besonders der Subplot um Petersons Ermittlungen kreuzt die Rest-„Geschichte“ überhaupt nicht). Die Familienzwistigkeiten der Killerfamily bleiben unaufgelöst und sorgen primär für einen extrem nervigen voice-over-Kommentar (den man allerdings dann auch wieder braucht, um überhaupt irgendwie durchzublicken, wer wer ist und was er warum macht… nicht, dass es besonders viel hilft), und der Schlussakt im Gefängnis macht natürlich hinten und vorn keinen Sinn (insbesondere, warum Jonathan plötzlich auf die Idee kommt, dass er auch seine zuverlässigen Killergehilfen Mason, Stone und William loswerden will).
Zur „Ehrenrettung“ sei gesagt, dass ich keine Ahnung habe, ob die Version, die mir vorliegt, gekürzt ist. Es gibt einige Handlungssprünge, aber der Streifen ist auch in den Sequenzen, in denen ersichtlich keine Zensurschere angelegt wurde, so hanebüchen montiert (manchmal wird nach jedem gesprochenen Satz zu einer anderen Szene umgeschnitten, mindestens einmal sogar mitten IN einem Satz), dass man beim besten Willen der „Story“ nicht mehr folgen kann. Da der Film nicht halb so blutig ist, wie er der subject matter entsprechend eigentlich sollte (und die Version in der insgesamt ab 18 freigegebenen Box eine 16er-FSK hat), erscheint mir nicht unwahrscheinlich, dass etwas, eh, robustere Splattereinlagen entfernt wurden, andererseits spricht ein IMDb-Review davon, dass der „international cut“  völlig undurchschaubar und ein „rough cut“ sein soll und ein später in den USA veröffentlichter  verständlicher und deutlich länger sein soll (auf welchen Cut sich die in der IMDb angegebene Laufzeit  von 88 Minuten bezieht, ist unklar; auch die OFDb äußert sich nicht dazu, ob der 73 Minuten lange Cut, der mir in der Box vorliegt, der vollständige „international cut“ ist).  

Generell ahne ich schon, worauf es Hollow (assistiert von seinem frequenten Kollaborateur Wolfgang Meyer) bei der dramaturgischen Umsetzung der ganzen Nummer anlegt – er versucht, die Ästhetik eines Heavy-Metal-Videoclips auf einen abendfüllenden Film umzulegen, und dabei scheitert er nach Kräften. Dieses ständige Schnittfeuerwerk mit hektischem Hin- und Herspringen zwischen den Schauplätzen und Plotlines mag bei einem Videoclip, der ja nur in Ausnahmefällen einem narrativen Kontext folgt, funktionieren, zumal man sich in dem Geschäft ja auch dem Rhythmus des zugrundeliegenden Songs anpassen kann und soll, aber im feature-film-Format kann diese Herangehensweise nicht zünden – es macht den Film, der sowieso schon schwer zu durchsteigen ist (und das nicht wegen seiner intellektuellen Komplexität), noch härter zu verfolgen, es macht ihn anstrengend und nervig. Nach spätestens zehn Minuten hat man eigentlich die Lust verloren, aus dem Schnitt-, Szenen- und Charakterchaos noch so etwas wie eine Geschichte zu destillieren, und da der Film nicht mal auf dem bescheidenen Niveau einer Splatter-Nummernrevue liefert, wäre „abschalten“ die ideale Methode, um mit THE FAMILY umzugehen. Verdammte Chronistenpflicht.

Ausgesprochen tragisch sind die darstellerischen Leistungen. Eine meßbare schauspielerische Performance leiern sich eh allenfalls Michael Berryman und mit Abstrichen Tony Todd aus den jeweiligen Kreuzen, und Devanny Pinn kann man zumindest attestieren, dass sie mit vollem grimassierenden und exaltierten Körpereinsatz am Werke ist, aber Hollows übrige Kräfte einschließlich er selbst zeigen deutlich, warum sie ansonsten allenfalls bit parts spielen oder sich selbst isnzenieren müssen. Selbst Kane Hodder, von dem man glauben könnte, dass er in seiner langjährigen Laufbahn auch als gelernter Stuntman irgendwas gelernt haben müsste, stellt ein- und ausdruckslos unter Beweis, dass er als stummer Killer hinter der Hockeymaske wesentlich besser aufgehoben ist als unmaskiert mit Text als handelnder Charakter…

Und die Mucke? Naja, der diverse Krawall, den Hollows Band auf der Soundtrackspur veranstalten, ist zwar laut und lärmig, aber eben auch nur auf dem Niveau einer „unsigned“ Band, die auch unsigned bleiben wird… dazu hat Hollow irgendwie Harry Manfredini überredet, einige seiner archivierten Cues benutzen zu dürfen. Hilft auch nix. THE FAMILY ist letztklassiger Schrott ohne echte Existenzberechtigung.

Weswegen ich nicht wirklich voll freudiger Erwartung war, als sich als nächster Film in der Box mit DISCIPLES ein weiterer Hollow-Film anschloss. Aber man hat den Scheiß ja bezahlt (nicht teuer, aber immerhin), also muss man das Zeug auch kucken. Immerhin – es kann ja eigentlich nur besser werden.

Es passieren wieder mal diverse Dinge mehr oder minder gleichzeitig, aber wir ahnen zumindest einigermaßen rasch, dass sie miteinander verbunden sein könnten. Da hätten wir zum einen den Pfaffen William (Tom Lodewyck, INCEST DEATH SQUAD), der allerdings nicht für das Lieber-Herrgott-Team spielt, sondern in Wahrheit niemand anderes ist als Asmodeus, einer der höllischen Oberdämonen, und gerade dabei ist, einem arglosen Ehemann dessen angeheiratetes Gspusi Elizabeth (Debbie Rochon, DEAD & ROTTING, TROMEO & JULIA) nicht nur auszuspannen, sondern als seine neue „Wächterin“ zu rekrutieren. Anderswo haben wir ein Paar, das uns nur als Mutter (Rachel Grubb, FEMALIEN: COSMIC CRUSH) und Vater (Chris Burchette, BLOODSTAINED ROMANCE) vorgestellt wird, und die eine Tochter beaufsichtigen, die für das vermutete Alter der „Eltern“ mit „Anfang 20“ ziemlich alt ist und Victoria (Shannon Lark) heißt. Victoria hat ein magisches Amulett verloren, was ungünstig ist – nicht nur, dass dieses Amulett für zukünftige rituelle Zwecke benötigt wird (wobei die sowieso schwierig zu vollführen sind, als es dafür eigentlich noch ein zweites Mädel namens Rahel braucht, und die haben Mama und Papa schon vor vielen Lenzen verloren), sondern auch dafür zuständig ist, dass Victoria nicht altert. Gefunden hat dieses Amulett am Strand ein junges Ding namens Kelly (Kaylee Williams, MRS. CLAUS, THE LASHMAN), das sich und ihren Boyfriend Nick (Matt Ukena, BOTTOMLAND, CRIB) fragt, was es mit dem Ding auf sich hat. Nick, der in seiner Freizeit schon mal Sukkubi beschwört, um sein Sexleben aufzupeppen (wobei der Film drolligerweise „Sukkubus“ als Eigennamen einer singulären Sexdämonin betrachtet) kennt jemanden, der helfen könnte – seine Stiefschwester Rachel (Paula Duerksen, MEDIATRIX, und wenn Ihr ob der Namensähnlichkeit von „Rahel“ und „Rachel“ irgendwelche Verbindungen ziehen möchtet, seid ihr erheblich cleverer als der Film). Rachel lebt mit dem Drogendealer und all-around-bad-guy Dread (Bill Moseley, THE DEVIL’S REJECTS) zusammen, damit der was zum Bumsen hat, wenn die Drogenhighs mal abklingen. Rachel ist nicht sonderlich hilfsbereit, schubst Nick und Kaylee aber, um sie loszuwerden, in Richtung der Hexe Raine (Linnea Quigley, CREEPOZOIDS, SORORITY BABES IN THE SLIMEBALL BOWL-O-RAMA), bei der sie eine Zeitlang in die „Lehre“ gegangen ist. Raine ist eine ungefähr achtzigjährige alte Schrumpeldei, identifiziert das Amulett aber korrekt als etwas, was aus dämonischen Gesichtspunkten ziemlich wichtig ist und empfiehlt, es zurückzugeben. Das funktioniert, weil Victoria auf Anraten von Mutter zurück zum Strand marschiert ist, um das Amulett zu suchen und man sich so über den Weg läuft.

Inzwischen ist aus Italien eine gewisse Serena Cuzzoni (Barbara fuckin‘ Magnolfi, SUSPIRIA, DIE TODESBUCHT, CUT AND RUN) eingetroffen und fahndet nach einem gewissen Vater Thomas, einem Glaubensmann, auf dessen Spur Serena von ihrem frisch verstorbenen Papa gesetzt wurde, um die diversen Geheimnisse um ihre Herkunft und Bestimmung aufzuklären. Diesen Subplot, der sich ab und zu mal ins Bild hieven wird, um eine falsche Fährte zu legen, könnt ihr getrost vergessen, denn er wird mit der Reststory nicht weiter in Verbindung treten und weitgehend unaufgelöst im Sande verlaufen…
Asmodeus veranstaltet inzwischen Jacuzi-Partys mit Gespielinnen und der eingeladenen Gastdämonin Marishka aka Astarte (Debra Lamb, ELECTRIC BLUE, STRIPPED TO KILL 2, DEATH GAME: DAS SPIEL MIT DEM TOD, BEVERLY HILLS VAMP), bekommt aber unerwarteten Besuch von Tatiana née Agrat-Bah-Malat (Brinke Stevens, SLAVE GIRLS FROM BEYOND INFINITY, BAD GIRLS FROM MARS), einer der Geliebten Luzifers persönlich, und die bringt die schlimme Kunde, dass ein abtrünniger Dämon Mutter und Vater geschaffen habe, um die das Ritual mit Victoria und Rahel durchziehen zu lassen, was verheerende Konsequenzen für Gut und Böse haben wird – wird das Ritual nicht aufgehalten, wird ein Seraphim herabfahren und die Welt vernichten, und das wäre Luzi jetzt nicht recht, wo die Geschäfte eigentlich ganz gut laufen und, naja, woher Seelen für die Hölle nehmen, wenn’s keine Welt mehr gibt. Daher gibt Asmodeus die Devise auf, dass Mutter und Vater gefunden und aufgehalten werden müssen, mithin man als Rahel finden muss, bevor Mutter und Vater sie auftreiben, und wenn alle Stricke reißen, muss das gesamte Hohe Konzil der Dämonen der sieben mächtigsten Höllenfürsten zum Selbstopfer greifen, bevor die Scheiße den sprichwörtlichen Ventilator trifft.

Da Dread auf Asmodeus‘ Lohnliste steht und der darüber weiß, dass Nick irgendwie in die Sache involviert ist, lässt er den Sukkubus auf Nick los, damit der seine Informationen rausrückt. Raine, durch den kurzen Kontakt mit dem Amulett auf Linnea-Quigley-anno-2014-Alter verjüngt, veranschaulicht Kelly, dass sie aus irgendwelchen Gründen eine wichtige Rolle in dem sich abspielenden apokalyptischen Szenario spielt und die Dämonen rufen ihr Konzil zusammen. Das trifft sich bei Winston alias Azazel (Angus Scrimm, PHANTASM) und besteht neben den schon erwähnten Dämonen noch aus den bewährten Auftragskillern der Hölle Paimon (Tim J. Hays, LEGEND OF THE RED REAPER) und Astaroth (Nick Principe, SEED 2). Als Conferencier der Veranstaltung fungiert ein Diener der Hölle (Camden Toy, BUFFY: IM BANN DER DÄMONEN, CHROMESKULL 2: LAID TO REST, THE BAY), der sich unbürokratisch zum Mitglied des Konzils befördert. Ein wenig auf sich warten lässt Belial (Tony Todd), der aber, sobald aufgetaucht, das Kommando übernimmt.

Während Raine Kelly auf kommende Ereignisse vorbereitet, und Belial anordnet, dass Astaroth und Paimon Dread und Rachel töten, beginnt Asmodeus unautorisiert damit, mit Hilfe von Astarte, die einige von Azazels Gespielinnen in Vampire verwandelt hat, seine Kollegen zu töten. Belial, der zwischenzeitlich Mutter und Vater ausgeschaltet hat, hat darauf nur gewartet – der ominöse Schöpfer von Mutter und Vater war niemand anderes als Belial selbst, der damit nur einen Köder ausgelegt hat, um herauszufinden, welches Konzilsmitglied die verräterische Absicht hat, die Hölle in leitender Funktion feindilch zu übernehmen. Nun, wo Asmodeus sich enttarnt hat, erwartet Belial als erwiesen mächtigster aller Dämonen leichtes Spiel, doch hat er nicht mit Astarte gerechnet. Nicht mal ein Dämon wie Belial hat Augen am Hinterkopf und so wird er von Astarte erdolcht. Nachdem Asmodeus dann consensual auch Astarte tötet, wähnt er sich am Ziel seiner Träume… aber irgendwie müssen Raine und Kelly ja noch ins Spiel kommen.

Frankly spoken, auch DISCIPLES ist ein ziemlich schrecklicher Film, aber er ist zumindest um einiges besser als THE FAMILY. Mit dem okkulten Mumbo-Jumbo über revolutionäre Umtriebe im Dämonenland ist einfach ein bisschen mehr Spaß verbunden als mit der Killen-weils-im-Blut-liegt-Familie aus THE FAMILY. Hollow kann hier einfach ein bisschen mehr mit der internen Mythologie, so wenig Sinn sie auch macht, spielen und tatsächlich mal zwei-drei Plots parallel erzählen, von denen wir als Zuschauer zumindest vermuten können, dass sie spätestens zum Showdown zusammenfließen werden und, naja, nicht überwältigend schlüssig, aber einigermaßen erklären, wie sie miteinander verwoben sind (Ausnahme: der Subplot um Serena, der, wie erwähnt, nur dazu dient, eine weitere mögliche Rahel zu etablieren). Es IST zumindest eine Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Ende, und im Gegensatz zu dem zusammenhanglosen Rumgekille von THE FAMILY könnte ich, wenn ich es wollte, die Story in drei-vier Sätzen zusammenfassen und einem Unbeteiligten damit klar machen, worum’s in DISCIPLES geht. Es ist keine sonderlich „gute“ Geschichte, aber es ist eine.

Hollow inszeniert die Nummer auch deutlich ruhiger – er hat begriffen, dass man bei paralleler Erzählweise mehrerer Handlungsstränge nicht zwangsläufig alle zwanzig Sekunden zwischen diesen Plots hin- und herschalten muss, sondern auch mal eine Szene ausspielen kann, fünf-sechs Minuten in einem Strang bleiben und dann in den Parallelplot umschalten kann. Das macht DISCIPLES deutlich weniger nervig zu konsumieren. Natürlich sind Hollows dramaturgische Mittel weiterhin reichlich „basic“, aber mir ist es wesentlich lieber, ein Regisseur tut das, was er kann, auch wenn es simpel ist, als dass er mit allen möglichen Mätzchen herumfuhrwerkt, ohne zu verstehen, was er da eigentlich tut. Dass DISCIPLES sich trotz der ein oder anderen blutigeren Stelle weniger als reinrassiger Horrorfilm denn Okkult-Fantasy versteht, macht die Sache auch zumindest etwas origineller, weniger abgedroschen. Es ist, ich wiederhole mich, alles nicht wirklich GUT oder wenigstens durchschnittlich kompetent, aber wenigstens in allen Bereichen eine deutliche Verbesserung (auch, weil Hollow erkannt hat, dass Dialoge nicht nur aus sich-gegenseitig-anschreien-während-man-sich-Knarren-unter-die-Nasen-hält bestehen müssen).

Und natürlich ist ein erheblicher Faktor dafür, dass DISCIPLES mehr Spaß macht als THE FAMILY die Besetzung, die zu 75 % aus B-Horror-Ikonen besteht, die sich, wie und warum auch immer, von Hollow vor die Kamera haben schleifen lassen. Nicht nur, dass das „spot the familiar face“-Spielchen von Haus aus ziemlich unterhaltsam sein kann („Was, DER ist auch dabei?“ – „Den Typen kenn ich doch auch von irgendwoher…“), hat es natürlich seine Vorzüge, wenn man nicht nur Freunde und Verwandte spielen lässt, sondern ein Rudel altgedienter Profis, die ihr Handwerk gelernt haben und wissen, wie man sich vor einer Kamera verhält, auch wenn man doofe Lines aufsagen muss. Und da sind die Todds, Stevens, Scrimms, Lambs, Rochons, Quigleys, Toys und Moseleys dieser Welt halt einfach verlässliche Größen. Auch wenn nur Todd, Stevens, Quigley und Lamb wirklich Parts von Substanz haben (und insbesondere Todd als Belial nicht nur seine ganze Präsenz einbringt, sondern von Hollow tatsächlich auch als der „Star“ des Films in Szene gesetzt wird), das versammelte Volk bringt die Routine von sprichwörtlich hunderten Filmeinsätzen ein und verleiht dem Film eine Credibility, die er, wäre er mit irgendwelchen Nasenbären besetzt, nie haben könnte (obwohl DISCIPLES, glaubt man der IMDb, ein niedrigeres Budget gehabt haben soll als THE FAMILY). Kleinere Parts besetzt Hollow mit Mitgliedern seiner „bewährten“ Troupé, und natürlich fallen Leute wie Burchette oder Shannon Lark im Vergleich zu den Profis deutlich ab, sie ziehen aber nicht den gesamten Film auf ihr Niveau runter. Lodewyck als einziger Hauptdarsteller, der nicht zur Elite bewährter Horror-Mimen gehört, schlägt sich recht wacker.

Wie gesagt – ich will damit nicht im Geringsten andeuten, dass DISCIPLES ein sonderlich sehenswerter Film wäre. Ist er nicht, und natürlich ist er dumm, visuell nicht anregend und mit eher zweifelhaften Spezialeffekten gesegnet, aber er ist eben deutlich besser als THE FAMILY und das muss man schon würdigen. Hollow hat also offenbar den Willen, sich zu verbessern, sich zu professionalisieren, und ich bin der Letzte, der das nicht anerkennen würde. DISCIPLES kann man sich als geplagter Genre-Allesseher zumindest ankucken, ohne sich permanent die Augen rausreißen zu wollen oder seinen DVD-Player mit der Axt zu traktieren und das ist erheblich mehr, als man über THE FAMILY sagen kann. Wer also z.B. die Tony-Todd-Box erworben hat, sollte THE FAMILY tunlichst übesrpringen und mir für die dadurch geschenkte Lebenszeit danken, aber in DISCIPLES kann man wenigstens mal reinkucken, wenn man Bock auf eine Revue bekannter Gesichter hat, auch wenn der sie umgebende Film nicht wahnsinnig viel taugt…

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 1


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