Evil in the Time of Heroes

 
  • Deutscher Titel: Evil in the Time of Heroes
  • Original-Titel: To Kako - Stin Epohi Ton Iroon
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  • Regie: Yorgos Noussias
  • Land: Griechenland
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Argiris Thansoulas (Argyris), Meletis Georgiadis (Meletis), Andreas Kontopoulos (Vakirtzis), Ioanna Pappa (Vicky), Pepi Moschovakou (Marina), Dinos Avgoustidis (Nikias), Orfeas Avgoustidis (Alkiviades), Thanos Tokakis (Johnny), Eftyhia Yakoumi (Olga), Apostolis Totsikas (Androkles), Billy Zane (Prophitis)


Vorwort

Als wir unsere Helden zuletzt verließen, befanden sie sich in einer nicht beneidenswerten Situation – am Mittelkreis eines Fußballstadions, umringt von so ungefähr schlappen fünftausend blutrünstigen Zombies. Wider Erwarten gelingt es ihnen, sich dieser Bredouille zu entziehen und weiter durch die Straßen Athens zu flüchten, bis sie überraschenderweise von höchst lebendigen, dafür aber ebenso unfreundlichen Menschen beschossen werden. Vakirtzis, dem durchgeknallten Soldaten, und einem anderen Überlebenden der Zombie-Apokalypse, ist es zu verdanken, dass „Evil 2“ kein Kurzfilm wird und unsere Heldenseilschaft – nicht ohne Verluste – sich an einem sicheren Ort verbergen können, wo sie zu ihrer Verblüffung auch auf Taxifahrer Argyris treffen, den sie eigentlich gen Ende des ersten Films fatal von einer Eisenstange durchbohrt im Hades wähnten. Argyris ist allerdings pumperlgsund, nur leicht amnesisch, was die Umstände seiner wundersamen Rettung angeht, und gänzlich frustriert, dass sein werter Herr Papa, ein Schürzenjäger vor dem Herrn, genau wie er auf die ebenfalls dazustolpernde Überlebende Vicky abfährt (und Vicky den alten Opa dem dicken Kindskopf erkennbar vorzieht). Auch Vakirtzis findet die Liebe in Gestalt der Armee-Majorin Olga. Es stellt sich heraus, dass die Untotenplage auf Griechenland beschränkt ist und die NATO mittlerweile gewillt ist, aus Gründen der allgemeinen Sicherheit den Staat großräumig zu nuken. Das wäre ausgesprochen unerfreulich, doch zum Glück ist die ganze Misere nicht gänzlich unvorhergesehen – vor dreitausend Jahren brach das Böse schon einmal aus, wurde besiegt und mit der passenden Prophezeihung belegt, dass es einer Gruppe Helden (und einem ganz besonderen Helden) schon gelingen werde, im Wiederholungsfalle erneut das Allerschlimmste zu verhindern. Wird wohl einer der Unsrigen sein (die indes weiter fröhlich dezimiert werden), und welcher davon genau, weiß sicher der geheimnisvolle Kapuzenmönch, der sich mit seinen zwei Dolchen schon eifrig durch ganze Brigaden Untoter metzelt…


Inhalt

Vor fünf Jahren überraschten die Griechen, filmisch in Sachen Horror bis dato eigentlich nicht wirklich aufgefallen, mit der Low-Budget-Zombiekomödie „Evil“ – kein zweites „Braindead“, aber lustig genug, um gut zu unterhalten und offenkundig auch gut genug gelaufen, um eine Fortsetzung lukrativ erscheinen zu lassen, für die mit Billy Zane (dem nach „Tal der Wölfe“ ja auch nichts mehr peinlich sein muss) sogar ein echter Hollywood-Star engagiert wurde (der aber genau wie die einheimischen Akteure auf jegliches Antrittsgeld verzichtete).

Ich gebe zu – ich war gespannt, wie sich die werten Herren Filmverbrecher aus der Bredouille, in die sie sich und ihre Helden zum Ende des ersten Teils gebracht hatten, wieder herausschreiben wollen, mehr (und natürlich Mr. Zane) als selling points brauchte ich da gar nicht, um (dafür werden mich wieder einige schlachten) „Human Centipede“ vom persönlichen Festivalplan zu streichen. Nun, die Antwort ist simpel (ob ich dafür ’ne SPOILER-Warnung setzen soll?): gar nicht, wir sehen noch mal die letzten Einstellungen des ersten Films, dann eine „10 Minuten später“-Einblendung und die Protagonisten sind wieder am Rennen und hinterlassen ein Stadion hingemeuchelter Zombies. Zwei Bonuspunkte für offene Frechheit…

Der eigentliche Film fährt zweigleisig – zum einen haben wir die eigentliche „Fortsetzung“, die nicht mehr, nicht weniger als „more of the same“ darstellt (also diverse Scharmützel mit lebendem und untotem Gesocks mit den bewährten komödiantischen Einlagen, die allerdings für meinen Geschmack nicht so oft zünden wie im Vorgänger), zum anderen einen ausführlichen Ausbau der zugrundeliegenden Mythologie durch eine Parallelhandlung, die den ersten Zombie-Ausbruch vor 3000 Jahren im antiken Griechenland beschreibt und das Konzept der Helden und des von den Toten zurückgekehrten „Retters“ darlegt. Löblich, dass die Autoren sich hier wirklich Mühe gegeben haben (die Charaktere in der Antiken-Handlung sprechen, so behaupten es zumindest Leute, die es wissen müssten, korrektes Altgriechisch, sogar Billy Zane), allerdings hab ich’s trotzdem nicht kapiert, was jedoch hauptsächlich daran liegt, dass (kein FFF ohne Panne) ein Filmriß zur absoluten strategischen Unzeit wohl genau die entscheidenden ein-zwei Minuten vernichtete, die diese Retter-Rolle genauer definieren. Shit happens.

Nichtsdestotrotz, es gibt einige gute Gags (die haben hauptsächlich Vakirtzis und seine Olga respektive Argyris und sein Papa; und in einer Flashback-Sequenz gibt’s sogar Vakirtzis Mama als guy-in-a-dress), Yorgos Noussios treibt die Chose auch wieder in energischem Tempo voran (die drohende Bombardierung sorgt zwar für zusätzlichen Zeitdruck, aber so recht kümmert’s unsere Helden nicht) – für ein bestenfalls semiprofessionelles Produkt ist der Spaß wirklich wieder rasant und auch flott fotografiert und geschnitten (teilweise aber etwas zu hektisch in den Actionszenen), einige hübsche Aerials der Athener Metropole gaukeln Scope vor, den die kleine Produktion (die vermutlich mal wieder frühmorgens gedreht wurde, um die gewünschten leeren Straßen zu haben) sonst nicht hätte, für den Antik-Subplot hat man sich auch ein paar digital mattes des Pantheon aus dem Ärmel geschüttelt, aber niemand wird „Evil 2“ auch nur mit einem durchschnittlichen US-B-Movie verwechseln können.

In Sachen Härte lassen sich die Griechen nicht lumpen, es wird wieder wüst gesplattert, die meisten FX sind durchschau-, aber auch brauchbar (zumal der Streifen ja eine Komödie ist und deswegen nicht unbedingt auf totalen Realismus achten muß), Gliedmaßen, Köpfe, nichts ist sicher, es ist gut blutig, jedoch eben immer zu merken, wenn digital ein bisschen nachgeholfen wurde. Für den anspruchslosen Splatterfreund dürft’s aber reichen.

Die Schauspieler – überwiegend Nasen aus dem griechischen TV – haben ihren Spaß. Die Gewichtung ist gegenüber dem Vorgänger etwas verschoben (da stand die sich anbahnende Love Story zwischen Meletis Georgiadis und Pepi Moschovakou stärker im Vordergrund, dieser Film schiebt Vakirtzis deutlicher in den Fokus), aber die gaze Bande ist mit sichtbarer Begeisterung dabei. Kontopoulous und Georgiadis sind, zusammen mit Moschavakou, wohl die besten „Schauspieler“ im Wortsinn, was nicht heißt, das Genossen wie Thanasoulas nicht auch Laune machen. Billy Zane versucht’s überwiegend durch schiere Präsenz (viel Dialog hat er nicht), aber in der großen Szene, in dem er Thanasoulas auseinandersetzt, was Sache ist und auf totales Unverständnis stößt, sind seine reaction shots durchaus Gold wert.

Fazit: Der richtige Film für einen FFF-Mitternachtsslot – da will man nicht mehr denken, nicht mit anspruchsvollem Arthouse belästigt werden oder oh-so-tiefsinnigen Ekelgore begutachten (zumindest ich nicht), sondern einen zünftigen Randalefilm. Ohne den Exotenbonus für das Herkunftsland Griechenland (den haben die Jungs aus Hellas mit dem ersten Teil aufgebraucht) und eingedenk einer weniger durchgängigen Treffsicherheit der Gags (da kann man schon mal ein paar Minuten auf den nächsten funktionierenden Lacher warten) unterscheidet „Evil in the Time of Heroes“ allerdings eben auch nicht mehr viel von den umpfzig anderen halbprofessionellen Zombiekomödien, die in den letzten Jahren auf uns losgelassen wurden (Last of the Living oder War of the Living Dead 2, um nur zwei Beispiele zu nennen). Der erste „Evil“ war einfach noch ’ne Spur frischer und auch der wohlgemeinte Versuch, eine komplexere Mythologie zu entwerfen (soweit sie für mich nicht durch die Kinotechnik sabotiert wurde), kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Genre Zombie-Komödie insgesamt inzwischen ein wenig streng riecht und man dann schon etwas mehr bieten muss als nur kruden Splatter-Slapstick, um nachhaltig zu begeistern. Kein Totalversager, aber auch nicht ganz so spaßig, wie ich’s erhofft hatte, daher nur 2 Filmrollen (knapp an der dritten gescheitert). Ein gepflegtes „Derka-Derka“ sei mir allerdings gestattet (Insider ;-)).

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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